Die Fuck-it-Diät - Caroline Dooner - E-Book

Die Fuck-it-Diät E-Book

Caroline Dooner

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Beschreibung

Viele Diäten ausprobiert und immer wieder auf große Versprechungen reingefallen? So geht es vielen Menschen, die versuchen, Ihr Gewicht zu reduzieren. Die weltweite Abnehmindustrie hat einen Jahresumsatz von über 50 Milliarden Euro und lässt sich jeden Tag neue Ideen einfallen, um rasend schnell und ganz mühelos eine Traumfigur zu zaubern. Die meisten Produkte sind allerdings Bullshit und kosten nichts als Geld und Nerven. Die Fuck-it-Diät setzt nicht auf Ananas oder Kohlsuppe, sondern beleuchtet die eigene Ernährungsbeziehung und stellt durch die richtigen Fragen einen natürlichen Umgang mit Essen. Intutitiv findet man damit zum richtigen Maß und kann emotionale Essattacken abwenden.

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Seitenzahl: 365

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Buch

Viele Diäten ausprobiert und immer wieder auf große Versprechungen reingefallen? So geht es vielen Menschen, die versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren. Die weltweite Abnehm-Industrie hat einen Jahresumsatz von über 50 Milliarden Euro und lässt sich jeden Tag neue Ideen einfallen, um vermeintlich rasend schnell und ganz mühelos eine Traumfigur zu zaubern. Die meisten Produkte sind allerdings Bullshit und kosten nichts als Geld und Nerven. Die Fuck-it-Diät setzt nicht auf Ananas oder Kohlsuppe, sondern beleuchtet die eigene Ernährungsbeziehung und stellt durch die richtigen Fragen einen natürlichen Umgang mit Essen her. Intuitiv findet man damit zum richtigen Maß und kann emotionales Frustessen abwenden.

Autorin

Caroline Dooner, Autorin, darstellende Künstlerin und Yogalehrerin, hat mit vierzehn Jahren ihre erste Diät ausprobiert und seither nur leere Versprechungen und Enttäuschungen erlebt. Kalorienzählen, Unterversorgungserscheinungen und Binge-Eating waren ihre regelmäßigen Begleiter. Vom Frust zur Lust am Essen fand sie erst über einen selbstentwickelten intuitiven Zugang zu Nahrungsmitteln, den sie mit diesem Buch nun ihren zahlreichen Fans auf der ganzen Welt ermöglicht.

www.thefuckitdiet.com

Dieses Buch widme ich dir, Käse.

Ich werde dich nie wieder verlassen.

Caroline Dooner

Die Fuck-it-Diät

Ernährung kann so einfach sein

Aus dem amerikanischen Englisch

von Jochen Lehner

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »The f*ck it diet« bei Harper Wave, N.Y.

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Deutsche Erstausgabe Februar 2020

Copyright © der Originalausgabe: Harper Wave, New York, U.S.

Copyright © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe:

Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Lektorat: Annette Gillich-Beltz, Essen

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

SSt . Herstellung: CB

ISBN 978-3-641-24465-1V001

Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz:

Inhalt

Einleitung: Dies ist kein Diätbuch

Für wen dieses Buch gedacht ist

I – Weshalb haben wir eine Suchtbeziehung zum Essen?

Wir spielen Hungersnot

Das Minnesota-Starvation-Experiment

Was ist ein normales Verhältnis zum Essen?

Das große Diätmärchen

Das Multimilliardengeschäft

Dick sein

Deine Diät könnte ein Kult sein

Diätendämmerung

Verkappte Diäten

Du hast endlich wieder das Sagen

Die vier Abschnitte der Fuck-it-Diät

II – Und wie mach ich das jetzt?

Der physische Teil

Dein erstes Werkzeug: Einfach essen

Die Leitfunktion des Körpergewichts

Du bist kein Auto

Die Angst vor dem Hunger

Das Diätpendel

Wenn du Hunger hast, iss

Die Falle des achtsamen Essens

Weshalb essen wir so wenig wie möglich?

Es gibt keinen Sättigungspunkt

Die falsche Vorstellung von Gleichgewicht

Eine neutrale Beziehung zum Essen ist unser Ziel

Esse ich dann auf Dauer so viel?

Nichts Essbares ist verboten

Gelüste sind Freunde

Plädoyer für Kohlenhydrate und Zucker

Plädoyer für Delikates und Dekadentes

Plädoyer für das Salz

Plädoyer für »Mistfraß«

Unbrauchbare Diätnahrung

Reinheit gibt es nicht

Du brauchst keine Entschlackung mit grünen Säften

So viele Diätregeln

Und meine Gesundheit?

