Der Traum des wilden, weiten Landes - Patricia Matthews - E-Book
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Der Traum des wilden, weiten Landes E-Book

Patricia Matthews

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Beschreibung

In den wilden Wäldern Amerikas: Der dramatische historische Liebesroman »Der Traum des wilden weiten Landes« von Patricia Matthews jetzt als eBook bei dotbooks. 1854: Um der Hungersnot in Irland zu entkommen, wagt die junge Maggie Donnevan mit ihren Brüdern die lange Reise bis an die amerikanische Westküste. Kaum dort angekommen, gerät sie in eine schreckliche Notlage – und wird im letzten Moment von Andrew Kane gerettet, einem ebenso charmanten wie überheblichen Lieutenant aus den Südstaaten. Aber schon kurze Zeit später missbraucht er ihr Vertrauen. Maggie schwört den Schuft für immer aus ihrem Leben zu verbannen und nie wieder von einem Mann abhängig zu sein. Tatsächlich gelingt es ihr, sich im Holzhandel einen Namen zu machen, doch ihr Erfolg ruft einen skrupellosen Konkurrenten auf den Plan. Und immer wieder trifft Maggie auch auf Andrew Kane – aber welches undurchsichtige Spiel treibt er mit ihr? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische Amerika-Roman »Der Traum des wilden weiten Landes« von Patricia Matthews. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

1854: Um der Hungersnot in Irland zu entkommen, wagt die junge Maggie Donnevan mit ihren Brüdern die lange Reise bis an die amerikanische Westküste. Kaum dort angekommen, gerät sie in eine schreckliche Notlage – und wird im letzten Moment von Andrew Kane gerettet, einem ebenso charmanten wie überheblichen Lieutenant aus den Südstaaten. Aber schon kurze Zeit später missbraucht er ihr Vertrauen. Maggie schwört den Schuft für immer aus ihrem Leben zu verbannen und nie wieder von einem Mann abhängig zu sein. Tatsächlich gelingt es ihr, sich im Holzhandel einen Namen zu machen, doch ihr Erfolg ruft einen skrupellosen Konkurrenten auf den Plan. Und immer wieder trifft Maggie auch auf Andrew Kane – aber welches undurchsichtige Spiel treibt er mit ihr?

Über die Autorin:

Patricia Matthews (1927–2006) wurde in San Francisco geboren, studierte in Los Angeles und lebte später viele Jahre in Prescott, Arizona. Nach dem Scheitern ihrer ersten Ehe begann sie, sich intensiv dem Schreiben zu widmen – so lernte sie nicht nur ihren zweiten Ehemann, den Schriftsteller Clayton Matthews kennen, sondern legte auch den Grundstein zu einer internationalen Karriere. Patricia Matthews, die unter zahlreichen Pseudonymen veröffentlichte, schrieb zwischen 1959 und 2004 über 50 Bücher, vom Liebesroman bis zum Krimi. Für ihr Werk wurde sie mit dem »Reviewers Choice Award« und dem »Affaire de Coeur Silver Pen Readers Award« ausgezeichnet.

Bei dotbooks erschienen Patricia Matthews Romane »Wenn die Magnolien blühen«, »Der Wind in den Zypressen«, »Der Stern von Mexiko«, »Das Lied der Mandelblüten«, »Der Himmel über Alaska«, »Die Brandung von Cape Cod«, »Der Duft von Hibiskusblüten«, »Die Jasmininsel«, »Wo die Anemonen blühen« und die »Virginia Love«-Saga mit den Einzelbänden »Der Traum von Malvern Hall« und »Das Vermächtnis von Malvern Hall«.

***

eBook-Neuausgabe Oktober 2021

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1978 unter dem Originaltitel »Love’s Daring Dream« bei Pinnacle, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1979 unter dem Titel »Die Geliebte des Lords« bei Heyne.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1978 by Patricia Matthews

Copyright © 2020 Robert Thixton

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1979 Wilhelm Heyne Verlag, München

Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Pinder Lane & Garon-Brooke Associates, Kontakt: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/bebo, Bioko Olga

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-96655-602-6

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Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.

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Patricia Matthews

Der Traum des wilden, weiten Landes

Roman

Aus dem Amerikanischen von Hans-Erich Stroehmer

dotbooks.

Kapitel 1

Im Jahre 1852 war die Hälfte der Bevölkerung Irlands durch Mißernten vom Hungertod bedroht.

Und so verhielt es sich auch bei der Familie Donnevan.

Im Schlafraum der ärmlich möblierten Hütte hockte Maggie Donnevan mit angezogenen Knien und vorgebeugtem Haupt auf ihrem rauhen Lager. Dichtes braunes Haar fiel ihr über das Gesicht. Sie beobachtete, wie ihre Schwester Kathleen sich damit beschäftigte, ihre wenigen Habseligkeiten in eine alte Schürze zu packen und diese dann zu einem Packen verschnürte. Für den weltlichen Besitz eines achtzehnjährigen Mädchens war es ein jammervoll kleines Bündel. In Maggies braunen Augen brannten bei diesem Anblick salzige Tränen.

Das durfte doch nicht sein! Alles war so ungerecht!

Maggie blickte in das Antlitz ihrer Schwester. Es war trotz der verhärmten Züge ein schönes, von schwarzem Haar umrahmtes Gesicht. Auch der Körper war edel – wenn auch jetzt viel zu abgemagert. Maggie biß sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien. Sie beugte ihren Kopf auf die Knie und spürte ihre schwellenden Brüste. Auch sie würde einmal schön sein – und davor empfand sie Angst. Männer würden voller Verlangen auf sie blikken. Kathleens Schicksal konnte auch das ihre werden.

Sie verbannte diesen Gedanken, schluckte tapfer ihre Tränen hinunter. »Kathleen, muß das sein? Mußt du es tun? Wir werden es schon schaffen. Es wird besser werden, daran glaube ich fest!«

Kathleen lächelte nur traurig. Dann trat sie zum Bett und setzte sich neben Maggie. Behutsam streichelte sie über das Haar ihrer jüngeren Schwester. »Hast du nicht heute nacht den kleinen Kevin vor Hunger wimmern gehört? Und du kennst Mutters Blick, wenn die Männer hungrig heimkommen, und sie hat kein Essen für sie. Was ich vorhabe, ist schon richtig. Es gibt einen Mund weniger zu stopfen, und ich erhalte die Möglichkeit, euch Geld und Nahrungsmittel zu bringen. Lord Ramage versprach es mir.«

Maggie starrte in Kathleens Augen. Ihr Schwester war entschlossen, diesen abscheulichen Mann zu ertragen – als ...

