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»Sie werden heute abend eine Oper für Bettler sehen. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie doch so billig sein sollte, daß Bettler sie bezahlen können, heißt sie ›Die Dreigroschenoper‹.«
In den düsteren Straßen Londons kämpft der skrupellose Gangster Macheath, genannt Mackie Messer, um Macht und Liebe ‒ doch sein größter Gegner ist nicht das Gesetz, sondern die noch korruptere Gesellschaft um ihn herum. Als er heimlich die schöne Polly, Tochter des zwielichtigen Bettlerkönigs Peachum, heiratet, entfaltet sich ein intrigantes Spiel um Verrat, Geld und Moral, in dem niemand wirklich unschuldig ist, denn in einer Welt, in der Geschäft und Verbrechen kaum zu unterscheiden sind, hat jeder seine ganz eigene Moral …
Bertolt Brechts Welterfolg, Die Dreigroschenoper, ist ein mitreißendes Theaterstück voller scharfer Gesellschaftskritik und bissigem Humor ‒ in Schwung gebracht von der unvergesslichen Musik Kurt Weills.
Der Anhang enthält ausführliche Selbstaussagen Bertolt Brechts zum Stück sowie eine Zeittafel zur Dreigroschenoper.
Eines der erfolgreichsten Theaterstücke aller Zeiten mit seinen legendären Welthits ‒ in einer schön gestalteten, preiswerten Neuausgabe.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2025
Bertolt Brecht
Die Dreigroschenoper
Unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann Musik von Kurt Weill Der Erstdruck 1928
Text und Materialien
Suhrkamp
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Der vorliegende Text folgt der Ausgabe:Die Dreigroschenoper (The Beggar’s Opera). Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach dem Englischen des John Gay. Übersetzt von Elisabeth Hauptmann. Deutsche Bearbeitung von Bertolt Brecht.Musik von Kurt Weill. Wien/Leipzig: Universal-Edition A.G. 1928.Der Anhang folgt der Ausgabe: Bertolt Brecht, Werke.Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, hg. v. Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei und Klaus-Detlef Müller. Band 24, Schriften 4. Texte zu Stücken. Bearbeitet von Peter Kraft unter Mitarbeit von Marianne Conrad, Sigmar Gerund und Benno Slupianek. Berlin und Weimar: Aufbau Verlag/Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 1991, S. 56-68, S. 70-73.Die »Zeittafel zur Dreigroschenoper« wurde erstellt von Joachim Lucchesi.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2025
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 5503.
NeuausgabeDie Dreigroschenoper: © 1955, Suhrkamp Verlag GmbH, Berlin/Bertolt-Brecht-Erben 1963, Suhrkamp Verlag GmbH, Berlin/Bertolt-Brecht-Erben© dieser Zusammenstellung: Suhrkamp Verlag GmbH, Berlin, 2025Alle Rechte vorbehalten, insbesondere auch das der Aufführung durch professionelle Bühnen und Amateurtheater, der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags, der Speicherung in elektronischen Datensystemen, der Verfilmung und der Sendung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte.Das Recht der Aufführung ist über die Suhrkamp Verlag GmbH zu erwerben: [email protected].
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Umschlaggestaltung und Illustration: Burkhard Neie, nach einem Foto von Konrad Reßler, Augsburg 1927
eISBN 978-3-518-78482-2
www.suhrkamp.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Informationen zum Buch
Cover
Titel
Impressum
Nr. 1. Ouvertüre.
Vorspiel
Nr. 2. Moritat.
Erster Akt
1. Bild
Nr. 3. Morgenchoral des Peachum.
Nr. 4. Anstatt daß-Song.
2. Bild
Nr. 5. Hochzeitslied.
Nr. 5. Hochzeitslied.
Nr. 6. Seeräuber-Jenny.
Nr. 7. Kanonen-Song.
Nr. 5. Hochzeitslied.
Nr. 8. Liebeslied.
3. Bild
Nr. 9. Barbara-Song.
Nr. 10. Erstes Dreigroschen-Finale.
Zweiter Akt
4. Bild
Nr. 11. Melodram.
5. Bild
Nr. 12. Zuhälterballade.