Aber ich bin nun mal ein Binge Eater!

Was kannst du während einer Heißhungerattacke tun?

Macht die Fuck-it-Diät nicht dick?

Und wenn ich wirklich gesundheitliche Probleme habe?

 Dein zweites Werkzeug: Hinlegen

Die edle Kunst des Ruhens

Und Sport?

Woran erkennst du, dass die Fuck-it-Diät anschlägt?

Dein kluger Körper

Der emotionale Teil

Worin unterscheidet sich Trostessen von Binge Eating?

Gefühle, denen wir ausweichen

Gewicht und Figur – ein großes Thema mit vielen Gefühlen

Unsere vielen Betäubungsmittel

Angst vor Schmerz

Du bist nun mal ein Mensch

Die Kampf-oder-Flucht-Falle

 Dein drittes Werkzeug: Atmen und Fühlen

Atmen zum Stressabbau?

Bringt es etwas, dich selbst fertigzumachen?

Die Kräfte des Zorns

Lass es ruhig unordentlich sein

Der mentale Teil

Den Knoten lösen

 Dein viertes Werkzeug: Gehirn entrümpeln

Die Macht unserer Glaubenssätze

Was du glaubst, zieht Bestätigungsfehler nach sich

Mentale Nahrungseinschränkung und Binge Eating

Wir haben alle unsere Gründe

Was wir uns vom Schlanksein versprechen

Die Identität verlieren

Warum wir in Panik geraten

Vermeidbarer Schmerz

Schluss mit dem »Sollte«

Einschränkende Überzeugungen entlassen

 Dein fünftes Werkzeug: Glaubenssätze entlassen

Es gibt kein Allheilmittel

Es war nie deine Schuld

Diät-Trauma

Das Glück der Dünnen

Die Angst vor dem Dicksein

Mach es dir nicht unnötig schwer

Wie kannst du ohne Vertrauen vertrauen?

Dann eben verrückt

Keinen Hunger mehr haben?

Es darf ruhig chaotisch sein

Das blühende Leben

Wofür stehst du?

Grenzen setzen

Verbummelte Freizeit

Seelisches und existenzielles Ausruhen

Höchste Zeit, dein eigener Guru zu werden

Das war’s

Dank

Über die Autorin

Anmerkungen

Dieses Buch habe ich für chronische Diäthalter oder kurz »Diäter« geschrieben. Ich gehöre keinem Heilberuf an, wenn du also extrem wenig isst und stark untergewichtig bist oder andere selbstschädigende Verhaltensweisen hast, musst du unbedingt professionelle medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Dieses Buch ersetzt keine Behandlung, die bei Essstörungen erforderlich ist, und es eignet sich nicht zur Selbstbehandlung körperlicher oder psychischer Störungen.

Damit klar ist, dass ich keine durchgeknallte, Brownies futternde Einzeltäterin bin, die es auf deine Gesundheit und dein Glück abgesehen hat, werde ich auch über die Arbeit von Ärzten und Ernährungsspezialisten berichten sowie von Wissenschaftlern, die sich auf Körpergewicht und Stoffwechsel spezialisiert haben – aber noch einmal, ich bin keine Ärztin, und dieses Buch ist kein medizinischer Ratgeber.

Gut, das haben wir geklärt. Dann los.

Einleitung: Dies ist kein Diätbuch

Wenn du so viele Bücher über Ernährung gelesen hast wie ich, ist dir vielleicht auch aufgefallen, dass die Einleitungen immer ziemlich ähnlich klingen. Normalerweise handelt es sich um eine Art Sensationsmeldung, nämlich dass du jetzt endlich die Ernährungsform kennenlernen wirst, auf die du schon lange gewartet hast. Eine solche fiktive Allzweck-Einleitung könnte folgendermaßen lauten:

Einleitung: Die Diät, auf die Sie gewartet haben

Sie haben eine Diät nach der anderen ausprobiert und fühlen sich doch immer noch wertlos und unansehnlich zu dick und irgendwie ungesund? Mit dieser bahnbrechenden und zugleich uralten und bewährten Diät verfügen Sie jetzt endlich über die erprobte, wissenschaftlich fundierte und einfach anzuwendende Ernährungsform, mit der Ihre Träume von Schönheit und LiebeFitness und Gesundheit wahr werden können.

