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Ein tödliches Geheimnis. Eine weltumspannende Verschwörung. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
Der deutsche BND-Agent
Erik Voss erhält einen brisanten Auftrag: Gemeinsam mit der serbischen Geheimdienstlerin
Nina Markovic und dem erfahrenen Ex-MI6-Agenten
Friedrich Keller soll er eine mysteriöse Organisation aufdecken, die im Verborgenen die Weltordnung destabilisieren will. Ihr Name:
Die fünfte Säule.
Was als Routineermittlung beginnt, entwickelt sich schnell zu einem globalen Spionage-Thriller. Eine geheime Operation namens
„Eisbrecher“ führt Voss und sein Team von Berlin nach Hamburg, über Belgrad und Moskau bis nach London. Sie enthüllen ein Netz aus Täuschung, Verrat und geopolitischen Intrigen – doch die fünfte Säule ist ihnen immer einen Schritt voraus.
Als sie ein geplantes Attentat auf den russischen Präsidenten vereiteln, erkennen sie, dass die wahre Bedrohung noch viel größer ist: Die fünfte Säule verfolgt einen perfiden Plan, der Ost und West endgültig gegeneinander aufhetzen soll. Während sie versuchen, den Drahtzieher
Ludwig Schwarz zu fassen, geraten sie selbst ins Visier der Geheimdienste – und bald ist nicht mehr klar, wem sie überhaupt noch trauen können.
In einem explosiven Finale in London müssen sie alles riskieren, um eine Katastrophe zu verhindern, die die Welt für immer verändern könnte. Doch die fünfte Säule hat ihre letzte Karte noch nicht ausgespielt …
Ein rasanter Spionage-Thriller voller Action, Intrigen und tödlicher Wendungen
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kapitel 1 – Schatten in Berlin
Kapitel 2 – Die Schatten von Hamburg
Kapitel 3 – Gefangen auf der Volgograd
Kapitel 4 – Das Geheimnis der schwarzen Kiste
Kapitel 5 – Die Kunst des Überlebens
Kapitel 6 – Kurs auf den Abgrund
Kapitel 7 – Der Pakt mit dem Teufel
Kapitel 8 – Jäger und Gejagte
Kapitel 9 – Schatten im Nordatlantik
Kapitel 10 – Die Geisterstation
Kapitel 11 – Die Uhr tickt
Kapitel 12 – Das Echo der Tiefe
Kapitel 13 – Die Spur nach Moskau
Kapitel 14 – Frostige Schatten in Murmansk
Kapitel 15 – Bedrohung über Deutschland
Kapitel 16 – Der Countdown läuft
Kapitel 17 – Schatten im BND
Kapitel 18 – Jagd durch Berlin
Kapitel 19 – Countdown zum Chaos
Kapitel 20 – Die Stunde der Wahrheit
Kapitel 21 – Das Netz zieht sich zu
Kapitel 22 – Das Spiel mit dem Feuer
Kapitel 23 – Die letzte Bastion
Kapitel 24 – Die Entscheidung
Kapitel 25 – Die Schatten greifen an
Kapitel 26 – Schatten über Moskau
Kapitel 27 – Der Wettlauf gegen die Zeit
Kapitel 28 – Operation Kreml
Kapitel 29 – Showdown im Kreml
Kapitel 30 – Die Jagd beginnt
Kapitel 31 – Schatten über Belgrad
Kapitel 32 – Im Schatten von Dorćol
Kapitel 33 – Der Hafen von Belgrad
Kapitel 34 – Moskau: Stadt der Schatten
Kapitel 35 – Maskenball der Macht
Kapitel 36 – Flucht ins Ungewisse
Kapitel 37 – Schatten über Sankt Petersburg
Kapitel 38 – Die Jagd durch Sankt Petersburg
Kapitel 39 – Endspiel in London
Kapitel 40 – Das letzte Gefecht
Der eisige Wind fegte durch die dunklen Straßen Berlins, während Erik Voss die Hände tief in die Taschen seines Mantels vergrub. Es war kurz nach Mitternacht, und die Stadt schien stillzustehen – zumindest für jene, die nicht wussten, worauf sie achten mussten. Doch für Voss war die Nacht lebendig, pulsierend vor versteckten Bedrohungen.
