Deutscher Novellenschatz 6 - Luise von Gall - E-Book

Deutscher Novellenschatz 6 E-Book

Luise von Gall

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Beschreibung

Der "Deutsche Novellenschatz" ist eine Sammlung der wichtigsten deutschen Novellen, die Paul Heyse und Hermann Kurz in den 1870er Jahren erwählt und verlegt haben, und die in vielerlei Auflagen in insgesamt 24 Bänden erschien. Um die Lesbarkeit zu verbessern, wurden in dieser Edition die sehr alten Texte insofern überarbeitet, dass ein Großteil der Worte und Begriffe der heute gültigen Rechtschreibung entspricht. Dies ist Band 6 von 24. Enthalten sind die Novellen: Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. Grimm, Herman: Das Kind. Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. Meißner, Alfred: Der Müller vom Höft.

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Deutscher Novellenschatz

 

BAND 6

 

 

 

 

 

 

 

Deutscher Novellenschatz, Band 6

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660994

 

Das Korpus „Deutscher Novellenschatz“ ist lizenziert unter der Namensnennung 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und Teil des Deutschen Textarchivs. Eine etwaige Gemeinfreiheit der reinen Texte bleibt davon unberührt. Näheres zum Korpus und ein weiterführender Link zu den Lizenzbestimmungen findet sich unter https://www.deutschestextarchiv.de/novellenschatz/.  Um die Lesbarkeit zu verbessern, wurden die sehr alten Texte insofern überarbeitet, dass ein Großteil der Worte und Begriffe der heute gültigen Rechtschreibung entspricht.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Nordische Freundschaft. 1

Eine fromme Lüge. 54

Der Müller vom Höft. 90

Das Kind. 137

 

 

Nordische Freundschaft.

 

Laurids Kruse

 

Vorwort

 

Laurids Kruse, geboren den 6. September 1778 zu Kopenhagen, studierte daselbst, schrieb anfangs in dänischer Sprache Schauspiele, Erzählungen und eine dramaturgische Zeitschrift, verlegte dann aber seine literarische Laufbahn nach Deutschland, wo er vornehmlich Hamburg zum Aufenthalt wählte, und schrieb nun in deutscher Sprache eine ungeheure Anzahl Romane und Novellen von sehr verschiedenem Wert. Er starb im Jahre 1839 zu Paris. Dass er, bei allerdings nicht ganz korrekter Schreibart, Erfindung und Darstellung besaß, bezeugt die vorliegende Erzählung, die außerdem durch ihre schlichte Manier gewinnt, während sie auf dem Boden, wo die alten Berserker weilten, den Glauben an die Fortdauer jener starren und treuen Gestalten des Altertums in Anspruch nehmen darf.

 

***

 

 

Es gibt Begegnisse in der Welt, die, obgleich ins Innere der Menschen tief eingreifend, doch in ihrer äußeren Erscheinung, so wie manche schöne oder schlechte Tat, nur eine so flüchtige Aufmerksamkeit erregen, dass sie kaum bemerkt in den Wellen der Zeit untergehen, wie erschütternd sie auch dem scharfen, aber schweigenden Beobachter sich darstellen; unter solche gehört folgende Begebenheit. Der Leser, es sei vorausgesagt, wird sich vergebens bemühen, die näheren Beziehungen im Leben selbst aufzufinden, ja, je näher er dem Schauplatze der Begebenheit sich befindet, sogar manche Einzelheit unwahrscheinlich finden, weil Zeit, Locale der Katastrophe, kurz alle unwesentlichen Verhältnisse mit Fleiß, um ihn irrezuführen, anders gestellt sind, damit kein noch Lebender sich mit Wehmut erkannt fühlen möge; allein an der inneren Wahrheit der Geschichte ist nichts verrückt.

In Kopenhagen befindet sich ein eben nicht sehr großer, aber symmetrisch schöner achteckiger Platz, den vier einander gegenüberstehende Paläste in einem nicht ungefälligen Stile bilden; in ihrer Mitte steht die Statue eines wegen seiner Herzensgüte unvergesslichen Königs, der hoch von seinem Pferde herab das ihn liebende Volk noch immer zu segnen scheint. Drei dieser Paläste werden noch gegenwärtig von der königlichen Familie bewohnt, welche seit dem Brande des noch immer nicht ganz wieder erbauten königlichen Schlosses in imponierender Einfachheit dort verweilet. Der vierte, gegen die Reede zu gelegen, erhebt sich wie eine symbolische Vormauer gegen jeden feindlichen Angriff von der Seite des Meeres, während er eine wirkliche von alten Zeiten bestehende Vormauer des Reichs innerhalb seiner Wände umfasst, nämlich die immer fortdauernde Bildung der dänischen Marine. Es ist die königliche Seekadetten-Akademie, die hier der Wohnung des Königs völlig ähnlich dasteht, stolz, dass ihr, ebenso wenig wie den Schwertern ihrer Zöglinge, auch nicht der kleinste Makel anklebt.

Diese Mauern haben seit langen Jahren den Kern der dänischen Jugend, möchte ich sagen, in sich gefasst, nicht eben, dass vorzugsweise alle die Tüchtigsten und Hoffnungsvollsten hierher geschickt werden, — denn dazu ist der Umfang ihrer Bestimmung viel zu beschränkt, — sondern weil ihre Zöglinge vorzugsweise hier eine spartanische Erziehung erhalten, wodurch König und Vaterland so innig in ihren Gemütern verschmolzen und ihnen als Vorbild so nah und hoch gestellt werden, dass ihnen nur eins fast noch höher steht — ihre Ehre.

Mag auch diese Göttin dem philosophischen und religiösen Blicke sich als ein glänzendes Phantom darstellen; in den Annalen eines Reichs und in der sittigen Würde des Mannes übt sie immer eine fast göttliche Gewalt aus, und ich darf es laut sagen, die dänische Seeakademie ist ihr Tempel.

Unter den meistens schönen und vor allem kerngesunden Zöglingen zeichneten sich einst zwei hochaufgeschossene Jünglinge aus. Beide schön, talentvoll, mutig und fleißig, — weder von Geburt noch von Reichtum ist innerhalb dieser Mauern die Rede, — gleich in der Gunst ihres Chefs und in dem Wohlwollen ihrer Gefährten, standen sie sich, wenn auch nicht feindlich, so doch fremd, fast kalt einander gegenüber, obgleich weder Misshelligkeiten zwischen ihnen stattgefunden hatten, noch der Eine sich eigentlich deutlich bewusst war, was er an dem Andern auszusetzen fände. Wie streng auf die sittliche Bildung der Kadetten auch gehalten wurde, war es doch unmöglich, in diesem so wie in jedem geselligen Verein ganz vorzubeugen, dass nicht Neid und Selbstsucht einen geheimen Spielraum behielten: diese beiden Untugenden hatten schon in einem jugendlichen Herzen innerhalb dieser Mauern nur zu tiefe Wurzeln geschlagen.

