Die Chaos-Götter 2: Götter allein zu Haus - Maz Evans - E-Book

Die Chaos-Götter 2: Götter allein zu Haus E-Book

Maz Evans

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Beschreibung

Eigentlich müsste sich Elliot inzwischen an Chaos gewöhnt haben. Seit Virgo, das Sternbild-Mädchen, vor Monaten in seinen Kuhstall gekracht ist, steht sein Leben auf dem Kopf. Nicht nur, weil sich jede Menge griechischer Götter häuslich bei ihm niedergelassen haben. Auch ein Brief seines angeblich verschwundenen Vaters wirbelt alles durcheinander. Aber das Schlimmste: Todesdämon Thanatos ist zurück! Mit seiner echt gruseligen Mutter setzt er alles daran, um seine Macht zurückzugewinnen. Und leider weiß Thanatos ganz genau, was Elliots Schwachpunkt ist … Von Pferdehintern und dämonischen Müttern … Witziges Götterchaos vom Feinsten!   Alle Bände der sagenhaft komischen Chaos-Götter-Serie: Die Götter sind los (Band 1) Götter allein zu Haus (Band 2) Götter an Bord (Band 3) Götter mit Schuss (Band 4)

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Für meine Dilly

Heldinnen können ganz unterschiedlich aussehen.Meine ist bezaubernd und blond und am liebsten würde sie jeden Morgen Schokolade zum Frühstück essen.

Ich liebe dich, mein kleiner Herkules.

Der Schrei durchschnitt die Dämmerung, wie eine Rasierklinge hauchdünnes Klopapier zerfetzt. Elliot Hooper reagierte als Erster, falls man sein hilfloses »Was’n los?«-Gebrabbel so nennen konnte.

Noch ehe er begriff, wo – oder auch nur, wer – er war, zerriss ein weiterer Schrei die Morgenstille.

Elliot setzte sich im Bett auf, kratzte sich am Kopf und schreckte prompt vor seinem eigenen Spiegelbild zurück. Seine blonde Haarmähne war immer ziemlich wild, aber jetzt, um diese Zeit, sah sein Kopf wie eine leicht gebrauchte Klobürste aus. Sein umnebeltes Gehirn verriet ihm, dass es bereits Tag sein musste, obwohl er seine Mum gerade zum x-ten Mal ins Bett zurückgebracht hatte. Die Nacht war wieder mal schlimm gewesen, wie fast immer in letzter Zeit.

Nach dem dritten markerschütternden Schrei setzte Elliot sich widerwillig in Bewegung.

Das war definitiv nicht Josie, seine Mum, denn ihre Schreie kannte er nur zu gut. Wurden sie etwa von Thanatos angegriffen, dem Dämon des Todes? Nein, unmöglich – den hatte Elliot in die Unterwelt zurückgejagt. Auch so ein ungelöstes Problem, wie er sich seufzend eingestand.

Er wälzte sich in seiner Schuluniform aus dem Bett – warum einen Schlafanzug anziehen, wenn er doch am nächsten Tag sowieso dieselben Klamotten trug? Blindlings stolperte er zum Badezimmer.

Er hatte schon die Hand an der Türklinke, als seine unsterblichen griechischen Mitbewohner – Zeus, Athene, Aphrodite, Hermes und Hephaistos – die Treppe heraufstürmten (Hermes flog natürlich). Die fünf Götter wurden vom nächsten durchdringenden Schrei empfangen.

Elliot presste sein Ohr an die Badezimmertür.

»Was beim unheiligen Donnerkeil …«, brüllte Zeus.

»Nichts, das ist nur …«, fing Elliot an, wurde aber im selben Moment von den beiden Göttinnen an die Wand geknallt. In voller Kriegsrüstung und Flauschpantoffeln bildeten sie einen undurchdringlichen Schutzwall um ihn.

»Keine Angst, wir sind da«, versicherte Athene, die Göttin der Weisheit.

