Die Engel warten nicht - Dirk Versendaal - E-Book

Die Engel warten nicht E-Book

Dirk Versendaal

3,0
8,99 €

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  • Herausgeber: btb
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Rasant und atmosphärisch!

Hamburg. Auf die beiden Autodiebe Knut Giovanni Myrbäck und Jan Holzapfel wartet ein neuer Deal. Ein Audi Q7. Ein Highlight für die beiden. Doch dann brennt auf einem Kartoffelacker eine Leiche. Und in Jans verstaubter Hinterhofwerkstatt wird ein weiterer Toter gefunden. Den beiden bleibt nur die Flucht in den Norden. In Nynäshamn, einer Kleinstadt südlich Stockholms, stoßen sie auf die frustrierte Schulkrankenschwester Heidi Olofsson und ihre zu Hausarrest verurteilte Mitbewohnerin Sassie, deren Kindheit in der dänischen Hippiekommune Christianias ein grausames Geheimnis birgt. Und auf einmal geraten die Dinge aus dem Ruder. Ihre letzte Flucht führt das unglückselige Quartett auf eine Schäreninsel, ins Visier eines mächtigen Gegners.

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Seitenzahl: 567

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Hamburg. Auf die beiden Autodiebe Knut Giovanni Myrbäck und Jan Holzapfel wartet ein neuer Deal. Ein Audi Q7. Ein Highlight für die beiden. Doch dann brennt auf einem Kartoffelacker eine Leiche. Und in Jans verstaubter Hinterhofwerkstatt wird ein weiterer Toter gefunden. Den beiden bleibt nur die Flucht in den Norden. In Nynäshamn, einer Kleinstadt südlich von Stockholm, stoßen sie auf die frustrierte Schulkrankenschwester Heidi Olofsson und ihre zu Hausarrest verurteilte Mitbewohnerin Sassie, deren Kindheit in der dänischen Hippiekommune Christianias ein grausames Geheimnis birgt. Und auf einmal geraten die Dinge aus dem Ruder. Ihre letzte Flucht führt das unglückselige Quartett auf eine Schäreninsel, ins Visier eines mächtigen Gegners.

DIRKVAN VERSENDAAL, in Hamburg aufgewachsen, arbeitet seit vielen Jahren als Journalist, u. a. fürs SZ-Magazin, für Zeit und Vogue. Seit 2000 ist er Autor beim Stern. Er lebt mit Frau und zwei Kindern abwechselnd in Hamburg und in der Nähe von Stockholm. »Die Engel warten nicht« ist sein erster Roman.

Dirk van Versendaal

Die Engel warten nicht

Kriminalroman

1. AuflageOriginalausgabe Februar 2014 Copyright © 2014 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenUmschlaggestaltung: semper smile, München Umschlagmotiv: Mann, Vögel: © Getty Images/Bertrand Demee; Textur: © Shutterstock/Eky StudioSatz: Uhl + Massopust, AalenUB · Herstellung: scISBN 978-3-641-11257-8www.btb-verlag.dewww.facebook.com/btbverlagBesuchen Sie unseren LiteraturBlog www.transatlantik.de

Für Renée

Christiania, Juni 1985

Am Ende des Kieswegs ließ sie Lilja aus der Hand. Sie sah dabei zu, wie ihre Schwester mit hastigen Schritten im Pavillon verschwand, dann die Glaswände entlang zu ihrem Klassenzimmer lief. Wie ein wilder Affe hüpfte die Schultasche auf ihrem Rücken.

Sie ging durch die Tøjhusgade, vorbei an der Garnisonskirche und im kühlen Schatten des Straßenbauamts, bis sie auf dem Christianshavns Torv vor der Würstchenbude stand. Du bist meine erste Kundin, sagte der Mann, du bringst mir Glück. Sie bestellte ein Würstchen mit Brot und ohne Senf und legte zwei Kronenstücke auf die Glasplatte. Du musst warten, sagte der Mann, das Wasser ist nicht heiß genug. Petersens Wurstwagen, das stand auf einem glänzenden Schild über seinem Kopf geschrieben.

Sie aß die Wurst im Gehen, so wie sie es bei den Erwachsenen gesehen hatte, ein bisschen geistesabwesend. Die Wurst war weich und schmeckte seltsam, aber besser als die Haferflocken, die ihre Mutter ihnen morgens aus der Müsliquetsche kurbelte. Sie rieselten auf den Teller, schmeckten nach Löschpapier und blieben hart, auch wenn sie längst in der Milchsuppe ertrunken waren.

Wo der gelbe Bus der Linie acht in der Prinsessegade hielt, stieg sie durch das Loch im Bretterzaun, nahm den Weg zwischen den Wellblechwänden und schlich hinter den Hühnerstall von Preben. Er hatte ihn aus groben Holzbrettern und rostigen Metallstangen zusammengebaut. Alle wussten, dass er die Bretter mit einer Schubkarre von der Baustelle vor dem Außenministerium gestohlen hatte. Sie ging in die Hocke und lockte die Hühner mit Gluckslauten herbei. Sie kratzte kleine Steine aus der lehmigen Erde und warf sie durch das Gitternetz nach dem Hahn. Er war kleiner als seine Hennen. Er sandte ein wütendes Krähen in die Luft, rannte ein paar Mal im Kreis und zog sich in seinen Stall zurück. Bei einem Huhn weiß man nicht, was es sieht, wenn es einen anblickt, dachte sie. Sie versuchte sich vorzustellen, wie die Welt wohl aussähe, wenn einem die Augen links und rechts am Kopf säßen.

Noch war ihr Quälgeist nicht befriedigt. An der niedrigen Steinmauer, die den Gemüsegarten ihrer Mutter umgab, hatte sich in der Nacht Regenwasser in den Spalten gesammelt und die Wege der Ameisen unterbrochen. Mit Zweigen und kleinen Kugeln, die sie aus Blättern knetete, half sie nach, die Laufwege zu blockieren. Alle Ameisen, die es wagten, die Barrikaden zu überrennen, zerquetschte sie mit einem Stock.

Wieder fing es an zu regnen. Es war ein warmer Regen, doch als ihr das Wasser vom Zopf in den Rücken lief, ging sie um das Haus und hebelte das Fenster ihres Zimmers auf. Mit einem Sprung zog sie sich auf das Fensterbrett und kletterte hinein. Sie rollte sich ihr großblumiges Glockenkleid über den Kopf, faltete es einmal in der Mitte und noch einmal längs und legte es über den Sprossenstuhl. Es sah altmodisch aus, fand sie, mit seinen blauen Schleifen, und jetzt soll es vergammeln, nass wie es ist. Eine Zeitlang stand sie still da und wartete, aber im ganzen Haus war nichts zu hören.

