Die Entschuldigung - Eve Ensler - E-Book

Die Entschuldigung E-Book

Eve Ensler

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Beschreibung

»Dieses Buch vertieft unnachgiebig unser Verständnis der menschlichen Natur.« Michael Cunningham Eve Ensler hat ihr Leben lang auf eine Entschuldigung gewartet. Von ihrem Vater, der sie als Kind missbraucht hat. Doch sie wartete vergebens, bis er schließlich starb. Kein Wort der Reue, keine Anerkennung ihres Leids. Nun, Jahrzehnte später, hat Ensler sich selbst einen Brief geschrieben, im Namen ihres Vaters, und bittet an seiner statt um Entschuldigung. Zeile für Zeile erobert sich Ensler ihren Vater, versucht seine Monstrosität nachzuzeichnen, aber auch den Menschen zu sehen. In dem Maße, in dem Arthur Ensler anerkennt, was er seiner Tochter angetan hat, ihr das Wie und Warum gesteht, kann sie ihn loslassen, sich von seinem Erbe befreien und zu sich selbst kommen.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ähnliche


Die Entschuldigung

Die Autorin

EVE ENSLER (* 25. Mai 1953 in New York City) ist eine US-amerikanische Dramatikerin, Schriftstellerin, Künstlerin und feministische Aktivistin, die mit dem Theaterstück Vagina-Monologe berühmt wurde. Für The Guardian ist sie eine der 100 einflussreichsten Frauen der Welt. Ensler lebt in New York.

Das Buch

Eve Ensler hat ihr Leben lang auf eine Entschuldigung gewartet. Von ihrem Vater, der sie als Kind missbraucht hat. Doch sie wartete vergebens, bis er schließlich starb. Kein Wort der Reue, keine Anerkennung ihres Leids. Nun, Jahrzehnte später, hat Ensler sich selbst einen Brief geschrieben, im Namen ihres Vaters, und bittet an seiner statt um Entschuldigung. Zeile für Zeile erobert sich Ensler ihren Vater, versucht seine Monstrosität nachzuzeichnen, aber auch den Menschen zu sehen. In dem Maße, in dem Arthur Ensler anerkennt, was er seiner Tochter angetan hat, ihr das Wie und Warum gesteht, kann sie ihn loslassen, sich von seinem Erbe befreien und zu sich selbst finden.Von der Autorin des feministischen Klassikers Die Vagina-Monologe

Eve Ensler

Die Entschuldigung

Aus dem Amerikanischen von Amelie Thoma

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein.de

© 2019 by Eve Ensler© der deutschsprachigen Ausgabe 2021 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinDie Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel The Apology bei Bloomsbury Publishing, New YorkUmschlaggestaltung: zero-media.net, Münchennach einer Idee von Patti RatchfordUmschlagmotiv: © FinePic®Autorinnenfoto: © Paula AllenE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comAlle Rechte vorbehalten.ISBN 978-3-8437-2371-8

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Ich habe genug …

Liebe Evie,

Danksagung

Quellen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Ich habe genug …

Widmung

Für jede Frau, die noch auf eine Entschuldigung wartet.

 

Ich habe genug gewartet. Mein Vater ist längst tot. Er wird die Worte nie zu mir sagen. Er wird nicht um Verzeihung bitten. Also muss man es sich vorstellen. Denn in unserer Vorstellung können wir über Gräben hinweg träumen, die Erzählung vertiefen und ein anderes Ende entwerfen.

Dieser Brief ist eine Beschwörung, eine Anrufung. Ich habe versucht, meinem Vater zu ermöglichen, so mit mir zu sprechen, wie er sprechen würde. Obwohl ich die Worte geschrieben habe, die ich so unbedingt von ihm hören wollte, war es nötig, Raum zu schaffen, damit er sich durch mich ausdrücken konnte.

Es gibt so vieles von ihm, von seiner Vergangenheit, das er mir nie erzählt hat, also musste ich auch davon einiges heraufbeschwören.

Dieser Brief ist mein Versuch, meinen Vater mit dem Willen und den Worten auszustatten, die Grenze zu überwinden und Abbitte zu leisten, damit ich endlich frei sein kann.

 

Liebe Evie,

wie seltsam, dir zu schreiben. Schreibe ich dir aus dem Grab oder der Vergangenheit oder der Zukunft? Schreibe ich wie du oder wie du dir mich wünschst oder wie ich wirklich bin, jenseits meiner eigenen begrenzten Erkenntnis? Und spielt das überhaupt eine Rolle? Schreibe ich in einer Sprache, die ich nie gesprochen oder verstanden habe und die du in unseren beiden Geistern erschaffen hast, um die Abgründe zu überbrücken, die missglückte Verständigung? Vielleicht schreibe ich, wie ich wirklich bin, befreit durch dein Zeugnis. Oder ich schreibe das überhaupt nicht, sondern werde nur als Mittel benutzt, um deine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, deine Version der Dinge zu bestätigen.