»Bist du okay, Elly?«, keuchte Aphrodite, die Göttin der Liebe, und spannte ihre Armbrust.

»Ja, klar«, sagte Elliot, der hinter Athenes riesigem Silberschild eingequetscht war.

Ihn brachte nichts so leicht aus der Fassung, seit er mit Zeus und seiner unsterblichen Familie zusammenlebte und an Dramen aller Art gewöhnt war. Und seit Virgo, ein ehemaliges Sternbild des Zodiak-Rats, vor drei Monaten – peng! – in seinem Kuhstall gelandet war. In dieser Zeit hatte Elliot

versehentlich den Todesdämon Thanatos befreit,die Imperial State Crown von Queen Elizabeth II. gegen eine perfekte Nachbildung des unsterblichen Schmieds Hephaistos ausgetauscht,es geschafft, von der Brysmore Grammar School zu fliegen,und auf Latein, Altgriechisch und Satyrisch fluchen gelernt.

»Aufmachen!«, bellte Zeus und hämmerte an die Badezimmertür. »Das ist ein Befehl!«

Statt einer Antwort schallte der nächste durchdringende Schrei heraus.

Zeus gab Hephaistos, dem Schmiedegott, ein Zeichen.

»Alle Mann … zurück!«, brüllte der unsterbliche Schmied und riss seine gewaltige Bronzeaxt in die Höhe, mit einer Kraft, die man der buckligen kleinen Gestalt (er war ungefähr so groß wie ein neunjähriger Schuljunge) niemals zugetraut hätte.

»Nein, warte! Lass uns erst mal den …«, schrie Elliot, aber die Bronzeaxt zerlegte die Türfüllung bereits in streichholzgroße Splitter. »… Türgriff«, fügte er schwach hinzu und stieß die Überreste der Tür auf, die gar nicht abgeschlossen war.

Mit wildem Gebrüll stürmten die Götter ins Badezimmer, ihre Waffen im Anschlag …

… und erstarrten. Virgo saß mit einem Handtuch über dem Kopf auf dem Boden und schaukelte verzweifelt hin und her.

»Was ist los, Babe?«, fragte Hermes mit einem bewundernden Blick auf seine makellose Model-Figur im Badezimmerspiegel.

»Sieh mal an, was haben wir denn da?«, brummte Hephaistos.

»Was zum Teufel schreist du denn so, Kindchen?« Zeus steckte seinen Donnerkeil wieder weg. »Einen solchen Radau hab ich nicht mehr gehört, seit ich am Valentinstag mit der Harpyie Henrietta Schluss gemacht habe.«

»Es ist … es ist grässlich«, schniefte Virgo.

»Ein Fluch?«, fragte Athene.

»Oder die Pest?«, fügte Aphrodite hinzu.

»Oder ist es der Pony?«, sagte Hermes. »Babe, ich habe dich gewarnt. Fransen sind so was von out …«

»Nein … es ist … es ist …« Virgo nahm langsam das Handtuch von ihrem Kopf.

Die Götter schnappten nach Luft.

Elliot riss die Augen auf.

»Also was …? Ich versteh das nicht.« Er war etwas enttäuscht, dass Virgo kein zweiter Kopf oder wenigstens ein Elefantenrüssel gewachsen war.

»DASFRAGSTDUNOCH«, kreischte Virgo und zerrte an ihrem Haar. »SCHAUMICHDOCHAN!«

Elliot sah immer noch nichts.

»Jungs …«, brummte Athene, während Aphrodite Virgo tröstend in die Arme nahm.

Elliot sah Hermes an und zuckte die Schultern.

»Alter«, flüsterte der Götterbote. »Ihr Haar. Es ist … der Pony ist BRAUN!«

»Na und? Das war er doch vorher auch, oder nicht?«, sagte Elliot verblüfft.

