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Fies, fieser, Frau Fröhlich! Paul traut seinen Ohren nicht: Ihre neue Lehrerin heißt ausgerechnet Frau Fröhlich? Der Name muss ein Tippfehler sein – Frau Fies würde viel besser passen! Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sie die Schule in eine Spaß-verboten-Zone. Erst sind Sammelkarten verboten, dann Südfrüchte, dann Lachen, Husten – und schließlich sogar die Farbe Rot. Und das ist erst der Anfang der Gemeinheiten … Ist Frau Fröhlich wirklich eine Lehrerin? Eins ist Paul und seinem besten Freund Theo klar: Diese Frau muss gestoppt werden! Nur wie? - Turbulent, witzig und spannend: Welches Geheimnis verbirgt die fiese neue Lehrerin? - Für Jungenund Mädchen von der Autorin der beliebten Penny-Pepper-Reihe - super lustig illustriert
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2025
Fies, fieser, Frau Fröhlich!
Paul traut seinen Ohren nicht: Ihre neue Lehrerin heißt ausgerechnet Frau Fröhlich? Der Name muss ein Tippfehler sein – Frau Fies würde viel besser passen! Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sie die Schule in eine Spaß-verboten-Zone. Erst sind Sammelkarten verboten, dann Südfrüchte, dann Lachen, Husten – und schließlich sogar die Farbe Rot. Und das ist erst der Anfang der Gemeinheiten …
Ist Frau Fröhlich wirklich eine Lehrerin? Eins ist Paul und seinem besten Freund Theo klar: Diese Frau muss gestoppt werden! Nur wie?
Von Ulrike Rylance sind bei dtv junior außerdem lieferbar:
Penny Pepper – Alles kein Problem
Penny Pepper – Alarm auf der Achterbahn
Penny Pepper – Chaos in der Schule
Penny Pepper – Tatort Winterwald
Penny Pepper – Spione am Strand
Penny Pepper auf Klassenfahrt
Penny Pepper – Diebesjagd in London
Penny Pepper – Schurken auf dem Schulhof
Penny Pepper – Hochzeitstorten und Halunken
Penny Pepper – Wildschweine und Umweltferkel
Penny Pepper – Überfall im Hühnerstall
Penny Pepper ermittelt (Doppelband)
Penny Pepper – Tatort Schule (Doppelband)
Penny Pepper – Detektive auf Reisen (Doppelband)
Ein Date für vier
Mein Mathe-Desaster oder der lange Weg zum ersten Kuss
Zweite Pause Zoff und Zucker
Todesblüten
Meine fantastischen Tierfreunde
Das magimoxische Hexenhotel – Auch Hexen brauchen Urlaub
Das magimoxische Hexenhotel – Klassenfahrt auf Knatterbesen
Das magimoxische Hexenhotel – Vorsicht, bissige Gäste!
Der Tiersitter-Club – Alles für die Katz
Ulrike Rylance
Mit Illustrationen von Horst Hellmeier
»Ihr lieben Kinder«, hat unsere Klassenlehrerin Frau Goldmann vor den Osterferien zu uns gesagt. »Ich werde euch alle so vermissen!« Dann hat sie sich ein Tränchen aus dem Auge gewischt.
Frau Goldmann ist nämlich in Rente gegangen. Sie wird jetzt nicht mehr Diktate kontrollieren oder uns Matheaufgaben aufgeben oder: »Leute, jetzt seid doch bitte mal leise!« rufen oder mit uns Pfannkuchen backen oder am Schlafanzugtag in ihrem Pünktchen-Pyjama in die Schule kommen. Stattdessen wird sie:
eine Radtour durch ganz Europa machen
in ihrem Liegestuhl auf dem Balkon chillen und Krimis lesen
ausschlafen, so lange sie will
jeden Tag schwimmen gehen
manchmal liebevoll an uns denken, aber auch froh sein, dass sie ihre Ruhe hat. (Hier hat sie uns zugezwinkert.)
Wir haben sie alle ein letztes Mal gedrückt und ein Lied für sie gesungen und Anud und Alfreda haben ein bisschen geweint, denn Frau Goldmann war total lieb und hat uns am Anfang des Schuljahres allen geholfen, uns an die neue Schule und die fünfte Klasse zu gewöhnen.
