DER WEG NACH SHILOH - Will Henry - E-Book

DER WEG NACH SHILOH E-Book

Will Henry

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Beschreibung

Bereits seit zwei Jahren tobt der Sezessionskrieg, in dem sich eine Nation zerfleischt. Buck Burnett und seine Freunde haben Angst: doch nicht vor Wirbelstürmen oder Hochwasser, auch nicht vor dem 1000-Meilen-Ritt nach Richmond/Virginia. Nein, sie fürchten, sie könnten zu spät kommen, um für die Sache des Südens zu kämpfen.

Doch ihre Angst ist unbegründet: Sie kommen in der Tat rechtzeitig - zur blutigsten Schlacht des Bürgerkriegs, wo die Generäle fallen wie einfache Soldaten...

Will Henrys Der Weg nach Shiloh gilt als einer der eindrucksvollsten und dramatischsten Romane über eine der blutigsten Episoden des amerikanischen Bürgerkriegs - und wurde im Jahr 1968 erfolgreich verfilmt von William Hale, in den Hauptrollen: James Caan, Michael Sarrazin, Harrison Ford, Brenda Scott und Jan-Michael Vincent.

Der Apex-Verlag veröffentlicht den Roman in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Ähnliche


WILL HENRY

Der Weg nach Shiloh

Apex Western, Band 11

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DER WEG NACH SHILOH 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

Neunzehntes Kapitel 

Zwanzigstes Kapitel 

Einundzwanzigstes Kapitel 

Zweiundzwanzigstes Kapitel 

Dreiundzwanzigstes Kapitel 

Vierundzwanzigstes Kapitel 

Fünfundzwanzigstes Kapitel 

Sechsundzwanzigstes Kapitel 

Siebenundzwanzigstes Kapitel 

Achtundzwanzigstes Kapitel 

Neunundzwanzigstes Kapitel 

Dreißigstes Kapitel 

Einunddreißigstes Kapitel 

Zweiunddreißigstes Kapitel 

Dreiunddreißigstes Kapitel 

Vierunddreißigstes Kapitel 

Fünfunddreißigstes Kapitel 

 

»There were seven boys from Texas rode up to fight a war« - 

Will Henry und der Bürgerkriegswestern 

Ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth 

 

 

Das Buch

Bereits seit zwei Jahren tobt der Sezessionskrieg, in dem sich eine Nation zerfleischt. Buck Burnett und seine Freunde haben Angst: doch nicht vor Wirbelstürmen oder Hochwasser, auch nicht vor dem 1000-Meilen-Ritt nach Richmond/Virginia. Nein, sie fürchten, sie könnten zu spät kommen, um für die Sache des Südens zu kämpfen.

Doch ihre Angst ist unbegründet: Sie kommen in der Tat rechtzeitig - zur blutigsten Schlacht des Bürgerkriegs, wo die Generäle fallen wie einfache Soldaten...

Will Henrys Der Weg nach Shiloh gilt als einer der eindrucksvollsten und dramatischsten Romane über eine der blutigsten Episoden des amerikanischen Bürgerkriegs - und wurde im Jahr 1968 erfolgreich verfilmt von William Hale, in den Hauptrollen: James Caan, Michael Sarrazin, Harrison Ford, Brenda Scott und Jan-Michael Vincent.

Der Apex-Verlag veröffentlicht den Roman in seiner Reihe APEX WESTERN als durchgesehene Neu-Ausgabe, ergänzt um ein Essay von Dr. Karl Jürgen Roth.

DER WEG NACH SHILOH

Erstes Kapitel

Sie erreichten die Furt und trieben ihre Pferde in das seichte Wasser. Die zähen kleinen Tiere steckten ihre staubigen Nüstern in das grüne Nass und begannen vorsichtig und langsam zu saufen, wie es die Art der echten spanischen Mestenos ist. Auch ihre Reiter ließen sich Zeit, ihren Durst zu stillen. Sie waren Männer aus dem Westen, mit wachsamen Augen, die der Stille ringsum nicht trauten.

»Wie weit sind wir gekommen?«, fragte einer.

»Ein anständiges Stück«, antwortete ein anderer.

»Das hier ist die Furt am Paint Rock«, sagte ein dritter.

»Dann wären es gute vierzig Meilen«, schätzte der vierte.

Die anderen drei sagten nichts, und damit verstummte das Gespräch und wurde vom leisen Rauschen und Plätschern des Flusses abgelöst. Ein flussabwärts seiner Jagd nachgehender Fuchs nahm von den Menschen Witterung auf und beklagte sich mit heiserem Gebell. Danach blieben nur noch die leisen Geräusche des fließenden Wassers. Nach einer Weile hoben die Pferde ihre Köpfe.

»Was sagst du, Buck?«, fragte einer, der bisher geschwiegen hatte.

Sein Gefährte stand in den Steigbügeln und spähte über den Concho River nach Osten. Dann wandte er den Kopf und blinzelte in die tiefstehende Sonne.