Er überquerte den Alexanderplatz, vorbei an einer Gruppe betrunkener Touristen, und hielt sich an den Schatten der Gebäude. Sein Ziel war ein unscheinbares Café in einer Seitenstraße, das längst geschlossen hatte. In der reflektierenden Glasscheibe der Tür erkannte er kurz sein eigenes Gesicht – markante Wangenknochen, unauffällige blaue Augen, das Gesicht eines Mannes, der nicht auffallen wollte.
Er klopfte zweimal, pausierte und klopfte dann dreimal schnell hintereinander. Sekunden später öffnete sich die Tür einen Spalt, und eine dunkle Gestalt musterte ihn misstrauisch.
„ Du bist spät“, sagte eine weibliche Stimme.
„ Ich musste sicherstellen, dass ich nicht verfolgt wurde“, erwiderte Voss und trat ein.
Das Café war nur Fassade. Hinter der Theke führte eine Tür in einen versteckten Kellerraum, wo sich bereits drei Personen versammelt hatten. In der Mitte des Tisches lag eine Karte von Europa, markiert mit roten und blauen Punkten.
„ Wir haben ein Problem“, sagte der Mann am Kopf des Tisches – Friedrich Keller, ehemaliger BND-Analyst, der jetzt untergetaucht war. „Unsere Quelle in Moskau ist tot.“
Stille. Nur das entfernte Brummen der Stadt war zu hören.
„ Wie?“ fragte Voss schließlich.
„ Vergiftet. Novichok.“
Voss schloss für einen Moment die Augen. Das bedeutete zwei Dinge: Erstens, der russische Geheimdienst hatte den Maulwurf entdeckt. Zweitens, sie schickten eine klare Botschaft.
„ Und das ist nicht das Schlimmste“, fügte Keller hinzu. Er schob ein Dossier über den Tisch. „Die Operation ‚Eisbrecher‘ ist angelaufen. Wenn wir sie nicht stoppen, wird Europa in eine neue Ära des Schattens eintreten.“
Voss schlug das Dossier auf – und spürte, wie ihm eine kalte Hand die Kehle zuschnürte. Die fünfte Säule hatte begonnen, ihre Schachfiguren zu bewegen.
Voss starrte auf das Dossier. Die ersten Seiten waren mit unscharfen Satellitenbildern und abgefangenen Nachrichten versehen. Doch eine Datei ließ ihn innehalten – ein Foto. Unspektakulär auf den ersten Blick: ein Mann in einem dunklen Mantel, aufgenommen in der Nähe der russischen Botschaft in Berlin. Doch für Voss war dieses Gesicht alles andere als unbekannt.
„ Verdammt“, murmelte er und ließ die Akte sinken. „Das ist Roman Petrow.“
Keller nickte langsam. „Ex-SVR. Eiskalt, effizient, und seit fünf Jahren untergetaucht.“
„ Wenn er zurück ist, bedeutet das…“
„ Dass die fünfte Säule aktiv wird“, unterbrach Keller ihn. „Und sie haben einen Plan.“
Voss lehnte sich zurück und rieb sich nachdenklich über das Kinn. Die Fünfte Säule – ein Schattennetzwerk innerhalb der europäischen Sicherheitsstrukturen. Niemand wusste genau, wer alles dazugehörte, aber eines war sicher: Sie arbeiteten nicht nur für Moskau. Ihre Loyalitäten waren unklar, ihre Ziele verschleiert. Doch immer, wenn irgendwo ein Konflikt geschürt, eine Regierung destabilisiert oder ein Staatsgeheimnis verkauft wurde, führte die Spur früher oder später zu ihnen.
„ Was wissen wir über ‚Eisbrecher‘?“ fragte Voss schließlich.
