Der Tod braucht keinen Rettungsring - Susanne Hanika - E-Book

Der Tod braucht keinen Rettungsring E-Book

Susanne Hanika

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Beschreibung

Die Hirschgrundis staunen nicht schlecht, als sich ein monströses Luxus-Wohnmobil seinen Weg auf den Campingplatz bahnt. Heraus steigt Maximilian Struckmann. Der erfolgsverwöhnte Geschäftsmann ist laut, arrogant, rücksichtlos - und er beansprucht den Stellplatz der Hetzeneggers für sich. Natürlich weist Sofia ihn höflich darauf hin, dass der Platz bereits vergeben ist. Doch davon lässt sich ein Struckmann nicht aufhalten. Er kämpft mit allen Mitteln um den Stellplatz. Als der Gröning plötzlich eine Leiche im Hirschgrundsee findet, fragen sich Sofia und die Camper erschrocken: Geht der Unternehmer etwa über Leichen? Und sind die Vroni und der Hetzenegger in Gefahr?

"Der Tod braucht keinen Rettungsring " ist der neunzehnte Teil der erfolgreichen Bayern-Krimi-Reihe "Sofia und die Hirschgrund-Morde" von Susanne Hanika. Krimi trifft auf Humor, Nordlicht auf bayerische Dickschädel, Wieder-Single-Frau auf Jugendliebe und feschen Kommissar - dazu jede Menge Leichen, Mörder und Ganoven. Und all dies vor herrlich bayerischer Kulisse!

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeSofia und die Hirschgrund-Morde – Die SerieTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Über die AutorinIn der nächsten FolgeImpressum

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Über diese Folge

Die Hirschgrundis staunen nicht schlecht, als sich ein monströses Luxus-Wohnmobil seinen Weg auf den Campingplatz bahnt. Heraus steigt Maximilian Struckmann. Der erfolgsverwöhnte Geschäftsmann ist laut, arrogant, rücksichtlos - und er beansprucht den Stellplatz der Hetzeneggers für sich. Natürlich weist Sofia ihn höflich darauf hin, dass der Platz bereits vergeben ist. Doch davon lässt sich ein Struckmann nicht aufhalten. Er kämpft mit allen Mitteln um den Stellplatz. Als der Gröning plötzlich eine Leiche im Hirschgrundsee findet, fragen sich Sofia und die Camper erschrocken: Geht der Unternehmer etwa über Leichen? Und sind die Vroni und der Hetzenegger in Gefahr?

Sofia und die Hirschgrund-Morde –Die Serie

Blaues Wasser, klare Luft, in der Ferne bei schönem Wetter die Alpen – das ist der Hirschgrund, ein idyllischer See mitten in Bayern. Nebenan der gleichnamige Campingplatz. Doch die Idylle trügt – denn diese Saison wird mörderisch.

Kaum ist die neue Besitzerin Sofia auf dem Platz angekommen, stolpert sie über den ersten Toten. Sofia ist entsetzt! Und dann neugierig. Bald schon entdeckt sie ihr Talent fürs Ermitteln und fängt an, in der bayerischen Idylle so einiges umzukrempeln …

SUSANNE HANIKA

Der Tod brauchtkeinen Rettungsring

Ein Bayernkrimi

Kapitel 1

Ein schöner, warmer Tag war angebrochen. Die Sonne strahlte vom Himmel, und nur ein paar kleine Schäfchenwolken sorgten für den bayerischen Look in Blau-Weiß. In Blümchenbluse und heller Jeans saß ich hinter meinem neuen, schicken Tresen in der Rezeption und kümmerte mich um den Bürokram. Dieses Jahr hatte ich fest vor, alles sehr professionell zu erledigen und mich weniger von WhatsApp & Co. ablenken zu lassen. Schluss mit all den lustigen Instagram Reels!

