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"Ihr persönliches Zimmermädchen", vernahm er passend zu ihrem geplanten Rollenspiel, während er bereits eine fordernde Hand in seinem Schritt spürte. Sie schauten sich tief in die Augen, bis ihr Verlangen überhandnahm. Nach dem ersten kurzen Austausch von Körperflüssigkeiten gingen sie erwartungsvoll ins abgedunkelte Zimmer hinein. Es ist ein perfektes Liebesnest, dachte Peter mit einem verwegenen Lächeln. Das Stundenhotel Boutique bietet seinen Kunden eine Vielzahl an Möglichkeiten, die der gebeutelte Geschäftsmann Peter immer mehr zu schätzen und zu nutzen weiß. Parallel dazu konsultiert er eine Psychotherapeutin, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten, nicht ahnend, dass ihm ausgerechnet diese "Hilfestellung" zum Verhängnis werden wird … – Fesselnd bis zur letzten Seite!
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Seitenzahl: 549
Veröffentlichungsjahr: 2025
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© 2025 novum publishing gmbh
Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0632-7
ISBN e-book: 978-3-7116-0633-4
Lektorat: Alexandra Eryiğit-Klos
Umschlagabbildung: Ihor Svetiukha, Goce Risteski | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
(Rainer Maria Rilke, 1903)
21. April
Peter zog die Kapuze seiner dicken Jacke im Windfang vor der Hoteltür von seinem Kopf und versuchte sich die Regennässe ein wenig von der Überbekleidung abzustreifen. Es war zwar nicht kalt, hatte jedoch eben begonnen in Strömen zu gießen. Von diesem Sauwetter ließ er sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen, denn er war voll darauf fixiert, was ihn heute Nacht erwartete. Und so betrat er am Sonntag gegen 21 Uhr ohne Gepäck, aber dafür umso aufgeregter das Hotel.
Er war bereits mehrfach hier gewesen und wandte sich umgehend an den Rezeptionisten. „Ich habe heute Nachmittag angerufen, wegen der Suite. Mayer mein Name.“
„Ich weiß, Mayer mit y, Peter Mayer.“ Der klapprige Hotelportier kannte den Stammgast mit seinem dunklen Haar und den leicht ergrauten Schläfen seit geraumer Zeit von einigen Aufenthalten bei ihm im Hotel. „Wollen Sie die ganze Nacht bleiben?“
„Ja“, antwortete er wortkarg und senkte den Kopf leicht ab, da er wusste, dass dies hier nicht üblich war.
„Ist auch besser bei diesem furchtbaren Wetter. Selbstverständlich erhalten Sie Ihre Stammsuite, Herr Mayer. Das wären dann 180 Euro. Bar oder Kreditkarte?“ Peter zog den Betrag aus seiner Brieftasche und legte ihn auf das Pult. Der Rezeptionist blickte ihm mit seinen müden Augen direkt ins Gesicht. „Die ganze Nacht also“, wiederholte der alte Mann scheinbar verdutzt.
„Ich habe schon verstanden“, unterbrach ihn Peter kurzerhand, nachdem er den erwartungsvoll gewordenen Blick des Portiers gedeutet hatte. „Ich bin mir sicher, Sie finden wie immer die richtige Lösung, mein Freund“, erwiderte Peter und überlegte nicht lange, sondern griff postwendend zu seiner Geldbörse. Er zog einen Fünfzigeuroschein heraus und schob ihn dezent über das Pult. Nun nickte der Rezeptionist zufrieden und füllte den Check-in-Handzettel aus. Nach ein paar Eingaben am Magnetschreibgerät war die Plastikkarte entsprechend programmiert. Er stand auf und streckte diese Peter geradewegs entgegen.
„Bitte sehr. Die Karte entsperrt Ihre Zimmertür bis Mitternacht. Natürlich können Sie noch etwas länger im Zimmer bleiben“, zwinkerte ihm der Portier zu und lächelte versöhnlich. „Ich habe morgen früh ohnehin Dienst und bin die ganze Zeit über hier im Haus. Ich verspreche Ihnen, dafür zu sorgen, dass Sie niemand stört.“ Erleichtert schnappte ihm Peter die Schlüsselkarte aus der Hand und bedankte sich mit einem charmanten Hochziehen seiner Augenbrauen. „Gern geschehen, ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt, Herr Mayer.“
Schwungvoll ging Peter in Richtung Stiege und verschwand entschlossenen Schrittes in die oberen Stockwerke. In der Suite angekommen, nahm er das mitgebrachte Päckchen mit Kabelbindern und eine spitze Schere aus seiner Jacke und legte beides auf das Nachtkästchen. Ein hastiger Blick rundum verriet ihm, dass es hier für sein Vorhaben zu hell war. Er griff zum großen Kandelaber auf dem Sideboard an der Wand am Fußende des Bettes und dimmte das Licht erst einmal kräftig runter. So. Das ist dunkel genug. Im Anschluss zog er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, kontrollierte zur Sicherheit, ob das automatische Mitsenden der eigenen Nummer ausgeschaltet war, und begann zu telefonieren.
„Alles geregelt, du kannst hochkommen“, flüsterte er ins Telefon und schaltete dieses schließlich ganz ab. Heute Nacht wollte er absolut ungestört sein.
Ein paar Minuten später öffnete sich die Glastür des Hoteleingangs abermals. Da aber niemand zum Check-in-Pult um die Ecke kam, blieb der Rezeptionist in seinem bequemen Stuhl dahinter sitzen. Keinesfalls wollte er seine alten Knochen übermäßig strapazieren. Den Geräuschen nach ging die eintreffende Person zielstrebig die Treppen rauf in die oberen Stockwerke. Ah, Nummer zwei, diskret wie üblich, dachte er und lagerte die Beine auf dem vor seinem Sessel stehenden Hocker ein wenig hoch. Eine Stunde würde er noch wach bleiben. Dann könnte er die Lehne bequem nach hinten kippen und die Nacht über etwas schlafen. Die Eingangstür zum Hotel war ja ohnehin unversperrt, und wenn heute doch jemand spontan ein Zimmer brauchte, würde der Gast sowieso direkt an die Rezeption kommen müssen. Das reichte dann, um ihn aus seinem mittlerweile bereits sehr leichten Schlaf zu wecken.
Die Tür seiner Suite hatte Peter nur leicht angelehnt gelassen. Sie verfügte zwar über einen Weitwinkelspion, durch den er den Gang hätte beobachten können, aber es war ihm zu mühsam mit sprichwörtlich heraushängender Zunge durch das kleine Loch zu blicken. Schließlich wollten die beiden „Turteltäubchen“ keine Zeit verlieren. Turteln war bei diesem Treffen allerdings weniger angesagt. Heute werde ich es dem Miststück richtig besorgen, ging es ihm durch den Kopf, und er merkte, dass er auch vorab in seinen Gedanken damit begann, sich eine entsprechende Wortwahl für seine angehende dominante Rolle zurechtzulegen.
Das grelle Ganglicht sprang über den Bewegungssensor an und warf einen schmalen erhellten Streifen in den um die Ecke gehenden Vorraumbereich des Zimmers. Peter hörte schon die zarten Schritte im Flur und sein Puls begann vor Aufregung etwas schneller zu schlagen. Er wartete hinter der Zimmertür, als diese von außen ganz aufgedrückt wurde. Endlich ist das Luder da. Kaum drinnen, wurde die Eingangstür geschlossen und umgehend versperrt. Die paar in einer Papiertasche für die Nacht mitgebrachten Utensilien nahm Peter an sich und stellte diese erst mal achtlos auf die Kommode.
„Sie haben Zimmerservice bestellt?“
„Ja. Für die ganze Nacht. Wer lässt fragen?“, antwortete Peter mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Ihr persönliches Zimmermädchen“, vernahm er passend zu ihrem geplanten Rollenspiel, während er bereits eine fordernde Hand in seinem Schritt spürte. Sie schauten sich tief in die Augen, bis ihr Verlangen überhandnahm und sie sich intensiv küssten.
Nach dem ersten kurzen Austausch von Körperflüssigkeiten gingen die beiden erwartungsvoll weiter ins abgedunkelte Zimmer hinein. Es ist ein perfektes Liebesnest, dachte Peter mit einem verwegenen Lächeln. Gut, dass Phillip, der sogar mit seiner Ehefrau zur Abwechslung früher hier einige Schäferstündchen verbrachte, mir dieses Hotel empfohlen hat. Mittlerweile war es auch sein Stammhotel, in dem er sich zum wiederholten Male zu einem Rendezvous traf. Die eine oder andere heiße Nacht hatte er hier schon verbracht. Aber das heute würde sein Meisterstück.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden, abgesehen von ihrer anfänglichen Plänkelei, noch kein Wort gewechselt. Es reichte, wenn sie sich in die Augen sahen. Reden war heute ohnehin weniger angesagt. Wenn überhaupt, würde er in dieser Nacht seinem Luder befehlen, was es zu tun hatte. Peter war jetzt bereits sichtlich erregt. Und mit der Beule in der Hose war deutlich, dass ihn das, was ihn hier gleich erwartete, längst anturnte. Jetzt kann ich die Bitch benützen. Eine ganze Nacht lang, wie ich will. Die Möglichkeiten, endlich so zu sein, wie er wirklich war, waren ja aus vielerlei Gründen eingeschränkt.
