Der Verlobte des Senators - K.C. Wells - E-Book
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Der Verlobte des Senators E-Book

K.C. Wells

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Beschreibung

Als er von seinem republikanischen Gegenkandidaten durch ein Foto auf Facebook geoutet wird, bleiben Senator Samuel Dalton nicht viele Optionen. Eigentlich ist das Foto vollkommen harmlos, aber das wird auf der politischen Bühne niemanden interessieren. Als sein Wahlkampfteam einen möglichen Ausweg aufzeigt, scheint dieser eine Win-win-Situation zu sein: mehr Wähler und mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, insbesondere der LGBT+-Community. Dafür müsste er nur Gary, den anderen Mann auf dem Foto, dazu bringen, sich als Samuels Verlobten auszugeben. Doch die beiden haben sich gerade erst kennengelernt... Band 16 der BELOVED Romantik-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 284

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Deutsche Erstausgabe (ePub) April 2018

Für die Originalausgabe:

© 2016 by K.C. Wells

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»The Senator's Secret«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2018 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

ISBN-13: 978-3-95823-692-9

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Alexandra Lorenz

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Als er von seinem republikanischen Gegenkandidaten durch ein Foto auf Facebook geoutet wird, bleiben Senator Samuel Dalton nicht viele Optionen. Eigentlich ist das Foto vollkommen harmlos, aber das wird auf der politischen Bühne niemanden interessieren. Als sein Wahlkampfteam einen möglichen Ausweg aufzeigt, scheint dieser eine Win-win-Situation zu sein: mehr Wähler und mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, insbesondere der LGBT+-Community. Dafür müsste er nur Gary, den anderen Mann auf dem Foto, dazu bringen, sich als Samuels Verlobten auszugeben. Doch die beiden haben sich gerade erst kennengelernt...

Für Lynn

Danksagung

Danke an meine wundervollen Beta-Leser:

Jason, Helena, Mardee, Will und Lynn.

Kapitel 1

Montag

Senator Samuel Dalton fröstelte in dem kühlen Wind, der um ihn pfiff, als er aus seinem Wagen stieg und zum Wahlkampfbüro ging. Die Temperatur – sie lag um die zehn Grad – war für Ende Januar in Raleigh nicht sonderlich kalt, aber es war kühl genug, dass er gegen die steife Brise seinen warmen, dicken Mantel benötigte. Das bekümmerte ihn nicht zu sehr; er wusste, dass eine Kanne Kaffee auf ihn wartete.

Sam umklammerte die Einkaufstasche in seiner Hand und lächelte in sich hinein.

Becky wird mich lieben.

Er erreichte das wunderschöne Haus am Richmond Run Drive und stieg die drei Stufen zur verzierten Eingangstür hinauf. Nicht zum ersten Mal betrachtete er sich als vom Glück begünstigt, dass er an solch einem prachtvollen Ort arbeiten durfte. Mrs. Donnelly vermietete ihnen ihr früheres Elternhaus jedes Jahr für den Wahlkampf und Sam liebte das Haus.

Nachdem er die Eingangshalle betreten hatte, steckte er den Kopf durch die Tür des ersten Raums zu seiner Linken, der als Basis für die Helfer bei den telefonischen Umfragen diente. Die meisten der Tische waren bereits mit Leuten besetzt, die in Anrufe verstrickt waren und Notizen machten, ihre Stimmen klangen fröhlich und gut gelaunt.

Ein Chor aus »Guten Morgen, Senator« begrüßte ihn.

»Guten Morgen, Leute«, rief er mit einem Lächeln. »Ist das nicht ein schöner Tag?«

Der morgendliche Sonnenschein ergoss sich durch die großen Fenster.

Er zog sich zurück und ging die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo vier der fünf Zimmer als Büros dienten. Curtis' Tür war geschlossen, doch Sam erhaschte das tiefe Poltern der Stimme seines Stabschefs. Das kleinste Zimmer war das Büro von Josh Mapleton, seines PR-Mannes. Sam schielte um die Tür herum und entdeckte Josh, wie er im Stuhl zurückgelehnt dasaß und angeregt telefonierte. Sam schüttelte den Kopf. Es geschah selten, dass man Josh erwischte, wenn er nicht telefonierte.

In seinem Büro fand er seine Sekretärin, Becky Watson, die bereits sein heutiges Tagesprogramm durchging.

Als er das geräumige Zimmer betrat, blickte sie auf und grinste. »Wie schaffen Sie es nur immer, genau dann anzukommen, wenn die Kaffeemaschine gerade durchgelaufen ist?«

Sam zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Es ist eine Gabe.«

Er stellte seine Tasche auf den gepflegten, ordentlichen Schreibtisch und zog seinen Mantel aus. Im Nu stand Becky neben ihm.

»Bitte geben Sie ihn mir. Ich hänge ihn auf und bringe Ihnen Kaffee.« Umgehend verschwand sie durch die Tür, die in ihr Büro führte.

»Habe ich Ihnen in letzter Zeit gesagt, dass Sie ein Schatz sind?«, rief er ihr hinterher, während er seinen Terminkalender durchsah, um sich die heutigen Verpflichtungen ins Gedächtnis zu rufen.