Die Frühstückssemmelchen waren schon verkauft und neue Gäste noch nicht im Anmarsch. Wie Anfang Mai üblich, war der Platz nur locker besetzt, mit Rentnern oder Eltern mit kleinen Kindern, die die sonnigen Tage nutzen wollten. Darunter natürlich auch meine Dauercamper, die jede Schönwetterphase – und auch oft jede Schlechtwetterphase – mitnahmen, weil nichts schöner war als viel frische Luft. Und davon hatten wir hier am Hirschgrunder See genug!

Durch das gekippte Fenster hörte ich die vormittäglichen Geräusche des Campingplatzes. Zwei Kinder quietschten begeistert, das Rattern eines Toilettenwägelchens kam näher und entfernte sich wieder. Schließlich hörte ich von Weitem Hermine Würth, die an dem leicht aufgeregten, atemlosen Unterton in ihrer Stimme zu erkennen war, mit dem sie am liebsten ohne Pause aus ihrem Leben erzählte. Wenn, dann waren nur kurze Zwischenfragen erwünscht. Meine Dauercamper liebten sie, denn sie hatte stets ungewöhnliche Geschichten zu berichten. Hermine Würth war Köchin und hatte schon viele aufregende Stellen in europäischen Adelshäusern innegehabt. Das begeisterte besonders Vroni unglaublich, denn Hermine konnte die Leibspeisen der schwedischen Königsfamilie, des norwegischen Thronfolgers und des spanischen Prinzenpaars herunterrattern. Und da Vroni sich sehr gerne in Frauenzeitschriften informierte, waren das unschätzbar wertvolle Zusatzinformationen!

Normalerweise begann Hermine Würth einen Monolog mit den Worten: »Ich bin ja so froh, hier ein bisschen runterzukommen! Was für eine Erholung, dieser Platz ist wirklich eine Oase für die Seele!«

Das stimmte natürlich, und auch die Camper hatte sie damit auf ihrer Seite. Seele baumeln lassen am Hirschgrunder See war groß angesagt, vor allen Dingen mit einem Tässchen Kaffee bei Fräulein Schmitts. Das war Evelyns wunderbares Café am Ufer, mit Blick auf den glitzernden See und die weiten Wälder am anderen Ufer. Da konnte man bei Mohnschnecken so was von die Seele baumeln lassen!

Gerade spuckte der Drucker meinen Ausdruck aus: »Achtung, liebe Dauercamper, liebe Hirschgrundis! Ab dem 9.5. wird wieder die Elektroprüfung durchgeführt. Der Termin für Ihren Platz kann in der Liste in der Rezeption eingesehen werden. Sie werden auch gesondert per E-Mail informiert. Bitte die Termine einhalten, um Mehrkosten zu vermeiden! Vielen Dank!«

Das mit den Mehrkosten hatte ich aus einem Schreiben übernommen, das meine Nonna einmal aufgesetzt hatte. Sie hatte den Campingplatz vor mir geführt, und ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass sich irgendjemand nicht an die Termine gehalten hatte, die sie ansetzte. Zu groß war die Gefahr, sich ihren ewigen Zorn zuzuziehen!

Das Dingeln der Rezeptionsglocke ließ mich aufblicken.

Der Gröning!

Mein ältester Camper, wie üblich in einem grün karierten Hemd und einer beigen Outdoorhose, die an den Knien Erdspuren aufwies – kein Wunder, er bückte sich oft nach kleinen Tierchen oder kniete auf dem Waldboden, um ein Pflänzchen zu bestimmen.

»Ich möchte einen Diebstahl melden«, kündigte er ohne Gruß an.

»Ich bin nicht die Polizeidienststelle«, erklärte ich ihm.

»Gestern war sie noch da«, machte er weiter und ging auf meinen Einwand nicht ein, vermutlich, weil er ihn gar nicht gehört hatte. Schließlich war er schwerhörig.

»Sie?«, fragte ich.

»Nein. Die Badehose«, antwortete er. »Die hing an meiner Wäscheleine hinter dem Wohnwagen.«

Ich nickte, nahm einen Zettel und schrieb: »Badehose vermisst, bitte in der Rezeption melden.«

»Okay«, schrie ich und wedelte mit dem Zettel.

