Die geheime Zutat - Sue Heath - E-Book

Die geheime Zutat E-Book

Sue Heath

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Beschreibung

Ein Rezept, um Verlorenes wiederzufinden.

Es ist drei Jahre, zwei Wochen und einen Tag her, seit sich Kate Shaws Leben für immer veränderte. Drei Jahre, zwei Wochen und ein Tag in denen Trauer und Wut ihren Alltag bestimmten.
Doch heute ist es anders.
Heute tut Kate einen Schritt, den sie lang genug mied: Ein Schritt in die Küche. Was mit Pancake-Teig im Haar, statt in der Bratpfanne beginnt, wird zu einer kulinarischen Reise, die Kate nicht nur sich selbst, sondern auch den unterschiedlichen Menschen ihrer Nachbarschaft und deren persönlichen Geschichten näherbringt.

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Seitenzahl: 522

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Zum Buch

Es ist drei Jahre, zwei Wochen und einen Tag her, seit sich Kate Shaws Leben für immer veränderte. Drei Jahre, zwei Wochen und ein Tag in denen Trauer und Wut ihren Alltag bestimmten.

Doch heute ist es anders.

Heute tut Kate einen Schritt, den sie lang genug mied: Ein Schritt in die Küche. Was mit Pancake-Teig im Haar, statt in der Bratpfanne beginnt, wird zu einer kulinarischen Reise, die Kate nicht nur sich selbst, sondern auch den unterschiedlichen Menschen ihrer Nachbarschaft und deren persönlichen Geschichten näherbringt.

Zur Autorin

Sue Heath lebt in Cheshire, England. Wenn sie nicht arbeitet, ist sie oft mit ihrem Spaniel auf Agility-Parcours anzutreffen und verbringt Zeit mit Familie und Freunden. Sue hat unter dem Pseudonym Zara Stoneley 14 USA Today-Bestseller-Liebesromane geschrieben und weltweit über eine halbe Million Exemplare ihrer Geschichten verkauft.

Sue Heath

Die geheime Zutat

Roman

Übersetzt aus dem Englischen von Carina Obster

HarperCollins

Die Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel

The Secret Ingredient bei One More Chapter, London.

© 2024 by Sue Heath

Deutsche Erstausgabe

© 2025 für die deutschsprachige Ausgabe

HarperCollins in der

Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH

Valentinskamp 24 · 20354 Hamburg

[email protected]

Covergestaltung von Rothfos & Gabler, Hamburg

Coverabbildung von freepik

E-Book Produktion von GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN9783749908691

www.harpercollins.de

Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte der Urheberinnen und des Verlags bleiben davon unberührt.

1. Kapitel

22. April

Davor

Für die meisten Menschen kommt früher oder später der Tag, der alles verändern wird. Für Kate war es der 22. April. Nicht der heutige – obwohl der Duft, der ihr aus der Küche in die Nase stieg, als sie die Haustür öffnete, sehr vielversprechend war –, sondern der vor vier Jahren, als sie Eddie kennengelernt hatte.

Sie war gerade sechsundzwanzig geworden, und er scherzte über seinen eigenen dreißigsten Geburtstag, der ihm bevorstand. Aber ihr Altersunterschied war irrelevant; in diesem Moment, in dem sie sich zum ersten Mal anlächelten, erwachte ein tiefes Verlangen in ihr, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass es in ihr geschlummert hatte. Sie hatte noch nie etwas oder jemanden so sehr gewollt wie Eddie.

Als sie klein gewesen war und zu ihrer Mutter gesagt hatte, dass sie etwas brauchte, hatte ihre Mutter sie immer korrigiert: Du meinst, du willst etwas. Aber schon beim dritten Date mit Eddie wusste Kate mit Sicherheit, dass sie diesen Mann brauchte, dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte.

Sie hatte niemandem von ihren Gefühlen erzählt, denn es reichte aus, dass sie sich selbst darüber im Klaren war.

»Wow, das riecht fantastisch!« Kate schloss die Haustür und atmete tief ein. Der köstliche Duft nach Hühnchen erfüllte ihre Sinne. Das Nachhausekommen war definitiv ihre liebste Tageszeit; wenn der Essensduft sie umfing, entspannten sich Teile von ihr, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie angespannt gewesen waren.

Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und stellte sie ordentlich ins Schuhregal, gab sich Zeit, diesen Moment auszukosten.

