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Richard Zoozmann präsentiert in diesem Werk Auszüge der Werke des deutschen Minnesangs, unter anderem von folgenden Künstlern: Der von Kürenberg Herr Dietmar von Aist Spervogel Heriger Der Burggraf von Regensburg Der Burggraf von Rietenburg Herr Meinloh von Sevelingen Wernher von Tegernsee Herr Hartmann von Aue Herr Walther von der Vogelweide Herr Heinrich von Veldeke Herr Friedrich von Hausen Herr Ulrich von Gutenburg Kaiser Heinrich der Sechste Graf Rudolf von Fenis (Neuenburg) Hartwig von Raute Herr Heinrich von Rugge Herr Bligger von Steinach Herr Reinmar der Alte (von Hagenau) Graf Otto von Botenlauben Der von Johannsdorf Herr Wolfram von Eschenbach Gottfried von Straßburg Herr Heinrich der Schreiber (der Tugendhafte) Ulrich von Singenberg, Truchsässe von St. Gallen Herr Heinrich von Frauenberg Der Herzog von Anhalt Herr Friedrich der Knecht Herr Geltar Herr Neidhart (der Reuentaler) Bruder Wernher Herr Leutold von Seven (Seben) Herr Reinmar der Fiedler Herr Reinmar von Zweter Rudolf der Schreiber Herr Christian von Hamle Herr Heinrich von Morungen Wernher von Teufen Süßkind von Trimberg Gösli von Ehenheim Herr Burkart von Hohenfels Der Dürner Herr Reinmar der Junge
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Deutscher Minnesang
Neudeutsch von Richard Zoozmann
Inhalt:
Geschichte des Minnesangs
Deutscher Minnesang
Der von Kürenberg
Herr Dietmar von Aist
Spervogel
Heriger
Der Burggraf von Regensburg
Der Burggraf von Rietenburg
Herr Meinloh von Sevelingen
Wernher von Tegernsee
Herr Hartmann von Aue
Herr Walther von der Vogelweide
Herr Heinrich von Veldeke
Herr Friedrich von Hausen
Herr Ulrich von Gutenburg
Kaiser Heinrich der Sechste
Graf Rudolf von Fenis (Neuenburg)
Hartwig von Raute
Herr Heinrich von Rugge
Herr Bligger von Steinach
Herr Reinmar der Alte (von Hagenau)
Graf Otto von Botenlauben
Der von Johannsdorf
Herr Wolfram von Eschenbach
Gottfried von Straßburg
Herr Heinrich der Schreiber (der Tugendhafte)
Ulrich von Singenberg, Truchsässe von St. Gallen
Herr Heinrich von Frauenberg
Der Herzog von Anhalt
Herr Friedrich der Knecht
Herr Geltar
Herr Neidhart (der Reuentaler)
Bruder Wernher
Herr Leutold von Seven (Seben)
Herr Reinmar der Fiedler
Herr Reinmar von Zweter
Rudolf der Schreiber
Herr Christian von Hamle
Herr Heinrich von Morungen
Wernher von Teufen
Süßkind von Trimberg
Gösli von Ehenheim
Herr Burkart von Hohenfels
Der Dürner
Herr Reinmar der Junge
Herr Rubin
Winli
Der Taler
Markgraf Heinrich von Meißen
Von Buchein
Herr Wachsmut von Mühlnhausen
Herr Gottfried von Niefen
Herr Heinrich von Sax
Der wilde Alexander
Der Tannhäuser
Schenk Ulrich von Winterstetten
Herr Walther von Metz
Der Marner
Graf Kraft von Toggenburg
Konrad von Bickenbach
Markgraf Otto von Brandenburg (mit dem Pfeile)
Der Düring
Herr Hawart
Der Höllefeur
Herr Wachsmut von Künzig (Künzingen)
Herr Ulrich von Lichtenstein
Herr Pfeffel
Der Winsbeke und die Winsbekin
Von Stadegge
Hugo von Mühldorf
Von Obernburg
Hartmann von Starkenberg
Herr Steinmar
Der von Wildonje (Wildon)
König Konrad der Junge
Der von Scharfenberg
Herr Goeli
Meister Kelin
Der von Suneck
Herr Günther von dem Forste
Herr Rudolf von Rotenburg
Herr Reinmar von Brennenberg
Herr Wilhelm von Heinzenburg
Herr Walther von Klingen
Herr Reinhold von der Lippe
Der alte (und der junge) Meißner
Herr Heinrich von der Mure
Herr Hesso von Rinach
Rubin von Rüdiger
Herr Heinrich von Stretelingen
Herr Heinrich von Tetingen
Herr Hugo von Werbenbag
Graf Albrecht von Haigerloch
Herzog Heinrich von Breslau
Meister Boppe
Gast
Meister Heinrich von Meißen (genannt Frauenlob)
Ulrich von Munegür
Der Püller