Sie trat vor den Kleiderschrank und öffnete ihn mit den richtigen Bewegungen, damit seine Tür nicht in den Scharnieren quietschte. Ganz vorn hing ihr rotes Lieblingskleid. Sie nahm es mit dem Kleiderbügel und legte es auf ihr Bett. Es war am Kragen und am Saum verschlissen, und der schmale Gürtel, der sich um die Taille winden sollte, war im Frühjahr verloren gegangen, als sie mit der Schulklasse einen Ausflug an den Badestrand der Bucht von Nyrup gemacht hatten. Wie schade, dachte sie. Sie nahm das Kleid vom Bügel und rollte es zu einer Schlange zusammen. Dann stopfte sie es in die unterste Schublade ihrer Kommode.

Sie löste ihren Zopf und setzte sich aufs Bett. Zog ihre nassen Strümpfe aus und hob ihr linkes Bein an. Auf der Kniescheibe klebte ein Pflaster, seit sie vorgestern mit dem Fahrrad in der Kurve vor dem Totempfahl in den Staub gerutscht war. Das Pflaster war schwarz vor Dreck. Vorsichtig rüttelte sie es los.

Sie ließ sich auf den Rücken fallen und warf ihre braune Wolldecke über sich. Sie schloss die Augen und fühlte mit der Zunge, ob irgendwo in ihrem Mund noch etwas vom Geschmack der Wurst übrig geblieben war.

I

Warten. Warten habe ich immer gekonnt. Habe nie vor dem erlaubten Tag Türen im Adventskalender aufgebogen, nie das Papier meiner Geburtstagsgeschenke zerfetzt. Ich habe wochenlang eine Gehirnerschütterung im Krankenbett auskuriert, so brav, so regungslos, dass die Schwestern mit zuckersüßen Stimmen davon sprachen, mich für alle Zeiten bei sich behalten zu wollen. Später wartete ich klaglos auf Züge, auf Tore in der Nachspielzeit, auf die Gunst der Frauen. Meine Fresse, dachte Knut Giovanni Myrbäck, ich habe in meinem Leben zu oft gewartet.

Seit über einer Stunde saß er in der Kuhle eines auberginenfarbenen Sofas und starrte auf den gläsernen Maschinenkasten, der in seinem Inneren kleine Bälle von Popcorn ausspie. Sie kugelten eine über der anderen hinab, sammelten sich zur Woge und brandeten gegen die Wand.

Punkt zehn Uhr war er im Kinocenter angekommen. Abgehetzt, schwitzend, pünktlich. Wie von Holzapfel bestellt. Dann komme die beste Zeit, hatte der erklärt, zwischen den Vorstellungen: Die einen gehen, die anderen kommen, wir haben unsere Ruhe.

Nun, Myrbäck war gekommen, Holzapfel nicht.

Die ersten Minuten hatte er sich damit vertrieben, einer Gruppe von Mädchen zuzusehen. Zu viert saßen sie vor zwei Rennspielautomaten. Sie trugen pechschwarz gefärbte Haare und eine Blässe, die das grüne und rote Flackern der Konsolen widerspiegelte. Zerstreut ruckelten sie an den Kupplungen der Maschine, überdrehten das Steuer und sprachen über Milben in Katzenohren, über Mofas, deren Reparatur kaum noch lohnte.

Kurz vor elf schwang er sich auf. Er schulterte seine Sporttasche und ging zum Ausgang. Durch die Fenster des Foyers sah er, dass wieder Regen fiel. Die Spätvorstellungen waren angelaufen, wer jetzt noch kam, der hatte es eilig. So eilig wie das Trio, das vor ihm aus der Drehtür stürzte. Die Frau marschierte vorweg, sie trug Pagenfrisur und Dufflecoat, die nächste Runde fegte ihre Begleiter heraus: Zwei blonde Männer nebeneinander, dachte Myrbäck, warum sieht blond bei erwachsenen Männern so blöd aus?

Ein Audi, hatte Holzapfel gesagt. Kennzeichen Ingolstadt. Ein Q7, Sondermodell der Baureihe V12, Hightech und geil in Bronze, wie die Buddhafiguren in den Tempeln Bangkoks.

Seines Wissens hatte Holzapfel thailändischen Boden nie betreten. Und er selbst war erst einmal geschickt worden, einen Audi Q7 zu besorgen. Tatort Schwimmbad Blankenese, Mitternachtssauna, und während die Herrschaften sich die finnische Aufgussvariante gönnten, schwitzte er in der Umkleide. Die Wertschränke aufzubrechen war mitunter kompliziert, dafür aber stets von Erfolg gekrönt. Kein Mensch stieg mit seinem Autoschlüssel ins Schwitzbad.

Myrbäck hatte das Kinocenter hinter sich gelassen, die Schnellstraße gekreuzt und augenblicklich die Orientierung verloren. Er stand vor grauen, flachen Häusern, in denen Lagerdepots, Autoglasereien, Teppichwäschereien sich eingemietet hatten. Er war von Holzapfel an die zerfaserten Ränder einer Vorstadtwüste geschickt worden, stellte er deprimiert fest. Der Regen fiel leicht, aber ohne Pause.

Vor dem Eingangsportal eines zweistöckigen Industriegebäudes, die »M+T Wärmetechnik und Lüftungsbau« war hier ansässig, stieß er auf den rollenden Buddha. Als er den Wagen langsam umrundete, tuschte ein Bewegungsmelder seinen Lichtkegel in die Nacht. Er ging in die Knie und kauerte in der Stille neben dem Wagen. Minutenlang lauschte er nach Stimmen; mehr als das ferne Rauschen des Verkehrs auf dem Autobahnzubringer war nicht zu hören.

Myrbäck wischte sich über das nasse Gesicht. Er öffnete seine Sporttasche und zog zwei Metallröhren hervor. Ein einziger kräftiger Stoß, eine kreisende Bewegung, aus dem Handgelenk heraus geführt, mehr brauchte es nicht, eine Prägung auf die Beifahrertür zu stanzen. An das Surren des Fräsmotors, an das leise Knirschen, das der Stift jetzt dem Metall entlockte, hatte er sich nie gewöhnen können. Es plagte seine Nerven wie kein anderes Geräusch. Aber es war die schnellste Methode, ein Loch in gehärtetes Stahlblech zu bohren.

Mit einem Haken fischte er die im Inneren liegenden Kabel der Alarmanlage hervor, fette kleine Schlangen in Rot und Schwarz, und kappte sie mit einem Seitenschneider. Er schob ein Stahllineal in die Öffnung und stocherte in dem Gestänge herum, bis er das Aufspringen des Schlosses hörte. Langsam öffnete er die Tür des Wagens, setzte sich ans Steuer und sah in den Rückspiegel.

Der Regen ist schuld, dass meine Frisur so eng am Schädel liegt, dachte er. Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durchs Haar. Es roch süßlich im Wagen, muffig, das waren die Duftwolken des Popcorns, die seine Locken und die Wolle seiner Jacke durchtränkt hatten.

Er blickte über seine Schulter. Auf der Rückbank lagen eine Taucherbrille und Schwimmflossen; ein Kleid, das nach Sommer aussah, unachtsam in die Ecke des Sitzes geworfen, gelbe Tupfer auf weißem Grund.