»Eure neue Lehrerin wird euch bestimmt genauso gernhaben«, hat Frau Goldmann gesagt. »Sie heißt sogar Frau Fröhlich.«
Wir haben: »Haha, na so was!« gerufen und »Tschüssi!« gebrüllt und dann sind wir alle in die Osterferien davongerauscht und haben keinen einzigen Gedanken mehr an diese neue Lehrerin verschwendet. Wenn wir nach den Ferien zurückkamen, würde unser Leben ja genauso weitergehen wie vorher.
WIR HATTEN JA KEINE AHNUNG, WAS UNS ERWARTETE!
Im Klassenzimmer herrschte ein Lärm wie auf einer Großbaustelle. Alle mussten einander erst mal von den Osterferien erzählen und dann noch Gerald, unseren Klassengoldfisch, begrüßen. Um den hatte sich in den zwei Wochen freundlicherweise unser Hausmeister gekümmert.
Eleni hatte jetzt eine Smartwatch, damit ihre Eltern sie immer erreichen konnten, Tarek hatte eine neue Schwester und gefühlt hundert neue Witze auf Lager, Bertie einen neuen Hund und gefühlt zweihundert neue Witze auf Lager, Alfreda keine Brille mehr, aber dafür eine Spange. Die hat geglitzert, wenn sie mit ihrer besten Freundin Anud nonstop gekichert und gelacht hat. Simon war immer noch der größte Angeber der Welt und hat mit seinen zwölf neuen Pokémonkarten geprahlt.
Und ich, Paul, war immer noch der Klassenkleinste, weshalb irgendjemand schon wieder: »Hallo, Mücke« gegrölt hat. Ich hasse diesen Spitznamen. In der Grundschule war ich immer nur Paul und kein doofes Insekt. Den Namen haben mir die anderen am Anfang des Schuljahres verpasst. Aber leider bin ich auch etwas schüchtern und habe mich nicht gewehrt. Auch jetzt habe ich als Antwort nur stumm in meinem Ranzen gekramt.
Wenigstens saß mein bester Freund Theo aus der Grundschule wieder neben mir. Beinahe hätte er es nämlich nicht hierhergeschafft. Dabei ist Theo total klug, nur leider ein bisschen langsam. Wenn man bei einer Klassenarbeit so rasend schnell denken muss, dann schaltet sein Gehirn irgendwie ab, sagt er immer. Dabei kann er alles ganz prima lösen – wenn man ihn nur in Ruhe lässt.
Jedenfalls bin ich ECHT froh, dass ich Theo habe. Ohne meinen besten Freund käme ich mir nämlich voll verlassen vor. Die anderen aus der Klasse sehen immer über mich hinweg. Na ja, außer Mell und Ell, den Zwillingen. Aber die sind zu allen nett, selbst zu den tausend Fliegen, die immer in unserem Klassenzimmer herumschwirren, weil draußen genau vor unserem Fenster die Mülltonnen stehen.
Also auf jeden Fall war an diesem ersten Morgen nach den Osterferien voll was los. Das Geschrei war so laut, dass ich erst kaum verstanden habe, was Theo mir ins Ohr gebrüllt hat.
»Ey, ist das da die neue Lehrerin? Warum kommt die nicht rein?«
Ich habe mich umgedreht, um zu sehen, was er meinte, und tatsächlich: Vor der offenen Tür stand eine Frau in einem lila Kostüm und mit lila glitzernder Brille. Sogar ihre Schuhe waren lila, mit kleinen Glöckchen vorn drauf. Krass. Sie stand einfach nur da und hat uns beobachtet.
»Die weiß nicht, ob sie hier richtig ist«, habe ich gesagt. Wahrscheinlich war die neue Lehrerin ein bisschen verwirrt, so wie Herr Laubach, unser Musiklehrer. Der verwechselt uns irgendwie mit seinen Orchesterkollegen oder denkt, wir studieren Musik. Auf jeden Fall schwelgt er so in seinem Fach, dass niemand von uns ein Wort kapiert. Meistens schlafen oder dösen wir oder kritzeln was auf die Bänke oder piken uns mit dem Lineal in den Rücken. Oder gucken zu, wie Bertie einen Wutanfall bekommt. Der rastet öfter mal aus und kriegt dann Sonderaufgaben oder so was. Oder er schmeißt sich in unsere Leseecke und liegt dort schwer keuchend in den Kissen herum, bis er sich wieder beruhigt hat.