Er runzelte die Stirn, bedanke sich dann aber und ging wieder.

Ich grinste, während ich den Zettel an die Rezeptionstür pinnte. Dass die alte Badehose vom Gröning gestohlen worden war, bezweifelte ich. Sie war nämlich über die Jahre labberig und durchsichtig geworden, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand mit klarem Verstand so etwas klaute. Gerade als ich mich wieder hinter den Tresen gesetzt hatte und die Liste ausdruckte, wer denn wann mit der Elektroprüfung zu rechnen hatte, ging die Tür wieder auf.

Allein an den selbstbewussten Schritten konnte ich hören, dass Maximilian Struckmann in die Rezeption gestürmt kam.

Struckmanns Familie war mit Kosmetikprodukten reich geworden. Nicht nur reich. Sehr reich. Vor Jahrzehnten – da waren die Struckmanns auch schon ultrareich gewesen – hatten seine Eltern einen Stammplatz am See gehabt, und von hier stammten Maximilians schönste Kindheitserinnerungen, wie er mir schon mehrfach erzählt hatte. Aktuell war er damit beschäftigt, herauszufinden, welchen Platz seine Eltern damals belegt hatten. Und ich wusste ziemlich genau, dass ich im letzten Winter alles Mögliche weggeworfen hatte, unter anderem auch die Unterlagen aus den Jahren 1968 bis 1978, als die Struckmanns hier Urlaub gemacht hatten.

»Ich habe noch immer nichts gefunden«, wiederholte ich mich. »Ich bin mir wirklich sehr sicher, dass ich die Unterlagen nicht mehr habe.«

Bevor ich ihm tröstend sagen konnte, dass er ja wirklich einen sehr, sehr schönen Seeplatz hatte, noch dazu einen der größten, und dass er sich jetzt mal gefälligst nicht so anstellen sollte, jeder andere würde sich die Finger abschlecken bei so einer Lage, sagte er mit seiner sonoren Stimme: »Kein Problem, Sofia!«

Er hatte darauf bestanden, dass wir uns duzten, wegen der vielen gemeinsamen Erinnerungen, die wir hatten. Natürlich hatte ich an ihn keinerlei Erinnerungen, weil ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht geboren war.

»Ich habe den Platz selbst gefunden!«

Die Rezeptionstür ging schon wieder auf, und die Schmidkunz kam herein. Ich nahm meine Liste aus dem Drucker und legte sie auf den Tresen. Die Schmidkunz linste sogleich herüber und suchte nach ihrem Namen.

»Sehen Sie, ich habe alte Bilder aus der Zeit gefunden, und ich habe auch schon rekonstruiert, um welchen Platz es sich handeln muss.«

Er knallte einen Stapel von alten Bildern auf den Tresen. Auf dem obersten konnte man einen schlaksigen Jungen erkennen, der vor einem kleinen Knaus-Wohnwagen stand, in der Hand ein Schäufelchen. Seine Mutter stand in der offenen Tür des Wohnwagens, sie hatte ein enges oranges Blüschen an und eine ebenso enge orange gestreifte Hose, die aussah, als wäre sie aus Frotteestoff. Ihre Hornbrille war ziemlich siebzigerjahremäßig, schmal, mit nach oben gebogenen Brillengläsern, ihre Haare waren blondiert und flott geschnitten. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Marilyn Monroe, die Kleidung betonte ihren großen Busen und die schmale Taille.

Was man auch sehr gut erkennen konnte, waren ein paar Birken im Vordergrund.

Es waren nicht drei, wie heutzutage, sondern fünf. Aber man konnte erahnen, dass sie einmal groß werden und am Nachmittag den perfekten Schatten spenden würden.

»Platz sieben«, erklärte er mir triumphierend.

»Ähm. Ja. Richtig«, stimmte ich zu, da Lügen keine Option war. »Aber der ist belegt. Auf den kannst du dein Wohnmobil nicht stellen.«

Ich wurde ein wenig unruhig, als ich sah, wie er seine Hände rieb, als hätte er eine aufregende Mission vor sich.