Keller schob ihm einen weiteren Ausdruck zu. „Hier. Eine abgefangene Nachricht aus St. Petersburg, vor drei Tagen.“
Voss überflog die Zeilen. Es war eine scheinbar harmlose E-Mail – doch mit genug Wissen über russische Geheimdienstchiffren ergab sie eine verstörende Bedeutung:
„ Der Winter ist lang, doch das Eis beginnt zu brechen. Der Hafen wird geöffnet. Der Weg ist frei.“
Er schluckte. „Das bedeutet…“
„ Dass in zwei Tagen etwas passiert“, ergänzte die Frau, die Voss ins Café gelassen hatte. Ihr Name war Nina Markovic, eine ehemalige Analystin des serbischen Geheimdienstes, die seit Jahren gegen dunkle Netzwerke wie die Fünfte Säule kämpfte. „Und wir wissen nicht, was es ist.“
„ Doch wir haben eine Spur“, sagte Keller. Er deutete auf einen weiteren Eintrag in der Akte. „Ein Frachtschiff, die Volgograd, ist gestern aus Kaliningrad ausgelaufen. Kein offizieller Frachtplan, keine Hafenregistrierung. Ziel: Hamburg.“
Voss atmete tief durch. „Das bedeutet, wir haben weniger als vierundzwanzig Stunden, um herauszufinden, was an Bord ist.“
Niemand sprach ein Wort. Alle wussten, was auf dem Spiel stand.
Dann nickte Voss entschlossen. „Wir fahren nach Hamburg.“
Die Straße glänzte nass unter den trüben Laternenlichtern, als Erik Voss aus dem schwarzen Audi stieg. Der Hafen von Hamburg lag vor ihm – ein Labyrinth aus Kränen, Lagerhäusern und Containern, die sich wie dunkle Silhouetten gegen den nebelverhangenen Himmel abzeichneten. Eine feine Nässe lag in der Luft, vermischt mit dem salzigen Geruch des Wassers und dem Dieselgestank der Frachtschiffe.
Nina Markovic trat neben ihn, zog die Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht und hielt ihr Handy so, dass das Display nur für sie sichtbar war. „Die Volgograd hat vor zwei Stunden am Terminal 5B festgemacht. Keine offizielle Frachtliste. Keiner der Arbeiter hier hat sie auf dem Plan.“
Voss nickte. „Klassischer Geisterfrachter. Offiziell existiert er nicht, also kann er auch verschwinden, ohne dass Fragen gestellt werden.“
Friedrich Keller, der dritte in ihrer Gruppe, schloss leise die Tür des Wagens und trat zu ihnen. „Ich habe meine Kontakte im Hafen informiert. Ein Dockarbeiter hat gesehen, wie etwa ein Dutzend Männer in dunklen Overalls das Schiff betreten haben. Schwer bewaffnet.“
Voss' Kiefermuskeln spannten sich an. „Also definitiv keine normale Lieferung.“
Er ließ den Blick über das weitläufige Hafengelände schweifen. Zwischen den Containern bewegten sich vereinzelt Gestalten – Hafenarbeiter, Wachleute oder vielleicht auch mehr. In einer Umgebung wie dieser konnte sich alles und jeder verbergen.
„ Wie kommen wir näher ran?“ fragte Nina.
Keller zog ein kleines Fernglas aus seiner Tasche und betrachtete das Terminal. „Ich habe eine Idee. Dort hinten, zwischen den blauen und roten Containern, liegt ein Wartungstunnel. Die meisten Leute hier wissen nicht einmal, dass er existiert. Er führt direkt zu einer Plattform am Wasser, etwa fünfzig Meter von der Volgograd entfernt.“
Voss überlegte. „Wenn wir dort hinkommen, können wir beobachten, wer oder was von Bord geht.“
„ Genau das ist der Plan.“
Sie bewegten sich vorsichtig durch die Schatten des Hafens, vermieden offene Flächen und hielten sich stets in der Nähe von Containern und Lagerhäusern. Keller führte sie zu einer unscheinbaren Metallluke in der Seitenwand eines alten Lagergebäudes.
„ Hier geht’s lang“, flüsterte er und zog die Luke mit einem leichten Quietschen auf. Dahinter lag ein enger, feuchter Gang, der schwach nach Öl und Rost roch.
Voss trat als Erster hinein, folgte dem schmalen Pfad zwischen Rohren und Kabeln. Ihre Schritte hallten dumpf, und nur das entfernte Summen von Generatoren durchbrach die Stille. Nach wenigen Minuten erreichten sie das Ende des Tunnels – eine weitere Tür, diesmal mit einem kleinen Guckloch.
Voss sah hindurch. Vor ihm lag die Wasserplattform – und die Volgograd.
Das Frachtschiff lag ruhig im Wasser, seine dunkelgraue Außenhülle war von Rostspuren durchzogen. Kein Licht war an Bord zu sehen, keine Bewegung auf den Decks. Nur ein einzelner Kran hing über dem Frachtraum, bereit, eine nicht näher definierte Ladung zu heben.
