Die Ehe der Ruth Gompertz - Lili Körber - E-Book

Die Ehe der Ruth Gompertz E-Book

Lili Körber

4,4

Beschreibung

Der dokumentarische Roman, 1934 unter dem Titel "Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland" in Wien erschienen, beschreibt das Leben der jüdischen Schauspielerin Ruth Gompertz vom Sommer 1933 bis April 1934. Ihr Alltag, die Arbeit am Theater und ihre Ehe mit dem ehrgeizigen "arischen" Arnold sind dem zunehmenden Terror des NS-Regimes ausgesetzt. Sie muss die Vernichtung ihrer beruflichen Existenz erleben und erkennen, dass ihrem Mann die Karriere wichtiger ist als die Liebe. Der Roman wurde gleich nach Erscheinen in einem regelrechten Zensurprozess verboten. Er war eines der ersten Bücher gegen Hitler überhaupt.

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Lili Körber

Die Ehe der Ruth Gompertz

Roman

persona verlag

Über dieses Buch

Der dokumentarische Roman, 1934 unter dem Titel Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland in Wien erschienen, beschreibt das Leben der jüdischen Schauspielerin Ruth Gompertz vom Sommer 1933 bis April 1934. Ihr Alltag, die Arbeit am Theater und ihre Ehe mit dem ehrgeizigen »arischen« Arnold sind dem zunehmenden Terror des NS-Regimes ausgesetzt. Sie muss die Vernichtung ihrer beruflichen Existenz erleben und erkennen, dass ihrem Mann die Karriere wichtiger ist als die Liebe.Der Roman wurde gleich nach Erscheinen in einem regelrechten Zensurprozess verboten. Er war eines der ersten Bücher gegen Hitler überhaupt.

»Lili Körber eignet eine ungewöhnliche Gabe der Charakterzeichnung, der psychologischen Durchleuchtung der Verhältnisse. Ein Buch der Erkenntnis.« (Hans Kühner, Jüdische Rundschau, Basel)

»Ein ausgezeichnetes Dokument des Zeitgeschehens durch die lebensechte Darstellung von Schicksalen in der Zeit vom Sommer 1932 bis April 1933.« (Hermann Lewy, Allgemeine Jüdische Wochenzeitung)

Die Autorin

Lili Körber wurde 1897 in Moskau geboren. 1920 bis 1938 lebte sie meist in Wien. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wandte sich vorwiegend sozialpolitischen Themen zu. Berühmt wurde sie 1932 mit dem Roman Eine Frau erlebt den roten Alltag, der ihre Erfahrungen in einem sowjetischen Traktorenwerk schildert. Nach der Jüdin schrieb sie politische Reportagen für die Exilpresse und dokumentarische Romane über ihre Reisen in den Fernen Osten. 1938 konnte sie nach Frankreich fliehen und 1941 in die USA. Lili Körber starb 1982 in New York.

Inhalt

VorspielErstes KapitelZweites KapitelDrittes KapitelViertes KapitelFünftes KapitelSechstes KapitelSiebentes KapitelAchtes KapitelNeuntes KapitelZehntes Kapitel

Impressum

PESTIS REGNAVIT PLEBIS QUOQUE MILLIAS STRAVIT CONTREMUIT TELLUS – POPULUSQUE CREMATUR HEBRAEUS(Vers des Chronisten Fabricius)

Ob die Pest wütete und Tausende hinwegraffte, ob ein Erdbeben das Land heimsuchte – für alles büßte in den Flammen das jüdische Volk.

 

 

Das in diesem Buch enthaltene zeitgeschichtliche Tatsachen-Material ist durchaus authentisch und quellenmäßig belegbar. Um den Ablauf der historischen Geschehnisse mit der Entwicklung der geschilderten Einzelschicksale in Einklang zu bringen, wurde die chronologische Aufeinanderfolge der Fakten nicht in allen Fällen eingehalten.

 

 

Vorspiel

Es begann mit der Angst.