Ich erinnere mich nicht, dir je einen Brief geschrieben zu haben. Ich habe selten Briefe geschrieben. Einen Brief zu schreiben, mich an andere zu wenden, wäre für mich ein Zeichen der Schwäche gewesen. Die Leute schrieben mir. Ich hätte nie jemanden wissen lassen, dass er mir genug bedeutete, um ihm einen Brief zu schreiben. Das hätte mich herabgesetzt, hätte mir einen Nachteil verschafft. Selbst dir das zu sagen fühlt sich merkwürdig an. Es ist nichts, was ich normalerweise wissen oder sagen würde, wenn du nicht in meinen Geist eingedrungen wärst. Doch ich würde dem nicht widersprechen. Es fühlt sich wahr an.

Du hast mir immer Briefe geschrieben. Ich fand das eigenartig und seltsam berührend. Wir lebten unter einem Dach, doch du schriebst mir in deiner Kleinmädchenschrift, die sich um gerade Linien bemühte, aber über das ganze Blatt wanderte. Es war, als versuchtest du, mit einer Seite von mir in Kontakt zu treten, einem Teil, den du in den hitzigen Momenten unseres Konfliktes nicht finden konntest, als wolltest du durch Poesie an ein verborgenes Selbst appellieren, das ich dir einst zugänglich gemacht hatte. Für gewöhnlich schriebst du Entschuldigungsbriefe. Wie passend, dass du jetzt einen Entschuldigungsbrief von mir verlangst. Du hast dich immer entschuldigt, hast um Verzeihung gefleht. Ich hatte dich auf ein tägliches erbärmliches Mantra aus »Es tut mir leid« zurechtgestutzt.

Einmal schickte ich dich ohne Abendessen auf dein Zimmer, wo du so lange bleiben solltest, bis du dein Fehlverhalten erkannt und eingestanden hättest. Am Anfang warst du störrisch, hast dich vierundzwanzig Stunden nicht gerührt. Deine Mutter machte sich Sorgen. Doch dann hast du wohl Hunger bekommen oder Langeweile. Du hast mir einen Brief auf ein Stück Pappe geschrieben, das mit meinen Hemden aus der Reinigung kam. Du hast ihn unter meiner Schlafzimmertür durchgeschoben. Er war ein dramatisches Gnadengesuch. Er war eine Liste. Du warst immer ein Fan von Listen. Jetzt verstehe ich, dass du die Dinge katalogisieren musstest, mit einer Art literarischer Arithmetik Sinn stiften musstest.

Es war eine Liste all dessen, was du gelernt hattest und was du nie wieder tun würdest. Ich erinnere mich, dass Lügen an erster Stelle stand. Du würdest nie wieder lügen. Und ich wusste, obwohl ich dir täglich zusetzte und dich glauben ließ, du wärst eine elende Lügnerin, dass du das aufrichtigste kleine Mädchen warst, das ich je gekannt habe, obwohl ich nicht viele kleine Mädchen gekannt habe. Ich verabscheute Kinder. Sie waren laut und schmutzig und ungezogen. Ich war viel zu alt, um Kinder zu haben, und bekam sie nur, damit sie mein Vermächtnis weitertrügen. Aber ich schweife ab. Dieser Pappbrief mit deiner drängenden Schrift in lila Magic Marker und den schiefen Blumen, die du an die Ränder gemalt hattest, beendete deinen Stubenarrest, und jetzt frage ich mich, ob du aus diesem Grund weiter geschrieben hast, als eine Art Schlüssel zur Freiheit.

Seit ich die Welt der Lebenden verlassen habe, stecke ich in einer ganz und gar lähmenden Sphäre fest. Es ist ziemlich genau das, was die Leute beschreiben, wenn sie über die Vorhölle reden: Leere, Vergessen. Übergang, nicht wirklich ein äußerer Ort. Im Gegenteil, ich war im Grunde nirgendwo. Schwebend, ankerlos, trudelnd. Hier ist nichts, nichts zu sehen, keine Bäume, kein Ozean, kein Klang oder Geruch, kein Licht. Da ist kein Raum, so wie wir ihn kennen, keine Verwurzelung, kein Halt. Nein, nichts außer dem Echo dessen, was in mir lebt.

»Was ist die Hölle? Die Hölle ist man selbst.«

Das ist von Eliot. Du weißt vielleicht nicht, dass er mein Lieblingsdichter war. Ich denke häufig an seine Worte in diesem Limbus. Ich trudele hier jetzt seit beinahe einunddreißig Jahren deiner Zeit, doch seltsam, denn wo ich bin, gibt es keine Zeit. Es gibt nur quälende Leere, endlosen, alles verschlingenden Raum, der zugleich Furcht einflößend weit und absolut klaustrophobisch ist.