»Für einen Tag ist es genug, Miller«, sagte er mit befriedigtem Nicken. »Sag Eubie und Willy Bill, sie sollen ein Stück zurückreiten und die Augen offenhalten. Wir anderen machen drüben unser Lager.«

Miller Nalls erwiderte das Kopfnicken. Es sah Buck Burnett ähnlich, andere benachrichtigen zu lassen, obwohl er selbst keine zehn Meter von ihnen entfernt war. Buck war eben einer von denen, die sich ohne den leisesten Gedanken, dass es auch anders sein könnte, zum Anführer machten. Miller gefiel das; es verlieh ihm Zuversicht.

»Eubie«, sagte er, »du reitest mit Willy Bill im Bogen zurück und siehst nach, ob wir Begleitung bekommen haben. Buck sagt, wir seien heute weit genug gekommen.«

»In Ordnung«, sagte Soldat Eubank Buell und nickte Willy

Bill Bearden zu. Sie entfernten sich am Ufer, einer flussaufwärts, der andere flussabwärts. Zehn Minuten später bogen sie nach Westen ab, um den Bogen zu schließen, der sie weiter zurück auf der Fährte des Trupps wieder zusammenführen sollte. Draußen in der dämmrigen Prärie regte sich kein Leben außer dem, was dorthin gehörte: lautlos flatternde Fledermäuse auf abendlichem Insektenfang; eine kleine Kaktuseule, die von ihrem stacheligen Sitz aufflog und dicht über den Boden dahinstrich, um eine Maus zu überraschen; ein vom nächsten Hügel aus wachsam die Reiter beobachtender roter Wolf.

Die beiden Späher trafen zusammen, wechselten ein paar Worte und lenkten ihre Pferde zum Concho. Gewöhnlich zahlte es sich nicht aus, an seinen Ufern zu kampieren, denn der Fluss war eine bevorzugte Pferdetränke für die Kriegerbanden der Comanchen, aber mit Buck Burnett als Anführer brauchte sich keiner über Lagerplätze oder Comanchen Gedanken zu machen. Buck wusste, was er tat. Er war ein Junge, der immer beobachtete. Der immer nachdachte. Das war es, was seinen Gefährten so viel Vertrauen einflößte.

Während seine Kameraden diese Meinung über ihn teilten, war Buck Burnett bemüht, sie zu rechtfertigen. Er ließ Feuer machen und sorgte dafür, dass es mit ausgetrocknetem Treibholz genährt und jede Rauch-Entwicklung vermieden wurde. Und er ließ Willy, Bill und Eubie Wasser vom Fluss holen, damit das Feuer ausgelöscht werden konnte, bevor es Nacht wurde.

Dass die Männer unter ihren Decken lagen, bedeutete nicht, dass sie schliefen. Dies war ein großes Abenteuer, und sie waren sehr junge Männer.

Buck Burnett war noch nicht ganz achtzehn. Miller Nalls, sein Freund aus Kindheitstagen, war mit zwanzig der älteste der Truppe. Von den anderen war Little Bit Luckett mit seinen fünfzehn Jahren das Baby. Todo MacLean, Little Bits selbstgewählte Kinderschwester, war kaum zwei Jahre älter als sein Schützling. Siebzehn waren auch Eubie Buell und Willy Bill Bearden. Und dann war da noch der gutaussehende, aber jähzornige Julius Caesar Sutton, mit achtzehn Jahren der schnellste Revolverschütze im Concho County.

Buck lag eingerollt in seine Decke und sah die Sterne herauskommen. Er lauschte auf das Gurgeln und Plätschern des Flusses

und dachte wieder daran, wer sie waren, warum sie hier waren und wohin sie wollten.

Sie waren alle Jungen aus dem Concho County, nur J. C. Suttons Eltern lebten südlich des Flusses im Menard County. J. C. hatte die Lucketts, seine Verwandten, besucht, als Buck die großartige Idee gekommen war, die Truppe zu organisieren. Es hatte nicht lange gedauert, bis die anderen Feuer gefangen und mitgemacht hatten. Sie nannten sich die Concho-Comanchen. Nun, da sie unterwegs waren, ihren Plan in die Tat umzusetzen, musste man sich fragen, was J. C. und die anderen von ihrem Entschluss und sich selbst dachten. Nicht, dass es noch eine Rolle spielte; für eine Korrektur war es schon ein wenig spät.

Man zählte den zwölften März 1862. Die Kämpfe im Osten dauerten bereits ein knappes Jahr an, und man konnte nur beten und hoffen, dass sie weitergehen würden, bis er und seine Freunde den Kriegsschauplatz erreichten. Ihr Ziel war Richmond, Virginia, und Buck und seine Freunde hatten beschlossen, die ganze Strecke auf den Rücken ihrer Pferde zurückzulegen und in der Hauptstadt der Konföderierten bei John Bell Hoods texanischer Brigade in der Armee von Virginia vorzusprechen und bescheiden ihre Dienste anzubieten.