John Former, so wollen wir ihn nennen, älter als beide vorerwähnte Jünglinge, war schon einige und zwanzig Jahre alt, und bereits fünf Jahre früher auf die Akademie gekommen. Indessen waren jene in ihrem unablässigen, obgleich fast unwillkürlichen gemeinsamen Wettstreit den zwischen ihm und ihnen stehenden Gefährten allmählich vorbeigeschritten und ihm so nahe gerückt, dass er befürchten musste, dass sie auch ihm vorbeispringen möchten, noch ehe er das ziemlich nahe Ziel erreicht hätte, wo ihm als anerkanntem Offizier die Anciennität bestimmt würde.

Dieser Jüngling war von dänischen Eltern sehr hohen Standes in Westindien geboren und hatte dort bis in ein Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren, von demütigen Sklaven umgeben, im Schosse des Reichtums und des Müßigganges, unter Verzärtelung von Seiten der Eltern und unter der niedrigsten Unterwerfung von der seiner Umgebung sich Ansichten vom Leben angeeignet, die mit den spartanischen Sitten der Akademie, wo er gewähnt hatte seine vorige Lebensweise fortsetzen zu können, im grellsten Kontraste standen. Er fand sich aber bitter getäuscht: statt wie früher durch seinen Reichtum, seinen Übermut und das Ansehen seiner Eltern zu gelten, wurde er hier nur nach seinem inneren Werte beurteilt und geschätzt, und dieser war sehr gering. Er sah sich hier dem Spotte weit kleinerer und jüngerer Knaben bloßgestellt, denen er nichts anhängen konnte, weil sie zum Teil geschmeidiger, mutiger und stärker als er waren, und in Beziehung auf die älteren Gefährten fand er sich in eine ebenso harte, obgleich nicht so schmähliche Unterwürfigkeit versetzt und mit derselben Geringschätzung behandelt, womit er früher auf seine Umgebung niedergeblickt hatte.

Aus seiner vorigen Indolenz notgedrungen erweckt, machte seine Seele ihre vorher schlummernden Kräfte und vor allen die, welche sie früh benutzt und am meisten hier nötig hatte, die Klugheit, geltend. Sein spähender, umsichtiger Blick hatte bald seine Lage umfasst. Zu klagen wagte er nicht; er sah bald ein, dass die Strafe, welche sein Weibergeklatsch — so wurde hier ohne Ausnahme jedes Vorbringen vor den Vorgesetzten genannt — veranlasst hätte, ihm keine Erleichterung, sondern nur größere geheime Rache von den Gefährten zuziehen würde; und wie gern er auch eine andere Bestimmung erwählt hätte, kannte er doch zu gut den unbeugsamen Willen seines Vaters, der unter den Sklaven gelernt hatte, auch sklavischen Gehorsam von seinen Kindern zu fordern, um diesem Wunsche Worte zu geben.

So lernte er bald aus der Not eine Tugend machen und sich fügen. Notwehr lehrte ihn,— seine ungeübten Kräfte auszubilden, und die Entdeckung, dass diese Achtung einflößten, gab ihm Mut, aber auch Tücke. Aus alter Gewohnheit und Trieb, seine Lage zu verbessern, schmeichelte er Lehrern und Gefährten; aber die Klugheit sagte ihm zugleich, dass dies auf eine sklavische Art nicht geschehen dürfe, und dass sein Bestreben nur, insofern er sich ihren Gesinnungen anschmiegte, mit Erfolg gekrönt werden könne; auch ward das Ehrgefühl bei ihm rege, und wie schwer es auch dem verzärtelten Jünglinge fiel, wurde er doch, obgleich nie der Erste, doch allmählich auch nie der Letzte in den spartanischen Spielen und Kampfübungen, die, besonders wenn die Lehrer nicht zugegen waren, nie ohne blaue Flecken oder geheime Wunden abgingen. Mit Zähneknirschen, mit geheimer Reue, dass er sich in den Verein der sogenannten Abgehärteten begeben hatte, gehorchte er, wenn zum Beispiel mitten in einer Winternacht das geheime Zeichen von einem Jüngling, den der Schlaf floh, gegeben wurde, und nun alle Verbündete schnell erweckt sich aus den warmen Betten stürzten, fast nackend in den Hof hinuntereilten, in dem weichen Schnee sich badeten und dann wieder zitternd vor Kälte das Lager suchten.

Und so geschah es, dass er nach und nach den unangenehmen Eindruck, den seine Erscheinung erregt, glücklich besiegte und durch Fleiß und stete Anstrengung der erwachten Seelenkräfte dem zunächst winkenden Ziele aller dieser Jünglinge, das Offizierszeichen zu tragen, entgegenschritt. Dies erreicht, hörte jeder ängstliche Wettstreit auf; einmal auf dieser Liste eingeschrieben, ist in der bestehenden Reihe die Rangfolge bis zum Admiral hinauf und die damit verbundene Subordination unveränderlich bestimmt, doch in jeder Klasse selbst herrscht eine völlige Gleichheit, und nur in Dienstsachen fühlt der Jüngere sich verbunden, dem Älteren auf der Liste zu gehorchen. Sich so bald wie möglich eine feste Anciennität zu erringen, — denn ein jeder in der Jugend vorbeieilende Schritt führt noch im Mannesalter den Befehlshaberstellen näher, — war daher das unermüdlich Streben jedes Schülers, und folglich auch des ehrgeizigen John. In der ersten Klasse trugen die ältesten Kadetten schon den Namen Unteroffizier. John war unter diesen einer der ältesten. Beide vorerwähnte Jünglinge, auf welchen besonders das anerkennende Vaterauge des scharfsichtigen Chefs haftete, waren unter den Jüngern derselben Klasse. Noch ein Examen stand bevor, und mit ihm gewiss die Erteilung des Offizierszeichens; obgleich aber von dieser Hoffnung trunken, zitterte er doch, dass jene beiden Jünglinge, die mit Riesenschritten vorgerückt waren, und von denen der ältere noch nicht das neunzehnte Jahr zurückgelegt, selbst indem letzten Augenblicke ihm, nach dem gewöhnlichen Ausdruck, vorbeispringen möchten.

Jeder von diesen arbeitete still für sich, sie sahen sich oft mit einem trotzigen, beinahe herausfordernden Blicke an; allein dabei blieb's ; denn beide, edel gesinnt und alle kleinlichen Mittel verabscheuend, fanden sich gegenüber keinen Anlass zu einem offenen Bruch; obgleich mehrere ihrer Gefährten zu bemerken glaubten, dass John heimlich dahin arbeitete, indem er vielleicht hoffte, von einer Gewalttat, die beiden Schaden bringen würde, einen Vorteil zu ziehen, den er von seinen Talenten und seinem Fleiße nicht erwarten dürfe. Die Zeit der Prüfung fiel, wie gewöhnlich kurz vor dem Geburtstage des Königs, um durch ihren fröhlichen Erfolg die Begeisterung und die Liebe zu erhöhen, womit die Jünglinge jenem entgegensahen, umso mehr, da die Ernennungen und Prämien an diesem Tage bekannt gemacht und verteilt wurden.

