Die drei !!!, 28, Achtung, Promihochzeit! (drei Ausrufezeichen) - Henriette Wich - E-Book

Die drei !!!, 28, Achtung, Promihochzeit! (drei Ausrufezeichen) E-Book

Henriette Wich

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Beschreibung

Marie, Kim und Franzi sind total aufgeregt: Nick, der Sänger von "Boyzzzz" wird heiraten! Die Hochzeitsvorbereitungen werden von einem Filmteam begleitet, die alles für die Dokusoap "Nick und Eva in love" aufnehmen - und die drei !!! sind mit dabei! Doch die Vorfreude auf die Promihochzeit des Jahres wird getrübt - und "Die drei !!!" nehmen die Ermittlungen auf ... Neben der spannenden Detektivarbeit müssen Kim, Franziska und Marie auch immer wieder das Abenteuer "Freundschaft" bestehen. Es ist nämlich gar nicht so leicht, drei völlig verschiedene Meinungen unter einen Hut zu bringen. Mutig und clever stellen sich "Die drei !!!" der Herausforderung und sind gemeinsam ein unschlagbares Team! Mehr anzeigen Weniger anzeigen

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Henriette Wich

Achtung Promihochzeit!

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, München

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

Grundlayout: Doppelpunkt, Stuttgart

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-440-13910-3

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Eiskalt erwischt

»Kann mir mal jemand verraten, was ich bei minus zehn Grad anziehen soll?« Marie Grevenbroich stand ratlos vor ihrem Kleiderschrank, der die gesamte Breite ihres Zimmers einnahm. Ob Beach-Party, Dinner im Nobelrestaurant oder Flohmarkt-Bummel, Marie kam so schnell nicht in Verlegenheit, doch mit derart eisigen Temperaturen war ihr Schrank heute zum ersten Mal eindeutig überfordert.

Franzi, die mit Kim auf Maries Schlafsofa saß und an einem Apfel knabberte, zuckte mit den Schultern. »Nimm einfach die wärmste Jacke, die du hast.«

»Mütze, Schal und Handschuhe würde ich an deiner Stelle auch anziehen«, sagte Kim. »Sonst holst du dir ruck, zuck Frostbeulen.«

Marie stöhnte. Ihre Freundinnen verstanden wieder einmal nicht, wo das Problem lag. Es ging nicht darum, sich irgendeinen Schal und irgendeine Jacke überzuwerfen, sondern das perfekte Outfit für einen Freitagnachmittag auf der Eislaufbahn in der Fußgängerzone zu finden. Ein Outfit, das genügend Bewegungsfreiheit bot und gleichzeitig alle Blicke auf sich zog.

Franzi versenkte den Apfelbutzen mit einem gekonnten Wurf im Papierkorb. »Was meinst du, wann wir loskönnen? Schaffst du es noch, bevor die Sonne untergeht?«

»Keine Sorge, das kriege ich hin«, gab Marie zurück.

Franzis Sticheleien machten ihr heute nichts aus, weil sie gute Laune hatte. Aber es hatte auch schon andere Tage gegeben. Tage, an denen sie sich mit Franzi so heftig gestritten hatte, dass sie ernsthaft überlegt hatte, aus dem Detektivclub auszusteigen. Im letzten Moment war sie jedoch immer davor zurückgeschreckt. Ein Leben ohne Die drei !!! konnte sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen. Seit Kim den Club gegründet hatte, hatten die Detektivinnen etlichen Verbrechern das Handwerk gelegt. Auf zahlreiche erfolgreich gelöste Fälle im In- und Ausland konnten sie jetzt schon zurückblicken. Und Marie war fest davon überzeugt, dass noch viele weitere folgen würden.