»Alter …« Hermes schüttelte lachend den Kopf.

»Mein schönes Silberhaar!«, heulte Virgo. »ESISTWEG!«

»Ach so«, sagte Elliot langsam. Jetzt, wo sie es sagte, fiel selbst ihm auf, dass sie ein bisschen anders aussah.

»Hast du sie gefärbt?«, fragte Aphrodite und ließ ihre Finger durch Virgos lange Locken gleiten.

»O nein, Babe – färb dir nie die Haare selber«, stöhnte Hermes. »Ich hab’s mal probiert, und hinterher hatte ich einen Kopf wie ’ne Kresseschale.«

»Ich hab doch gar nichts gemacht!«, jammerte Virgo. »Warum denn auch? Meine Haare waren perfekt. Ich bin einfach so aufgewacht. Was ist nur mit mir passiert?«

Elliot sah, wie Aphrodite und Athene einen Blick wechselten.

»Nichts Schlimmes, dein Körper passt sich nur allmählich deiner Sterblichkeit an«, sagte Athene. »Und ich finde, es steht dir …«

»WAS? ESSTEHTMIR?«, kreischte Virgo mit einer Stimme, als wollte sie ein Football-Match anpfeifen. »Hast du vergessen, was heute für ein Tag ist? Mein Prozess!«

»Vergessen? Wohl kaum, so wie du die ganze Zeit drauf rumreitest«, brummte Elliot und quetschte sich an den Göttern vorbei, um nach seiner Zahnbürste zu greifen. Er war nie ein Morgenmensch gewesen, und fünf Stunden Schlaf reichten definitiv nicht aus, um das Gezeter der Unsterblichen zu verkraften.

»Du darfst dich nicht so in alles reinsteigern«, sagte Athene und drückte beruhigend Virgos Schultern. »Falls es überhaupt noch so etwas wie Gerechtigkeit im Universum gibt, bekommst du heute dein kardia zurück.«

»Unsre Intelligenzbestie hat ausnahmsweise mal recht … das kardia gehört dir«, zwitscherte Aphrodite und besprühte sich mit Parfüm. »Und es ist doch nur eine Verhandlung. Der Zodiak-Rat wedelt gern mit seinen Klemmbrettern, um sich wichtigzumachen. So wie an Weihnachten …«

»Ich will dieses Wort nie mehr hören!«, fauchte Zeus.

»Genau«, zischte Elliot zurück, den Mund voller Schaum. »Alscho schilld gefälligschd mal. Isch ja keine grosche Schache.«

»Was? Keine große Sache?« Virgos Stimme war gefährlich leise.

Alle wichen instinktiv zurück.

»O nein«, flüsterte Hermes. »Gleich explodiert sie.«

»KEINEGROSSESACHE?«, schrie Virgo. »Seit Wochen muss ich jetzt schon die Sterblichkeit ertragen! Ich bin hungrig und müde, ganz zu schweigen von den tausend anderen widerwärtigen sterblichen Gefühlen. Und immer wenn ich Bohnen esse, bekomme ich eine toxische Reaktion in meiner Unterhose! Das ist so demütigend und unfair – und so was von UNTERHOSIG!«

Elliot spuckte seine Zahnpasta in den Abfluss. »Und dann noch der Pickel auf deinem Kinn, oder darf ich das wieder nicht sagen?«

»Waaass? Ahhhhhhh!«, kreischte Virgo, die sich von Athene losriss und mit der nächstbesten Waffe, einem pinkfarbenen Badeschwamm, auf Elliot losging.

Die Götter mussten schon wieder eingreifen, um Elliot zu beschützen. Aphrodite hielt die tobende Virgo fest, damit Hermes sie entwaffnen konnte. Athene und Zeus packten Elliot an den Armen und zerrten ihn aus der Gefahrenzone, während Virgo Flüche ausstieß, die jedes Frühstücksei ohne Gasflamme zum Kochen gebracht hätten.