»Es wird auch fantastisch schmecken!« Sie blickte auf, als sie seine tiefe Stimme hörte. Er stand im Türrahmen zur Küche. Sein Glucksen verursachte ihr eine Gänsehaut, genau wie bei dem ersten Date.

Auf seinem Gesicht lag ein breites, zuverlässiges Lächeln – so wie alles an Eddie Zuverlässigkeit und Stärke ausstrahlte.

Er hatte sein langes, lockiges Haar zurückgebunden; die Kochschürze, die sie ihm gekauft hatte, war mit Gewürzen und Tomatensoße beschmiert.

Eddie war eher ein Koch, der direkt mit den Händen arbeitete, als einer, der nur Anweisungen gab. Er benutzte jedes Messer, jedes Schneidebrett, jeden Löffel und dazu noch seine Finger. Während er kochte, streute er Gewürze darüber und probierte. Davor hatte er sich die Hände immer an einem Geschirrtuch abgewischt, das gerade zur Hand war, oder an der Vorderseite seines T-Shirts, weshalb sie ihm auch die Schürze gekauft hatte. Zwei, besser gesagt. Damit er immer eine saubere hatte, während die andere in der Wäsche war.

Er kam auf sie zu und umfasste ihre Taille. »Alles Gute zum Hochzeitstag, Mrs. Shaw!« Seine Berührung ließ ihren Puls rasen, sein fester Blick ließ sie innerlich vor Freude tanzen. Es gab keinen Satz, den sie lieber hörte. Kate konnte sich nicht erinnern, jemals das Gefühl gehabt zu haben dazuzugehören, mit jemandem zusammen zu sein, der sie so akzeptierte, wie sie war, und nicht mehr von ihr erwartete, dass sie sich änderte.

Und dann hatte Eddie um ihre Hand angehalten, auf den Tag genau zwölf Monate nach ihrer ersten Verabredung, und Kate wusste, dass sie mit ihm richtiggelegen hatte. Mit ihnen. Er hatte keine Erwartungen, er liebte sie so, wie sie war. In einer Welt voller Ungewissheit und Chaos war Eddie die Konstante, das Gute.

Natürlich hatten sie am 22. April geheiratet. Heute war ihr zweiter Hochzeitstag.

»Auch Ihnen herzlichen Glückwunsch, Mr. Shaw.« Sie grinste ihn an und legte ihre Hände um seinen Nacken, während seine Lippen leicht über ihre strichen. Ein Versprechen, dass es später noch mehr geben würde.

Er zog sie näher an sich heran. Sie spürte die Wärme seiner Handflächen auf ihrem Rücken, das sanfte Reiben seiner Daumen löste ein Kribbeln in ihrer Magengegend aus – so wie bei ihrer allerersten Berührung.

Sie nannte es den Eddie-Effekt.

»Ich habe so einen Hunger.«

»Nach mir oder nach meinem Essen?« Seine Augen waren dunkel, aber sein Tonfall war neckisch.

»Aaalsoo …« Er lachte. Er drückte sie noch mehr an sich, bis sich ihr Körper eng an seinen schmiegte. »Wenn du es so ausdrückst …« Ihr Magen knurrte, und er lockerte lachend den Griff.

»Du bist immer am Verhungern!« Er küsste sie auf die Nasenspitze, dann verharrte er einen Moment lang regungslos in der Umarmung, lange genug, damit sie sein wunderschönes Lächeln, seine schokoladenbraunen Augen und seinen Duft in sich aufsaugen konnte. Ihr Mann. Der Mann, der sie so glücklich machte.

Eddie trug das Leben wie eine bequeme Decke. Während Kate die ganze Zeit am Kämpfen war, bewegte er sich mit Leichtigkeit durchs Leben. Sie waren perfekt füreinander; er war gut für sie.

»Du kannst mir nicht die Schuld geben! Es ist der Duft. Erst als ich die Tür aufmachte, wusste ich überhaupt, dass ich Hunger hab. Was gibt’s zu essen?«

»Ist eine Überraschung.« Er tippte sich an die Nase und nahm dann ihre Hände in seine. »Komm – du musst probieren. Mach die Augen zu!«

Eddie mochte den Toilettensitz nicht herunterklappen, seine Gitarren (ja, Plural) im Wohnzimmer stehen lassen und seine Schuhe genau dorthin stellen, wo sie darüber stolperte – sie konnte ihm alles verzeihen, was er falsch machte, weil er so viel richtig machte. Und dazu gehörte, dass er wusste, dass Liebe bei ihr durch den Magen ging. Er kochte für sie wie für eine Göttin, und er spülte sogar manchmal die Töpfe und Pfannen ab. Die Küche war sein Reich, und sie war mehr als glücklich darüber.