»Tut mir schrecklich leid, aber wenn du uns hier warten lässt, muss ich deinen Süßigkeitenvorrat plündern.« Kim stand auf und angelte sich die Keksdose aus dem Regal. »Du weißt ja, mein Zuckerspiegel darf nicht absinken, sonst arbeiten meine grauen Gehirnzellen nicht mehr richtig.«

»Bedien dich ruhig«, sagte Marie, während sie sich in ihrem cremeweißen Wollkleid aus Paris vor dem Spiegel drehte. Das Kleid war zeitlos und wunderschön, aber Marie bekam jetzt schon Gänsehaut, wenn sie an den Eiswind dachte, der um ihre Beine fegen würde.

Eine halbe Stunde später, nachdem Kim die Keksdose zur Hälfte geleert und Franzi zunehmend genervt gewesen war, hatte Marie das ultimative Outfit gefunden: eine schneeweiße Skihose mit silbernen Streifen, einen Daunenanorak mit Leopardenkapuze und dazu kuschelige Lammfellboots, die sie später gegen Schlittschuhe aus extrafeinem, aber leider auch extradünnem Leder tauschen musste.

»Hallo, Winter, wir kommen!«, rief Marie. Die Schlittschuhe lässig über der Schulter, verließ sie das Penthouse, in dem sie mit ihrem Vater, dem berühmten Fernsehkommissar Brockmeier aus der Vorabendserie Vorstadtwache, wohnte.

Es war ein eiskalter Januartag. Der Schnee sprühte Funken in ihre Augen, die Sonne schien und Marie wurde wieder einmal bewusst, wie gut sie es hatte. Ihr Vater Helmut Grevenbroich las seiner einzigen Tochter jeden Wunsch von den Augen ab. Sooft es sein Drehplan zuließ, kochte er für Marie oder bummelte mit ihr durch die Stadt. Und er tröstete sie, wenn sie ihre Mutter vermisste. Anne Grevenbroich war vor vielen Jahren bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen. Marie konnte sich kaum noch an sie erinnern, aber das Album mit den alten Fotos ihrer Mutter war ihr größter Schatz.

»Was ist denn mit dir los, Marie? Bist du eingefroren oder warum bleibst du mitten auf dem Gehsteig stehen?« Franzis Frage kam mit einer weißen Atemwolke aus ihrem Mund.

»Ich glaube, Marie geht’s nicht so gut«, sagte Kim. »Bestimmt wegen Tessa.«

»Tessa?« Marie zog ihre linke Augenbraue hoch. Plötzlich bekam der strahlend blaue Tag, der sich wie ein Seidentuch über die Stadt spannte, Knitterfalten. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte das Leben zu zweit immer so weitergehen können. Leider hatte ihr Vater sich verliebt, und zwar in eine Kollegin, die als Kamerafrau bei der Vorstadtwache arbeitete.

»Das verstehe ich nicht«, sagte Franzi verwundert. »Tessa und Lina sind doch ausgezogen.«

Marie seufzte. »Ja, endlich! Zwischendurch dachte ich schon, ich müsste mit den beiden Weihnachten feiern.« Helmut Grevenbroich hatte Tessa und ihrer Tochter großzügig Unterschlupf angeboten, weil sie wegen eines Wasserrohrbruchs aus ihrer Wohnung vertrieben worden waren. Zum Glück war der Rohrbruch kurz vor Weihnachten behoben worden. Trotzdem würde Marie die schreckliche Zeit nie vergessen. Und im Gegensatz zu ihrem Vater vermisste sie Tessa überhaupt nicht.

»Tut mir bitte einen Gefallen!« Marie stampfte mit den Füßen auf. »Streicht den Namen Tessa aus eurem Wortschatz. Heute Nachmittag will ich nichts mehr von ihr hören.«

»Einverstanden«, sagte Kim. Lachend hakte sie sich bei Marie unter und stapfte mit ihr über den knirschenden Schnee zur U-Bahn.

In der Fußgängerzone tobte das Leben. Schon von Weitem hörten die drei !!! das fröhliche Kreischen hinter dem Zaun der Eislaufbahn. Die halbe Stadt schien heute auf die Idee gekommen zu sein, eislaufen zu gehen. Entsprechend lang war die Schlange vor der Kasse.

