Die besten Geschichten vom Halligdichter Wilhelm Lobsien - Wilhelm Lobsien - E-Book

Die besten Geschichten vom Halligdichter Wilhelm Lobsien E-Book

Wilhelm Lobsien

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Beschreibung

Eine Wanderung zur Hallig Oland und ein überraschender Sturm waren für Lobsien's Leben prägend. Ab diesem Zeitpunkt hatte er seinen schriftstellerischen Schwerpunkt gefunden. Bis zu seinem Tod wird er die Halligen immer wieder besuchen und seine Eindrücke schriftstellerisch immer wieder verarbeiten. Das wird ihm anerkennend die Bezeichnung "Halligdichter" einbringen. 1947 stirbt Lobsien auf dem Weg zur Hallig Oland. Von Lobsien's zahlreichen Werken sind heute nur noch wenige erhältlich. Völlig zu Unrecht! Mit dieser Sammlung seiner besten Novellen wird ein Teil seines faszinierenden Werkes wieder neu zugänglich gemacht, bei dem der Leser viel vom existenziellem Leben auf den Halligen erfährt.

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Seitenzahl: 257

Veröffentlichungsjahr: 2025

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vom Halligdichter

Wilhelm Lobsien

Moorwolf Verlag

Die besten Geschichten vom Halligdichter Wilhelm Lobsien

Moorwolf Verlag, 2025

Kontakt: [email protected]

Titelzeichnung: Th. Herrmann, Bearbeitung K. Heinzel

Vertrieb: epubli

Made in Germany

ISBN: 978-3-819086-76-2

© Moorwolf Verlag, Husberger Moor

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation unter http://www.dnb.de

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Über Wilhelm Lobsien

Der Gonger

Das tanzende Licht

Trutz, blanke Hans!

Auf Söschenwarf

Der Seeruf

Unterstrom

Haye Hehmsens Heimkehr

Ragna

Nommen Friech und das Unergründliche

Hark Harksens Wandlung

Der stille Gast

Edlef Heemsens Heimkehr

Wiebke Bleiken

Hayo Früdden

Marianne Garmsens Weg

Sönke Dirksens letzte Fahrt

Sabine Thadsens Liebhaber

Abschied vom Hof

Letzte Fahrt

Halligtod

Glossar norddeutscher Ausdrücke

Über Wilhelm Lobsien

Bild: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek

Wilhelm Lobsien wurde 1872 in dänischen Foldingbro nahe der deutschen Grenze geboren. Sein Vater war als berittener Zollkontrolleur tätig und die Familie wohnte dort in einem strohgedeckten Bauernhaus am Ufer der Königsau. Als er vier Jahre alt war zog die Familie in die Stadt Tondern, welche erst seit 1864 zu Preußen und später zum Deutschen Reich gehörte.

In seinem 1923 erschienen weitgehend autobiographischen Buch „Das Rosendach“ beschreibt er Tondern wie folgt: „...wo in der weiten Gotteswelt gab gab mehr was der Knabenphantasie so viel Nahrung gab als in den altersgrauen Häusern und versteckten Winkeln des verschlafenen Städchens? War sie doch überreich an alten Sonderlingen und seltsamen Gestalten, deren ganze Lebensführung so verschnörkelt war wie die krummen Gassen und schiefen Giebel“. Tatsächlich war Tondern zu dieser Zeit ein nebeneinander von dänischen, niederdeutschen und friesischen Menschen.

Lobsien wollte eigentlich Seemann werden. Er ordnete sich aber dem Wunsch der Eltern unter und wurde Lehrer. Zuerst in dem kleinen Ort Hoyer in der Nähe von Tondern. 1897 zog er dann nach Kiel und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung als Lehrer an einer Mädchenschule.