Die Scheibe vor ihm beschlug. Mit jeder Minute, die er untätig hier saß, kondensierte eine weitere Schicht seiner Furcht auf dem Glas. Er atmete hastig. Er hatte Schiss.

Um einen Geländewagen der Luxusklasse zu überwinden, bedarf es eines Überraschungsangriffs auf seine Elektronik. Er muss von allen Fronten gleichzeitig kommen, sonst stottert sich das Herz des Wagens zum Kammerflimmern, Schluss, Aus, akutes Koronarsyndrom, nur eine Spezialwerkstatt kann dann noch den Motor wiederbeleben.

Wer sich einen Q7 aneignen will, muss also über grundlegende Kenntnisse im Verschlüsseln von Binärcodes verfügen. Myrbäck verstand nichts von diesen Dingen. Dafür aber Holzapfel. Der hatte ihm die Codefrequenzen per USB-Stick zugeschickt.

Keine halbe Minute, dann fingen Laptop und Microreader den Code der Funkzündanlage ein und entschlüsselten ihn. Der Motor startete. Tadellos, sagte sich Myrbäck.

Er setzte den Wagen zurück, wendete und rollte im Schritttempo auf die Ausfahrt zu. Der Schlagbaum knirschte, aber hielt stand. Es war der Pfosten samt Gehäuse, der schließlich dem Druck des Q7 nachgab, sich seitwärtsneigte, im Kippen sein Betonfundament aufriss und Myrbäck mit einem Krachen den Weg frei machte.

Pfusch am Bau, murmelte er.

Meine Mutter war dreißig, als sie mit zwei Töchtern und schweren Koffern das Holzhaus über der Sägerei verließ. Mit Sack und Pack, sagt man da wohl, und im Wagen des Mannes, der in dem Haus neben uns wohnte und einen riesigen roten Saab besaß, fuhren wir an einem diesigen Sommertag über die Kreisstraße nach Sundsvall. Vor dem Bahnhof hielten wir an, der Mann wuchtete unser Gepäck vom Dach und küsste meine Mutter auf den Mund. Ein bisschen zu lang für einen Abschied. Zwei Tage später, im Sonnenschein und tausend Kilometer südlich, stiegen wir aus dem Zug. Meine Mutter war dreißig, als sie ihr erstes Leben hinter sich ließ und ein neues in Kopenhagen begann.

Ich bin dreißig und traue mich nicht, mir ein Plastikband vom Bein zu reißen.

Sassie Linné saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und hielt eine Kneifzange in Händen. Sie war ein elektronischer Kettenhäftling. Sie büßte ihre Strafe in den eigenen vier Wänden statt in einer Gefängniszelle. Sie trug ein Band mit einem Sender um ihr linkes Bein. Ein Band, das scheuerte, das kratzte. Wenn sie nachts wach lag, erwachte das Band zu Leben. Ein Schlauch pulsierender Muskeln auf ihrer Haut, so bildete sie sich ein, ein fetter Regenwurm in Todeskrämpfen. Ein Parasit.

Nach dem Essen hatte sie sich mit dem Bauch auf ihr Bett geworfen, im Radio eine Diskussion über die Krise der Musikbranche gehört und war darüber eingeschlafen. Geräusche aus dem Badezimmer hatten sie geweckt, Heidi unter der Dusche, Heidi beim Zähneputzen. Es war nach Mitternacht, als sie in die Küche schlich und die Zange aus der Besenkammer holte.

Drei Wochen hatte sie geschafft, vier Wochen lagen noch vor ihr. Neunundzwanzig Tage und Nächte der Haft, vollzogen in einer Zweieinhalbzimmerwohnung am Rande einer schläfrigen Kleinstadt. Dort, wo das schwarze Band oberhalb ihres Knöchels anlag, war ihr Bein mager und sehnig geworden. Nicht mehr lange und sie würde auf Stelzen gehen.

Wenn sie jetzt die Zange anlegte? Vielleicht reichte ein einziges, kräftiges Zupacken. In der Alarmzentrale in Norrköping erklänge ein digitaler Alarm, eine Dudelsackmelodie. So hatte der Mann es ihr bei der Einweisung erklärt. Ein Kerl in Tweedanzug und Weste. Fünf Minuten später wäre sie zur Fahndung ausgeschrieben.

Bis wohin würde sie flüchten können? Zwei Bushaltestellen weit? Mit dem Fahrrad runter zum Hafen? Auf die Fähre nach Gotland? Oder, kriegslistig, einfach in die Kleiderkisten auf dem Dachboden springen? Egal, man würde sie sogar in dem Mottenfraß finden und für zwei, drei Monate nach Färingsö schicken. Eine geschlossene Anstalt für fünfzig Frauen. Unter Neonleuchten würde sie Telefonkataloge stapeln, Jutebeutel nähen, Erziehungsprogramme absolvieren, und über alldem würde sie sich an ihrem Hass erwärmen. Ich hasse Gefängnisse, ich hasse Suchttherapien, dachte sie. Ich hasse die Angsthäsin, die ich bin. In mir wohnt eine Lust zum Gehorsam, von der ich nicht wusste.

Sie saß in der Mitte ihrer Bettcouch, hatte die Knie angezogen und zog an einer Zigarette. Hin und wieder streifte sie die Asche auf einen Unterteller und blickte auf ihre Uhr, um zu sehen, ob die Zeit überhaupt verging.

Die ersten Tage hat sie geputzt. Jede kleine Ritze, jedes Gewürzglas, von der Haustür bis zum Bad und wieder zurück. Die Lampenschirme hat sie abgestaubt, die Bilder an den Wänden. Hat lose Knöpfe angenäht und ein Dutzend Bücher gelesen. Bis einer der Romane in den anderen überging, die Handlung des letzten Krimis sich mit dem nächsten verwob. Ein Mangel an Bewegung schwächt den Verstand, das weiß man doch. Am Ende fehlt die Konzentration selbst für einfachste Dinge.

Mit einer wütenden Kreiselbewegung drückte sie die Zigarette auf dem Teller aus, stand auf und zog Strümpfe und Turnschuhe an. Sie steckte eine ihrer blauweißen Tabletten in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser aus einer Plastikflasche hinunter. Sie zog sich die Jacke über, setzte eine Strickmütze auf, die Malin ihr geschenkt hatte, und verließ die Wohnung.

Die Wände des Fahrstuhls waren mit Zeichnungen bedeckt, über und über. Wer in diesem Haus malt so schlecht?, fragte sie sich. Wer ist so kindisch, Dutzende von Schwänzen auf Kabinenwände zu kritzeln?

Der Aufzug hielt federnd im Erdgeschoss. Langsam schob sie die Tür auf. Vor dem Eingang zum Fahrradkeller lag ein brauner Kater. Er gehörte zu der chilenischen Familie im ersten Stock, zog es aber vor, seine Nächte auf den Stapeln neuer Telefonbücher zu verbringen, die seit Wochen hier verstaubten, weil niemand Verwendung für sie hatte.

