Der zerbrochne Krug. - Heinrich von Kleist - E-Book + Hörbuch

Der zerbrochne Krug. Hörbuch

Heinrich Von Kleist

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Beschreibung

Königs Erläuterungen: Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen ALLES, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Infos zu Leben und Werk bis zu Stil und Sprache u. v. m. - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . findest du kurz und knapp aber auch ausführlich - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen gibt dir bessere Orientierung beim Suchen wichtiger Textstellen. - Klar strukturierte Schaubilder zeigen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit weiteren extra Abituraufgaben und vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Zeit:1 Std. 6 min

Sprecher:Stefan Kaminski

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 30

Textanalyse und Interpretation zu

Heinrich von Kleist

DER ZERBROCHNE KRUG

Von Dirk Jürgens

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Ein Lustspiel. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2012 (Hamburger Leseheft Nr. 33)  Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Dirk Jürgens studierte Germanistik und Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte 2003 mit einer Dissertation über Hermann Hesses Roman Das Glasperlenspiel. Neben einer Monografie über die Theaterstücke Thomas Bernhards veröffentlichte er außerdem Aufsätze zu Kleist, Platen, Heine, Thomas Mann, Martin Walser und Franz Fühmann. Seit 2010 unterrichtet er Deutsch und Geschichte an einem Gymnasium in Köln. In der Reihe Königs Erläuterungen erschienen von ihm bereits Interpretationen zu Heinrich von Kleists Marquise von O... (Bd. 461), Michael Kohlhaas (Bd. 421) und Prinz Friedrich von Homburg (Bd. 451).

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2013

ISBN: 978-3-8044-6997-6

© 2013 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Bernhard Minetti mit Helmut Wildt (l.) in Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist, Schlosspark-Theater Berlin, 1980, Regie: Hans Lietzau © ullstein bild – Buhs/Remmler

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.  Hinweis:

INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Heinrich von Kleist: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

Erster Auftritt

Zweiter Auftritt

Dritter Auftritt

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt

Siebenter Auftritt

Achter Auftritt

Neunter Auftritt

Zehnter Auftritt

Elfter Auftritt

Zwölfter Auftritt

Letzter Auftritt

Variant

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Adam, der Dorfrichter

Walter, der Gerichtsrat

Licht, der Schreiber

Frau Marthe Rull

Eve, ihre Tochter

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Ausgaben

Lernhilfen und Kommentare für Schülerinnen und Schüler

Sekundärliteratur

Sonstige Literatur

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kleists Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Heinrich von Kleist wurde 1777 in Preußen geboren, führte meist ein unstetes Leben und beging 1811 Selbstmord.

Die Zeit ist geprägt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution sowie von den Napoleonischen Kriegen. Preußen führt nach der Niederlage von 1806 Reformen durch, und im Kampf gegen Napoleon entsteht ein deutsches Nationalbewusstsein.

Der zerbrochne Krug ist eines von zwei Lustspielen Kleists und zugleich eine der berühmtesten deutschen Komödien überhaupt. Zahlreiche Themen und Motive aus Kleists Gesamtwerk kehren in diesem Gerichtsdrama wieder.

Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:

Der zerbrochne Krug – Entstehung und Quellen:

Kleist schrieb zwischen 1802 und 1806, parallel zu anderen Werken, eine erste Fassung des Zerbrochnen Krugs, die 1808 in Weimar uraufgeführt wurde. Die von Goethe besorgte Aufführung war ein Misserfolg. Für die Buchausgabe, die 1811 erschien, überarbeitete Kleist den Text noch einmal stark.

Als Quellen dienten ihm neben einem Gemälde u. a. Sophokles’ König Ödipus und Werke zeitgenössischer Dichter, v. a. Goethes und Schillers.