Mit 22 Jahren erschien bereits sein erster Gedichtband. Obwohl er Reisen von Afrika bis Norwegen unternehmen sollte, fand er im Jahr 1905 durch eine Wattwanderung zur Hallig Oland sein Lebensthema. Er schildert in seinem Buch Wie ich zum Halligdichter wurde wie er nach einer langen Wanderung durchs Wattenmeer endlich Hallig Oland erreicht. Als er dort im Pastorat übernachtete kam auf einmal Sturm auf: „...ich gestehe es gern, dass mich ein leises Grausen anfiel und es mir eiskalt über den Rücken kroch. [...] Ich mochte nicht schlafen, sondern setzte mich ans Fenster und blickte hinaus. Vor mir lag der kleine Kirchhof mit den kleinen, vom Weststurm im Laufe der Jahre schief gedrückten Holzkreuzen, dahinter das niedrige Kirchlein mit dem aus Strandholz errichteten Glockenturm, zu dem das laut orgelnde Meer einen wundervollen Hintergrund bot.[…] Ein weiß überschäumtes, drängendes, spielendes, sich überstürzendes, heulendes, brüllendes Meer raste auf die Hallig zu, an ihr vorbei, gegen die Nachbarhalligen. Und immer neu kam es heran. Wie schwarze, bellende Wölfe waren die Wellen. Sie sprangen an dem steilen, niedrigen Ufer empor, und ihre weißen Zähne leuchteten und blinkten. Sie schnappten nach der Uferböschung, packten die strohgeflochtene Strandbefestigung und stürzten aufklatschend wieder in den sich zusammen wühlenden Wellenhaufen, der von draußen unermüdlich immer neue Verstärkung bekam. Er stand wie im Fieber. Das Ungeheure, das sich vor meinen Augen auftat, erschütterte mich und packte mich, wie mich noch nie etwas gepackt und erschüttert hatte. Was ich sah und hörte, nahm Form und Gestalt an, drängte auf mich ein, rüttelte an meinem Innersten und wühlte mich in meinen tiefsten Tiefen auf. Und plötzlich stand meine erste Hallignovelle fertig vor mir, zwang mich an den Tisch und ließ mir keine Ruhe, bis ich sie wie im Fieber niedergeschrieben hatte. Ein jauchzender Rausch war über mich gekommen und das lachende Siegergefühl: Nun hast du gefunden, was Quell und Untergrund deines Schaffens ist, die Seele der großen, wilden, wundervollen Nordsee.“

Im nächsten Sommer machte er auf Hallig Oland erneut einige Wochen Urlaub. Lobsien, der nie verheiratet und meist alleine unterwegs war, wird in den folgenden Jahren Oland mehr als 40 Mal besuchen. Seine Faszination für die Halligen und das Halligleben sowie die literarische Verarbeitung seiner Eindrücke wird ihm anerkennend die Bezeichnung „Halligdichter“ einbringen.

Lobsien gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zu den meistgelesenen Schriftstellern in Norddeutschland. Insgesamt veröffentlichte er mehr als 50 Bücher.

Lobsien starb 1947 auf dem Weg zur Hallig Oland an Herzversagen. Dort befindet sich heute sein Grabstein.

Lobsien war nie Mitglied in einer Partei. Seine Mitgliedschaft im nationalsozialistisch geförderten Eutiner Dichterkreis löste nach dem Ende der NS-Herrschaft allerdings Kritik aus. Diese posthum negative Sicht auf Lobsien führte wohl dazu, dass von ihm vergleichsweise wenige Werke neu aufgelegt wurden, sodass die meisten seiner Bücher heute nur noch in Bibliotheken oder Archiven zu finden sind.

Völlig zu Unrecht! Lobsien’s Novellen haben eine große Faszination. Sie vermitteln viel vom existenziellen Leben der Menschen auf den Halligen, welche weitab von Festland und Nachbarn ständig von der Nordsee bedroht sind.

Dieses Buch bringt eine Auswahl seiner besten Novellen von den Halligen.

Die Rechtschreibung wurde größtenteils an die heute gültige Form angepasst, um jüngeren Lesern das Lesen von Lobsien’s Novellen zu erleichtern.

Verwendete Begriffe von den friesischen Halligen und Inseln sind in einem Glossar erklärt.

Moorwolf Verlag

Der Gonger

Das war in der wilden Nacht, als die fünfzig dänischen Fischer in der Jammerbucht untergingen und von Texel bis hinauf nach Norwegens Klippenkranz eine einzige lange, kochende, brausende Brandungswelle stand.

Da kam ein Mann vom Strand heraufgekrochen; es hielt schwer, die von der Flut zerbröckelte, steile Dünenkante zu besteigen. Als er endlich oben war, lag er eine Weile auf allen Vieren wie ein Tier im Schneesturm und ließ den Kopf kraftlos sinken, während das Wasser in Strömen aus seinen Kleidern und Haaren rann.

Eine ganze Weile lag er so.

Als aber die Kälte ihn schüttelte und warf, erhob er sich mühsam, raffte seinen Stab auf, den die See in den Sand geworfen hatte, und schleppte sich müde davon. Noch einmal blickte er sich scheu und verdrossen um und ließ die vom Salzwasser brennenden Augen über die kochende See gehen und die halbtaub gewordenen Ohren auf die brüllende Brandung lauschen; dann kroch er wieder ganz in sich zusammen, zerrte den nassen Rock straff um den Leib und wankte in die Dünen hinein.

Ein Wunder war es, dass er noch lebte.

Gestern früh waren sie mit ihrem Kutter in See gestochen bei hartem Nordwest und poltrigem Wasser, wie schon so oft, namentlich in dieser Herbstzeit. Im Westen von Röm waren ihnen die dänischen Fischer begegnet, die von Esbjerg ausgelaufen waren und nach Norden steuerten.