Und das Beste daran: Wenn Sie sich ganz genau an die Anleitung in diesem Buch halten, werden Sie nie wieder Essgelüste haben. Lassen Sie es sich gesagt sein: Essgelüste sollten in Ihrem Leben überhaupt nicht vorkommen.

Alle Ihre früheren Versuche mit dem Abnehmen haben Ihnen nichts gebracht, weil Sie nicht die richtigen Sachen in den richtigen Mengen gegessen haben. Wie hätten sie da wirken sollen?

Also, mit dem Ernährungsprogramm, das Sie jetzt kennenlernen, wird Ihr Körper so gut funktionieren, dass Sie sich über Ernährungsfragen nie wieder Gedanken machen müssen.

Das hier ist nämlich nicht einfach eine Diät, sondern eine Lebensweise, ein ganz neuer Lifestyle. Sicher, das haben andere Diätbücher auch versprochen, aber war es auch so? Nein, bei diesen handelte es sich in Wirklichkeit um reine Diätbücher. Das ist hier anders. Das hier ist keine Diät, es ist eine Lebensweise.

Sie werden das bereits im ersten Kapitel merken, denn dort erkläre ich Ihnen, wieso alles, was Sie derzeit essen, schlecht für Sie ist.

Du liest das und denkst: »Ah, sieh an. Jetzt werde ich endlich meine Fressgelüste los. Ich hab’s so satt, immer Hunger zu haben.« Du deckst dich also mit den erlaubten Lebensmitteln ein und fängst an, konsequent genau das zu essen, was da vorgeschrieben ist – und jeder Tag bringt einen kleinen Adrenalin-Kick, damit du bei der Stange bleibst. Du findest es total toll und spannend, auf diese altbewährte, wissenschaftlich fundierte Ernährungsweise gestoßen zu sein, die dir die Bürde deiner menschlichen Schwäche für Essbares abnimmt. Dein ewig lüsternes Menschsein macht dir so sehr zu schaffen, dass du zu allem bereit bist, um in dieser Gesellschaft nicht mehr Raum einzunehmen als unbedingt nötig.

Dieser wissenschaftlich geprüften Methode der Eliminierung deines Körperfetts und deiner Gelüste widmest du dich drei unwahrscheinlich engagierte Monate lang, und was soll ich dir sagen – es läuft ganz großartig. Du bist voller Energie und so happy, wie du nur sein kannst mit deiner perfekten und perfekt portionierten Ernährung. Es kommt vor, dass du vergisst zu essen; du überlegst, ob du nicht ein Roboter werden könntest, der nur ab und zu ein paar Pellets braucht.

Und das Tollste: Alle deine Beziehungen entwickeln sich prächtig, weil du jetzt in deiner neuen Unabhängigkeit vom Essen so umgänglich bist. Alle lieben dich noch mehr als bisher und haben dich gern um sich. Du gehst mit deinen Freundinnen und Freunden essen und lächelst sie nur an, während sie es sich schmecken lassen, und dabei denkst du, wie großartig dein Leben doch ist. Alle finden dich schön und lustig und ganz toll und wünschen sich heimlich, sie wären mehr so wie du.

Reich wirst du auch, und so etwas wie Langeweile kennst du nicht einmal.

–––

Keine Sorge, dieses Buch ist anders. Die Fuck-it-Diät ist nämlich in Wirklichkeit keine Diät.

–––

Zwischen den Fressanfällen, heute spricht man von »Binge Eating«, nahm ich es mit meinen Diäten sehr genau, und diese Diätbucheinleitungen fand ich absolut faszinierend.

»Au ja, das mach ich jetzt«, sagte ich mir. »Das zieh ich durch, und dann wird das hier ein anderes Leben, aber hallo.« Ich habe es dann auch wirklich so gemacht, bis ich schließlich nicht mehr konnte und das ganze Engagement vom Fressen-Reue-Jo-Jo abgelöst wurde oder bis ich ein Besäufnis folgen ließ oder bis ich eine neue und natürlich bessere Diät begann.

Das Diäthalten fing bei mir mit vierzehn an, als mir auffiel, dass meine Shorts richtig eng saßen und mein Gesicht ölig und aufgedunsen wirkte und ich mir außerdem richtig große BHs kaufen musste, und zwar die von Oprah empfohlene Marke, weil die von Victoria’s Secret zu klein waren.

»Ich muss das irgendwie hinkriegen. Mit dem Futtern ist jetzt Schluss.« Damit war ich die nächsten zehn Jahre entweder »auf Diät« – und das mit geradezu zwanghafter Regeltreue –, oder ich hatte gerade eine Diät hinter mir, ergab mich dem Heißhunger und fühlte mich ganz grässlich dabei.