6. Bild
Nr. 13. Ballade vom angenehmen Leben.
Nr. 14. Eifersuchtsduett.
Nr. 15. Zweites Dreigroschen-Finale.
Dritter Akt
7. Bild
Nr. 16. Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens.
Reminiszenz (Nr. 16).
Nr. 17. Salomon-Song.
8. Bild
Nr. 18. Ruf aus der Gruft.
Nr. 18. Zweite Strophe.
Nr. 19. Grabschrift.
Nr. 19a. Gang zum Galgen.
Nr. 20. Drittes Dreigroschen-Finale.
Anhang
Selbstaussagen Bertolt Brechts zu
Die Dreigroschenoper
Einführung
»Die Dreigroschenoper«
»Dreigroschenoper« [
I
]
Anmerkungen zur »Dreigroschenoper« Das Lesen von Dramen
Titel und Tafeln
Die Hauptpersonen
Winke für Schauspieler
Über das Singen der Songs
Warum zwei Verhaftungen des Macheath und nicht eine?
Warum muß der reitende Bote reiten?
Aufbau der »Dreigroschenopern«-Bühne
Peachums Bettlergarderobe
Ein alter Hut
Zeittafel zur
Dreigroschenoper
Fußnoten
Informationen zum Buch
Die Dreigroschenoper
Personen
Jonathan Jeremiah Peachum Chef einer Bettlerplatte
Frau Peachum
Polly Peachum ihre Tochter
Macheath Chef einer Platte von Straßenbanditen
Brown Polizeichef von London
Lucy seine Tochter
Trauerweidenwalter
Hakenfingerjakob
Münzmatthias
Macheaths Leute,
Sägerobert
Straßenbanditen
Ede
Jimmy
Filch einer von Peachums Bettlern
Spelunkenjenny Hure
Smith erster Konstabler
Bettler
Huren
Konstabler
Nr. 1. Ouvertüre.
Während der Ouvertüre geht der kleine Zwischenvorhang, auf dem »Die Dreigroschenoper« steht, auf, und man sieht auf den beiden Projektionstafeln rechts und links den Titel: Sie werden heute abend eine Oper für Bettler sehen. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie doch so billig sein sollte, daß Bettler sie bezahlen können, heißt sie
»Die Dreigroschenoper«.
Nach der Ouvertüre schließt sich der kleine Vorhang. Wenn er wieder aufgeht, stehen die Schauspieler, wie jedesmal, schon auf ihren Plätzen, sind aber nicht beleuchtet, damit man die Schrift auf der Tafel sehen kann.
Der Titel des Vorspiels heißt:
Die Moritat von Mackie Messer
Nachdem die Tafeln so lange beleuchtet waren, daß man die Inschriften lesen konnte, geht die Beleuchtung von den Tafeln weg auf die Schauspieler.
Vorspiel
Jahrmarkt in Soho. Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren. Ein Moritatensänger singt die Moritat:
Nr. 2. Moritat.
Und der Haifisch, der hat Zähne,
Und die trägt er im Gesicht,
Und der Macheath, der hat ein Messer,
Doch das Messer sieht man nicht.
An 'nem schönen blauen Sonntag
Liegt ein toter Mann am Strand,
Und ein Mensch geht um die Ecke,
den man Mackie Messer nennt.
Und Schmul Meier bleibt verschwunden,
Und so mancher reiche Mann,
Und sein Geld hat Mackie Messer,
Dem man nichts beweisen kann.
(Von links nach rechts gehen Peachum mit Frau und Tochter über die Bühne, spazierengehend.)
Jenny Towler ward gefunden
Mit 'nem Messer in der Brust,
Und am Kai geht Mackie Messer,
Der von allem nichts gewußt.
Und das große Feuer in Soho,
Sieben Kinder und ein Greis,
In der Menge Mackie Messer, den
Man nichts fragt und der nichts weiß.
Und die minderjährige Witwe,
Deren Namen jeder weiß,
Wachte auf und war geschändet,
Mackie, welches war dein Preis?
(Unter den Huren links ein Gelächter und aus ihrer Mitte löst sich ein Mensch und geht rasch über die ganze Bühne weg. Alle weichen zurück.)
spelunken-jenny Das war Mackie Messer!