Kurz vor dem großen Bett hielten sie inne. Peter kniff für einige Sekunden seine Augen zusammen und besann sich voll auf ihr vereinbartes Vorhaben. „So, du geile Sau, dann wollen wir einmal loslegen“, gab er in derbem Ton von sich und schubste sein nun quälbares Fleisch vor sich auf das Bett. „Ausziehen! Und zwar ganz nackt.“ Langsam wie in einer Stripteaseszene fiel Kleidungsstück für Kleidungsstück auf den Boden. Mit lüsternem Ausdruck im Gesicht betrachtete Peter die Zentimeter für Zentimeter freigelegte zarte Haut. Er saugte diesen Anblick förmlich in sich auf. Unglaublich lange. Bis er sich selbst schließlich auch von einem Gutteil seiner Bekleidung befreite. Nur noch mit einer Unterhose bedeckt, stand er breitbeinig vor dem Bettrand. Seine Erregung war allein aufgrund seiner „Dimension“ mittlerweile nicht mehr zu verbergen und seine Männlichkeit bahnte sich frech ihren Weg aus den Boxershorts. Mit leichtem Schwenken seiner Hüfte provozierte er die bewundernden Blicke, die auf sein bestes Stück gerichtet waren. Gierig, aber devot genug, nicht unaufgefordert zuzugreifen. „Nimm ihn dir und zeig, was du kannst.“ Im nächsten Augenblick spürte er bereits, wie ihn die vollen Lippen umschlossen. Diese ersten Augenblicke der Berührung waren immer besonders intensiv für ihn. Doch er wollte sich Zeit lassen. Um sicherzugehen, dass heute nichts zu rasch passierte, drückte er den vor ihm wippenden Kopf von sich weg und kniete sich auf den Teppich. Er sah in zwei wunderschöne blaue Augen mit langen Wimpern. Augen, in denen er sich schon so oft verloren hatte und es wohl heute Nacht wieder dazu kommen würde. Eben in diesem Moment war Peter sich gar nicht mehr so sicher, ob es richtig war, was sie vorhatten. Aber versprochen war versprochen, also schlüpfte er zurück in seine Rolle. „Hast du etwas mitgebracht?“
„Ja, mein Meister. Ich war gestern noch einkaufen.“
Shoppen also, dachte Peter und musste leicht schmunzeln. Er stand vom Boden auf, um die zuvor im Vorraumbereich auf der Kommode abgestellte Papiertasche zu holen. IntiMissima war darauf zu lesen. Ein Blick hinein genügte ihm. Sehr gut. Damit sind die von mir mitgebrachten Kabelbinder anscheinend gar nicht nötig. Mit einem leichten Kopfschütteln über die Eindeutigkeit der Bezeichnung auf dieser Verpackung nahm er zwei Seile aus der Tasche und legte sie für später griffbereit auf das weiße Bettlaken.
Jetzt konnten sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Peter begann seinen Plan umzusetzen. Er nahm einen kräftigen Atemzug und stieß die Luft durch seine Nase aus. Mit bewusst finsterem Blick versuchte er sich nun vollends auf sein dominantes Verhalten gegenüber seinem verführerisch am Bett liegenden nackten Objekt der Begierde für diese Nacht einzustimmen.
Langsam, aber zielsicher zog er das erste Seil schwebend von den Füßen weg zwischen den Beinen hoch. Die beiden Enden glitten am Nabel vorbei rauf in Richtung Hals. Auf dem Weg dorthin machte er ein paar kreisende Bewegungen, mit denen er wie zufällig die großen Brustwarzen berührte. Und die Nippel wurden immer härter.
Peter streichelte mit den Fingerkuppen sanft die zarte Haut von den Ohrläppchen bis zur Brust entlang. Er wusste genau, dass dadurch das vor ihm liegende Fleisch absolut willig wurde. Gänsehaut überzog abwechselnd Schultern, Oberarme … und sie streichelten und küssten sich dabei nun wesentlich leidenschaftlicher. Immer und immer wieder. Gefühlt zelebrierte das Pärchen dieses Vorspiel stundenlang. Die Zeit wollten sie heute ohnehin ganz ausblenden, denn sie wussten, dass dieses besondere Erlebnis ihnen, ausschließlich ihnen beiden gehörte.
Mit der flachen Hand strich er an der Innenseite der weichen Oberschenkel entlang und es entging ihm nicht, dass die Säfte des Lebens nicht nur bei ihm bereits ein wenig zu fließen begannen. Es war an der Zeit zu zeigen, was er draufhatte. „Dreh dich um und richte dich auf!“
Vor ihm am Bett kniete nun dieses wohlgeformte Stück Fleisch und wandte ihm den Rücken zu. Wie zufällig glitt Peters Männlichkeit hin und wieder zwischen die Schenkel in Richtung der von ihm so begehrten Grotte der Lust. Er war gewissermaßen ante portas und das geile Luder verdrehte den Kopf und sah ihn über die Schulter mit forderndem Blick an.
„Willst du es wirklich?“, flüsterte Peter wieder leicht verunsichert.
„Ja, mein Master. Wie du weißt, bin ich zwar nicht immer devot, aber heute vollständig bereit, dir zu dienen. Nimm mich, wie du es willst.“
Peter griff nun nach dem Seil und begann damit, die ihm gleich bereitwillig entgegengestreckten Hände am Rücken zu fesseln. So war es vorab vereinbart worden. Gefesselt und wehrlos, aber keinesfalls willenlos. Nur mehr willig.
Über die Fernbedienung dimmte Peter das Licht des auf dem Sideboard stehenden elektrischen Kandelabers noch ein wenig weiter. Zu viel Licht stört nur, wenn ich es der Sau besorge.
Peter kniete jetzt ebenso am Bett und rieb seinen aufrechten Oberkörper an dem vor ihm befindlichen weichen Rücken mit den zuvor gefesselten Händen. Er fühlte sich stark und männlich. Gefühlvoll tastete er mit seinen warmen Händen über die schmalen Schultern und glitt am Nacken entlang vor bis zur Gurgel. Dort positionierte er seine Zeige- und Mittelfinger direkt an die links und rechts zwischen Kehlkopf und Ohren liegenden Halsschlagadern. Mit den Fingerspitzen tippte er erst einmal flüchtig auf diese beiden Stellen und begann sodann beidseitig leicht zu drücken.
„Mehr, bitte! Drück zu“, wurde er lustvoll gehaucht aufgefordert.
Noch immer etwas zögerlich in seiner Masterrolle, griff Peter im ziemlich dunklen Raum zum zweiten am Bett bereitgelegten dünneren Seil. Ganz langsam legte er es um den sich sanft vor ihm windenden Hals und formte einen Zugknoten. Lose auf der Haut schlängelte sich das restliche Stück am Rücken entlang. Peter beugte sich vor. Genüsslich, aber bestimmt biss er einmal in den vor ihm befindlichen Nacken und zog den Knoten schon etwas fester. Das Ende des Strickes schob er am Bett entlang zur Seite. Genau so weit, dass er es im entscheidenden Moment griffbereit haben würde. Mit seinen Händen arbeitete er sich von hinten vorbei an den Achselhöhlen bis zu den großen Brustwarzen vor. Er klemmte diese zwischen Zeigefinger und Daumen ein und zwirbelte sachte daran. Es war für ihn gut zu spüren, wie die beiden Nippel immer steifer wurden und sich seinen Fingerkuppen entgegenstreckten. Ja. So geht Erregung, du geiles Stück, dachte er.
Peters Mund war bereits ganz wässrig. Während eine Hand sanft an dem vor ihm liegenden Rücken entlangglitt, nahm er mit der anderen Hand etwas Speichel auf die Fingerspitzen. Langsam und genüsslich verteilte er die Spucke über seine pralle Eichel und den Rest schmierte er auf diese wunderbar verführerisch enge Rosette vor ihm. Heute sollte es von hinten richtig zur Sache gehen. Sein Glied pulsierte schon heftig und er setzte es, ohne zu zögern, an. Er machte ganz zarte Bewegungen. Der ihm entgegengestreckte runde Hintern schaukelte fordernd hin und her. Bis sein bestes Stück endlich genau positioniert war und er ein leichtes Stöhnen vernahm. Er wusste, dass dies das unverkennbare Signal war, ihn jetzt ganz aufzunehmen, und baute einen leichten Druck auf. Immer nur so viel, wie die Grotte bereit war, sein Vordringen zu erlauben. Mittlerweile war seine Eichel halb darin verschwunden, als er doch noch eine gewisse Enge verspürte.
„Entspann dich. Lass dich ganz fallen, du geiles Stück.“ Peter wollte endlich zum Stich kommen und drückte die wohlgeformten Arschbacken mit seinen Händen kräftig auseinander. Als er merkte, dass der Schließmuskel seinen Widerstand mehr und mehr aufgab, schob er sich langsam vor. Wie in Zeitlupe verschwand Millimeter für Millimeter seiner Manneskraft, bis er schließlich das Hindernis gänzlich überwunden hatte. Nun war klar, dass es nicht mehr schmerzen würde, wenn er weiter in die Höhle der Lust eindrang. Auch wenn er der Meister war, ging er trotzdem ganz behutsam vor. Aber jetzt war es so weit. In einer durchgehend gefühlvollen Bewegung drückte er seine Männlichkeit hinein.