Ausprobiert habe ich: Atkins-Diät, South-Beach-Diät, Insulinresistenz-Diät, pH-Diät, Blutgruppendiät, Rosedale-Diät, vegane Rohkostdiät, Schlanke-Linie-Gebet-Diät (etliche Formen), The Secret® (keine Diät im eigentlichen Sinne, aber in der New-Age-Selbsthilfeszene gibt es eigentlich nichts, was nicht auch als Diät fungieren könnte), dann die Ich-werde-jetzt-sooo-gut-auf-meinen-Körper-hören-Diät (auch als intuitives oder achtsames Essen bekannt), die Französinnen-werden-nicht-dick-Diät (eine Kreuzung aus intuitivem Essen und Kaffee-Wein-Diät), Paleo-Diät, GAPS-Diät und was es sonst noch so gibt.

Dann kam es plötzlich. Das große Aha-Erlebnis. An meinem vierundzwanzigsten Geburtstag. Ich hatte neun selbst gebackene Kürbis-»Pfannkuchen« und zwölf zuckerfreie »Cupcakes« aus Mandelmehl verdrückt (außer mir aß sie keiner), und als Blähbauch und Herzklopfen ihren Höhepunkt erreichten, hatte ich eine Erleuchtung. Ich stand in meinem bröckelnden kleinen Bad an der Upper West Side in Manhattan und sprach laut mit meinem Spiegelbild: »Was machst du hier eigentlich? Soll das dein Leben lang so weitergehen?«

Zehn Jahre lang hatte ich meinen Körper richtig gehasst, ich widerte mich selbst an, ich wollte so dringend schlank sein, nichts war mir wichtiger. Und all die Jahre gingen mir Diätregeln im Kopf herum, ständig musste geplant werden, wann ich wieder etwas essen durfte, ununterbrochen mussten Kalorien gezählt und Kohlenhydrate addiert werden. Gewichtskontrolle und die Rettung meiner Gesundheit kosteten mich alle Energie, die ich hatte, aber ich konnte so engagiert ringen, wie ich wollte, es kam doch immer wieder zum Binge Eating. So ging das Jahr für Jahr, ich bekam einfach keinen Fuß auf den Boden.

Zucker und andere Kohlenhydrate, aber auch das Sattessen fürchtete ich wie den Teufel, und überhaupt betrachtete ich alles in meinem Leben unter dem Gesichtspunkt des Körpergewichts. Für gut und schlecht gab es nur diesen einen Maßstab, nämlich die Anzeige der Waage im Verhältnis zu dem, was ich gegessen hatte. Ich glaubte im Sinne meiner Gesundheit zu handeln – Gesundheit und Körpergewicht waren für mich ein und dasselbe.

Alle meine Fantasien kreisten um das Gleiche: Ich bin schlank und rank und hübsch und irgendwie auch noch mit Prinz Harry oder so zusammen, jedenfalls schlank und sehr ansehnlich. Als wäre das wirklich mein Traum, als wäre es das, worauf ich letztlich aus war – als würde es mich glücklich machen, schlank und hübsch zu sein.

Und was war mit meinen tatsächlichen Träumen, die ich begraben hatte oder die in vollkommen weite Ferne gerückt waren? »Na, wenn ich erst schlank bin, kann ich sie endlich verwirklichen. Wenn ich dauerhaft schlank bin, kann ich mich endlich ernst nehmen.«

Aber wenn ich einmal gut abgenommen hatte, war es doch nie genug. Ich fühlte mich dann trotzdem nicht schlank oder schätzenswert, es gab mir kein Selbstbewusstsein. Und wenn ich mich mal schlank genug fühlte? Dann war ich schon wieder in Panik, dass es nicht anhalten würde, und trieb es mit dem Diäthalten eher noch schlimmer.

Zehn Jahre hatte ich alles darangesetzt, etwas Unmögliches zu erreichen: Ich wollte mir durch Abnehmen Selbstachtung und Glück erkämpfen, und das geht einfach nicht!

Schlank sein macht nicht glücklich – frag irgendein Model, frag Leute, die mit ihrer Diät »Erfolg« hatten. Sicher, wenn du dein angestrebtes Gewicht erreichst, bist du erst einmal happy. Aber glaub mir, das hält nicht an. Deshalb ist eines der wichtigsten Themen dieses Buchs die Frage, wie man aus der Suche nach Glück durch schlanke Schönheit etwas Realitätsnahes, Erreichbares und Lebensbejahendes machen kann.