Barthel Regenbogen
Meister Stolle
König Wenzel der Zweite von Böhmen
Herr Konrad, der Schenke von Landeck zu St. Gallen
Herr Jakob von Warte
Der Schulmeister von Eßlingen
Meister Konrad von Würzburg
Meister Walther von Breisach
Von Buwenburg
Herr Waltram von Gresten
Der von Kolmas
Herr Dietmar, der Setzer
Meister Gervelin
Herzog Johann von Brabant
Bruno von Hornberg
Meister Singuf (Singauf)
Herr Otto zum Turme
Graf Wernher von Hohenberg
Herr Brunwart von Augheim
Meister Johannes Hadlaub
Der von Gliers
Der Kanzler
Graf Konrad von Kirchberg (oder Kilchberg)
Herr Rost, Kirchherr zu Sarnen
Meister Zilies von Seine
Wizlav, Fürst von Rügen
Herr Konrad von Allstetten
Albrecht, Marschall von Rapperschwyl
Der von Trostberg
Heinrich von Mogelin (Mügelin)
Graf Hugo von Montfort-Bregenz
Herr Oswald von Wolkenstein
Bruder Hans
Deutscher Minnesang, R. Zoozmann
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN:9783849640361
www.jazzybee-verlag.de
www.facebook.com/jazzybeeverlag
Minnesinger (Minnesänger) werden, mit besonderer Hervorhebung des von ihnen vorzugsweise behandelten poetischen Stoffes, die deutschen Lyriker des 12. und 13. Jahrh. in ihrer Gesamtheit genannt. Eigentlich lyrische Dichtungen treten in Deutschland erst in diesem Zeitraum auf; alles, was Laien und Geistliche früher gesungen, trägt im ganzen epischen Charakter, dessen Spuren auch den frühesten lyrischen Hervorbringungen noch anhaften. Mehr als die höfische deutsche Epik des Mittelalters darf der Minnegesang als originales Erzeugnis des deutschen Volksgeistes gelten. Zwar hat auch er erhebliche Einwirkungen von der romanischen Kunstpoesie erfahren; doch ist diese Beeinflussung, die vorzüglich von der provenzalischen und nordfranzösischen Liebespoesie ausging, zumeist auf die Form beschränkt geblieben. Das unsern germanischen Vorfahren schon von Tacitus zugesprochene Gefühl für das »Heilige und Ahnungsvolle« in der Frauennatur, für das Mysterium des weiblichen Wesens mussten dem im Geleite des Rittertums auftretenden Frauendienst in Deutschland ganz natürlich, der ritterlichen Galanterie der Romanen gegenüber, einen tieferen und innigeren Charakter verleihen. Dieser äußert sich im deutschen Liebesleben, wie es die Minnepoesie darstellt, als eine fast blöde Scheu des Liebenden vor der Geliebten, als ein zagendes Sehnen und schüchternes Verlangen aus der Ferne nach der Erkorenen, als eine zu dem Marienkultus in unverkennbarer Beziehung stehende demütige Anschauung des geliebten Weibes als eines in reinerer Lebenssphäre als der Mann heimischen Wesens. Darum erscheint der deutsche Minnegesang, verglichen mit der mehr auf frischen Lebensgenuss, auf Waffenfreude und Fehdelust, auf galante Abenteuer und sinnlichen Liebeslohn gerichteten Troubadourpoesie, nach J. Grimms treffendem Ausdruck »frauenhafter«, und wenn er auch sinnlicher Elemente keineswegs ganz entbehrt, vielmehr solche hier und da stark hervortreten lässt, so ist doch im großen und ganzen die deutsche Liebeslyrik des Mittelalters von ungleich idealerer Haltung als die romanische. Auch noch ein andrer Grundzug des Minnegesangs kennzeichnet diesen als echt germanisches Geisteskind: das überall aus ihm hervorklingende tiefsinnige Naturgefühl. Die ältesten Überbleibsel dieser mittelalterlichen Lyrik sind der Form nach noch ganz volksmäßig; bald aber macht sich ein höfisch-konventioneller Charakter geltend. Nicht immer kommen wirklich erlebte Gefühle zum Ausdruck, sondern stehende Motive werden wieder und wieder vorgeführt. Die Hauptmasse der Dichtungen besteht aus Liebesliedern; eine besondere Gattung derselben ist das Tagelied, welches das Scheiden der Liebenden