Die Dämonen in dir - Kristina Gottsteinová - E-Book

Die Dämonen in dir E-Book

Kristina Gottsteinová

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Beschreibung

Was ist, wenn deine Welt nur mehr aus Dunkelheit und Schmerz besteht? Als Danielle aus dem Gefängnis entlassen wird, hilft ihr nur noch der Alkohol gegen die dunklen Schatten ihrer Gedanken. Ausgerechnet zu diesem ungünstigen Zeitpunkt lernt sie den Mann ihrer Träume kennen, der ihr die Welt zu Füßen legen will und ihr Hoffnung auf ein besseres und leichteres Leben gibt. Doch schon bald stellt sich heraus, dass er nicht der Retter ist, für den sie ihn hält. Plötzlich muss sich Danielle entscheiden: Kämpft sie für ihre Freiheit oder lässt sie sich von den Dämonen verschlingen? Ein packender Psychothriller über die dunklen Seiten des Lebens, die Grenzen des Vertrauens und die Macht des Überlebensinstinkts.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 402

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ähnliche


KRISTINA GOTTSTEINOVÀ

Die Dämonen in dir

Kristina Gottsteinová

Roman

Über die Autorin

Kristina Gottsteinová wurde am 08. Februar 1997 im tschechischen Brandys nad Labem - Stará Boleslav geboren, bevor ihre Familie nach Österreich zog. Derzeit lebt sie mit ihrem Freund und ihren zwei Katzen Charlie und Baghira im grünen Herzen

Österreichs - der Steiermark - , wo sie als Grafik- und Webdesignerin arbeitet.

Zu lesen, fantastische Geschichten zu erfinden und auf Papier zu bringen war schon als Kind und Jugendliche ihr liebstes Hobby. Regelmäßig nahm sie mit Anderen an kleinen, geschriebenen Rollenspielen und Schreibwettbewerben, bevor der Wunsch nach einem Roman groß wurde. Ihr Debütroman Die Dämonen in dir spiegelt ihre Faszination für die Psychologie, True Crime und das Böse im Menschen wider.

© 2023 Kristina Gottsteinová

ISBN Softcover: 978-3-347-96540-9

ISBN Hardcover: 978-3-347-96541-6

ISBN E-Book: 978-3-347-96542-3

Druck und Distribution im Auftrag :

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Kristina Gottsteinová verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag Kristina Gottsteinová, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

An all meine Kritiker und Neider: Bussi, hab euch lieb.

Achtung: Dieses Buch beinhaltet mehrere Trigger. Die aufgeschlüsselte Triggerwarnung findet ihr auf der letzten Seite

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Prolog

Prodomalphase

1. Danielle

2. Alden

3. Danielle

4. Danielle

5. Alden

6. Danielle

7. Danielle

8. Alden

9. Danielle

10. Danielle

11. Danielle

12. Danielle

13. Danielle

14. Danielle

Akute Phase

15. Danielle

16. Alden

17. Danielle

18. Danielle

19. Danielle

20. Alden

21. Danielle

22. Danielle

23. Danielle

24. Alden

25. Danielle

26. Danielle

27. Alden

28. Danielle

29. Alden

30. Danielle

31. Danielle

Chronische Phase

32. Danielle

33. Danielle

34. Alden

35. Danielle

36. Alden

37. Danielle

38. Danielle

39. Alden

40. Danielle

41. Danielle

42. Alden

Epilog

Danksagung

Die Dämonen in dir

Cover

1. Danielle

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

42. Alden

Die Dämonen in dir

Cover

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Prolog

Liebe und Hass.

Hass und Liebe.

Zwei verschiedene Worte für das gleiche Gefühl.

Nein, nein. Ich meine nicht die Hassliebe. Ich verstehe, dass Liebe und Hass unterschiedliche Dinge sind – trotz meines Alters. Bei dem einen liebt man, bei dem Anderen hasst man. Oder? Es ist doch so einfach. So wird es einem von klein auf beigebracht.

Aber tatsächlich haben Forscher herausgefunden, dass Hass und Liebe dennoch nicht so verschieden sind. Beide Gefühle beeinflussen ähnliche Gehirnregionen. Sie sind also keine Gegenspieler, sondern … Geschwister im Geiste? Denn der Opponent von Liebe ist die Gleichgültigkeit.

Deswegen gibt es diesen Mythos, der von Millionen Männern und Frauen gefeiert wird. Wenn aus Feinden Freunde werden. Oder aus Geliebten Feinde. Siehst du? Da hätten wir es wieder. Hass und Liebe. Liebe und Hass. Also doch das gleiche Gefühl. Oder zumindest … fast.

Hmm … Wenn du mir nicht zustimmst, dass das zwei unterschiedliche Worte für ein und dieselbe Empfindung sind, dann versuchen wir es so: Sie bedingen sich einander. Egal, wie sehr du liebst – du hasst gleichzeitig. Egal, wie sehr du hasst - du liebst gleichzeitig. Es gibt keine Form der Liebe und keine Form des Hasses ohne ihren Gegenpart.

Stimmst du mir jetzt zu? Gut.

Trotzdem sind sie für mich eins geworden. Sobald die Täuschung auch noch einen festen Teil im Spiel um das Gleichgewicht der Gefühle einnimmt, sind Hass und Liebe das Gleiche.

Du fragst dich, woher ich das so genau weiß? Oh. Hm. Wie soll ich das nur erklären?

Ich lehne den Kopf an das dunkle Treppengeländer, umschlinge meine Knie mit den Armen und schließe die Augen. Denn ich bin so furchtbar müde, aber gleichzeitig kann ich nicht schlafen.

Dumm, so dumm von mir. Schließlich muss ich morgen in die Schule. Mom wird böse sein, wenn sie die Ringe unter meinen Augen sieht. Sie wird mich dann wieder zwingen, sie mit ihrem Make Up zu überschminken. Ihr ist es wichtig, dass ich einen guten Eindruck in der Schule mache. Natürlich nur, damit ich nicht gemobbt werde. Aber ich bringe es nicht übers Herz, ihre Illusionen zu zerstören, denn ich habe keine Freunde dort. Ich hasse die Montegut Elementary. Ich wünsche mir so sehr, dass es besser wird, sobald ich wechsle.

»Verdammt, Jolie!«, reißt mich Dads Stimme aus den Gedanken. Irgendwo unten splittert Glas und ich höre Mom schluchzen. Schnell zucken meine Augen zu der geschlossenen Zimmertür meiner Schwester und ich bete, dass sie trotz des Krachs weiterschläft. Ich will nicht, dass sie bei mir ins Bett kriecht. Sie ist so nervtötend.

Unsicher schaue ich wieder zwischen den Stäben hindurch, sehe aber eigentlich nichts außer den verdunkelten Vorraum. Es ist verdächtig still und ich bin unschlüssig, ob ich nicht … ich weiß nicht. Ich will einfach, dass Mom und Dad nicht mehr streiten. Ich hasse es, wenn sie sich zanken. Das geht schon seit einigen Wochen so.