Oh, ist das geil! Innen fühlte es sich unfassbar warm und wohlig an. Er vernahm ein tiefes, entspanntes Ächzen. Das war es. Sie waren ganz miteinander vereint. Diesen Moment durfte er nun gründlich auskosten und verharrte beinahe regungslos. Ein unbeschreiblicher Schauer der Lust überzog seinen ganzen Körper. Ausgelöst von dem schlüpfrigen und weichen Gefühl drinnen, aber ganz besonders aufgrund der pikanten Art ihrer Vereinigung. Es war einfach nur schön. Und richtig geil. Gerade in diesem Moment läutete ein Handy. Verdammt, das hätte das Miststück auch auf lautlos stellen können, schoss es ihm durch den Kopf. Sein eigenes hatte er ja ausgeschaltet. Aus seiner ungeschickten Position heraus griff er zum zusätzlich aufleuchtenden Telefon, das am Nachtkästchen lag. Er umfasste es allerdings nicht fest genug und das kleine Ding fiel ihm in die Ritze zwischen Kopfteil des Bettes und Matratze. Wenigstens war das Klingeln nun vorbei. Seine Manneskraft hatte jedoch unter dieser Unterbrechung blöderweise ein wenig gelitten. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen, durchzuckte es ihn. Konzentriere dich! Und besorge es der geilen Sau. Gerade in diesem Moment vernahm er ein leises Klacken an der Eingangstür. Ah, die drei auf die Schlüsselkarte gebuchten Stunden sind aber im Nu verflogen, dachte Peter. Doch er vertraute auf die Worte des Rezeptionisten einer ungestörten Nacht und lenkte seine Aufmerksamkeit ganz darauf, wieder in voller Kraft aufzuerstehen.
Peter fixierte die runden Arschbacken, die lustvoll leicht vor ihm hin und her schwenkten. Er griff zum Ende des Seiles um den Hals mit dem vorbereiteten Zugknoten. Geschickt wickelte er es mehrmals fest um seine rechte Hand, um im entscheidenden Moment voll zuziehen zu können. Mit seinen linken Fingerkuppen strich er von den schönen Rundungen des Pos über den Rücken hinauf zu den Schultern. Seine Erektion hatte sich wieder gänzlich erholt und er konnte nun vollends in seiner dominanten Rolle aufgehen. Mit der linken Hand drückte er das Gesicht seines zu missbrauchenden Stückes Fleisch fest in den Kopfpolster hinein. Ein wenig Reduktion der Luftzufuhr kann nicht schaden, dachte er. Zielsicher setzte er seine Eichel an die Rosette und schloss die Augen, um diesen nächsten prickelnden Moment voll genießen zu können. Kraftvoll schob er seine Hüften mit einem Ruck vor und drang bis zum Anschlag ein. Diesem geilen Gefühl wollte er sich so lange wie möglich hingeben und verharrte einige tiefe Atemzüge in dieser Pose. Obwohl er nichts sehen konnte, schien es ihm für einen Moment im Raum etwas heller zu werden. Ihm war, als ob ein Lichtstrahl ins Zimmer schien. Er konnte sich freilich nicht abermals ablenken lassen und hielt seine Augenlider weiterhin geschlossen. Nach einigen Sekunden entsann er sich hingegen darauf, dass er den Fick seines Lebens mit allen Sinnen erleben musste, und öffnete sie nun doch wieder, um alles aufzunehmen. Sein lüsterner Blick glitt im dusteren Raum den vor ihm liegenden Rücken nach oben, bis er schließlich darüber hinaus im über dem Kopfende des Bettes befindlichen großen Spiegel angekommen war. Schemenhaft sah er darin seinen Oberkörper und seinen Kopf und … da zuckte er plötzlich zusammen. Das Läuten des Telefons und das Klacken an der Tür hatten ihn zuvor bereits leicht aus dem Konzept gebracht. Nun war die Situation allerdings endgültig entzaubert. Ihm war, als würden ihm seine Beine selbst am Bett kniend wegschwimmen. Von seiner Männlichkeit ganz zu schweigen. Trotz des wenigen Lichtes im Raum konnte er im Spiegel eine große dunkle Gestalt hinter ihm ausmachen. Im Bruchteil einer Sekunde sah er die Umrisse eines bedrohlich wirkenden Eindringlings mit einer parkaähnlichen Oberbekleidung. Völlig verängstigt wollte er sich eben umdrehen, doch im selben Moment donnerte ein wuchtiger Schlag auf seinen Hinterkopf nieder. Aus dem Getöse der Lust fiel er in ein großes schwarzes Nichts. Mit einem Ruck sank sein Körper zur Seite weg und blieb regungslos am Bett liegen.
22. April
Es war Montag, 5:40 Uhr, als Berta von ihrem Weckton mit dem klingenden Namen Glasperlen aus dem Schlaf gerissen wurde. Jedes Mal, wenn sie dieses kurze fröhliche Klimpern auf einem Xylophon hörte, musste sie leicht schmunzeln. Glasperlen. Ja, das war gut gewählt, denn mehr konnte sie sich ohnehin nicht mehr leisten. Aber es war eine einfache lebensfrohe Tonabfolge, die fast kindlich klang. Und das wiederum entsprach ihrer Frohnatur, mit der sie den Widrigkeiten des Lebens trotzte. Sie nahm ihr Handy vom Nachtkästchen direkt neben dem Bett in die Hand und stellte den Wecker ab.
Heute hatte sie Frühdienst. Sie schaltete ihr Mobiltelefon, das sie nachts aus Angst vor Strahlung immer ganz abstellte, wieder ein. Gut, dass sie sich entschieden hatte, ihr gestriges Abenddate zeitlich nicht ausufern zu lassen. Letztlich war sie jedoch erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen. Irgendwie waren derartige Treffen trotzdem schon recht anstrengend in ihrem Alter.
Etwas behäbig wischte sie sich ihr pechschwarz nachgefärbtes Haar aus dem Gesicht und schwang sich aus dem Doppelbett, von dem mittlerweile immer nur die eine, ihre Seite benutzt wurde. Seit nun bereits fast vier Jahren blieb die zweite Hälfte neben ihr nachts kalt, denn Carlo, die Liebe ihres Lebens, würde mit Sicherheit nie wieder zurückkehren.
Noch etwas verschlafen ging sie in die kleine Küche und stellte Kaffee auf. Morgens war kein Vollautomat angesagt, da brauchte sie richtigen Kraftstoff aus der italienischen Espressomaschine, um auf Touren zu kommen. Sie liebte das Geräusch, wenn das Wasser zu kochen begann und durch den gemahlenen Kaffee drang, um sich sodann mit einem lang anhaltenden Zischen in den Füllbehälter zu ergießen. Die Röstaromen zogen einen zarten, für sie unwiderstehlichen Duft durch die kleine Wohnung mit den Fenstern Richtung Praterstraße.
Nachdem sie sich den Kaffee in ihre geblümte Lieblingstasse eingeschenkt hatte, nippte sie bedächtig daran und biss beinahe genüsslich in das trockene Croissant vom Vortag. Ihr Blick fiel aus dem Küchenfenster und im Morgengrauen war bereits zu erkennen, dass nach dem gestrigen Unwetter ein schöner Frühlingstag anbrach. Das Kaffeearoma auf der Zunge und am Gaumen ließen ihre Lebensgeister erwachen und ihre Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. Es war für sie ganz offensichtlich: Das wird ein guter Tag.
Auf eine Morgenzigarette zum Kaffee verzichtete Berta grundsätzlich. Überhaupt rauchte sie nur, nachdem sie etwas Richtiges gegessen hatte. Nicht bloß ein zähes Croissant. Für ein großes Frühstück war es heute aber noch zu früh. Sie nahm einen letzten Schluck aus ihrer Kaffeetasse, und bereits etwas gestärkter erhob sie sich vom Küchentisch und ging ins Schlafzimmer, um sich fertig zu machen. Für ihre Tätigkeit war es nicht mehr nötig, frisch geduscht zur Arbeit zu erscheinen. Arbeit. Na ja. Als Reinigungskraft in einem Wiener Stundenhotel traf es wohl eher der Begriff Notbeschäftigung.
Kurz überlegte sie, was sie heute anziehen sollte. Wobei es eigentlich nicht so wichtig war, da sie im Hotel ohnehin einen Arbeitsmantel tragen musste. Und auf dem Heimweg am frühen Nachmittag waren die Menschen in der Stadt viel zu hektisch, um wirklich wahrzunehmen, womit eine mittlerweile Anfang 50 Jahre alte Frau ihre Unzulänglichkeiten verdeckte. Sie entschied sich für einen schwarzen Rock. Knielang, denn ab diesem Körperteil abwärts waren ihre Beine noch recht ansehnlich. Speziell in Kombination mit ihren roten Schuhen mit mittelhohen Absätzen. Rot war überhaupt ihre Lieblingsfarbe und irgendein Kleidungsstück musste sie immer in dieser Farbe an ihrem Körper tragen. Die oberen, teils verirrten Gewebemengen drängte sie in ein dezent formgebendes Unterteil. Damit hatte sie ausreichend Stütze, um aufrechten Ganges mit ihrem nicht unerheblichen Busen die Welt da draußen wenigstens ein wenig zu beeindrucken. Darüber schnell eine rote Bluse und einen viel zu engen dunklen Blazer. Ein kurzer Sprung ins Bad zum Hochstecken ihrer langen schwarzen Haare, Zähne putzen und Reinigen des Gesichts. Lidschatten, Wimpern mit Mascara und Foundation zum Abdecken der kleinen Fältchen reichten völlig, da Berta noch immer eine nahezu faltenfrei gespannte Gesichtshaut hatte. Sie war der lebende Beweis dafür, dass einer Frau im fortgeschrittenen Alter ein paar Kilo mehr an den Hüften nur guttun können. Und sie war sehr darauf bedacht, ihr glattes Gesicht zu erhalten, auch wenn der Hintern dadurch ein wenig runder ausfiel. In Wahrheit hatte sie allerdings gar keine andere Wahl. Bertas Po war immer schon, auch in jungen Jahren, etwas überbetont. Aber anstatt sich krank zu hungern, machte sie dieses Körpermerkmal zu ihrem Kapital.