(Kleiner Vorhang zu.)
Erster Akt
1. Bild
Auf den Tafeln erscheint der Titel: »Um der zunehmenden Verhärtung der Menschen zu begegnen, hatte der Geschäftsmann J. Peachum einen Laden eröffnet, in dem die Elendesten der Elenden jenes Aussehen erhielten, das zu den immer verstockteren Herzen sprach«.
Jonathan Jeremiah Peachums Bettlergarderoben. Kleine Boxen zum Umkleiden. Ein Doppelpult. Türe links. Kleine Eisentreppe rechts. Überall Krücken, Krüppelwägen und alte Kleider. Sowie Plakate mit Bibelsprüchen. Rechts ein großer Kasten mit fünf Wachspuppen, den Grundtypen des Elends.
Nr. 3. Morgenchoral des Peachum.
(Frau Peachum singt aus dem Nebenzimmer mit.)
peachum(singt) Wach' auf, du verrotteter Christ!
Mach' dich an dein sündiges Leben,
Zeig', was für ein Schurke du bist,
Der Herr wird es dir dann schon geben.
Verkauf deinen Bruder, du Schuft!
Verschacher dein Eh'weib, du Wicht!
Der Herrgott, für dich ist er Luft?
Er zeigt dir's beim Jüngsten Gericht!
peachum(spricht) Ja, es muß etwas Neues geschehen. Mein Geschäft ist zu schwierig, denn mein Geschäft ist es, das menschliche Mitleid zu erwecken. Es gibt einige wenige Dinge, die den Menschen erschüttern, einige wenige, aber das Schlimme ist, daß sie, mehrmals angewendet, schon nicht mehr wirken. Denn der Mensch hat die furchtbare Fähigkeit, sich gleichsam nach eigenem Belieben gefühllos zu machen. So kommt es zum Beispiel, daß ein Mann, der einen anderen Mann mit einem Armstumpf an der Straßenecke stehen sieht, ihm wohl in seinem Schrecken das erstemal zehn Pennies zu geben bereit ist, aber das zweitemal nur mehr 5 Pennies, und sieht er ihn das drittemal, übergibt er ihn kaltblütig der Polizei. Ebenso ist es mit den geistigen Hilfsmitteln. (Eine große Tafel mit »Geben ist seliger als Nehmen« kommt vom Schnürboden herunter.) Was nützen die schönsten und dringendsten Sprüche, aufgemalt auf die verlockendsten Täfelchen, wenn sie sich so rasch verbrauchen. In der Bibel gibt es etwa vier, fünf Sprüche, die das Herz rühren, wenn man sie verbraucht hat, ist man glatt brotlos. Wie hat sich zum Beispiel dieses »Gib, so wird dir gegeben« in knapp drei Wochen, wo es hier hängt, abgenützt. Es muß eben immer Neues geboten werden. Da muß eben die Bibel wieder herhalten, aber wie oft wird sie es noch?
(Es klopft, Peachum öffnet, herein tritt ein junger Mann, namens Filch.)
filch Peachum & Co.?
peachum Peachum.
filch Sind Sie Besitzer der Firma »Bettlers Freund«? Man hat mich zu Ihnen geschickt. Ja, das sind Sprüche! Das ist ein Kapital! Sie haben wohl eine ganze Bibliothek von solchen Sachen? Das ist schon ganz was anderes. Unsereiner – wie soll der auf Ideen kommen und ohne Bildung, wie soll da das Geschäft florieren?
peachum Ihr Name?
filch Sehen Sie, Herr Peachum, ich habe von Jugend an Unglück gehabt. Meine Mutter war eine Säuferin, mein Vater ein Spieler. Von früh an auf mich selber angewiesen, ohne die liebende Hand einer Mutter, geriet ich immer tiefer in den Sumpf der Großstadt. Väterliche Fürsorge und die Wohltat eines traulichen Heims habe ich nie gekannt. Und so sehen Sie mich denn …
peachum Ich sehe.
filch(verwirrt) Aller Mittel entblößt, eine Beute meiner Triebe.
peachum Wie ein Wrack auf hoher See und so weiter. Nun sagen Sie mir mal, Sie Wrack, in welchem Distrikt sagen Sie dieses Kindergedicht auf?
filch Wieso, Herr Peachum?
peachum Den Vortrag halten Sie doch öffentlich?
filch Ja, sehen Sie, Herr Peachum, da war gestern so ein kleiner peinlicher Zwischenfall in der Highland Street. Ich stehe da still und unglücklich an der Ecke, Hut in der Hand, ohne was Böses zu ahnen …
peachum(blättert in einem Notizbuch) Highland Street.