Kim wickelte ihren gestreiften XXL-Schal enger um den Hals. »Wenn wir endlich dran sind, können sie uns am Imbissstand als gefrorene Makrelen verkaufen.«

»Du hast nicht zufällig einen VIP-Ausweis bei dir?«, erkundigte sich Franzi bei Marie.

Marie verdrehte die Augen. »Nein, leider nicht.«

Manchmal hatten ihre Freundinnen komische Vorstellungen. Nur weil Herr Grevenbroich viele Leute aus dem Showbiz kannte, hieß das noch lange nicht, dass Marie in sämtliche Locations kostenlos reindurfte. Stöhnend reihten sich die drei !!! in die Schlange ein.

Plötzlich spürte Marie einen Ellbogen im Rücken. Empört drehte sie sich um. »Kannst du nicht aufpassen?« Als sie in zwei schöne blaue Augen sah, verflog ihr Ärger sofort. »Viktor, was machst du denn hier?«

»Eislaufen, was sonst?« Ihr Mitschüler grinste von einem Mundwinkel zum anderen. Dann pfiff er bewundernd durch die Zähne. »Cooles Outfit!«

»Ach, das hab ich mir nur schnell übergeworfen«, behauptete Marie.

Viktor und sein Freund Lars gehörten schon länger zu ihren Verehrern. Ab und an flirtete Marie mit ihnen, um nicht aus der Übung zu kommen. In letzter Zeit war ihr das Flirten allerdings wegen einer gewissen Person, deren Namen sie heute auf keinen Fall mehr hören wollte, vergangen. Selbst an Leonard und Jo, ihre Flirtopfer aus vergangenen Zeiten, dachte Marie nur flüchtig, was eindeutig kein gutes Zeichen für den Stand ihres Gefühlsbarometers war.

»Ist Lars auch da?«, erkundigte sie sich bei Viktor.

Ihr Mitschüler nickte. »Er steht schon vor der Kasse. Komm! Nimm deine Freundinnen mit.«

Auf einmal waren Kim, Franzi und Marie doch VIPs. Sie ignorierten die Proteste der Leute, an denen sie sich vorbeidrängten, und liefen auf Lars zu. Eine Minute später waren sie drin.

Die Eislaufbahn war rappelvoll. Familien und verliebte Pärchen drehten ihre Runden über das glitzernde Eis. Ihre gute Laune hätte ansteckend sein müssen, aber aus irgendeinem Grund wurde Marie traurig.

»Hey, worauf wartest du?«, rief Lars ihr zu.

Das kleine Grübchen an seinem Kinn war wirklich sehr süß, aber Marie spürte nicht einmal das leiseste Kribbeln im Bauch. »Lauft schon mal vor, ich komme nach«, sagte sie und ging in die Knie, um ihre Schlittschuhe anzuziehen.

Enttäuscht zogen Viktor und Lars ab. Marie starrte ihnen nach. Als Viktor sich noch einmal kurz umdrehte und ihr zuwinkte, spürte Marie plötzlich einen Stich in der Brust. Genauso hatte Holger ihr zugewunken, damals am Valentinstag. Wehmütig sah Marie zur Mitte der Bahn hinüber. Dort, wo jetzt ein Mädchen Pirouetten drehte, hatte Holger sie zum ersten Mal geküsst, mit seinen kühlen, sanften Lippen, und in ihrem Herzen eine Kerze angezündet.

»Ach Holger …«, murmelte Marie. Was war bloß passiert mit ihrer großen Liebe? Warum war die helle Flamme der Kerze irgendwann erloschen? Lag es wirklich nur daran, dass Holger in Billershausen wohnte und sie sich wegen der Entfernung auseinandergelebt hatten?