»Wann fahren die ab?«, fragte er begeistert. »Ich jedenfalls werde den ganzen Sommer über bleiben!«

»Die Hetzeneggers«, hörte ich die Schmidkunz erschrocken zischen.

»Die Hetzeneggers werden auch den ganzen Sommer über bleiben«, erklärte ich sehr freundlich, obwohl ich schon ahnte, dass da jede Menge Ärger auf mich zukam.

»Die Hetzeneggers können ja meinen Platz haben«, schlug er ebenfalls sehr freundlich vor, und mein Herzschlag explodierte allein bei dem Gedanken, dem Hetzenegger sagen zu müssen, er solle sein sauteures Vorzelt abbauen und den geliebten Platz bei den drei Birken räumen.

»Nein«, sagte ich, auch wieder sehr freundlich. »Dein Stellplatz ist ja sehr nahe am Platz Nummer sieben, und ich finde …«

Bevor ich sagen konnte, was ich fand, rief er begeistert: »Ich kaufe den Platz!«

Die Schmidkunz drehte sich sofort um und verließ die Rezeption. Anscheinend musste sie das sofort weitertratschen und hatte ihr eigentliches Anliegen darüber ganz vergessen. Mein uralter Hund Milo japste im Schlaf, und im nächsten Moment stank es ganz furchtbar. Eilig sprang ich auf, um zu lüften, und fragte erstaunt: »Den Campingplatz? Du willst den Campingplatz kaufen?«

»Nein, den Stellplatz.«

»Ich verkaufe keine Stellplätze«, erläuterte ich und klang dabei ein bisschen nach Tante Prusseliese aus »Pippi Langstrumpf«.

»Dann werde ich mit den jetzigen Mietern eine Lösung finden«, überlegte er und drehte sich schon um.

»Moment!«, rief ich ihm nach, aber er war schon weg.

Während ich weiter meiner Bürotätigkeit nachging, war in der Hirschgrunder WhatsApp-Gruppe die Hölle los.

Ich schaltete das Handy auf stumm, mich an meinen guten Vorsatz erinnernd.

Das Handy hüpfte brummend neben meiner Computertastatur, als ein Anruf einging.

Ich ignorierte es.

Danach ging die Rezeptionsglocke.

Als Erste kam Evelyn, obwohl sie in ihrem Café stehen sollte.

»Stimmt das?«

»Ja«, sagte ich, weil ich wusste, weshalb sie gekommen war.

»Vroni heult sich schon die Augen aus«, informierte sie mich.

»Natürlich gebe ich ihm den Stellplatz auf gar keinen Fall«, sagte ich, ohne meinen Blick vom Bildschirm zu nehmen.

»Sie ist fix und alle«, sagte Evelyn.

»Was denkt sie denn von mir!« Nun sah ich doch auf. »Ich verkaufe nichts. Weder den Campingplatz noch einzelne Stellplätze.«

Evelyn zuckte mit den Achseln, dann erschien die Schmidkunz, um mich ebenfalls darüber zu informieren, dass die Vroni einem Nervenzusammenbruch nahe war.

»Ich rede mit ihr«, versprach ich ihr.

»Am besten jetzt gleich«, sagte Evelyn, »sonst kriegt sie noch einen Herzinfarkt.«

Das konnte ich natürlich nicht zulassen! Ich stand auf und ging, begleitet von meiner aufgeregten Junghündin Lola, die sich auch in einer Rettungsmission wähnte, und ihrer Mutter Clärchen den Weg hinunter zum hetzeneggerschen Wohnwagen. Eine Mutter mit zwei kleinen Mädchen kam uns entgegen, eines der Mädchen war anscheinend im Kleidchen in den See gefallen und lief nun lachend und tropfend zurück zum Wohnwagen. Direkt bei meinen Johannisbeerbüschen saß Ferdinand Thum vor seinem Wohnmobil. Er sah ein wenig aus wie Rübezahl aus den Sagen des Riesengebirges. Er war schon ein paar Tage da und tat eigentlich nichts anderes, als vor seinem Camper zu sitzen und in die Sonne zu blinzeln. Wenn er aufstand, verschlug es einem den Atem, denn er war bestimmt zwei Meter groß. Er trug einen langen, dichten schwarzen Bart, und sein Kopfhaar war lockig und ungebändigt. Er hätte nur noch einen knorrigen Wanderstock gebraucht, um einen grantigen Riesen spielen zu können! Ob er grantig war oder nicht, konnte man wegen seines struppigen Barts nicht sagen. Sein Bedürfnis nach Unterhaltung war wirklich minimal, außer einem kurzen Gruß hier und da hatte ich von ihm noch nichts gehört.