Zogen die braunen Truppen durch die Straßen mit dem herausfordernd forschen Schritt von 1914, so sah man keine ironischen Gesichter mehr, selten einen Schweigenden unter den Heilrufschreiern. In den Arbeitervierteln Kleinkrieg, täglich Verwundete, Tote, aber keine entscheidende Aktion, die Linke ohnmächtig ihr Schicksal aus der Hand des Feldmarschalls von Hindenburg erwartend. Gut jetzt, ein Adliger alten Geblüts zu sein oder ein Stämmling alteingesessenen Bürgertums; besser der Sohn eines Kolonialwarenhändlers in Kyritz als jüdischer ordentlicher Professor in der Universitätsstadt Jena in Thüringen. Ein jüdischer Professor bedeutete minus ein christlicher, »rassenreiner«. Die Reservearmee der arbeitslosen Akademiker lechzte nach staatlichen Sanktionen gegen die erfolgreiche Konkurrenz, verband sich mit dem ruinierten Ladenbesitzer, mit dem Mann aus dem Volke, der nicht mehr der Mann aus dem Volke sein mochte, mit den alten Offizieren, die wieder aktiv und einflussreich werden wollten; Millionen Verbitterter, die nichts mehr zu verlieren hatten, strömten zusammen, wälzten sich drohend durch die Straßen, suchten hysterisch den Gegner mundtot zu machen, griffen nach dem politischen Steuer Deutschlands.

Am Steuer der deutschen Kultur saß die Linke.

Das Land war von einer Gärung ergriffen, die mit dem Vertrag von Versailles nicht restlos zu erklären war. Die Millionen unterernährter Kinder drängten zu einer Lösung. Die Dichter wagten es nicht mehr, die Liebe und den Frühling zu besingen. Der Puls der Zeit flog im Fieber. Und ein amerikanischer Reporter stellte im Winter 1932 die Frage, die manchem Deutschen in den Schläfen hämmerte:

DEUTSCHLAND SO ODER SO?

Am Steuer des Geisteslebens saß noch immer die Linke.

Es gehörte heute nicht mehr zum guten Ton, auf die Härten der Sowjetdiktatur hinzuweisen, der empfindliche Waren- und Lebensmittelmangel wurde selbst in bürgerlichen Kreisen als Übergangserscheinung gewertet. Was fesselte, war der schöpferische Auftrieb. Brachliegende Köpfe, von Pessimismus zerfressen, die nicht an eine Abhilfe durch das braune Rezept – Austausch von Arbeitslosen – glaubten, begannen sich eingehender mit dem Problem »Sowjetrussland« zu beschäftigen: neues Recht, neue Kunst, neue Daseinsformen. Man sagte noch nicht Ja, man wollte zunächst wissen. Die Zahl der Touristen vergrößerte sich. Jeder deutsche Verleger, der etwas auf sich hielt, brachte ein Russlandbuch heraus. Russland ja und nein, Russland ja – ja – ja. Und die große liberale Presse Deutschlands wagte es heute, ihren Lesern diese Bücher zu empfehlen. Neugierde und Hoffnungslosigkeit steigerten die Auflagen in die Zehntausende.

Doch konnte von der »akuten kommunistischen Gefahr«, mit der die nationale Regierung späterhin ihre drakonischen Maßnahmen vor dem Ausland zu rechtfertigen suchte, wohl kaum die Rede sein. Die Bauernschaft war – abgesehen von den ärmsten Schichten – bolschewistenfeindlich. Ein Teil des Bürgertums kokettierte zwar mit der Sowjetunion, hätte sich aber im Ernstfall sofort auf seine Interessen besonnen. Und jeder revolutionäre Ausbruch der Arbeiterschaft wurde von der großen sozialdemokratischen Partei, die auf evolutionärem Wege die Macht anstrebte, gelähmt. Bei den sechs Millionen Stimmen, welche die KPD in den letzten Wahlen erreicht hatte, handelte es sich bei der überwiegenden Mehrheit kaum um bewusste, zum letzten Einsatz bereite Kommunisten, sondern um allgemein Unzufriedene, die ihren Unmut auf diese Weise zum Ausdruck bringen wollten. Wäre es anders gewesen, wie Hitler oder Göring behaupteten, die Kommunisten hätten sich nicht stillschweigend in die Illegalität begeben, sondern eine Abwehr organisiert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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