Das Examen, das aus schriftlichen und mündlichen Aufgaben bestand und mehrere Tage dauerte, hatte schon begonnen. Die Jünglinge genießen während der Zeit keine Freistunden. Jede Minute ist der Anstrengung und dem Fleiße geweiht; aber nicht allein die ernsten Wissenschaften füllen ihre Zeit aus; die heiteren Künste machen auch ihre Ansprüche geltend. Es hatte sich längst ausgewiesen, dass John ein entschiedenes Talent für die Zeichenkunst besaß, und der Zufall wollte, dass er, der sich einen der schwersten Gegenstände aufgestellt, diesmal unwillkürlich mit den beiden Jünglingen Holger An— und Woldemar Re— — es ist uns nur gestattet ihre Taufnamen ganz auszuschreiben — sich in einem unvorhergesehenen Wettstreit befand. alle drei kopierten mit Tusche Kupferstiche, die an Größe, Schwierigkeit und Kunst der Ausführung vollkommen gleich waren.

Da geschah es eines Tages, als die drei Jünglinge mit anderen Gefährten zu einer ungewöhnlichen Stunde mit ihren Reißbrettern in dem großen Lehrsaale, der Allen offen stand, beschäftigt waren, dass Holger mit solcher Hast zu dem Chef berufen wurde, dass er die Zeichnung nur flüchtig mit dem feinen chinesischen Papier bedecken konnte und, ohne wie gewöhnlich erst das Brett auf sein Zimmer bringen zu können, forteilen musste. Als er eine Stunde nachher nach beendigtem Geschäfte zurückkehrte, fand er den Saal leer; die Übrigen waren schon mit ihren Reißbrettern fortgegangen, nur das seinige lag noch da. Obgleich es schon begann dunkel zu werden, wollte er doch das Versäumte nachholen und entblößte die Zeichnung. Aber man stelle sich sein Erschrecken vor, als er diese an mehreren Stellen auf eine scheinbar gewaltsame Weise verwischt fand. Er stand wie vernichtet. Nicht allein die Mühe mehrerer Wochen, sondern die schönste Hoffnung, welche er auf die dadurch zu gewinnenden Zahlen gegründet hatte, lag zerstört vor ihm. Zahlen sage ich, denn der Erfolg der Prüfung beruht dort auf einer gewissen Summe von Zahlen, welche den gelösten Aufgaben ihrem Werte nach beigelegt werden, und das von allen zusammengelegte Fazit bestimmt den Hauptcharakter.

Doch bald wich der jugendlichen Heftigkeit sein stummes Erschrecken. Die Gefährten wurden herbeigerufen. Ihr lautes Erstaunen zog die Lehrer nach. Selbst der Chef trat herein. Der Vorgang wurde auf das Genaueste untersucht. Es war freilich nicht leicht zu bestimmen, ob diese Zerstörung das Werk des Zufalls, oder einer wissentlichen Bosheit wäre; umso mehr da Holger erklärte, dass es sehr möglich, ja selbst wahrscheinlich sei, dass die Zeichnung stellenweise nicht ganz trocken gewesen, als er sie überdeckte, weil er kurz zuvor die Luft leicht angelegt hatte; aber dennoch waren Spuren von Gewalt sichtbar, obgleich das übergelegte Papier nicht einmal zerknittert erschien.

Der Chef schüttelte den Kopf; er hielt eine lange Rede, worin er ermunterte die Wahrheit zu gestehen, wenn jemand unter den Gegenwärtigen aus Versehen dies Unheil hervorgebracht hätte, das doch bei Weitem nicht so groß wäre als das Unglück, den Verdacht hegen zu müssen, dass unter Denjenigen, die ihr Leben der Ehre gewidmet, jemand sich befände, der einer so entehrenden Bosheit fähig sei. Ja, fügte er hinzu, er wolle statt eines Verweises selbst Demjenigen danken, der ihn einer so niederschlagenden Vermutung überheben würde. Sein scharfer Blick flog spähend über die Züge der Jünglinge hin, während er redete. Aber alles blieb stumm.

In diesem Augenblick stieß John Holger leise an und deutete nur ihm bemerkbar auf Woldemar; dieser stand wie alle die Übrigen finster und stumm; aber es war dem aufmerksam gemachten Holger deutlich, dass er bleicher geworden; da jedoch diese Veränderung dem Chef entweder entgangen war oder von ihm einer anderen Ursache zugeschrieben wurde, schwieg auch er, ja ein höhnischer Seitenblick auf John schien sogar diesem vorzuwerfen, dass er fähig sei, einen unedlen Verdacht in ihm erregen zu wollen. Auch blieb der Hergang dieses Ereignisses trotz aller Bemühungen des Chefs und der Gefährten unentdeckt. Der Erste bedauerte laut, dass dieser verdrießliche Vorfall den braven Holger notwendig einiger Zahlen zu seinem Charakter berauben müsse, weil es unmöglich sei, in der kurzen Zeit eine neue Zeichnung von Bedeutung auszuführen; doch, fügte er hinzu, es ist eine Tücke des Geschicks, der jeglicher Sterbliche unterworfen ist, und umso höher ist der Mann zu achten, der mit Mut das Unvermeidliche zu ertragen weiß, und selbst zu bewundern, je früher er sich beherrschen und sich über die Selbstsucht erheben lernt.

Da stieß John Holger zum zweiten Male an und machte ihn darauf aufmerksam, wie eine flüchtige Röte glühend über Woldemars bleiche Wangen hinzog. Jetzt regte sich auch in ihm ein schneller Verdacht; allein die Worte seines Chefs erwägend, beherrschte sich der Jüngling und verbannte entschlossen diese hässliche Empfindung.

Zwei Tage nachher trug sich ein neuer Vorfall zu, der fast noch größere Aufmerksamkeit erregte. In einer Stunde, wo beinahe alle Gefährten und Lehrer in dem Saal versammelt waren, trat Woldemar mit seinem Zeichenbrette hinein und erzählte laut, aber auf eine kalte ruhige Weise, die freilich mit Holgers vorhergehender Heftigkeit stark kontrastierte, dass er soeben seine Zeichnung mit einem Federmesser ganz zerschnitten in seinem Zimmer gefunden, und zeigte die zerstörten Überreste vor.

Alle erstaunten aufs Neue; es wurde dem Chef gemeldet; dieser Mann, dessen ruhige Würde sonst Allen imponierte, offenbarte einen inneren Aufruhr, der seiner Fassung bedrohlich schien. alle Zöglinge sahen ihn scheu und bestürzt an. John war, ehe er nur ein Wort gesprochen hatte, so wie Woldemar das vorige Mal, sichtbar erbleicht. Holgers Blick ruhte durchdringend auf ihm. Er schien es zu bemerken und trat rasch und unbedenklich hervor.