Ich grüßte auch jetzt und ging weiter, während mir die Schmidkunz erläuterte: »Ich finde auch nicht, dass dieser Maximilian hierher passt.«

Nun gut, da war sie nicht einer Meinung mit Evelyn, die gerne wieder eine Sommeraffäre gehabt hätte und schon überlegte, wie sie ihn zu einem Ausflug nach Regensburg animieren konnte.

»Allein schon der Gedanke, dass er einfach einen Stellplatz kauft, das ist doch wirklich sehr eigenartig!«

Für jemanden mit ganz viel Geld wahrscheinlich nicht.

»Ich verkaufe keine Stellplätze«, versprach ich schon wieder.

Kurz bevor ich beim hetzeneggerschen Stellplatz ankam, hörte ich ein Geräusch, dass mich als Campingplatzbesitzerin immer zusammenzucken ließ.

Wasserplätschern!

Genau so klang es, wenn jemand Abwasser aus dem Wohnwagen rinnen ließ und keinen Eimer oder Abwasserbehälter untergestellt hatte! In letzter Zeit war das ziemlich häufig vorgekommen, anscheinend waren viele Leute der Meinung, dass »das bisschen Wasser« nicht störte. Und ich hatte dann die kleinen Nudeln, Fettaugen und Spülmittelflecken auf meinem Rasen!

Die Sache mit Vroni musste warten, denn bevor ich nicht den Täter in flagranti ertappt hatte, konnte ich mich sowieso auf kein normales Gespräch konzentrieren. Gebückt ging ich weiter, sah unter die Wohnwägen rechts und links, bis mich das Geräusch in Richtung von Maximilians Wohnmobil führte.

Maximilian hatte eine Wäscheleine gespannt, die dicht mit großen Badehandtüchern behängt war, graue Frotteehandtücher von bester Qualität sowie ein schnelltrocknendes Microfaser-Handtuch in Orange. Ich ging noch weiter in die Hocke, denn ich hörte es schon wieder plätschern, diesmal so nahe, dass klar war, dass ich den Übeltäter gefunden hatte! Energisch riss ich den Vorhang aus Badehandtüchern zur Seite, für einen kurzen Moment wurde mir von der gebückten Haltung schwindelig, und ich sah nur schwarz, dann hatte ich aber wieder klaren Blick auf den nackten Penis.

Ich schnappte nach Luft.

Direkt vor mir stand Maximilian, der gerade eine Flasche Wasser ausschüttete, ins Gras vor seinem Wohnmobil.

»Was machen Sie denn hier?«, krächzte ich.

»Das Wasser hat so abgestanden geschmeckt«, erklärte er mit einer Stimme, als wäre er nicht nackt und als hätte ich nicht gerade die Handtücher weggerissen und wäre in gebückter Haltung hier herumgeschlichen.

Neben mir quietschte die Schmidkunz auf, sie war auch unter den Handtüchern durchgetaucht, wahrscheinlich, weil mein Popo noch immer zwischen den Handtüchern hervorlugte.

»Entschuldigung!«, stammelte sie.