»Wenn Sie mich fragen, nicht oft genug.«

Sam lachte. Er zog die Schachtel aus seiner Tasche und folgte ihr in ihr kleines, aber tadelloses Büro, wo auf jeder freien Oberfläche eine Pflanze stand. Dort drin herrschte ein Ozean aus Grün. Er warf einen Blick auf ihren Schreibtisch und stöhnte. »Ernsthaft? Eine Will & Grace-Tasse?« Eine neue, mit einem Bild von Will, Grace, Karen und Jack, und keineswegs der einzige Fanartikel dieser Sendung, den man in ihrem Büro fand. »Becky, wie viele Jahre sind vergangen, seit diese Sendung eingestellt wurde? Können Sie sie nicht loslassen, sie einen friedlichen Tod sterben lassen – und alle Erinnerungsstücke daran mit ihr?«

Becky drehte sich mit einer Kaffeekanne in der Hand um und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Habe ich Sie darum gebeten, aus meiner Will & Grace-Tasse zu trinken? Na?«

»Nun, nein, aber...«

»Dann seien Sie ruhig«, sagte sie sofort und finster dreinblickend.

Sam zog die Augenbrauen hoch. »Ist das eine Art, mit seinem Chef zu sprechen? Insbesondere mit einem, der zufällig ein Senator dieses Staates ist, in Ihrem Fall aber noch wichtiger, der eine Schachtel Ihres Lieblingsgebäcks in seiner Hand hält? Eine Schachtel, die er nur für Sie in dieser Bäckerei drüben auf der South Main Street, die Sie so lieben, gekauft hat?« Er hielt die hübsche, rosafarbene Schachtel hoch.

Becky starrte ihn an. »Das haben Sie nicht. Wirklich?« Der finstere Blick war verschwunden. Beinahe sprang sie zu ihm herüber, ihr Gesicht vor Freude leuchtend. »Och, das hätten Sie nicht tun sollen.«

Als ihre gierigen Finger nur noch Zentimeter von der Schachtel entfernt waren, entriss Sam sie ihrem Zugriff und schenkte ihr ein böses Lächeln. »Nächstes Mal denken Sie besser zwei Mal nach, bevor Sie frech zu mir sind, hm?«

»Er ist nur verärgert, weil Sie nicht aus einer unserer Wahlkampftassen trinken«, sagte Curtis Tucker feixend, als er durch die Tür kam.

Becky schnaubte. »Was... die mit seinem Gesicht darauf? Warum um Himmels willen sollte ich eine davon haben wollen? Wenn ich sein Gesicht sehen will, muss ich nur eine Tür öffnen.« Mit einem Hundeblick drehte sie sich zu Sam um und klimperte mit den Wimpern. »Kann ich jetzt mein Gebäck haben? Bitte, bitte.«

Sam lachte und gab ihr die Schachtel. »Viel Vergnügen.«

Während der vergangenen sechs Jahre war Becky schon seine Privatsekretärin, und obwohl ihr Geschmack in Sachen TV-Fanartikel fragwürdig war, fand er an ihrer Arbeitsmoral und ihrer Loyalität nichts auszusetzen. Eine Hausfrau mittleren Alters, deren Kinder alle erwachsen waren und ins College gingen. Sie war seinem Team beigetreten, als ihr Ehemann gestorben war, vor allem aufgrund des Bedürfnisses, aus dem Haus zu kommen.

»Bist du bereit für unsere Besprechung?«, fragte Curtis und nahm sich einen Kaffee.

»Werde ich sein, sobald Becky damit fertig ist zu tun, wofür sie hierhergekommen ist«, sagte Sam betont.

Mit der Hand bereits in der Schachtel hielt Becky inne. »Hoppla. Sie gehen rein und reden mit Curtis. Ich bringen Ihnen den Kaffee.«

Glucksend verließ Sam das Zimmer. »Ich habe ein Déjà-vu.« Er setzte sich an seinen Schreibtisch und Curtis nahm, mit der Tasse in der Hand, auf dem Stuhl vor dem Tisch Platz. »Übrigens, guten Morgen.«

»Ist es einer?«, bemerkte Curtis trocken.

Diesen Ton kannte Sam. »Oh Gott, was denn nun schon wieder?«

»Der freundliche Pastor aus unserem Viertel war übers Wochenende sehr aktiv.«

Sam entströmte ein Seufzen. »Was hat er diesmal gesagt?« Pastor Floyd Hartsell war ein spezieller Dorn in Sams Fleisch. »Gab es da nicht am Samstag ein Treffen des NCTVPC?«

Er hatte keine Zeit gehabt, das Gefasel des North Carolina Traditional Values Policy Council, des politischen Gremiums für traditionelle Werte von North Carolina, zu verfolgen; sein Wochenende war für den Laden draufgegangen. Es schien, dass der Januar die übliche Schwemme an Menschen mit sich gebracht hatte, die beschlossen hatten, ihre Häuser zu renovieren, und das Geschäft im Haushaltswarenladen war sehr lebhaft gewesen.