Ja, ja, stimmt. Du bist der Dreckkerl, den Honey und Sam gestern erwischt haben. Du hattest die Frechheit, im Distrikt 10 die Passanten zu belästigen. Wir haben es bei einer Tracht Prügel bewenden lassen, weil wir annehmen konnten, du weißt nicht, wo Gott wohnt. Wenn du dich aber noch einmal blicken läßt, dann wird die Säge angewendet, verstehst du?
filch Bitte, Herr Peachum, bitte. Was soll ich denn machen, Herr Peachum? Die Herren haben mich wirklich ganz blau geschlagen und dann haben sie mir Ihre Geschäftskarte gegeben. Wenn ich meine Jacke ausziehe, würden Sie meinen, Sie haben einen Schellfisch vor sich.
peachum Lieber Freund, wenn du noch gehen kannst, waren meine Leute verdammt nachlässig. Da kommt dieses junge Gemüse und meint, wenn es die Pfoten hinstreckt, dann hat es sein Steak im Trockenen. Was würdest du sagen, wenn man aus deinem Teich die besten Forellen herausfischt?
filch Ja, sehen Sie, Herr Peachum – ich habe ja keinen Teich.
peachum Also, Lizenzen werden nur an Professionals verliehen. (Zeigt geschäftsmäßig einen Stadtplan.) London ist eingeteilt in vierzehn Distrikte. Jeder Mann, der in einem davon das Bettlerhandwerk auszuüben gedenkt, braucht eine Lizenz von Jonathan Jeremiah Peachum & Co. Ja, da könnte jeder kommen – eine Beute seiner Triebe.
filch Herr Peachum, wenige Schillinge trennen mich vom völligen Ruin. Es muß etwas geschehen, mit zwei Schillingen in der Hand …
peachum Zwanzig.
filch Herr Peachum! (Zeigt flehend auf ein Plakat, auf dem steht: »Verschließt euer Ohr nicht dem Elend«.)
peachum(zeigt auf den Vorhang vor dem Schaukasten, auf dem steht: »Gib, so wird dir gegeben«).
filch Zehn.
peachum Und fünfzig Prozent bei wöchentlicher Abrechnung. Mit Ausstattung siebzig Prozent.
filch Bitte, worin besteht denn die Ausstattung?
peachum Das bestimmt die Firma.
filch In welchem Distrikt könnte ich denn da antreten?
peachum(vor dem Riesenplan der Stadt London) Bakerstreet 2-103. Da ist es sogar billiger. Da sind es nur fünfzig Prozent mit Ausstattung.
filch Bitte sehr. (Er bezahlt.)
peachum Ihr Name?
filch Charles Filch.
peachum(schreit) Frau Peachum! (Frau Peachum kommt.) Das ist Filch. Nummer dreihundertvierzehn.
Distrikt Bakerstreet. Ich trage selbst ein. Natürlich, jetzt, gerade vor der Krönungsfeierlichkeit wollen Sie eingestellt werden: Die einzige Zeit in einem Menschenalter, wo eine Kleinigkeit herauszuholen wäre. Ausstattung C.