Dann bemerkte Voss die Männer.
Sie standen in kleinen Gruppen an Deck, schwer bewaffnet, mit Funkgeräten und schusssicheren Westen. Keine Hafenarbeiter. Keine Crew. Das hier war ein Einsatzteam.
„ Verdammt“, murmelte er. „Die sind gut organisiert.“
Keller musterte die Szenerie. „Die Frage ist: Was haben sie an Bord?“
„ Nur eine Möglichkeit, das herauszufinden“, sagte Nina. Sie zog eine kleine Kamera aus ihrer Jacke, befestigte sie an einem dünnen Draht und ließ sie vorsichtig durch einen Spalt zwischen den Kisten vor ihnen gleiten. Der Bildschirm auf ihrem Handy zeigte das verzerrte Bild eines Lagerraums – und dann sahen sie es.
Eine große, schwarze Kiste, etwa zwei Meter lang, mit einer Reihe von Zahlenschlössern an der Vorderseite.
„ Das sieht nicht nach Waffen aus“, flüsterte Nina.
„ Nein“, bestätigte Voss. „Das sieht nach etwas viel Schlimmerem aus.“
Bevor einer von ihnen reagieren konnte, hörten sie ein lautes Klicken über ihnen.
„ Runter!“ zischte Voss und riss Nina zur Seite.
Im nächsten Moment blitzte eine Taschenlampe auf, und ein schwer bewaffneter Mann erschien über ihnen auf der Plattform. „Da ist jemand!“ rief er auf Russisch.
Dann brach die Hölle los.
Schüsse krachten durch die Nacht, als die Wachen das Feuer eröffneten. Voss rollte sich zur Seite und zog seine Pistole, feuerte zwei schnelle Schüsse ab. Einer der Angreifer schrie auf und sackte gegen eine Kiste.
„ Zurück in den Tunnel!“ rief Keller.
Doch bevor sie sich zurückziehen konnten, ertönte ein weiteres Geräusch – das tiefe Dröhnen von Motoren.
Voss drehte sich um und sah, wie das Frachtschiff sich langsam in Bewegung setzte.
„ Verdammt! Sie hauen ab!“ schrie Nina.
Voss wusste, dass sie nur eine Chance hatten. Ohne zu zögern sprintete er los, sprang über eine Kiste und rannte auf die Kante der Plattform zu. Mit aller Kraft stieß er sich ab – und landete hart auf dem Deck der Volgograd.
Er hörte Nina fluchen, dann ein dumpfes Poltern – sie war ihm gefolgt.
Das Schiff entfernte sich bereits vom Hafen. Keller blieb zurück, feuerte weiter auf die Angreifer, aber sie waren zu viele.
Dann schloss sich die Luke hinter ihnen.
Erik Voss und Nina Markovic waren nun auf sich allein gestellt – an Bord eines Schiffes, das ein tödliches Geheimnis transportierte.
Die kalte Metalloberfläche des Decks vibrierte leicht unter Erik Voss’ Händen, als er sich aufrappelte. Neben ihm lag Nina Markovic, die schwer atmend ihre Pistole zog. Hinter ihnen wurde das Hafenpanorama von Hamburg immer kleiner – das Schiff hatte längst abgelegt, und der schwache Nebel über dem Wasser verschluckte die Konturen der Stadt.
„ Scheiße“, flüsterte Nina. „Wir sitzen fest.“
Voss musterte das Deck. Kaum Lichtquellen, nur das rote Leuchten einiger Steuerungstafeln. Die Wachen hatten sich vermutlich ins Innere des Schiffes zurückgezogen. Kein sofortiger Alarm – noch nicht.
„ Wir müssen herausfinden, was an Bord ist“, sagte Voss leise. „Und dann einen Weg finden, dieses Ding zu stoppen.“
Nina nickte und zog eine kleine Taschenlampe aus ihrer Jacke, schaltete sie aber nicht ein. „Wir sollten in Bewegung bleiben. Wenn sie merken, dass wir an Bord sind…“
„… haben wir verdammt schlechte Karten“, beendete Voss ihren Satz.
Vorsichtig bewegten sie sich über das Deck, geduckt, von Schatten zu Schatten. Die Volgograd war ein riesiges Schiff, fast 200 Meter lang, und die unzähligen Container und Seilwinden boten genug Versteckmöglichkeiten.