Maggie mochte den Gedanken nicht weiter ausspinnen. Nur weil Kathleen schön aussah, sollte sie zu einem Gegenstand werden, den ein Mann sich zu seinem Vergnügen kaufen und dann wieder wegwerfen konnte. Selbst mit ihren sechzehn Jahren war Maggie das klar. Sie barg den Kopf im Schoß ihrer Schwester und begann zu weinen. »Warum tust du das, Kathleen? Warum?«

Kathleen beugte sich vor und küßte Maggies Kopf. »Ich versuche, es zu erklären. Es wird uns vor dem Hungertod retten, Schwester. Dann wird die Donnevan-Familie überleben.«

Wenig später beobachtete Maggie durch das einzige Fenster ihrer armseligen Behausung, wie eine Kutsche vorfuhr. Sie war sehr groß und tiefschwarz. Unwillkürlich mußte sie an einen Leichenwagen denken, den sie mal gesehen hatte. Maggie hörte, wie die Pferde draußen schnaubten und ungeduldig mit den Hufen stampften. Die schwarze Kutsche bildete einen scharfen Kontrast zu den grünen Hügeln der irischen Landschaft.

Maggies Vater und Mutter standen auf der anderen Seite des Raumes und blickten zu Boden. Mutters Gesicht war sorgenzerfurcht; mit einer Hand umklammerte sie den sechsjährigen Kevin. Das Gesicht ihres Vaters wirkte wie aus grauem Stein gemeißelt.

Kathleen verharrte noch einen Augenblick, als ob sie auf ein Wort ihrer Eltern wartete. Als niemand etwas sagte, verließ sie die Hütte durch die niedrige Tür.

Und Maggie schwor sich, als die Holztür hinter ihrer Schwester zufiel, daß sie selbst niemals ein solches Schicksal wie ihre Schwester auf sich nehmen würde.

Kevin krallte sich in die Röcke seiner Mutter und begann zu weinen. Nora Donnevan beugte sich zu ihrem kleinen Sohn herab und versuchte, ihn zu beruhigen. John Donnevan tastete auf der Anrichte nach dem Krug mit schwarzgebranntem Whisky.

Mit funkelnden Augen und wachsendem Zorn starrte Maggie ihre Eltern an. »Wie könnt ihr das zulassen?« schrie sie. »Wie könnt ihr Kathleen gehen lassen!« Sie rannte zu ihrem Vater und schüttelte ihn.

Ohne eine Miene zu verziehen, schob er sie rauh von sich. »Du wirst den Namen Kathleen in diesem Haus nicht mehr erwähnen. Sie beginnt ein Leben in Sünde. Eine Hure ist sie – und nicht mehr meine Tochter!« Er knallte den Whiskykrug auf den Tisch und ließ sich auf einen der Holzhocker fallen.

Maggie liefen die Tränen übers Gesicht, aber sie trat vor ihren Vater und blickte ihn an. »Sie tut es für uns. Für mich, Kevin, Danny und Patrick. Und für Mutter und dich. Ja, auch für dich! Wir werden nicht verhungern. Wie kannst du nur so über sie sprechen?«

Ihr Vater starrte sie blicklos an. »Halt den Mund, Mädchen! Ich bin hier der Herr im Haus, und ich erwarte Respekt von meinen Kindern.« Er nahm einen Schluck aus dem Whiskykrug. »Ja, so was geschieht, wenn man einem Mädchen zuviel Freiheiten läßt.« Vorwurfsvoll schaute er seine Frau an. »Immer wieder sagte ich es dir, Nora! Du solltest dieses Kind mehr beaufsichtigen. Schau dir Maggie doch an. Auch so ein Hürchen, das seinem Vater widerspricht. Wenn du sie nicht zur Ordnung bringst, bin ich gezwungen, ihr Prügel zu geben.«

Maggie sah ihre Mutter hilfeflehend an, aber die Frau blickte zu Boden. Nur Händen, die erregt ihre Schürze zerknüllten, konnte man anmerken, was sie fühlte.

Zwar fürchtete Maggie den unüberlegten Zorn ihres Vaters, aber sie konnte nicht länger schweigen. »Du verleumdest und beschimpfst Kathleen. Woher kommt eigentlich das Geld für den Haferbrei, mit dem du dir heute morgen den Bauch gefüllt hast? Von Kathleen – und du nennst sie eine Hure!«

Nora Donnevan hob verzweifelt die Hände, um ihre Tochter zum Schweigen zu bringen, aber Maggie ließ sich nicht mehr zurückhalten.

»Du bist als Mann zu stolz, eine Tochter zu haben, die ein sündiges Leben führt. Aber du bist nicht zu stolz, Lebensmittel und Getränke anzunehmen, die vom Geld der gleichen Tochter gekauft werden. Da tust du so, als ob du nicht wüßtest, woher es kommt! Ein prächtiger, stolzer Mann bist du, ein ...«

Maggie erstarben die Worte auf den Lippen, denn ihr Vater stieß den Tisch so heftig von sich, daß er quer durch den Raum flog und umstürzte. Der kleine Kevin schrie vor Angst.

Sie beobachtete ihren Vater, wie er sie mit zornrotem Gesicht anstarrte. Doch plötzlich änderte sich John Donnevans Haltung. Ein Ausdruck von Angst und Schmerz verzerrte seinen Mund zu einer Grimasse. Mit beiden Händen griff er sich an die Brust und stürzte dann wie ein gefällter Baum vornüber auf den Boden. Es gab einen dumpfen Laut.

Nora Donnevan kniete an seiner Seite. Maggie blieb regungslos und völlig verschreckt stehen. Sie bewegte sich erst wieder, als ihre Mutter sie anblickte.

»Er ist tot«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Er ist tot.« Ein Funkeln trat in ihre Augen. »Diese Schuld wird ewig auf dir lasten, Margaret Donnevan! Du hast den Tod deines eigenen Vaters verursacht!«

Maggie wollte sich gegen diese Anschuldigung wehren, aber als sie sah, wie ihre Mutter sich über den Toten beugte und lautlos vor sich hinweinte, schwieg sie.

Maggie kämmte sich sorgfältig ihr dichtes braunes Haar. Aus dem Nebenraum und vom Hof klangen die Stimmen der Nachbarn, die ihren Kondolenzbesuch machten. Ja, es war Sitte, einen Trauerempfang abzuhalten – eine Totenwache für John Donnevan, bevor man ihn begrub. Es wäre ein sehr armseliger Empfang geworden, hätte nicht Kathleen Lord Ramage überredet, Nahrungsmittel und Getränke auf den Hof der Donnevans bringen zu lassen.

Nur die Hälfte der Trauernden ging am nächsten Morgen mit zum Friedhof, wo John Donnevan beerdigt wurde. Viele Tränen flossen, aber Maggie selbst fand keine. Ihre Erinnerungen an Vater waren nur unglücklicher Art. Wann war er eigentlich einmal freundlich und liebevoll gewesen?

Sie konnte sich nicht daran erinnern.