Aber zumindest am nächsten Tag lieben sie sich wieder. Jedenfalls tun sie so für die Menschen, die außerhalb dieses Hauses wohnen.

Täuschung. Täuschung ist alles. Meine Mom hat mir schon früh beigebracht, über den Schmerz hinwegzulächeln. Sie hat mir einmal erklärt, dass die Leute nicht wissen wollen, wie es im Inneren Anderer aussieht. Das ist etwas für die eigenen vier Wände. Was auch immer das heißen soll.

»Es ist alles deine Schuld! Du bist an allem Schuld! Du. Du ganz allein.« Das ist Mom. Ihre Stimme klingt dünn und brüchig vom vielen Weinen und mir kommen die Tränen. Bitte nicht weinen, Mom. Bitte nicht.

Entschlossen richte ich mich auf. Ich werde das jetzt beenden. Das habe ich doch schon öfters, oder? Zumindest sind sie danach schlafen gegangen und am nächsten Tag war wieder alles normal. Die Stufe knarzt, als mein nackter Fuß sie berührt. Ängstlich bleibe ich stehen und halte die Luft an. Ich will keinen Ärger von Dad bekommen, weil ich noch wach bin. Doch dann höre ich seine flüsternde Stimme. Irgendwie ist es unheimlicher, wenn er leise redet, als wenn er schreit. »Sie ist deine verfluchte Tochter. Nicht meine. Sie war nie meine und das weißt du.«

Ich blinzle. Ein Mal. Zwei Mal. Schniefe. Wieso sagt Daddy so gemeine Sachen? Meint er Mira? Sie kann schon lästig sein, ja. Aber er hat sie von uns beiden lieber. Das merke ich, wenn sie eine Extraportion Eis bekommt. Oder wenn sie eine schlechte Note heimbringt, aber keinen Ärger kriegt. Oder wenn sie was anstellt, aber ich als Ältere seine Wut spüre.

Aber das ist okay. Dafür mag Mommy mich lieber.

Ich stehe am Durchgang zur Küche. Dort, wo Licht brennt. Es ist so unheimlich im Haus mitten in der Nacht, wenn es nur in einem Zimmer hell ist. Denn alles rund herum ist trotzdem dunkel. Still.

Mom sitzt eingesunken auf einem Stuhl am Tisch. Neben ihr stehen eine dunkle Weinflasche und ein leeres Glas. Ihre Lippen sind ganz violett und ihre Wangen gerötet - genauso wie ihre Augen.

Dad steht vor ihr und hat mir den Rücken zugewandt.

Er wirkt so wütend. Seine großen Hände sind zu Fäusten geballt und sein ganzer Körper zittert. Beide haben mich noch nicht bemerkt.

Unsicher stehe ich im Eingang und weiß nicht, was ich tun soll. Wieder hinaufgehen? Mich ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen? Beten, dass ich bald einschlafe? Oder doch lieber zu Dad rennen, seine Hand nehmen und sagen, dass alles wieder gut wird?

Dads feste Stimme reißt mich aus dem Grübeln. »Jolie. Du weißt, dass sie anders ist. Hailey ist-«

»Nenn sie nicht so!« Mommy hat sich erhoben und ist einen Schritt auf ihn zugegangen. Auch sie hat nun die Hände geballt und ich habe Angst. Angst um beide. Wird Mom Dad weh tun? Wird Dad Mom weh tun? Es wäre nicht das erste Mal.

»Verdammt!«, ruft mein Vater aus und reibt sich über sein Gesicht. Er sieht so müde aus. Schon seit einigen Tagen. Schläft er genauso schlecht wie ich? Jedes Mal, wenn ich nachts aus einem Albtraum aufwachte und zu Mom und Dad ins Bett wollte, war er nicht da. »Das ist aber ihr Name! Wir sind dem nicht gewachsen!«

Wieso reden sie so? Ich schnappe nach Luft und presse dann schnell die Lippen aufeinander. Tränen laufen über meine Wange. Meine Nase rinnt. Ich hoffe, dass sie das nicht gehört haben.

Doch Mom, die gerade etwas entgegnen wollte, dreht sich dem Geräusch zu und starrt mich mit glasigen Augen an. Dad folgt ihrem Blick und die Anspannung weicht aus seinem Körper. Er sinkt in sich zusammen, kneift sich in die Nase und tritt einige Schritte zurück. Mommy streckt die Arme nach mir aus und ich renne auf sie zu, vergrabe das Gesicht an ihrer Schulter. Ihr Körper bebt heftig, während sie mir über den Rücken reibt. »Wieso bist du noch auf, mein kleiner Sonnenschein?«

Ich presse die Augen fest zusammen, lasse mich von Moms Wärme und dem herben Duft, den sie manchmal ausströmt, einlullen. Zaghaft murmle ich: »Ich habe euch streiten gehört und … und …«

»Pscht«, macht Mom beruhigend und krault mich weiter. Dann etwas lauter: »Schau, was du getan hast, Rhinold.«

Leicht drehe ich mich etwas, um Dad anzusehen. Sein Mund geht lustig auf und zu wie bei einem Fisch, aber es kommen keine Worte heraus, und wäre die Situation nicht so ernst, würde ich kichern. Abrupt dreht er sich einfach um und marschiert aus dem Raum.

Mom hingegen hält mich fest wie ein Schraubstock und schluchzt heftig auf. Auf einmal bin ich diejenige, die sie trösten muss. Alles wird gut, Mom. Alles wird gut. Morgen wird Daddy uns wieder lieben.

Prodomalphase

1

Danielle

»Ich bin verlobt.«

Der Kartoffelchip, der sich den Weg zu meinem Mund bahnt, fällt in meinen Schoß und zerbröselt dort. Ruckartig setze ich mich aus der halb liegenden Position auf und drehe mich zu dem Verursacher der Reaktion um.

Chris, der als mein Sofapolster am Fernsehabend gedient hat, rutscht langsam hoch. Bedacht darauf, mich nicht zu verschüchtern, sieht er mir ernst in die Augen.

Ich schlucke hart. Mein Mund formt wie von selbst ein kleines »Oh«

Wir starren uns stumm an. Keiner wagt, etwas zu sagen. Oder sich gar zu bewegen. Mühsam versuche ich, zu ergründen, was sich in dem schlammig verwaschenen Braun seiner Augen widerspiegelt. Bedauern? Mitgefühl? Reue?

Ich habe keine Ahnung. Ich bin nicht gut darin, Menschen zu lesen.

Nein.

Das ist falsch.

Eigentlich lese ich sie wie ein offenes Buch. Wenn ich es möchte – meist langweilen mich die Beweggründe und Motive anderer zu sehr, um mich damit näher zu befassen.

Auch in diesem Moment ist es mir egal, was ich in Chris Gesicht erfassen könnte.