Gestatten Sie mir ein Wort, Herr Kommandeur! begann er. Es ist bekannt, dass eben wir Drei nicht allein einen Gegenstand von gleicher Schwierigkeit gewählt, sondern auch, dass unsere Zeichnungen bisher unter die ersten gehören; die meiner beiden Gefährten sind auf eine ebenso unbegreifliche als schändliche Weise zerstört; die meine ist ganz. Ich zittre vor Erbitterung am ganzen Körper, denn ich fühle recht gut, dass der Vorteil, welchen mir diese Unfälle bringen, leicht den Verdacht erregen könnte, als hätte ich Anlass dazu gegeben; ich ersuche Sie daher, mich verhaften zu lassen, bis der Vorgang auf das Strengste untersucht und, wie ich hoffe, entdeckt wird.

Ich bin überzeugt, nahm der Chef ernst das Wort, dass niemand unter uns einen so unedlen und beleidigenden Verdacht gegen einen Kameraden hegen kann, oder sich solches gestatten darf. Hat Er diese Furcht, gäbe es wohl auch ein siegendes Mittel, solche unwürdige Vermutung zu widerlegen, welches anzugeben doch nicht an mir ist; indessen soll, wie es sich von selbst versteht, die strengste Untersuchung geschehen; auch sehe ich wohl ein, dass Seine Lage unter solchen Umständen überall, nur nicht unter diesem Dache, peinlich sein würde; doch sollte Er bessere Gedanken von seinen Gefährten haben.

Aber die Untersuchung leitete zu keiner andern Entdeckung, als der, welche aus Woldemars Erklärungen hervorging, dass es durchaus unmöglich sei, dass dies Unheil von John oder von irgendeinem Kameraden herrühren könne, teils weil der erste zu der Zeit, wo es geschehen sein musste, sogar außer der Akademie sich befunden, und teils, weil alle übrigen Gefährten damals in dem Saale versammelt gewesen.

Indessen ging die Prüfung ihren Gang fort. John wurde zugleich mit zwei Vormännern Offizier; Holger und Woldemar die beiden ersten Unteroffiziere. Ihr Hauptcharakter bestand aus gleichen Zahlen mit Johns. Indes war es deutlich, dass, wenn ihre Zeichnungen hätten vollendet vorgelegt und ihnen der Wert derselben angerechnet werden können, ihre Zahlen die des John so weit überstiegen haben würden, dass sie ihm vorbeigegangen wären, und weil sie der Regel nach, als zu junge Unteroffiziere, nicht sogleich Offiziere hätten werden können, hätte er noch ein halbes Jahr unter ihnen in der Klasse stehen müssen. Er machte selbst, leise bei sich frohlockend, diese Bemerkung, die jedoch weder von den übrigen Gefährten noch von den Lehrern weiter besprochen wurde, obgleich sie doch gewiss den Seelen der beiden Jünglinge auch vorgeschwebt haben mochte. Es schien aber, als ob jeder Unmut in der rauschenden und lärmenden Freude, welche der Geburtstag des Königs mit sich führte, untergegangen wäre. Ein glänzender Ball wurde selbst in der Akademie gegeben; kleine Herzensangelegenheiten wurden rege, und die immer mehr erwachenden Leidenschaften der Jünglinge erhielten nur Gleichgewicht von dem edlen Stolze, den ihnen ihr Stand einflößte, und welcher hier unter dieser glänzenden Feierlichkeit, bei der Jeder in zierlicher Uniform erschien, obgleich nicht ganz ohne Neid die goldenen Epauletts der Offiziere betrachtend, nach denen sich alle so innig sehnten, reichen Anlass fand, sich in Haltung und Miene umso würdiger darzustellen, da die Gegenwart des Königs, dem sie Leben, Blut und Ehre geweiht, noch denselben Vormittag sie durch seine Huld ihm gleichsam näher gerückt hatte; auch fanden sie keine Worte, um ihre Freude an diesem Tage, der ihnen und dem Lande ihn geschenkt, auszudrücken.

Sicher, dass keiner von seinen Schülern die Würde ihres Standes vergessen konnte, hatte der lebensfrohe, selbst von Freude berauschte patriotische Chef ihre jugendliche Ausgelassenheit nicht beschränken wollen; und noch während die eingeladenen Gäste und die jungen Kadetten sich in langen Reihen, von der rauschenden vollen Musik begleitet, herumwirbelten, leerte in dem Nebenzimmer die ältere Klasse mit den neugewordenen Offizieren, alle auf einen Augenblick selbst den bezaubernden Gegenstand ihrer ersten Flammen vergessend, die schäumenden Champagnerbecher auf das Wohl des Königs, des Vaterlandes, ihrer Flagge, ihres Chefs und ihres Standes, in ihren jugendlichen Augen des ersten in der Welt. Ohne sich von der nahen Tanzmusik irre machen zu lassen, stimmten sie des unsterblichen Ewald vaterländisches Lied an, und des ernsteren Woldemar hellklingende Altstimme drang selbst in die Ohren der Tanzenden, als er froh begeistert die geweihten Worte sang:

 

Der Dänen Weg zu Ruhm und Macht,

Schwarzdunkles Meer!

Nimm auf den Freund, der froh der Schlacht,

Kühn der Gefahr entgegenlacht,

So stolz, wie du des Sturmes Macht,

Schwarzdunkles Meer!

Und führ ihn rasch durch Kampf und Spiel

Und Sieg bis an des Grabes Ziel

Einher.

 

Mit wo möglich noch stolzerem Selbstgefühl traten nun die Jünglinge glühend in den Saal und mischten sich in die munteren Reihen, jedoch deuteten ihre unter sich winkenden Blicke auf eine geheime Abrede, und kaum war auch der Ball, zur bestimmten frühen Morgenstunde beendigt, kaum hatte Jeder seine Schöne an den wartenden Wagen begleitet, als ein kleiner Kreis von den jungen Offizieren und den ältesten Unteroffizieren, statt sich zu Hause oder in ihre Mansarde zu begeben, sich in das Zimmer eines noch sehr jungen Leutnants verfügte, welcher der vorigen Kameradschaft nicht entsagt, umso mehr da er gleich als Lehrer bei den jüngeren Klassen angestellt worden und seine Wohnung in der Akademie behalten hatte.

Glühend vor Wein und Freude, an alles andere lieber als au den Schlaf denkend, ließen sich hier die Jünglinge, zwar mit gedämpfter Stimme, nieder, damit ihre Zusammenkunft nicht verraten werden sollte; allein mit dem festen Vorsatz, hier bis zu Anbruch des vollen Tages treulich auszuhalten. Mehrere Champagnerflaschen waren glücklich zur Seite gebracht, und da der volle Mond hell und klar hineinschien, wurden die Lichter ausgelöscht, und weil kein klingendes Lied angestimmt werden durfte, wurde die Zeit mit heiterem Gespräch und bei vollen Bechern vertrieben. Feine Stückchen Kautabak wurden ausgeteilt, welches bei den anwachsenden Jüngern der Akademie ebenso sehr in Mode ist, wie die Zigarren unter der Jugend von Hamburg; aus Mangel an Gelegenheit, ausgelassene und übermütige Streiche treiben zu können, wurden solche umso mehr erzählt. Anekdoten und Geschichten wechselten miteinander; besonders schien John, der, so wie auch die andern neugewordenen Offiziere, zu den Gefeierten des Tages gehörte, in der Gewissheit das Ziel erreicht zu haben, außer sich vor Freude und äußerte diese in einer bei ihm ungewöhnlichen heitern Ausgelassenheit.