Der Priester sprach monoton vor sich hin. Aber schließlich war alles überstanden. Danach trat Maggies Bruder Patrick wütend auf sie zu und bemerkte verbittert: »Ich sah nicht, daß du unserem Vater auch nur eine Träne nachgeweint hast.«

»Du und die anderen vergossen ja genug Tränen«, entgegnete sie.

»Eine hartherzige Frau bist du, Maggie Donnevan.«

»Wenn es dich nicht stört, trauere ich auf meine Weise.«

Maggie wandte sich zu ihrer Mutter und half der weinenden, schwarzgekleideten Frau auf den Karren für die Heimfahrt. Der kleine Wagen reichte gerade für Maggie, ihre Mutter und Kevin.

Patrick und Dan folgten zu Fuß.

Nora Donnevan hatte seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes kaum gesprochen. Als sie bei der Hütte ankamen, begab sie sich sofort in den Schlafraum, legte sich hin und starrte mit blinden Augen zur niedrigen Decke.

Maggie mußte sich um das Mittagessen kümmern. Glücklicherweise waren noch Reste eines Schweinebratens und zwei Laib Brot vorhanden. Während sie am Herd stand, um das Fleisch zu wärmen, lief der kleine Kevin dauernd schluchzend um sie herum.

Patrick und Dan saßen am Tisch und tranken schwarzgebrannten Schnaps. Die Brüder – zwei Jahre im Alter auseinander – unterhielten sich so, als ob sich Maggie überhaupt nicht im Raum befand.

»Die arme Mutter«, meinte Dan.

»Sicher, es war ein furchtbarer Schreck für die gute Frau«, erwiderte Patrick. »Kathleens entsetzliches Benehmen – und dann Vaters Tod.«

Maggie drehte sich vom Herd herum. »Ich sagte dir schon mal, daß ich mir deine Beschimpfungen Kathleens nicht anhören will, Patrick!«

Patrick blickte sie finster an. »Dann hör nicht zu, Schwester. Von Mutter hörte ich, daß du mit deinem Gerede Vater so sehr aufregtest, daß er tot umfiel. Wenn das so war, bist du nicht besser als deine Schwester.«

»Ich sagte nichts zu ihm, was nicht schon zuvor gesagt wurde!«

»Er war dein Vater, Maggie«, meinte Dan. »Und du hättest ihm gehorchen sollen. So ist es doch.«

»Es dürfte an der Zeit sein, daß sich unsere Lebensgewohnheiten ändern«, entgegnete Maggie. »Ihr beide sitzt dort saufend herum – anstatt zu arbeiten. Hättet ihr euch früher mehr um die Arbeit gekümmert, wäre Kathleen nicht gezwungen gewesen, den Namen der Donnevans in den Schmutz zu ziehen!«

»Aber das ist doch ungerecht, Maggie!« protestierte Dan. »Du weißt doch, daß es keine Arbeit gibt. Patrick und ich haben es bestimmt versucht. Wir hätten jede Arbeit angenommen.«

»Nun reicht’s mir!« rief Patrick und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir müssen uns doch nicht bei Weibsbildern wie ihr noch entschuldigen!«

Bei Patricks lauten Worten begann der kleine Kevin zu weinen, und Maggie benutzte die Gelegenheit, zu entkommen und Kevin zum Spielen auf den Hof zu bringen. Während sie den Jungen beim Spiel beobachtete, fühlte sie sich ein wenig beschämt über ihre scharfen Worte. Ihre Brüder mochten manche Fehler haben, aber wenn es Arbeit gab, dann standen sie ihren Mann. Aber es gab ja wirklich keine Arbeit.

Maggie seufzte auf und wischte sich den Schweiß mit der Schürze von der Stirn. Dann blickte sie auf die grünen Hügel. Was für ein schönes Land war doch ihre Heimat Irland! Aber sie wußte auch, daß es sich um eine trügerische Schönheit handelte, und sie hatte gehört, daß schon Tausende von Iren ins Land der Verheißung – in die Vereinigten Staaten – ausgewandert waren.

Aber eine Reise nach Amerika kostete Geld, sehr viel Geld. Außerdem gab es bereits Gerüchte, daß man die Iren dort nicht sonderlich schätzte. Sie waren zu billige Arbeitskräfte und wurden von den Amerikanern mit Mißtrauen betrachtet.

Aber warum machte sie sich darüber Gedanken? Bei den Donnevans gab es kaum etwas zu essen. Wie sollten sie da eine Schiffspassage in ein anderes Land bezahlen können?

Maggie hatte gar nicht geahnt, wie sehr sie ihre Schwester Kathleen vermissen würde. Stets war sie mit ihr ein Herz und eine Seele gewesen.

Zwei Wochen nach dem Begräbnis hielt die schwarze Kutsche wieder vor der Hütte. Patrick und Dan gaben vor, sie nicht zu sehen, und gingen einfach davon. Es blieb Maggie und Kevin überlassen, die Körbe mit Nahrungsmitteln auszuladen. Nach dem letzten Korb hüstelte der Kutscher. Als Maggie ihn anblickte, gab er ihr mit einem verächtlichen Blick einen versiegelten Brief. »Man befahl mir, auf eine Antwort zu warten«, erklärte er.

Mit zitternden Fingern öffnete Maggie den Brief.

Liebste Maggie!

Oh, ich vermisse Dich so, liebe Schwester! Mir erscheint es wie eine Ewigkeit, seit wir uns zum letztenmal sahen. Von Lord Ramage erbat ich die Erlaubnis, daß Du mich besuchen darfst. Er ist wegen Geschäften in Galway und wird vier Tage abwesend sein. Bis zu seiner Rückkehr darfst Du hier sein. In drei Tagen reist er ab. Dann schicke ich Dir die Kutsche, falls Du damit einverstanden bist, mich zu besuchen. Bitte, tu’s doch, liebe Maggie!

Dann waren einige Worte ausgestrichen, die Maggie nicht entziffern konnte. Sie las weiter:

Wenn Du mit dem Besuch einverstanden bist, brauchst Du mir keinen Antwortbrief zu senden. Sage es nur dem Kutscher. Und ich flehe darum, daß Du zustimmst.

Deine Dich liebende Schwester Kathleen.

Maggie drückte den Brief gegen ihren Busen, wandte sich mit leuchtenden Augen dem Kutscher zu und sagte: »Ja! O ja!«

Der Kutscher nickte kaum merklich, ließ seine Peitsche knallen, und das Gefährt ratterte davon.

Als Patrick und Dan von Maggies geplanter Reise erfuhren, waren sie natürlich sofort dagegen. Maggie jedoch stellte sich ihren Drohungen und Bitten gegenüber taub. Sie wollte Kathleen besuchen, und nichts würde sie davon abhalten. Verzweifelt wandten sich die Brüder an die Mutter, damit sie Maggie die Fahrt verbieten sollte. Aber Nora Donnevan war nach dem Tode ihres Mannes kaum noch ansprechbar; sie kümmerte sich um nichts, und man mußte sie fast zum Essen zwingen.