»Oh, gab es tatsächlich«, sagte Curtis mit verzogener Miene. »Ich bin mir nicht sicher, ob Hartsell als dein Gegner für die Wiederwahl gesprochen hat oder als einer von deren Unterstützern, aber du kannst dir den Rest zusammenreimen.«

»Hm, mal sehen.« Sam zählte es an seinen Fingern ab. »Eine Empfehlung für einen weiteren Gesetzesentwurf, der damit droht, die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zu kippen. Eine Rede über die Heiligkeit der Ehe. Wie weitverbreitet Korruption in unserem Land ist. Die Bedrohung für die Jugend unseres Staates. Die...«

»Ja, richtig. Such dir eins aus und er hat sich darüber ausgelassen.« Curtis schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sich jeder um ein Amt bewerben kann, aber Himmel, der geht mir unter die Haut.«

»Aber warum?«, fragte Sam mit großen Augen, die Unschuld vortäuschen sollten. »Er ist ein ehrlicher Mann, weißt du nicht mehr? Mustergültiges Image, ein Familienmensch, der immer über Vertrauen und Glauben spricht...« Er verkniff sich ein Lächeln. »Ehrlich, er braucht einen neuen Redenschreiber, denn ich glaube, wir haben schon alles gehört, was sein aktueller zu bieten hat – mindestens drei Mal.«

Die Tür ging auf und Becky kam herein. Sie trug eine Tasse und eine Platte mit köstlich aussehendem Gebäck. Vor Sam stellte sie beides auf den Schreibtisch, schenkte ihm die Gunst eines aufblitzenden Lächelns und verschwand dann, die Tür hinter sich schließend, wieder in ihrem Büro.

Sam nippte an seinem Kaffee. »Wie dem auch sei, ruiniere meinen Morgen nicht damit, mich mit Hartsells Wochenendaktivitäten zu erfreuen. Was ist mit deinen? Ich bin sicher, die finde ich wesentlich interessanter.« Er grinste.

»Oh, da gibt's nicht viel zu berichten«, sagte Curtis mit lässiger Miene. »Außer, dass ich ein Date hatte.« Seine Augen funkelten. »JoAnn. Siebenundzwanzig. Blond. Toller Vorbau. Und auf jeden Fall beflissen, es einem recht zu machen.«

Sam starrte ihn an. »Du hast Zeit für ein Date? Und, bitte, beglücke mich nicht mit noch mehr intimen Details deiner Eroberung.«

Curtis lachte laut. »Wir sind nicht alle Mönche wie du, weißt du, die sich ganz ihrer politischen Karriere hingeben.«

»Irgendwas stimmt an diesem Bild nicht«, grummelte Sam. »Warum ist es so, dass du dich nicht vor einen Haufen Lehrer stellen und eine Rede halten kannst, aber mit einer aus demselben Haufen kannst du in einen Club gehen und die ganze Nacht durchtanzen?«

Curtis seufzte. »Das hatten wir schon. Ich bin nicht der Redenschwinger, erinnerst du dich? Du warst schon immer extrovertierter als ich, sogar im College. In der Highschool auch, wenn ich es mir recht überlege. Deshalb bist du derjenige, dessen Gesicht überall hängt.« Er grinste. »Wenn wir gerade davon sprechen, Josh hat mir erzählt, dass du dieses Wochenende schon wieder eine Umfrage gewonnen hast.«

»Oh Gott, will ich das hören?«, fragte Sam aufstöhnend.

Die Breite von Curtis' Grinsen hatte sich kein bisschen verringert. »Es scheint, als würden sie eine Umfrage unter weiblichen Wählern veranstalten, bei der danach gefragt wird, welche Staats-Senatoren sie besonders... anziehend finden.« Er wackelte mit den Augenbrauen. »Ist das jetzt das dritte oder vierte Mal, dass du an der Spitze einer solchen Umfrage stehst?«

»Ich hab aufgehört zu zählen«, knurrte Sam.

Curtis gluckste. »Hey, mach es nicht mies. Aus diesem Grund hast du einen höheren Durchschnitt als die meisten normalen Senatoren – aufgrund der Art, wie du auf das weibliche Publikum wirkst.«

»Ironie, was?«

Curtis zuckte mit den Schultern. »Im College war es dasselbe. Du warst immer kontaktfreudiger. Ich bin eher die Art Kumpel, der hinter den Kulissen operiert, du weißt schon... alles rund um Statistiken, derjenige, der den Leuten in den Hintern tritt, wenn sie nicht tun, was sie tun sollen...« Er lächelte. »Wir sind seit siebzehn Jahren befreundet. Mensch, man sollte meinen, du würdest mich inzwischen kennen.« Mit schief gelegtem Kopf fuhr er fort: »Und keiner verlangt, dass du ein Mönch sein musst, weißt du.«

Verärgert schnaubte Sam aus. »Nicht das schon wieder. Darüber haben wir schon gesprochen. Wir...«

»Nein, ich habe darüber gesprochen. Du hast meinen Rat ignoriert.« Curtis richtete sich in seinem Stuhl auf und blickte schnell zu den beiden Türen, die aus dem Büro führten, bevor er sagte: »Sam. Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs hat alles verändert.« Seine Stimme war leise. »Du könntest dich jetzt outen.«

Sam stellte seine Tasse ab und begegnete Curtis' ernstem Blick. »Dates stehen nicht auf meiner Prioritätenliste. Du weißt, wofür ich arbeite. Du mehr als jeder andere hier. Von heute an in vier Jahren, wo möchte ich da sein? Hm?«

»Ich weiß, ich weiß, im Abgeordnetenhaus. Ich weiß, dass Greg Miller darüber spricht, in Rente zu gehen, als US-Senator für North Carolina zurückzutreten, und ich weiß, dass du mit ihm daran arbeitest, aber Himmel, Sam, du brauchst auch ein Leben. Alles, was du hast, ist deine Arbeit als Senator auf Staatenebene und deinen Haushaltswarenladen. Du verdienst auch ein bisschen Glück.« Er versenkte den Blick in Sams. »Du hast dich auch im College nie verabredet.«