Sassie trat aus dem Aufzug, ließ aber ein Bein zwischen Tür und Rahmen stehen. Bis hierhin und nicht weiter, das wusste sie. In der Vertikalen lässt der Sender sich austricksen, der Justizbeamte hatte es ihr augenzwinkernd gesteckt. Bis nach Australien.

Es war still im Treppenhaus, nur aus der Waschküche war das Schleudern einer Maschine zu hören. Winzige Staubpartikel schwebten im Licht der Treppenhausbeleuchtung, von irgendwoher musste es ziehen. Sie beugte sich vor, in der Hoffnung, durch die Haustüre auf den Schnee zu blicken, der seit dem Abend in dicken, feuchten Flocken fiel, aber was sie in der Scheibe sah, war nur ihr eigenes, schemenhaftes Spiegelbild.

Als sie den Kopf wendete, fühlte sie Schwindel aufsteigen, und Wärme. Das Zeugs fing an zu wirken. Sie trat in den Aufzug zurück und fuhr hinauf in ihr Gefängnis im sechsten Stockwerk.

Hinterher ist es immer dasselbe. Myrbäck wunderte sich über den seligen Ernst, über die Konzentration, mit der er seiner Arbeit in entscheidenden Momenten nachzugehen vermochte. Im Grunde war er eine lächerliche Figur, die nächtens zwischen Autos entlangrobbte und Bleche aufbohrte. Die unter Angstattacken litt, unter einem teuflischen Jucken der Kopfhaut, einer psychogenen Begleiterscheinung der Nervosität. Jeder Beruf, tröstete er sich, hat seine eigenen Neurosen.

Er passierte das Großklinikum, wählte einen Schwenk vorbei an den Wohnblöcken von Osdorf, und mit jeder weiteren Kreuzung, die er auf seinem Weg in die Innenstadt hinter sich ließ, wurde er ruhiger. Das Jucken seiner Kopfhaut wich einem wärmenden Rieseln. Um den Geruch von Popcorn und fauliger Nässe aus dem Wagen zu lüften, öffnete er alle vier Fenster gleichzeitig. Auf der Rückbank flatterte das Sommerkleid im Fahrtwind.

Mit einer Hand tastete er nach dem Radio, fand aber anstelle der Stereoanlage nur einen Bildschirm. Sein Mittelfinger strich über die glasige Fläche hinweg, bis er eine Erhebung erfühlte und drückte. Der Monitor sprang an. Grüne und rote Striche flatterten sich zurecht, dann gaben sie die Straße, die vor ihm lag, in einem digitalen Negativ wieder. Zwei Fußgänger, die einen winzigen Hund an der Leine hinter sich herzerrten, glühten in Scharlachrot. Wer fährt mit einer Wärmebildkamera durch die Straßen?, fragte er sich. Sondermodell, Holzapfel hatte es ja gesagt.

In Regennächten sah die Straße, in der Jan lebte, noch finsterer aus. Sie duckte sich in den Schatten des Messeareals, einer tristen Gegend in jeder Hinsicht. Holzapfel aber war sturstolz auf seine bestenfalls fünfzig Quadrat, die er vor Jahren gefunden, sie mit Bett, Stühlen und Tisch sowie jeglicher Computerelektronik samt Kabelwirrwarr ausgestattet hatte; dabei war es im Großen und Ganzen geblieben. Besonderes Glück bereitete ihm, kein Mensch verstand warum, die Aussicht von seinem Schlafzimmerfenster: Blick auf Tor Zwei des Schlachthofs und die Reststoffsammelstelle des Fleischgroßmarktes Hamburg AG. An Wochenenden weckte einen der klirrende Betrieb an den Altglascontainern, in der Woche rangierten ab vier Uhr früh schwere Lieferwagen, um ihre stinkende Ladung unter dem Geschrei von Krähenschwärmen zu löschen.

Den gestohlenen Audi direkt vor Holzapfels Mietshaus abzustellen, wäre die passende Antwort auf sein Nichterscheinen an diesem Abend. Der fette Q7, ein bronzener Pfahl im Fleische der verarmten Nachbarschaft, Blickfang für jede kreuzende Polizeistreife. Myrbäck zögerte. Schließlich fuhr er in das neue Parkhaus, das an die fensterlosen Ziegelwände des Schlachthofs gestülpt worden war wie ein Joghurtbecher. Im untersten Kellergeschoss stellte er den Wagen ab. Sorgfältig breitete er zwei Schichten Grillfolie unter der Frontscheibe aus, bevor er Wagen und Parkhaus verließ. Sicher ist sicher, dachte er.

Im Freien duftete es nach Würstchen. War das ein Blendwerk seiner gespannten Nerven? Nein, es war die Nacht zum Dienstag, ihm fielen die Klagen Holzapfels ein. Da roch das ganze Viertel wie eine Feldküche voller Knackwürste, da wurden im Schlachthof die Wiener und Frankfurter gebrüht, die Jagdwürste gepökelt. Wer in diesen Nächten seine Fenster nicht schloss, schaffte den süßlichen Gestank am nächsten Tag kaum aus seiner Wohnung heraus.

Holzapfel reagierte nicht auf das Klingeln. Er war fort. Oder er schlief. Oder war tot, Myrbäck war es gleichgültig. Als er aus dem Hauseingang trat, schlug der Wind ihm einen Schauer ins Gesicht. Er öffnete blinzelnd die Augen und sah auf der anderen Straßenseite zwei Männer stehen. Es kam ihm vor, als starrten sie ihn an. Unschlüssig blieb er vor dem Treppenaufgang des Hauses stehen. Er sagte sich: Wer stehen bleibt, zeigt Furchtlosigkeit, beweist Unschuld. Wer abhaut, hat die Hosen voll. So ist das seit Kindertagen.

Vis-à-vis traten die Männer zwischen geparkten Autos hervor. Sie kamen direkt auf ihn zu, gar kein Zweifel. Myrbäck rannte los. Die Männer rannten hinterher.

Er kannte die Gegend von seinen Dauerläufen. Er wusste, dass sein eingeschlagener Fluchtweg am Ende der rückwärtigen Schlachthofmauer in eine scharfe Linkskurve münden und sich auf eine Verladestelle der Bahn öffnen würde. Er zog den Kopf ein und legte an Tempo zu, merkte aber sogleich, dass seine Schuhe zum Laufen schlecht taugten. Die Fußsehnen schickten Schmerzen bis hoch in seinen Hinterkopf; der Haken, den er knapp hinter der Kurve in Richtung der LKW-Waschanlage schlug, geriet zu einem Schlittern. Als er endlich den Schatten der haushohen Halle erreichte, bremste er abrupt ab. Er schnappte nach Luft und sah sich um. Vor ihm auf dem Boden lagen armdicke Schläuche, deren Enden in schweren Anschlussventilen an der Hallenwand steckten. Tagsüber rangierten hier die Kühltransporter des internationalen Fleischverkehrs, um per Hochdruckstrahl von den Überresten ihrer verderblichen Ladung gereinigt zu werden.