Inhalt:

In dem niederländischen Dorf Huisum erscheint der Gerichtsrat Walter mit dem Auftrag, die Justiz auf dem Land zu prüfen und zu verbessern. Der Dorfrichter Adam befindet sich jedoch an diesem Morgen in einem schlechten Zustand, er ist verletzt und hat seine Perücke verloren. Unter Walters Aufsicht leitet er einen Prozess, in dem es um einen zerbrochenen Krug geht. Frau Marthe Rull beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, den Krug bei einem nächtlichen Besuch in Eves Zimmer zertrümmert zu haben. Ruprecht jedoch behauptet, ein anderer Mann sei bei Eve gewesen, und beschimpft diese als Hure. Eve jedoch schweigt zu den Vorgängen. Der Richter indessen hat offenbar etwas zu verbergen und ist bemüht, den Prozess so schnell wie möglich abzuschließen. Als eine neue Zeugin, Frau Brigitte, mit einer Perücke erscheint, gerät nun Adam in Verdacht, der Täter zu sein. Der Gerichtsschreiber Licht, der selber gerne Dorfrichter werden will, verrät Adam, indem er dessen widersprüchliche Geschichten über den Verlust seiner Perücke offenlegt. Als Adam dann Ruprecht als Täter verurteilt, bricht Eve ihr Schweigen und beschuldigt den Richter, dieser sei selber der Täter. Adam flieht aus dem Gericht, Eve erzählt, Adam habe sie mit einem Attest erpresst, das Ruprecht vom Militärdienst befreien sollte, und sie in der Nacht besucht. Sie habe befürchtet, dass Ruprecht nach Ostindien muss. Walter bestreitet, dass die Armee nach Asien verschickt werde, und will Ruprecht, falls doch, vom Militärdienst freikaufen. Adam wird als Dorfrichter suspendiert und Licht als sein Nachfolger eingesetzt.

Aufbau:

Das Lustspiel schließt mit der Figur des Dorfrichters und dem mitunter derben Wortwitz eher an die Tradition der altgriechischen Komödie bzw. des Satyrspiels an als an die Tradition der Aufklärung, welche die Gattungsbezeichnung „Lustspiel“ zunächst annehmen lässt. Eigentlich handelt es sich beim Zerbrochnen Krug um ein Schein-Lustspiel, in dem die Konflikte nur oberflächlich gelöst werden, unterschwellig aber in Kraft bleiben. Darauf weisen auch die geradezu parodistische Einhaltung aristotelischer Regeln sowie die Anzahl der 13 Auftritte hin, die eine symbolische Bedeutung hat. Der Aufbau lehnt sich zudem an den sechsstufigen Aufbau von Sophokles’ Tragödie König Ödipus an.

Personen:

Die Hauptpersonen sind

Adam, der Dorfrichter:

verkörpert den Menschen im Allgemeinen,

widersprüchlicher und tragikomischer Charakter,

verantwortungsloser und korrupter Genussmensch,

einsam und zugleich triebhaft und erfindungsreich,

Walter, der Gerichtsrat:

repräsentiert den modernen Staat,

wichtigster Gegenspieler des Dorfrichters,

vertritt die Ideen der Aufklärung,

Formalitäten sind ihm wichtiger als das Menschliche,

Licht, der Schreiber:

verkörpert die Aufklärung, aber auch das Böse,

der zweite wichtige Gegenspieler des Dorfrichters,

profitiert wie Adam von Betrügereien im Amt,

gebildet und redegewandt, aber auch ehrgeizig und illoyal,

Frau Marthe Rull:

führt die Gruppe der Dorfbewohner an,

tatkräftige, dem praktischen Leben zugewandte Frau,

temperamentvoll und aufbrausend,

ausschließlich um die Ehre der Familie, nicht aber um das Wohl ihrer Tochter besorgt,

Eve, ihre Tochter:

ihr Name spielt auf Eva, die Urmutter der Menschheit, an,

hat ihre Unschuld verloren,

liebt Ruprecht, will ihn vor dem Militär bewahren, wird aber von Adam erpresst,

muss als unschuldig erscheinen, damit Walter ihr hilft.