Plötzlich blieb Voss stehen. Ein Geräusch.
Gedämpfte Stimmen. Russisch.
Er schob sich vorsichtig an die Reling und riskierte einen Blick. Zwei Männer standen an der Tür zu einem Niedergang, der ins Innere des Frachters führte. Einer rauchte, der andere sprach leise in ein Funkgerät.
„ Vielleicht kommen wir durch die Frachtluke hinein“, flüsterte Nina.
Voss nickte und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie huschten an den Containern entlang, bis sie einen schmalen Spalt zwischen zwei gestapelten Stahlkisten fanden. Dahinter lag die große Hauptluke des Frachtraums – ein riesiger Metallschacht, der tief ins Innere des Schiffes führte.
Vorsichtig leuchtete Nina mit der Taschenlampe nach unten.
Ein Gabelstapler. Kisten, die ordentlich aufgereiht waren. Und dann – eine schwarze Metallbox mit einem biometrischen Schloss.
„ Das ist es“, murmelte Voss. „Das ist der Grund, warum dieses Schiff nicht offiziell existiert.“
Sie kletterten vorsichtig eine Stahlleiter hinunter in den Frachtraum. Der Boden war kühl, der Geruch von Öl und Salz lag in der Luft.
Voss zog sein Messer und untersuchte die Kiste. „Keine Markierungen. Kein Herkunftsnachweis. Nur dieses Schloss.“
„ Kannst du es knacken?“ fragte Nina.
„ Nicht ohne ein Gesicht“, sagte Voss trocken.
Plötzlich hörten sie Schritte. Direkt über ihnen.
„ Versteck dich!“ zischte Voss.
Sie sprangen hinter einige gestapelte Kisten, während zwei Männer in den Frachtraum traten. Einer trug einen Tablet-Computer, der andere eine Maschinenpistole.
„ Die Ladung ist gesichert?“ fragte der Bewaffnete auf Russisch.
„ Ja“, antwortete der andere. „In einer Stunde sind wir in internationalen Gewässern. Dann beginnt Phase zwei.“
Phase zwei?
Voss tauschte einen Blick mit Nina. Was zur Hölle planten diese Leute?
Die Männer blieben noch eine Minute, dann verließen sie den Frachtraum wieder.
„ Wir müssen rausfinden, was in dieser Box ist“, sagte Nina entschlossen.
„ Und das schnell“, fügte Voss hinzu.
Sie hatten keine Ahnung, dass sie bereits beobachtet wurden. Und dass das Schiff noch mehr Geheimnisse barg, als sie ahnten.
Voss und Nina verharrten reglos hinter den Kisten, während sich die Schritte der beiden Männer langsam entfernten. Das schwere Echo hallte durch den Frachtraum, bis sich schließlich die massive Tür zum Laderaum mit einem dumpfen Klacken schloss.
„ Wir haben nicht viel Zeit“, flüsterte Voss. „Sobald sie in internationalen Gewässern sind, wird es nur schwerer, von diesem Schiff herunterzukommen.“
Nina warf einen Blick zur stählernen Wand, an der eine Leiter nach oben führte. „Wir müssen herausfinden, was in dieser Kiste ist – und dann Keller kontaktieren.“
Voss zog eine kleine Rolle mit Draht aus seiner Jackentasche. „Das biometrische Schloss kann ich nicht knacken, aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit.“
Er inspizierte die Kiste genauer. Schwarz, robust, keine sichtbaren Öffnungen außer dem Scanner. Das Material sah nach einer gehärteten Metalllegierung aus – wahrscheinlich strahlungsresistent. Was auch immer sich darin befand, es war wertvoll genug, um es vor jeglicher Detektion zu schützen.
„ Wenn wir sie nicht öffnen können, dann vielleicht bewegen“, schlug Nina vor.
„ Und wohin?“ fragte Voss skeptisch. „Falls das hier eine Waffe ist oder ein gefährlicher Stoff, haben wir ein verdammt großes Problem.“
Er musterte den Container neben der Kiste. Darauf stand eine kurze Aufschrift in kyrillischen Buchstaben:
ОПЕРАЦИЯ ЛЕДОКОЛOperation Eisbrecher
Voss’ Herzschlag beschleunigte sich. „Das ist es“, murmelte er.