Er räuspert sich, hebt seine Hand und hält dann in der Bewegung inne. Er erinnert sich, dass es falsch ist, was wir hier treiben. Nein, anders. Er empfindet es als unangebracht, weil er knietief in einer Beziehung steckt. Es ist nicht meine Schuld, dass er es nicht mit seinem Gewissen ausmachen kann. »Hör mal, ich… Wir… also, das muss aufhö-«

Kopfschüttelnd unterbreche ich ihn. Unfähig, etwas von mir zu geben. Es ist nicht so, als wüsste ich nicht, dass er eine Freundin hat.

Und … Verdammt, ich habe ihr Parfüm gerochen - jedes Mal, wenn ich das Gesicht in ihrem Kissen vergrub, während ihr Freund mich in allen möglichen Stellungen genommen hatte. Habe die Fotos in ihrer Wohnung betrachtet, die von vielen glücklichen Jahren zeugen. Sogar jetzt lümmle ich auf ihrer Couch und kuschle mich an ihren Freund, während wir auf ihrem Fernseher etwas auf deren gemeinsamen Netflix-Account schauen.

Verzeihung, Verlobten.

Nein, ich habe von Anfang an gewusst, worauf ich mich hier eingelassen habe. Dass es ein Verfallsdatum hat. Chris und ich arbeiten schon seit einiger Zeit zusammen. Deswegen war es damals so gekommen, wie es gekommen war. Ich brauchte ein Ventil. Er ebenso. Wir nageln uns regelmäßig das Hirn raus. Danach geht jeder wieder professionell seinem eigenen Leben nach. Quasi eine berufliche Freundschaft Plus.

Dieser Schritt überrascht mich also nicht. Ich habe nie von ihm erwartet, dass er seine Verlobte – Liza – für mich verlässt. Daran hatten wir beide nie ein Interesse. Schließlich liebt er sie. Oder so. Betonte er zumindest. Oft. Das ignoriere ich dann immer.

Seine Worte lösen keinen Schmerz in mir aus, eher Übelkeit. Ich stehe auf, wische mir die Chipskrümel von Lizas Schlafshirt und fange an, die Kleidung, die in der ganzen Wohnung verstreut liegt, aufzusammeln.

Chris steht ebenfalls auf und läuft mir hinterher. »Dany, es tut mir echt leid. Ich weiß, das kommt jetzt … «

»Lass einfach gut sein«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und unterbreche ihn damit erneut. Mein Herz ist nicht gebrochen. Ich empfinde auch kein Mitleid für die hübsche Blondine, die jetzt seinen Ring trägt und sicher damit herum prahlt. Ganz und gar nicht. Sie hätte besser auf ihren Mann aufpassen müssen. Oder eben davon ausgehen sollen, dass Kerle Schweine sind, die ihren Schwanz in jedes Loch stecken, das sich ihnen bietet.

So gern ich Chris habe – das ist leider ein Fakt.

Fieberhaft überlege ich, was man in so einer Situation sagt, ziehe währenddessen das übergroße Shirt aus und lasse es geistesabwesend auf den Boden fallen. Seine Wohnung – er darf aufräumen. Bevor seine Herzdame kommt und unangenehme Fragen stellt.

»Können wir vielleicht darüber reden?«, versucht er es erneut und beobachtet mich dabei, wie ich mir zuerst Höschen und BH anziehe, bevor das schmalgeschnittene, schwarze Businesskleid und die hohen Absatzschuhe folgen. Wieder schüttle ich den Kopf und fahre mir dann schnell durch meine Haare, entwirre die kleinen Knoten, und verziehe dabei das Gesicht, als es auf meiner Kopfhaut zwickt. »Es gibt nichts zu sagen, Chris. Alles gut. Gratuliere.«

Sowas sagt man doch, wenn sich ein Kollege und Freund, mit dem man ab und zu im Bett landet, verlobt, oder? Keine Ahnung.

Ich schlucke den aufkeimenden Ärger mit Gewalt hinunter - wie so oft schon in meinem Leben. Spüre, wie es tief in mir sticht. Ein Gefühl, das sich im Brustraum sammelt und die Gliedmaßen taub werden lässt.

Hilflos hebt er seine Arme und ein frustrierter Laut verlässt seinen Mund. Jetzt würde er wieder ein Schwall unnötiger, nett einstudierter Floskeln hervorbringen. Gerne hätte ich gesagt, dass Lizas kitschige Liebesromane auf ihn abgefärbt haben, aber Chris war schon immer so … so freundlich. Stets auf Harmonie bedacht. Er will nie etwas falsch machen und arbeitet hart dafür, dass ihn jeder mag. Anders als ich.

Umso mehr hatte mich sein Interesse an mir gewundert. Vielleicht will er das Abenteuer spüren, das ihm mit Liza verwehrt bleibt. Der Reiz des Verbotenen. Die Gefahr, erwischt zu werden.

Mit einer allzu großen Vertrautheit stolziere ich den Flur entlang und öffne die Haustür, ohne mich nochmals umzudrehen. Lizas Augen auf den zahlreichen Fotos verhöhnen mich, lachen mich aus. Und am liebsten würde ich jedes Einzelne von der Wand reißen und ihnen beiden in die Körper rammen. Mit ordentlich Temperament.

Okay, Danielle. Tief ein. Tief aus.

Kurz schließe ich die Augen, zähle leise die Atemzüge - bis ich mir sicher bin, dass ich weder meinem Kollegen auf die nackten Füße kotzen, noch einen Mord begehen würde. Dann drehe ich mich langsam um und schaue ihm mit einem aufgesetzten Lächeln ins Gesicht. Er ist angespannt. Verunsichert. Wie ein kleines Mäuschen, das gefangen gehalten wird zwischen den großen Pranken eines Tigers.

Meine Mundwinkel zucken bei der Verabschiedung. »Wir sehen uns dann morgen bei der Arbeit.« Der Tonfall ist tief, voller Hohn. Wohlwissend, dass er Angst davor hat, was ich mit dem Wissen um unsere Affäre anstellen kann. Mit ihm anstellen kann. Ich gebe ihm nicht die Möglichkeit, etwas darauf zu entgegen. Stattdessen drehe ich auf dem Absatz um und marschiere selbstbewusst mit gestrafften Schultern und hoch erhobenem Kinn zu meiner Karre. Er muss nicht sehen, wie sehr mich das Messer zwischen meinen Schulterblättern schmerzt und bei jedem Schritt meine Nervenenden reizt. Diesen Sieg gönne ich ihm nicht.

Zitternd schmeiße ich meine Handtasche auf den Beifahrersitz und knalle die Autotür hinter mir zu. Es kitzelt verräterisch hinter meinen Augen und ich blinzle hektisch, während ich ausparke und schließlich mit quietschenden Reifen davonfahre. Dir gönne ich gar nichts, du Arschloch.