Anfangs ging alles gut, wenn sie auch ziemlich viel Wasser überkriegten. Jedenfalls dachten sie nicht ans Umkehren, schlimmstenfalls konnten sie ja unter List in Schutz gehen.

Da kam, gerade als einer von ihnen ins Luk steigen wollte, ein unheimliches Heulen und Pfeifen über die See.

Fern an der Kimm, die schon den ganzen Tag gries und dreckig gewesen war, schob sich eine schwarze, von schwefelgelben Streifen durchzogene Bank herauf, wurde größer und größer, kam mit rasender Eile näher und näher, deckte sich wie ein schweres Tuch über die ganze See, zerriss dann in tausend Fetzen, zerflatterte und stob vor dem aufspringenden, mit jeder Sekunde stärker werdenden Sturm über den wieder etwas aufklarenden Himmel.

Schaum, weißer, stiebender, spritzender, fegender Schaum, soweit die Augen reichten, und eine See, die steil und schwarz aus der Tiefe aufstieg, zusammenbrach, wieder höher und steiler aufstieg, sich donnernd überschlug und, eine ungeheure Herde schnappender, schlingender, fletschender Riesenwölfe, brüllend zur Küste jagte. Immer neu kam es von draußen herein, wälzte sich über das zitternde Boot und drückte es in die schwarze, brodelnde Tiefe. Aber es kam wieder hoch, schüttelte sich, dass die zerbrochenen Stänge in den flatternden Tauen knarrten, und trieb dann vor Top und Takel steuerlos der fern aus dem Gischt aufsteigenden Insel zu.

Sechs Hände griffen zu, hackten, zerrten und rissen am zerspellten Mast, um ihn vollends zu kappen und freizubekommen.

Da stieg eine neue See herauf; hoch und steil wie ein Brett, rollte in ungeheurem Schwung vor, schob sich unter das Boot, bäumte sich, hob es hoch empor und warf es dann wie ein zerbrechliches Spielzeug in die schäumende Tiefe.

Ein gellender Schrei — grapsende Hände — eine hastige Schau über Himmel und Meer — dann war es vorbei. Einer nur wühlte sich aus der Tiefe wieder herauf, umklammerte ein paar umhertanzende Decksplanken und ließ sich, mehr tot als lebendig, von den rollenden Wellen umhertaumeln, bis ihn die Brandung auf den Strand warf. Soviel Lebenshunger besaß er noch, dass er sich sofort mit aller Kraft dran machte, den Dünenhang hinaufzuklettern.

Und nun war er da und wankte mit langsamen Schritten durch den Sand.

Nach einer Weile sah er eine Hütte liegen und ging darauf zu. Die Fenster waren dunkel. Vielleicht waren die Bewohner drunten am Wasser, um Strandgut zu bergen; vielleicht waren sie schon schlafen gegangen.

Immerhin, er wollte versuchen, Einlass zu bekommen, um ein trockenes Lager zu finden.

Mit frostharten Händen klopfte er gegen die Tür und blickte, da nicht gleich Antwort kam, über die Insel.

Da sah er in nicht gar weiter Ferne ein helles Fenster und sagte sich, es sei besser, gleich darauf zuzugehen, statt hier im beißenden Wind zu warten.

So ließ er die steinerne Schwelle und wankte durch Gras und Heide, bis ihn das helle Licht freundlich überleuchtet und ihn ein mitleidiges Fischerpaar herzlich willkommen hieß.

Das kleine Haus aber, vor dem er wartend gestanden hatte, war inzwischen lebendig geworden. Schwere Atemzüge stießen in die Stille, und eine alte Stimme sprach hastig und ängstlich:

„Merret! Merret! Hörst du nicht?“

„Ja, Frerk“, kam es zitternd zurück, „aber ich hab’ solche Angst.”

Und dann war wieder ein lange, bange Stille.

„Merret“, wimmerte die alte Stimme wieder, „es steht einer vor der Tür.“

Kurzes, atemstilles Lauschen, dumpf überrauscht vom Branden der See.

„Hörst du, Merret?”

„Ja, ja, ich hör’ es, Frerk — da— da — am Fenster.”

Ihre Bettdecke flog auf und ab, und ihre alten Zähne klapperten vor Furcht und Grauen.

Da scholl plötzlich das dumpfe Klopfen des Fremdlings durch die Kammer — einmal — zweimal — dreimal.

„Frerk! Frerk! Der Gonger!“

Ein gellender Schrei zerriss den Abend, und dann wühlte sich die alte Frau zitternd unter die Kissen, während ihr Mann, die alten Hände in die Bettdecke verkrampft, sich langsam aufrichtete und mit flackernden Augen nach der Tür blickte.