Durch ein zufälliges Geräusch war er mit Mehreren zu dem Fenster gelockt, stieß es auf und starrte in den großen Hof, der mit einem glänzenden Teppich von neugefallenem Schnee bedeckt war, hinunter; aber alles war ruhig. Die Übrigen kehrten zurück, er allein blieb nachdenkend stehen; einige Äußerungen waren mitten in der allgemeinen Freude gefallen, welche ihn verstimmt hatten. — War es wirklich so, oder täuschte ihn eine innere Stimme. die ihm zuzuflüstern schien, dass dieser auserwählte Kreis ihn nicht mit gleicher Würdigung ansehe? In seiner durch Wein aufgeregten Laune tolldreist geworden, erst aus Verzweiflung, später aus Gewohnheit, sann er darauf, wie er durch irgendeinen tollen Streich sich in der Meinung, in der er wähnte, verloren zu haben, wieder erheben könnte. In diesem Augenblicke wurde er gefragt: warum er so in sich versunken stünde.

Unwillkürlich auf das dreiviertel Ellen breite Gesims, das unter den Fenstern den ganzen Palast entlang hinlief, niederstarrend, sagte er lächelnd und übermütig: In dem äußersten Kabinett in dieser Zimmerreihe schläft, wie ihr wisst, das hübsche Kammermädchen der Gemahlin unsers Chefs. — Wir haben dem Blitzmädel so oft einen Besuch angekündigt, welcher doch auf dem richtigen Wege dahin unmöglich ist, weil das Schlafzimmer ihrer Herrschaft dazwischen ist und die kleine Treppe von der andern Seite abgeschlossen. Die Dirne hat uns ausgelacht. Hier zeigt sich mir nun plötzlich ein Weg, Allen offen, die, um einen Morgengruß abzulegen, der wenigstens gelegentlich einen Kuss einbringen wird, ein wenig Gefahr nicht scheuen.

Alle sprangen eilig zum Fenster hin, die gefährliche Bahn und die schwindelnde Höhe des Gesimses über dem Hof zu betrachten. — Nun! wer wagt's? rief John ausgelassen.

Ich nicht, erwiderte einer der Gefährten, denn ich habe noch alle meine Sinne.

Welch dummer Spaß! rief Woldemar vorwerfend, der nur zu Torheiten führen kann, da wir schon im Voraus toll genug gestimmt sind, umso mehr, da du doch selbst der Letzte bist, der es tun würde.

Meinst du? Ei wie anmaßend! — versetzte John aufgeregt.

So anmaßend, unterbrach ihn Woldemar warm, den klugen Vorwurf, den er soeben ausgesprochen, ganz vergessend, dass ich mich verbindlich mache, aus diesem Fenster in den Hof hinunterzuspringen, wenn du dich zu Marianes Fenster ganz hinwagst und wieder zurückkehrst.

Bist du ganz von Sinnen, Woldemar? rief Holger verdrießlich. Der Gang zum Fenster hin ist nicht gefährlich, wenn man ihn nur unerschrocken unternimmt; aber da hinunterzuspringen, da hilft nicht der Mut, da muss man ja den Hals brechen.

Ich habe es gesagt, erwiderte Woldemar ruhig, mit einem Blick auf John, der wohl nicht ganz frei von Geringschätzung war.

John biss die Lippen zusammen. — Wohlan denn, rief er auf einmal sich ermannend und sein Glas hinunterstürzend, das wollen wir doch sehen; ich halte ihn beim Wort.

Alle stutzten; aber als Holger von einer bösen Ahnung geleitet ihn zurückhalten wollte, drängten die Übrigen ihn zurück; alle auf ein Abenteuer begierig, das Keiner von ihnen sich scheute selbst zu bestehen. John schwang sich auf das Gesims hinaus, und glühend von Champagner und Ehrgeiz legte er ohne das mindeste Zeichen von Furcht den Weg nach dem Fenster hin zurück, und nachdem er leise angeklopft und dem Mädchen seinen Morgengruß zugeflüstert hatte, kehrte er ebenso unbefangen wieder um.

Nun! sagte er, sich in das Zimmer hineinschwingend, ich bin fertig.

Woldemar, der, als er ihn auf dem Rückwege sah, sich ernst von dem Fenster zurückgezogen und still niedergesetzt hatte, erhob sich rasch.

Du bist wohl toll? riefen die Übrigen, zwischen ihn und das Fenster tretend. Wer von uns zweifelt an deinem Mut?

Lass das! sagte Holger ernst, mit einem finstern Blick auf John. Selbst meinem ärgsten Feind wollte ich so was nicht zumuten, viel weniger — er unterbrach sich selbst.

Versteht sich, versetzte Woldemar mit einem gezwungenen Lächeln; wer wollte im Ernst so etwas unternehmen? Lust den Hals zu brechen habe ich freilich nicht. Platz nur da! ich will doch einmal aus Spaß die Höhe messen. Er trat zu dem Fenster hin, und indem er, gegen die Gefährten sich kehrend, nach der Ecke des Zimmers hindeutend hinzufügte: Nimm nur einmal das Senkblei, das dort liegt! — schwang er sich unversehens in das große Fenster hinauf und sprang, ehe die Übrigen es verhindern konnten, mit einem kräftigen Ansatz in den Hof hinab.

Alle standen starr vor Entsetzen. Keiner wagte einen Blick ihm nach aus dem Fenster zu werfen. Aber in dem zweiten Augenblick stürzten sie alle, so viel sie waren, nach der Türe.

Mit rascher Besonnenheit, wiewohl bleich wie eine Leiche, warf sich Holger den Gefährten in den Weg. Halt! rief er mit Anstrengung. Seht ihr denn nicht ein, dass die größte Vorsicht nötig ist, um nicht uns alle unglücklich zu machen? Nur zwei mit mir gehen hinunter. — Du, John, nur nicht — fügte er ohne ihn anzusehen hinzu; — komm du, und du! —

Die drei Geführten flogen schnell, aber so leicht und leise wie möglich, Holger an der Spitze, die Treppen hinunter. Nicht ohne ein heftiges Zittern wurde die Hoftür geöffnet. Jeder, selbst Holger, aus Furcht, den Herabgesprungenen tot zu finden, wagte kaum hinzusehen. Doch der erste Hinblick beruhigte sie etwas. Sie sahen Woldemar aufrecht sitzend in einem Hansen Schnee.

Du lebst! Gott Lob! flüsterte ihm Holger entgegen.

Gott Lob! erwiderte er, noch fast atemlos; lasst mich aber zu mir selbst kommen. — Ich habe freilich nach diesem Haufen hingezielt; allein ich glaube, ich muss doch das Bein gebrochen haben.

So war es auch. Die Todesangst, deren er sich als Mensch nicht erwehren konnte, hielt ihn noch betäubt. In wenig Augenblicken war er wieder derselbe wie vorher. Ich bin wie zerschlagen, sagte er, doch das macht nichts. Tragt mich nur leise in mein Bett hinauf und sorgt dafür, dass niemand außer unserm Kreise, vor allen der Chef, nichts erfahre.