Buck runzelte die Stirn und presste die Kiefer zusammen. Der rothaarige Junge fühlte, wie seine Phantasie ihn zu stolzen Träumen mitriss. Er blickte über den nächtlichen Fluss und auf die verhüllten Gestalten seiner schlafenden Freunde, seiner treuen und wackeren Männer, und er tat ein stilles Gelübde. Er war ein Südstaatler und ein Soldat. An der Spitze seiner Concho-Comanchen würde er, Buck Burnett, die eingedrungenen Yankees soweit über den Potomac zurücktreiben, dass man die Grenzlinie von Washington bis hinauf nach Maine würde verlegen müssen.

  Zweites Kapitel

Die Concho-Comanchen unterschieden sich nicht sonderlich von ihren Vätern, die in den dreißiger und vierziger Jahren die echten Comanchen aus dem mittleren Texas vertrieben hatten. Sie waren wild und ungewaschen, steckten in speckiger Lederkleidung und trugen ihr Haar lang und ungekämmt. Mit zwei Jahren hatten sie reiten gelernt, mit vier schießen und mit zwölf skalpieren. In ihrer abgeschlossenen Welt gab es nichts, was sie nicht kannten, und sie brannten vor Eifer, nun auch in Erfahrung zu bringen, was es mit den Siedlungen des Ostens, ihren prunkvollen Saloons und ihren weißhäutigen Mädchen auf sich hatte. Die meisten von Bucks Jungen hatten noch nie ein erwachsenes weißes Mädchen gesehen. Über indianische und mexikanische Mädchen wussten sie alles, aber die Mädchen ihrer eigenen Rasse erschienen ihnen rätselvoll wie seltene Tiere. Dieser Umstand war geeignet ihnen in Dallas, das jetzt vor ihnen lag, Schwierigkeiten und Ärger zu bereiten.

Sie waren auf der normalen Postkutschenroute über Big Spring, Palo Pinto und Fort Worth nach Osten vorangekommen. Die kleineren Siedlungen waren kein Problem gewesen, aber schon in Fort Worth war es losgegangen. Dort hatten sie wegen Ruhestörung eine Nacht im Gefängnis zugebracht. Angefangen hatte es damit, dass Todo MacLean mit einem Farospieler im Traildrivers Saloon um 250 Dollar gewettet hatte, dass Little Bit mit seinem Pferd über drei der Länge nach zusammengeschobene Pokertische springen könne. Little Bit hatte den Sprung geschafft, und die Wetteinnahme war ihnen willkommen gewesen wie ein Sommerregen. Kein Wunder, dass sie übermütig geworden waren. Was konnte ein vernünftiger Anführer von seinen Leuten anders erwarten? Der Ritt vom Concho County nach Fort Worth war eine gefährliche und staubige Angelegenheit gewesen, und man musste den Jungen ein wenig Gelegenheit geben, sich zu vergnügen und Dampf abzulassen. Doch nun, als sie sich Dallas näherten, verstärkte der Gedanke an das gewonnene Geld Buck Burnetts allgemeine Besorgnis.

Buck schüttelte seinen Zottigen roten Kopf. Er hatte nicht erwartet, dass es so sein würde. Seine Sorgen glichen denen einer Pflegemutter mehr als denen eines Truppenführers. Doch das war nicht wichtig. Wenn man sich eine Aufgabe stellte, musste man sie erfüllen. Es gab nur eine wirkliche Frage: Wie sollte er seine Truppe angesichts einer Stadt, in der es zu viel Whisky und zu viele Frauen gab, so am Feind vorbeimanövrieren, dass die Verluste auf ein Minimum beschränkt blieben?

Am nächsten Morgen beschloss Buck, die Sache in aller Offenheit mit seinen Gefährten zu besprechen.

J. C. Sutton zeigte sich wenig beeindruckt. Alle anderen sahen ein, dass es besser wäre, die Stadt Dallas zu umgehen, und auch J. C. besaß genug Vernunft, diese Einsicht zu teilen. Aber er war es gewohnt, mit seinem Leben umzugehen, als sei es keinen mexikanischen Peso wert.

»Den anderen«, sagte er, »kannst du diesen Vorschlag vielleicht verkaufen. Was mich angeht, so habe ich andere Pläne. Hast du was dagegen?«

Buck beobachtete ihn aufmerksam.

»Was willst du damit sagen, J. C.?«, fragte er.

»Ich will sagen«, antwortete der andere, »dass ihr meinetwegen um Dallas herumreiten könnt, wenn ihr wollt. Ich reite durch die Stadt.«

»Wirklich?«, fragte Buck.

»Das mach' ich«, bekräftigte J. C. Sutton.

Es wurde still in der Runde, als Buck und J. C. Sutton einander herausfordernd musterten.

»Buck«, sagte der dunkelhaarige Junge schließlich, »ich habe dir erklärt, dass ich durch die Stadt reiten werde. Jetzt wäre es gut, wenn du mir Platz machen würdest.«

Er machte keine sichtbare Bewegung mit seiner rechten Hand, doch auf einmal streiften seine Finger den Revolvergriff. Buck ging einen Schritt zurück und gab ihm den Weg frei. J. C warf ihm einen kalten Blick zu und näherte sich mit lässig-stolzen Schritten seinem Pferd.