Sollte der Gonger wirklich da sein und unter dem Fenster stehen? Der Gonger, der es immer anzeigte, wenn ein Schiffer draußen in der weiten See untergegangen war? Stand er draußen, um ihnen zu melden, dass ihr Sohn, der in diesen Tagen um Kap Horn fuhr, ertrunken sei?...

Langsam lösten sich seine Hände von den Kissen, langsam ließ er sich zurücksinken und lag dann lange und starrte mit aufgerissenen Augen zur Decke.

Der Wind ging schwer und hart ums Haus, und vom Strand herauf kam das Murren und Grollen dumpf und unheimlich durch die dunkle Stille der Kammer. Eine Möwe wurde von einer Bö über den Dünenkamm gedrückt und gegen das Fenster geworfen, dass es hastig aufklatschte.

Da ging wieder ein Zucken durch den Leib der beiden einsamen Alten, dass es war, als habe ein Peitschenhieb sie getroffen.

„Merret, hörst du? Er hat schon wieder geklopft. Unser Junge sagt sich an.”

Sie antwortete nicht und wimmerte nur noch lauter, bis ihr Jammer endlich in ein wehes Schlucken überging und ganz still wurde.

„Merret“, begann ihr Mann wieder.

„Ich weiß, was du sagen willst, Frerk. So lass uns denn aufstehen und hinausgehen, ob er es auch richtig gewesen ist.“

„Ja, Merret.“

Scheu und ängstlich öffneten sie die Tür und sahen eine große Wasserlache auf dem breiten Stein vor der Schwelle.

Da hatten sie die Gewissheit, dass der Bote in Wahrheit vor ihrer Tür gewesen sei und den Tod ihres Kindes gemeldet habe, das Wasser war aus seinen Kleidern auf den Stein gesickert.

* * * * * * * * *

Als am andern Tag die Sonne aufging und die See wieder ruhig geworden war, pflückten sie die letzten Geranien aus den Blumentöpfen auf der Fensterbank, banden sie zum Kranz und fuhren aufs Meer hinaus. Weit draußen, wo die Brandungswelle sprang, warfen sie den Kranz in die Flut als Gruß an ihren Sohn, der irgendwo im weiten Ozean schlief. —

Vier Wochen später kam die Nachricht, dass das Schiff, auf dem Harro angemustert hatte, mit Mann und Maus untergegangen sei.

„Ja, ja“, sagten sie zum Prediger, der ihnen die Kunde brachte, „wir wussten es schon. Er hat sich doch angemeldet.”

Das tanzende Licht

Wir trieben mit ziehendem Ebbestrom langsam seewärts. Wie ein feines blaues Band säumte der ferne Deich das grüne Festland, und aus dem Dunst, der über der See lag, stiegen weit im Osten die ersten Halligen auf.

Der Wind wurde immer schwächer, das Segel flappte müde gegen den Mast, und ganz leise dünte das Meer im Strom, der weit drüben wie ein silbernes Band sich durch das Watt zog.

Eine Weile hatten wir versucht, durch Rudern und Staken das breite Boot vorwärtszutreiben. Aber als ich des Arbeitens mit den schweren Riemen überdrüssig geworden war, da es uns doch unserem Ziel nicht näherbrachte, sagte ich:

„So, Bandix, nun hab’ ich genug davon! Wir kommen ja kaum vom Fleck, und schließlich sind wir doch auch keine Galeerensklaven. Ich werde gleich Anker auswerfen.“

Da aber fiel mir Bandix in die Arme.

„Nein, nein, bloß hier nicht! Ein paar hundert Meter müssen wir erst noch weiter sein, dann legen wir uns fest.“

Ich wollte protestieren. Aber als ich in das alte, zerknitterte Schiffergesicht blickte, das in diesem Augenblick eine seltsame Mischung von Sorge, Angst und Aufregung zeigte, fügte ich mich seinem Willen und arbeitete weiter, mich an dem wunderlichen Geräusch des am Bootsrand blubbernden Wassers freuend.

Nach kurzer Frist hielt Bandix an, der Anker klatschte über Bord, fraß sich im saugenden Sand fest, und wir lagen still, neugierig begrüßt von den über uns hinfliegenden schreienden Haffvögeln.

„Ist dir’s nun recht, Bandix?“ fragte ich und konnte dabei ein leises Lächeln nicht unterdrücken. „Ich meine, wir hätten uns schon vorher festlegen können, der Platz ist doch der gleiche.“

„Nein, es ist eben nicht der gleiche Platz. Ihr klugen Leute vom Festland wisst ja alles besser; aber was wisst ihr von den tanzenden Lichtern. Ich habe auf einer meiner Halligfahrten einmal mit einem Professor aus, Kiel darüber gesprochen. Der war gewiss ein kluger Mann, aber erklären konnte er es mir auch nicht. Nun will ich es dir einmal erzählen, denn du hast doch auch schon viel erlebt und schreibst doch deine Bücher über Friesland.

