Der vertauschte Sohn - Andrea Camilleri - E-Book

Der vertauschte Sohn E-Book

Andrea Camilleri

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Beschreibung

Auf verblüffende Weise verknüpft Andrea Camilleri hier zwei Leben - sein eigenes und das eines der bedeutendsten italienischen Autoren des 20. Jahrhunderts, Luigi Pirandello, der, wie Camilleri, im sizilianischen Empedolce zu Hause war. Kunstvoll ineinandergefügt erzählt der Autor von Pirandellos und seiner eigenen Kindheit und Jugend, von schrulligen Verwandten, komischen Dorfbewohnern, sizilianischen Märchen. Und er schildert verrückte wahre Episoden, die so nur in Sizilien geschehen können. Camilleri erzählt von einem durch und durch persönlichen Standpunkt aus und darum erfährt der Leser auf höchst unterhaltsame Weise bislang Unbekanntes nicht nur aus Pirandellos Leben und Werk, sondern auch viel von Camilleri.

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Andrea Camilleri

Der vertauschte Sohn

Aus dem Italienischen von Moshe Kahn

Verlag Klaus Wagenbach    Berlin

Die Originalausgabe erschien 2000 unter dem TitelBiografia del figlio cambiato bei Rizzoli in Mailand.

E-Book-Ausgabe 2015

© 2000 RCS Libri S.p.A., Milano© 2001 für die deutsche Ausgabe:Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin

Alle Rechte vorbehalten.Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

ISBN 978 3 8031 4172 9Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3159 6

VOM GLEICHEN AUTOR

König ZosimoRoman

Ein vergnüglicher Roman über den Bauern Zosimo, der im Jahre 1718 in Agrigent nach dem Willen des sizilianischen Volkes zum König gekrönt wird. Komisch, fantasievoll, verschroben, deftig, spannend wie nur Camilleri erzählen kann.

Aus dem Italienischen von Moshe KahnQuartbuch. Gebunden. 368 Seiten. Auch als E-Book erhältlich

Die Ermittlungen des Commissario ColluraAcht Kriminalgeschichten

Commissario Cecé Collura muss als Bordkommissar die wunderlichsten Fälle lösen. Ein sehr vergnügliches Buch über seltsame Gäste auf einem großen Schiff.

Aus dem Italienischen von Moshe KahnWAT 476. Broschiert. 96 Seiten. Auch als E-Book erhältlich

Die Mühlen des HerrnRoman

Die Mühlen des Herrn mahlen langsam. Und ein gewisser sizilianischer Mafioso, der sich an den Mühlen bereichert hat, gerät in arge Bedrängnis.

Aus dem Italienischen von Moshe KahnQuartbuch. Gebunden. 224 Seiten. Auch als E-Book erhältlich

Der unschickliche AntragRoman

Ein höchst komischer Roman aus Sizilien über die Wirren, Intrigen, Verhaftungen, Morde und Liebesdramen, die ein einfacher Antrag auf ein Telefon auslöst.

Aus dem Italienischen von Moshe KahnQuartbuch. Gebunden. 280 Seiten. Auch als E-Book erhältlich

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Verlag Klaus Wagenbach    Emser Straße 40/41    10719 Berlinwww.wagenbach.de

Camilleris Sizilien ist auch die Heimat eines der bedeutendsten italienischen Autoren des 20. Jahrhunderts: Luigi Pirandello, der Erneuerer des Theaters und große Erzähler, war wie Camilleri in Porto Empedocle zu Hause.

Kunstvoll ineinandergefügt erzählt Andrea Camilleri von Pirandellos und seiner eigenen Kindheit und Jugend zwischen Agrigent und Porto Empedocle, von schrulligen Verwandten, komischen Dorfbewohnern, sizilianischen Märchen.

»Ich schreibe über das Leben von Luigi Pirandello von einem durch und durch persönlichen Standpunkt aus«, sagt Camilleri. Auf höchst unterhaltsame Weise erfahren wir bislang Unbekanntes über Pirandellos Leben und Werk und natürlich viel über Andrea Camilleri, der erst bei den Recherchen zum Buch von seinen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Pirandello erfuhr.

»Ein Schriftsteller, der seine Leser verzaubert.«

Giuseppe Conte, Il Giornale

ERSTER TEIL

Ein OrtDie GeburtDie Milch

Der Vater, die Mutter

Die Erinnerung an das Dunkel

Porto Empedocle, Girgenti

Über das Verriegeln von Fenstern

Maria StellaDer vertauschte Sohn

Luigi, der vertauschte SohnDas Sakrileg

Die Kirche als FamilieDie Frage

Die ÜbertretungDas Brandmal

SchulwechselDie imaginierte Flucht

Eine Variante»Barbar«

Palermo – Porta di CastroGiovanna

Ende der FerienDie tödliche Krankheit

Die FundamentierungDie Gekränkte

Der Zweikampf

Der Wahnsinn im richtigen Augenblick

ZWEITER TEIL

Sizilianische FreundschaftLina

Der SchwefelDie LoslösungRom

Die UniversitätDie beiden Krankheiten

ComoBonnJenny

Ein Altar im HerzenDie Promotion

Rückkehr und Abreise

Ich bin nicht klein geboren

Das GeschäftKurz, das glückliche Leben

Der Sommer 1899Herr Professor

Das verfluchte Jahr 1903

Ich hieß Mattia Pascal

DRITTER TEIL

Der grauenvolle Abgrund

Das Schlafzimmer

Der Wahnsinn meiner Frau bin ich

Der stechende VerdachtWarum?