»Oh mein Gott!«, rief die Vroni aus, die nun auch neben uns auftauchte. Ihre Stimme klang nach einem kurz bevorstehenden hysterischen Anfall. »Ich habe nur Sofia gesucht!«, erklärte sie kraftlos. »Ich wusste ja nicht … Wollten Sie gerade die Badehose wechseln?«

»Nein«, erklärte Maximilian mit liebenswürdiger Stimme. »Ich bin ein Anhänger der Freikörperkultur und mache nichts lieber, als meinen Körper der Natur auszusetzen. Ohne Kleidung fühlt man sich leicht und unbeschwert.«

Bevor wir uns wieder zurückziehen konnten, erschien auch noch Evelyn neben uns. Sie quietschte nicht und schrie auch nicht »Himmel!«, sondern fragte sachlich: »Kann ich helfen?«

»Nein danke«, antwortete ich automatisch. »Es hat sich schon alles geklärt.«

Für Vroni hatte sich gar nichts geklärt.

»FKK!«, zischte sie mir zu, während wir zum hetzeneggerschen Wohnwagen gingen. Bestimmt waren wir noch in Hörweite, aber das hinderte sie nicht daran, weiter zu schimpfen. »Da kannst du dir ja vorstellen, was der vorhat!«

»Was denn?«, fragte die Schmidkunz, um deren Fantasie es nicht so gut bestellt war.

»Er will garantiert einen FKK-Strand!«, stieß die Vroni empört hervor, während sie ihrem Mann noch die ganze Geschichte erzählte. »Der bietet dir jetzt unendlich viel Geld an, nur damit du einen Teil vom Strand zur FKK-Zone machst.«

»Nein«, versuchte ich sie zu beruhigen, »das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Oder gleich den ganzen Strand!«, schimpfte sie weiter. »Sodom und Gomorrha!«

»Na ja, so ein paar Nackerte, das stört doch nicht«, überlegte der Hetzenegger friedlich, während er den Campingkatalog weglegte, in dem er gerade nach Neuheiten stöberte. »Jedenfalls wenn sie gut gebaut sind.«

»Franz!«, schnappte Vroni nach Luft. »Stell dir vor, der Elias kommt zu Besuch und muss sich Nackerte anschauen! Das kann ich nicht verantworten!«

Dem Hetzenegger schien das nichts auszumachen, aber er hielt wohlweislich den Mund. Neben uns tauchte der Gröning auf und dehnte an seinem Ohrwaschel herum.

»Sofia, du schmeißt den sofort vom Campingplatz!«, ordnete Vroni an. »Der soll sich was anziehen und dann einfach abfahren!« Sie schnappte abermals nach Luft und setzte sehr energisch hinzu: »Meinetwegen kann er auch nackert abfahren. So eine Belästigung lassen wir uns nicht gefallen!«

»Na ja, wir hätten ihn ja gar nicht nackt gesehen, wenn wir nicht auf seinen Platz gestürmt wären«, wandte ich ein.

»Wehret den Anfängen!«, erwiderte die Vroni energisch. »Ich fasse es nicht! Den Körper der Natur aussetzen, das ist ja wohl das Allerletzte!«

Das mit der Natur hatte jetzt auch der Gröning verstanden.

»Das ist gut«, behauptete er, »die Natur muss erhalten bleiben.«

Vroni warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Ein Hörgerät wär nicht schlecht!«, brüllte sie ihn an, obwohl sie sonst immer so nachsichtig mit ihm war. »Jetzt sag doch was, Evelyn!«

Dass Evelyn nackte Männer überhaupt nicht störten, wussten wir alle.

»Er sieht ja nicht schlecht aus«, sagte sie auch wie erwartet. »Und ich würde es mir mit ihm jetzt nicht unbedingt verderben.« Besonders, weil gerade kein anderer heißer Mann auf dem Platz war. »Gegen ein bisschen Nacktheit ist nichts einzuwenden!«

Vroni sah aus, als wäre sie kurz vorm Platzen.

»Gerade zu unseren Summer Weeks mit Thema ›Hawaii‹ würde das passen«, grübelte Evelyn. »Wenn jeder von uns ein Baströckchen tragen würde, und über die nackten Brüste dann so Blumengirlanden …« Sie grinste, als sie Vronis Miene sah und fügte hinzu: »Nur ein Scherz.«

»Ihr müsst euren Platz auf gar keinen Fall räumen«, beruhigte ich Vroni. »Ihr braucht euch keine Gedanken zu machen. Er kann mir so viel Geld bieten, wie er will, versprochen!«

»Er hat dir Geld geboten?«, kreischte die Vroni los. »Er hat dir schon …«

»Nein, hat er nicht!«, unterbrach ich sie hastig.