Die Gesichtsrestauration war also schnell erledigt. Das Einzige, wofür sie sich morgens wirklich Zeit nahm, war das Auftragen ihres Lippenstifts. Rot, versteht sich. Zurück im Vorzimmer warf sie einen kurzen Blick in den für diesen Raum viel zu großen Spiegel. Es war noch dunkel genug, um sie in ihren Augen für den Tag perfekt aussehen zu lassen. Erst danach griff sie zu ihrer geliebten Flasche. Alkohol trank sie seit geraumer Zeit bloß zu passenden Anlässen, und auch dann nur in geringen Mengen. Bertas Flasche enthielt ihr Lieblingsparfum, Roma von Laura Biagiotti. Eigentlich nahezu ihr einziges Parfum, das sie seit vielen Jahren verwendete. Genauer gesagt, seit dem Zeitpunkt, zu dem ihr Inbegriff von einem perfekten Mann, Carlo, es ihr zum ersten Mal geschenkt hatte. Wobei es damals weniger um das Parfum selbst ging, sondern um die Worte, die er für sie dabei fand. In der Kopfnote schwarze Johannisbeere, wie dein Haar, im Herzen Rose und Maiglöckchen, wie deine erfrischende Liebe, und an der Basis Vanille, eingebettet in Eichenmoos mit einem Hauch Amber, wie deine verführerischen Lenden. Ein Duft, wie für dich geschaffen, mia cara Berta. Jedes Mal, wenn sie den Zerstäuber betätigte, musste sie daran denken. Ja, diese schönen Worte, die eine Frau verzaubern, kommen ihnen mit einer Leichtigkeit über die Lippen, diesen Italienern, dachte sie und setzte ein verträumtes Schmunzeln auf. Heute nahm sie einen zusätzlichen Sprühstoß, und dabei erinnerte sie sich daran, dass es nicht ausschließlich die Worte waren, mit denen Carlo gut umgehen konnte. Sie lachte laut auf und verließ bereits bestens gelaunt ihre Wohnung. Hinein in einen schönen Tag.
Mittlerweile war es draußen schon richtig hell geworden. Berta liebte es, wenn der April sich nicht mit Wetterkapriolen, sondern mit Sonnenschein einstellte. Mit dezentem Hüftschwung ging sie die Praterstraße entlang in Richtung ihrer Arbeitsstelle. Als sie am Nestroydenkmal vorbeikam, wurde ihr einmal mehr klar, wie schick diese Gegend in den letzten zehn Jahren geworden war. Mit all den angesagten Restaurants, Bars, Mode- und Lifestyle-Geschäften ließ es sich in dieser Ecke Wiens ganz gut flanieren. Wobei es für sie selbst hier eigentlich zu teuer war, um essen zu gehen oder Kleidung einzukaufen. Doch Berta begnügte sich ohnehin mit dem gelegentlichen Betrachten der Auslagen. Und wenn es heiß war, setzte sie sich im Sommer hin und wieder in einen der Schanigärten, um unter den Schatten spendenden Bäumen ihren kleinen Luxus, einen Limoncello oder einen Campari Orange, zu genießen.
Beim Überqueren der Schwedenbrücke blickte sie wie jedes Mal sehnsüchtig auf den Donaukanal mit ein paar kleinen Ausflugsschiffen. Wirklich beeindruckte sie allerdings das Restaurant am Fluss. Ein bootähnliches Gebäude mit Kanalblick. Die Schiffsform und die Größe des Gebäudes mit der vorgelagerten Anlegestelle für die Schnellboot-Verbindung in die Slowakei faszinierten sie. Das rief immer einen Hauch von Fernweh in ihr hervor. Nicht unbedingt Bratislava, wohin die dort ablegenden Boote fuhren, sondern vielmehr Italien.
Berta ging den Laurenzerberg hinauf. Die Bezeichnung Berg war wohl übertrieben mit kaum 20 Metern Höhenunterschied zum Flussniveau. Aber egal. Sie verband dieses kurze Straßenstück sowieso eher mehr mit einer Espressobar, die auch zur frühen Morgenstunde geöffnet hatte. Hier bekam sie auf halber Strecke zur Arbeit einen weiteren schnellen Energieschub serviert. Sie trank ihren kleinen Kaffee, wechselte ein paar freundliche Worte mit der Besitzerin und in weniger als fünf Minuten war sie wieder draußen.
Die Gegend rund um dieses Viertel kannte Berta bereits seit ihrem zweiten Jahr, in dem sie in Wien lebte. Genauer gesagt, seit sie zum Studieren nach Wien kam, denn hier am Fleischmarkt 18 wohnte ihr erster großzügiger Gentleman. Im Nachhinein betrachtet und im Vergleich dazu, welche Männer später ihre Dienste in Anspruch nahmen, hatte zumindest er diese Bezeichnung auch verdient.
Sie selbst kam ursprünglich aus dem Weitental im Waldviertel im Norden Österreichs, einer sehr beschaulichen Gegend. Die Sozialkontakte waren dort recht gut. Aber weniger im Sinne von Freundschaften, sondern eher als Nachbarschaftshilfe oder einem kurzen Plausch im Supermarkt. Der wesentlichste Bezug zur Bevölkerung außerhalb dieser Gegend bestand zu den Wiener Gästen, die zur Sommerfrische hinkamen. Während ihrer Schulzeit im Gymnasium arbeitete Berta in den Ferien dort als Aushilfe in einem Landgasthof. Bei dieser Tätigkeit kam sie mit ihrem frühreifen Aussehen, dem damals schon beachtlich ausgeprägten Vorbau und ihren adrett aufgesteckten schwarzen Haaren sehr gut an. Eingeschnürt in enge Oberteile, zog sie so manche Blicke von Männern auf sich. Da die Sommerfrische-Gäste meist etwas betagter waren, handelte es sich speziell um reifere Männer, die Bertas Auftreten still bewunderten. Still? Richtig. Still. Da die Herren ja in der Regel mit ihren Ehefrauen dort auf Urlaub waren, beschränkten sie sich auf etwas zu lange Blicke, die Berta sehr wohl registrierte. Jedenfalls hatte sie damals bereits gelernt, dass ältere Männer sehr charmant waren und Komplimente machten, speziell die Wiener. Und offensichtlich reichte es ihnen im fortgeschrittenen Alter, etwas Schönes zu sehen. Sie mussten nicht gleich zugreifen, wie die Burschen aus ihrer Umgebung. Das gefiel ihr und in ihr reifte der Entschluss, dass sie dort studieren möchte, wo diese Menschen herkamen. Wien. Ja genau. Dort wollte sie Psychologie studieren. Aber dieser Vorsatz hielt nicht besonders lange an.
Berta ging den Fleischmarkt entlang bis ans Ende der Straße. Hier an der Ecke zur Postgasse war ihr Arbeitsplatz. Irgendwie eine Ironie des Schicksals, dass sie nun wieder ganz in der Nähe von dem Ort arbeitete, wo sie vor rund dreißig Jahren ihren ersten Freier getroffen hatte. In Wahrheit war der Plan für ihr Leben ein ganz anderer gewesen. Hadern war ihr jedoch nie in den Sinn gekommen. Und das auch heute nicht.
Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat sie durch einen eher unscheinbaren nach innen versetzten Glaseingang das Hotel Boutique. Im Gegensatz zu sogenannten Boutique-Hotels, die in der Regel klein, aber sehr fein waren, war das Hotel Boutique eher nur klein und ein bisschen fein, aber für ein Stundenhotel von respektabler Größe. Es bot das gesamte Repertoire an Möglichkeiten, das ein derartiges Etablissement in seinem Kerngeschäft brauchte. Im Keller waren sogar zwei spezielle Partyräumlichkeiten eingerichtet, die die Herzen der Freunde der etwas spezielleren Gangart höherschlagen ließen. Hier fand man alles, was im durchschnittlichen Haushalt in Wien eher nicht zur Standardeinrichtung gehörte. Das Prunkstück an Räumlichkeiten waren allerdings die zwei gegenüberliegenden Suiten im vierten Stock. Casanova und Amadeus. Gut, es war kein Fünfsternehotel. Aber wen kümmerte das, solange das sexuelle Verlangen nach der Begleitung richtig brannte. Sauber und diskret musste es sein.
Nachdem Berta das Hotel betreten hatte, wandte sie sich gleich nach rechts. Vorbei an der Rückgabebox für die Schlüsselkarten, die nötig war, falls die Rezeption unbesetzt war beziehungsweise der Portier schlief. Sie streckte ihren Hals über das doch recht hohe Empfangspult. Dahinter saß der vermutlich älteste Rezeptionist Wiens, Johann. Johann Heimlich. Sein Name war auch tatsächlich Programm. Unscheinbar, aber immer da, wenn man ihn brauchte. Eigentlich war er mit wenigen Worten beschreibbar: die Diskretion in Person. Passend also für ein Stundenhotel.
„Guten Morgen, mein Lieber“, begrüßte ihn Berta und lächelte ihm zu.