Aber genauso wichtig ist das Thema, dem wir uns zuerst zuwenden werden, nämlich dass Diäten gar nicht erst anschlagen. Die Herrschaft über den Körper zu erlangen ist schon biologisch unmöglich und das Bemühen darum von vornherein verfehlt. Immer wenn wir versuchen, unsere Überlebensreaktionen außer Kraft zu setzen, werden sie sich durchsetzen.

Das alles werden wir uns ganz genau ansehen, aber erst muss ich jetzt noch erzählen, wie es nach meiner Offenbarung vor dem Badezimmerspiegel weiterging.

Ich fasste den Entschluss, mich von jetzt an ganz normal zu ernähren, und das bedeutete, wie ich endlich auch begriff, dass ich deutlich mehr essen musste, als ich bis dahin für akzeptabel gehalten hatte. Ich sagte mir, dass ich alles essen würde, wovor ich mich ängstigte, dass ich diesem ganzen Hunger nachgeben würde, den ich all die Jahre im Zaum zu halten versucht hatte. Uneingeschränkt. Und Hunger gab es wirklich eine Menge.

Außerdem würde ich mich schlaumachen über die Frage, weshalb Diäten nicht wirken. Also fing ich an zu lesen, zu recherchieren. Ich saugte alles, was es zum Thema gab, wie ein Schwamm auf, um für den Kampf gegen den Diätwahn gerüstet zu sein. Ich brauchte jedes Fitzelchen wissenschaftliche Information, damit ich immer sicher sein konnte, dass der eingeschlagene Weg der richtige war. Ich stieß auf eine ganze Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt darüber aufzuklären, weshalb unsere Art, mit Gesundheit und Körpergewicht umzugehen, grundfalsch ist. Und ich musste mir sagen lassen, dass ich mich mit meinen Diäten selbst reinlegte – im biologischen, chemischen und hormonellen Sinne.

Und das Allerwichtigste: Ich beschloss, dass ich lernen würde, mich mit genau dem Gewicht, bei dem ich schließlich landen würde, zu akzeptieren und zu mögen. Natürlich kannte ich dieses Gewicht noch nicht. Vielleicht war es das Gewicht, bei dem ich am Ende meiner Jo-Jo-Runden nur allzu oft gelandet war und bei dem ich mich immer als totale Niete empfunden hatte. Aber von jetzt an würden für mich ganz andere Dinge an erster Stelle stehen. Nichts brachte mich so zuverlässig in Panik, wie wenn der Zeiger auf der Waage nach oben kletterte, aber ich sagte mir: »Fuck it. Echt, fuck it.« Ich fühlte mich so mies, das musste einfach sein.

Ich würde lernen, mich mit jeder Figur zu lieben, keinen Tag länger würde ich es ertragen, gegen mich selbst anzukämpfen und mein Glück immer wieder auf den Moment zu verschieben, in dem ich endlich und endgültig schlank genug war. Damit war die Fuck-it-Diät geboren. Ich wusste einfach, dass ich der Falle nur so entkommen konnte.

Für wen dieses Buch gedacht ist

Dies ist ein Buch für chronische Diäter, ein Buch für alle, die endlich wissen wollen, weshalb ihre Diäten nicht anschlagen und weshalb ihre gesammelten Kenntnisse auf dem Gebiet der Ernährung und Gesundheit nichts bringen. Sie haben jede Diät gemacht, sich endlos über den Kalorien- und Toxingehalt der Nahrungsmittel den Kopf zerbrochen und deren Aufnahme minutiös gesteuert, und sie möchten das einfach nicht mehr.

Es ist für alle, die ihren eigenen Wert Jahr für Jahr immer nur daran festgemacht haben, was sie am Tag gegessen haben und was die Waage angezeigt hat. Die von Diät zu Diät gewandert sind und immer gehofft haben, dass die nächste funktioniert. Und schließlich auch für alle, die sich nicht einmal eingestehen mochten, wie übel sie drauf waren, weil es vielleicht diesmal doch irgendwie gelingen würde, so viel abzunehmen, dass sie sich wieder achten könnten und das ganze Elend sich gelohnt hätte.

Wenn deine Ernährung und deine Beziehung zu deinem Körper und Körpergewicht ganz unproblematisch sind, brauchst du dieses Buch nicht. Aber wenn du zu denen gehörst, die ihr krankes Verhältnis zur Ernährung richtig dick haben und sich eine andere Beziehung zum Essen und zu sich selbst wünschen, möchte dieses Buch dir vermitteln, dass es tatsächlich einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt.