Wir stellen diese Hauptpersonen und ihre Beziehungen untereinander ausführlich vor.

Stil und Sprache:

Der zerbrochne Krug ist in Blankversen abgefasst, verwendet also den Vers eines Dramas im Stil der Weimarer Klassik. Konterkariert wird dies aber dadurch, dass der Sinn des Blankverses parodistisch vorgeführt wird, indem die Figuren zum Beispiel häufig zu derben Flüchen neigen, aneinander vorbeireden, sich missverstehen und absichtlich lügen und vertuschen. Das Ideal der Weimarer Klassik wird so ad absurdum geführt. Hinzu kommen zahlreiche Wortspiele, Zwei- und Mehrdeutigkeiten sowie obszöne Anspielungen, die den allgemeinen Eindruck einer Verwirrung mit Hilfe der Sprache nur noch verstärken. Insbesondere die Bereiche der Religion und der Justiz sind dabei Ziele der Verspottung.

Interpretationsansätze:

Die Forschung zu Kleists Zerbrochnem Krug hat sich in den letzten drei Jahrzehnten hauptsächlich mit folgenden Aspekten bzw. Fragen befasst:

die Komödie als Kritik am Rechtswesen bzw. der Gesellschaft im Allgemeinen,

die zwiespältigen Rollen Lichts, Walters und Eves und die Frage nach der Wahrheit,

die symbolische Bedeutung des zerbrochenen Krugs.

2.Heinrich von Kleist: Leben und Werk

Heinrich von Kleist (1777–1811) © Wikipedia

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1777

Frankfurt/Oder

18. Oktober: Geburt von Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist als ältestem Sohn des Stabskapitäns Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Kleist hat sechs Geschwister, darunter die beiden älteren Halbschwestern Wilhelmine und Ulrike, von denen Ulrike ihm später besonders eng verbunden ist.

1788

Frankfurt/Oder

18. Juni: Tod des Vaters.

10

Berlin

Kleist wird nach Berlin in eine Privatschule gegeben.

1792

Potsdam

20. Juni: Konfirmation. Danach Eintritt als Gefreiterkorporal ins Garderegiment.

14

1793

Frankfurt/Oder

3. Februar: Tod der Mutter.

15

Frankfurt/Main Mainz

März: Kleist reist zu seinem Regiment nach Frankfurt am Main. Von April bis Juli nimmt er an der Belagerung der Stadt Mainz teil (Erster Koalitionskrieg gegen Frankreich). Er liest Werke Christoph Martin Wielands und schreibt sein erstes Gedicht Der höhere Frieden.

1795

Osnabrück

März: Verlegung des Garderegiments nach Osnabrück.

17

1798

Potsdam

Mai bis Juni: Rückmarsch in die Potsdamer Garnison. Kleist widmet sich verstärkt seinen geistigen und musischen Interessen.Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden (erschienen 1799).

20

1799

Potsdam

Kleist erbittet und erhält den Abschied vom Militär.

21

1800

Frankfurt/Oder

Kleist beginnt ein Studium an der Universität Frankfurt an der Oder (Physik, Mathematik, Kulturgeschichte, Naturrecht und Latein). Verlobung mit Wilhelmine von Zenge, einer Tochter des Frankfurter Garnisonschefs.

22

Berlin

Im Sommer Abbruch des Studiums. Aufenthalt in Berlin.

Würzburg

September und Oktober: Reise nach Würzburg.

1801

Berlin

Anfang des Jahres: existenzielle Krise, ausgelöst durch philosophische Studien („Kant-Krise“). Entschluss, mit der Halbschwester Ulrike für ein Jahr nach Frankreich zu gehen.

23

Dresden

Unterwegs Aufenthalt in Dresden.

Paris

Dort und in Paris (Juli bis November) wendet sich Kleist endgültig der Kunst zu.

24

Bern

Ohne Ulrike reist Kleist weiter in die Schweiz und trifft Ende des Jahres in Bern ein.