Es gelang; ein unglücklicher Fall auf der Treppe wurde vorgegeben. Erst viele Jahre nachher, da alle Gegenwärtige längst die Akademie verlassen hatten, kam dies Ereignis unter den Offizieren des Corps heraus. Allein dieser Vorfall trug nicht, so wie John gehofft hatte, dazu bei, ihm größere Achtung und Zuneigung zu gewinnen. Im Gegenteil, die Freunde, die er sich später erwarb, gehörten alle nicht zu diesem kleinen Kreise, und besonders zog sich Holger kalt und schweigend von ihm zurück, indem Woldemar allein ihm das Wort, obgleich vergebens, sprach. Auch John setzte der Kälte Kälte entgegen, doch nie wurden unter den Gefährten selbst die Rücksichten verletzt, die man einem gemeinsamen Kameraden schuldig zu sein meinte, und niemand außer ihrer Klasse ahnte, dass eine Misshelligkeit stattfand.

Aber mit den früher feindlich gesinnten Jünglingen war eine sonderbare Veränderung vorgegangen. Es war, als hätte dieser Vorfall mit seinen Folgen beide fest und unauflöslich aneinander geknüpft. Holger wich fast nie von Woldemars Bette, und dieser sah nicht ohne Rührung die immer wachsende treue Sorgfalt des vorigen Nebenbuhlers.

Die Ehre — wie bereits erwähnt — ist die höchste Gottheit, die der Zögling dieser Akademie kennt, und ihr Gesetz gebietet, ein gegebenes Wort rücksichtslos zu erfüllen. In dem fröhlichen Bewusstsein, ihr selbst sein Leben zum Opfer weihen zu wollen, und vielleicht, eben weil er früher nur sich selbst einer solchen Tat fähig gehalten, füllte Woldemars tollkühnes Benehmen Holgers Brust mit stiller warmer Bewunderung. Er erkannte an dem kühnen Jüngling sein eignes Gemüt, und seine stille Reue, eben diesen durch einen leisen aber schmählichen Verdacht nur einen Augenblick verkannt und beleidigt zu haben, verschmolz in warme schwärmerische Hingebung, der er doch keine Worte zu geben vermochte. Auch der Kranke empfand mit stiller Scham, dass er den braven, warmen, teilnehmenden Jüngling verkannt hatte. So verbrachten sie die wenigen Stunden, worin sie sich selbst überlassen waren, schweigend, fast gedrückt nebeneinander. Es war ihnen unmöglich, ein herzliches, und noch mehr, ein gleichgültiges Gespräch unter sich einzuleiten, ehe sie beide miteinander ins Reine gekommen waren, und eben dies fiel Beiden ungemein schwer, weil jeder stolz und kräftig jede Rührung für unmännlich hielt, und so scheuten sich noch Beide, ihre Herzen reden zu lassen. Aber so wie der schwellende Strom, wenn erst der Damm gebrochen, alles mit sich fortreißt, so mussten auch, wenn erst die gegenseitige Liebe die angebildete Scham endlich überwunden hatte, beide für das, was sie für das Höchste erkannten, schwärmende Gemüter sich mit unwiderstehlicher Gewalt ergreifen.

Und so geschah es. Den ersten Abend, den außer dem Bette zu verbringen Woldemar gestattet wurde, fanden sich fast Alle, die bei jenem Ereignis gegenwärtig gewesen, bei ihm ein. Wein war mitgebracht und ein zuverlässiger Posten ausgestellt, um dem Verrat des kleinen unerlaubten Festes vorzubeugen. Heitere Gespräche lösten einander ab, und man wird begreifen, dass jeder kleine Umstand jener Begebenheit besprochen wurde. Holger allein nahm fast keinen Anteil daran; er war wortkarger als je, aber eine unaussprechliche Freude funkelte aus seinen schönen Augen.

Als die Stunde zum Abendgebet schlug, musste man der Regel nach sich trennen, um sich in den Saal zu begeben und von dort zur Ruhe; nur Holger blieb, die einmal erbetene Erlaubnis, den Kranken pflegen zu dürfen, benutzend, mit dem er durch einen vom Chef gestatteten Tausch Stubengefährte geworden war; die übrigen zwei Mitbewohner waren des Kranken wegen noch immer entfernt; und so nahte sich ihnen nun, die zum ersten Mal wieder gesund und wohlauf sich gegenüber saßen, eine schöne vertrauliche Stunde, doch noch immer konnte Holger keine Worte finden, er sah stumm und fast düster vor sich hin. Woldemar bemerkte seine sonderbare Unruhe.

Bist du unwohl? fragte er besorgt. Du hast den ganzen Abend nur sehr wenig gesprochen und fast keinen Wein getrunken.

Es war, erwiderte Holger ohne aufzusehen, es war mir unmöglich in der Gegenwart der Anderen, ich muss erst mit dir allein trinken. — Er sprang rasch auf und holte ein Paar zur Seite gesetzte Bouteillen hervor; — aber willst du auch mit mir trinken?

Welche Frage! sagte Woldemar mit Wärme; mit wem lieber?

Ist es dein Ernst? fuhr Holger fort und brach gewaltsam in Tränen aus. Ich verdiene es nicht. Nein! nein! ich fühle es tief, du musst mich hassen.

Dich? rief der Gefährte und sprang so heftig auf, dass ein stechender Schmerz das noch sehr schwache Bein durchfuhr; er erbleichte plötzlich und schwankte. Holger eilte erschrocken hinzu, um ihn zu ergreifen. Woldemar umfasste ihn rasch mit beiden Armen; und so standen sie beide, ohne zu wissen wie, in einer festen brüderlichen Umarmung umschlungen.

Kannst du mir verzeihen? schluchzte Holger fast hervor, ich habe dich sehr verkannt.

Ich auch dich, rief Woldemar mit schwankender Stimme. Aber nun verkennen wir uns nicht mehr.

Nein, beim höchsten Gott! nie mehr, wiederholte Holger. Aber nun musst du auch meine ganze Schuld kennen; Gott weiß, wie es zugegangen ist, Woldemar, ich glaube, ich war nahe daran dich zu hassen; allein als du aus dem Fenster sprangst, sprang meine Seele dir nach, und all mein Unmut, mein kindischer Neid — ja Neid, lag zerschmettert neben dir. Von dem Augenblick fühlte ich einen inneren heftigen Drang, mich an deinem verkannten Busen auszuweinen. Lächle nicht über meine stolze Torheit, allein es war mir, als sähe ich mich verherrlichet in dir; indes die dumme Zunge vermochte noch immer nicht das Wort Verzeihung auszusprechen; doch jetzt, jetzt — kannst du mir vergeben?

Habe ich denn nicht eine ebenso große Schuld gegen dich? — Komm! wir wollen mit treuer Freundschaft die Vergangenheit ausgleichen.