„Ah, die Perle meines Tages.“
„Glasperle meinst du wohl, ich bin zum Reinigen da.“
„Ich weiß, aber du bist trotzdem meine Perle.“
Johann war mit seinen 84 Jahren körperlich schon etwas klapprig, aber geistig war er noch recht fit. Unmittelbar nach seiner Pensionierung als Oberkellner begann er, sich seine mickrige Pension durch Rezeptionsdienste im Hotel Boutique aufzubessern. Berta fand, dass er eine ausgezeichnete Besetzung für diese Tätigkeit war. Er hatte Charme und trat trotz seines fortgeschrittenen Alters gepflegt auf. Er trug sogar jedes Mal einen dunklen Anzug für die Dienstzeit. Es war wohl immer das gleiche Modell. Das war aber nicht von Bedeutung, denn die Kunden, die hier eincheckten, nahmen vor lauter Vorfreude auf das Schäferstündchen kaum Notiz von ihm. Er hatte allerdings eine unverwechselbare Gabe und konnte sich in Verbindung mit Gesichtern meist alles dauerhaft merken. Die von den Gästen einmal genannten Namen waren in der Regel nicht real. Wenn sie sich vorstellten, um ein Zimmer zu buchen, trat sogleich seine Schwerhörigkeit zutage. Er entschuldigte sich dafür und fragte unmittelbar noch einmal nach deren Namen, obwohl er ihn in der Regel ohnehin verstanden hatte. Bereits nach der zweiten Wiederholung hatte Johann diesen in seinen grauen Zellen abgespeichert. Und ihm war egal, ob es ein Pseudonym war oder nicht. Er schrieb immer die vom Besucher genannten Informationen auf den händischen Check-in-Beleg. Nachdem der Kunde, meistens beglichen die Männer die Rechnung, gezahlt hatte, übergab er eine Kopie davon und tippte den Betrag in die Barkasse. Die Begleitpersonen wurden gar nicht erfasst, da ja bloß das Zimmer gebucht wurde. Oft kamen die Damen auch erst später nach und gingen direkt in die oberen Stockwerke durch. Anschließend an die jeweilige Bezahlung programmierte er die Schlüsselkarte und beschrieb noch den Weg nach oben. Zum Abschluss wünschte er den Gästen jedes Mal einen angenehmen Aufenthalt im Hotel Boutique. Richtig charmant. Kurz, Johann war aus Bertas Sicht perfekt für diese Arbeit. Und sie musste es ja wissen. Schließlich war sie früher selbst hier ein und aus gegangen. Oder besser rein und mindestens 1000 Schilling – oder später 150 Euro – reicher wieder raus. Heute ging sie rein, um hinter jenen Pärchen die Zimmer sauber zu machen, die das diskrete oder auch aufregende Ambiente eines Stundenhotels schätzten.
Der Begriff Stundenhotel ist eigentlich nur teilweise passend, denn manche Kunden buchten auch eine ganze Nacht. Speziell am Wochenende. Freitag oder Samstag waren es Paare, die den speziellen Reiz suchten, um ihr Liebesleben etwas aufzupeppen. Von Sonntag auf Montag wollten manche Gäste gelegentlich ebenso eine volle Nacht im Zimmer bleiben. Das war aber eine ganz andere Gruppe von Besuchern. Diese gesamte Nacht verbrachten fast ausschließlich jene Menschen, die auf Diskretion besonderen Wert legten, die möglicherweise zusätzlich etwas zu verbergen hatten. Johann erklärte Berta, dass Sonntag am Abend meist vermutlich verheiratete Männer mit irgendeinem Anhang auftauchten oder zu ihnen ins Zimmer nachkommen ließen. Eine vorgezogene Anreise zu einer mehrtägigen Geschäftsreise oder so. Weg von Frau und Kind und eine heiße Nacht mit der Geliebten im Hotel. Diese Gäste verließen das Hotel Boutique am Montag immer sehr früh am Morgen.
Berta stand vor dem Pult, legte ihre Unterarme dort ab und hielt ihren Vorbau direkt vor Johanns Nase. Dieser zog seine buschigen Augenbrauen hoch.
„Einmal möchte ich noch können, und dann mit dir“, sagte er und lachte dabei schallend auf. Berta mochte Komplimente, auch wenn sie dieses von eben nicht mehr ganz so ernst nehmen konnte. Sie drehte sich leicht ab und ihr Blick schwenkte über die kleine, aber gut sortierte Bar im Anschluss an das Rezeptionspult. Die davor befindlichen in die Jahre gekommenen Sitzgelegenheiten in der Lobby mit den gemütlichen Sesseln und zwei Sofas sahen ordentlich angeordnet aus.
„Ist hier unten jetzt etwas zu reinigen, Johann?“
„Nein, Berta. Die paar Gläser habe ich bereits abgewaschen für dich, damit du es nicht mehr machen musst.“
Sie dachte sich, dass sie die Bar dann am Ende ihres Dienstes kontrollieren würde. Schließlich war er zwar sehr hilfsbereit, aber bei Gott nicht der geborene Hausmann. Die Spiegelwand gegenüber der Bar am anderen Ende des Raumes sollte sie auch wieder mal putzen. Aber zuerst einmal die Zimmer.
„Wie viele Liebesnester sind denn zu reinigen?“
Johann nahm die bereitgelegten Schlüsselkarten zur Hand und zählte sie durch. „Es sind neun der zwölf Zimmer und eine Suite. Von der Suite ist zwar die Karte nicht zurückgegeben worden, der Stammgast hat das Hotel aber sicher schon sehr früh, während ich noch geschlafen habe, verlassen. Da kannst du also auch rein. Du kennst die Vorgabe vom Glatzkopf. 40 Minuten pro Zimmer und eine Stunde für die Suiten.“
„Ist die Nummer 9 auch dabei, Johann?“
„Nein, die ist noch seit gestern Abend von einem Herrn besetzt.“
Berta entschied, wie immer mit den Zimmern zu beginnen, damit für die „Rushhour“ mittags wieder genug saubere Räumlichkeiten zur Verfügung standen. Sie ging ins angrenzende Büro des ohnehin kaum anwesenden Chefs, das gleichzeitig als Umkleideraum für das Personal diente. Sie zog ihren Blazer aus, wechselte in bequemere Schuhe und warf den Arbeitsmantel über. Beim Zuknöpfen merkte sie, dass dieser irgendwie spannte, und ließ daher den obersten Knopf offen. Das war auch insgesamt wesentlich vorteilhafter, dachte sie, weil der größere Einblick auf ihren festen Busen von ihren sonstigen Unzulänglichkeiten gleich einmal ablenkte. Sie richtete rasch die Putzutensilien zusammen. Die Bettwäsche und Handtücher befanden sich immer bereits am jeweiligen Stockwerk. Auf dem Rückweg nahm sie die ersten sechs Schlüsselkarten für die unteren Geschosse an sich und stopfte sie in ihren Arbeitsmantel. Etwas wenig damenhaft stapfte sie die Treppen hoch und begann zu reinigen. Johann nahm davon keine Notiz mehr. Er saß längst wieder auf seinem bequemen Stuhl und verschwand praktisch gänzlich bis zu seinem grauen, aber noch vollen Haupthaar hinter dem Pult.
Die nächsten Stunden verliefen ruhig. Berta reinigte und Johann war phasenweise hinter der Rezeption ein wenig eingenickt. Er wurde nur von einem ankommenden Gast und dem hin und wieder läutenden Telefon dabei gestört. Kurz nach 11 Uhr kam Berta aus den oberen Stockwerken zu ihm runter und legte ihm die Schlüsselkarten der fertig gereinigten Zimmer hin.
„Gut, dass du da bist, eines der drei sauberen Zimmer ist schon wieder in Verwendung und noch zwei Gäste kommen in den nächsten Minuten für ihre vorgezogene Mittagspause.“
Sie nahm sich eine Packung Haselnussschnitten aus der Hausbar und setzte sich in einen bequemen Stuhl in der Lobby. Mit Bedacht brach sie das erste Stück aus der Packung, denn jeden Brösel, den sie ausstreute, müsste sie später selbst wieder aufsaugen. Genussvoll verzehrte sie die ganze Packung und wandte sich schließlich an Johann. „Und, wie läuft es heute?“
„Die Nummer 9 ist noch immer belegt, und eines wurde eben von Gästen bezogen. Aber ich habe bereits weitere Anrufe, ob wir für die nächsten Stunden ein Zimmer haben. Ein paar Spontane werden wohl auch noch reinschneien. Der Glatzkopf kann also zufrieden sein“, murmelte Johann vor sich hin und setzte sich wieder auf seinen Sessel.
Berta warf die Verpackung der Schnitten in den Papierkorb hinter der Bar, nahm die restlichen drei Schlüsselkarten und die eine Key-Card für die Casanova-Suite, von der Johann ihr inzwischen ein Duplikat angefertigt hatte. Es war zwar auch möglich, eine generelle Tageskarte für alle Räume auszustellen, aber das wollte Johann grundsätzlich nicht. Denn damit wären ja auch die gerade in „Verwendung“ befindlichen Zimmer betretbar. Und das widersprach dem Diskretionsgeist des alten Mannes. Für alle Fälle eine Lösung, damit sich niemand unserer Gäste gestört fühlen muss. Ein richtiger Goldschatz, dachte sie.