Kim sah Marie überrascht an. »Wie war das? Hast du gerade von Holger gesprochen?«

Maries von der Kälte gerötete Wangen wurden noch eine Spur röter. »Äh … nein«, schwindelte sie. »Da musst du dich verhört haben.« Marie lächelte ihre Traurigkeit weg. »Was haltet ihr von einem kleinen Wettlauf? Wer zuerst zwölf Runden schafft, bekommt von den anderen eine Waffel mit heißen Kirschen und Sahne spendiert.«

Kim lief das Wasser im Mund zusammen. Im Gegensatz zu Franzi gehörten sportliche Aktivitäten nicht zu ihren Stärken, aber der Preis war zu verlockend. »Ich bin dabei!«

»Ich auch«, sagte Franzi und gab auch gleich das Startsignal.

Die drei !!! sausten los. Marie flitzte wie ein geölter Blitz übers Eis. Es dauerte nur ein paar Sekunden und sie hatte Kim und Franzi abgehängt. Der scharfe Wind brannte in ihrem Gesicht. Nach ein paar Runden nahm sie etwas Tempo raus – ein schwerer Fehler. Schon tauchte links neben ihr Franzi auf. Obwohl Marie wieder Gas gab, zog Franzi grinsend an ihr vorbei und vergrößerte spielend ihren Vorsprung. Jetzt zahlte sich ihr Inliner-Training aus.

»Erste!«, rief Franzi triumphierend.

»Schon gut«, gab Marie sich geschlagen. »Das war ein Heimspiel für dich.«

Franzi fuhr sich lachend durch die kurzen roten Haare. »Du hast recht.« Sport war schon immer ihr Element gewesen. Sie ritt regelmäßig auf ihrem Pony Tinka, schwamm, joggte oder traf sich mit Benni im Skatepark.

Schließlich hatte auch Kim die zwölfte Runde geschafft. Völlig außer Atem kam sie angeschlittert.

»Geht’s wieder?«, fragte Marie halb besorgt, halb belustigt.

»Klar«, keuchte Kim und eroberte den Imbissstand am Rande der Eisbahn. »Hmm!«, schwärmte sie. »Die schmecken ja noch besser als bei der Waffelbude am Marktplatz.«

»Köschtlisch«, nuschelte Franzi mit vollem Mund. »Danke!«

»Nichts zu danken.« Marie zückte noch einmal ihren Geldbeutel. »Mein Vater hat mir heute Extra-Taschengeld mitgegeben. Habt ihr Lust auf Früchtepunsch?«

»Ja!«, sagten Kim und Franzi wie aus einem Mund.

Der Punsch wirkte wie eine Wärmflasche von innen. Wohltuend strömte die warme Flüssigkeit durch ihre Adern und brachte ihre Eiszapfenhände und -füße zum Schmelzen.

Marie zwinkerte Kim und Franzi zu. »Und wie geht’s euch so? Was macht die Liebe?«

Kim schluckte den letzten Waffelbissen hinunter. »Michi hat sich endlich wieder gemeldet.«

»Das ist ja toll!«, sagte Franzi.

»Er hat mich zum Frühstücken ins Café Wassermann eingeladen, übermorgen, am Sonntag.«

Richtig glücklich, fand Marie, sah Kim allerdings nicht aus. Der letzte Streit mit ihrem Freund Michi war aber auch heftig gewesen. Michi hatte Kim vorgeworfen, dass sie sich nur für den Detektivclub interessierte und überhaupt nicht für seine Zukunftspläne.

»Das klingt doch gut«, versuchte Marie ihre Freundin aufzumuntern. »Er will sich mit dir aussprechen. Ihr werdet euch bestimmt versöhnen, du wirst sehen.«

Kim lächelte tapfer. »Hoffentlich.« Dann drehte sie sich zu Franzi um. »Und, wie läuft es zwischen dir und Robin?«

»So lala«, sagte Franzi. »Das letzte Date war nicht so toll. Immer wenn ich Robin sehe, muss ich daran denken, dass er damals die Fledermäuse einfach verkauft hätte. Es war ihm egal, ob der neue Besitzer sie gut behandelt oder nicht. Das finde ich schrecklich.«

Kim stellte die leeren Tassen zusammen. »Kann ich gut verstehen.«

Franzi hatte Robin bei ihrem letzten Fall kennengelernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Bis sie herausgefunden hatte, dass er die drei !!! mehrmals angelogen hatte und ihm Geld wichtiger war als das Wohl der Tiere.