Keine Schritte waren zu hören, kein Keuchen. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die metallene Außenwand der Waschhalle. Sein Instinkt sagte ihm, dass er sich über die kurze Fluchtstrecke unmöglich einen bedeutenden Vorsprung hatte erkämpfen können.

Er begriff nicht, was ihm da eben widerfahren war. Wenn er nur die Ruhe hätte zum Denken. Vielleicht fiele ihm ein triftiger Grund ein, weshalb er sich wie eine Motte durch die Nacht jagen ließ. Was wollten die Männer von ihm? Einfach nur mal wieder in ein Gesicht schlagen, weil ihnen danach ist? Weil ihnen seine Nase nicht passte? War er das Opfer einer Verwechselung?

Er spürte ein schwaches Vibrieren in seinem Rücken. Kaum hörbar wurde eine Metalltüre am Ende der Halle aufgeschoben. Die Männer nahmen also an, er hätte sich in der Waschanlage verkrochen.

Sollte er um Hilfe rufen? Kein Mensch war in Rufweite unterwegs, und wenn, dann nur vereinzelte Gestalten, die über den Bahnsteig strichen und fröstelnd auf ihre Nachtzüge nach Pinneberg warteten. Oder sollte er forsch aus dem Schatten seines Verstecks treten, seinen Verfolgern frontal begegnen? Was ist los, Jungs, ihr seid hinter dem Falschen her!

Direkt hinter sich hörte er flüsternde Männerstimmen. Seine Jäger standen im Inneren der Waschanlage, von ihm getrennt bloß durch ein paar Millimeter gewelltes Stahlblech. Die Angst faltete seinen Magen zu einer Kugel. Wenn er nur unbemerkt die Parkreihen von Lastwagen und aufgebockten Containern erreichen könnte, keine zwanzig Meter von ihm entfernt. In ihrer Deckung würde er sich davonschleichen. Langsam löste er seinen Rücken von der Wand.

Noch auf halbem Weg hörte er das laute Schlagen einer Tür, dann ein aufgeregtes Rufen. Ohne seinem Entsetzen weiter Raum zu lassen, stürzte er sich zwischen die Sattelschlepper und rannte pfeilgerade in Richtung der Gleisanlagen. Das Werkzeug in seiner Sporttasche schlug ihm ins Kreuz, während er die Treppe zur Unterführung der Bahngleise mit waghalsigen Sprüngen nahm.

Am Ende des Fußgängertunnels bremste er ab und blickte sich um. Zwei, vielleicht drei Sekunden Vorsprung hatte er herausgeholt. Er sah sie noch nicht, aber er hörte schon, wie seine Verfolger sich die Treppe zum Tunnel hinabwarfen.

Keuchend erreichte Myrbäck den Eingang des Parks. Hier hatten, von ihm unbemerkt, die Renovierungsarbeiten am morschen Vereinsheim des lokalen Fußballvereins begonnen. Unsicher, welchen Weg er nehmen sollte, preschte er vorbei an Bauwagen, wich einer Anhängerkupplung aus, umkurvte das Fundament eines Baukrans, trat ins Leere und stürzte ab, schlug mit seiner linken Schläfe auf, diesen Schmerz bekam er noch mit, dann den Hieb, den seine Sporttasche ihm auf das rechte Ohr versetzte.

Das geht so nicht, dachte er, als er erwachte, so nicht. Sein Schädel brannte, in seinem Becken glühten Drähte. Er blickte auf die Uhr. Zehn Minuten, vielleicht länger hatte er bewusstlos hier gelegen. Ächzend drehte er sich auf die Seite und sah sich um. Er war in einen Bauschacht gestürzt, vornüber gegen die Holzbohlenverschalung geprallt, zwischen Kabelsträngen aufgeschlagen, so wird es wohl geschehen sein. Während er seinen Unfall rekonstruierte, richtete er sich tastend auf. Zögernd setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine Hose klebte nass an den Beinen. Ob er blutete, war im Dunkel nicht zu erkennen.

Dort, wo der Schacht sachte anstieg, zog er sich an den Holzbohlen hoch, bis er über den Grubenrand blicken konnte. Wie im Schützengraben, dachte er, gleich pfeifen mir die Kugeln um die Ohren. Doch da war niemand, der eine Salve abfeuerte. Er stieg zu schnell aus der Grube, verlor dabei kurz die Balance, und schlich geduckt in Richtung der Lichter am Ende des Parks.

Ab und an machte er im Nieselregen halt, atemlos, um sich das Angstzittern in seinen Beinen anzusehen.

Als er in die Sternstraße einbog, kamen ihm die ersten klaren Gedanken: Die Männer wollten nicht mich. Sondern Holzapfel. Sie warteten vor seiner Wohnung und hielten mich für ihn. Was hatte Jan angestellt?

Zuhause schliefen alle. Ed war nicht in seinem Zimmer, nur die Lavalampe brannte und warf einen Keil roten Lichts in den Flur. Die Lampe hatten sie ihm vor Jahren zum Geburtstag geschenkt, ein Trost in finsterer Kindernacht. Seit seiner Einschulung fiel es ihm wieder schwer, ohne Licht oder Gesellschaft einzuschlafen. Wenn er aus seinen Angstträumen erwachte, schlich er sich in das Bett seiner Mutter.

– Wo warst du, fragte ihn Maria, als er im dunklen Flur gegen sie stieß.

– Im Kino.

– Du stinkst, flüsterte sie schlaftrunken, freundlich klang es nicht. Du stinkst nach Popcorn und Schweiß.

Christiania, Juni 1985

Als sie erwachte, strahlte das gelbe Muster der Tapete über ihrem Bett. Sonnenlicht schien durch das Fenster und vergoldete ihr Zimmer. Sie hörte fremde Stimmen und ein fremdes Lachen. Sie stand auf, ging zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Die Stimmen kamen aus dem Zimmer ihrer Mutter. Sie trat zwei Schritte vor, dann noch einen, so dass sie aus dem Dunkel des Korridors in das Zimmer schauen konnte. Ihre Mutter lag nackt auf ihrem Bett. Ein nackter Mann hatte seinen Kopf zwischen ihre Beine gelegt. Neben ihrer Mutter kniete eine nackte Frau mit einem Halstuch. Ein Mann mit einer blauen Brille stand mitten im Zimmer und sprach leise mit der Frau. Er war angezogen. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass ihre Mutter ohne Kleider dalag und stöhnte. Ein dritter Mann stand hinter Kameragestellen und einem riesigen Scheinwerfer. Alles, was sie von ihm sehen konnte, waren die dunklen Augen und ein dichter schwarzer Bart. Noch nie war das Zimmer so hell gewesen. Dort, wo die schwarzen Holzbalken die weißgetünchten Wände kreuzten, schwang ein Flaum von Spinnweben im Lüftungswind des Scheinwerfers. Sein Licht verlieh den winzigsten Dingen Schatten, den Wollfusseln und Haaren auf dem Boden, und es glitzerte der Kohlenstaub hinter dem Kamin, den ihre Mutter im Winter nicht anfeuern mochte. Sie sagte immer: Ich will nicht, dass wir über Nacht alle ersticken. Jetzt waren die Augen ihrer Mutter geschlossen. Mit einer Hand griff sie in das Violett der Samtdecke auf dem Bett.