»… kannst du dir sonst wohin stecken oder in einer Pastete backen und dran ersticken!«, kreischte sie.

»Elly, hast du die Pflanzen gegossen?«, piepste eine aufgeregte Stimme hinter ihnen.

Elliot drehte sich zu Josie um, seiner Mum, die verwirrt und erschrocken in der zersplitterten Tür stand. In letzter Zeit war sie fast immer so. Schnell verdrängte er den Gedanken an früher, als sie noch fröhlich und lustig gewesen war und Räder auf der Straße geschlagen hatte. Im letzten Jahr hatte sie sich sehr verändert. So wie alles hier.

»Elly?«, fragte sie wieder. »Du musst die Pflanzen gießen. Du weißt doch, wie wichtig deinem Grandad die Tomaten sind. Hast du es schon gemacht?«

»Ja, Mum«, sagte Elliot. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, auf schwierigen Wahrheiten zu beharren, und hielt sich lieber an bequeme Lügen. Obwohl seine Mum wahrscheinlich weder das eine noch das andere wirklich verstand.

Die letzten Wochen hatten viele Veränderungen mit sich gebracht, und meistens nicht zum Guten. Elliot konnte sich noch so sehr um Josie kümmern, es wurde einfach nicht besser. Seine Mum erinnerte sich kaum noch an Dinge, die gerade erst passiert waren, ihre Launen wurden von Tag zu Tag unberechenbarer, und sie fand oft keine Worte, um sich verständlich zu machen.

Es wird schlimmer mit ihr. Und zwar rasend schnell, sagte die dunkle Stimme in ihm, die sich jetzt immer öfter meldete. Elliot versuchte sie zu überhören.

»Guter Junge«, lobte Josie ihn. »Grandad wird … Was ist denn hier passiert?«

»Nichts, weshalb Sie sich Sorgen machen müssen, Josie. Sie wissen doch, wie Kinder sind«, sagte Athene sanft und lotste Josie Hoopers zerbrechliche Gestalt vorsichtig von der zertrümmerten Tür weg. »Soll ich Ihnen weiche Eier zum Frühstück kochen?«

Josie wand sich aus Athenes Griff und nahm Elliots Hand. »Nein danke, das macht Elly«, sagte sie misstrauisch.

Elliot seufzte. Die Götter versuchten ihm zu helfen, indem sie sich um Josie kümmerten, aber sie ließ es immer seltener zu, und inzwischen durfte fast nur noch Elliot sie ins Bett bringen, ihr beim Waschen helfen oder Essen für sie machen. Das war ziemlich anstrengend, aber okay. Es machte Elliot nichts aus.

Doch, tut es wohl, widersprach seine dunkle Stimme.

»Na gut, dann gehen wir jetzt runter und decken schon mal den Tisch«, sagte Aphrodite mit einem entschuldigenden Achselzucken zu Elliot.

»Okay«, stimmte Josie vorsichtig zu. »Hast du die Pflanzen gegossen?«

Athene führte sie behutsam die Treppe hinunter. Elliot schaute ihnen nach und fragte sich, ob heute ein guter Tag sein würde. Ein Tag, an dem Josie sich an Menschen und Orte erinnerte und ruhig und fröhlich blieb. Oder ein schlechter Tag, an dem sie ihre Umgebung nicht wiedererkannte und bei jeder Gelegenheit ausflippte, weil sie nicht mehr wusste, was man ihr vor fünf Minuten gesagt hatte? Elliot hoffte auf einen guten Tag, obwohl es das nur noch selten gab.

Aphrodite kniff ihm lächelnd in die Wange, was er normalerweise gehasst hätte, aber die schöne, charmante Liebesgöttin durfte sich alles erlauben. Seufzend betrachtete er das Chaos um sich herum.