Solange er ging, sah er eindrucksvoll aus, aber er ging nur, bis er auf gleiche Höhe mit Buck Burnett kam. Bucks Faust traf sein Kinn mit einem trockenen Geräusch. J. C. wurde steif, seine Knie knickten unter ihm ein, und dann lag er auf dem Rücken im Staub der Landstraße. Als Buck ruhig sagte: »Packt ihn auf sein Pferd. Ich werde dafür sorgen, dass er durch Dallas reitet, wie er es gewollt hat«, erhob niemand Einwände gegen den Befehl. Little Bit führte J. C.s Schecken herbei, und sein Partner Todo hob den bewusstlosen Jungen auf und legte ihn quer über den Sattel.

Kopf und Arme an der einen, die Stiefel mit den mexikanischen Radsporen an der anderen Seite des Pferdes herabbaumelnd, ritt Julius Caesar Sutton durch die Stadt Dallas und gab den anderen Jungen durch sein ruhiges Benehmen ein gutes Beispiel. Diese aber waren mehr denn je davon überzeugt, dass Buck Burnett der rechte Mann sei, ihre Truppe als Captain anzuführen, und in der Diszipliniertheit ihres Marsches durch die Stadt offenbarte sich ihre neugewonnene Loyalität auf überzeugende Weise.

Hundertsiebzig Meilen voraus wälzte sich der Red River durch sein breites Bett. An seinen Ufern wartete Shreveport, die erste Stadt auf dem fremden Staatsgebiet von Louisiana.

»In Louisiana werden wir unsere Kehlen befeuchten«, sagte Buck zu Miller Nalls, der an seiner Seite ritt. »Das ist ein Versprechen.«

»Auf Ehrenwort, Buck?«, fragte der andere.

»Ehrenwort«, bekräftigte Buck feierlich.

»Ich werde es den Jungs sagen«, erklärte Miller grinsend, wandte den Kopf und rief den anderen die erfreuliche Nachricht zu.

»Mir soll's recht sein«, antwortete Eubie Buell aus der Dunkelheit. »Mit dem texanischen Whisky verdirbt man sich bloß den Magen.«

Buck blickte über seine kleine Kolonne und sah, dass die meisten Pferde sich ihren Weg ohne Hilfe ihrer schlafenden Reiter suchten. Er selbst hielt seine Augen nur mit Mühe offen und unterdrückte ein Gähnen nach dem anderen. Er richtete sich auf und lächelte ein stolzes kleines Lächeln. Es war hauptsächlich ehrliche Freude über seine Jungen, die wie ein Mann hinter ihm standen und getan hatten, was er von ihnen verlangt hatte. Aber in seinem Lächeln war auch eine leise Befriedigung, dass er sie alle in den Schlaf marschiert hatte, während er allein mit wachem Verstand und scharfen Augen im Sattel saß.

»Sie werden es schaffen«, sagte er stolz zu Miller Nalls. »Sie werden gute Soldaten abgeben. Dieser Ritt wird sie hart und zäh machen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, du wirst es sehen, du wirst es sehen...«

Seine Stimme verebbte in einem Gemurmel, und Miller sagte, nachdem er ihn eine Weile angesehen hatte: »Sicher, Buck, da hast du recht.« Damit beugte er sich hinüber, nahm die schlaffen Zügel des Pferdes seines Freundes an sich und führte den kleinen Grauschimmel weiter, damit er nicht stolperte und Buck Burnett womöglich ins dornige Gestrüpp fiele.

  Drittes Kapitel

Sobald Buck im Sattel eingeschlafen war, begann Miller nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau zu halten. Er fand einen guten, wo es Gras, Bäume und sogar eine Quelle gab. So etwas war in der flachen Prärie des mittleren Texas eine Seltenheit, und Miller  war stolz auf sich. Buck selbst hätte es nicht besser machen können, wäre er wach gewesen. Er schlief immer noch fest, als Miller ihn aus dem Sattel hob und zu den anderen legte, die schlaftrunken von ihren Pferden und unter die Decken gekrabbelt waren.

Miller nahm den treuen Tieren die Sättel ab und ließ sie frei laufen. Keinen Augenblick dachte er daran, sie anzupflocken oder mit einer Leine aneinanderzubinden. Ein gut gezogener und anständig behandelter Mustang von spanischem Geblüt verließ seinen Herrn genauso wenig wie ein Schäferhund.

Nachdem er die Sättel aufeinandergestapelt hatte, legte auch Miller sich schlafen. Er war müde und mit sich selbst zufrieden. Es machte Spaß, Anführer zu sein und Verantwortung zu tragen; man konnte verstehen, warum Buck das Amt so bereitwillig übernommen hatte. Schläfrig dachte Miller, dass es ihm nichts ausmachen würde, ein anderes Mal die Führung zu übernehmen, wenn die Jungen wach wären und es sehen könnten.

Er erwachte mit der Sonne in den Augen und Buck Burnetts Hand auf seiner Schulter.

Die anderen schliefen noch, und Buck, der ein sehr ernstes und wichtiges Gesicht machte, hob warnend den Zeigefinger an die Lippen und bedeutete Miller, mit ihm zu kommen. Miller stand auf und folgte ihm an die Quelle, wo Buck zum Wärmen des Kaffeewassers ein Feuer angezündet hatte.