Die fremde Frau mit dem Kopftuch richtete sich auf und begann, ihre Mutter zu küssen. Erst am Busen und am Hals, dann auf den Mund. Nun setzten sich auch die beiden Männer in Bewegung. Der eine von ihnen trat mit seiner Kamera auf das Bett zu. Sein schwarzer Bart wippte beim Gehen. Gut, sagte er, gut. Er sagte es mit einem viel zu langen U.

Sie schlich zurück in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Stieß das Fenster auf, sprang hinaus und nahm den Weg zum Bastionswall. Schuhe hatte sie nicht angezogen, so musste sie auf jeden ihrer Schritte achten. Hier lagen oft Scherben von aufgeschlagenen Flaschen auf den Wegen. Als sie den Wall erklommen hatte, sah sie, dass Ove und Federica schon die Holzbretter für das Floß auf das nasse Gras am Ufer des Stadtgrabens geschleppt hatten. Orangerot leuchtete Federicas Haar im Sonnenlicht.

Es war so heiß geworden, dass sie sich vornahm, sofort und mit all ihren Kleidern ins Wasser zu springen.

Es war vier Uhr früh, Graupelschauer gingen auf Elbmarsch und Moor nieder, als der Rapsbauer Jörg Kallweit die Landgaststätte »Zur Pfanne« in Drochtersen verließ. Dort hatte er lange acht Stunden auf Einladung des Kreisbauernverbandes Stades verbracht. Im Laufe des an Debatten reichen Abends war es in der Hauptsache um die Frage gegangen, wie die geplante Fahrrinnenvertiefung der Elbe zu verhindern wäre. Die Elbvertiefung Nummer neun, wohlgemerkt.

Sämtliche Bauausschüsse, Demonstrationen und Kutterkonvois gegen alle bisherigen Elbvertiefungen waren gescheitert, abgelehnt, gestrandet. Damit solches nicht erneut geschehe, so die Absicht des Arbeitskreises, wollte man den Abend nutzen, um die Planung einer Großdemonstration anzugehen.

Erwartungsgemäß hatte sich auch die Fraktion der Vertiefungsanhänger eingeschlichen, diesmal in Person des Zahlstellenleiters der örtlichen Sparkasse. Bis zum Hemdkragen hoch in selbstgefällige Besserwisserei verstaut, appellierte er an den Menschenverstand und das Wohl einer Gemeinde, die an Schiffsverkehr, steigender Tonnage, ausgehobenem Elbschlick nur gewinnen könne. Er, Jörg Kallweit, in der Rednerliste unmittelbar folgend, hatte sich an den Bankier gewandt, mit Spott und dem Hinweis, er werde sich, seine Effektenabteilung, seine drei Töchter sowie sein schniekes Häuschen samt einwohnendem Schwiegervater demnächst von einer Riesenwelle bei satten sieben Metern über Normalnull in die See gespült sehen! Jede weitere Ausschleifung des Flussbettes würde die Elbe bei Tidenhöchststand und Orkanböen aus Nordwest in einen reißenden Strom verwandeln!

Als die Abgeordnete der Grünen der Runde mit abenteuerlichen Vorschlägen wie Straßensperren und Sitzblockaden kam, hatte Kallweit klug eingewandt, eine Elbvertiefung lasse sich nicht durch Sponti-Aktionen zu Lande verhindern. Das müsse direkt auf dem Wasser geschehen. Woraufhin der Aktionsausschuss sich nahezu einstimmig auf eine Großdemonstration auf dem Fluss geeinigt hatte. »Fackeln auf der Elbe« sah die Bildung einer Menschen-, Boots- und Lichterkette vor, die von Wischhafen bis nach Glückstadt reichen sollte. Eine wacklige Angelegenheit, zugegeben, und ein logistisches Meisterwerk, das der akkuraten Planung weit im Vorfeld bedurfte. Leider war der Abend bereits fortgeschritten und keines der zu dieser Zeit noch anwesenden Mitglieder des Komitees noch in geeigneter Verfassung, die genaue Zahl der für ein solches Unterfangen benötigten Wachsfackeln oder gereckten Armpaare auszurechnen. Und wie viele Schlauchboote und Schwimmpontons würde es brauchen, um auf einer Länge von viereinhalb Flusskilometern eine geschlossene Kette zu bilden? Nimm dein Geodreieck zu Hilfe!, hatte jemand aus der übertrieben gut gelaunten Runde ihm zugerufen, bevor es zu einem Streit über die geeignete Wortwahl für die Forderung nach einer umfassenden Umweltverträglichkeitsuntersuchung sowie zu den Gefahrenquellen einer Fahrrinnenvertiefung kam …

Oh, mein Kopf dreht sich, dachte Kallweit am Steuer seines Autos, mir werden die eigenen Gedanken zum Rätsel. Im Lauf des Abends hatte er sechs Gläser Bier getrunken, zum Zwecke der Diät außer mandelgefüllten Oliven und Salzstangen nichts gegessen und in diese Leere noch ein paar Gläser Oldesloer Korn geschüttet. Trotz alledem hatte er sich zu später Stunde erfolgreich gegen die Offerten seines Schulfreundes Blöke gewehrt, der ihn als Mitglied des Mulsumer Heimatvereins anzuwerben suchte. Abrupt war Kallweit von seinem Platz aufgestanden, hatte seinen Mantel aus der Garderobe gefischt und war grußlos entschwunden.

Ich bin total knülle, dachte er jetzt, als er mit Tempo vierzig durch Böen und Regenschauer über die Landstraße fuhr, die an dieser Stelle den Namen Niedersächsische Milchstraße führte. Zwischen Ritschermoor und Bützflehter Moor wurde ihm der Drang sich zu erleichtern übermächtig. Das Bier schlug fürchterlich auf die Blase.

Als er einen geeigneten Gehölzstreifen ausmachte, bremste er mit Bedacht, stieg sachte aus dem Wagen und über Grasbüschel und Maulwurfshügel zu einer dichten Reihe von Haselnusssträuchern. Er öffnete seinen Hosenschlitz und pinkelte. Weil das ungebührlich lang dauerte, ließ er seine Blicke durch das Geflecht der kahlen Zweige schweifen und sah, wie Rauch am Rande des Feldes aufstieg. Hier, am Bützflehter Moor, war das ein seltsamer Anblick. Weitab jeder menschlichen Siedlung, wo es derart nicht mehr gequalmt hatte, seit vor hundertundfünfzig Jahren seine Vorväter Torfkohle gebrannt hatten, um ihre windschiefen Blockhütten damit einzuheizen.

Kallweit bereute seine Neugier. Nicht, weil der nasse, laubbedeckte Boden sich mit jedem seiner Schritte in einen lehmigen Schlamm verwandelte, der wie Blei an seinen Schuhsohlen klebte, sondern weil der rauchende Haufen die Form eines menschlichen Leibes hatte. Was da plötzlich in seine Nase stieg, roch nach verbranntem Fleisch. Er erbrach sich und ließ eine kaum verdaute Ladung Dithmarscher Fassbier auf den Acker schwappen.