»Aber das kommt noch«, jammerte die Vroni. »Und ihr werdet sehen, wohin das führt, lauter Nackte, überall! Nicht nur am Strand! Die werden dann nackert bei dir in der Rezeption stehen, die werden nackt mit dem Rad hier herumfahren, und wir werden uns hier nicht mehr wohlfühlen.«

»Nein, das werde ich natürlich nicht erlauben«, beruhigte ich sie.

»Und dann stehst du im Campingladen und willst deine Semmelchen holen, und dann steht hinter dir einer, mit seinem freischwingenden …«

Evelyn lachte. Vroni warf ihr einen bösen Blick zu.

»Die leihen sich dann unser Ruderboot! Und sitzen mit ihrem nackten Popo auf dem Sitzplatz! Das ist unhygienisch!«

»Stopp!«, unterbrach ich ihre Ausführungen. »Ich werde hier keinen FKK-Campingplatz eröffnen, wir brauchen uns jetzt daher auch gar nicht vorzustellen, was das bedeuten würde!«

Vroni sah aus, als läge ihr noch einiges auf den Lippen.

»FKK?«, fragte der Gröning, der endlich mal etwas hörte. »Also, mir bleibt auch bald nichts anderes übrig. Als FKK!«, behauptete er, und wir starrten ihn sehr verblüfft an.

»Meine Badehose ist nämlich weg!«

Kapitel 2

Von Maximilian sahen und hörten wir den Rest des Tages nichts mehr. Das fühlte sich ein wenig beunruhigend an, als würde er etwas planen. Am Abend fuhr ich nach Regensburg, denn mein Freund Jonas, der bei der Kripo arbeitete, hatte mich dorthin zum Essen eingeladen. Das half auf jeden Fall ungemein, mich von all den Themen abzulenken, die meine Camper gerade so erregten. Wie FKK, Enteignung der Hetzeneggers und den Badehosendieb. Nach einem gemütlichen Abend bei einem Mesopotamier verbrachten wir Stunden in Jonas schmalem Bett in seiner winzigen Wohnung, wo ich schließlich in seinen Armen einschlief. Denn Evelyn hatte mir versprochen, am nächsten Tag in der Früh den Campingladen und die Rezeption zu übernehmen.

Am nächsten Morgen beschloss ich beim Heimkommen, mich heimlich in meine Wohnung zu schleichen. Daraus wurde natürlich nichts, allein schon, weil die Hunde aus der Rezeption stürmten und mich mit so viel Freude begrüßten, als hätten sie nicht damit gerechnet, mich jemals wieder lebend zu sehen. Außerdem standen die gesamten Hirschgrundis in der Rezeption versammelt und liefen mir entgegen, als hätten auch sie nicht mehr damit gerechnet, dass ich zurückkam.

Vroni sah aus, als hätte sie nicht geschlafen, und wenn, dann in der Rezeption. Der Hetzenegger wirkte, als hätte er Bluthochdruck und vergessen, seine Medikamente zu nehmen. Die Schmidkunz schien besorgt.

»Sofia«, stieß die Vroni hervor, ohne Gruß und ohne Lächeln. »Der will sich mit uns und seinem Rechtsanwalt treffen!«

»Dem werd ich das Gas schon einstellen!«, dröhnte der Hetzenegger los. »Wenn der meint, ich lass mich von seinem Geld einschüchtern, hat er sich geschnitten! Gewaltig!«

»Ein Rechtsanwalt!«, jammerte die Vroni weiter.

»Der kann uns gar nichts«, polterte ihr Mann.

»Keine Sorge«, sagte ich, noch beschwingt vom letzten Abend, an dem all meine Sorgen sehr weit weg gewesen waren. Evelyn hatte recht. Sex half ungemein bei der Bewältigung jeglicher Art von Problemen.