Ich selbst habe heute ein völlig entspanntes, normales, ja beiläufiges Verhältnis zum Essen – was ich nie für möglich gehalten hätte. Seit ich auf Fuck-it-Diät bin, denke ich nicht einmal mehr ans Essen, solange ich keinen Hunger habe – auch das wäre früher unmöglich gewesen. Sehr lange habe ich geglaubt, dass bei der Fixierung auf Essen und Fressattacken das Heil vor allem in mehr Willenskraft liegt. Wenn ich nur weiterhin Diäten machen würde, würde ich endlich gesund und glücklich und vor allem schlank und schön sein, dachte ich.

Dumm nur, dass Verzicht und Diäten ein sehr reales Suchtproblem erzeugen, dem man mit noch mehr Regeln und noch mehr Beschränkung nicht beikommt. Die Natur hat uns physisch und psychisch so angelegt, dass wir futtersüchtig werden, sobald unser Körper den Eindruck bekommt, das Nahrungsangebot könnte zu knapp werden. Es handelt sich um eine chemisch und hormonell abgesicherte Automatik.

Wie dick oder dünn du auch sein magst, Diäten ruinieren deinen Stoffwechsel und machen dich unfähig, auf deinen Körper zu hören. Wir werden ausgiebig über das sprechen, was heute immer häufiger als »Weight Science« bezeichnet wird: die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Körpergewicht und Gesundheit. Dabei wird sich zeigen, dass und weshalb Gesundheit und Körpergewicht nicht so eng zusammenhängen, wie dir eingeredet wurde, und wie der ganze Diäthype dich dazu gebracht hat, Krieg gegen dich selbst zu führen.

Dieses Buch kann jedem etwas nützen, der mit der Ernährung oder dem eigenen Körperbild auf Kriegsfuß steht, unabhängig von Geschlecht oder Gewicht. Da ich aber als Frau herausfinden musste, weshalb ich Angst vor zu großer Leibesfülle hatte, ist dieses Buch auch eine feministische Antwort auf die Diätkultur unserer Zeit. Den tückischen Einfluss der Gesellschaft auf unser zerrüttetes Verhältnis zu Ernährung und Körpergewicht können wir nicht außer Acht lassen. Deshalb sage ich allen Frauen, die meinen, sie müssten schlank und straff sein, um respektiert oder auch nur zur Kenntnis genommen zu werden: »Pfeif drauf!« Du darfst das ganze Sandwich essen. Du darfst so viel Raum einnehmen, wie dein Körper benötigt.

In meinen Kursen, aber auch in Einzelarbeit habe ich über tausend Frauen (und einige Männer) an die Fuck-it-Diät herangeführt und erlebe dabei immer wieder, dass zwanghafte Beschäftigung mit der Ernährung und exzessives Futtern zum Erstaunen aller am ehesten dann zu heilen sind, wenn alle Nahrungsmittel zugelassen werden. Die am weitesten verbreitete Angst ist ja die, dass man nicht mehr aufhören kann zu essen, wenn man einmal richtig angefangen hat. Jedes Mal ist das Erstaunen groß, wenn die Leute erleben, wie sich ihr Appetit vollkommen verändert, sobald sie sich endlich sattessen dürfen: Die Heißhungerattacken verschwinden von selbst, ohne dass sie viel Willenskraft aufbringen müssen.

Dass die Fuck-it-Diät auch dann noch Hilfe verspricht, wenn Diäten, Selbsthilfegurus und achtsames Essen nichts bringen, liegt daran, dass sie zwei entscheidende Dinge berücksichtigt: die biologischen Gründe für anhaltendes zwanghaftes Essverhalten und die mentalen, emotionalen und gesellschaftlichen Gründe dafür, wie es überhaupt zu dieser Fixierung auf Essen und Körpergewicht kommt.

In diesem Buch lege ich dar, weshalb man nach meiner Erfahrung und der meiner Klienten sowie nach den Aussagen etlicher wissenschaftlicher Studien gut beraten ist, keine Diäten zu machen. Für mich war das schwer zu lernen, aber als ich es einmal verstanden hatte, erschien es mir naheliegend und folgerichtig. Heute frage ich mich, wie ich je glauben konnte, Nahrungsverzicht sei die Lösung.

I Weshalb haben wir eine Suchtbeziehung zum Essen?