»Wasch dir das Gesicht, während ich mich um den Kaffee kümmere«, sagte Buck. »Ich muss mit dir sprechen.«

Miller nickte schläfrig, kniete sich neben den kleinen Wasserlauf, spritzte einen knappen Esslöffel Wasser in die ungefähre Richtung seines Gesichts, stand wieder auf und langte nach seiner Blechtasse.

Buck war besorgt. Seit zwei Wochen seien sie nun unterwegs, sagte er, und hätten pro Tag zwischen zehn und sechzig Meilen zurückgelegt, im Durchschnitt etwa dreißig. Auf jeden Fall würde es Sommer werden, bevor sie Richmond erreichten, und es war Bucks große Sorge, dass sie nicht mehr rechtzeitig nach Virginia kommen könnten, um am Krieg teilzunehmen. Ob Miller einen guten Vorschlag habe, wie man eine größere Tagesleistung aus den Pferden herausholen könne, ohne sie zuschanden zu reiten?

Miller dachte darüber nach, aber auch ihm wollte keine befriedigende Lösung einfallen. Voll banger Befürchtungen brachen sie ihre Beratung ab, der eine, um die schlafenden Gefährten zu wecken, der andere, um die Pferde zu holen.

  Viertes Kapitel

 

 

 

In den folgenden Tagen kamen sie durch die kleinen Orte Kaufman, Van Zandt, Mendota und Longview. In Mendota begegneten sie den Amon-Zwillingen und Ariadne Lassiter und machten zum erstenmal die Erfahrung, dass der Krieg für verschiedene Leute unterschiedliche Bedeutung hatte. Hier war es auch, wo sie einem unsichtbaren Gefährten des Geistes ein unfreiwilliges Lebewohl sagten, einem Gefährten, der sie bisher auf jedem Schritt begleitet hatte: ihrer im Grenzland des Concho County gewachsenen Vorstellung des Wortes Texaner, Denn in Mendota begegnete der Westen dem alten Süden, und für ungebildete Jungen, die nie eine Schule besucht hatten, war das eine beunruhigende Erfahrung.

In Mendota stand Buck Burnett am Rand einer seltsamen neuen Welt. Von allen Concho-Comanchen empfand er allein die Veränderung als das, was sie wirklich war - eine völlig fremde Dimension. Die anderen waren sich nur der sichtbaren Unterschiede bewusst; sie fühlten Mendota nicht, wie Buck es fühlte. Doch auch er konnte seine tiefere Empfindung, diese wachsende Unruhe in ihm ebenso wenig beschreiben wie seine nicht so sensiblen Kameraden.

Am Abend eines sonnigen Tages schlugen sie ihr Lager am Rand einer sauberen kleinen Stadt auf, die sich an den Ufern des Sabine River ausbreitete. Wie es ihre Gewohnheit war, ließen sie eine sichere Distanz zwischen sich und der Siedlung. Buck hielt es für wichtig, dass sie sich wie Soldaten benähmen, die Einwohner in Ruhe ließen und sie nicht mit Quartierwünschen behelligten. Diese Disziplin hatte ihnen auf dem flachen Land geholfen, Konflikte mit der Bevölkerung zu vermeiden, aber sie hatte die Truppe nicht auf die Schwierigkeiten vorbereitet, denen sie sich jetzt gegenübersah, und sie hatte ihnen nicht wenige hungrige Nächte in der Prärie beschert, während sie andernfalls für ein paar höfliche Worte gut essen und wie Könige hätten schlafen können. Als Resultat machte sich nun eine gewisse Unruhe bemerkbar, und Buck war willens, Zugeständnisse an seine Leute zu machen. Dies fiel ihm umso leichter, als die Gelegenheit dazu bald darauf in Gestalt zweier Stadtjungen etwa ihres Alters in Erscheinung trat.

Nach ihren blonden Locken und blauen Augen konnte man sie für Zwillinge halten. Auf einmal standen sie am Rand des Lagers und starrten neugierig auf die um das Feuer hockenden und Dörrfleisch mit Bohnen essenden Concho-Comanchen.

Die Einladung, sich mit ans Feuer zu hocken, schien die zwei zu erstaunen, aber sie folgten ihr nach kurzem Zögern. Nach einem Augenblick verlegenen Scharrens mit den Füßen ließen sie sich in unbeholfener Nachahmung der lässigen Haltung ihrer Gastgeber auf die Fersen nieder, nahmen ihre Teller mit höflichen Dankesworten und begannen schüchtern zu essen. Für eine Weile schien es, als wollte das Schweigen unbehagliche Formen annehmen. Die Stadtjungen beschäftigten sich unnötig intensiv mit ihrem Essen, während die Concho-Comanchen mit umständlicher Akribie ihr Geschirr säuberten und verstauten. Beide Seiten waren mit Neugier geladen, aber niemandem schien ein Thema einzufallen, das sich als Gesprächseröffnung eignete. Eubie Buell war es schließlich, der das Schweigen brach.