Am Abend, bevor die Kutsche kommen sollte, badete Maggie und bürstete besonders sorgfältig ihr langes Haar. Als sie einen Blick in den einzigen zerbrochenen Spiegel warf, war sie selbst über ihr Aussehen erstaunt. Ihre Brüste waren größer geworden, ihre Hüften voller. Sicher lag das an den Nahrungsmitteln, die Kathleen ständig schickte.

Dennoch empfand Maggie vor dem Besuch eine gewisse Angst. Lord Ramage hatte sie zwar noch nie gesehen, aber seine Unzüchtigkeiten und Grausamkeiten waren in der ganzen Provinz bekannt. Diesen Mann persönlich kennenzulernen, erschien ihr durchaus nicht erstrebenswert.

Maggie besaß lediglich zwei Kleider, von denen eins früher Kathleen gehört hatte. Dieses Kleid war ihr zwar ein wenig zu groß, aber sie zog es dennoch an, um die Rundungen ihres Körpers zu verbergen.

Am nächsten Morgen kam die Kutsche. Der livrierte Fahrer traf keinerlei Anstalten, vom Kutschbock abzusteigen. So mußte Maggie selbst die Tür öffnen und einsteigen. Der Weg nach Schloß Ramage war nicht weit, und sie fuhren nur durch Land, das Lord Ramage gehörte. Wenn Menschen aus den armseligen Hütten traten, warfen sie der Kutsche feindselige Blicke nach. Lord Ramage war Engländer, und die Iren haßten ihre englischen Herren aus tiefstem Herzen.

Maggie drückte sich in eine Ecke der Kutsche, voller Angst, daß sie jemand erkennen würde. Dann bogen sie von der Hauptstraße ab und fuhren die Einfahrt zu Schloß Ramage empor. Als Maggie jetzt hinausblickte, mußte sie zugeben, daß dieses Schloß einen unvergeßlichen Anblick bot. Eine gewaltige graue Steinmasse mit Türmen und Schießscharten – auf Maggie wirkte dieses wenigstens hundert Jahre alte Schloß irgendwie bedrohlich.

Kathleen erwartete sie, und die beiden Schwestern umarmten sich unter Tränen. Maggie fiel auf, daß Kathleen etwas fülliger wirkte; außerdem lagen um ihre Augen tiefe Schatten. Ihre ganze Erscheinung wirkte gehetzt und gequält.

»Wie ist das denn hier – mit ihm?« fragte Maggie flüsternd, weil sie befürchtete, man könnte sie belauschen. Das Schloß schien von Dienern zu wimmeln; Maggie war es völlig unbegreiflich, daß man soviel Untergebene benötigte.

»Ach, es ist großartig hier, Maggie! Schau mal, hast du schon ein so wunderbares Kleid gesehen wie dieses?« erwiderte Kathleen mit etwas schriller Stimme. Dabei drehte sie sich im Kreis, um von ihrer Schwester bewundert zu werden. Es war ein kostbares Gewand aus grünem Samt; aber Maggie fiel sofort der gewagt tiefe Ausschnitt auf.

»Und die Schmuckstücke!« fuhr Kathleen fort. »Seine Lordschaft verschwendet ein Vermögen an mich! Und die vielen Diener ...« Kathleen zeigte mit der Hand um sich und lächelte fröhlich – aber auf Maggie wirkte dieses Lächeln gezwungen und gekünstelt. »Ich brauche nur mit dem kleinen Finger zu winken, und schon bekomme ich alles. Maggie, dieser Fetzen, den du da trägst, der ist unwürdig für die Schwester der Geliebten des Lord Ramage. Ich besitze unzählige Kleider. Da findet sich bestimmt eins für dich ...« Sie führte Maggie zur Wendeltreppe.

»Nein, Kathleen«, erwiderte Maggie leise. »Aber ich danke dir dennoch. Du siehst mich in einem alten Kleid von dir. Ich hoffe, du kannst diesen Anblick ertragen.«

»Ja, Maggie«, erwiderte Kathleen genauso leise und blickte sich um. Im Augenblick befand sich niemand in der Empfangshalle. »Mein kleines Schwesterchen wird langsam erwachsen, und sie merkt es.«

An diesem Abend speisten sie in dem großen Eßraum. Die Tafel allein war schon größer als die Hütte der Donnevans, so schien es Maggie. Das Essen war großartig. Von dem, was auf der Tafel stand, hätten sechs Leute satt werden können. Es gab sogar gekochte Kartoffeln – ein für Maggie seltener Genuß, denn Kartoffeln waren in jenem Jahr in Irland so rar wie Gold.

Erstaunt bemerkte Maggie: »Diese Kartoffeln sind ja köstlich! Woher kommen die denn?«

Kathleen zuckte die Schulter. »Seine Lordschaft brachte sie aus dem Norden nach hier ... Nur in der Umgebung von Galway herrscht diese Knappheit ...« Kathleens Stimme klang ein wenig lallend. Auf dem Tisch stand eine Flasche Sherry, und sie hatte ständig davon getrunken.

Maggie spürte, wie verzweifelt und bedrückt sich ihre Schwester fühlte, aber sie wußte auch, daß Kathleen über diese Dinge jetzt nicht sprechen würde.

Die Nacht verbrachte Maggie in dem weichsten und schönsten Bett ihres Lebens ...

Die nächsten drei Tagen wurden von den beiden Schwestern genossen, aber sie bedrückten auch Maggie. Ihre Schwester zeigte sich nur in ihrer früheren Art, sobald sie das Schloß verließen. Dann sprach sie über vergangene Zeiten. Abends pflegte Kathleen sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken ...

Der letzte Abend für die beiden Schwestern kam nur zu schnell. Am nächsten Morgen sollte Maggie mit der Kutsche wieder nach Hause fahren. Keine von ihnen hatte großen Appetit; die Stimmung war drückend. Noch dazu hatte es den ganzen Tag geregnet, und beide konnten das Schloß nicht verlassen.

Die Nacht war kühl, und beide Mädchen hockten vor dem Kaminfeuer in der Bibliothek. Kathleen brachte einen Krug Portwein und zwei Gläser. Und an diesem letzten gemeinsamen Abend mit ihrer Schwester trank auch Maggie von dem Wein.

Sie blickte sich in dem großen Raum um. An drei Wänden zogen sich Bücherregale bis zur Decke, und sie empfand einen gewissen Neid. Lesen war für sie immer wie ein Traum gewesen. Nach Büchern hungerte sie und hatte manchen letzten Pfennig dafür ausgegeben.

»So viele Bücher!« sagte Maggie. »Wie schön wäre es, wenn ich sie alle lesen könnte. Hat denn Lord Ramage jedes Buch gelesen?«

»Vermutlich schon«, erwiderte Kathleen schulterzukkend. »Seine Lordschaft ist ein gebildeter Mann und verbringt viele Stunden hier mit Lesen und dem Trinken von französischem Brandy ...«

»Manchmal sind ein Buch und eine Flasche Brandy eine bessere Gesellschaft als irgendwelche billigen Huren!« erklärte eine verächtliche Stimme von der Tür her.