»Tut mir leid, Alter«, sagte Hermes. »Aber uns fällt so langsam die Decke auf den Kopf. Ich meine, wir sitzen hier schon seit Weihnachten …«

»SCHONWIEDERDIESESVERDAMMTEWORT!«, brüllte Zeus. »Ich will das nicht mehr hören!«

»Ja, gut«, sagte Elliot. »Dann geh ich jetzt mal runter und mache Frühstück …«

»Frühstück.« Virgos Gesicht hellte sich sofort auf und sie hüpfte vor ihm die Treppe hinunter. »Ausgezeichnet. Ich bin schon halb verhungert. Und wenn ich gegessen habe, hole ich mir meine Unsterblichkeit zurück, bringe alle meine Socken wieder mit ihren Partnern zusammen und lerne endlich die schriftliche Division!« Sie sprang von der untersten Stufe herunter und fügte hinzu: »Das wird ein super-optimaler Tag.«

Elliot verdrehte die Augen, während er langsam hinter ihr herging. Mädchen waren so komisch.

»Der sterbliche Schulunterricht ist im höchsten Maße suboptimal«, verkündete Virgo kurze Zeit später in der Küche.

»Das kannst du laut sagen«, gähnte Elliot, während er zwei Eier in einen Topf mit kochendem Wasser gleiten ließ und seine Taschenuhr einstellte.

Hephaistos hatte ihm freundlicherweise die alte Uhr von seinem Dad repariert, nachdem sie unter einen fliegenden Zug gekommen war. Außerdem hatte er sie upgegradet und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet. Am nützlichsten fand Elliot die eingebaute Eieruhr. Seither war es ein Kinderspiel für ihn, seiner Mum perfekt gekochte Eier zum Frühstück vorzusetzen. Die Uhr hatte aber auch noch interessantere Funktionen, zum Beispiel die Kontrollierte Explosion, die er zu gerne mal ausprobiert hätte. Sein Blick fiel auf den Erdstein-Diamanten, einen der Chaos-Steine, den er in seiner Uhr aufbewahrte und nie benutzen durfte. Zeus hatte ihm das streng verboten, und trotzdem musste Elliot die drei anderen Chaos-Steine finden, den Luft-, den Wasser- und den Feuerstein, wenn er Thanatos besiegen wollte. Aber das musste warten. Im Moment hatte er keinen Nerv für den rachsüchtigen Todesdämon. Elliot war viel zu müde, um die Welt zu retten.

Gähnend schaute er sich in der Küche nach der magischen Tasche um, die Hermes ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie hing über einem Stuhl und Elliot kippte den Inhalt auf den Küchentisch. Alle Gegenstände seines normalen – und nicht ganz so normalen – Lebens türmten sich vor ihm auf: die Imperial State Crown der Queen, sein Mathebuch, die Wunschperle, ein paar Fussel, Zeus’ Donnerkeil-Stift (den er seit dem Missgeschick im Chemielabor nicht mehr benutzt hatte), noch mehr Fussel, die magische Trompete von Hypnos, dem Dämon des Schlafes, drei Kugelschreiberkappen, zwei Kugelschreiber (nicht zusammenpassend) und schließlich Aphrodites Kästchen mit den diversen Zaubertränken.

Er öffnete es – Kitzeltrank, Bazooka-Furz-Gebräu, Elixier gegen Bad Hair Days … Ach, und der Wach-auf-Cocktail. Elliot trank einen großen Schluck davon und sofort rauschte ihm das Adrenalin durch die Adern. Schon besser so.

»Ich meine«, fuhr Virgo fort, »wir sind kaum aus den Weihnachtsferien zurück und haben schon wieder eine Woche schulfrei.«

»Ist doch super«, sagte Elliot grinsend, aufgepowert von Aphrodites Zaubertrank und der Aussicht auf eine ganze Ferienwoche, die an diesem Nachmittag beginnen würde.