„Was hat das denn mit den tanzenden Lichtern zu tun?“

„Du kennst doch die Geschichte vom Gonger.“

„Gewiss“ —

„Und glaubst du daran?“

„Warum sollte ich nicht daran glauben, Bandix ?“

„Sie ist auch wahr, aber viele lachen darüber. Die wollen auch nur glauben, dass die Möwen einfach Vögel sind, und doch sind sie die Seelen der Ertrunkenen, die im fernen Meer schlafen und keine Ruhe finden können. So ist es auch mit den tanzenden Lichtern. Immer wenn Menschen auf dem Watt sind, tanzen die Lichter wie helle Flammen über die Priele und locken und rufen. Wehe, wer ihnen folgt. Der geht ohne Gnade unter, wenn es ihm oder einem anderen nicht gelingt, das tanzende Licht zu greifen und auszulöschen. Da, wo du zuerst festmachen wolltest, habe ich vor einigen Wochen solch tanzendes Licht gesehen. Ich schob mein Boot ganz dicht heran und versuchte, die Flamme zu ergreifen, aber ich packte immer vorbei. Auf einmal, als ich glaubte, sie zu haben, sprang sie hoch und lief dann über das Watt nach Oland zu. Ja, und am andern Tag, da höre ich, dass Magda Lorenzen beim Porrenfischen ertrunken sei. So ist es ihr Licht gewesen, und ich, ich hätte es in der Hand gehabt, sie zu retten, wenn ich nur die Flamme gepackt hätte.“

„Ist Magda denn hier ertrunken ?“

„Nein, aber das Licht hat doch ihren Tod angemeldet.“

„Ich glaube, du bist ein Spökenkieker, Bandix.“

„Nein, aber ich weiß, was ich weiß, und wer lange genug im Nebel und Sturm übers Watt gesegelt ist, weiß mehr als andere Leute und hütet sich, Anker zu werfen, wo er einmal tanzende Lichter gesehen hat. Pastor Sönnichsen von Westerholm wollte auch nicht daran glauben, und seine Frau lachte, als ich ihnen davon erzählte. Nun ist er auf dem Sand von Habel geblieben, und seine Frau lacht nicht mehr. Aber seit jenem Tage darf im Pastorat kein Licht nach See zu brennen.“

„Aber lieber Bandix, es gibt —.“

„Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt. Ich kenne den Spruch. Der Professor aus Kiel sagte ihn auch immer, wenn er sich nicht zu helfen wusste.“

„Du musst doch zugeben —.“

„Gar nichts gebe ich zu“, unterbrach er mich. „Aber sieh, da hinten kommt der Baumeister mit seinem Motorboot. Der kann uns in Schlepp nehmen und nach Amrum bringen. Er ist auch ein solch Kluger, der mit seinem Mund und mit seinem Boot glatt über alle tanzenden Lichter hinsegelt. Ich aber weiß, was ich weiß, und wünsche dir allzeit ein sicheres Wattenlaufen ohne Flamme und Licht.“

Das Knattern kam näher und näher, und bald darauf hatten wir unser Boot festgemacht und fuhren über Tiefen und Untiefen hinweg nach den fernen, leuchtenden Inseln, die hell und froh in Sonne und Glanz lagen. —

Als ich einige Wochen später dieselbe Strecke zurückfuhr, sahen wir eine treibende Leiche im Strom und bargen sie. Es war der alte Bandix, den die Flut auf dem Watt überrascht hatte. Da musste ich an die tanzenden Lichter denken.

Hatten sie nun auch den wattenkundigen Bootsmann verlockt?

Trutz, blanke Hans!

Die Leute droben an der Jammerbucht sprechen noch heute von der wilden Nacht, die den Todesschrei der fünfzig untergehenden Fischer hörte und erst spät dem nebeldunklen Sonntag wich, an dem die Witwen und Bräute ihre schwarzen Schleier wie dunkle Bahrtücher in die kleine, weiße Dünenkirche trugen.

Der Meergott stand draußen auf der Kimm und lachte, dass es wie heiseres Bellen von Texel bis nach Norwegens Klippenkranz scholl. Er packte die dunkelgrauen Wolkenballen und schleuderte sie über die dunkle Himmelskuppe bis weit über das zitternde Land hinüber, patschte dann seine Riesenfäuste in die kochende See, dass die Wellen erschreckt aufsprangen und wie gehetzte Wölfe gegen die Halligen rannten. Wie Schneeflocken taumelten die weißen Möwen durch das Dunkel und suchten Schutz hinter den festen Dämmen.