Sam schnaubte. »Ach, komm schon. Wir wissen beide, warum ich mich dafür entschieden habe, Politik und internationale Angelegenheiten zu studieren, richtig? Das war immer das Ziel. Wieso zur Hölle sollte ich das dadurch gefährden, mich mit jemandem zu verabreden, der dann irgendwann in der Zukunft möglicherweise aus dem Unterholz gekrochen kommt und in die Welt posaunt Hey, ich hab mich im College mit Senator Sam Dalton verabredet!«

»Wäre geoutet zu sein so schlecht?«

»Curtis.« Sam stellte sicher, dass er dessen ganze Aufmerksamkeit hatte. »Es ist in Ordnung, wirklich. Ich habe diese lange Zeit ohne eine Beziehung gemeistert. Ich kann's noch ein bisschen länger meistern.« Er nahm einen großen Schluck Kaffee und biss in sein Gebäck, bevor er fortfuhr: »Was hältst du also davon, wenn wir dieses Thema beenden und darüber sprechen, was für diese Woche auf dem Programm steht?«

»Sicher«, sagte Curtis resignierend. Er zog sein iPhone aus der Tasche und scrollte durch den Bildschirm.

Sam lauschte der Liste an Verpflichtungen, nahm sie aber nicht wirklich in sich auf. Seine Gedanken waren noch bei ihrer Unterhaltung. Auf gar keinen Fall würde er Curtis seine wahren Empfindungen zu dieser Angelegenheit wissen lassen. Egal, was immer er sagte, die Wahrheit war, dass Sam das Alleinsein satthatte. Aber er hatte die Wahrheit gesagt. Er würde seine politische Karriere nicht gefährden, bloß weil er einen Mann wollte, der sein Leben, seine Sehnsüchte und, natürlich, auch das Bett mit ihm teilte.

Was seine sexuelle Orientierung anging, war er ein Spätzünder. Mit zwanzig erst hatte Sam begriffen, dass Mädchen ihn schlicht kaltließen. Die einzige Person, der er jemals davon erzählt hatte, war sein College-Zimmerkamerad und Freund aus der Highschool, Curtis Tucker, gewesen. Natürlich war das Erste, was aus Curtis' Mund gekommen war, die Frage gewesen, ob Sam heiß auf ihn wäre.

Sam war froh gewesen, diesen Punkt klarstellen zu können. Curtis war's für ihn auch nicht gewesen.

Oh, es hatte über die Jahre Männer gegeben, die sein Interesse geweckt hatten, aber Sam hatte einen Bogen um sie gemacht und sein Augenmerk beständig auf den politischen Lohn gerichtet. Das hatte jedoch zu einem einsamen Dasein geführt. Ganz abgesehen davon, dass es zu einer Menge Neugier in seinem Kopf geführt hatte. Er hatte das Gefühl, sollte Curtis jemals herausfinden, wie unerfahren Sam war, dass er ihn dann zur nächstgelegenen Schwulenbar schleifen und mit dem erstbesten zur Verfügung stehenden Kerl verkuppeln würde.

Auf diese Art wollte Sam seine Jungfräulichkeit nicht verlieren.

Der bloße Gedanke schickte Schames-Flammen wie einen Flächenbrand durch ihn hindurch. Wie konnte jemand dreiunddreißig Jahre alt werden und immer noch die J-Karte innehaben? Das lag weit jenseits des Bereichs der Hingabe.

Als sich Curtis räusperte, brachte das Sam in die Gegenwart zurück. »Sind wir fertig?«

Curtis hob seine Augenbrauen. »Nun, das hängt davon ab, wie viel von dem, was ich gerade gesagt habe, tatsächlich bis zu dir durchgedrungen ist.« Er feixte. »Denn von hier aus sah es aus, als wärst du in deiner eigenen kleinen Welt gewesen.«

Für einen Tag hatte er schon genug Lektionen gehabt. Und wir haben gerade erst angefangen. Die Dinge sahen nicht vielversprechend für den Rest seines Montags aus. Er griff in seinen Schreibtisch und fischte ein Päckchen Zigaretten heraus. »Weißt du was? Ich brauch eine Kippe.« Es entging ihm nicht, wie Curtis das Gesicht verzog. »Ja, ich weiß, blöde Angewohnheit. Ich wollte sowieso aufhören, aber es ist ja nicht so, dass ich eine Schachtel pro Tag rauche, oder? Ich bin froh, wenn ich hier ein oder zwei Stück schaffe.«

Die meisten in der Belegschaft waren glühende Nichtraucher und Mrs. Donnelly war bezüglich des Punktes, im Haus zu rauchen, sehr eindeutig gewesen. Für gewöhnlich schlich sich Sam auf die Terrasse hinter dem Haus.

»Kein Wunder, dass du keinen Freund hast«, sagte Curtis flüsternd. »Wer möchte schon einen Aschenbecher küssen?«

Wortlos erhob sich Sam aus seinem Stuhl und verließ das Büro. Er ging die Treppe hinunter und durch die Küche nach draußen auf die hintere Terrasse. Als er die Tür öffnete, schnappte er ein begeistertes »Ja!« auf.

Gary Irgendwas – zumindest glaubte Sam, dass sein Name Gary war –, einer der Telefonumfragetypen, starrte mit einem Ausdruck blanker Freude im Gesicht auf sein Handy, in der anderen Hand hielt er eine Zigarette.