»Seid ihr aus der Stadt da drüben?«, fragte er.

»Ja, Sir«, antwortete einer der Jungen. »Wir beide.«

Eubie legte den Kopf auf die Seite und musterte den Neuankömmling misstrauisch. »Soll das komisch sein?«, fragte er.

»Nein, Sir«, sagte der Junge schnell. »Es ist die reine Wahrheit.«

Eubie drehte den Kopf und blickte die anderen Comanchen mit einer hochgezogenen Augenbraue an, bevor er sich wieder den Stadtjungen zuwandte.

»Das ist eine ganz schöne. Stadt, die ihr da habt«, sagte er. »Wie nennt sie sich?«

»Mendota«, antwortete der Junge mit einer raschen Geste. »Sie ist schon in Ordnung, glaube ich, aber ich würde viel lieber dort draußen leben, wo ihr herkommt.« Er musterte neiderfüllt die abgetragene Lederkleidung und die sonnenverbrannten Gesichter der Comanchen. »Sagt mal«, platzte es aus ihm heraus, »ihr seid alle aus dem wirklichen Westen, nicht?« Er gestikulierte aufgeregt in Richtung Westen. »Ich meine, wirklich ganz weit draußen.«

»Das stimmt«, erwiderte Buck würdevoll. »Wir sind aus dem Concho County. Das ist ungefähr so weit, wie man in den Westen kommen kann.«

»Teufel!«, hauchte der Junge. »Concho!« Er drehte sich zu seinem Bruder um. »Hast du das gehört, Cart? Sie kommen aus dem Concho County. Stell dir das vor. Das ist noch hinter Fort Worth!«

»Da draußen ist es noch ganz wild, nicht?«, fragte Cart, der stillere der beiden Brüder.

»Ich glaube, das kann man sagen«, erwiderte Buck. »Jedenfalls, wenn man es nicht gewohnt ist.«

»Dort gibt es auch Indianer, wie?«, sagte Cart. »Mit Federn auf dem Kopf und Skalps am Gürtel?«

»So viele du willst«, erklärte Buck. »Aber sie sind nicht so, wie man es sich erzählt. Sie sind nicht übel, solange du sie nicht hinter dich lässt. Oder zwischen dich und eine Wasserstelle.«

»Jesus...!«, hauchten die beiden Jungen. Dann saßen sie stumm und betrachteten die Concho-Comanchen mit großen Augen.

Die Versuchung war zu groß für Eubie Buell.

»Das kann ich euch sagen«, warf er ein. »Obwohl es mit den Indianern nicht so weit her ist, wie Buck eben schon sagte, muss man doch die Augen mächtig scharf offenhalten, falls sie irgendeine komische Bewegung machen. Wenn man unvorsichtig wird, kann es leicht passieren, dass so ein Kwahadi-Krieger einem die Haare abzieht und an seinen Gürtel hängt.« Er neigte seinen Kopf zum Feuer und zog seine langen, sonnengebleichten Haarsträhnen auseinander.

»Seht ihr die Narbe da? Wisst ihr, wer mir das Ding mit seiner Streitaxt verpasst hat? Peta Nacona selbst, und kein anderer. Der Kriegshäuptling der Comanchen, der Mann von Cynthia Ann Parker, der schließlich von Cap Sul Ross und seinen Texas Rangers im Gefecht am Pease River getötet wurde. Ich und die anderen Jungen hier, wir halfen damals Cap Ross, und ihr könnt es mir glauben, wenn wir nicht gewesen wären, hätten die Texas Ranger keine Chance gehabt. Das war im Dezember 1860. Wenn ihr es nicht glaubt, braucht ihr bloß im Hauptquartier der Ranger in San Antonio nachzufragen, wenn ihr mal hinkommt.«

»Himmel!«, rief der zweite Junge aus. »Das würde ich gern einmal tun, aber es ist ein verdammt langer Weg nach San Antonio.«

»Mr. Buell hat das einkalkuliert«, sagte Willy Bill ironisch, dann fügte er für Eubie hinzu: »Du solltest unsere Gäste nicht mit deiner Angeberei langweilen, Eubank. Wir sollten uns mehr um ihre lokalen Angelegenheiten kümmern. Habe ich Recht, Buck? Vielleicht könnten uns diese Jungen hier ein bisschen die Stadt zeigen.«

Die anderen Comanchen bedachten Buck mit hoffnungsvollen

Blicken, und Todo MacLean sagte: »Yeah, Buck, wie war's? Gehen wir in die Stadt oder nicht?«

Bevor Buck antworten konnte, ergriff der erste der Stadtjungen das Wort. »Wenn ihr euch die Stadt ansehen wollt, könnt ihr ebenso gut bei unserem Haus anfangen. Unsere Cousine Airybelle hat heute Abend einen Kotillon - das ist ein Tanzabend -, und da kommen unsere Gäste bis aus Henderson und sogar Nacogdoches. Ihr wärt mehr als willkommen.«

»Airy Bell«, sagte Eubie verträumt. »Ist das ein Mädchen oder ein Junge?«

»Mädchen«, antwortete der Junge. »Unsere Cousine aus Tuscumbia, Alabama. Sie bleibt über den Sommer bei uns.«

»Ein Mädchen...!«, seufzte Eubie andächtig und wurde still.