Jetzt sind auch die anderen auf die neue Lehrerin aufmerksam geworden, die immer noch vor der Tür stand, als ob ein elektrischer Zaun sie von uns trennte. »Wie die lila Milka-Kuh«, hat Tarek halblaut gesagt und ein paar Leute haben gekichert. Nach und nach haben sich alle Köpfe zu ihr umgedreht.
Ein paar Kinder haben getuschelt und Johanna hat natürlich sofort: »Guten Morgen!« gerufen, um sich einzuschleimen. Eine Sekunde lang war es ganz still und genau in diesem Moment ist die Neue ins Zimmer gekommen.
»Frau Fröhlich«, hat sie gesagt und mit den Mundwinkeln gezuckt. Ich glaube, das sollte ein Lächeln andeuten. Dann ist sie langsam zwischen den Bänken nach vorn geschritten. Die Glöckchen an ihren lila Schuhen haben dabei leise gebimmelt und Bertie, unser Klassenclown, hat: »Almabtrieb im Allgäu« geflüstert. So heißt das, wenn sie die Kühe nach dem Sommer unter viel Gebimmel von den Bergwiesen runterholen.
Alfreda in der ersten Reihe hat natürlich sofort losgeprustet. Wenn Alfreda einmal anfängt, verbreitet sich der Kicher-Virus innerhalb von Minuten in der ganzen Klasse. Schon jetzt hat Anud neben ihr einen feuerroten Kopf bekommen und ihre Lippen fest zusammengepresst und dabei hektisch geschluckt, damit sie nicht loslacht. Unter leisem Klingelingeling ist die neue Lehrerin mit ihrem angedeuteten Lächeln nach vorn geschritten und genau neben Alfreda stehen geblieben. Die hat ihr Gesicht schnell hinter den Händen versteckt, während ihre Schultern vor Kichern gezuckt haben.
»Wie ich sehe, gibt es hier viel zu tun.« Frau Fröhlich hat ihre große schwarze Tasche auf dem Lehrertisch abgestellt und sich zur Klasse umgedreht. Eine Fliege ist um sie herumgeschwirrt und das hat für Alfreda irgendwie alles noch lustiger gemacht. Jetzt hat sie nur noch röchelnde Geräusche von sich gegeben. Wir haben wie gesagt immer total viele Fliegen im Klassenzimmer, weil die Fenster dauernd offen stehen. Meistens hauen die Fliegen irgendwann wieder nach draußen ab. Aber nicht diese hier, die hatte einen Narren an der neuen lila Lehrerin gefressen und hat immer wieder versucht, auf deren Kopf zu landen. Frau Fröhlich stand kurz regungslos da und plötzlich hat sie voll laut in die Hände geklatscht, dass alle hochgeschreckt sind, selbst Alfreda.
Frau Fröhlich hat ihre Hände geöffnet und die zermatschte Fliegenleiche kurz gemustert. »Fliegen sind verboten.« Damit hat sie sie in den Papierkorb geschnipst.
»Mega!« Theo hat neben mir die Augen aufgerissen.
Die anderen haben nach Luft geschnappt, jemand hat »Iiiih!« gekeucht. Alfreda war nur noch ein einziges zuckendes Bündel. Sie lag schon halb auf dem Boden vor Lachen, dann ist sie ganz runtergerutscht und hat dabei aus Versehen ihren Ranzen umgeschmissen. Alles ist rausgerollt – ihre Bücher, Hefte, Federmappe, Pausenbrote, ihr Handy, eine Banane, ihr ganzes Bastelzeug für Freundschaftsbänder.