»Schön, dass irgendjemand einen guten Tag hat«, sagte Sam lächelnd.

»Scheiße.« Gary erstarrte. »Entschuldigen Sie, Senator, ich wusste nicht, dass Sie...«

»Ist in Ordnung«, sagte Sam und wedelte mit der Hand, in der er die Zigarettenschachtel hielt. »Ich brauchte nur frische Luft und eine Zigarette, was, wie ich annehme, ein Widerspruch in sich ist.«

Gary gluckste. »Ja, aber nur ein wenig.« Erneut starrte er sein Handy an, immer noch offenkundig grinsend.

Eine Sekunde lang beobachtete Sam ihn. »Okay, ich hab angebissen. Was hat Sie so glücklich gemacht? Falls es etwas ist, das Sie teilen können.«

»Oh, absolut.« Gary steckte das Handy weg. »Sehen Sie, momentan studiere ich Veterinärmedizintechnik und ich habe gerade erfahren, dass ich am North Carolina State College für Veterinärmedizin angenommen wurde. Ist das nicht großartig?« Sein Gesicht strahlte vor Glück.

»Das sind wunderbare Neuigkeiten«, stimmte Sam zu. »Ich freue mich für Sie.«

Spontan trat er vor und tätschelte Garys Rücken, während er ihn kurz umarmte.

Gary erwiderte dies unverzüglich und umarmte ihn ebenfalls. Als Sam ihn losließ, nahm Gary einen Zug von seiner Zigarette und blies einen Strom Rauch in die Luft. Er blickte auf die Zigarette, die zwischen zwei Fingern gehalten wurde. »Wissen Sie was? In Anbetracht dessen, wie viel mich die Unterrichtsgebühr kosten wird, wäre es jetzt vielleicht an der Zeit, darüber nachzudenken, diese Babys endgültig aufzugeben.«

»Wir beide«, sagte Sam nach einem Schnauben und grinste Gary zu. »Wie wär's, wenn wir beide aufhören? Wir haben noch zwei Monate bis zu den Vorwahlen. Glauben Sie, wir könnten bis dahin komplett aufgehört haben?«

Das würde Curtis unendlich gefallen, ebenso wie es dann eine Sache weniger gäbe, über die er sich beschweren konnte.

»Die Wette gilt«, sagte Gary breit grinsend. »Hey, wir könnten uns gegenseitig anspornen. Es heißt, es wäre leichter, wenn man es mit einem Kumpel zusammen macht.«

Amüsiert zog Sam die Augenbrauen in die Stirn und Garys Gesicht wurde rot.

»Tut mir leid, Senator, das war wirklich dreist von mir.«

Sam lachte. »Schon okay. Wenn Sie schon mein Kumpel fürs Mit-dem-Rauchen-Aufhören sein werden, wie ist dann Ihr Name?«

»Gary Mason, Sir.« Er streckte ihm eine Hand entgegen, doch Sam ignorierte sie.

»Oh, über das Sir sind wir hinaus – wir haben uns schon umarmt.« Gary kicherte und Sam lächelte. »Und es heißt Sam, okay? Aber nur, wenn wir unter uns sind, verstanden?«

»Verstanden.« Garys Gesichtsausdruck sah immer noch freudig aus. Er sah auf seine Zigarette hinunter. »Wissen Sie was? Ich werde nicht mal diese zu Ende rauchen.« Er warf sie auf den Boden und trat sie mit dem Schuh aus. Dann hob er den Stummel auf und warf ihn in den Abfalleimer.

»Da Sie durch Vorbild führen«, sagte Sam mit einem Lächeln, »sollte ich noch eins draufsetzen und meine nicht mal anzünden.« Nicht, dass sich eine Zigarette gerade eben nicht großartig anfühlen würde, aber Garys Begeisterung war ansteckend.

»Gut gemacht, Si... ich meine, Sam.« Die Spitzen von Garys Ohren waren hellrot. Er blickte auf das Haus. »Ich sollte besser zurück an die Arbeit gehen. Irgendjemand muss all diese Menschen anrufen und dafür sorgen, dass Sie wiedergewählt werden, nicht wahr?« Seine Augen glänzten.

»Ja, das würde ich schätzen«, sagte Sam nach einem Lachen und klopfte Gary auf den Rücken. »Machen Sie mit der guten Arbeit weiter.«

»Alles klar.« Gary ließ ein letztes Lächeln vor ihm aufblitzen, dann ging er zurück ins Haus.

Sam wartete, bis er allein war, dann sog er einen tiefen Atemzug reiner, kühler Luft in seine Lungen. Es war ohnehin an der Zeit, dass ich aufhöre.

Der Gedanke an das nicht aufgegessene Gebäck auf seinem Schreibtisch wirkte wie ein Lockruf.

Kapitel 2

Montagnacht

Sam befand sich in diesem seligen Zustand warmer Benommenheit, die üblicherweise der Vorbote des Einschlafens auf der Couch war. Das Feuer war heruntergebrannt und jetzt glühten nur noch die Kohlen. Er hob den Kopf vom Polster und starrte in den Raum. Irgendetwas war anders.

Als sein Handy vom Couchtisch zu ihm herüber zu vibrieren begann, erhielt er seine Antwort.