»O nein! Himmel, nein!« flüsterte Kathleen.

Maggie sprang auf und wirbelte herum. In der Tür zur Bibliothek stand ein umwerfend gutaussehender Mann – groß, breitschultrig, mit schlanken Hüften. Seine hellblauen Augen waren kalt wie Eis; sein Haar schneeweiß, obwohl er kaum älter als fünfunddreißig sein konnte. Sein sinnlicher Mund war so rot, daß sich Maggie fragte, ob er sich wohl die Lippen schminkte. Er trug einen Reitanzug von bestem Schnitt und um die Schultern ein schwarzes Cape.

Nun trat er näher heran und hob lässig seine Hand. »Was soll das, Lady Kathleen? Du begrüßt den Herrn des Ramage-Schlosses bei seiner Rückkehr nicht? Du stürzt dich nicht mit Freudentränen in seine Arme? Ich muß schon sagen, ich bin bitter enttäuscht.« Sein Stimme klang ätzend vor Hohn.

Kathleen erhob sich und stammelte: »Ich ... ich erwartete deine Rückkehr nicht vor dem Morgen, Euer Lordschaft.«

»Nun, vielleicht kam ich absichtlich früher, um die Schwester kennenzulernen, von der du soviel erzähltest.« Er warf Maggie einen eiskalten Blick zu und machte eine verächtliche Handbewegung. »Nachdem ich sie nun sah, muß ich gestehen, daß sie mich nicht wesentlich beeindruckt. Auf den Straßen von Dublin sah ich schon besser gekleidete Bettlerinnen.«

»Maggie, darf ich dir Lord Ramage vorstellen«, sagte Kathleen schnell. »Euer Lordschaft, das ist ...«

»Quäl mich nicht mit Vorstellungen.« Wieder machte er eine wegwerfende Handbewegung. »Raus mit euch beiden. Ich möchte einen Schluck französischen Brandy. Was allerdings nicht bedeutet, Madam, daß ich Ihnen für heute nacht mein Bett nicht reserviere.« Er nickte Maggie zu; Kathleen schien für ihn nicht mehr zu existieren. »Die Huren von Galway werden sehr traurig sein. Aber hier kann ich mich wenigstens an einer eiskalten Schönheit erfreuen.«

Kapitel 2

Maggie eilte mit Kathleen in die unteren Räume; sie fühlte sich beschämt und erniedrigt. Wie ein billiges Küchenmädchen jagte man sie davon! Wie ein Tier, das dem Anblick Seiner Lordschaft unwürdig war! Natürlich wußte Maggie, daß sie durchaus nicht standesgemäß gekleidet war, aber das verringerte ihren Ärger keinesfalls. »Was für ein fürchterlicher Mann! Wie kannst du es nur ertragen, bei ihm zu sein?« Sie errötete. »Mit diesem Menschen das Bett zu teilen!«

Kathleen seufzte auf. »Einfach ist das nicht, liebe Schwester. Er ist wirklich ein fürchterlicher Mann. Und wie schlimm er ist, kannst du erst wissen, wenn du ...« Sie brach ab und blickte zur Seite. »Aber das ist nun einmal der Preis, den ich bezahlen muß.«

»Ein Preis! Ich würde lieber verhungern, als das zu tun!«

»Davon bin ich überzeugt, liebe Maggie.« Kathleen drückte ihr die Hand. »Mir geht es nicht anders. Aber da sind Patrick und Dan. Und vergiß nicht den kleinen Kevin und Mama. Die anderen mögen zwar überleben, aber Kevin und Mama würden im nächsten Winter verhungern.«

Kathleen blickte so verzweifelt vor sich hin, daß Maggie wußte, jeder weitere Streit darüber war nutzlos. Ihre Schwester hatte sich ihrem Schicksal unterworfen. An der Tür zur Schlafkammer, die Maggie bewohnte, gab Kathleen ihr einen Kuß und sagte gequält: »Gute Nacht, liebe Maggie. Schlaf wohl.« Dann schlich sie mit hängenden Schultern davon, und Maggie blickte ihr weinend nach. Wie konnte sie ruhig schlafen, wenn sie wußte, was sich jetzt in Lord Ramages Schlafzimmer abspielte?

Maggie zog sich in ihre Schlafkammer zurück. Wie überall im Schloß ließ sich auch dieses Zimmer nicht verriegeln. Kerzenlicht erhellte den Raum; ein kleines Feuer glühte im Kamin.

Wie zum Trotz – ein Trotz, den sich Maggie nicht erklären konnte – zog sie sich vollständig aus und stand dann nackt vor dem hohen Spiegel. Wie würde mich wohl ein Mann betrachten, überlegte sie.

Meine Haut ist nicht so weiß wie die von Kathleen, aber dennoch makellos. Meine Hände sind natürlich schlimm. Sie starrte darauf. Langfingrig schon, aber rauh und gerötet von harter Arbeit und mit gebrochenen Nägeln ...

»Also trog mich meine Vermutung doch nicht«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr. »Unter diesen Kleiderfetzen verbirgt sich ein verdammt hübsches Hürchen.«

Maggie keuchte vor Angst auf und drehte sich um. Lord Ramage lehnte im Türrahmen; sein Blick wirkte kühn und arrogant. Panik packte Maggie und Beschämung. Verzweifelt versuchte sie, ihr Kleid zu erreichen, aber Lord Ramage war mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor ihr dort und versperrte ihr den Weg. »Mein Verdacht über deinen verborgenen Charme hat sich also bewahrheitet, mein üppiges Liebchen. Du bist so hinreißend wie deine Schwester. Ich frage mich nur, ob du nicht noch heißeres Blut hast. Na, das möchte ich selbst herausfinden.«

Wie besinnungslos vor Angst versuchte Maggie an ihm vorbeizulaufen, aber er packte ihr Handgelenk mit einem grausam harten Griff. Maggie schrie auf. Er zuckte nur die Schultern. »Schreie, so laut du willst. Keiner wagt es zu kommen. Hier bin ich der Herr und kann tun und lassen, was ich will.« Dabei drückte er ihr den Arm auf den Rücken und zwang sie, dichter an ihn heranzutreten. Er roch nach Brandy und Pferden. Dann preßte er seinen Mund auf den ihren, und Maggie fühlte, wie seine Erregung wuchs. Sie gab ein heiseres Stöhnen von sich.

Lord Ramage lachte. »Spar dir deine Kräfte für etwas Besseres auf, Mädchen.« Wieder riß er sie an sich.

»Laßt sie los, Euer Lordschaft.«

Bei den Worten erstarrte Lord Ramage und wandte sich um.