Die Hirschgrundis verfolgten mich in die Rezeption.

»Das mit dem Rechtsanwalt könnt ihr vergessen. Schluss. Aus. Es wird einfach kein Treffen geben.«

»Danke, Sofia!« Ein schwaches Lächeln huschte über Vronis Lippen.

»Ich verkaufe gar nichts!«, erklärte ich sehr bestimmt. Am liebsten hätte ich dazu gesagt: Und nun geht schwimmen. Und Mohnschnecken essen. Aber das kam mir unpassend vor.

Die Schmidkunzens und die Hetzeneggers verließen den Raum, während Evelyn noch halb über dem Tresen lag und interessiert durchs Fenster sah.

»Ich schmeiß ihn einfach raus«, erklärte ich gechillt.

Evelyn zwinkerte mir zu: »Ach was, so übel ist der nicht. Lass sie das einfach mal besprechen, ich moderier das schon, und wir finden eine Lösung. Am besten mischst du dich gar nicht ein!«

Ich hob eine Augenbraue. Meines Erachtens gab es nur die Lösung, dass die Hetzeneggers dort blieben, wo sie waren. Bei ihren drei Birken nämlich!

»Warst du mit ihm im Bett?«

»Nein«, antwortete sie und lächelte. Das erklärte, weshalb sie nicht wollte, dass er abreiste.

»Und was willst du da moderieren?«, fragte ich neugierig.

Sie zuckte mit den Schultern. So etwas plante Evelyn einfach nicht.

Clärchen kratzte an der Tür zur Wohnung und fiepte. Für sie war es Zeit, sich auf meinem Bett zum Vormittagsschläfchen zusammenzurollen. Ich wünschte, ich könnte es ihr gleichtun!

Ich weiß nicht, weshalb ich dieses ganze Theater nicht von Anfang an stoppte. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich vermutlich Maximilian doch vom Platz verweisen sollen oder zumindest seine Pläne im Keim ersticken.

Mittags kam Alex vorbei, mein Freund aus Jugendtagen und sah sich mit mir meinen Garten an. Durch die Mordermittlungen im Winter war der komplett verwüstet worden. Inzwischen wuchs hier zwar einiges, aber leider hauptsächlich Unkraut. Lola fegte wie ein Wirbelsturm durch die Überreste des Pavillons und fing dann eifrig zu scharren an.

»Bevor du das mit dem Pavillon nicht entschieden hast, bringt es gar nichts, da neu anzusäen«, sagte Alex. Er hatte mir den Arm um die Schulter gelegt, und wir sahen uns gemeinsam die tiefen Traktorspuren an, die man statt eines Rasens sehen konnte.

»Da hast du wohl recht«, stimmte ich zu und reckte mein Gesicht in die Sonne. »Sabrina will mir demnächst Vorschläge zeigen, was man aus dem Pavillon machen könnte.«

Wir sahen gemeinsam Lola zu, die das genau wusste: Geheimverstecke anlegen und irgendwelche Knochen oder Socken eingraben.

»Wenn du willst, kann ich dir die Erde wieder platt machen, und du wirfst Grassamen drauf«, sagte er. »Falls es dich stört, dass es so unordentlich aussieht.«

»Unordnung stört mich nicht«, verriet ich ihm und erzählte von Maximilian, den Hetzeneggers und dem Rechtsanwalt, also von Dingen, die mich wirklich störten.

»Willst du mit ins Café?«, fragte ich, weil mir nämlich schon der Magen knurrte.

Alex hatte keine Zeit, versprach aber: »Wenn du das mit dem Pavillon geklärt hast, sag einfach Bescheid, dann komm ich wieder vorbei!«

Wir trennten uns vor der Rezeption. Er stieg in seinen Pick-up, ich ging Richtung See.

Obwohl es noch nicht einmal Sommer war, war es mittags schon heiß und schwül, kein Lüftchen regte sich. Im Café war gerade wenig los, und ich orderte eine Poke Bowl.