Sie schloss die Augen und ließ sich von ihm in die Küche führen. »Nicht gucken!« Sie blieb stehen, als er ihre Hände losließ, lauschte auf das Geräusch der sich öffnenden und schließenden Backofentür, hörte, wie Eddie Topfdeckel hob. Wie er umrührte.

Die vertrauten Aromen berauschten ihre Sinne und brachten ihren Magen zum Knurren. Brathähnchen, Estragon, Champignons, Knoblauch. Es duftete nach dem Braten ihrer Großeltern und den herrlichen Butter-Knoblauch-Kartoffeln, die Eddie serviert hatte, als er das erste Mal für sie gekocht hatte. Das Leibgericht ihrer Kindheit, vermischt mit den verlockenden Aromen, von denen ihr Mann wusste, dass sie sie liebte.

Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Ihr Magen knurrte lauter.

»Arghh, du quälst mich, gib mir was zu essen!«

»Schhh!« Er lachte grollend. »Mund auf!«

Es schmeckte noch besser, als es roch. Cremige Sauce, weiches Hähnchen, süßer Lauch.

»Mmm, oh mein Gott, wie kann Essen nur so was mit mir anstellen?«

Es war anders als das erste Essen, das er für sie gekocht hatte, aber es schmeckte gleich. Es kam ihr vor, als stünde sie wieder in seiner winzigen Wohnung, sähe ihm in die Augen und nickte genüsslich, während sich auf seinem Gesicht ein Lächeln ausbreitete.

Ihr erstes richtiges gemeinsames Abendessen war das gewesen. Das erste Mal, dass sie bei ihm übernachtet hatte. Das erste Mal, dass sie miteinander geschlafen hatten.

»Schmeckt’s?«

»Ob’s schmeckt? Es ist sooo gut. Besser als ein Orgasmus.«

»Wirklich? Bist du dir da sicher?« Der Löffel fiel klappernd auf das Schneidebrett, und schon hatte er einen Schritt auf sie zugemacht und nahm sie fest in die Arme.

Sie öffnete die Augen. »Es ist fantastisch«, sagte Kate mit rauer Stimme, als sie seinem durchdringenden Blick begegnete.

»Eines Tages werde ich dich schon noch zum Kochen bringen.« Seine Stimme war genauso rau wie ihre, während seine Augen ihr Gesicht erforschten.

»Aber das kannst du doch schon so gut!«, scherzte sie sanft, doch er lächelte nicht. »Vielleicht irgendwann, wenn ich ein bisschen Zeit habe.« Ihre Mutter hatte nie die Zeit dafür gehabt zu kochen. Verdammt, sie klang auch schon wie ihre Mutter. Verhielt sich wie sie. Nein, das wollte sie nicht zulassen. »Wie wär’s mit morgen?«, platzte er heraus. Sie hatte kaum Zeit zum Nachdenken, doch sein träges Lächeln brachte sie dazu, seine Worte zu wiederholen. Ihn glücklich zu machen.

»Morgen klingt gut.« Als er sie leicht an ihrem Hals berührte, huschte ihr ein Schauer über den Rücken.

»Wann ist das Abendessen fertig?«

»Braucht noch kurz, aber es ist fast so weit.«

»Wie lange?« Sie wusste, dass sie ihn nur necken wollte, aber dieses vertraute Hungergefühl hatte nichts mit dem Huhn zu tun.

»Lange genug«, er hielt kurz inne, »um deine Behauptung zu überprüfen. Ich weiß, dass ich gut koche, aber du hast vergessen, wie gut ich mich auch in anderen Räumen des Hauses schlage!« Er zog sie an sich. Ignorierte ihr Lachen und ihren Protest.

»Was ist mit meinem Abendessen?«

»Alles gut. Es köchelt schön vor sich hin.« Er sah ihr in die Augen, hob eine Augenbraue. »Genauso wie ich!«

»Aber ich brauche eine Dusche und muss mich umziehen.«

»Vielleicht steig ich mit dir in die Dusche.« Seine Stimme war noch rauer geworden, sie brachte ihren Puls zum Rasen. »Alles köchelt so vor sich hin, genau so, wie ich es mag.«

Sie lagen nackt auf dem Bett, einander zugewandt. Seine Hand ruhte auf ihrer Taille.

»Das war schön.« Seine Stimme war sanft und träge vom Sex. Er fuhr leicht mit den Fingern über ihren Brustkorb und glitt nach oben, um eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zu streichen.