Bevor er abnahm, schielte er auf das Display. Curtis neigte nicht dazu, spät in der Nacht anzurufen. »Hey, was gibt′s?«

Ein Seufzen erfüllte sein Ohr. »Du musst dir etwas ansehen.«

Sofort schoss Sam in die Senkrechte. »Okay, was ist los?«

Er hatte diesen Tonfall bemerkt. Den bekam er, Gott sei Dank, nicht allzu häufig zu hören, aber er war nicht misszuverstehen.

»Hast du deinen Laptop griffbereit?«

Sam griff danach und öffnete ihn. »Jepp. Nach was suche ich?«

Ein weiteres Seufzen. »Die Facebook-Seite von Floyd Hartsell. Seine Wahlkampfseite, nicht sein Profil.«

Sam ächzte. »Um Himmels willen, was ist denn diesmal?« Er ließ sich die Seite anzeigen und...

»Was zur Hölle?«

Er starrte auf Bilder von sich selbst.

Um genauer zu sein, auf ein Foto, auf dem er Gary umarmte. Ein weiteres zeigte sie beide lachend und lächelnd. Aber was wirklich seine Aufmerksamkeit erregte, war der Post, der die Bilder begleitete.

Was ist die wahre Natur der Beziehung zwischen dem Bundesstaats-Senator Samuel Dalton und einem seiner Mitarbeiter, die wir auf diesem Bild festgehalten haben, das heute Vormittag hinter Daltons Wahlkampfbüro aufgenommen wurde? Man sagt, dass die Kamera niemals lügt, nicht wahr? Was sagt Ihnen dieses Bild?

Und jetzt verstehen wir vielleicht auch, warum der Senator letztes Jahr die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes derart unterstützt hat.

Es gab bereits fast mehr als hundert Kommentare darunter. Sam überflog sie flüchtig, jedoch ausreichend, um das Wesentliche zu erfassen: Die Leute drückten ihre Überraschung/Entrüstung/Schock darüber aus, dass ihr Senator ein heimlicher Schwuler war; Bemerkungen darüber, dass er kein gutes Beispiel für die Jugend des Staates abgab; Kommentare darüber, dass man nicht fähig wäre, jemandem zu vertrauen, der seine Sexualität versteckte; und so weiter und so fort.

Er starrte auf die Bilder. »Von wo wurden die gemacht?«

»Soweit ich es ausmachen kann, ohne zum Haus zu gehen, stammen sie vom Anwesen nebenan, wahrscheinlich wurden sie von einem Schlafzimmerfenster aus gemacht.« Curtis hielt inne. »Ich muss das fragen. Ich hab diesen Gary Mason gerade überprüft. Er arbeitet zum ersten Mal für uns. Doktorand, lebt in Raleigh, Single. Ansehnlich und gut darin, mit Leuten zu reden. Besteht die Möglichkeit, dass er von Hartsells Anhängern darauf angesetzt wurde? Wie hoch waren die Chancen, dass sie gerade dann jemanden zur Stelle hatten, um ein Foto zu schießen, als du gerade zufällig dort warst und eine Zigarettenpause mit ihm gemacht hast und er dich zufällig umarmt hat? Und, nun ja, darüber...« Curtis räusperte sich. »Gibt es irgendetwas, das du mir erzählen willst, Sam?«

Sam ließ ein leises Knurren hören. »Absolut nichts. Tatsächlich habe ich heute zum ersten Mal mit dem Mann gesprochen. Und was die Umarmung angeht, er wurde gerade von der Schule für Tiermedizin angenommen und war überglücklich. Um Himmels willen, es war eine spontane Anwandlung.« Er rief sich Garys Verhalten ins Gedächtnis zurück, die Art, wie er gesprochen hatte. »Und was die Wahrscheinlichkeit betrifft, dass er darauf angesetzt wurde. Äh-äh, das kauf ich dir nicht ab. Er kam mir wie ein ziemlich aufrichtiger Typ vor.« Mit den Fingern fuhr er sich durch die Haare. »Glaubst du, er hat das gesehen?«

»Ha! Der einzige Grund, warum du es siehst, ist, weil Josh nie aufhört, das Internet nach dir zu durchforsten. Er hat mich angerufen, sobald er es sah. Solange Gary also kein Fan von Hartsell ist, Freunde hat, die Hartsell unterstützen, oder an Schlaflosigkeit leidet und sich deshalb nicht von Facebook fernhalten kann, dann nein, glaube ich nicht, dass er es gesehen hat.« Eine weitere Pause. »Ist dir aufgefallen, dass in dem Post nicht behauptet wird, er wäre von Hartsell geschrieben worden?«

»Nein, er wird von einem seiner Lakaien gepostet worden sein. Er wird sicherstellen, dass er sich daran nicht die Hände schmutzig macht.« Sam sank tiefer in die Couch. »So, und jetzt?«

Curtis lachte. »Nichts und jetzt. Du gehst schlafen. Um diese Zeit kannst du eh nichts dagegen machen. Morgen Früh setzen wir die Räder in Gang. Willst du wetten, dass Josh schon daran sitzt?«

Ungeachtet seiner Sorge zauberte das ein schiefes Lächeln auf Sams Gesicht. »Diese Wette würdest du gewinnen.« Josh war der beste Fund, den sie jemals gemacht hatten. Dennoch, der Gedanke, nichts zu tun... »Bist du sicher, dass ich nichts unternehmen kann? Ich könnte auf seine...«

»Du wirst gar nichts tun, außer ins Bett zu gehen, hast du mich verstanden?« Curtis′ Stimme klang leise, aber bestimmt. »Lass uns unsere Arbeit machen, okay?«

»Verstanden«, sagte Sam widerwillig. »Ich seh euch morgen.«

Curtis lachte leise. »Ich werde Becky veranlassen, den Kaffee doppelt so stark zu machen. Gute Nacht, Boss.« Damit beendete er das Gespräch.