Er aber stand draußen und lachte, als seine weißen Wölfe auf die Deiche und Dämme hinaufsprangen und ihren flockenden Geifer weit ins Land hineinspien. Was war der Mensch? Und was sein Werk? Nichts als ein elendes Spielzeug, wenn er seine Fäuste ausstreckte und die See, die wilde, wundervolle See, vor sich herschob. Er hasste ihre Wurten und Deiche und hasste doppelt alle, die ihre blanken Spaten in die alte Kleierde des Wattenmeeres stießen und mit Steinblöcken und Faschinen die breiten Dämme kreuz und quer durch sein Wellenreich bauten, und darum packte er mit gellendem Hohnlachen die weit draußen im Watt vor Anker liegende Arbeiterwohnschute, rüttelte sie, hob sie hoch empor, kenterte sie und schleuderte sie dann krachend in die kochende See. Waren es Menschenschreie, die aus der Tiefe heraufgurgelten? Was kümmerte es ihn! Lauter als alles Menschenweh gellte sein Triumphlied über die rollenden Wogen.

Dann drängte er weiter, gegen die kleine Hallig, die als letzter Rest der großen Utlande, die er vor Jahrhunderten verschlungen hatte, einsam weit draußen vor der Küste lag. Ein paarmal stieg er schwarz und drohend an ihrem niedrigen Ufer empor, brüllte einen Fluch über das flache Land und schleuderte mit den Tatzen einige Wellenköpfe gegen das kleine, strohgedeckte Haus, dass sie prasselnd an den Fensterscheiben zerspritzten und die drei Bewohner erschreckt aufsprangen.

Lachend ließ er sich wieder in die See zurückgleiten und in seinem großen Wiegenbett schaukeln. Es kam ihm plötzlich die Lust an, mit dem winzigen Stückchen Erde zu spielen, und so warf er sich herum und drängte die Wellen nach einer anderen Himmelsrichtung, dass sie sich an den großen Inseln weit draußen brachen und nur noch mit halber Kraft, wie spielende Meerfrauen, an der Halligkante vorbeiglitten. Die verhetzten Wolkenballen sammelte er, presste sie in die tiefen Wogentäler des Ozeans und zerriss die graue Himmelsdecke, dass der Mond Bahn bekam und sein silbernes Licht auf See und Sand hernieder zittern ließ.

Da schloss der alte Bonke — und es war ein feines Klingen in seiner sonst so harten Stimme — sein Gebet: „Herr, du erlösest uns aus Sturm und Wassersnot. Dir sei Lob, Ehr’ und Preis. Amen“, klappte bedächtig sein Bibelbuch zu und wandte sich, den Blick noch einmal durchs Fenster werfend, an sein Weib und sein Kind: „Der Sturm flaut ab. Last uns schlafen gehen!“

Noch einmal schritt er mit schweren, stampfenden Tritten durch den Stall, ließ die breiten Hände liebkosend über den blanken Rücken seiner Kühe gleiten, schaute noch einmal ins Wetter und kroch dann zu seiner Frau ins breite Wandbett, während sich die Tochter Binne in die große, zu einem Bett hergerichtete Truhe kuschelte, die in der Küche stand.

„Schläfst du schon, Sabbe?“ sagte er, selbst schon halb im Schlaf. Nein, sie schlief nicht; aber sie antwortete ihm nicht, sondern lag mit gefalteten Händen, die großen Augen ins Dunkel gerichtet, und dachte daran, dass sie in diesen Tagen ihre schwere Stunde erwartete, und ob wohl der Sturm so weit nachlassen werde, dass ihre Schwester zur Hilfeleistung werde herüber segeln können. Aber nicht lange lag sie so; der dumpfe Choral, den draußen Sturm und See sangen, lullte sie bald in Schlaf.

Aber noch war die Nacht nicht um, als sie schon wieder erwachte und den Blick vom Wandbett aus durch die Fenster gleiten ließ. Die ganze Hallig war weiß; es sah aus, als habe es geschneit und als fiele der Schnee noch immer in wirbelnden Flocken herab. Aber was weiß stiebend gegen Dach und Wand flog, war kein Schnee, sondern der Schaum der an der Halligkante sich brechenden Brandungswogen. Sturm und See hatten sich abermals herumgeworfen, und wieder stand der Meergott auf der Kimm und hetzte seine Wölfe gegen die verhassten Wurten und Dämme. Heulend fuhr der Sturm über das Meer, hetzte und trieb, drängte und schob, zerrte und riss am Strohdach und lachte sein wildestes Lachen, als die Wellenwölfe die Kanten übersprangen und bellend mit ihm um die Wette gegen das einsame Haus rannten.