1802

Thuner See

Kleist unternimmt den Versuch, am Thuner See als Landwirt zu leben. Er schreibt sein erstes Drama Die Familie Ghonorez (späterer Titel: Die Familie Schroffenstein), arbeitet an dem Drama Robert Guiskard (Fragment) und entwickelt den Plan zum Lustspiel Der zerbrochne Krug. Mai: Auflösung der Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.

24

Bern

Kleist will die Schweiz verlassen. Ulrike holt ihn ab.

Oßmannstedt bei Weimar

Gemeinsame Reise mit Ludwig Wieland, dem Sohn des berühmten Schriftstellers, nach Weimar. Kleist verbringt den Rest des Jahres bei Wieland.

25

1803

Oßmannstedt

Wieland bestärkt Kleist in seinen schriftstellerischen Ambitionen.

25

Bern

Die Familie Schroffenstein erscheint anonym in der Schweiz.

Dresden

Von April bis Juli ist Kleist wieder in Dresden. Dort beginnt er mit der Arbeit am Drama Amphitryon und schreibt weiter am Zerbrochnen Krug und an Robert Guiskard. Anschließend bricht er zu einer weiteren längeren Reise ins Ausland (Schweiz, Italien, Frankreich) auf.

Paris

In Paris verbrennt er das Manuskript des Robert Guiskard. Die preußischen Behörden beordern ihn zurück in die Heimat.

Mainz

Auf der Rückreise bricht Kleist in Mainz gesundheitlich zusammen. Mehrmonatiger Aufenthalt im Haus des Arztes und Schriftstellers Georg Wedekind.

1804

Graz

9. Januar: Uraufführung der Familie Schroffenstein in Graz.

26

Berlin

Anfang Juni: Rückkehr nach Berlin.

1805

Berlin Königsberg

Arbeit im Berliner Finanzdepartement und ab Mai Aufenthalt in Königsberg zur weiteren Ausbildung. Ulrike von Kleist zieht zu ihrem Bruder und bleibt bis Frühjahr 1806.

27

1806

Königsberg

Im August erhält Kleist auf eigenen Antrag einen sechsmonatigen Urlaub. Er beendet den Zerbrochnen Krug und arbeitet am Drama Penthesilea. Im Oktober wird Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt von Napoleon vernichtend geschlagen. Der Hof flieht nach Königsberg.

28

1807

Berlin

Januar: Reise in Begleitung verabschiedeter Offiziere nach Berlin.

29

Joux bei Pontarlier

Die Reisenden werden dort als vermeintliche Spione verhaftet und in die Jura-Festung Fort de Joux gebracht.

Châlons-sur-Marne

April: Verlegung in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne. Im Mai veröffentlicht Adam Müller in Dresden das Lustspiel Amphitryon, das er zusammen mit einem Manuskript des Zerbrochnen Krugs an Goethe in Weimar schickt. Juli: Nach dem Frieden von Tilsit kommt Kleist frei.

Dresden

Danach lebt er als freier Schriftsteller in Dresden. Mit Adam Müller versucht Kleist, eine Buchhandlung und einen Verlag zu gründen. Das Unternehmen scheitert jedoch. Im September erscheint die Erzählung Jeronimo und Josephe (späterer Titel: Das Erdbeben in Chili) in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände.

Die Penthesilea wird fertig. Gegen Ende des Jahres bereiten Kleist und Müller die Herausgabe einer Monatsschrift Phöbus. Ein Journal für die Kunst vor.

30

1808

Dresden

Im Februar erscheint im Phöbus die Erzählung Die Marquise von O... Im Laufe des Jahres erscheinen in der Zeitschrift Fragmente aus weiteren Werken Kleists: aus Penthesilea, dem Zerbrochnen Krug, Robert Guiskard, dem neu entstandenen Drama Das Käthchen von Heilbronn und der

30

Weimar

Erzählung Michael Kohlhaas.