»Oh, was haben wir denn da?« Frau Fröhlich hat sich gebückt und etwas hochgehoben. »Ein Handy? Also Handys sind in der Schule doch verboten, liebe Kinder. Die lenken euch nur ab«, hat sie erklärt und Alfredas Handy in die schwarze Handtasche auf dem Lehrertisch gesteckt. »Südfrüchte sammeln wir ein.« Die Banane landete auf dem Lehrertisch. »Gebastelt wird hier nichts mehr.« Die Armbänder flogen ebenfalls zum Tisch. »Und was ist das?«
»Meine Pokémonkarten«, hat Alfreda gestammelt. Jetzt hat sie nicht mehr gelacht.
»Das brauchst du nicht.« Frau Fröhlich hat die Karten mit ihrem Daumen durchblättert. »Sammelkarten sind eine ungeheuer lästige Erfindung und lenken nur vom Unterricht ab. Wenn jedes Kind in der Schule vierundzwanzig Sammelkarten hat und in jeder Klasse dreißig Schüler sind, wie viele zeitverschwendende Karten sind das insgesamt? Nun?«
»Wie? Wa…?« Alfredas Mund stand offen, sodass man ihre neue blinkende Zahnspange sehen konnte.
»Du weißt es nicht? Rechne es aus, dann bekommst du die Karten nach dem Unterricht wieder.« Die Pokémonkarten verschwanden mit einem dumpfen Geräusch in der schwarzen Handtasche. Ein Raunen ging durch die Klasse.
»Da… da…« Alfreda ist vor Schreck rot angelaufen. »Das … das … sag ich meinen Eltern.«
»Du denkst also, dass du mit Petzen weiterkommst. Lass dir gesagt sein, Petzen ist eine absolut widerliche Reaktion, deswegen ist es in unserer Klasse ab sofort verboten.«
Die Klassenstreber und Oberpetzer Johanna und Simon sind jetzt auch zusammengezuckt. Hatte die neue Lehrerin etwa auch was gegen Streber?
Frau Fröhlich hat sich inzwischen der nächsten Schülerin zugewandt. Es war Eleni. »Ist das eine Smartwatch, die ich da sehe? Die lenkt nur ab, die brauchst du nicht.«
Eleni hat die Arme vor der Brust verschränkt. »Doch, die brauche ich. Was ist, wenn zu Hause ein Notfall ist und meine Eltern mich benachrichtigen wollen?«
»Dann müssen sie eben im Sekretariat anrufen. Da wird auch unser Unterricht nicht dauernd gestört.« Frau Fröhlich hat ihre Hand ausgestreckt. Jetzt konnten wir sehen, dass sie lila-goldenen Nagellack trug. »Ohne diese ganzen überflüssigen Dinge könnt ihr euch viel besser konzentrieren. Ihr werdet mir dankbar sein.«
»Manno.« Mit einem wütenden Schnaufen hat Eleni ihre Smartwatch abgemacht und sie Frau Fröhlich gegeben.
»Vielen Dank.« Frau Fröhlich hat gelächelt wie ein Schaufelbagger. »Die Mandarine auch noch.« Dann hat sie sich an uns alle gewandt. »Wer noch etwas hat, das nicht in den Unterricht gehört, der sollte es jetzt besser abgeben. Ich denke da besonders an diese unsinnigen Sammelkarten, an Haarspangen mit Glitzersteinen, an Knete und Schleim, an Sticker, an Stifte mit wechselnden Farben, an unnötige Snacks, ach, eigentlich an ALLES, was kein Lehrbuch oder Heft ist.«
Jetzt haben alle panisch angefangen, in ihren Ranzen herumzuwühlen. Theo hat mich angestupst. »Die spinnt wohl«, hat er mir zugeflüstert. »Ich gebe doch meine kostbaren Pokémonkarten nicht ab. Die sind mein größter Schatz!« Rasch hat er sein Album aus dem Ranzen geholt und sich draufgesetzt.
Ich habe es ihm schnell nachgemacht, denn schon stand Frau Fröhlich vor uns, und ich hatte auch keine Lust, meine Karten abzugeben. Die waren ZWEIHUNDERT Euro wert! Schweigend habe ich ihr also meine Banane überreicht, die in hohem Bogen auf den Lehrertisch flog. Dort lag schon ein ganzer Haufen Südfrüchte. Was wollte die nur damit? Die konnte uns doch nicht das Essen wegnehmen?