»Ich weiß nicht, warum du so ungern in die Schule gehst«, sagte Virgo. »Sterbliche ohne einen anständigen Schulabschluss enden doch zu 90 Prozent als Arbeitslose und hängen dann ihr restliches Leben vor dem Nachmittagsprogramm im Fernsehen herum.«

»Klingt okay für mich«, sagte Elliot.

»Also wirklich, wie kannst du so was sagen?«, stieß Virgo empört hervor. »Die Konsequenzen wären katastrophal. Du könntest als …«

»Entspann dich.« Elliot seufzte. »War nur ein Witz.«

»Du immer mit deinen Witzen«, sagte Virgo stirnrunzelnd. »Ich kann damit nichts anfangen. Es ist doch viel effizienter, einfach klar zu sagen, was man denkt.«

»Aber nicht so lustig«, grinste Elliot. »Klopf, klopf.«

»Wer da?«, sagte Virgo prompt.

»Ivor.«

»Welcher Ivor genau?«, fragte Virgo. »Statistisch gesehen müsste es Tausende Ivors geben.«

»Ivor-mit-der-blutigen-Hand-vom-vielen-Klopfen.«

Elliot kicherte, Virgo nicht.

»Ich verstehe«, sagte sie. »Wurde Ivor medizinisch versorgt?«

»Mann, du bist so was von humorlos«, brummte Elliot und wandte sich wieder den Eiern zu, als seine Uhr piepste.

Da kam Josie in die Küche getrippelt und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Hast du die Pflanzen gegossen?«, fragte sie völlig aufgelöst. »Grandad darf sich nicht aufregen …«

Elliot seufzte. In dieser Art würde das jetzt stundenlang weitergehen. Manchmal wiederholte Josie endlos ein einziges Wort. An einem Tag wie diesem ließ sie sich einfach nicht beruhigen, wurde immer panischer und vergaß sogar die Antwort auf eine Frage, die sie gerade erst gestellt hatte. Es war schlimm, das mit ansehen zu müssen.

Und irgendwie nervt es auch, flüsterte seine dunkle Stimme.

»Alles gut, Mum, ich hab das gleich heute Morgen gemacht«, sagte Elliot mit einem angestrengten Lächeln und stellte die weichen Eier vor Josie hin. »Hier, iss das.«

»Oooooh, mein Lieblingsfrühstück«, sagte Josie strahlend. Die Tomatenpflanzen waren vergessen.

Draußen schrillte eine Fahrradklingel und kündigte den Postboten an, der vor dem Hoftor wartete. Elliot stürzte zur Küchentür. Er war froh über jeden Vorwand, mal ein paar Minuten hier rauszukommen, und rannte aufatmend in den frischen, kalten Februarmorgen hinaus.

»Na, Hooper-Junge, wie geht’s?«, rief der Postbote.

»Morgen, Reg«, sagte Elliot und öffnete das magische Tor, das die Home Farm beschützte. »Und Sie? Alles gut?«

Reg Hyatt brachte ihnen seit einer Ewigkeit die Post. Er konnte sich stundenlang darüber auslassen, wie diskret und verschwiegen man in seinem Job sein musste. Und sobald er damit fertig war, verbreitete er überall in Little Motbury den gesamten Dorfklatsch.

»Ach, geht so«, seufzte Reg. »Kein Vergleich jedenfalls zu Mrs Moppett im Dorfladen unten. Der hab ich gerade einen Brief vom Scheidungsanwalt ihres Noch-Manns gebracht.«

»Oh, ich wusste gar nicht, dass sie sich scheiden lässt«, sagte Elliot mitfühlend.

»Sie auch nicht«, sagte Reg. »Aber von mir hast du nichts gehört, ja?« Er gab ihm die Post. »Mach’s gut, Junge, und grüß mir deine Ma«, fügte er hinzu und radelte wieder den Weg hinunter.

Elliot schlenderte in die Küche zurück, während er den üblichen Stapel von Rechnungen und Reklame durchblätterte.