Dresden

Kleist lernt den romantischen Dichter Ludwig Tieck kennen, der nach Kleists Tod als Erster dessen Werke herausgeben wird. Auf die Nachricht antinapoleonischer Aufstände hin beginnt Kleist, das Drama Die Hermannsschlacht zu schreiben. Buchausgabe der Penthesilea.

1809

Dresden

Januar: Kleist stellt die Hermannsschlacht fertig (veröffentlicht 1821). Februar: Der Phöbus wird aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt. In der ersten Hälfte des Jahres entstehen patriotische Gedichte und Prosa.

31

Österreich

Österreich erklärt Frankreich den Krieg. Kleist bricht mit dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann nach Österreich auf und liefert Geheimberichte vom Kriegsgeschehen.

Prag

Ab Ende Mai halten sich Kleist und Dahlmann in Prag auf, wo Kleist ein patriotisches Wochenblatt Germania herausgeben will. Da die Franzosen im Sommer militärisch wieder die Oberhand gewinnen, scheitert der Plan.

Berlin

Ende November: Rückkehr über Frankfurt an der Oder nach Berlin.

32

1810

Wien

17. März: Uraufführung des Käthchens von Heilbronn im Theater an der Wien. Ende September erscheinen im Verlag von Georg Reimer das Käthchen von Heilbronn und der erste Band der Erzählungen, der die Erzählungen Michael Kohlhaas, DieMarquise von O… und Das Erdbeben in Chili enthält. Ab Oktober: Herausgabe der Berliner Abendblätter, in denen Kleist auch eine Reihe eigener kleinerer Arbeiten veröffent-

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Berlin

Ab Oktober: Herausgabe der Berliner Abendblätter, in denen Kleist auch eine Reihe eigener kleinerer Arbeiten veröffentlicht: Anekdoten, Erzählungen (z. B. Das Bettelweib von Locarno und Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik) und Aufsätze (z. B. Über das Marionettentheater).

33

1811

Berlin

Februar: Buchausgabe des Zerbrochnen Krugs. Im März und April erscheint die Erzählung Die Verlobung (späterer Titel: Die Verlobung in St. Domingo) in dem Unterhaltungsblatt Der Freimüthige. Ende März: Letzte Ausgabe der Berliner Abendblätter nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der preußischen Regierung. Juni: Kleist bietet Reimer das Stück Prinz Friedrich von Homburg (erschienen 1821) an. Im August erscheint bei Reimer der zweite Band der Erzählungen, der auch die bis dahin unveröffentlichten Texte Der Findling und Der Zweikampf enthält. Im Herbst macht Kleist die Bekanntschaft der gleichaltigen, verheirateten und krebskranken Henriette Vogel. Sie möchte gemeinsam mit ihm sterben.

33

Wannsee

Am Nachmittag des 21. November erschießt Kleist am Kleinen Wannsee bei Berlin zuerst Henriette Vogel und dann sich selbst.

34

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Wichtig für das Verständnis von Kleists Drama sind

die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution,

die Napoleonischen Kriege und die Niederlage Preußens 1806,

die preußischen Reformen seit 1807,

das entstehende Nationalgefühl in Deutschland.

Die Zeit, in die Heinrich von Kleist hineingeboren wurde, war eine Zeit grundlegender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Die Ideen der Aufklärung stellten die absolutistische Ständegesellschaft sowie die Herrschaft der Kirche in Frage und riefen bei vielen Gebildeten, vor allem im Bürgertum und im niederen Adel, den Wunsch nach sozialen und politischen Veränderungen hervor. Oft wiederholte Forderungen etwa waren die durch die natürliche Gleichheit aller Menschen begründete Gleichheit vor dem Gesetz, die Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen und politische Mitbestimmung des Bürgertums.