»Sie dürfen nicht einfach unser Obst klauen«, ist es mir herausgerutscht, noch ehe ich mich bremsen konnte. Meine Güte, dabei sage ich doch sonst nie etwas vor anderen! Sofort war es totenstill in der Klasse. Alle waren froh, dass endlich jemand aufgemuckt hat. Frau Fröhlich hat mich durch ihre lila Brille reglos angestarrt und ich habe meinen vorschnellen Kommentar bereits bereut. Mir ist echt ganz unheimlich zumute geworden.
»Ich habe nicht vor, die Südfrüchte zu essen«, hat sie geantwortet.
»Was, Sie wollen die alle wegschmeißen?«, hat Eleni sich eingemischt. »Das dürfen Sie nicht. Das ist Verschwendung von Lebensmitteln. Das sag ich meinen …«
»Petzen ist verboten, ihr Lieben. Schon vergessen? Und sie werden auch nicht weggeschmissen«, hat Frau Fröhlich Eleni unterbrochen.
Hä? Was denn dann?
»Sollen wir was daraus basteln?« Theo hat sich umgeguckt, ob jemand lacht. (Theo wäre auch gern Klassenclown.) Ein paar Leute haben gekichert. Langsam haben wir uns ein wenig entspannt.
»Hier wird nichts mehr gebastelt«, hat Frau Fröhlich erklärt und ihren lila Blick jetzt auf Theo gerichtet. »Schon vergessen? Dein ablenkendes Zeug bitte.«
»Hab nichts«, hat Theo eiskalt behauptet.
»Ich meine das Album mit den Pokémonkarten, auf dem du sitzt wie ein Huhn, das ein Ei ausbrütet.«
Die ganze Klasse hat losgelacht und Frau Fröhlich hat ihre lila-goldenen Fingerkuppen nach Theo ausgestreckt. Der ist feuerrot angelaufen und auch mir wurde es ganz heiß.
Woher wusste die Frau das? Hatte die Röntgenaugen?
Alle haben atemlos zugesehen, wie Theo das Album mit wütendem Gesicht unter seinem Po hervorgezogen hat.
»Schön, schön.« Frau Fröhlich hat es in ihre Tasche zu den anderen Sachen geworfen. »Paul?«
Mit zitternden Händen habe ich mein Album ebenfalls abgegeben.
SOEINMIST!!! UNDWOHERKANNTEDIESEFRAUMEINENNAMEN???
Jetzt war die neue Lehrerin hinten im Klassenzimmer angekommen und ihr Blick ist auf Gerald, den Goldfisch, gefallen, der dort in seinem Glas vor sich hin gedöst hat. »Wem gehört das Tier?«, hat sie gefragt.
Johanna hat sich sofort gemeldet. »Das ist unser Klassengoldfisch Gerald. Jeder ist mal an der Reihe, sich um ihn zu kümmern. Ich zum Beispiel diese Woche und wir …«
»Goldfische sind in der Schule verboten«, hat Frau Fröhlich sie unterbrochen. »Wo kommen wir denn da hin? Dann bringt demnächst noch jemand eine Riesenschlange mit in den Unterricht. Entfernt ihn also bis morgen.«
Verblüfft haben wir uns angesehen. Wieso das denn? Der arme Gerald tat doch niemandem was?
»Aber …«, hat Alfreda eingewandt, doch in dem Moment ist Bertie aufgestanden. Wir wussten alle, was jetzt kam. Diese Frau Fröhlich hatte ja keine Ahnung, wie schwierig Bertie werden konnte. Und schon ist er in die Leseecke gegangen und hat sich dort in die Kissen geschmissen.
»Ich brauche eine Auszeit«, erklang es dumpf aus dem Kissenberg. »Ich bin gestresst.«
Frau Goldmann hat Bertie immer in Ruhe in der Leseecke auf den Kissen lümmeln lassen, wenn er mal wieder durchgedreht ist.
