Die Frau im Pavillion - Katharina Heiland - E-Book

Die Frau im Pavillion E-Book

Katharina Heiland

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Beschreibung

Dieses Buch enthält vier Kurzgeschichten, die aus der Sicht von Jugendlichen erzählt werden und deren Ängste, Träume und philosophische Gedanken thematisieren.

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Katharina Heiland

Die Frau im Pavillion

und andere Kurzgeschichten

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Das Mädchen

Ich spaziere an einem kleinen Häuschen in der Rosestreet vorbei in Richtung meiner Freundin. Die Straße liegt in einer idyllischen, eher ländlichen kleinen Gegend. Das ist mir sehr sympathisch. Dieses kleine Häuschen ist wie aus einem alten Märchenfilm geklaut. Ein kleines Fachwerkhaus umwachsen mit Rosenbüschen und hohen Bäumen. Umrahmt ist es mit einem hölzernen, niedrigen weißen Zäunchen. Dahinter ist ein kleiner Springbrunnen. Meine Freundin und ich, wir nennen das Häuschen Puppenhaus, weil es nur ein Geschoss und ein Strohdach hat und damit so klein und niedlich aussieht.

Das Traumpuppenhaus aller Mädchen - unserer Meinung nach. Im Puppenhaus wohnt ein kleines Mädchen. Es ist vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und passt perfekt zu dem Haus. Sie hat kleine Goldlöckchen, die immer zu zwei geflochtenen Zöpfen gebunden sind. Sie ist klein und zierlich wie ein Elfenkind. Sie hat eine kleine Stupsnase, sowie kleine Öhrchen. Die großen grünen Äuglein und der kleine rote Mund geben ihr den perfekten niedlichen Tatsch. Das Elfenkind spielt jeden Tag draußen versonnen im Garten. Sie klettert in den Bäumen herum und feiert mit ihren Puppen Teepartys. Mit einem bezaubernden Lächeln beginnt sie jeden Tag. Nie merkt sie, dass sie von Leuten beobachtet wird. Sie ist ganz in ihrer Welt.

Heute feiert sie Puppengeburtstag. Alle ihre Puppen sind fein angezogen mit Rüschchenkleidern und Seidenschuhen und sitzen auf kleinen weißen Gartenstühlen an einem winzigem Tisch. Darauf stehen ein Kuchen mit einer Kerze und kleine Teller. Ein Anblick wie gemalt. Die Elfe hüpft um den Tisch und singt Geburtstagslieder, dabei strahlt sie und muss manchmal anhalten vor Lachen. Mir scheint es fast als würden die Puppen mit lachen! Nach kurzer Zeit hört die Elfe auf zu hüpfen und beugt sich zu der einen Puppe hinunter. Leise flüstert sie der Puppe etwas ins Ohr. Kurz darauf bekommt diese einen Kuss auf die Wange.

Stundenlang könnte ich diesem Mädchen zuschauen, denn ich bin stehen geblieben wie fast immer vor diesem Haus. Ich trete näher an das Puppenhaus heran und beuge mich über den Zaun. „Hallo!“, rufe ich dem kleinem Mädchen entgegen. Sie bewegt sich nicht. „Hallo, kleines Mädchen!“ vorsichtig dreht sie den Kopf. Mit ihren großen grünen Augen schaut sie mich fragend an. „ Ja, ich meine dich!“, rufe ich. „Mich, warum denn mich?“, fragt sie erstaunt. Ihre Stimme ist hell, leise und zaghaft. „Ich wollte dich fragen, wer denn heute Geburtstag hat?“, antworte ich. Ihre Miene hellt sich auf. „Ach so, Frieda hat heute Geburtstag! Komm doch rein, dann kannst du ihr gratulieren.“

Langsam öffne ich das kleine Gartentörchen und schlendere zu dem Mädchen. „Ist sie Frieda?“ Ich deute auf eine große Puppe mit braunen Haaren. Das Elfenkind nickt. Langsam beuge ich mich zu Frieda runter und schüttle ihr die Plastikhand. „Alles Gute, Frieda!“, sage ich.

Ich drehe mich um, um das Mädchen zu fragen, wie alt Frieda geworden ist, doch es ist verschwunden. Suchend blicke ich mich um, doch ich kann sie nirgends entdecken. Ich drehe meinen Kopf wieder zu Frieda, doch auch da ist die Kleine nicht. „Na gut“, denke ich und laufe wieder zum Tor.