„Bonke! Bonke!“ schrie das Weib auf. Aber es bedurfte des Weckrufes nicht. Das Krachen und Knarren im Dachgebälk, das Klappern der Luken, das Heulen und Pfeifen im Schornstein, das Brüllen des ängstlich gewordenen Viehs riss auch Binne aus dem Schlaf. Hastig warfen sich alle drei in ihr Zeug und standen zunächst ratlos und wussten nicht, was sie beginnen sollten. Die kleine Binne warf einen Blick zum Fenster hinaus und schrie plötzlich laut auf: die ganze Hallig war ein einziges schäumendes Meer, das schon an der Wurt empor leckte, sich höher und höher schob und mit den weißen Armen nach den Büschen unter den Fenstern langte. Herrgott, wie schnell das Wasser stieg! Und dabei war es noch Ebbezeit und einige Stunden vor Flut.

„Die Sandsäcke, schnell.“

Sie drängten alle drei nach dem Stall hinaus, schleppten die schweren Säcke herbei und stapelten sie vor den Türschwellen auf. Aber was half es? Der Druck der Flut war so stark, dass das Wasser gleich schwarzen Schlangen sich durch den Wall hindurch wand und bald den ganzen Flur überflutete. Und immer lauter heulte der Sturm und brüllte die See.

Auf einmal stieg es draußen schwarz empor, eine riesige heranrollende Welle bäumte sich auf, kenterte und warf sich klatschend gegen die Fenster. Noch eine und noch eine, die ganze rollende Nordsee brach herein, reckte sich und hämmerte mit trommelnden Fäusten gegen das zitternde Haus, dass ein ächzendes Stöhnen durch das Gebälk ging und schauerlich in das Gebrüll der Kühe klang, die an den klirrenden Ketten rissen und verzweifelt die flutüberspülte Stalldiele stampften.

„Es wird schlimm, Mutter! Wir müssen auf den Boden hinauf. Ich will nur erst das Vieh losbinden.”

Als er eben die Tür hinter sich geschlossen hatte, hetzte der Meergott eine neue Wolfsmeute gegen das Haus. Ein Sprung, ein Schrei — und klirrend sprangen die Fenster ins Zimmer, und hinterdrein platschte das schwarze, gurgelnde Wasser, immer mehr, immer mehr, als stünde das Meer berghoch um die Hallig herum. Hastig eilten die drei Halligleute die Leiter empor, und es war ihnen, als kröche die Flut hinter ihnen drein, so schnell stieg sie, füllte Flur und Stube und tanzte mit Tischen und Stühlen.

Bonke schloss die Luke unter sich; er wollte nicht sehen, was drunten vorging. Aber die Bodenluke öffnete er und blickte hinaus. Herrgott, war das eine See! Und der Sturm! Ein Zucken und Beben ging durch das Haus, und das Dach schwankte und tanzte. Wie lange würden die Mauern noch standhalten? Wie lange die Stützbalken dem furchtbaren Druck widerstehen?

Bonke blickte sich um. Die kleine Binne lag auf einem Bündel Heu und hatte die Schürze über den Kopf geschlagen, um nichts zu hören und zu sehen. Sabbe lehnte sich gegen einen Balken, gerade neben dem Sarg, den sie hier draußen immer für alle Fälle bereit haben, hielt die Augen geschlossen und wand sich in Schmerzen. Bonke ging zu ihr. Er wollte ihr Liebes tun und sagen; aber er konnte es nicht, das lag ihm nicht, und so ließ er nur sacht die großen Hände über ihren zuckenden Leib gleiten.

„Leg dich, Sabbe, dann wird es besser.“

Sie sank in die Knie und stieß gegen den Sarg, dass der Deckel herunterfiel; aber es erschreckte sie nicht; dies letzte Bett war ihr durch den täglichen Anblick vertraut. Und so fand sie auch nichts dabei, dass Bonke Stroh in den Sarg legte und sie darin bettete.

„Sei nicht bange, Sabbe; die See wird schon stiller.“

Sie tat, als vertraue sie ihm, und las doch in seinen Augen, dass er selbst nicht an diese Worte glaubte.

Unruhig erhob Bonke sich und trat wieder an die Bodenluke. Mein Gott, was kam da von draußen heran, schwarz, drohend, in rasendem Tanz, bald hoch emporschießend, bald tief niederstampfend? Ein Schiffsmast war es, der wie ein Rammblock näher und näher kam und dann krachend die Mauer durchstieß und wie ein Hammer in Flur und Stube stampfte. Einen Augenblick nur dauerte es, dann brach die ganze Mauer ein, und nur noch die tief in die Erde hineingelassenen Eckbalken trugen das schwankende Dach, und hohnlachend riss der Sturm die Bodenluke aus den Angeln und schleuderte sie wie einen Fetzen Papier über die See.