»Vielleicht wäre es besser, wenn Ivor vorher anruft?«, überlegte Virgo laut. »Damit auch jemand da ist, der ihm die Tür aufmacht …«

Aber Elliot reagierte nicht. Ein ungewöhnlicher Briefumschlag hatte seine Aufmerksamkeit erregt.

»Mum?«, sagte er. »Da ist Post für dich.«

Er warf einen Blick auf die handschriftliche Adresse, bevor er ihr den Brief reichte. Keine Rechnung und kein Kontoauszug. Das hier war privat. Wer in aller Welt schrieb seiner Mum? Er schaute zu, wie Josie den Brief öffnete und zu lesen begann.

»Elliot? Elliot?«, sagte Virgo ungeduldig. »Bist du sicher, dass dein Gehör optimal funktioniert? Ich wage es zu bezweifeln, bei dem ganzen Schmalz, das sich in deinen Ohren ansammelt.«

»Wenigstens hab ich was zwischen den Ohren«, sagte Elliot. »Du bist so was von …«

»Schließ die Tür ab!«, rief Josie plötzlich und sprang vom Tisch auf, den zerknüllten Brief in der Hand.

»Mum, was ist denn?«, fragte Elliot.

»Wo sind die Schlüssel?« Mit angstverzerrtem Gesicht stürzte Josie zur Küchentür.

Elliot und Virgo wechselten einen verwirrten Blick, während Josie in der Küche herumrannte und die Schlüssel suchte.

»HILFE! So helft mir doch!«, schrie sie.

»W-was ist denn los?«, stotterte Elliot. Seine Mum regte sich oft über Kleinigkeiten auf, aber so panisch hatte er sie noch nie erlebt. Das war direkt unheimlich.

»Geht es Ihnen nicht gut, Josie-Mum?«, fragte Virgo.

»Hier … da sind sie!«, sagte Elliot und nahm seine eigenen Schlüssel aus der Jackentasche.

»Abschließen!«, keuchte Josie. »Du musst sofort abschließen!«

»Ooookaaay«, sagte Elliot und drehte den Schlüssel im Schloss. »Jetzt ist die Tür abgeschlossen. Alles okay, Mum.«

»Gut. Gut. Sie muss unbedingt zubleiben«, rief Josie beschwörend und rüttelte am Türgriff. »Damit wir in Sicherheit sind.«

»Von wem ist der?«, fragte Elliot und wollte ihr den Brief aus der Hand nehmen. »Lass mich mal sehen …«

»Du darfst auf keinen Fall aus dem Haus gehen«, schrie Josie, riss ihm den Brief weg und drückte ihn an ihre Brust. »Du bleibst hier drin! Immer! Hast du mich verstanden, Elliot?«

»Mum, ich kann nicht die ganze Zeit im Haus bleiben!«, lachte Elliot. »Ich muss doch in die Schule.«

»DUMACHST, WASICHSAGE!«, kreischte Josie so laut, dass Elliot zusammenzuckte. Seine Mum hatte ihn früher nie angebrüllt. »DUBLEIBSTHIER!«

Betroffenes Schweigen breitete sich in der Küche aus.

»Josie-Mum«, sagte Virgo sanft. »Ihr Frühstück wird suboptimal, wenn Sie es nicht aufessen. Und deins auch, Elliot.«

Aber Elliot wollte kein Frühstück. Er dachte an früher, als er sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hatte, in die Schule zu gehen. Josie hatte ihm dann angedroht, dass sie ihn notfalls im Schlafanzug hintragen würde.

Jetzt kam sie zum Tisch zurück und der Brief war bereits vergessen, nachdem sie ihn in ihre Tasche gesteckt hatte. Elliot und Virgo sahen einander an. Was in aller Welt war da gerade passiert?

Dann fing die Türklinke wie verrückt zu rattern an.