Ja das wollen wir, das Sakrament der Freundschaft wollen wir in diesem Wein miteinander teilen. Was habe ich denn Heiliges genug, um dich von meiner Reue zu überzeugen? Ich möchte dir einen Anteil an mir selbst geben, aber ich weiß nicht wie. — Warte! — rief Holger auf einmal, indem er rasch den Seitendolch zog, den Ärmel in die Höhe schob und sich am Arm leicht verwundete. — Hier ist mein Blut, komm, lass einige Tropfen in dein Glas tröpfeln, und dann gehören wir uns auf ewig.

Sein Feuer teilte sich dem kälteren Freunde mit. Lächelnd, zum ersten Mal vielleicht seit den Kinderjahren mit nassen Augen, ergriff er schweigend den Dolch des Freundes und ließ in das Glas desselben die rote Weihe aus seinen Adern hineinsprudeln. — Weißt du auch, sagte er, indem er Holger das Glas hinreichte, dass unsere Vorfahren auch so in ihrem Blute die Bundesbrüderschaft im Leben und Tod tranken? — Schweigend Hand in Hand leerten sie die Gläser.

So — nahm Holger das Wort, indem er zugleich mit dem Freunde das Glas so hart niedersetzte, dass beide entzweibrachen. — Sind wir denn nicht auch beide so ein Stück von den Vorfahren? Weniger treu und fest werden wir nicht sein. Kein Dritter vermag von nun an uns irre an uns zu machen. An jenem Morgen wurde mir die Wahrheit klar; nun weiß ich, wer meine Zeichnung zerstört hat.

Möglich! erwiderte Woldemar kurz mit einem finstern Blick.

Gewiss! — du weißt es auch, fuhr Holger zuversichtlich fort, ebenso gut wie ich; denn ohne Zweifel hat dieselbe Hand auch die deine zernichtet, wenn auch —

Nein, Holger! unterbrach ihn Woldemar rasch. Man kann auch einem Schelm Unrecht tun. — Die meine — ich habe es geschworen, von nun an soll kein Geheimnis zwischen uns sein! — die meine habe ich selbst zerstört.

Du selbst? Warum? rief Holger erstaunt.

Du bist ja immer mein nächster Vormann gewesen, und trachtete ich auch damals darnach, mich über dich zu schwingen, so wollte ich doch keinem so gemeinen Unfall einen Vorteil zu verdanken haben, den ich im Grund vielleicht nicht einmal verdiente; aber ich wollte mich auch nicht mit einer so natürlichen Gesinnung breit machen; und so —

Und das hast du getan? rief Holger seine Hand kräftig an das Herz drückend, und noch eher als unser Chef den Wink leicht hingeworfen, welchen jener Schuft nicht verstehen wollte? Nun darf ich nicht mehr mich selbst in dir sehen, denn du bist weit besser als ich. Wir sind so glücklich, zu dem ersten Stand in der Welt zu gehören; aber du bist der Stolz dieses Standes — und doch hat Jemand, der auch darunter ist, gewagt — Siehe! wir stehen nun unzertrennlich treu vereint, so lass uns denn auch vereint eine Vormauer um die Flagge bilden, damit, ebenso wie niemand von außen sie anzutasten wagt, auch kein Makel von innen das blaue Kleid beflecken möge. — Mein schärfster Blick soll ihm von nun an unablässig folgen.

Der meine nicht weniger, erwiderte Woldemar. Ja, ja, du denkst wie ich, unsere Seelen sind eins, — Ja, rein wie die Flagge muss auch das Kleid unseres Standes gehalten werden.— Nachsicht mit jedem Fehler, aber kein Erbarmen dem, der uns in ihm verletzt, der ist nicht wert zu leben.

Freilich nicht, sagte Holger sinnend; aber hart wäre es dennoch, wenn wir einen Kameraden —

Hart! fuhr Woldemar in einem ruhigeren Tone fort; kann denn Milde stattfinden, wo es die Ehre gilt? Würden wir denn weniger streng mit uns selbst verfahren? Siehe, Holger! du bist mein Freund, ich habe keinen teureren gehabt, werde keinen haben; aber wäre es so gewiss geschehen, als es unmöglich ist, dass du eine der Flagge unwürdige Tat begangen hättest, ich würde selbst dein Blut verlangen. Und wolltest du umgekehrt das nicht auch?

Ich will mehr! rief Holger, ich will daran denken, dass auch wir Menschen sind! So wie die Bundesbrüder in alter Zeit ihren Tod gegenseitig zu rächen schworen, so lass uns Rache der Schlechtheit an uns selbst schwören. Nein! ich kann mir zwar die Möglichkeit nicht denken, aber versprechen sollst du mir's in dieser heiligen Minute, wenn ich wirklich in einer unglücklichen Stunde eine Tat begehen sollte, die du, du mit deinem reinen Sinn, die ich selbst für schlecht, die wir für dieses Kleides unwürdig erkennen müssten, mich dann sogleich niederzustoßen, damit keine Entehrung unsern Stand treffe. Versprich es mir. Die Unmöglichkeit des Anlasses macht es mir leicht, dir dasselbe zu versprechen. Aber uns das versprechen wollen wir doch.

Warum nicht? entgegnete Woldemar; denn wahrlich ! könnte ich einst so etwas begehen, wäre es ja noch eine Wohltat, dass die Hand des Freundes mich der verdienten Schmach vor der Welt entzöge. In solchem Falle sei denn die tötende Wunde der letzte Freundschaftsdienst. Nur weiß ich nicht, wie unsre frohe Begeisterung eine so wunderliche Richtung genommen hat.

Ei! versetzte Holger lächelnd, weil ein Halunke dazwischen gekommen, und, fügte er ernst und leise hin, ein Halunke, der unsere Uniform trägt; also — Ein kräftiger Handschlag besiegelte das gegenseitige Gelübde.

Bald war das Halbjahr zu Ende gegangen, und ohne weitere Prüfung traten die Freunde in die Reihe der Offiziere.

Einige Zeit nachher wurde, wie es von Zeit zu Zeit geschah, ein Kriegsschiff nach den westindischen Inseln geschickt. Der Chef der Akademie, dessen väterliche Sorgfalt die geliebten Zöglinge nicht verließ, auch nachdem sie längst entlassen waren, hatte wie gewöhnlich dafür gesorgt, die jüngsten Offiziere so bald wie möglich in Tätigkeit zu bringen, damit der jugendliche Rausch der Freude und der Freiheit ihnen nicht unheilbringend werden möchte. Mehrere solche wurden hier angestellt, und so befanden die drei sich so nahe stehenden Jünglinge sich auch hier zusammen.

Obgleich beide Freunde von jener Stunde an in schöner, ungetrübter, hingebender Vertraulichkeit zusammenlebten, jede kleine Sorge, jede begegnende Freude teilten, trübte doch eine kleine Wolke die Stirne des zwar immer ernsten, aber doch heitern Woldemar von dem Augenblick, wo sie zu diesem Freudenzug, denn das war er ihnen, beordert wurden. Hatte sehnend Liebe sich vielleicht in das Herz des Jünglings eingeschlichen? — Für wahre, eigentliche Liebe fand sich in seinem Herzen noch kein Raum; es hing noch mit allen schwärmerischen Jugendgefühlen an dem seines Freundes; und verliebten Händeln, wie sehr sie auch dem jugendlichen Leben einen erhöhten Reiz verleihen und auch mit ihren schelmischen Geheimnissen einige Stunden der Freundschaft ausfüllen, dürfen wir nicht jenen Namen geben.