(Er öffnet den Leinenvorhang vor dem Kasten rechts.)
filch Was ist das?
peachum Das sind die fünf Grundtypen des Elends, die geeignet sind, das menschliche Herz zu rühren. Der Anblick solcher Typen versetzt den Menschen in jenen unnatürlichen Zustand, in welchem er bereit ist, Geld herzugeben. Also Ausstattung C! Celia, du hast schon wieder getrunken! Und jetzt siehst du nicht aus den Augen. Nummer hundertsechsunddreißig hat sich beschwert über seine Kluft. Wie oft soll ich dir sagen, daß ein Gentleman keine dreckigen Kleidungsstücke auf den Leib nimmt. Nummer hundertsechsunddreißig hat ein nagelneues Kostüm bezahlt. Die Flecken, das einzige, was daran Mitgefühl erregen kann, waren hineinzubekommen, indem man einfach Stearinkerzenwachs hineinbügelte. Nur nicht denken! Alles soll man allein machen. (Zu Filch) Zieh' dich aus und zieh' das an, aber halte es im Stande!
filch Und was geschieht mit meinen Sachen?
peachum Gehören der Firma. Ausstattung A … Junger Mann, der bessere Tage gesehen hat, beziehungsweise dem es nicht an der Wiege gesungen wurde.
filch Ach so, das verwenden Sie wieder? Warum kann ich das nicht mit den besseren Tagen machen?
peachum Weil einem niemand sein eigenes Elend glaubt, mein Sohn. Wenn du Bauchweh hast, und du sagst es, dann berührt das nur widerlich. Im übrigen hast du überhaupt nichts zu fragen, sondern diese Sachen anzuziehen.
filch Sind sie nicht ein wenig schmutzig? (Da Peachum ihn durchbohrend anblickt) Entschuldigen Sie, bitte, entschuldigen Sie.
frau peachum Jetzt mach' mal ein bißchen plötzlich, Kleiner, ich halte dir deine Hosen nicht bis Weihnachten.
filch(plötzlich ganz heftig) Aber meine Stiefel ziehe ich nicht aus! Auf gar keinen Fall. Da verzichte ich lieber. Das ist das einzige Geschenk meiner armen Mutter, und niemals, nie, ich mag noch so tief gesunken …
frau peachum Red' keinen Unsinn, ich weiß doch, daß du dreckige Füße hast.
filch Wo soll ich meine Füße auch waschen? Mitten im Winter! (Frau Peachum bringt ihn hinter einen Wandschirm, dann setzt sie sich links und bügelt Kerzenwachs in einen Anzug.)
peachum Wo ist deine Tochter?
frau peachum Polly? Oben!
peachum War dieser junge Mann gestern wieder hier? Der immer kommt, wenn ich weg bin!
frau peachum Sei nicht so mißtrauisch, Jonathan, es gibt keinen feineren Gentleman, der Herr Captn hat sehr viel übrig für unsere Polly.
peachum So.
frau peachum Und wenn ich nur für zehn Pennies Grips hier habe, dann findet ihn Polly auch sehr nett.
peachum Celia, du schmeißt mit deiner Tochter um dich, als ob ich Millionär wäre! Sie soll wohl heiraten? Glaubst du denn, daß unser Drecksladen noch eine Woche lang geht, wenn dieses Geschmeiß von Kundschaft nur unsere Beine zu Gesicht bekommt? Ein Bräutigam! Der hätte uns doch sofort in den Klauen! So hätte er uns! Meinst du, daß deine Tochter im Bett besser ihr Maul hält als du?
frau peachum Du hast eine nette Vorstellung von deiner Tochter!
peachum Die schlechteste. Die allerschlechteste. Nichts als ein Haufen Sinnlichkeit!
frau peachum Die hat sie jedenfalls nicht von dir.
peachum Heiraten! Meine Tochter soll für mich das sein, was das Brot für den Hungrigen, (er blättert nach) das steht sogar irgendwo in der Bibel. Heiraten, das ist überhaupt so eine Schweinerei. Ich will ihr das Heiraten schon austreiben.
frau peachum Jonathan, du bist einfach ungebildet.
peachum Ungebildet! Wie heißt er denn, der Herr?
frau peachum Man heißt ihn immer nur »den Captn«.
peachum So, ihr habt ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt?
frau peachum Wir werden doch nicht so plump sein und ihn nach seinem Geburtsschein fragen, wenn er so vornehm ist und uns beide ins Tintenfischhotel einlädt zu einem kleinen Step.
peachum Wohin?
frau peachum Ins Tintenfisch zu einem kleinen Step.
peachum Captn? Tintenfischhotel? So, so, so …
frau peachum