Stefano, Lietta, Fausto1915

Noch einmal KriegLietta will heiraten

Don Stefano kommtDer Vergleich

Das große Puzzle

Der Abend der UraufführungViele Tränen

Der wiedergefundene Vater

Die griechische VaseDie Veränderung

Die Wiederholung: Lietta

Die Wiederholung: Fausto

Die Wiederholung: Stefano

Kurze Geschichte des »Märchens«

Lächelnde Glückseligkeit

Was ist denn wahr? Doch nichts

Ich muß um Entschuldigung bitten

Der Sarazenen-Ölbaum

Anmerkungen

»Luigi schreibt nur ziemlich selten, und ich finde keinen Frieden, weil ich weiß, daß sein Lebensweg mit Dornen gesät ist, aber ich sehe auch, daß es kein Hilfsmittel gibt, denn so ist nun einmal sein Wesen. Wieviel zufriedener wäre ich, wenn er weniger intelligent wäre und ein Leben der Lebenden führen könnte!«

Aus einem Brief der Mutter Luigi Pirandellos an die Tochter Lina, datiert »Porto Empedocle, 21. Januar 1889«.

ERSTER TEIL

An einem farbigen Morgen des Monats September 1866 wurden der Adel, die Wohlhabenden, die Bürgerlichen, die Groß- und die Einzelhändler, die Herren mit Hut und die mit Schiebermütze, die Garnisonen und ihre Kommandanten, die Angestellten in den Büros, den Nebenbüros und Unterbüros der Behörden, die nach der Einigung Italiens wütender über Sizilien hereingebrochen waren als ein Heuschreckenschwarm, plötzlich und ziemlich unwirsch von einem grauenhaften Stimmengewirr, von Schüssen, Wagengerassel, schnaubenden Tieren, Laufschritten und Hilferufen aufgescheucht.

Drei- bis viertausend bewaffnete Bauern der Landstriche um Palermo, die zum großen Teil von ehemaligen Anführern militärischer Abteilungen des Garibaldinischen Feldzugs kommandiert wurden, stürmten die Stadt. Im Handumdrehen kapitulierte Palermo, fast ohne Widerstand: den Bauern schloß sich dann noch das einfache Volk an, und gemeinsam brachen sie einen Aufstand los, der zunächst unbezähmbar schien.

Doch nicht alle Bewohner von Palermo waren überrascht. Die ganze Nacht über waren diejenigen aufgeblieben und hatten Wache gehalten, die darauf warteten, daß sich ereignen würde, was sich ereignen mußte: die Priester in den Sakristeien, die Mönche und Nonnen in den Klöstern, ein paar nostalgische, reaktionäre Herren von Adel in ihren reichen Stadtpalais. Sie waren es, die diesen Aufstand ausgelöst hatten, den sie »republikanisch« nannten. Die Sizilianer aber nannten den Aufstand, mit der Ironie, die oft auch noch ihre tragischsten Geschichten salzt, den der »Siebeneinhalb«, weil diese Erhebung siebeneinhalb Tage gedauert hatte. Und es soll daran erinnert werden, daß »Siebeneinhalb« auch ein harmloses, vergnügliches Kartenspiel ist, das sogar die Kleinen bei den weihnachtlichen Spielrunden mitspielen dürfen.

General Raffaele Cadorna – mit einer Kugel an langer Leine auf die Insel geschossen – schreibt an seine Vorgesetzten, daß der Aufstand unter anderem aufgrund »der beinahe völligen Versiegung der Ressourcen des Öffentlichen Vermögens« entstehe, wobei dieses »beinahe« eine warme Windel ist, ein winziges bißchen Vaseline, um das grundlegende, das stillschweigend gemeinte Konzept einzuführen, daß, wenn die Ressourcen versiegt sind, dies ganz gewiß nicht die Schuld der Ureinwohner sei, sondern die einer unsinnigen Wirtschaftspolitik gegenüber dem Mezzogiorno Italiens.

Für Marchese Torrearsa hingegen, einen Mann der gemäßigten Rechten, sind die Gründe »in der gründlichen Demoralisierung der Massen« zu suchen.

Mazzini, der diese Revolte zwar als »republikanisch« bezeichnete, war zu ihr bereits auf Distanz gegangen: ausgestattet mit einem feinen Gespür für alles, was nach Kirche und Klöstern roch, hatte er seit langem die Überzeugung gewonnen, daß es besser sei, sich von jedem Aufruhr fernzuhalten, der von Weihrauch umwölkt wird.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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