»Was hast du jetzt vor?«, fragte Marie neugierig. An Franzis Stelle hätte sie nicht gewusst, wie sie in dieser Situation auf Robin reagieren sollte. »Trefft ihr euch wieder?«

Franzi zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Wir haben locker was ausgemacht, aber vielleicht lasse ich das nächste Date sausen. Mal sehen.« Das Thema war ihr unangenehm. Deshalb gab sie den Ball schnell an Marie weiter. »Und – gibt’s bei dir was Neues?«

Marie zupfte an ihrer Leopardenkapuze. »Nicht dass ich wüsste. Ich finde sowieso, dass Jungs überbewertet werden.« Lässig warf sie ihre langen, blonden Haare über die Schulter. »Lasst uns lieber über den Club reden. Es wird langsam Zeit, dass wir einen neuen Fall an Land ziehen.«

»Allerdings«, stimmte Kim zu. »Was meint ihr, soll ich mal ein bisschen auf der Homepage unserer Schule surfen? Vielleicht stoße ich da ja auf was Verdächtiges.«

Franzi war sofort von der Idee begeistert. Marie dagegen war nicht richtig bei der Sache. Kims Anspielung aufs Internet hatte sie daran erinnert, dass sie heute ihre E-Mails noch gar nicht gecheckt hatte. Unauffällig tastete Marie nach ihrem Touchscreen-Handy mit Internetzugang und öffnete den Posteingang. Da leuchtete das SMS-Posteingangssymbol auf. Sie hatte eine neue SMS bekommen!

Hi Marie!

Ich hab tolle Neuigkeiten: Morgen beginnen die Dreharbeiten zu einer Reality-Doku-Soap. Rate mal, wie sie heißt! Nick & Eva in Love. Ja, ich werde bald heiraten! Morgen geben Eva und ich einen Stehempfang bei mir zu Hause, für die Band und gute Freunde. Sozusagen eine verspätete Verlobungsfeier nach unserer heimlichen im Skiurlaub in der Schweiz. Um 15 Uhr geht’s los. Feiert ihr – du, Kim und Franzi – mit uns? Ein Nein akzeptiere ich nicht!

GLG, Nick

»Ich glaub’s nicht!«, sagte Kim empört. »Du spielst schon wieder mit deinem Handy rum. Wir hatten doch vereinbart, dass du es abschaltest, wenn wir über den Club reden.«

Marie lächelte versonnen. Dann ließ sie einen derart lauten Schrei los, dass sie sogar die Musik aus den Lautsprechern übertönte. »Haltet euch fest: Nick wird heiraten!«

»Nick Voss? Der Sänger der Boyzzzz?« Kim vergaß für einen kurzen Moment, dass sie auf Schlittschuhen stand. Hilflos schlitterte sie auf dem spiegelglatten Eis vor der Waffelbude herum.

Franzi griff ihr rettend unter die Arme, dabei war sie mindestens genauso durcheinander wie Kim. »Nick will heiraten? Das glaub ich nicht. Zeig her!«

Kamera läuft!

Watteweiche Schneeflocken fielen auf das schmiedeeiserne Eingangstor, als die drei !!! auf Nicks Villa zugingen. Parkstraße 10 im Ostviertel war eine der besten Adressen der Stadt. Nick Voss konnte es sich leisten. Seine Boygroup landete einen Nummer-eins-Hit nach dem anderen. Auch Kim, Franzi und Marie waren große Fans. Durch einen glücklichen Zufall hatten sie den berühmten Sänger persönlich kennengelernt und ihm dabei geholfen, einen mysteriösen Stalker dingfest zu machen. Seither hatten sie bei Nick einen Stein im Brett.