Mit einem furchtbaren Schrei bäumte Sabbe auf und warf sich dann weh durchwühlt wieder zurück. Ihre schwere Stunde war gekommen.

Der Sturm heulte und pfiff, drückte durch die offene Luke, packte das Strohdach und riss große Fetzen heraus, dass bald nur noch die Sparren übrig waren. Ab und zu spritzte eine Welle weiß stiebend hindurch, und hin und her schwankte und tanzte das knackende Gebälk. Die Kranke wimmerte, Bonke mühte sich um sie und sprach ihr Trost zu, und Binne kniete und betete mit zitternder Stimme, die wie ein heiserer Schrei klang: „Vater unser, der du bist im Himmel“, betete und betete und konnte doch nicht weiter, hatte alle Worte vergessen und stammelte nur immer: „Vater unser, Vater unser.“

Und draußen an der Kimm stand der Meergott und lachte und warf neue Wellenmassen an die Küste, bis sie den Deich zerrissen hatten und auf die grüne Marsch des Festlandes sprangen und den neuen Koog ertränkten.

Dann aber war es mit ihrer Kraft vorbei. Wohl drängte der Meergott selbst zur Küste, aber seine Wellenwölfe waren müde geworden und trieben langsam, wenn auch immer noch unruhig springend und heiser bellend, in den Ozean zurück.

Da patschte auch der Meergott durch das Watt, das mählich von der Flut verlassen wurde, zurück. Gemächlich ließ er sich von den letzten Sturmwellen tragen. Ein stolzes Lächeln glitt über sein altes Gesicht, als er an den Deichbruch dachte, und er freute sich auf den Anblick der zerrissenen Wattendämme. Aber in dumpfer Wut musste er erkennen, dass die Menschen mit ihrem stolzen Wort: „Trutz, blanke Hans!“ doch Sieger geblieben waren; tang- und muschelbedeckt zwar, aber unversehrt duckten die breiten, steinernen Brücken aus der Flut. Grollend drängte er weiter und schob sich nach der Hallig hinüber, reckte sich hoch empor, um das Bild der Zerstörung, den Künder seines Sieger, triumphierend zu grüßen, sackte aber gleich wieder ins Watt zurück; denn was er sah, war dieses:

Mit langen, sicheren Schritten ging Bonke über seine Hallig und sammelte zusammen, was an Steinen noch da war, um neu die Mauern zu errichten. Seine Tochter Binne reinigte das Land von Muscheln und Tang und freute sich, als hoch über ihr das Lied einer zurückgekehrten Lerche trillernd auf- und niederstieg. Im Schutz der einen stehengebliebenen Teilwand des Hauses aber lag Sabbe, das neue, ihr in wilder Sturmnacht geschenkte Leben in frohen Händen tragend und mit stillen, dankbaren Augen die Sonne grüßend, die eben hell durch die Wolken brach und ihr warmes Licht weit über See und Sand warf.

Was hatte es nun noch für Not! Sie würden es schon zwingen.

Trutz, blanke Hans!

Auf Söschenwarf

Seit Hattje Ingwersen den Hof an seinen Sohn abgegeben und sich von der Arbeit zurückgezogen hatte, war es auf Söschenwarf anders.

Früher war es so gewesen, dass sowohl unter dem mächtigen, moosbedeckten Strohdach als auch auf dem steingepflasterten, sauberen Hofplatz tiefe Ruhe geherrscht hatte, wenn die Sonne hinter dem grünen Außendeich in die dunkle Nordsee getaucht war. In den langen, arbeitsreichen Sommermonaten wurde weder im Hause noch im Stall Licht gemacht, und wenn die Nebeltage des Herbstes kamen, oder der Winter seine kalte Decke über den Koog breitete, wurden die Lampen schon früh gelöscht, so dass nach neun Uhr kein Lichtschein mehr in die Marsch hinausschimmerte.

Nachbarn waren auf Söschenwarf selten zu Gast, und auch für sie galt der Tagesschluß so gut wie für Hattje Ingwersen. Wohl war es einmal vorgekommen, dass einer der Koogsbauern die Absicht zeigte, über die Zeit hinaus sitzen zu bleiben. Da aber hatte der alte Hattje seine Uhr aus der Tasche gezogen, sie umständlich aufgezogen und gesagt: „Wenn de Gäste gan sünd, will ik to Bett!“ Und da waren alle lachend gegangen und hatten nie wieder versucht, den Besuchsabend zu verlängern.

Nun aber war alles anders.