beim Tagesanbruch schildert. Andre Lieder sind gnomischen und religiösen Inhalts; eine eigentümliche Art der letzteren sind die Kreuzlieder, die Empfindungen ausdrücken, die mit den Kreuzzügen in Zusammenhang stehen. Daneben finden sich noch Preis- und Klagegesänge beim Anfang oder Abschied der Jahreszeiten, Darstellungen aus dem Dorfleben, Lob- und Straflieder, an einzelne lebende Personen oder an ganze Stände und Geschlechter gerichtet, politische, satirische und allegorische Gedichte, deren meiste sich indes mehr oder weniger nahe mit einer oder der andern jener drei Hauptarten berühren. Stofflich am umfassendsten sind die Dichtungen des größten deutschen Lyrikers im Mittelalter, Walters von der Vogelweide. Was die formelle Gestaltung des Minnegesangs angeht, so sind drei Hauptformen zu entscheiden: Lied, Leich und Spruch. Während die ältesten Lieder noch zum Teil in der epischen Strophe abgefasst sind, erscheint in der besten Zeit des Minnegesangs das Lied regelmäßig als ein aus gleichen, dreiteiligen Strophen bestehendes Ganze. Die zwei ersten Teile der Liedstrophe, die sogen. Stollen, sind identisch gebaut, der dritte, der Abgesang, ist in seinem Bau abweichend, läuft aber oft in dritten den beiden ersten gleichen Stollen aus. Der Leich ist eine Kette ungleicher Strophen, die in zwei nach derselben Melodie zu singende gleiche Teile zerfallen, aber durch den Sinn nicht immer scharf gesondert sind. Die Form des Leiches wird namentlich einerseits für Tanzlieder, anderseits für religiöse Dichtungen verwandt. Sprüche endlich heißen Gedichte lehrhaften, reflektierenden Inhalts, einzeln stehende, meist größere mit langen Versen und wohl auch unteilig gebaute Strophen. Die Bezeichnungen »Wort« und »Weise« entsprechen den heutigen Ausdrücken Text und Melodie; letztere oder die Weise wird auch »Ton« genannt. Einen neuen Ton selbständig zu erfinden, war wesentliches Erfordernis für den M.; Aneignung fremder Strophenformen und Weisen galt für Unrecht, und gerade in dieser wunderlichen Anschauung war sowohl der große und ungemeine Formenreichtum der Lyrik des Mittelalters gegenüber der Formenarmut der heutigen als auch die allmählich eintretende Überkünstelung des Minnegesangs notwendig begründet.
In innigster Beziehung stand er zur Musik. Von den Melodien der Minnegesänge ist leider nur ein kleiner Teil erhalten. Dieselben sind durchaus nur bezüglich der Tonhöhe bestimmt mit Choralnote (s. d.) notiert; der Rhythmus ist aus dem Metrum des Textes abzuleiten. Vgl. Runge, Die Sangesweisen der Kolmarer Handschrift (Leipz. 1896); »Die Jenaer Liederhandschrift« (hrsg. von Holz, Saran u. Bernouilli, das. 1902); Mayer u. Rietsch, Die Mondsee-Wiener Liederhandschrift und der Mönch von Salzburg (Berl. 1896); die Ausgabe der Lieder Oswalds von Wolkenstein von Schatz u. Koller (in den »Denkmälern der Tonkunst in Österreich«, Wien 1902); Riemann, Die Melodik der Minnesänger (im »Musikalischen Wochenblatt«, Leipz. 1897, 1902, 1904). Die Minnelieder wurden zum Saitenspiel (Rotta oder Fiedel) gesungen; die »Fahrenden« trugen die Gesänge berühmter Meister von Ort zu Ort. Die so eminent ausgebildete Technik des Minnegesangs, die in Feinheit und Strenge des Versbaues und Reims während der Blütezeit eine nie wieder erreichte Vollendung zeigte, setzte natürlich eine kunstgerechte Unterweisung voraus. Doch war diese nicht eine wirklich schulmäßige; es gab keine eigentlichen Schulen des Minnegesangs, sondern die Kunst des Gesangs, der Musik und des Dichtens pflegten die Söhne der Ritter neben den übrigen Gegenständen höfischer Bildung von ihren Erziehern, von Geistlichen oder Spielleuten zu erlernen.