»Ist sie hübsch?«, fragte Todo sofort.

»Die Leute sagen es«, sagte Cart, der stillere der beiden Zwillinge. »So ist es doch, Claibe, oder?«

»Klar«, sagte Claibe. »Ich glaube, sie ist hübsch, wenn ihr Mädchen mögt.«

»Ich mag sie«, gelobte Willy Bill. »Diese Airy Bell, ist sie wirklich eine stramme Biene?«

»Sie ist ein Mädchen«, erwiderte Claibe beharrlich.

»Das ist gut«, meinte Eubie. »Gehen wir nun zu der Party, Buck, oder lassen wir es sein?«

»Wieso?«, antwortete Buck nervös. »Wir sind ja gar nicht richtig eingeladen. Diese zwei geben den Tanz nicht, sondern ihre Eltern, oder vielleicht ihre Cousine.«

»Das stimmt«, sagte Claibe. »Aber wir dürfen einladen, wen wir wollen. Ist es nicht so, Cart?«

»Wenn du es sagst«, stimmte Cart zu.

»Kommt ihr nun, oder nicht?«, fragte Claibe erwartungsvoll.

»Nun ja - vielleicht«, zögerte Buck. »Um welche Zeit?«

»So um neun herum, wenn es dunkel ist. Ihr werdet es schon hören, wenn die Musik anfängt. Wir haben eine Sieben-Mann-Kapelle aus Shreveport kommen lassen. Fünf Fiedeln, eine Trompete und seine Trommel; so was habt ihr im Concho County noch nicht gehört.«

»Und mit einem Mädchen obendrein«, murmelte Willy Bill. »Einem richtigen, lebendigen Mädchen.«

»Es wird ein ganzer Schwarm da sein«, sagte Claibe. »Mindestens ein Dutzend. Vielleicht fünfzehn oder zwanzig.«

»Ich möchte diese Airy Bell sehen«, sagte Eubie sehnsüchtig

Buck schlug plötzlich mit der Faust in seine flache Hand.

»Du sollst sie sehen!« entschied er. »Abgemacht«, sagte er zu den Zwillingen. »Wir kommen. Aber vergesst nicht, euren Leuten zu sagen, dass ihr uns eingeladen habt.«

»Geht in Ordnung«, versprach Claibe. »Wir heißen übrigens Amon. Er ist Carter und ich bin Claiborne. Unser Vater ist Doktor Lamar Amon. Jeder in der Stadt kann euch sagen, wo unser Haus ist.«

»Liegt es am anderen Stadtrand?«, fragte Buck.

»Ja. Ein großes weißes Ding zwischen Bäumen, dahinter sechs oder sieben Niggerbaracken. Ihr könnt es gar nicht verfehlen.«

»Niggerbaracken?«, fragte Buck neugierig. »Hinter eurem Haus? Wozu habt ihr die?«

»Für unsere Nigger, natürlich. Wozu sollten sie sonst da sein? Wisst ihr denn nichts von Niggern?«

»Nicht sehr viel«, gab Buck zu. »In unserer Gegend haben wir hauptsächlich Indianer. Die und ein paar Mexikaner. Die ersten Schwarzen haben wir in Fort Worth gesehen. Waren mächtig freundlich zu uns. Habt ihr Schwierigkeiten mit ihnen? Ich meine, wie mit Indianern?«

»Sie tun, was wir ihnen sagen«, antwortete Claibe achselzuckend. »Es sind ja auch unsere Nigger.«

»Richtig«, sagte Buck. »Hatte ich ganz vergessen.« Er runzelte einen Moment die Brauen, nickte dann. »Also, vielen Dank für die Einladung zur Party, Claiborne. Auch dir, Carter. Wir hoffen euch später noch zu sehen.«

Die Zwillinge grinsten, beglückt über Bucks Höflichkeit, winkten noch einmal und machten sich auf den Rückweg. Nach fünf Schritten kam Claibe zurück.

»Hört mal«, sagte er, »ich habe ganz vergessen, euch zu fragen, was ihr in dieser Gegend macht. Wohin wollt ihr?«

Buck stand auf und sah ihn ernst über das Feuer hinweg an. »Wir ziehen in den Krieg«, antwortete er mit Würde.

Claiborne Amon sperrte die Augen auf.