Mit durcheinandergewirbelten Gedanken schloss Sam den Deckel seines Laptops.

So was brauche ich nicht!

In der Politik tätig zu sein, war alles, was er jemals gewollt hatte. Er tat das nicht des Ruhmes wegen – denn, zur Hölle, es gab Zeiten, da wünschte er sich ein Leben außerhalb des blendenden Lichts der Medien –, sondern aus dem aufrichtigen Bedürfnis heraus, etwas für die Menschen von North Carolina zu tun. Zu viele Politiker hatte er gesehen, die vor Ehrlichkeit getrieft hatten, aus deren Mündern all die richtigen Worte geflossen waren, aber wenn es darauf angekommen war? Dann hatten sie nicht das Beste für ihre Wähler im Auge, dann ging es ihnen nur darum, was sie daraus ziehen konnten.

Sam liebte es, wenn ein Kunde im Geschäft ihn beiseitenahm und ihm für irgendetwas dankte, das er getan hatte – eine Richtlinie, die er eingebracht hatte, eine Stiftung, die er unterstützt hatte, oder einen Skandal, den er aufgedeckt hatte. Er liebte es, dass sich seine Nachbarn nicht schlecht dabei fühlten, auf der Straße auf ihn zuzugehen und ihn danach zu fragen, was er bezüglich diesem oder jenem zu unternehmen gedachte – und dass sie das taten, weil sie wussten, dass er etwas tun würde.

Und was Pastor Floyd Hartsell anging, einem Mann, der von sich selbst behauptete, ein Christ zu sein, so war er doch nichts weiter als ein Hass-Schürer, obwohl er das hinter der Fassade der Unterstützung von traditionellen, familiären Werten versteckte...

Ist es da ein Wunder, dass ich meine Homosexualität verberge? Sam hatte sich nie verstecken wollen, aber er war Realist. Seit sechs Jahren war er Senator, aber er hatte schon genug miterlebt, um zu begreifen, dass er sich keinen Gefallen damit tun würde, sich zu outen. Der Gedanke, dass seine Wähler ihn anders betrachten würden, sobald sie von seiner sexuellen Orientierung wüssten, war ihm schon viele Male durch den Kopf gegangen. Mit den negativen Auswirkungen wollte er sich nicht befassen.

Nun, sieht so aus, als wäre dieser Zug abgefahren.

Sam hatte das Gefühl, dass es ziemlich schwierig werden würde zu schlafen.

Sam betrat den weitläufigen Flur und lauschte. Alles war ruhig. Er hatte erwartet, der Erste zu sein, aber Curtis′ Wagen parkte bereits vor dem Haus, zusammen mit ein paar weiteren. Dann nahm er das Aroma wahr, das das Treppenhaus herunter wehte. Offensichtlich lief die Kaffeemaschine schon.

Er ging hinauf und in sein Büro, um dort festzustellen, dass es bereits belegt war. Curtis und Josh waren in ein Gespräch vertieft, während Becky ihnen Kaffee hinstellte, bevor sie wieder in ihrem Büro verschwand.

Sam schüttelte seinen Mantel ab und hing ihn an den Kleiderhaken. »Möchte mir irgendjemand einen guten Morgen wünschen?« Er wusste, dass er unleidlich klang, aber nach einer Nacht, in der er sich pausenlos hin und her gewälzt und nur wenige Stunden Schlaf bekommen hatte, konnte man das wohl erwarten.

»Würde ich, wenn′s einer wäre«, bemerkte Curtis trocken. Angespannt betrachtete er ihn. »Himmel, du siehst aus, wie ich mich fühle.« Er brüllte Becky zu: »Bring lieber die größte Tasse, die du finden kannst, Mädchen. Sieht so aus, als würden wir sie heute Morgen brauchen.«

Mit einer riesigen Tasse dampfenden Kaffees in der Hand hastete Becky in das Büro. Nach einem Blick auf Sam schürzte sie die Lippen. »Meine Güte. Hier, trinken Sie das, und anschließend entscheiden wir, was wir bezüglich dieses nichtsnutzigen, lügenden Stücks Sch...«

Demonstrativ räusperte er sich und ihr klappte der Mund zu. Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Ich schätze Ihre Unterstützung, aber auf dieses Niveau begeben wir uns nicht herab, okay?«

Sie errötete.

Sam zeigte auf ihr Büro. »Jetzt holen Sie Ihr iPad und bereiten Sie sich darauf vor, Notizen zu machen, denn ich bin sicher, dass Josh bereits an der Sache dran ist. Stimmt′s, Josh?« Während er mit dem Kaffee in der Hand um den Schreibtisch ging, um sich daran zu setzen, warf er seinem PR-Mann einen erwartungsvollen Blick zu.