Berta machte sich daran, in den verbleibenden drei Zimmern mit der Reinigung fortzufahren. In der Zwischenzeit hörte sie vereinzelt Gäste auf den Gängen lachen, Türen öffnen und teils unsanft verschließen. Johann hat also recht gehabt. Das Geschäft läuft bereits gut an.
Um rund 13:45 Uhr war Berta mit allen neun Zimmern fertig. Nun musste nur noch die Casanova- Suite auf Vordermann gebracht werden. Die zwei Suiten unterschieden sich von den einfacheren Räumen dadurch, dass sie ungefähr doppelt so groß waren und ein Badezimmer mit Whirlpool hatten. Die Möblierung war in beiden in angedeutetem Barock gehalten. Richtig schwülstig mit einem schweren elektrischen Standkandelaber am Sideboard und sogar für Bertas Geschmack etwas zu überladen. Einzig der große Spiegel an der Stirnseite des Bettes beflügelte ihre Fantasie. Und dann waren da noch die Bilder an der Wand. In der einen Suite hing Casanova und in der anderen Mozart, jeweils als überdimensionales Gemälde. Auf weiteren kleineren Abbildungen wurden Ausschnitte aus ihrem jeweiligen Leben in einem sexuellen Zusammenhang dargestellt. Der Maler hatte sich hier voll ausgetobt und nicht mit detaillierten Einblicken in eine weniger bekannte, aber nicht minder verruchte vergangene Welt gespart. Bei Casanova ist ja allgemein bekannt, dass er kein Kostverächter war, aber auch bei Mozart diente der Federkiel bei Gott nicht nur zum Notenschreiben.
Berta nahm die frische Bettwäsche und die Handtücher aus dem Wandschrank im Gang des vierten Stockwerkes. Die eine Suite noch, dann war sie fertig mit der Arbeit und konnte ihre Freizeit an diesem schönen Frühlingstag genießen. Sie grub die Schlüsselkarte zur Casanova-Suite aus der Tasche ihres Arbeitskittels hervor, hielt sie ans Schloss und mit einem Klack war die Tür entriegelt. Richtig modern, wie in einem echten Hotel, ging es ihr durch den Kopf.
Mit einem leichten Schubs stieß sie die Tür mit ihren Hüftrundungen auf. Sie legte die mitgebrachte Wäsche auf die Kommode im Eingangsbereich. Im Zimmer war es mit den zugezogenen Vorhängen noch recht dunkel. Kaum mehr als der schmale Lichtstreifen aus der eben geöffneten Eingangstür erhellte den Raum ein wenig. Die Luft war stickig. Etwas Frischluft würde dem Raum auch ganz guttun, dachte sie. Sie ging in Richtung Fenster, um die Vorhänge aufzumachen und Tageslicht in die Suite zu lassen.
Bereits auf dem Weg dorthin nahm sie einige sich unter der Bettdecke abzeichnende Konturen wahr. Ihrem neugierigen Wesen entsprechend ging sie näher ran. In der dämmrigen Lichtsituation konnte sie allerdings nicht wirklich erkennen, was das war. Es war gerade mal so hell, dass sie einen mit der Bettdecke vollständig zugedeckten Körper auszumachen glaubte. Der Gast schläft wohl noch. Jetzt ist mir klar, warum die Schlüsselkarte nicht zurückgegeben wurde, mutmaßte sie.
Aber sie wollte reinigen, also musste der Gast raus. Und zwar augenblicklich. Bevor sie die Vorhänge öffnete, tappte sie vorsichtig mit ihrer Hand auf die Bettdecke. „Hallo. Jetzt wird es aber Zeit aufzustehen“, versuchte sie ihn erst mal aufzuwecken. Da die Person auf die sanfte Tour nicht reagierte, hob sie ungeniert die Bettdecke ein wenig an. Jetzt riss Berta die Augen auf und konnte nicht fassen, was sie im schwachen Licht zu sehen bekam. Unter der Decke verbarg sich ein regungsloser Körper. Geschockt ließ sie die Decke wieder auf den Leib fallen. Nur der Kopf blieb unverdeckt. Mit dem Gesicht zur Seite gedreht, hing dieser über den Bettrand in Richtung Fenster. Ein regungsloser Mann, dessen Haupt über die Kante des Bettes runterhängt? Das bedeutet nichts Gutes!, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr stockte der Atem und in ihrer Brust wurde es schlagartig eng. Vor Schreck wie gelähmt glitt ihr der Putzeimer aus der Hand. Blitzschnell drehte sie sich auf dem Absatz um, lief aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, um Johann zu Hilfe zu holen.
„Im Casanova liegt ein Mann, ich glaube, der ist tot“, schob sie mit piepsender Stimme aus sich heraus. Mit zittriger Hand zog sie sich die Handschuhe, die sie für die Reinigung zum Schutz ihrer Hände, aber vor allem ihrer längeren Fingernägel immer trug, ab.
„Ja, ja, Berta, Casanova ist schon lange tot“, antwortete ihr Johann, der mittlerweile doch ziemlich müde zu sein schien, in seiner allgemeinen Gelassenheit.
„Nein!“, schrie sie ihn an. „Da liegt ein Toter!“
Jetzt erst merkte er, wie bleich Berta war, und erwachte aus seiner üblichen Lethargie. „Du meinst, in der Suite liegt ein Toter?“
„Ja, verdammt noch mal!“, fuhr sie hoch und forderte ihn unmissverständlich auf, mit ihr die Lage näher zu erkunden.
Johann kramte in den Unterlagen hinter dem Pult und holte ein Schild Komme gleich hervor. Recht wackelig ging er um die Rezeption herum und hängte den beschrifteten Karton an die Glaseingangstür und sperrte sie ab. Da das Hotel keinen Lift hatte, mussten sie die vier Stockwerke über die Stiegen nach oben gehen. Eine gewisse Herausforderung für den alten Mann. Aber Berta hatte da keine Berührungsängste. Sie fasste Johann an seinen knochigen Hüften und schob ihn förmlich vor sich über die Stufen hinauf. Im dritten Stockwerk musste er eine kleine Pause einlegen.
„Wenn du mich weiter so hetzt, bin ich auch bald tot. Ich falle dann einfach um.“
Berta war gar nicht zum Scherzen zumute und wartete ein paar Sekunden, griff sodann nach seiner Hand und zog ihn die letzten Treppen rauf bis vor die Casanova-Suite. Dort bat sie ihn, als Erster den Raum zu betreten. Ohne seine Antwort abzuwarten, drückte sie ihn entlang des vom Flur einfallenden Lichtstreifens durch die Tür in den großen dunklen Raum. Sehen konnten sie nicht viel, da das draußen von der Straße kommende Sonnenlicht durch die dicken Damastvorhänge recht gut abgeschirmt wurde. Eine Schwade von abgestandenem Körpergeruch schlug ihnen entgegen.
Noch traute sich Berta kein Licht einzuschalten. Trotz der Dunkelheit ging Johann vorsichtig tiefer in den Raum hinein, als er plötzlich um die Ecke auf der dem Fenster zugewandten Bettseite den zugedeckten Körper einer regungslosen Person sah. Berta stupste ihn und fragte: „Was ist? Der ist tot, oder?“
Johanns Augen gewöhnten sich allmählich an die dämmrige Lichtsituation im Zimmer und er ging ein paar Schritte weiter. Was er dann zu sehen bekam, war für den alten Mann zu viel. Wie vom Schlag getroffen griff er nach der Armlehne des italienischen Barockstuhls. Jämmerlich glitt er abgewandt von dem starren Körper unter schwerem Stöhnen auf die Sitzfläche nieder. „Mein Gott, das ist wohl Mayer, Berta. Ich kann da nicht hinsehen. Ich denke, das ist der Gast, der gestern Abend eingecheckt hatte. Das ist wirklich zu viel für mich.“
Er durfte aber nicht schlappmachen. Jetzt nicht! Zielsicher fasste sie mit der einen Hand sein Kinn und gab ihm mit der anderen Hand links und rechts eine Ohrfeige. Das hatte sie einmal in einem Erste-Hilfe-Kurs zur Schockbekämpfung gelernt. Und es funktionierte auch. Johann kam ganz schnell wieder zu sich. Ihr nächster Gedanke war Wasser. Aber so dunkel wie es im Zimmer war und bei der ganzen Unordnung würde sie sich auf dem Weg ins Bad noch das Genick brechen. Also zog sie Luft, frische Luft, als nächste Maßnahme vor. Berta stürmte auf die Fenster zu und riss mit einem gewaltigen Ruck die schweren Vorhänge beiseite. Schwungvoll öffnete sie die beiden Flügel. Die Mittagssonne fiel ihr frontal ins Gesicht und der Raum war taghell. Sie deckte sich mit der rechten Hand schützend ihre Augen ab und wandte sich vom grellen Licht der Sonne weg in den Raum ab. Bereits in dieser Halbdrehung nahm sie die Hand aus ihrem Gesicht. Jetzt erst sah Berta das grausame Bild des mit Sicherheit toten Mannes zur Gänze.
Am Kopf eine Wunde, aus der offensichtlich Blut über sein kurzes schwarzes Haar auf den Teppichboden geronnen sein musste. Mit übergestrecktem Hals halb zu ihr gedreht. Gott sei Dank waren wenigstens seine blau unterlaufenen Augen geschlossen.Sein Gesicht war eine Mischung aus aschfahler Haut unterbrochen von roten Flecken. Das sichtbare Innere des linken Ohres schimmerte dunkel hervor. Um den Hals ein festgezogenes Seil. Auf Höhe des Kehlkopfes ein sich auf beiden Seiten in den Nacken ziehender Wulst an aufgequollener Haut. Direkt darunter eine durchgehende schmale Einkerbung, aus der an einer Seite das Ende irgendeines Plastikteiles hervorstand.