In Frankreich wurden im Zuge der 1789 ausgebrochenen Revolution der Absolutismus und die feudale Ständegesellschaft abgeschafft, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 versprach jedem Bürger Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Recht auf Eigentum und demokratische Mitbestimmung. Die europäischen Großmächte, vor allem Österreich und Preußen, mussten fürchten, dass die Revolution über die Grenzen Frankreichs ausgreifen könnte. Von 1792 bis 1815 führten sie fast ununterbrochen und in wechselnden Koalitionen Krieg gegen Frankreich, das seit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) 1799 von Napoleon Bonaparte (seit 1804 als Napoleon I. Kaiser der Franzosen) regiert wurde.

Innerhalb weniger Jahre veränderten die Napoleonischen Kriege die Landkarte Europas. Nachdem bereits 1803 viele kleine Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verschwanden und den mittelgroßen Staaten zugeschlagen worden waren, führte die Gründung des Rheinbunds und das nun auch formal besiegelte Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 zu grundlegenden politischen und sozialen Veränderungen auch in Deutschland. In den von Frankreich abhängigen Staaten, wie zum Beispiel in dem neugeschaffenen Königreich Westfalen, wurden das feudale System abgeschafft und bürgerliche Reformen durchgeführt.

Der Code civil (oder Code Napoléon), das erste bürgerliche Gesetzbuch, wurde in diesen Staaten eingeführt; er revolutionierte das bisherige Rechtssystem, indem er das Recht vereinheitlichte, die Unabhängigkeit der Gerichte garantierte, für Rechtssicherheit und öffentliche Rechtsprechung sorgte und dem Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz sowie dem Schutz und der Freiheit des Individuums und des Eigentums Geltung verschaffte.

Nach der für Preußen vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 und dem Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli 1807) wurden auch in Preußen unter der Leitung der Minister Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg eine Reihe von Reformen durchgeführt, deren wichtigster Zweck die Neukonstituierung des preußischen Staates war. Das Oktoberedikt von 1807 hob die Erbuntertänigkeit der Bauern auf und gewährte allen Untertanen des preußischen Königs die Freiheit der Berufswahl und das Recht auf freien Eigentumserwerb. Die preußischen Reformen, wie dann auch die Heeres-, die Verwaltungs- und die Bildungsreformen, erfüllten Forderungen des Bürgertums und begünstigten die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins, das sich gegen die zunehmend als Tyrannei empfundene französische Fremdherrschaft richtete.

Die Heeresreform etwa sollte die teilweise bestehenden Schranken zwischen Armee und Gesellschaft beseitigen (Abschaffung des Adelsprivilegs für Offiziere, Einführung des Leistungsprinzips, Selbstverantwortlichkeit der Offiziere, Reform der Militärjustiz); so hoffte man, die Armee auf den Patriotismus der Staatsbürger aufbauen zu können.

Ermuntert durch den 1808 ausgebrochenen Volksaufstand in Spanien, wurde auch in Preußen der Ruf nach einer Befreiung von der napoleonischen Herrschaft laut, wobei man sich seinerseits der revolutionären Parolen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bediente und die während der Französischen Revolution entstandene Idee des Volkskrieges übernahm, welche auf die vollständige Vernichtung des Feindes abzielte. König Friedrich Wilhelm III. verhielt sich jedoch zögerlich und versuchte eigenmächtige Aktionen, wie etwa diejenige des Freikorps Schill, gegen die französischen Besatzer zu verhindern und stellte solche Gehorsamsverweigerungen unter Strafe. Auch der Krieg Österreichs gegen Frankreich (1809) mit den anfänglichen Erfolgen der Österreicher (Schlacht bei Aspern), wovon auch Kleist sich ein Signal für eine Volkserhebung in ganz Deutschland versprach, veranlasste den preußischen König nicht dazu, sich einem Befreiungskampf anzuschließen, zu dem es erst 1813, nach der Niederlage Napoleons in Russland, kam. Der Frieden von Schönbrunn (Oktober 1809) führte im Gegenteil zunächst zu einer größeren Abhängigkeit der deutschen Staaten von Frankreich.