Erst einige Querstraßen weiter fahre ich auf einen schmalen Seitenstreifen und stelle den Motor ab. Der Sand, welcher von meinen Reifen aufgewirbelt wurde, bildet bodennahen Nebel und für einen kurzen Moment fühle ich mich, als wäre ich in meiner eigenen, kleinen Blase gefangen. Eine Blase, in der ich von der Außenwelt abgeschirmt werde und einfach … ich sein kann. Erschöpft lasse ich die Stirn aufs Lenkrad sinken, atme ein weiteres Mal tief ein und wappne mich gegen die volle Wucht der Gefühle, die ich vor Chris so mühsam unterdrückt habe. Sie kommen und treffen mich härter als erwartet.

Blinde, rote Wut brandet in mir auf und mischt sich mit der fauligen Süße der Demut. Wie verdorbenes Obst, das die Fliegen anzieht, schmecke ich sie beinahe auf meiner Zunge. Mein Ego ist schwer angeschlagen, während mein Stolz blindlings um sich schlägt und ihm weh tun möchte. Dass er mich zuerst noch vögelt und seelenruhig zusammen mit mir einen Film schaut, bevor er die Karten auf den Tisch legt, macht mich rasend. Genauso wie die Tatsache, dass er den Schneid besitzt, mich abzuservieren. Nicht umgekehrt. Idiot. Arschloch. Wichser. Ruckartig setze ich mich auf, prügle mit der Linken auf das Lenkrad ein, das meinem Kopf bis vor kurzem Trost geschenkt hat. »Fuck, fuck, fuck!«

Schwer schlucke ich, als sich kalter Schweiß auf meiner Stirn und im Nacken bildet, und versuche, den Würgereiz von vorhin zu unterdrücken. Als würde mein Körper mühsam versuchen, diese Schande von sich abzukapseln und loszuwerden. »Ich bin der Gebieter über meine Gefühle und meinen Körper. Nicht umgekehrt«, murmle ich wie ein Mantra mehrmals in die Stille des Wagens und kämpfe um die Oberhand. Ich werde nicht kotzen. Und auch nicht weinen. Nein, nein, nein.

»Shit«, murmle ich schließlich und reiße doch die Autotür auf. Erschöpft falle ich vornüber, verliere das Gleichgewicht und lande auf den Knien. Sie brennen von den vielen Steinchen, die sich in meine Haut bohren, doch es ist mir egal – ich erbreche mich bereits auf die Erde.

Einige wenige Autos fahren vorbei. Sie werden langsamer bei dem Anblick einer Frau, die sich die Seele aus dem Leib kotzt, bleiben jedoch nicht stehen.

Wichser. Sie sind alle nicht besser als ich und tun trotzdem so.

Seufzend sperre ich die Eichentür hinter mir zu und lasse die Schlüssel achtlos auf das schmale Sideboard daneben fallen. Der verführerische Duft von angeschwitzter Zwiebel und Rotwein schlägt mir entgegen und verleitet meinen gereizten Magen zu lautem Knurren. Müde kicke ich die blöden Schuhe von den Füßen und verziehe das Gesicht, als ich barfuß auf den kühlen Fliesen stehe. Sie schmerzen von unzähligen Blasen und der unnatürlichen Haltung, die das Business so mit sich bringt. »Scheiß Outfit«, murmle ich und humple wie eine alte Frau den Flur entlang in die Küche.

Am Durchgang bleibe ich stehen und betrachte Beth schweigend beim Kochen. Oder was immer sie da mit dem Holzkochlöffel in der Hand tut, den sie zu irgendeinem grauenhaften Popsong von Taylor Swift gemeinsam mit ihren Hüften schwingt, während sie gemeinsam etwas von verlorener Liebe singen.

Wir sind Freunde, seit wir beide die Junior High besucht haben. Zuerst hatten wir uns nicht verstanden … Na ja, was heißt hier verstanden? Wir hatten uns in der Schule ignoriert. Füreinander waren wir non-existent in unseren eigenen Welten. Bis zu diesem einen Tag, an dem ich sie heulend im Klo vorgefunden und nicht sofort aus der Kabine auf den Flur gekickt hatte. Seit diesem Tag sind wir unzertrennlich geworden, haben herausgefunden, wie sehr wir uns in unserer beschissenen Jugend brauchten und dass all die Freunde trotz andersartigen Dunstkreis doch gleich waren. Nicht echt. Wir waren beide immer schon Einzelkämpfer gewesen, aber dann war da auf einmal diese eine Person, die einem ohne Hintergedanken die Hand entgegenstreckte und sagte: »Ich weiß, es ist alles scheiße. Aber lass uns diese Scheiße gemeinsam anpacken.« Auf einmal boten wir gemeinsam der Welt die Stirn - obwohl wir unterschiedlicher nicht sein können. Wir sind wie Yin und Yang. Sie lieb, offen und herzlich. Ich hart, zurückgezogen und zynisch.

Sie hell, ich dunkel.

Wir bedingen einander, brauchen einander, um richtig zu funktionieren.

Was für ein bescheuertes Klischee.

Ich räuspere mich, als mir ihre kleine Showeinlage zu bunt wird, und Beth zuckt überrascht zusammen. Mit Ärger in den eisblauen, zu schmalen Schlitzen verengten Augen fährt sie zu mir herum und deutet anklagend mit dem Kochlöffel auf mich. Ein paar Stückchen Zwiebel kleben auf dem Holz. »Herrgott, Dany!«, ruft sie aus. »Musst du dich anschleichen wie eine verdammte Katze?!«

Unbeeindruckt zucke ich mit den Schultern und lehne mich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. »Sorry.«

Bethany poltert bei meiner halbherzigen Entschuldigung. Manchmal ist sie ein richtiges Drama-Lama - wie sie es ausdrücken würde. »Ich hätte einen Herzinfarkt kriegen können!«

»Du bist achtundzwanzig. Du kriegst sicher keinen Herzinfarkt.« Schon gar nicht wegen der Tatsache, was für ein Gesundheits- und Sportfreak sie ist.

»Ich könnte und ich hätte beinahe!« Wieder dieses wilde Gefuchtel mit dem bescheuerten Holzlöffel.

Genervt verdrehe ich die Augen und stoße mich ab. »Jetzt komm mal runter.« Wieso sind wir nochmals Freunde? Manchmal vergesse ich, wie sehr sie mich mit ihren Allüren reizt. Vergessen ist die Erinnerung an diese Wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Romanze.

Sie presst die Lippen aufeinander und wendet sich prompt wieder der Bolognese zu. Einer Frau zu sagen, dass sie mal runterkommen soll, ist nie eine fabelhafte Idee, aber ich bin müde und habe keine Lust jetzt auch noch mit ihr zu streiten. Ohne ein weiteres Wort dreht sie die Lautstärke ihrer kleinen Musikbox hoch.

Das ist ihre Masche. Benehme ich mich blöd, straft sie mich mit Schweigen. Nicht nur mit Blicken und Worten, sondern leider auch mit dem Essen, das mein Körper in diesem Moment am meisten begehrt. Mein Magen knurrt wieder. Kein Essen für mich, wenn ich nicht spure. Ich würde kein Hetero-Mann sein wollen. Obwohl im Stehen pinkeln können sicher eine feine Sache ist.