Kim starrte wehmütig auf die schneeweiße Villa, die wie ein verwunschenes Märchenschloss aussah, doch leider hatte der Prinz seine Prinzessin schon gefunden. »Eins verstehe ich nicht«, sagte sie. »Warum hat Nick uns letzten Sommer im Rock Camp nichts von Eva erzählt?«

»Keine Ahnung«, sagte Marie. »Vielleicht kannte er Eva da noch gar nicht. Vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick?«

»Gut möglich«, sagte Franzi. »Oder er wollte seine Freundin vor der Presse schützen.« Auch Franzi konnte nicht verbergen, dass sie ein bisschen eifersüchtig war. Kim, Franzi und Marie hatten damals alle für Nick geschwärmt. Natürlich hatten sie sich nie ernsthafte Hoffungen gemacht, aber trotzdem war es komisch, dass Nick plötzlich kein Single mehr war.

»Sollen wir?« Marie lächelte in die Überwachungskamera neben dem Tor und klingelte. Ein leises Surren ertönte und das Tor schwang wie von Geisterhand auf.

Nick Voss erwartete sie an der Haustür. Arm in Arm stand er mit seiner Verlobten da, einer zierlichen jungen Frau mit schulterlangen dunklen Locken und einem zartrosa Herzmund. Beide strahlten vor Glück. Ein schönes Paar, musste Marie neidvoll zugeben. Dann checkte sie schnell Evas Styling ab. Nicks Verlobte trug ein schlichtes schwarzes Kleid mit einem schmalen goldenen Gürtel. Marie atmete erleichtert auf. Sie hatte sich für das richtige Outfit entschieden: ihr Wollkleid aus Paris, schwarze Overknee-Stiefel und als einzigen Farbtupfer dunkelgrüne Ohrhänger.

»Mensch, ist das schön, euch zu sehen!« Nick fuhr sich durch die zerstrubbelten Haare. »Das ist Eva, die Frau, die mich vor zwei Monaten zu ›Mister Wahnsinnig-glücklich‹ gemacht hat.«

»Du übertreibst!« Eva ließ ein helles Lachen hören. »Nick hat mir schon viel von euch erzählt. Endlich lerne ich die berühmten Detektivinnen persönlich kennen. Aber ihr friert ja, kommt doch rein!«

Kim, Franzi und Marie befreiten sich an der Garderobe von ihren Jacken und Schals. Obwohl sie Nicks Villa bereits kannten, waren sie wieder einmal beeindruckt von der coolen Einrichtung. Die Möbel im großen Wohnzimmer stammten von namhaften Designern. Den Mittelpunkt bildete ein riesiges, champagnerfarbenes Sofa. Daneben stand ein knallroter, kugelförmiger Sessel, in dem David es sich bequem gemacht hatte.

Jetzt erhob sich der Gitarrist der Boyzzzz und schlenderte grinsend auf die drei !!! zu. »Hi! Na, wollt ihr wieder mal bei uns Background singen?«

»Gute Idee«, sagte Marie sofort. »Eigentlich sind wir nur zum Stehempfang hier, aber …«

Weiter kam sie nicht, weil Kim ihr gegen das Schienbein trat. »Bloß nicht!«, zischte sie.

Marie konnte sich noch lebhaft an Kims heftiges Lampenfieber erinnern, als Nick die drei !!! undercover in die Band eingeschleust hatte. Dabei war Kims Aufregung völlig unbegründet gewesen. Sie konnte nämlich richtig gut singen, das hatte sie letzten Sommer im Rock Camp unter Beweis gestellt.

»Danke für dein Angebot, Marie, aber wir sind komplett«, mischte sich Lili ein, die Backgroundsängerin mit den raspelkurzen blonden Haaren.