Weil keine Leiche der Welt es wert war, dass man ihretwegen den Führerschein verlor, stolperte Kallweit zu seinem Wagen, raste nach Dösenbockel, stürmte den heimischen Klinkerbau, riss seine Frau aus dem Schlaf und herrschte sie an, die Polizeiinspektion in Stade anzurufen, zwischen Asseler Schleusenfleth und dem Hof der Willascheks liege ein Toter auf dem Acker und kokele vor sich hin.

Keine dreißig Minuten später war der diensthabende Polizeimeister der Polizeistation Himmelpforten an der Fundstelle der Leiche eingetroffen und hatte umgehend Verstärkung erbeten. Gegen fünf Uhr früh trafen die Einsatzkräfte von der Stader Mordbereitschaft und die Feuerwehrleute aus Bützfleht und Drochtersen ein und beugten sich abwechselnd über den Leichnam. »Ein Mann«, konstatierte der Ortsbrandmeister nüchtern, zuckte aber begleitend mit den Schultern. Das sollte heißen: Mehr habe er vorerst nicht zu sagen, alles Weitere sei Sache des Gerichtsmediziners.

Die eilige wie vorläufige Untersuchung des Toten ergab: Dem Mann waren die Hände offenbar mit Industriedraht auf den Rücken gefesselt worden, man hatte seine Oberschenkel mit einer Schraubzwinge zusammengepresst und beide Oberarme gebrochen. Vermutlich mit einem Hammer waren zwei Zimmermannsnägel in die linke Kniescheibe getrieben worden. Man hatte den Mann ausgekleidet, mit reichlich Heizöl und Benzin übergossen, Holzscheite unter ihn gelegt und angezündet. Ob er da bereits tot war oder noch am Leben, vermochte der forensische Experte zum gegenwärtigen Stand der Ermittlung nicht mit Sicherheit zu sagen. – Nach gründlicher Profiarbeit sieht das nicht aus, bemerkte der Oberkommissar der Kriminalpolizei Stade.

– Nach Impulsivtat aber auch nicht, hielt der Erste Polizeihauptkommissar dagegen. Was dort vor ihm lag, war nicht das Ergebnis eines Eifersuchtsdramas, eines Totschlags im Affekt. Mit derlei kannte er sich aus, mit derlei hatte er zu leben gelernt. Nicht aber mit dieser fürchterlich zugerichteten nackten Leiche. Mit der Brutalität, die ihr widerfahren war.

Als am östlichen Horizont ein erster Lichtstreif über dem platten Land aufstieg, hatte die Polizei mithilfe der Kollegen aus Buxtehude und Jork ein blaues Zelt über der Unglücksstelle aufgeschlagen und einen Transporter der Spurensicherung an dessen Seite abgestellt. Männer in weißen Schutzanzügen, mit Kapuzen und Plastiküberzügen über den Schuhen, suchten das Feld und Weidezäune nach verwertbaren Spuren ab. Die entdeckten Fußabdrücke und deren Anordnung legten die Vermutung nahe, dass die Leiche auf das Feld geschleppt worden war, in einer Kiste oder einem großen Koffer. Um das bewerkstelligen zu können, waren dem Toten dem Anschein nach die Arme an ihren Gelenken ausgekugelt worden.

Die Brandursachenerforschung stellt erhebliche Anforderungen an die Spurensicherung, erläuterte der aus Hamburg angereiste Gerichtsmediziner am Nachmittag den Mitgliedern der Stader Mordkommission. Wer also exakte Auskunft verlange, möge sich in zweiundsiebzig Stunden wieder an ihn wenden. Vorerst aber dies: Indikatoren für eine vitale Verbrennung, Beleg also dafür, dass ein Opfer zu Lebzeiten gebrannt hat, sind ein erhöhter CO-Gehalt im Blut, Ruß in der Lunge, in Kehlkopf oder Luftröhre. Und dieser Mann war bereits tot gewesen, als man ihn auf seinen Scheiterhaufen gebettet hatte, die Verkohlung seiner Haut ein postmortaler Vorgang. So viel habe er auf seinem Seziertisch bereits erarbeiten können.

– Wie lange hat unser Mann gebrannt, wollte der Kriminalhauptkommissar wissen. Die Ungeduld war seiner Stimme anzuhören.

– Vielleicht fünf Minuten, vielleicht fünfzehn Minuten. Länger nicht. Wissen Sie, ein Mensch ist nur schwer zu verbrennen. Er besteht zu großen Teilen aus Wasser. Und diese Leiche lag in einer Mulde, inmitten von Feuchtwiesen.

Was entschieden für ortsfremde Täter spricht, sagte sich der Oberkommissar. Bis zum Tod ihres Opfers hatten die ihr Werk offenbar mit der Zielstrebigkeit von Profis vollbracht. Sie hatten gefoltert und ein Leben beendet. Alles Weitere aber, die versuchte Verbrennung, war das Werk von Dilettanten. War das laienhafte Treiben beabsichtigt? War hier eine falsche Spur gelegt worden? Und: Welche Gründe konnte es geben für diesen Überschuss an roher Gewalt?

– Lauter Fragen, keine Antworten, murmelte der Oberkommissar, als er bei der letzten Besprechung des Tages in die rätselnden Mienen seiner Mitarbeiter sah. Doch selbst ein abgeklärter Fahnder macht sich so seine Gedanken und mutmaßt – nicht offiziell natürlich –, auch wenn er keinerlei Beweise in Händen hält.

– Unerlaubter Anbau von genverändertem Raps, schlug er vor, wie wär’s damit? Der Tote ist den Genversuchen der niederelbischen Getreide-Mafia auf die Spur gekommen und wurde beseitigt.

Komplett aus der Luft gegriffen war seine Theorie nicht, wie der Kommissar fand. Gehörte doch das Feld, auf dem der Tote gefunden wurde, zu den Liegenschaften des Jorker Obstbauversuchszentrums. Der Einwand des Kriminalassistenten aber kam so schnell wie überzeugend.

– So sauer kann einen doch ein Rapsfeld nicht machen.

Der Mann hatte Recht. Hier in seiner Heimat wurden Reitsättel geklaut, Terrakottapferde aus Gewächshäusern gestohlen, wurde im Suff aufeinander eingedroschen. Zu Tode gefoltert wurde in seinen ländlichen Gemeinden nicht. Brutale Morde wie dieser geschahen auf der anderen Seite der Elbe, in der Großstadt.

– In Hamburg wird gegrillt, wir aber müssen hier die Kohle löschen, sagte er resigniert, als er seine Mitarbeiter in den Feierabend schickte.