Kopfschüttelnd vertreibe ich diesen Blödsinn aus meinen Gedanken, trete zähneknirschend auf sie zu und schlinge meine Arme um sie. Vorsichtig lege ich das Kinn auf ihrer schmalen Schulter ab und blicke hinunter in die Pfanne, in der irgendein perverser, vegetarischer Hackfleischverschnitt mit dem Rotwein beschäftigt ist.

Ihre Haltung ist steif und abweisend. Meine Abfuhr hat sie nicht nur etwas wütend gemacht. „Hey… es tut mir ja wirklich leid…“, murmle ich gerade so laut, dass ich mir sicher bin, sie würde mich verstehen, und schließe ergeben die Augen. Mir ist bewusst, dass ich ein Arschloch bin – deswegen bin ich ihr für jede Sekunde dankbar, die sie freiwillig als meine Freundin und Mitbewohnerin mitmacht. Etwas, das ich nie als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, ihr aber nie gesagt hatte. Ihre rosarot schimmernden Haare kitzeln mich an der Wange, als sie den Kopf leicht schief legt.

»Schon okay…« Ihre Antwort ist kaum zu verstehen bei dem nächsten grässlichen Song, doch mehr würde ich jetzt nicht bekommen. Mehr brauche ich gerade auch nicht, das sich ein leichtes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. Denn jeder, der sich mit Frauen auskennt, weiß: Die Worte schon okay ist das universelle Codewort für Ich bin immer zwar furchtbar angepisst, aber ich bin dir nicht böse genug, um dir das Essen vorzuenthalten. Wer jetzt empört nach Luft schnappt, der ist einfach nur ein mieser Lügner – wir alle haben das schon mindestens ein Mal verwendet. Ich gebe es nur wenigstens offen zu.

Und als ich sie loslasse, um nach der Lade mit dem Besteck zu greifen, und dabei das kleine Schmunzeln sehe, das sie vor mir zu verstecken versucht, weiß ich wieder, wieso wir Freunde sind.

Wir sind zwar unterschiedlich wie Tag und Nacht, aber wir werden immer füreinander da sein.

Egal, welchen Scheiß ich baue, und wie sauer sie in Folge dessen sein wird.

Egal, welches Chaos sie anstellt und wie miesepetrig ich hinterher wäre. Am Ende des Abends wissen wir beide – wenn es etwas gibt, auf das wir zählen können, dann ist es sie und ich gegen den Rest dieser verfickten Welt.

Sie wird immer dieser eine Mensch sein, der mir nicht nur den Tag, sondern auch das Leben rettet.

2

Alden

Aus Ärgernis wird Rebellion.

Aus Rebellion wird Schmerz.

Aus Schmerz wird Gefühllosigkeit.

Meine Glieder sind mittlerweile in einem Stadium jenseits jeglicher Empfindung angekommen. Sie sind taub und kalt, verkümmert durch das Verweilen in immer derselben Position. Die wenige Bewegung, die mir bleibt, verschafft keine Erleichterung mehr – im Gegenteil. Jeder Muskel meines Körpers schreit und protestiert, wenn ich nur etwas an meiner Lage ändere.

Also knie ich da. Meine Schienbeine ruhen auf kaltem, nassem Gestein; das Kinn auf der nackten, klammen Haut der ausgemergelten Brust. Die Augen halte ich geschlossen, als könnte ich damit die Schwärze, die um mich herum herrscht und mir in die Knochen kriecht, aus den Gedanken aussperren. Das Gehirn spult immer wieder dieselben Szenen ab, bevor ich es verhindern kann. Geißle mich selbst mit all den strahlenden Augenblicken. Den Momenten voller Glück und Liebe.

Hätte ich die Kraft, würde ich jetzt schreien. Um mich schlagen. Weinen. Immer war ich da gewesen. Hatte sie getröstet. Im Arm gehalten, zugesprochen. Geliebt, verdammt. Mit jeder Faser meines Körpers und Geistes.

Ein Geräusch vor mir lässt mich aus der Trance hochschrecken und die Augen aufreißen. Das Lächeln, das sich tief in die Gedanken gebrannt hat, verblasst und ich versuche es mit dem letzten Quäntchen meines Seins festzuhalten.

Es ist ungewöhnlich, etwas anderes zu hören, als die Feuchte des Gesteins, die sich gemeinsam mit dem Moos durch das Gefängnis arbeitet, und das leise Kratzen von Krallen auf eben jenem. Denn dies hier sind Schritte, die ich schon lange nicht gehört hatte. Sie hallen befremdlich laut von den kahlen Wänden wider und kreieren somit ein wirres Stakkato der Absurdität. Es schmerzt in den empfindsamen Ohren. Doch ich kenne diese Schritte – unter tausenden höre ich sie heraus. Sie erdröhnen im Gleichtakt meines Herzschlages. Sie sind der Grund, wieso ich noch nicht gestorben bin – der Grund, wieso ich noch nicht aufgegeben habe. Sie sind alles für mich.

Stille.

Ich weiß, du bist da. Spüre dich mit jeder Faser meines Körpers. Zwei Magnete, die sich gegenseitig anziehen. Du stehst vor der Tür. Und überlegst, ob du zu mir kommen oder es doch lieber lassen sollst. Nach all der Zeit, die du mich hier drin verrotten hast lassen, schießt es mir durch den Kopf.

Überlegst du, ob ich deiner würdig bin? Bin ich es? Bin ich es nicht? Ich weiß es doch auch nicht! Wieso quälst du mich so?

In die Stille der drückenden Schwärze flehe ich. Doch was? Wen? Die Götter? Dich? Bitte lass mich nicht hier. Nimm mich mit. Erfülle mich mit all dem Guten und ich werde das Böse von dir fernhalten.

Schwer knarzt die Tür. Ein schmaler Lichtstreifen fällt in die Zelle und färbt die Dunkelheit in die unterschiedlichsten Grau- und Grüntöne. Faszinierend und schmerzhaft zugleich. Die ungewohnte Helligkeit sticht in meine Netzhaut wie tausend kleine Nadeln. Die längst vergessenen Nervenfasern melden sich voller Protest. Die Augen beginnen zu tränen und ich blinzle heftig gegen den Schmerz an, versessen darauf zu sehen. Den Raum, in den ich gesperrt wurde. Die Natur, die mich langsam zu verschlingen droht. Und nicht zuletzt: Dich. Die schmale Silhouette der Frau, die einst so vertraut und mittlerweile so unbekannt ist.

Du kannst es kaum fassen, dass du etwas Verbotenes getan hast. Ich sehe es doch an der Art, wie deine wundervolle Hand von der Tür zurückschreckt, als hättest sie dir einen Stromschlag versetzt. Schmerzt es? Hast du dich verbrannt? Tausend Fragen schwirren mir durch den Kopf, doch du trennst mich wieder von der Außenwelt.