Nina runzelte die Stirn. „Also ist diese Kiste Teil der Mission? Aber wozu?“
Voss wollte gerade antworten, als ein weiteres Geräusch ihn innehalten ließ. Ein leises Summen, als ob ein Mechanismus in Gang gesetzt worden wäre. Dann ein metallisches Klacken.
„ Zurück!“ zischte er und zog Nina mit sich hinter eine Palette aus Stahlkisten.
Plötzlich öffnete sich das biometrische Schloss mit einem sanften Surren. Die schwarze Kiste spaltete sich in der Mitte auf, und die beiden Hälften glitten lautlos zur Seite.
Voss spähte vorsichtig über die Kiste hinweg – und was er sah, ließ ihn erstarren.
Im Inneren lag eine große, längliche Röhre, kaum breiter als ein menschlicher Torso. Ihr metallener Körper war mit dünnen, goldenen Leitungen überzogen, und an der Seite prangte eine Aufschrift:
ПОСЕЙДОН
Nina sog scharf die Luft ein. „Scheiße. Das kann nicht wahr sein.“
Voss starrte auf die Röhre. Er kannte diesen Namen. Jeder im Geheimdienst kannte ihn.
Poseidon – eine nukleare Unterwasserdrohne der neuesten Generation. Ein unaufhaltbarer, autonomer Torpedo mit einer Sprengkraft, die ausreichte, um eine ganze Hafenstadt auszulöschen.
Und jetzt war eine davon auf diesem Schiff.
Voss riss sich aus seiner Erstarrung. „Wir müssen hier weg. Sofort.“
Nina nickte, ihre Hände zitterten leicht. „Wenn sie diese Waffe irgendwohin transportieren…“
„ Dann bedeutet das den Beginn eines neuen, dunklen Kapitels im Kalten Krieg.“
Sie wollten gerade aufstehen, als plötzlich ein grelles Licht auf sie fiel.
„ Стоять!“ – Halt!
Mehrere Männer stürmten in den Laderaum, Maschinenpistolen im Anschlag.
Voss’ Reflexe setzten ein. Er riss Nina zur Seite, während eine Salve Kugeln die Kisten zersplittern ließ.
„ Lauf!“ schrie er.
Sie hasteten durch den Frachtraum, sprangen über Kisten und Frachtpaletten. Die Männer verfolgten sie, Schüsse hallten durch das metallene Labyrinth.
Dann erreichten sie die Leiter.
Nina kletterte zuerst, während Voss Deckung gab. Er feuerte zwei gezielte Schüsse ab – einer der Angreifer sackte zusammen, der andere ging in Deckung.
„ Beeil dich!“ rief Nina von oben.
Voss sprang zur Leiter und zog sich hoch. Doch bevor er die nächste Plattform erreichte, packte ihn eine starke Hand am Knöchel.
„ Nicht so schnell“, knurrte eine tiefe Stimme.
Voss trat nach hinten, spürte, wie sein Gegner nach seiner Waffe griff. Sie rangen einen Moment lang, bis Voss sich losreißen konnte. Doch es war zu spät – eine Faust krachte gegen seine Schläfe.
Alles drehte sich. Dann wurde es schwarz.
Ein stechender Schmerz in seiner Schläfe weckte Voss. Sein Kopf dröhnte, als er die Augen öffnete.
Er saß auf einem Metallstuhl, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Der Raum war spärlich beleuchtet, kaum mehr als ein schmaler Container mit einem Tisch in der Mitte. Eine einzelne Glühbirne surrte über ihm.
„ Endlich wach“, sagte eine ruhige Stimme.
Vor ihm stand ein Mann in schwarzer Uniform. Groß, muskulös, mit kahl rasiertem Kopf. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen verrieten Intelligenz und Grausamkeit.
„ Erik Voss“, sagte der Mann. Sein Russisch war makellos. „Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu treffen.“
Voss versuchte, sich zu konzentrieren. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
Der Mann lächelte kühl. „Roman Petrow.“
Voss’ Magen zog sich zusammen. Petrow war ein Geist – ein ehemaliger SVR-Agent, der vor Jahren verschwunden war. Manche hielten ihn für tot, andere für den Kopf einer neuen Untergrundorganisation.