In der Geschichte der Minnedichtung lassen sich drei Entwickelungsepochen unterscheiden. Die erste beginnt um 1150; sie zeigt die deutsche Lyrik in ihrer Loslösung von epischer Form und Haltung und im Übergang zu kunstmäßiger Gestalt; die zweite, die ungefähr von 1180–1250 reicht, umfasst die glänzende Zeit künstlerischer Vollendung der Minnepoesie; die dritte lässt den Übergang der Kunstlyrik aus den höfischen Kreisen in die bürgerlichen und ihr ästhetisches Herabsinken zu dem nüchternen Formalismus des Meistergesangs (s. d.) wahrnehmen. Der entstehende Minnegesang erklang von Oberösterreich aus die Donau auf und ab; schon gegen 1180 breitet er sich auch am Nieder- und Mittelrhein aus, wo der französische Einfluss sich stärker geltend macht. Bald verzweigte sich die neue Kunst ostwärts nach Thüringen und Sachsen, über das Schwabenland, spärlicher nach dem nördlichen Osten. Die M. im eigentlichen Sinne gehören in der älteren Zeit sämtlich dem ritterlichen Stand an; auch Fürsten übten die edle Kunst des Minnesanges, darunter König Heinrich VI. (gest. 1197). Die Sänger bürgerlichen Standes beschränken sich zunächst auf die Spruchdichtung; doch treten diese Unterschiede später mehr zurück. Es sind uns etwa 300 Namen von Minnesingern und ungefähr von 160 unter ihnen Lieder erhalten. Die ältesten der uns bekannten Dichter sind der von Kürenberg und Dietmar von Eist, die sich in ihren einfach-kräftigen, naiven Liedern noch in der epischen Form der Nibelungenstrophe und den altepischen Reimpaaren ergehen. Künstlerisch ausgebildet erscheint der Minnegesang zuerst bei Friedrich von Hausen und Heinrich von Veldeke, die beide noch dem 12. Jahrh. angehören. Neben dem alle überragenden Walter von der Vogelweide stehen als Vertreter der besten Zeit der Minnepoesie: Heinrich von Morungen, Reinmar (der Alte), Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, welch letzterer die sogen. »Tage- und Wächterlieder« wenn nicht zuerst eingeführt, doch in Schwung gebracht hat, u. a. m. Aus dem Anfang und bis zur Mitte des 13. Jahrh. sind mit Auszeichnung zu nennen: Otto von Botenlaube, Christian von Hamle, Gottfried von Neifen, Schenk Ulrich von Winterstetten, Burkhart von Hohenfels, Reinmann von Brennenberg, Walter von Metz, Hiltbold von Schwanegau, Reinmar von Zweter u. a. Den zur Unnatur und karikierenden Übertreibung ausartenden Frauendienst vertritt in dieser Zeit Ulrich von Liechtenstein. Besondere Erwähnung fordert Neidhart von Reuenthal, der für den Erfinder der sogen. höfischen Dorfpoesie gilt, jedenfalls aber diese am talentvollsten geübt hat. In frischer Eigentümlichkeit und oft derbsinnlicher Lebendigkeit schildern seine Lieder das bäuerliche Treiben seiner Zeit, Tanz und Getümmel, Liebeshändel und Schlägereien auf dem Dorfe. Die Spitze formeller Virtuosität und zugleich das Eindringen der Formenverkünstelung in den Minnegesang repräsentiert am deutlichsten Konrad von Würzburg. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. endlich möge als Vertreter der die Lyrik in ihren besten Elementen zerstörenden gelehrten Spitzfindigkeit Heinrich von Meißen (Frauenlob genannt) hier erwähnt sein. Die Hauptpflegestätten des Minnegesangs waren die Höfe der österreichischen Herzoge, des Königs von Böhmen, der Grafen von Henneberg, der Markgrafen von Meißen und Brandenburg, das Hoflager der Hohenstaufenkaiser, vor allen aber der Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen, dessen Ruhm besonders Walter von der Vogelweide in hellen Tönen verkündet. Früh wohl wurden die Lieder einzelner Dichter gesammelt, obwohl uns keine derartige Sammlung erhalten ist. Später bildete man aus den Einzelsammlungen größere. Solche sind uns überliefert in der sogen. Manessischen Handschrift (s. d.), in der jetzt zu Stuttgart befindlichen sogen. Weingartener Handschrift (1843 von Pfeiffer und Fellner herausgegeben), in der Heidelberger und der Benediktbeurer Handschrift (jene 1844 von Fr. Pfeiffer, diese, jetzt in München befindlich, 1847 von Schmeller unter dem Titel »Carmina Burana« herausgegeben). Eine Gesamtausgabe der M. veranstaltete v. d. Hagen in 4 Bänden (Leipz. 