Davon angewidert löste Berta ihren Blick von diesem entstellten Kopf und sah den unter der Decke gedrehten Körper entlang. Mit Grauen musste sie feststellen, dass sich über dem Bettlaken eine braune Spur an Exkrementen in Richtung der verdeckten Körpermitte des Mannes zog.
Erdrosselt und erschlagen. Da lag er, der Tote, nackt in seiner eigenen Notdurft.
Berta wurde hysterisch und wollte laut aufschreien. Doch ihr Mund und ihre Kehle waren so ausgetrocknet, dass nur ein Krächzen hervorkam. „Johann, ich haue ab!“
Sie lief in Richtung Zimmertür und stolperte beinahe über die Füße des alten Mannes. Dabei entledigte sie sich ihres Arbeitsmantels, warf ihn achtlos auf den Boden und stürzte aus der Suite.
„Nein! Nein, Berta, wir müssen die Polizei holen!“, rief er ihr nach.
„Ohne mich, ich schaffe das nicht!“, hörte er sie noch aus dem Flur zurückrufen.
Berta stürmte aus dem Hotel und draußen die Postgasse entlang direkt zum Donaukanal ans Wasser. Dort setzte sie sich völlig aufgelöst auf eine Bank und versuchte erst einmal wieder zu sich zu finden. Aber in ihrem Kopf kreisten unaufhörlich die Bilder dieses toten Mannes mit seinen blutunterlaufenen Augen. Und ihr einziges Resümee war, dass dies ganz bestimmt kein schöner, sondern der entsetzlichste Tag ihres Lebens war.
12. Juli des Vorjahres
„Nein, Frau Doktor. Der Entschluss, zu Ihnen zu kommen, ist mir nicht leichtgefallen. Ich habe da meine Zweifel an der Wirksamkeit derartiger Behandlungen. Sie wissen schon … Ich bin mir auch überhaupt nicht sicher, ob Sie mir wirklich helfen können. Aber mein Hausarzt hat mich nun einmal zu Ihnen geschickt.“
Die Ärztin nickte mit ihrem Kopf und setzte einen verständnisvoll wirkenden Gesichtsausdruck auf. „Wobei könnte ich Ihnen denn helfen?“
„Bei meiner Arbeit sicher nicht. Da hänge ich mich selbst voll rein. Auf meine Mitarbeiter ist ja kein Verlass mehr. Es gibt sowieso ausschließlich Probleme und ich mache die Sachen bereits lieber selbst. So habe ich viel Verantwortung und bin beinahe fast rund um die Uhr im Einsatz. Und für meine Kunden, für die ich mich tagtäglich zu Tode schufte, ist das ausnahmslos selbstverständlich. Es muss alles nur einfach perfekt sein.“
„Herr Steiner, trifft es Ihren Zustand, wenn ich ihn – sagen wir mal – als überfordert bezeichne?“
„Wieso überfordert? Überforderung trifft es sicher nicht. Ich habe wahnsinnig viel zu arbeiten, die Sache aber voll im Griff. Das können Sie mir glauben, Frau Doktor.“
Draußen heizte an diesem heißen Julitag die Sonne vom Himmel. Und die andauernde Sommerhitze machte sich auch schon in der Arztpraxis breit. Auf Steiners Stirn zeichnete sich ein leichter Schweißfilm ab. Er neigte grundsätzlich zwar wenig zum Schwitzen, aber die für ihn ungewohnte Situation und die brütenden Temperaturen machten ihm nun doch etwas zu schaffen. Verlegen wischte er den ersten Schweißtropfen über seiner Augenbraue mit der rechten Hand weg. Verstohlen versuchte er die Feuchte in sein blütenweißes Hemd zu trocknen. Dabei setzte er seine Handfläche auf der Höhe seines Herzens auf und verweilte für einen Augenblick dort … bis seine Finger über den Bauch abglitten und die Hand wieder auf seinem Oberschenkel lag. Es war genau dieser Bruchteil von Sekunden der Hand auf der Brust, der lange genug war, um bei genauer Beobachtung zu erkennen, dass es nicht bloß die Arbeit war, die ihm derart zuzusetzen schien.
„Nun gut. Vielleicht war Überforderung in Ihrem Fall etwas zu drastisch formuliert. Jedenfalls haben Sie in der Arbeit viel zu tun.“
„Mit Sicherheit. Ja. Und es besteht auch keine Aussicht auf Besserung.“
„Wie geht es Ihnen denn privat?“
„Wie meinen Sie das?“
„Was machen Sie privat so?“
„Ich arbeite doch fast nur“, blieb er immer noch bei seinen beruflichen Problemen hängen. „Ich habe gar keine Zeit mehr für ein Privatleben.“
„Verstehe. Und wie sieht Ihr privates Umfeld generell aus? Haben Sie Freunde?“
„Freunde. Pah! Aus meinem Freundeskreis habe ich mich fast völlig zurückgezogen. Da versteht keiner, dass ich so stark im Einsatz bin. Es kam kaum mehr als Kritik. Manche haben mir sogar direkt ins Gesicht gesagt, dass ich mich so stark verändert hätte. Ich eigentlich nur mehr mürrisch sei und ich kein Interesse mehr an ihnen hätte. Solchen Quatsch eben. Aber mittlerweile will ich mit denen gar nichts mehr zu tun haben. Die können mich mal.“
„Sie tragen einen Ehering. Wie reagiert denn Ihre Frau darauf, dass Sie beruflich so stark eingedeckt sind?“
„Meine Frau? Das ist ein eigenes Kapitel. Wenn ich Ihnen das auch noch alles erzähle, werden wir hier nie fertig.“
„Vielleicht möchten Sie mir einen kurzen Überblick dazu geben. Schließlich stellt sie Ihr engstes Umfeld dar.“
„War mein Umfeld, mittlerweile sind wir seit einem halben Jahr geschieden“, versuchte Steiner effizient alle diesbezüglich nötigen Informationen in einen Satz zu packen.
„Und vorher? Wie hat sie da reagiert?“, versuchte die Ärztin zu diesem scheinbar für ihn sensiblen Thema weiter vorzudringen.
„Das ist doch jetzt egal. Sie ist ohnehin weg“, gab sich Steiner ziemlich verschlossen, schien aber geistig in die Vergangenheit abzudriften.
„Geschieden. An diesem Punkt sind Sie jetzt. Aber um das Bild etwas abzurunden, wäre es für mich hilfreich zu wissen, wie Ihre Frau davor reagiert hat“, erklärte sie ihm und drehte mit ihren Fingern langsam an einem grünen Glasanhänger an der Kette um ihren Hals.
Steiner fühlte sich von den Lichtreflexionen am großen Facettenschliff augenblicklich angezogen. Das Grün harmonierte mit dem Blau des breiten Stirnbandes, das einen Gutteil ihrer mittellangen Haare abdeckte. Und dazwischen lag ihr feines Gesicht. In eleganter Sommerblässe. Er sah in ihre sanften Augen und musste sich eingestehen, dass er sie mit seinem Blick förmlich fixierte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er hier niemals rauskommen würde, ohne ein paar Details zur Reaktion seiner Ex-Frau preiszugeben.
„Es nervte sie, dass ich ständig müde und, wie sie es bezeichnete, am Anschlag war. Anfangs versuchte sie wohl Verständnis dafür aufzubringen, dass ich derart viel arbeitete und mürrisch war. Dann wollte sie mich ablenken. Hat private Aktivitäten organisiert. Als gemeinsame Erholungszeiten titulierte sie das dann. Ich wollte aber meine Ruhe haben und begegnete ihr zusehends gereizter darauf. Tja. Wir haben eigentlich nur noch gestritten. Und die Nerven lagen blank. Schließlich kam es, wie es wohl kommen musste, und sie wollte sich von mir trennen. Wie gesagt. Mittlerweile sind wir ohnehin geschieden und sie ist ausgezogen.“
„Und? Haben Sie die Ruhe, die Sie wollten, jetzt gefunden?“
„Jetzt ist es zu Hause ruhig. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht. Ich brauchte sie. Eine Frau an meiner Seite ist in meinem Beruf wichtig. Schon, ich wollte meine Ruhe haben. Aber nicht so. Das ist furchtbar. Und ich fühle mich einsam und leer.“
„Sie sind nun bereits seit einiger Zeit geschieden, tragen aber immer noch Ihren Ehering.“
„Ich weiß“, antwortete er und drehte etwas verlegen daran. „Aber den abzulegen, schaffe ich nicht. Das wäre dann alles so endgültig für mich.“ Steiner senkte traurig sein Haupt.