»E! V! Alter! Babe!«, brüllte Hermes herein. »Peg wird langsam sauer. Er sagt, der Verkehr sei ein Albtraum, und wenn ihr nicht endlich Dampf macht …«

Elliot schloss die Tür auf, ohne seine Mutter, die fröhlich ihr Ei verspeiste, aus den Augen zu lassen.

»Morgen, J-Hoops!«, rief Hermes Josie zu. »Siehst gut aus, Babe. Wie immer.«

Josie grinste Hermes an. Der Götterbote entlockte ihr immer ein Lächeln.

»Ich bleibe bei ihr«, sagte Athene, die jetzt in die Küche kam und Elliot beruhigend einen Arm um die Schulter legte. »Geh nur, und sei ein Star-Zeuge, ja? Virgo braucht dich.«

»Es wäre viel optimaler, wenn du mitkommen würdest«, sagte Virgo draußen zu Zeus. »Ich meine, an Weihnachten …«

»WIRREDENNICHTVONWEIHNACHTEN!«, donnerte Zeus so laut, dass der Boden bebte. Aber dann wurde sein Gesicht ganz rot vor Verlegenheit. »Ich meine … also … ähm …«, murmelte er etwas kleinlaut, »du brauchst uns nicht, du hast ja Themis. Sie ist eine Top-Anwältin. Hat mich bei meinen letzten siebzehn Scheidungen vertreten – absolute Spitzenklasse. Viel Glück, altes Mädchen.«

»Und dir auch, Elly«, sagte Aphrodite. »Gib’s ihnen, Süßer, okay?«

»Seid ihr bald fertig mit eurem Cheerleader-Getue?«, sagte Pegasus säuerlich. »Ich würde ja gern mitwiehern, aber ich hab meine Pompoms in der anderen Satteltasche gelassen. Wenn ihr noch vor der Urteilsverkündung zu eurem Prozess kommen wollt, wird’s jetzt langsam Zeit, okay?«

»Und macht gefälligst das verdammte Tor zu!«, brüllte Hephaistos über die Koppel.

»Komm schon!«, rief Virgo, packte ihre Jacke und lief zur Tür hinaus.

»Keine Angst, Kinder«, sagte Zeus. »In zwanzig Minuten seid ihr wieder da. Wir setzen schon mal den Teekessel auf. Tschüssilein.«

Elliot warf einen Blick auf Josie, die ruhig ihr Frühstück verzehrte und dabei Zeitung las. Noch vor einem Jahr hätte er sich nichts Besseres vorstellen können als eine Mum, die ihn von der Schule fernhielt.

Aber wie Elliot Hooper auf die harte Tour lernen musste, konnte sich in einem Jahr sehr viel ändern.

Drei Stunden und siebenundvierzig Minuten später war weit und breit noch keine Home Farm in Sicht, geschweige denn eine Tasse Tee. Virgo fühlte sich entschieden suboptimal. Verloren starrte sie aus dem Fenster auf das Paradies, das einst ihr Zuhause gewesen war. Sie hatte so viele schöne Momente in ihrem Elysium erlebt, also mindestens … drei oder vier.

Die Glaspyramide, in der der Zodiak-Rat tagte, war für die Verhandlung zu einem Gerichtssaal umgewandelt worden. Die komfortablen roten Sofas der Zodiak-Räte standen im Halbkreis um den goldenen Tisch herum und Virgo saß ihnen auf der Anklagebank direkt gegenüber. Auf dem Beweistisch dazwischen lag Virgos kardia, das Flammenherz, das sie unsterblich machte. Ob sie es je zurückbekommen würde?

»Und damit sind die Ausführungen der Anklage für den Zeitraum von 17:01 Uhr bis 17:04 Uhr abgeschlossen«, brabbelte Aquarius, der Wasserträger, der im Monat Februar den Ratsvorsitz führte. »Wer hat : Uhr?«

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