Josh grinste und überreichte ihm ein Blatt Papier. »Auf jeden Fall. Das hier ist die Stellungnahme, mit der du seinen Behauptungen widersprichst, und sie kann veröffentlicht werden. Ich hatte bereits einen Anruf von News & Observer, mit dem um unsere Reaktion gebeten wurde, bevor sie zur Presse gehen. Ich sagte ihnen, dass sie auf deine offizielle Stellungnahme warten müssten.« Mit abwägendem Blick sah Josh ihn an. »Wir können dem doch widersprechen, oder, Sam? Ich meine, daran ist nichts wahr, oder?«

Fest blickte er Josh in die Augen. »Weder habe ich jetzt, noch hatte ich jemals eine Beziehung mit Gary Mason. Ist das für dich eindeutig genug?«

»Alles klar.« Verlegen lächelte Josh ihn an. »Ich musste fragen.«

»Das regt mich wirklich auf, wisst ihr?«, meldete sich Becky zu Wort, während sie mit ihrem iPad in der Hand durch die Tür kam. »Glaubt dieser Pastor Hartsell, er könnte rumlaufen und solche Scheiße erfinden?« Wütend starrte sie Curtis an. »Er kann nicht rumlaufen und jedem erzählen, Sam wäre schwul, wenn wir wissen, dass er es nicht ist!«

Curtis′ Blick flatterte in Sams Richtung, bevor er sprach. »Bloß, dass Hartsell das nicht gesagt hat, nicht wahr?«, schalt er Becky sanft.

Josh schnaubte. »Ja, er war sehr sorgfältig dabei, wie dieser Post verfasst wurde. Was ist die wahre Natur der Beziehung...? Und der Teil, in dem die Leute danach gefragt wurden, was dieses Bild ihnen sagt? Genial. Seine Unterstützer sind mit all dem angekommen, was er nicht zu sagen wagen würde. Und natürlich hat er nichts davon kommentiert. Musste er auch nicht; sie sind vorgeprescht und haben alles für ihn gesagt. Er konnte sich zurücklehnen und es lesen, während wir diejenigen sind, denen zum Heulen zumute ist«, sagte er mit finsterem Gesicht und schob sein Kinn vor. »Dann lasst uns diese Stellungnahme veröffentlichen. Er wird nicht mehr so großspurig daherkommen, wenn wir seinen Arsch wegen Verleumdung und Rufmord vor Gericht ziehen.«

»Bist du sicher, dass du diesen Weg einschlagen möchtest?«, fragte Curtis ruhig.

Sams Blick schoss zu ihm hinüber, aber Curtis vermied diesen Blick.

»Natürlich tut er das«, warf Becky mit blitzenden Augen ein. »Sam kann nicht rumsitzen und zulassen, dass dieser... Mann andeutet, er wäre... na ja, es ist ja nur...« Sie kniff die Augen zusammen. »Wisst ihr, was ihm die Suppe versalzen würde? Wenn wir bekannt geben würden, dass Sam schwul wäre und er und dieser Gary heimlich verlobt wären. Das würde Hartsell wie einen widerlichen Kerl darstellen, Sam auf diese Weise zu outen, und ihn ganz schäbig aussehen lassen, während sie es nur verbergen wollten, um nicht vom Wahlkampf abzulenken.« Das Grinsen, mit dem sie Curtis bedachte, sah fies aus. »Ja, das wäre eine heilsame Lektion – ein süßes, reizendes, schwules Pärchen, das auf seine Heirat zusteuert, und dann kommt er und versucht, die ganze Situation schäbig erscheinen zu lassen.«

Fassungslose Stille entstand.

Sam war der Erste, der reagierte. »Das ist keine Handlung aus einer Folge Will & Grace, klar?« In seinem Kopf herrschte immer noch Erschütterung über ihren Vorschlag.

»Moment mal!« Mit leuchtenden Augen richtete sich Josh in seinem Stuhl auf. »Das hat was für sich.«

Zwei Köpfe drehten sich in seine Richtung und aus drei Mündern kam gleichzeitig dasselbe Wort: »Was?«

Mit roten Wangen nickte Josh. »Das könnte zu unserem Vorteil gereichen.«

»Wie bitte?« Es fiel Sam schwer, damit klarzukommen.

»Ach, komm schon«, sagte Josh mit einem unverschämten Grinsen. »Zurzeit ist es in, sich zu outen. Jeder macht es – Schauspieler, Sportler, Sänger... Seit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von letztem Jahr ist es der letzte Schrei, sich zu outen.« Er wackelte mit seinen Augenbrauen. »Das würde dir einen ganzen Haufen neuer Unterstützer einbringen, Sam.«

Was zur...?

Becky war gespannt wie ein Flitzebogen. »Ja. Lassen wir sie für jeden wie ein einander verpflichtetes Paar aussehen, das seine Beziehung bis auf nach der Wahl auf Eis gelegt hat. Sie haben sie nicht direkt versteckt – sie wollten nur, dass der Fokus auf der Politik liegt.«

»Aber...« Die Wendung innerhalb der Diskussion ließ Sam vor Verblüffung staunen. Josh wedelte mit der Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.

»Ja«, sagte Josh dann und nickte begeistert. »Das gefällt mir. Wir veranstalten eine Pressekonferenz, ruinieren die Story, ziehen die öffentliche Meinung auf unsere Seite, erzielen Mitgefühl wegen der Art, wie Hartsell ihre Beziehung dargestellt hat...«

»Welche Bezieh...«

In ihrer eigenen kleinen Welt verloren, ignorierten Becky und Josh ihn.

»Oh mein Gott!« Becky legte eine Hand auf ihre Brust. »Kannst du es dir vorstellen? Die Hochzeit? Das wäre so wunderschön!«

»Hochzeit? Welche Hoch...«