„Kann es sein, dass Sie Ihre Frau immer noch vermissen?“
„Das wird es wohl sein. Es ist schrecklich für mich.“
„Wie würden Sie dieses Gefühl denn beschreiben?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht Ohnmacht oder Hilflosigkeit. Jetzt stehe ich jedenfalls vor den Scherben meines Lebens.“ Steiners Gesichtsausdruck trübte sich sichtbar stärker ein. „Eigentlich wäre es besser, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Alleine schaffe ich das sowieso nicht mehr.“
„Es gibt immer einen Weg. Man muss ihn nur finden, Herr Steiner. Einleitend haben Sie gesagt, dass Sie sich nicht sicher sind, ob ich Ihnen helfen kann.“
„Das bin ich immer noch nicht. Möglicherweise ist dies unser erstes, aber auch letztes Zusammentreffen.“
„Wollen Sie es denn versuchen, mit mir gemeinsam diese Reise zu Ihrem wahren Ich anzutreten?“
Mit einer derart direkten Frage hatte Steiner nun nicht gerechnet und er wurde zusehends nachdenklicher. Sein Blick war zum Fenster gerichtet und er sah, dass die Natur bereits unter der drückenden Hitze zu leiden schien. Wie er. In Gedanken ließ er die letzte halbe Stunde Revue passieren. Schon eigenartig, wie sie es mit wenigen Fragen geschafft hat, dass ich ihr sichtlich mehr von mir erzählt habe als den meisten anderen, dachte er und fasste einen Entschluss.
„Mit Ihnen gemeinsam. Das werde ich wohl müssen. Sonst schickt mich mein Hausarzt zum nächsten Doktor. So viel Zeit habe ich nicht.“
Erwartungsvoll saß er nun vor seiner zukünftigen Therapeutin. Welche weiteren Fragen sie nun wohl auf Lager hat?, ging es ihm durch den Kopf.Doch nichts dergleichen. Sie griff lediglich nach einem neben ihr liegenden Schulheft und notierte seinen Namen auf der Vorderseite. Dann blickte sie ihn für einige Sekunden durchdringend an.
„Sie sind also anscheinend bereit, mit mir zu arbeiten.“
Steiner nickte zustimmend.
„Jetzt fehlt aber noch meine Entscheidung. Ob ich das auch bin.“ Sie legte ihr Notizheft zur Seite, beugte sich zu ihm vor und machte eine bedeutungsvolle Pause.
„Wenn wir diesen Weg gemeinsam beschreiten sollen, brauche ich ein Versprechen von Ihnen.“
Steiner, dem nicht klar war, dass ihre Zustimmung an Forderungen geknüpft sein würde, wirkte leicht verwundert.
„Und welches wäre dies?“
„Dass Sie den Gedanken, dem Ganzen eine Ende zu setzen, umdrehen, und Sie unsere Therapiesitzungen als Anfang einer erkenntnisreichen Reise betrachten. Neugierig darauf, was das Leben Ihnen noch Wundervolles bieten wird.“
Steiner überraschte der Gedanke von ihr, dass er positiv in die Zukunft blicken sollte. Allerdings war ihm auch bewusst, dass es ja eigentlich nur mehr besser werden konnte, und er senkte seinen Kopf zustimmend.
„Als Hilfe, um von diesen Gedanken besser loslassen zu können, verschreibe ich Ihnen ein Medikament. Das nehmen Sie dann regelmäßig ein.“
Steiner nickte abermals und nahm schließlich das Rezeptblatt an sich.
„Wir sehen uns in einer Woche wieder“, wurde ihm der nächste Termin vorgegeben und er wollte zur Tür hinaus.
„Moment, bitte. Ein stummes Nicken als Zustimmung reicht leider nicht. Ich will ein klar ausgesprochenes Commitment von Ihnen, Herr Steiner.“
„Ja, Frau Doktor“, wirkte er bereits in der Tür stehend kurz angebunden und wollte nur mehr raus aus diesem Raum. Doch dann drehte er sich noch einmal zu ihr um und sah, wie die Ärztin ihr Haupt leicht zur Seite gelegt hatte und ihn auffordernd anblickte.
„Ja. Ich verspreche Ihnen, mich nicht umzubringen. Und ich komme zur nächsten Sitzung bei Ihnen … sofern mich bis dahin niemand anderer um die Ecke gebracht hat“, versuchte er seine morbiden Gedanken mittels eines angedeuteten Scherzes loszuwerden und verschwand aus der Praxis.
22. April
Dirk faltete die Tageszeitung zusammen und steckte sie in seinen Aktenkoffer. Die letzten Kilometer der Zugfahrt von Linz nach Wien wollte er nun doch ein wenig die vorbeiziehende Landschaft genießen. So kurz vor dem Ziel hatte der Intercity seine Geschwindigkeit jetzt ausreichend gedrosselt, sodass er seinen Blick nun endlich aus dem Fenster auf die saftigen Wiesen der aufblühenden Landschaft richten konnte. Frühling. Schon einzigartig, wie die Natur ihren Zyklus jedes Jahr ganz selbstverständlich von Neuem beginnt. Ein Neubeginn. Ja, das war es für ihn auch, was ihm unmittelbar bevorstand. Allerdings kein ganz so periodischer, der dem Ablauf der Jahreszeiten folgen würde.
Der Inhalt des eben gelesenen Presseartikels war in seinem Kopf noch sehr präsent. Gestiegene Scheidungsraten in Österreich. Allein in diesem Jahr wurden bereits 6.721 Ehen geschieden. Genau genommen 6.720 und eine – seine eigene. Er wusste nun zwar, mit wie viel anderen Menschen er sein diesbezügliches Schicksal teilte, schweifte aber in Gedanken dahin ab, wie es bei ihm überhaupt dazu hatte kommen können.
Als ihm Nina vor über 20 Jahren in Hamburg auf einem Konzert beim Titel Wind of Change verführerisch zugelächelt hatte, war ihm klar: Dieser Frau würde er folgen. Wenn es sein musste bis an den Südpol. Es war dann allerdings nicht ganz so weit. Sie war aus Österreich und er zog nach einer kurzen Phase des Pendelns zwischen Hamburg und Linz zu ihr in die Alpenrepublik. Der Rest ist Geschichte. Ihre gemeinsame Tochter Lisa wurde geboren. Heirat mit seiner Einbürgerung und wenig später ein Haus hinter dem Pöstlingberg mit großem Garten.
Speziell diese Oase war seiner „Prinzessin“, wie er Nina damals liebevoll nannte, besonders wichtig. Unsere Tochter soll im Grünen aufwachsen, waren ihre Worte. Das war – wie sich später zusehends herausstellte – aber nur ein Vorwand. Denn in Wahrheit war es seine Frau, die ein aufwändig gestaltetes Naturparadies als Königreich wollte. In ihrer Denkweise wurde letztlich durch diese Perfektion nach außen sogar das kleine Manko überdeckt, dass ihr Mann ein in Österreich eingebürgerter Norddeutscher war.
Ja, es stimmte. Er war der Piefke aus dem hohen Norden, aber er fühlte sich in der Alpenrepublik richtig wohl. Im Laufe der nunmehr vielen Jahre in seiner neuen Heimat hatte er sogar akribisch versucht, sich vollständig anzupassen. Einzig an seiner Ausdrucksweise und in seinem Denken blitzte seine Herkunft gelegentlich doch noch durch. Für einen Außenstehenden allerdings kaum merkbar, wenn man von dem erkennbar deutschen Akzent einmal absah. Objektiv betrachtet war er allerdings ein Musterbeispiel von Assimilation in deutscher Perfektion.
Das Königreich war der Stein des Anstoßes, denn es entwickelte sich zum freizeitraubenden Ganzjahresprojekt für Dirk. Im Frühjahr Blumen anpflanzen, im Sommer gießen und Rasen mähen. Englischer Rasen am Pöstlingberg war ihre Idealvorstellung. Pah! Im Herbst Laub entfernen und im Winter Schnee schaufeln. Nina aber war sich als Steuerberaterin zu schade dafür, dabei auch nur ansatzweise mitzuhelfen. Sie selbst rührte keinen Finger und Dirk stand es bereits nach einigen Jahren im Haus bis oben hin.
Seine damals begonnene Arbeit bei der Kriminalpolizei und die fordernden Anweisungen seiner Frau, Haus und Garten in Schuss zu halten, waren für Dirk nachträglich betrachtet maßgeblich mit schuld, warum ihre Ehe nach knapp 20 Jahren auf ein Aus zulief. Auch das gegenseitige Begehren flaute ab, und seine Frau zog es vor, ihn lieber mit häuslichen Arbeiten als zwischenmenschlicher Zuneigung zu überschütten. Dirk war aber einfach zu müde, um ihren Vorstellungen Folge zu leisten. Er beschäftige sich in der wenigen Freizeit, die ihm blieb, lieber mit seiner heranwachsenden Tochter, die er über alles liebte.
Endlose Auseinandersetzungen. Das Scheitern ihrer Beziehung schien irgendwie nicht mehr abwendbar zu sein. Ihre Streitereien schaukelten sich in den letzten fünf Jahren immer mehr auf. Da half auch eine Eheberatung nicht mehr weiter. Mehr Struktur sollte er seinem Leben geben. Leichter gesagt als getan, mit seiner Arbeit bei der Kriminalpolizei. Schließlich konnte er bei den Verbrechen, die es aufzuklären galt, keine Stechuhr einführen oder die Kriminaltaten auf Montag bis Freitag und dann auf nine to five eingrenzen lassen. Gerade seine Flexibilität und die Fähigkeit, sich in die ihm übertragenen Fälle richtig zu verbeißen, waren die Basis für seine überdurchschnittlich gute Aufklärungsrate. Alles Dinge, die seine Frau nicht wahrhaben wollte.
Dirk war klar, dass die diesbezüglichen Wünsche seiner Frau nicht aufhören würden. Im Gegenteil. Sie nahmen zu, je älter sie wurde. Es war schon länger offensichtlich, dass hier irgendwann eine Entscheidung getroffen werden musste, wie es weitergehen sollte. Gerade diese Herausforderung hatte er aber immer vor sich hergeschoben.