»In den Krieg?« brachte er nach einer Pause ungläubig heraus. »Du meinst den großen, den, der zwischen den Staaten geführt wird?«

»Weißt du einen besseren, der zwischen jemand anderem geführt wird?«, fragte Eubie Buell streitlustig. Aber Buck sagte: »Sei ruhig, Eubie. Sie wollten sich nicht über uns lustig machen.« Dann wandte er sich an die beiden Stadtjungen. »Ja, es ist der große Krieg, der gegen die Unionsstaaten. Wir reiten nach Richmond in Virginia, und wenn wir hinkommen, werden wir unter General John Bell Hood in der Texas-Brigade dienen. Wir wollen bis zum letzten Blutstropfen für den Süden und die Freiheit kämpfen.«

Claibe gestikulierte aufgeregt. »Aber ihr seid doch nur Jungen wie Cart und ich! Ihr könnt nicht gegen den Norden kämpfen. Mit all diesen erwachsenen Soldaten und richtigen Kanonen. Das kann euch ja das Leben kosten!«

Todo MacLean richtete sich zu seiner vollen Höhe auf. Mit ein Meter fünfundachtzig Knochen und Muskeln bot er ein stattliches Bild. »Wenn du groß genug bist, bist du auch alt genug«, erklärte er geringschätzig. »So sagt man in der Gegend, aus der wir kommen.«

»Nicht so hitzig, Todo«, befahl Buck. »Es sind Stadtjungen. Sie hatten nicht unsere Chancen.«

»Teufel noch mal!« schnaubte Little Bit, zornig wie ein kleiner Gockel. »Sie hatten zweimal bessere Chancen als wir! Für sie ist der Weg nach Richmond nur halb so weit, und sie haben noch keinen Schritt getan.«

Der stille Cart trat ein wenig näher. »Wir haben einfach nicht daran gedacht, in die Armee einzutreten«, sagte er mit seiner weichen Stimme. »Wir sind erst sechzehn, und es ist uns noch nie in den Sinn gekommen, dass Jungen in unserem Alter in den Krieg ziehen könnten. Niemand hat uns je etwas darüber gesagt.«

Little Bit, dessen Zorn rasch verflogen war, legte Cart eine Hand auf die Schulter. »Cart«, sagte er, »es tut mir leid, dass ich was gesagt habe.« Er sah sich nach seinen Gefährten um. »Ich sage, wir sollten diese Jungen hier vereidigen und mit uns nach Richmond nehmen.«

»Du machst Witze!«, sagte Claibe Amon und schluckte. »Ihr würde! uns doch nicht mit in den Krieg ziehen lassen!«

»Mit gleichen Rechten und Pflichten«, beharrte Little Bit. »Das ist meine Meinung.«

»Buck ist der Captain«, sagte Miller Nalls. »Er muss darüber entscheiden.«

Buck, in die Enge getrieben, musterte die beiden Stadtjungen zweifelnd. »Möchtet ihr denn mit uns gehen?«, fragte er nachdenklich. »Es ist verdammt schwer, vom Land zu leben. So was habt ihr noch nie gemacht, und vielleicht haltet ihr nicht durch. Ihr solltet lieber in Ruhe darüber nachdenken.«

Die Jungen aus Mendota schauten Buck Burnett an, der im flackernden Feuerschein vor ihnen stand. Sein Anblick - breitkrempiger Hut, Patronengurt, hohe Stiefel mit riesigen Radsporen - war einfach zu viel für ihre ausgehungerte Phantasie. Claiborne Amon schloss die Augen. Er konnte noch immer nicht an das Glück glauben.

»Bei den Concho-Comanchen«, fuhr Buck fort, »werden alle Beschlüsse durch Abstimmung gefasst. Wenn ihr sagt, dass ihr mit uns kommen wollt, werden wir das gleich jetzt erledigen.«

Claibe wandte sich zu seinem Bruder um. »Cart?«

Cart schüttelte den Kopf. »Jungs«, sagte er zu den Comanchen, »ich würde lieber mit euch gehen als mit General Hood persönlich.«

Miller Nalls ging zu ihm, legte ihm den Arm um die Schultern und sagte: »All right, jetzt hast du zwei Stimmen. Was sagst du, Buck?«

Buck blickte umher. Alle seine Gefährten hatten die Hände erhoben, sogar J. C. Sutton.

»Ihr könnt den Eid ablegen, bevor wir morgen früh marschieren«, sagte Buck. »Fragt inzwischen eure Leute um Erlaubnis, packt eure Sachen zusammen und verabschiedet euch. Habt ihr gute Pferde?«

»Wir haben keine Pferde«, gab Claibe kleinlaut zu. »Keine eigenen.«

»Wir werden uns welche verschaffen«, erklärte Cart ruhig. »Wir nehmen Vaters Rappen.«

»Die Kutschpferde?«, fragte Claibe. »Du bist verrückt, Cart. Vater würde uns bei lebendigem Leib die Haut abziehen.«

»Wir nehmen die Rappen«, sagte Cart. »Wir brauchen »ie nicht zu stehlen. Wir bezahlen mit dem Geld, das Grandma Amon uns hinterlassen hat. Wir legen es einfach auf Vaters Schreibtisch.«

»Ich weiß nicht, ich weiß nicht«, zweifelte Claibe. »Er hat die Rappen extra aus Louisville kommen lassen. Er würde uns den Sheriff...«

»Ihr müsst gute Pferde haben«, unterbrach Buck.          

»Ich weiß nicht«, begann Claibe wieder, aber sein Bruder sagte entschlossen: »Um welche Zeit sollen wir morgen früh hier sein, Buck?« Und Buck antwortete: »Beim ersten Tageslicht; könnt ihr das schaffen?«