»Nein«, keuche ich. Meine eigene Stimme ist mir fremd. Sie ist brüchig und kratzig. Ich habe sie schon zu lange nicht mehr benutzt. Wozu auch? Nicht einmal das Vieh interessiert sich für die Geschichten, die ich über dich zu erzählen habe, sondern nur für das Fleisch, aus dem ich bestehe. In die Schwärze, die mich wieder umgibt, kreische ich mit aller Kraft, die ich aufbringen kann: »Bitte, geh nicht. Rette mich!« Rette mich, damit ich dich retten kann.

Ich falle nach vorn, komme hart auf dem feuchten Boden auf, doch mein Körper realisiert es nicht. Er ist darauf konzentriert, was vor mir liegt. Du bist noch da. Er spürt das leise Summen unserer Anziehung. Du kannst dich nicht von mir lösen. Niemals. Ich weiß es.

Stöhnend strecke ich den Arm aus und greife mit steifen Fingern in die Finsternis. Sie klammern sich an etwas Warmes mit struppigem Fell, das ein leises Quietschen von sich gibt, gefolgt von dem Bruch kleiner Knochen. Es ist laut. So laut. Angewidert zucke ich zurück. Mein Körper erwacht langsam zu Leben und in diesem Moment verdamme und liebe ich dich gleichzeitig.

Die Schritte entfernen sich wieder.

Der auflodernde Schmerz bleibt.

Doch du wirst wiederkommen.

Und wenn nicht, dann werde ich dich finden.

Das verspreche ich dir.

3

Danielle

Das Bett quietscht und ich frage mich, ob die Nachbarn unter uns die Geräusche von Lust und Leidenschaft hören. Und ob es sie genauso scharf macht, wie es mich scharf machen würde. Ob das zerknitterte, schrullige Pärchen, das unter dem Typ, den ich bestiegen hatte, so voller Geilheit ist, dass sie nicht anders können, als über sich herzufallen und sich das Gehirn raus zu vögeln. Vielleicht dabei sogar einen Schlaganfall erleiden oder sowas. Ein seltsamer Gedanke beim Sex.

»Hey, bist du noch da?«, ächzt der Niemand unter mir und legt behutsam seine großen, rauen Hände auf meine nackten Oberschenkel. Sein Blick ist verschleiert in einer Mischung aus Lust und Verwirrung. Seine dunklen Augen zucken immer wieder zu meinen milchig weißen Brüsten, die sich, der Anstrengung wegen, heben und senken. Ich bin sowas von aus der Form und sollte dringend mit Beth reden. Ihre Trainingspläne schaffen es sicher, mich schnell wieder so hinzubiegen, dass ich nicht beim Sex schnaufe wie ein alter Ochse auf dem Acker.

Scheinbar bin ich so in meinen Gedanken versunken, dass ich in der kreisenden Bewegung meiner Hüften innegehalten habe. Tja, blöd für ihn.

Seine Hand fuchtelt vor meinem Gesicht und ich verziehe es zu einer Grimasse. Was bildet sich der Typ ein? Mister Noname darf froh sein, dass ich ihn abgeschleppt habe – er ist definitiv nicht in der Position, irgendetwas zu fordern. Egal, ob im direkten oder übertragenen Sinne.

Schrecken breitet sich auf dem kantigen, mit dunkelbraunen Locken umrahmten Gesicht aus. Die halbgeschlossenen Lider schnellen in die Höhe, als die plötzlich umgeschlagene Stimmung langsam in sein vernebeltes Hirn sickert. Er weiß, dass er mich nicht wütend machen darf. Zu spät. Respektloses Verhalten ist mir zuwider. Es geht Hand in Hand mit dem Verlust von Kontrolle.

Zornig presse ich meine Lippen zu einem schmalen Strich und ich schlage seine Pranke weg. Meine Oberschenkel sind wie ein Schraubstock, fixieren ihn. Er zappelt unter mir wie ein Fisch, der verzweifelt nach Wasser schnappt und stattdessen Luft erwischt. Ich lasse der Wut, die sich fest in mir verankert hat, freien Lauf, balle die freie Hand zur Faust und ramme sie ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Schade drum. Um die gerade Nase. Um die großen Augen. Den sexy Schmolllippenmund. Ein Knacken dringt an meine Ohren und diese rohe Gewalt berauscht mich. Blut quillt aus seiner Nase und er schreit vor Schmerz auf. Der jämmerliche Laut, der aus seiner Kehle kommt, vertreibt die Enge in meiner Brust. Ein seltsamer Frieden breitet sich in mir aus und ich lächle. Strahle. Selten habe ich so lachen müssen über den Ausdruck in seinen Augen wie in diesem Moment. Als Nächstes packe ich seinen Hals. Rote Male vermischen sich mit der Farbe des Blutes auf meiner Hand. Er fleht. Er bettelt. Er röchelt. Er …

Eine lästige Melodie reißt mich aus meinem Traum und lässt mich knallhart auf den Boden der Realität zurückkehren. Erschrocken fahre ich hoch und taste fahrig nach dem Handy, das vor sich hin bimmelt und dessen Bildschirm immer wieder lästig aufblinkt. Es rutscht mir aus den zitternden Fingern und ich angle fluchend am Boden danach, während der Wecker immer lauter wird. »Verdammt nochmal…«

Zum Glück ist Beth schon wach. Sie geht vor dem Frühstück immer joggen und … Fuck, was war das für ein Traum?! Fahrig wische ich mir über das Gesicht und lasse mich halb frustriert, halb erschöpft wieder in das verschwitzte Kissen sinken.

Kurz hebe ich den Arm, um aufs Smartphone zu sehen, und betätige den Standby-Knopf. Sieben Uhr zwanzig. Ein neuer Tag. Eine neue Überwindung. Stumm starre ich hinauf zur Decke, in dessen Ecken einige Spinnen sitzen und geschickt ihre Beute jagen, und zähle die Sekunden. Mein Kopf dröhnt, als hätte ich gestern Nacht zu viel Alkohol getrunken. Habe ich das? Keine Ahnung. Diese beschissene Migräne. Stöhnend bedecke ich die Augen mit einem Arm und verdränge die Bilder, die sich in einem Gedankenkarussell verfangen haben. Mein eigener Körper verstört mich.

Zwischen meinen feuchten Beinen spüre ich mein rasendes Herz, das mich lockt und herausfordert, während meine Brustwarzen brennen und sich der Bettdecke schmerzhaft bewusst sind. Was zur Hölle?!