Kathleen in einem weißen langen Nachtgewand stand mit den Armen auf dem Rücken verschränkt in der Tür. Ihre Augen funkelten wild.

»Madam, was nimmst du dir heraus?« spottete Lord Ramage. »In diesem Haus gehört alles mir, und ich benutze es so, wie ich es will!«

»Aber nicht meine Schwester Maggie. Mit mir hast du ein Geschäft abgeschlossen. Laß sie los.«

Lord Ramage warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Und wenn ich es nicht tue?«

»Dann werde ich dich töten«, entgegnete Kathleen sehr bestimmt. Sie zog die Hände hinter dem Rücken hervor und umklammerte mit beiden Fäusten den Griff eines langen Küchenmessers. Dann hob sie die Waffe. »Ich ersteche dich mit diesem Messer.«

Jetzt wurde er sehr ruhig. »Das wagst du nicht. Du weißt, was hinterher mit dir geschieht, wenn du so was tust.«

»Lieber sterbe ich als mit anzusehen, wenn du meine Schwester mißbrauchst. Um Gottes willen, Sir«, schrie sie auf. »Sie ist doch noch ein Kind!«

Wieder lachte Lord Ramage. »Jetzt bettelst du, was? Das ist sinnlos, liebste Kathleen. Bei mir hast du auch um Gnade gewinselt, falls du dich noch daran erinnerst. Ein Kind, sagtest du?« Er blickte Maggie an. »Verdammt, wie ein Kind erscheint sie mir nicht. Sie ist reif genug, um gepflückt zu werden.«

Kathleen trat näher heran und hielt das Messer hoch erhoben. »Du hast recht. Bitten sind bei dir vergeblich. Aber laß dich warnen, ich habe keine Angst, dieses Messer zu benutzen.«

»Ich glaube, daß du es benutzen würdest«, erwiderte er leise.

»Um Maggies willen täte ich es.«

Langsam ließ Lord Ramage Maggies Arm los. Sie trat schnell zurück und betrachtete die beiden anderen.

Er gab sich gleichgültig. »Mir bedeutet sie nichts – nur irgendein Hürchen.« Seine Worte klangen allerdings nicht sehr überzeugend. »Wenn du dich so dafür einsetzt, gebe ich dir mein Wort, daß ich deinem kostbaren Schwesterchen nichts antun werde.« Er starrte auf Kathleens Nachtgewand und schien es mit den Augen förmlich zu durchdringen. »Aber unser Geschäft gilt doch noch?«

Kathleen nickte und ließ ihre Hand mit dem Messer sinken.

»Nun gut, Madam. Dann befehle ich deine sofortige Anwesenheit in meinem Schlafzimmer.« Lord Ramage verließ den Raum.

Kathleen ließ das Messer fallen und barg ihr Gesicht in den Händen. Vor Verzweiflung zuckten ihre Schultern. Dann griff sie nach Maggies Hand. »Ich gebe den Dienern Anweisung. Die Kutsche wird im Morgengrauen abfahren. Du mußt bereit sein und darfst keinen Augenblick länger als nötig hier bleiben.«

Erschüttert erwiderte Maggie: »Ich darf mich noch nicht mal am Morgen von dir verabschieden?«

Kathleen schüttelte den Kopf. »Das hier ist unser Abschied.« Sie küßte Maggie auf die Wangen. »Lebwohl, liebe Schwester.«

Maggie hielt sie fest. »Mußt du jetzt ... zu ihm?«

»Ja, das muß ich.« Sie befreite sich aus Maggies Armen, verließ schnell den Raum und schloß die Tür fest hinter sich.

In dieser Nacht fand Maggie kaum Schlaf. Wie schlimm und erniedrigend jedoch diese Nacht für ihre Schwester wurde, konnte sie sich nicht vorstellen ...

Kathleen blieb einen Augenblick vor der Tür zu Lord Ramages Schlafzimmer stehen und schloß die Augen. Dann traf sie ein leichter Luftzug, und seine höhnische Stimme sagte: »Meine liebe Kathleen, laß mich nicht warten, denn du weißt ja, wie sehr mich das verärgert.«

Der große Schlafraum wurde durch zwei Kerzen erleuchtet, die auf jeder Seite des Bettes standen. Lord Ramage stand vor dem Bett. Er war bereits ausgezogen und erwartete sie nackt.

Sein gutgeschnittenes, aber eiskaltes Gesicht blieb völlig unbewegt. Seine sanfte Stimme jedoch klang drohend. »Falls du dich mir gegenüber auflehnst, ist dir wohl bekannt, welche Strafe du zahlen mußt. Dein Mut ist schon zu bewundern, aber er fordert mich heraus, ihn zu zerbrechen. Und ich werde dafür sorgen, daß du wie ein getretener Wurm aus diesem Schloß davonkriechst. Darauf kannst du dich verlassen.« Er machte eine befehlende Handbewegung. »So, jetzt ziehst du dich aus.«

Kathleen gehorchte und zog sich ihr Nachtgewand über den Kopf.

Lüstern glitzerten seine Augen. »Du besitzt eine verdammt gute Figur für eine Frau. Dennoch sollte man dich und das irische Gesindel in euren Höhlen verhungern lassen. Komm her, Hure.«

Und wieder gehorchte Kathleen; ihre Füße schienen bleischwer. Als sie in seiner Reichweite war, holte er aus und schlug ihr mit der Rückseite der Hand über die Wange. An einem Finger trug er einen schweren Diamantring. Der Edelstein schnitt Kathleen ins Fleisch, und durch den Hieb flog ihr Kopf nach hinten. Wieder schlug er zu – diesmal auf die andere Wange. Erneut spürte Kathleen, wie ihre Haut aufriß, und sie stieß einen unterdrückten Schrei aus.

Schadenfroh erklärte Lord Ramage: »Damit trägt deine Schönheit für alle Tage ein Schandmal. Und nun ins Bett mit dir!«

Kathleen befand sich wie in einem Dämmerzustand und spürte kaum, was mit ihr geschah. Sie ließ sich auf das Bett fallen, er griff roh nach ihren Armen und drehte sie auf den Rücken.

»Werde mir ja nicht ohnmächtig, Madam«, drohte er. »Ich möchte dich bei vollem Bewußtsein.« Schmerzhaft packte er ihre Brust, und wieder schrie sie auf. Was dann geschah, war wie ein Alptraum.

Von weit her hörte sie später seine Stimme. »Kalt. Verdammt, so kalt, als ob man im Winter in den Schnee fällt. Dabei hörte ich immer, daß irische Frauen heißblütig wären.«

Kathleen erwartete einen neuen Hieb, aber Lord Ramage schob sie rauh zur Seite. »Such dir eine andere Schlafstelle für heute nacht, Dirne. Ich möchte die restliche Nacht nicht in meinem Bett frieren.«

Er versetzte ihr einen Stoß in die Seite. Kathleen kroch aus dem Bett. Nackt und fröstelnd bewegte sie sich wie eine geschundene Kreatur in den unteren Stock und fand eine leere Bettkammer. Schlaf jedoch sollte sie nicht finden, bevor sie im Morgengrauen das Davonfahren von Maggies Kutsche hörte. Erst dann besaß sie die Gewißheit, daß sich Maggie außerhalb der Reichweite von Lord Ramage befand ...