1838), eine Auswahl mit literarischer Einleitung K. Bartsch (»Deutsche Liederdichter des 12. bis 14. Jahrhunderts«, Stuttg. 1864; 4. Aufl. von Golther, 1901), der auch die schweizerischen M. (Frauens. 1886) herausgab; ferner F. Pfaff (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 8, Stuttg. 1892). Die M. des 12. Jahrhunderts sind enthalten in »Des Minnesangs Frühling« (hrsg. von Lachmann und Haupt, Leipz. 1857; 4. Aufl. von Vogt, 1888). Übersetzungen gaben Tieck (»Minnelieder aus dem schwäbischen Zeitalter«, Berl. 1803), Simrock (Elbers. 1857), Storck (Münster 1872) u. a. Vgl. Wolf, Über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841); Lachmann, Über die Leiche (im »Rheinischen Museum«, 1829); Uhland, Der Minnesang (in den »Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage«, Bd. 5, Stuttg. 1870); Scherer, Die Anfänge des Minnesangs (Wien 1875); Burdach, Reinmar der Alte und Walter von der Vogelweide (Leipz. 1880); A. Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der M. (2. Aufl., das. 1889, 2 Bde.); R. Becker, Der altheimische Minnesang (Halle 1882); Lyon, Minne- und Meistersang (Leipz. 1882); F. Grimme, Geschichte der M. (Paderb. 1897, Bd. 1: Die rheinisch-schwäbischen M.).
um 1100–1140
Leid bringt traurige, Liebe fröhliche Stunde; Eines hübschen Ritters gewann ich Kunde. Seit den mir genommen der Merker Neid, Blieb fern meinem Herzen die Fröhlichkeit.
Der Abendstern, der holde, hält sich versteckt, So tu du, schöne Frau, wenn dein Aug mich entdeckt. Laß deine Blicke auf einen andern gehn: Weiß niemand, wie zwischen uns es mag stehn.
Ich stand am Fenstergitter Nachts auf der Zinne lang. Da hört ich, wie ein Ritter Mit süßem Klang In Kürenbergers Weise Ein Liedlein sang: Der muß das Land mir räumen. Oder mir im Arme träumen!
um 1143–1171
Ahi! jetzt kommt die schöne Zeit Mit kleiner Vögelein Gesang, Die Linden grünen weit und breit, Vergangen ist der Winter lang. Rings auf die Heide ausgestreut Sind farbenbunte Blümelein, Davon wird manches Herz erfreut – So sollt auch meins getröstet sein.
Und oben auf dem Lindenbaum Sang hold ein kleines Vögelein, Da ward es laut am Waldessaum, Da schwang sich auf das Herze mein. Es flog dahin, wo einst es war, Wo blühende Rosenbüsche stehn, Die wecken viel Gedanken gar, Die alle hin zur Liebsten gehn.
Ich war dir lange Jahre hold, Du meine Herrin hehr und gut; Du lohntest mir mit reichem Sold Und hast geadelt mir den Mut. Was ich gebessert ward durch dich, Das muß zum Heile mir ergehn; Machst du das Ende gut für mich, So ist mir wohl an dir geschehn.
um 1150
Gewaltig ist und starker Art, Der zu Weihnacht geboren ward, Der Welterlöser Jesus Christ! Ihn preiset, was auf Erden ist. – Der Teufel, der grollt nur in Schweigen Und ist voll Trotz und Übermut, Drum ward ihm die Hölle zueigen!
Die Hölle strotzt von Not und Qual Für die Verdammten allzumal. Nicht dringt hinein der Sonne Licht, Der Mond erhellt ihr Dunkel nicht, Noch schimmern dort lieblich die Sterne: Der Höllenbürger sieht nur Pein Und wär doch im Himmel so gerne!
Ein hohes Haus im Himmel steht, Zu dem ein Weg von Golde geht. Von Marmor ist gebaut dies Haus, Der Herrgott zierte reich es aus Mit köstlichem edelm Gesteine. Doch niemand wird da wohnen je, Der erst nicht von Sünden sich reine.
Wer gerne Kirchengehen pflegt Und niemals Neid im Herzen hegt, Der mag wohl froher Hoffnung sein,