»Du armer Junge«, hat Frau Fröhlich jetzt tatsächlich gesagt. Sie ist zu dem Kissenberg gegangen, auf dem Bertie gekrümmt wie ein Regenwurm lag, und hat ihm mit ihren lila Fingernägeln auf die Schultern getippt. »Du bekommst ja Rückenprobleme von all den Kissen. Das ist nicht gut, kein Wunder, dass du gestresst bist.« Und zack – hat sie ihm die Kissen unter dem Bauch weggezogen und sie in die große Kiste gestopft, die in der Leseecke steht. Mit einem strahlenden Lächeln hat sie sich an uns gewandt. »Liebe Kinder, ab heute gibt es hier keine Kissen mehr. Ihr wollt doch gesunde Wirbelsäulen haben, nicht wahr?«
Bertie saß völlig perplex auf dem Fußboden. Ohne die Kissen wollte er natürlich auch nicht mehr dort rumliegen. Er hat sein Gesicht verzogen und seinen Mund geöffnet, um einen seiner Brüller loszulassen (sein Markenzeichen), doch in dem Moment ging die Tür auf und unser Schulleiter Herr Berg kam herein.
»Alles in Ordnung?«, hat er Frau Fröhlich gefragt. »Brauchen Sie Hilfe an Ihrem ersten Tag?«
Ein Tumult brach los. Alle haben durcheinandergerufen, während Bertie sich jetzt mitten im Gang auf den Boden geschmissen und gegen Elenis Ranzen geboxt hat.
»Sie hat unsere ganzen Sachen einkassiert«, hat jemand geschrien. »Ein Handy und eine Smartwatch und Pokémonkarten und meine Glitzerstifte. Und unser Obst!«
»Und alle Kissen«, hat Bertie gekreischt.
»Diese Dinge bekommen die Kinder selbstverständlich nach der letzten Stunde zurück«, hat Frau Fröhlich mit samtweicher Stimme gesagt. Plötzlich sah sie TOTAL lieb aus, wie sie so nett gelächelt und an ihrer lila Perlenkette gezupft hat. »Aber ein Schultag ohne ablenkenden Schnickschnack ist doch viel entspannter und wertvoller, finden Sie nicht auch, lieber Kollege?«
»Absolut,« hat Herr Berg sofort zugestimmt. »Darüber diskutieren wir hier schon ewig. Großartig, dass Sie das so flott umsetzen. Wirklich sehr beeindruckend.«
»Und die Kissen waren sehr schädigend für die Rücken der Kinder. Ich meine es nur gut. Wissen Sie, ein Onkel von mir hat sich als Kind immer auf Kissen gelümmelt und als Erwachsener konnte er sich dann nur noch auf allen vieren fortbewegen, für den Rest seines Lebens. Wie ein Pavian. Schlimm war das.«
»Was es nicht alles gibt!«, hat Herr Berg gestaunt. »Ich danke Ihnen, dass Sie mich darauf aufmerksam machen.«
»Und aus dem Obst machen wir natürlich einen Obstsalat.« Frau Fröhlich hat uns zugezwinkert. »Ich dachte mir, dass alle Schüler etwas von dem gesunden Obst haben sollten, nicht nur diejenigen, die es mitgerbacht haben. Wir sind doch eine Klassengemeinschaft.«
»Ganz genau«, hat Herr Berg begeistert gerufen, während wir alle nur stumm dasaßen. Das stimmte doch nicht! Warum glaubte der uns nicht?
»Sie hat auch eine Fliege mit bloßen Händen getötet«, hat Eleni da laut gesagt. »Zermalmt.«
Es war jetzt so still im Zimmer, dass die Luft geknistert hat.
Unser Schulleiter Herr Berg hat sich kurz verblüfft am Kopf gekratzt. Und dann hat er … losgeprustet!
»Köstlich«, hat er gerufen. »Mit bloßen Händen zermalmt, haha!« Er hat sich geschüttelt und eine Lachträne aus dem Gesicht gewischt und noch ein bisschen vor sich hin gekichert, dann wurde er wieder ernst. »Wie ich sehe, habt ihr schon viel Spaß miteinander. Aber denkt daran – spätestens morgen geht der richtige Unterricht wieder los.« Er hat uns zum Spaß mit dem Finger gedroht. »Sehr guter Einstieg, Kollegin. Kompliment!« Kopfschüttelnd ist er rausgegangen und hat immer wieder »Zermalmt!« gemurmelt und gelacht. Die Tür fiel hinter ihm zu und wir konnten ihn draußen weiter kichern hören.