Seine Sorge war anderer Art. — Holger war Erbe nicht unvermögender Eltern. Woldemar besaß, nur eine arme Mutter. Wiewohl es selbst auf der Akademie eine ziemlich gewöhnliche Sitte war, dass die Stubengefährten ihre kleine Barschaft mit einander teilten, wiewohl die beiden Freunde auch so zu sagen nur eine Kasse hatten, und es Woldemar nie eingefallen war Anstand zu nehmen, diese als seine eigne anzusehen — das kleinste Bedenken würde den Freund tief beleidigt haben —, war es doch nun, da seine erste große Seefahrt eine nicht unbedeutende Equipage erheischte, im Gefühl der Ohnmacht der geliebten Mutter, die lange diesem Zeitpunkt mit Furcht und Bangen entgegengesehen, ihm durchaus unmöglich, dem Freunde diese Verlegenheit zu eröffnen. Sein Begriff von Ehre sagte ihm, dass es nicht dieser entgegen sei, bei jugendlichen Zerstreuungen den Überfluss des Freundes zu teilen; allein bei dem kleinlichen Bedürfnisse des Lebens konnte er sich nicht dazu überreden; auch ahnte der in dieser Hinsicht mehr als billig sorglose Freund nicht diesen feindlichen Druck der Verhältnisse, dessen Wiederschein auf seinem Antlitz Woldemar ihm sorgfältig zu verbergen suchte.

Er dachte schon daran, Zuflucht zu Wucherern und Juden zu nehmen, als seine sorgliche Mutter, als es eben die höchste Zeit war, ihn mit der Freudenbotschaft überraschte, dass alles Nötige schon von ihr besorgt sei. Er sah sie betroffen, fast erschrocken an. Wundere dich nicht, sagte sie lächelnd, ich habe mich jahrelang dafür vorbereitet, und so wurde es mir endlich leicht, zu Stande zu bringen, was mir beim ersten Gedanken so schwer vorkam. Auch fand der dankbare Sohn zu seiner großen Verwunderung bald, dass sie fast zu reichlich für ihn gesorgt hatte, und dass die schweren goldenen Epauletts denen seiner reichsten Gefährten weder an Glanz noch an Wert nachstanden.

Das Schiff war bestiegen, die Anker gelichtet, und ein günstiger Wind führte das majestätische Gebäude, dessen mächtiges Fortschreiten die schwarzen Wollen des Kattegats in weißen Schaum verwandelte, durch das besiegte Meer. Aber nicht lange dauerte diese unstete Gunst. Es erhob sich ein Sturm, der mit mehreren Unglücksfällen vereint sie zwang, in einem kleinen norwegischen Hafen einzulaufen.

Hier auf der Reede des kleinen Fleckens trat ein Unfall ein, der, an sich von keinem besonderen Einfluss, doch wie eine böse Vorbedeutung einen unangenehmen Eindruck zurückließ. Der Kapitän des Schiffes, ein bereits bejahrter Mann, dessen gebücktes Haupt und schneeweiße Haare ihm das Ansehen eines Greises verliehen, obgleich er, rüstig und kräftig, beides nur als ein Merkmal vieler ausgestandener Widerwärtigkeiten angab, hatte unter mehreren Eigenheiten auch eine besondere Neigung für Gemmen und Edelsteine und führte eine kleine Sammlung von Ringen, Brustnadeln und ungefassten Seltenheiten, die einen immer kostbarer als die anderen, in einem zierlichen Kasten mit sich herum, ohne doch je die ersten zu tragen. Diesen Schatz bei jeder Gelegenheit vorzuzeigen und dem Zuschauer mit vieler Beredsamkeit die Schönheit und Geschichte jedweden Steines zu erklären, war sein eigentliches Steckenpferd.

So wurde auch eines Tages, als mehrere höhere Beamte des Städtchens bei ihm zu Mittag gegessen, der allen Offizieren schon wohlbekannte Kasten hervorgenommen. Während des Herumzeigens entstand plötzlich ein Lärm auf dem Verdeck; ein Rauch, der von unten aufstieg, gab Anlass zu einem Feuergeschrei. Der Chef eilte bei der ersten Meldung selbst hinaus. Es fand sich aber gleich, dass keine Gefahr vorhanden sei. Die Übrigen waren gefolgt, der Kasten offen geblieben. Als die erste Unruhe sich gelegt, kehrten die Fremden zu der unterbrochenen Unterhaltung zurück. Auf einmal erblasste der Kapitän und stockte, doch bald sich fassend fuhr er mit einem starren Blick in den Kasten in seiner Rede fort; schloss aber kürzer und trockner als gewöhnlich, ließ den Deckel fallen und entließ verstimmt die Gesellschaft.

Allein unter sich, nahmen die Offiziere keinen Anstand, ihn mit aller Ehrfurcht um die Ursache seines auffallenden Benehmens zu fragen, eben weil sie eine dunkle Ahnung von der höchst verdrießlichen Wahrheit hatten.

Ich begreife freilich nicht, wie, erwiderte er, allein ein sehr kostbarer Ring ist wahrscheinlich durch mein Versehen, aus dem Kasten verschwunden. Es würde eine Beleidigung gegen meine Gäste gewesen sein, in ihrer Gegenwart dieses Verlustes zu erwähnen, und ich tue es auch jetzt nur auf eure Frage, weil ich weiß, dass niemand von euch sich im mindesten bei einer solchen Nachricht betreten fühlen kann. Ihr solltet aber den Ring gekannt haben, — und nun beschrieb er ihn mit wahrer Liebhabergenauigkeit auf das Ausführlichste, ohne irgendeine andere Absicht, als seiner Liebe zu der Sache Genüge zu tun.

Er selbst berührte nach dieser Stunde nie mehr diesen Gegenstand, der, wie begreiflich, um so sehr von den erstaunten Offizieren besprochen wurde, so erfuhr es auch Woldemar, der diesen Nachmittag die Vordeckswache gehabt, nur von feinen Gefährten. Zwei Tage nachher wurde in See gestochen. Die Sache schien vergessen.

Kurze Zeit hernach, als Holger sinnend auf dem Verdeck auf und nieder ging, gesellte sich John zu ihm, von dem beide Freunde, ohne doch die äußere Artigkeit bei Seite zu setzen, sich etwas zurückgezogen hatten, welches er aber nicht bemerkt zu haben schien. Nach einigen gleichgültigen Worten sagte er auf einmal mit einem sonderbaren stechenden Blick, der zwischen Furcht und Neugier schwankte: Es freut mich, dass der Chef den Ring wiedergefunden hat, obgleich ich nicht begreife, warum er es verschweigt, da doch die Nachricht von seinem Verluste wie ein Lauffeuer herumlief.

Wiedergefunden? Wieso? fragte Holger unbefangen.