Schon vor dem Morgengrauen war Maggie reisefertig gekleidet. Ein Klopfen an der Tür rief sie zur Kutsche. In der großen Eingangsdiele traf sie niemanden, als sie sich auf Zehenspitzen hinausschlich. Als die Kutsche abfuhr, blickte sie noch einmal zurück. Der Morgen war grau wie der Tod; Schloß Ramage wurde von Nebelschwaden umwallt.

Es vergingen fast sechs Monate, bis Maggie ihre Schwester wiedersah. Kein Brief kam. Wären nicht die regelmäßigen Lebensmittelsendungen eingetroffen, hätte sie überhaupt nicht gewußt, ob Kathleen noch lebte.

In dieser Zeit herrschte bei der Donnevan-Familie eine trügerische Ruhe. Die Brüder hatten inzwischen gelernt, in Gegenwart von Maggie nichts Böses über ihre älteste Schwester zu sagen. Beide Jungen waren ständig bemüht, Arbeit zu finden, aber es gab keine. Maggie bewunderte ihre Hartnäckigkeit und behandelte die beiden wesentlich freundlicher, wenn sie jeden Abend nach ergebnisloser Suche niedergeschlagen zurückkehrten. Dank Kathleen bestand der einzige Trost darin, daß ihre Mägen stets gefüllt waren.

Mutter Nora Donnevans Zustand verschlechterte sich allerdings immer mehr. Jede Verbindung mit der Wirklichkeit hatte sie verloren. Man mußte sie füttern. Richtig bei sich zu sein schien sie lediglich bei den wöchentlichen Besuchen von John Donnevans Grab.

So ergab es sich ganz von selbst, daß Maggie immer mehr den ganzen Haushalt leitete. Ihr siebzehnter Geburtstag kam und verging, ohne daß jemand davon Notiz nahm. Bei ihren Brüdern und bei dem Zustand ihrer Mutter störte das Maggie nicht. Kathleen jedoch hatte sich bis jetzt stets an diesen Tag erinnert.

Drei Wochen nach Maggies Geburtstag verstarb Nora Donnevan im Schlaf. Maggie hatte das schon erwartet und war nicht sehr überrascht. Sofort schickte sie eine Nachricht zu Kathleen nach Schloß Ramage.

Und wieder mußte sie sich um Kathleen Gedanken machen, denn es kam keine Antwort – nicht einmal ein Kondolenzbrief.

Bei der Beerdigung allerdings geschah es dann. Maggie merkte plötzlich, wie die Besucher tuschelten. Als sie sich umblickte, setzte ihr fast das Herz aus. Eine schwarze Kutsche erschien auf der Straße vor dem Friedhof. Ihr entstieg eine Frau in schwarzer Kleidung, die langsam zu dem Grab herankam. Trotz des dichten schwarzen Schleiers erkannte Maggie ihre Schwester Kathleen. Allerdings trat Kathleen nicht zu den Donnevans heran, sondern blieb abseits stehen. Die Trauerfeierlichkeit endete; die Besucher entfernten sich. Dabei warfen sie der unbeweglich dastehenden Frau in Schwarz neugierige Blicke zu.

Maggie flüsterte ihren Brüdern zu: »Das ist Kathleen. Kommt, wir wollen mit ihr sprechen.«

Patrick schüttelte den Kopf und erklärte sehr bestimmt: »Nein, wir haben ihr nichts zu sagen. Wir gehen, Dan.« Er packte seinen Bruder am Ellbogen und zog ihn mit sich fort.

Wütend starrte Maggie ihnen nach. Diese dummen, dickköpfigen und verständnislosen Burschen!

Eine Hand zupfte an ihrem Ärmel. »Maggie, ist das Kathleen?«

Maggie lächelte in Kevins emporgerichtetes Gesicht. »Ja, Kevin.« Sie nahm ihn bei der Hand. »Komm, wir gehen zu ihr.«

Kathleen hob ihren Schleier nicht und blieb starr stehen, als die beiden sich näherten. »Es bleibt uns nicht viel Zeit, Maggie«, sagte sie leise. »Ich muß sofort ins Schloß zurückkehren. Seine Lordschaft verbat mir einen Besuch bei Mutters Begräbnis. Er gestattete mir noch nicht mal eine Antwort auf deine Botschaft. Aber da er heute bei Tage nicht anwesend ist, gelang es mir, mich davonzustehlen.«

Wie gerne hätte Maggie das Gesicht ihrer Schwester gesehen und es auch berührt, aber eine innere Stimme warnte sie davor, den Schleier anzuheben. Es war gewiß nicht nur ein Ausdruck der Trauer – vermutlich gab es noch andere Spuren in ihrem Gesicht. Den Tränen nahe erwiderte Maggie verschreckt: »Nun sind Mutter und Vater von uns gegangen. Und auch du, Kathleen, du hast uns verlassen.«

»Aber ihr seid doch noch vier Geschwister. Du mußt an dich selbst und an unsere Brüder denken«, entgegnete Kathleen heftig. »Darum kam ich ja.«

Maggie blickte sie fassungslos an. »Das verstehe ich nicht.«

Aus dem Pompadour an ihrem Arm zog Kathleen ein Bündel hervor, das in ein Taschentuch gewickelt war. »Hier.« Sie drückte es Maggie in die Hand. »Ich möchte, daß du das nimmst. Es ist mehr als genug für die Schiffspassage nach Amerika. Ihr vier Donnevans müßt dieses verfluchte Land verlassen!«

»Ohne dich?« stammelte Maggie.

»Ja, ohne mich. So muß es sein.«

»Aber ...« Verwirrt blickte Maggie auf das Bündel und löste dann den Knoten. Aufkeuchend erkannte sie eine Handvoll Juwelen. Von Edelsteinen verstand sie zwar kaum etwas, aber sie ahnte, wenn diese Steine echt waren, stellten sie einen erheblichen Wert in Geld dar.