Unentschlossen greife ich mit einer Hand nach unten, die andere tastet am weißen Lack des Nachtkästchens entlang und zieht schlussendlich die einzige Schublade auf. Mit einer traurigen Selbstverständlichkeit legen sich die Finger um das kühle Silikon. Eine beunruhigende Erregung durchfährt meinen Körper, bereit, sich auf dieses Spiel einzulassen. Wann war ich das letzte Mal so erregt gewesen? War es so lange her, dass ich sowas als Wichsvorlage benutze? Ernsthaft? Die Bilder fordern mich auf, spielen mit meinem Verstand und ich halte angewidert von mir selbst inne. Verdammt, das ist doch sowas von beschissen gestört. Mit einem frustrierten Laut lasse ich von mir ab und schwinge die Beine entschlossen über den Rand des Bettes. »Reiß dich zusammen«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und vergrabe schließlich das Gesicht in den klammen Handflächen.

Beth sitzt bereits in unserer Küche und isst schweigend irgendeine besonders gesunde Haferflockenpampe, die derzeit im Internet dank TikTok trendet. Overnight Oats – früher hat man doch Haferschleim dazu gesagt, oder? Manchmal fühle ich mich mit meinen achtundzwanzig schon wie eine Granny. Sie probiert gerne neue Sachen aus - vor allem, wenn es sie sportlich weiterbringen könnte. Neben ihrer Schüssel liegt eine zerfledderte Ausgabe von Claymore, ihrem Lieblingsmanga, den sie zum gefühlt hundertsten Mal liest. Den Hype darum verstehe ich nicht wirklich - Beth hat es mir mal versucht zu erklären, aber … Granny eben.

»Morgen…«

Sie sieht gar nicht auf, sondern schiebt nur eine große Tasse Kaffee zu dem Platz, auf den ich mich setze. Zwischen zwei Bissen merkt sie dann spitz an: »Na da hat wer aber besonders gute Laune heute, was?«

Unbeteiligt zucke ich mit den Schultern und überprüfte mittels Selfiekamera, wie scheiße ich trotz Make-up aussehe, bevor ich einen großen Schluck nehme und das Gesicht angewidert verziehe. Schwarz und bitter. Ekelhaft. Wie kann man so einen Rotz überhaupt hinunterkippen? Aus Dummheit nippe ich nochmals daran. »Schlecht geschlafen«, gebe ich das Offensichtliche von mir und bin mir gleichzeitig sicher, dass meine beste Freundin gar nicht mehr zuhört. Denn jetzt hat sie sich über eine scheinbar besonders spannende Stelle gebeugt, während sie langsam kaut.

Zu meiner Verwunderung antworte sie trotzdem: »Das sagst du in letzter Zeit ständig.« Sie schiebt das Lesezeichen mit dem Spruch Reading will Take you to Infinity and Beyond, das ich ihr mal in einem Anfall von Nettigkeit geschenkt hatte, ins Buch, steht mit der leeren Schüssel auf und tapst damit zur Spüle. Während sie die Schüssel provisorisch auswäscht und anschließend alles in den Geschirrspüler räumt, runzelt sie gedankenversunken die Stirn. Ob der geistigen Anstrengung wegen – sie ist ein Monk, für sie muss selbst im Geschirrspüler alles perfekt liegen – oder der immer noch andauernden Wut auf mich wegen gestern Abend.

Also antworte ich ihr lahm: »Ich weiß…« und schweige. Ich bin einfach kein Morgenmensch. Mit Kopfschmerzen und dem ganzen Drum und Dran schon gar nicht. Müde kneife ich die Augen zusammen und beobachte sie dabei, wie sie in ihren sexy Alpakashorts die Gabeln umsortiert. So ein Freak. Aber das ist okay – ich bin schließlich auch einer.

Genervt seufzt sie. »Ich mein nur … « Zögernd fuchtelt sie mit einer Gabel in der Luft herum, bevor diese ihren richtigen Platz findet. »Ich mache mir Sorgen.« Endlich dreht sie sich um und sieht mir direkt in die Augen. Die Stirn nach wie vor in Falten gelegt.

»Weil…?«

»Du bist in letzter Zeit so gestresst. Und du schläfst schlecht«, kommt die prompte Antwort. Dieser bemitleidenswerte Blick.

Ich brauche kein Mitleid und es fühlt sich befremdlich an, dass sie es dennoch tut. Mit solchen Gefühlen kann und will ich nicht umgehen.

Deswegen überspiele ich das komische Ziehen in meiner Brust, seufze genervt und stehe auf. Es ist bereits acht Uhr und damit bin ich bereits zu spät für die Arbeit. Der Tag wird immer besser. Beschwichtigend tätschle ich im Vorbeigehen Bethanys Arm und bin trotz ihrer Fürsorge froh, wie viel Glück ich mit ihr als Mitbewohnerin habe. Kein anderer würde meine Launen so lange ertragen und dann den Schneid besitzen, sich um mich zu sorgen, so wie sie es nicht nur seit Monaten, sondern schon Jahren macht.

»Mir gehts gut«, höre ich mich noch sagen, damit sich die Falten auf ihrer Stirn glätten. Mir gehts immer gut.

Ich trete hinaus auf die Straße und ziehe den Mantel aus rotem Filz fester um mich. Der Herbst ist trotz der bunten Farben und lustigen Kürbisse gemein – kalt und feucht kündigt sich die dunkle Jahreszeit unerbittlich an und gibt schon den ersten Vorgeschmack auf den Winter. Hinter mir fällt die Tür ins Schloss und ich blicke die mit Häusern gesäumte Straße entlang. Menschen eilen an mir vorbei, gehetzt von ihrem Leben und zu abgelenkt, um stehen zu bleiben und einfach nur … zu sein. Tief einzuatmen und zu genießen. Wir machen es so selten. Ich bin da keine Ausnahme.

Ein ekelhaftes Knacken. Knirschen von Knochen unter meinem Stiletto. Glitschige Masse, die mich zum Ausrutschen bringt. Im letzten Moment halte ich mich an der niedrigen Steinmauer fest und vermeide so, undamenhaft mit dem Hintern auf den Boden zu plumpsen. Eine Steißbeinprellung ist das Letzte, was ich jetzt noch bräuchte. Dass jetzt an meinen liebsten und teuersten Schuhen allerdings die Innereien einer armen Maus kleben, die Chilli zum Opfer gefallen war, macht das alles nicht wirklich besser.

Des Chillis, der neben mir auf der breiten Säule des Zaunes sitzt und lässig die Pfote von Maul zu Ohr gleiten lässt. Immer wieder. Es ist auf seltsame Weise, hypnotisierend ihm dabei zuzusehen. Pfote zu Maul. Pfote zu Ohr. Pfote zu Maul. Pfote zu Ohr. Kurz verliere ich mich in dem Anblick der schwarzen Katze, bevor ich mich wieder an das tote Säugetier unter meinem Schuh erinnere und den Kopf schüttle.