Und Jörg Kallweit? Der war kurz nach sieben Uhr, während vor einem Knick beim Asseler Schleusenfleth seine Fußspuren und sein Mageninhalt fotografiert wurden, von zwei Beamten der Polizeidirektion Döbelsen aus einem unruhigen Schlaf gerissen worden. Zur Aufklärung der Frage, wer denn der Tote wohl sei, vermochte er nicht beizutragen. Hatte er doch, um Schlaf zu finden, zwei volle Gläser Cognac in seinen restlos entleerten Magen gekippt. Auf die leise geäußerten Vorhaltungen der Beamten antwortete er so barsch es ihm möglich war: Wenn ihr gesehen hättet, was ich gesehen habe, dann wärt auch ihr hinüber!

Auf quietschenden Gummisohlen durchschritt Sassie Linné den menschenleeren Flur, ging unter der Wanduhr hindurch, die halb drei zeigte, und blieb vor dem Schaukasten mit den ausgestopften Nagetieren stehen. Zwischen Dachs und Wiesel war auf einem Baumstamm ein Frettchen aufgestellt worden, dem beide Glasaugen fehlten. Wie können sie solche Ungeheuer in einer Schule ausstellen?, fragte sie sich. Der hellgrünen Wand entlang folgte sie einem Streifen Frühlingslichts, der durch die Milchglasfenster in den Korridor sickerte und sie ins Foyer führte.

Sie trat vor den Kaffeeautomaten und warf ein Fünfkronenstück ein. Mit Vorfreude sah sie dabei zu, wie ein Pappbecher aus seiner Luke fiel und sich gluckernd mit der schwarzen Flüssigkeit füllte. Als sie mit ihrer Linken das Wechselgeld aus dem Schacht nahm, fuhr ihr der Schmerz durch den Arm. Am Vormittag hatte sie sich den Daumen in der Küche der Schulkantine verbrüht. Beim Abgießen des Nudelwassers war ihr der Topf aus den nassen Händen gerutscht.

Mit kurzen Schlucken trank sie vom Kaffee und belauschte, wie neben ihr vier Mädchen über irgendeinen der Lehrer sprachen. Zeig ihm doch, was für ein Teufelsscheiß er ist, sagte die eine. Was denkt der Quetschhoden sich eigentlich, fragte eine andere. Zeternd verzog sich das Quartett in Richtung Physiksaal.

Unschlüssig durchwanderte sie das Foyer. Keiner der Schüler beachtete sie. Sassie, die Kantinenhilfe, das bin ich. Die Frau mit der schmuddeligen Schürze und dem Küchenhäubchen. Sie studierte die Anschlagtafel, die mit Zetteln von Pilates-Kursen und Orientalischen Tanz-Workshops gepflastert war. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ein Junge sich aus einer Gruppe löste und auf sie zukam.

– Hej, sagte er zu ihr.

– Hej, sagte sie misstrauisch und sah ihn kurz an. Ein blonder Flaum wuchs an seinem Kinn. Höchstens siebzehn, dachte sie.

– Ich …

– Ja?

– Du bist doch neu hier, oder?, fragte er.

– Ja, ich bin neu, wieso?

– Du siehst super aus, sagte der Junge. Ihre Blicke trafen sich.

– Lass es, sagte sie. Was willst du?

– Du bist eine von den Kettenhäftlingen, was?

Sie wandte sich ab, kreuzte die Arme vor der Brust. Er ist unverschämt und errötet nicht einmal, dachte sie. Und wahrscheinlich gewinnt er gerade eine Wette.

– Verschwinde, sagte sie. Verpiss dich. Sie hob den Arm zum Schlag, aber er verzog sich mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Heidi. Atemlos vom Treppensteigen erzählte sie ihr von einem Neuntklässler, der in ihrem Behandlungszimmer aufgetaucht war. Ein Fünfzehnjähriger, ein Ritzer. Wunden überall, sagte sie. Zum Fürchten.

– Was am Schmerz wohl so lustig sein kann?, fragte Sassie.

Heidi sah sie mit großen Augen an.

– Gute Frage, sagte sie schließlich. Geistesabwesend kramte sie aus ihrer großen Handtasche zwei Blatt Papier hervor und steckte sie an der Anschlagtafel fest.

Läusepolizei, las Sassie. Rollstuhltanz. Dass Heidi die Nachrichten anderer unter den ihren verschwinden ließ, schien sie nicht zu kümmern.

Heidi drehte sich auf der Stelle und fragte so direkt, wie sie immer fragte:

– Warum lädst du dir niemanden ein? Nachmittags, abends? Du weißt, zweimal die Woche bin ich bis spät auf diesen Schulterminen.

Sassie erschrak. Was sollte sie antworten? Dass da niemand war, den sie sehen, in ihrer Nähe haben wollte? Menschen mögen es, wenn man ihnen Sachen über sich erzählt, aber nur gerade eben genug. Man hatte offenherzig zu scheinen und an den passenden Stellen zu lachen, darum ging es. Nichts Unverdauliches preisgeben, nichts, was zu große Anteilnahme fordern könnte. Und Männer? Denen hatte sie lange schon Telefonnummern gegeben, die erfunden waren.

Sprachlos stand sie mitten in der Eingangshalle, die sich plötzlich geleert hatte. Heidi wartete sicherlich noch auf eine Antwort von ihr.

– Mal sehen, sagte sie, bemüht um einen zuversichtlich klingenden Ton. Aber danke.

– Wie viele Wochen hast du noch vor dir?, fragte Heidi. Ohne auf die Antwort zu warten, schon im Fortgehen, setzte sie hinzu:

– Vier Wochen? Fünf Wochen? Alles halb so schlimm. Das stehst du durch.

Es soll tröstend klingen, dachte Sassie, aber wenn ich misstrauisch wäre, dann könnte ich auch Bedauern in ihren Worten hören. Bedauern darüber, eine merkwürdige Fremde in ihrer zu kleinen Wohnung aufgenommen zu haben. Sie trank einen letzten Schluck bitteren Kaffees, schloss die Augen und sah in die ausgedörrten Augenhöhlen eines Frettchens.

Bevor sie die Nicksta-Schule über den Hintereingang verließ, überprüfte sie, ob Kleid und Strickjacke gerade saßen, ob die Hose am Knöchel beulte, dort wo der Sender war. Sie roch an ihren Haaren und fand, dass sie nach Bratfett und Kaffee stanken und dass, wenn noch einmal ein Möchtegern sie anquatschte, sie sofort zutreten würde.

Klugen Köpfen steht immer auch ihr Scheitern vor Augen. Folglich ist es kein Zeichen von Feigheit, sagte sich Knut Giovanni Myrbäck beim Erwachen, dass ich verdammte Angst habe.

Im Hof waren lärmend die Bauarbeiter am Werk, wie seit Tagen holte ihr Hämmern und Bohren ihn aus dem Schlaf. Den Kragen seines Nachthemds hatte er über Nacht feucht geschwitzt, die Schmerzen in seinem Kopf waren auf ihre Zentren zurückgewichen. Er befühlte die daumengroßen Beulen über beiden Ohren, er tastete nach seinem Becken. Dort, wo er in dem Baustellenschacht aufgeschlagen war, hatte die Haut sich bläulich marmoriert.

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