„ Sie haben in etwas hineingefasst, das Sie nicht verstehen“, fuhr Petrow fort. „Aber das ist nicht Ihr größtes Problem.“
Er klatschte zweimal in die Hände.
Eine Tür öffnete sich, und zwei Männer führten Nina hinein. Ihr Gesicht war blutig, ihre Hände gefesselt. Sie stolperte, wurde brutal auf einen Stuhl neben Voss gestoßen.
„ Ihr werdet uns sagen, was ihr wisst“, sagte Petrow sanft. „Oder ich lasse sie vor deinen Augen sterben.“
Voss spürte, wie sich seine Fäuste in den Fesseln verkrampften.
Sie mussten hier raus – und zwar schnell.
Voss zwang sich, ruhig zu bleiben. Der Raum war klein, kaum mehr als ein umfunktionierter Container, das Metall kalt und feucht. Die Luft roch nach Öl und Salzwasser. Ein einzelnes Licht schaukelte an der Decke, während die leichten Bewegungen der Volgograd das schwache Flackern noch verstärkten.
Roman Petrow stand mit verschränkten Armen vor ihm, eine Mischung aus Neugier und Belustigung im Blick. Voss kannte diesen Typen nur zu gut – die Sorte Spion, die keinen Fehler machte, weil er bereits zehn Züge vorausdachte.
Neben ihm saß Nina, ihr Gesicht war blutig, aber ihr Blick hart. Sie hatte schlimmere Situationen erlebt. Doch auch sie wusste: Sie konnten es sich nicht leisten, hier zu bleiben.
„ Also“, begann Petrow in perfektem Deutsch, „wer hat euch geschickt?“
Voss lächelte müde. „Der Weihnachtsmann.“
Ein Schlag traf ihn brutal an der Seite des Kopfes. Sterne tanzten vor seinen Augen, und er schmeckte Blut auf seiner Zunge.
„ Ironie wird dich nicht retten, Herr Voss“, sagte Petrow ruhig. Er nahm eine Zigarette aus seiner Jackentasche und zündete sie an. „Ihr seid an Bord eines Schiffes, das offiziell nicht existiert. Niemand wird euch hier finden. Also stellen wir die Frage noch einmal: Wer hat euch geschickt?“
Voss spuckte Blut aus. „Ich könnte dir die Wahrheit sagen, aber dann wäre es ja langweilig.“
Petrow seufzte. „Ich sehe, du willst es auf die harte Tour.“ Er wandte sich an den Mann neben ihm – einen Hünen mit breiten Schultern und kalten, leeren Augen. „Dmitri, unser Gast braucht etwas… Überzeugung.“
Dmitri grinste.
Bevor der Schläger jedoch loslegen konnte, geschah etwas Unerwartetes.
Ein lauter Knall ließ das gesamte Schiff erzittern. Ein dumpfes Geräusch, als wäre ein schwerer Container umgekippt. Für einen Moment hielt jeder im Raum inne.
Petrow runzelte die Stirn. „Was zum Teufel…?“
Dann knisterte sein Funkgerät.
„ Kommandozentrale an Petrow! Wir haben ein Problem – jemand hat den Maschinenraum infiltriert!“
Petrow verzog wütend das Gesicht und sah Voss an. „Noch mehr von euch?“
Voss sagte nichts, doch innerlich begann er zu hoffen. Keller.
Petrow schüttelte den Kopf. „Bringt sie in die Zelle. Ich habe keine Zeit für Spielchen.“
Dmitri packte Voss grob am Arm und zog ihn aus dem Stuhl. Zwei weitere Männer nahmen Nina, während Petrow bereits aus der Tür trat.
Doch Petrow hatte einen Fehler gemacht: Er hatte Voss für einen gewöhnlichen Gefangenen gehalten.
Während Dmitri ihn aus dem Raum schleifte, zählte Voss innerlich die Sekunden. Sie bewegten sich einen schmalen Korridor entlang, vorbei an rostigen Rohren und geschweißten Stahlplatten. Das Schiff war alt, wahrscheinlich in der Sowjetzeit gebaut und nur rudimentär modernisiert.
Er musste nur auf den richtigen Moment warten.
Und dann kam er.
Ein weiteres Beben rüttelte das Schiff, diesmal stärker. Der Wachmann, der Nina hielt, stolperte kurz. Für eine Sekunde lockerte sich sein Griff.