Meine Mundwinkel ziehen sich nach unten, während ich in der zu kleinen Handtasche krame und ein zerknülltes, benutztes Taschentuch aus irgendeinem der hinteren Winkel hervor fische. Unter Würgegeräuschen – zum Glück habe ich heute erst einen Kaffee getrunken und nichts gegessen – kratze ich die Innereien herunter und schimpfe dabei wie eine verrückte Katzenlady mit dem Tier neben mir: »Warum tust du das? Was soll das, Chilli?!«

Aus gelbgrünen Augen beobachtet er die kleine Showeinlage und ich sehe die Empörung darin widerspiegeln. Als würde er sagen wollen: »Hey, sei froh, dass ich mich um dich kümmere!«

Okay, vielleicht bin ich wirklich eine verrückte Katzenlady.

Frustriert schmeiße ich das Taschentuch nach dem schwarzen Getier, das sich mit rümpfender Nase von mir verabschiedet und im Untergrund verschwindet. Er ist ein Streuner, der es ab und zu in den Hausflur und manchmal in unsere Wohnung schafft, obwohl der Vermieter ein Arschloch ist, das von Tieren nichts hält. Wir wollen dem Kater trotzdem eine Chance geben, denn er gehört zu den verlorenen Seelen, zu denen auch Beth und ich gehören.

Acht Uhr fünfzehn. Grummelnd schultere ich die Handtasche wieder und trete mit einem Gesicht, das zu dem nebligen Wetter nur allzu passend ist, auf den Weg zum Wagen. Die Finger schließe ich fest um meine Schlüssel und schreite die dunkle, abgeranzte Gasse neben dem Haus zügig entlang. Der helle, gleichmäßige Hall, der von den Wänden wiedergegeben wird, mischt sich mit dem entfernten Geräusch von Autos, die über nassen Asphalt fahren, und Tauben, die sich gegenseitig anpöbeln und den Platz streitig machen. Es dämpft meine aufgewühlten Gedanken, lässt mich eine innere Harmonie finden, die ich in letzter Zeit nur selten fühle.

Diese Zeit zwischen dem Verlassen der Wohnung und der Ankunft im Büro ist immer die Friedvollste für mich. Sie ist erfüllt von meiner Umgebung. Von dem Duft der umliegenden Pflanzen, der sich mit Abgasen mischt und ein eigenes Aroma ergeben, das nur Städter kennen und lieben. Den Geräuschen der Autos und Bussen, die Massen an Menschen täglich verschlingen und an einem anderen Ort wieder ausspucken. Und den bunten Farbtupfen der Leute und Geschäfte. All das ist verantwortlich dafür, dass ich runterkomme. Mich sammle. Es lässt mir immer die Wahl, ob ich mich darauf einlasse und die Eindrücke in mich einsauge, oder in mich kehre und davor verschließe. Doch es drängt mich nie und gibt mir die Sicherheit, die Dinge, die mich betreffen, ein Stück weit kontrollieren zu können.

4

Danielle

Ich gönne mir noch einen kurzen Moment, in dem ich die Augen schließe und mich zwinge, tief durchzuatmen.

Es wird garantiert nicht so schlimm werden. Es wird garantiert nicht so schlimm werden? Wen verarsche ich damit? Am Ende nur mich selbst.

Wie lang stehe ich hier schon vor dem Gebäude des Maxwell’s Bookjournal Corp.? Fünfzehn Minuten? Zwanzig? Ist es wichtig, wo ich doch sowieso schon zu spät bin? Trotz der halbstündigen Autofahrt zum Büro, in denen ich meist Gedanken wälze und mir einrede, dass ich zumindest einen Job habe und es anderen schlechter geht als mir, bin ich überhaupt nicht vorbereitet, dort reinzugehen und mich wieder zu verstellen. Gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Leute, die ich nicht mag, anzulächeln.

Seufzend öffne ich die Augen, setze geschlagen mein bestes Lächeln auf und trete ein. Obwohl ich meinen Job hasse, bin ich jeden Tag fasziniert von diesem Gebäude: die gläserne Fassade, die das Licht auf den grauen Fliesen tanzen lässt. Der elegante Empfangstisch aus weißem Stein, an dem Nate in einem perfekten, dunkelgrauen Anzug sitzt und mit seinem breiten Grinsen fünf Tage die Woche jedem Kunden das Gefühl gibt, wichtig zu sein. Das hektische Treiben der Angestellten und Externen, die hier ein und aus spazieren, sich mit einem unpersönlichen Nicken grüßen, aber gar nicht kennen. Nichts hier erweckt den Anschein, als würden wir uns hier an armen Jungautoren mit Knebelverträgen bereichern. Es ist nur etwas Vorübergehendes. Besser als Armut.

»Guten Morgen, Nate!«, rufe ich ihm beim Vorbeigehen zu und sein Blick, der auf den Bildschirm geheftet ist, um einer jungen, wütenden Frau in einem spannenden lila Kostüm Auskunft zu geben, schnellt in die Höhe. Kleine Fältchen bilden sich um seine Augen und strafen sein jugendliches Aussehen.

»Hey, Danielle. Bereit für die Arbeit?«

Lachend winke ich ab und marschiere weiter in Richtung der Büros, obwohl mir zum Weinen und Wegrennen zumute ist. Anders als ich macht Nate das Beste daraus, obwohl er seine Tätigkeit genauso hasst. Wir alle sind gefangen in einem verfickten Hamsterrad. Ein Ausbruch nicht möglich.

Einige meiner Kollegen sind bereits am regen Austausch ihrer Erlebnisse des Wochenendes angelangt, während sie sich den zweiten Kaffee des Tages zubereiten. Um acht Uhr fünfzig in der Früh. Wieso sie sich nicht die Flüssigkeit intravenös spritzen, wundert mich manchmal bei deren Konsum.

Auch ihnen wünsche ich einen guten Morgen, habe allerdings kein Interesse daran, mich an der Unterhaltung zu beteiligen. Noch nie hatte ich in diesem Unternehmen das Gefühl, dazuzugehören, sondern als wäre ich nach all der Zeit immer noch eine Fremde. Alles, was ich sage, kommt immer irgendwie komisch rüber. Oder wird falsch aufgefasst. Je nachdem. Meine Frustration schlucke ich hier generell hinunter und bin eher ein Roboter als ein vollwertiger Mensch.

Denn die oberste Devise meines Abteilungsleiters? Lass deine Scheißlaune und deine Sorgen daheim – deine Kollegen können nichts dafür. Was ist aber, wenn das ganze beschissene Unternehmen mit ihren wichtigtuenden, ignoranten Menschen der Grund für deine Scheißlaune ist? Man jeden Tag das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein? Nicht ernst genommen zu werden? Mit der Vorstellung konfrontiert zu werden, dass man in seinem Job nur fähig ist, weil man eine Frau ist? Es gab schon früher immer wieder Beschwerden deswegen. Doch die Angestellten waren gekündigt worden, bevor sie ihre Stimme erheben konnten.

Also lächle ich lieber und lasse niemanden sehen, wie kaputt ich in Wirklichkeit bin. Wie dieses Unternehmen, aber auch mein eigenes Leben an mir frisst wie tausende Maden einen verwesenden Kadaver. Manchmal hat man keine Wahl und landet dort, wo man landet. Oft passiert es unverdient. Man