Ihre Kollegin Nora, eine rassige Schwarzhaarige, die im Hintergrund auf den Stufen der Wendeltreppe saß, lächelte süßsauer. »Genau, wie Lili schon sagte, wir sind gut versorgt.«

»Versteh schon, klar.« Marie hatte keine andere Reaktion erwartet. Lili und Nora waren noch dieselben Zicken wie damals. Für sie war jedes hübsche Mädchen, das ihnen den Platz an Nicks Seite streitig machen wollte, eine Erzfeindin. Zum Glück hatte Marie es nicht nötig, sich mit ihnen anzulegen. Außerdem gab es noch jede Menge andere Gäste, mit denen sie sich unterhalten konnte. Bassist Bobby zum Beispiel oder Schlagzeuger Joe.

Die Musiker machten keine großen Worte, freuten sich aber anscheinend wirklich, Kim, Franzi und Marie wiederzusehen. Marie ließ ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen, um zu sehen, wen Nick und Eva noch eingeladen hatten. An der Hausbar stand ein Grüppchen gestylter Typen, die Eva zuprosteten. Auch ein paar alte Freunde von Nick waren gekommen.

Nicks Verlobte reichte ein Tablett mit Getränken. Die drei !!! versorgten sich mit O-Saft und mischten sich unter die Gäste.

Plötzlich riss Marie den Kopf herum. War die junge Frau mit den kinnlangen, rot gefärbten Haaren etwa Katja Meiners? Ein zweiter Blick beseitigte jeden Zweifel. Marie pfiff leise durch die Zähne. Was in aller Welt suchte die ehemalige Backgroundsängerin hier? Durch ihre Intrigen hatte sie es sich damals mit sämtlichen Bandmitgliedern verdorben. Erst hatte sie sich an David herangemacht, um in die Band zu kommen. Später hatte sie Nick schöne Augen gemacht. Als der sie abblitzen ließ, weil er seinem Freund nicht die Freundin ausspannen wollte, hatte Katja Knall auf Fall die Band verlassen. Der Gipfel war, dass sie gegenüber David behauptet hatte, sie würde deshalb gehen, weil Nick sie angebaggert hätte.

»Kommt, Freunde, lasst uns anstoßen!«, schlug Nick vor.

»Auf Nick & Eva in Love!«, rief Joe.

Nick und Eva küssten sich, die Gläser klirrten und Marie nahm einen tiefen Schluck vom eiskalten O-Saft. Da kam Katja Meiners auf die drei !!! zu, begleitet von einem Mann in legerer, aber teurer Sportkleidung. »So trifft man sich wieder. Wie geht’s euch?«

»Danke, gut«, sagte Franzi kühl.

Katja Meiners redete sofort weiter: »Mir geht’s super. Die alten Streitereien mit der Band sind längst begraben. Das ist übrigens mein Freund Fabian. Er ist Regisseur und wird die Doku-Soap drehen.«

»Oh … hallo«, sagte Marie. Erst neulich hatte sie ein Foto des Regisseurs in einer Filmzeitschrift gesehen. Typisch Katja Meiners! Nach Nick sonnte sie sich nun in Fabians Ruhm. Wahrscheinlich würde sie alles tun, um zu den Reichen und Berühmten zu gehören.

Fabian legte stolz den Arm um Katjas Schultern. »Diese Frau ist genial! Dank ihr haben wir jetzt ein tolles Spannungselement bei all der Harmonie rund um die Promihochzeit des Jahres! Kleine Zickereien und alte Konflikte kommen immer gut an bei den Zuschauern, nicht wahr, Nick?« Er zwinkerte dem Sänger zu.

»Das stimmt.« Nick lächelte. »Eva und ich fanden die Idee meines Managers mit der Doku-Soap übrigens erst gar nicht so toll. Wir wollen nicht unser ganzes Privatleben nach außen tragen. Aber Fabian hat uns überzeugt. So eine Doku-Soap sieht zwar echt aus, aber in Wirklichkeit ist natürlich vieles gestellt. Trotzdem kommen beide Seiten auf ihre Kosten: Die Boyzzzz bekommen eine tolle PR und die Zuschauer bekommen ihre Show.«