Kathleen griff nach dem Bündel und blickte sich furchtsam um. Schnell verschlang sie die Enden des Tuches wieder zu einem Knoten. »Niemand darf das sehen. Keiner darf etwas davon wissen. Auch nicht Patrick oder Dan. Du bist einfallsreich, Maggie. Du kannst ihnen beibringen, das Land zu verlassen, ohne daß sie wissen, woher das Geld für die Passage stammt.«

»Aber woher stammen denn diese Juwelen?«

Wie im Fieber fuhr Kathleen fort: »Ich machte sie ausfindig. Verkauf die Juwelen, Maggie. Laß dich dabei nicht betrügen. Dann kauf eine Schiffspassage nach Amerika. Nicht an die Ostküste, nicht nach New York. Dort werden unsere Leute schlecht behandelt. Fahrt um Kap Hoorn zur Westküste. Es wird mehr kosten, aber dort gibt es viele Möglichkeiten ...«

Kathleen lachte hart. »Das alles habe ich lange überdacht. Sorgfältig belauschte ich die Gespräche des Lords und seiner englischen Freunde.« Sie packte Maggies Hand. »Versprich mir, daß du so bald wie möglich auswanderst. Jetzt ist Frühlingsende, und ich erfuhr, daß die meisten Schiffe im Frühling und Sommer nach Amerika segeln, um die Winterstürme zu vermeiden.«

Plötzlich ahnte Maggie, wie die Dinge zusammenhingen. Sie berührte Kevins Schulter und befahl ihrem kleinen Bruder: »Geh schon voraus zu unserem Wagen.«

Kathleen beugte sich herab, umarmte kurz ihren kleinen Bruder und drückte sein Gesicht an das ihre. Dann schob sie ihn fort.

Maggie blickte Kathleen an und versuchte, ihre Augen hinter dem Schleier zu erkennen. »Da hast diese Juwelen bei Lord Ramage gestohlen, nicht wahr?«

»Das ist doch gleichgültig. Ich will, daß du sie verkaufst und möglichst schnell abreist. Maggie, du mußt für dich und die Jungen ein neues Leben finden. Dafür ist kein Preis hoch genug.«

»Und der Preis, den du bezahlst? Was geschieht, wenn er es erfährt?«

»Das wird noch eine Weile dauern. Er versteckte sie in der Bibliothek. Ich beobachtete zufällig, wie er sie eines Tages betrachtete. Maggie, so begreif doch! Für die Donnevans bedeutet das ein Vermögen und ein neues Leben. Für einen so reichen Mann wie Lord Ramage kommt es auf etwas mehr oder weniger Geld nicht an.«

»Aber er könnte es zufällig erfahren. Dann wird er dich für die Diebin halten.«

Kathleen schüttelte den Kopf. »Dazu ist er zu stolz. Niemals wird er vor der Öffentlichkeit zugeben, daß seine Geliebte eine solche Tat beging. Außerdem ist es dann gleichgültig. Ihr seid nicht mehr im Lande.«

»Aber warum kommst du nicht mit uns? Dann bist du ihm auch entkommen.«

»Nein! In dem Augenblick, wo er mich vermißt, schöpft er sofort Verdacht. Auch wenn er weiß, daß die Juwelen verschwunden sind. Er wird nach mir suchen – lange bevor es uns gelingt, das Land zu verlassen. Bin ich jedoch bei seiner Rückkehr wieder im Schloß, wird er nichts vermuten.«

»Kathleen, ich habe Angst um dich«, erwiderte Maggie. »Wenn er die Sache mit den Juwelen bemerkt ...«

»Bis dahin seid ihr längst aus seiner Reichweite. Mich kümmert es nicht, was er mit mir anstellt. Dann ist alles seinen Preis wert gewesen.«

Maggie merkte Kathleen an, daß es nutzlos war, weiter mit ihr darüber zu argumentieren. Ihre Schwester hatte sich den Plan zurechtgelegt und würde sich zu nichts anderem überreden lassen.

»Ich mache alles, wie du es wünschst, Kathleen. Aber mit schwerem Herzen«, gestand Maggie. »Ständig werde ich an dich denken und dich in meine Gebete einschließen. Wenn uns das Glück in der Neuen Welt hold ist, kannst du ja nachkommen.«

»Vielleicht. Ich täte es gerne.« Aber in Kathleens Stimme schwang ein Unterton mit, als ob sie sich bereits gegenüber Schwester und Brüdern als tot betrachtete. »Jetzt muß ich zurück.« Sie umarmte Maggie stürmisch. »Ich liebe dich, Maggie. Vielleicht kommt einmal die Zeit, wo Patrick und Dan freundlicher von mir denken. Gott beschütze euch.« Und schon rannte Kathleen zu ihrer schwarzen Kutsche.

Maggie blickte ihr nach, bis die Kutsche außer Sicht war. Dann ging sie zu ihren wartenden Brüdern.

Kathleens Vorschlag hatte so dringend geklungen, daß sie bei der Zubereitung des Essens für ihre Brüder ständig daran denken mußte, wie sie mit ihnen über die Auswanderung sprechen konnte.

Patrick war als erster mit dem Essen fertig und wollte schon aufstehen, als Maggie scharf sagte: »Warte, Patrick. Es gibt eine Sache, über die wir alle sprechen müssen. Auch Kevin.«

Alle drei starrten ihre Schwester überrascht an, und Maggies Entschlußkraft schien einen Augenblick wie gelähmt. Dann riß sie sich zusammen und erklärte: »Wir müssen von hier fort. Wir müssen ...«

»Fort?« unterbrach Patrick sie. »Wie können wir das? Es war doch immer unser Zuhause!«

»Und was für eins ist es jetzt? Ein Ort des Hungers und des Todes. Ohne Kathleen lebten wir längst nicht mehr!«

Mit einem nachdenklichen Blick sagte Dan leise: »Und wohin sollen wir nach deiner Meinung, Maggie?«

Sie holte tief Luft. »Nach Amerika.«

»Amerika!« stöhnte Patrick. »Du hast ja nicht alle Sinne beisammen, Schwester. Das kostet ein Vermögen!«

»Ich werde diese Dinge für euch erledigen. Ich verspreche es euch.«

»Und woher willst du das Geld für die Überfahrt bekommen?«

Maggie schüttelte trotzig den Kopf. »Das erzähle ich euch nicht. Ihr braucht es nicht zu wissen. Ich möchte nur, daß ihr drei mir zustimmt ...«

»Ich komme mit!« rief Kevin eifrig dazwischen.

»Ruhe!« befahl Patrick. »Du junger Dachs hast nichts zu sagen. Ich bin jetzt der älteste Mann in der Donnevan-Familie!«

»Die Aufgabe erfüllst du wirklich großartig!« entgegnete Maggie. »Außerdem befehle ich es dir nicht, Patrick, ich schlage es nur vor. Siehst du nicht ein, daß wir nur in Amerika ein neues Leben beginnen können? Wie viele sind dort schon reich geworden. Wir müssen nur zusammenhalten.«

Leise erkundigte sich Patrick nun: »Hat Kathleen dabei ihre Hände im Spiel?«

»Sprich nicht von Kathleen! Du behauptest doch, daß sie dem Namen Donnevan nur Schande gemacht hat. Man sollte annehmen, du wärst glücklich, von ihr möglichst weit weg zu sein.«

Patrick starrte Maggie sprachlos an; sie wich seinem Blick jedoch nicht aus, bis er zur Seite schaute.