Kate lächelte träge zurück, wollte sich in seine Armbeuge kuscheln, wusste aber, dass sie aufstehen und sich anziehen mussten.

»Wir sollten es öfter tun.« Er hielt unverwandt den Blick auf sie gerichtet, und sie wusste, was er sagen wollte. Sie wollte die Hand ausstrecken, um ihm einen Finger auf die Lippen zu legen. Ihn aufzuhalten. Aber er ergriff ihre Hand und sprach weiter, bevor sie irgendetwas sagen konnte. »Sooft wir können, bevor …«

Sie konnte ihr Seufzen nicht unterdrücken, rutschte ein wenig von ihm weg und rollte sich auf den Rücken. Es war ein Reflex, sie konnte nicht anders, auch wenn sie sich dafür hasste. Sie starrte an die Decke und versuchte, ihren Frust hinunterzuschlucken. »Bist du nicht glücklich damit, wie es ist? Nur wir beide?« Sie riskierte einen Blick in seine Richtung. »Wozu die Eile?«

»Keine Eile.« Seine Hand ruhte leicht auf ihrem Bauch. Ein leichter, gleichmäßiger Druck. »Es ist nur …«

»Wenn es passiert, passiert es. Wenn es nicht passiert, soll es eben nicht sein.« Widerstand hatte sich in ihre Stimme eingeschlichen. Kate hasste das. Es war nicht Eddies Schuld.

»Wir können es uns leisten …«

»Es geht nicht ums Geld«, schnauzte sie und bereute es sofort. Sie schloss für einen Moment die Augen. »Eine künstliche Befruchtung ist einfach so …« Sie zögerte. »… klinisch.«

Er lächelte sanft. »Ja, ich schätze, das ist es.«

»Wenn wir ein Baby bekommen, möchte ich mir Zeit lassen. Es soll auf natürliche Weise geschehen«, sagte sie leise und widerstand dem Drang, noch weiter von ihm wegzurutschen. Doch ihr ganzer Körper hatte sich angespannt. Ein Abwehrreflex, den sie hasste.

»Wir haben uns schon Zeit gelassen, Kate. Ich will kein alter Vater sein«, sagte er sanft, doch sie konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören. Die stille Entschlossenheit. Die Sache war ihm wichtig.

»Du hast noch so viele Jahre vor dir!« Sie versuchte, leicht und neckisch zu klingen.

»Ich möchte jung genug sein, um mit den Kindern Ball zu spielen, um eine richtige Beziehung aufbauen zu können, wenn sie im Teenageralter sind. Du nicht auch?« Sie zuckte mit den Schultern. »Wäre es nicht toll, Kinder zu haben und es wirklich zu genießen, anstatt die ganze Zeit kaputt zu sein? Und dann noch viele gute Jahre zu haben, wenn sie erwachsen und ausgezogen sind?«

»Wow, schnell mal ein paar Jahrzehnte vorgespult. Und schon sind sie weg!« Dieses Gespräch wurde jedes Mal, wenn sie es führten, schlimmer – oder besser gesagt, wenn Eddie es führte. Hatte er noch nicht gemerkt, dass das Leben sich nicht immer so entwickelte, wie man es gerne hätte? Dass Kinder nicht in jedes Leben passten? Dass manche Eltern sich wünschten, sie hätten sie nie bekommen?

»Wir haben verschiedene Optionen, Kate. Wir sollten sie nutzen.«

Kate war sich nicht sicher, ob sie überhaupt Optionen haben wollte. Aber war das Eddie gegenüber fair? Vor ihrer Heirat war das Thema Familie nie zur Sprache gekommen, weil alles andere so perfekt gewesen war. Sie hatten die gleichen Dinge gewollt. Kate hatte nie gedacht, dass es etwas Wichtiges geben könnte, über das sie sich nicht einig sein könnten.

Aber jetzt wusste sie, dass es stimmte, was ihr Großvater gesagt hatte: Zwei der wichtigsten Dinge, über die man reden muss, sind Geld und Kinder.

Kate und Eddie hatten über beides nicht gesprochen. Solange sie sich gegenseitig hatten, war alles in Ordnung, hatte sie gedacht.

Und sie hatten genug Geld; sie hatte immer hart gearbeitet und genug verdient, um nicht auf jemand anderen angewiesen zu sein. Genug, um sie beide zu ernähren, wenn er seinem Herzen folgte – seinen Job aufgab und eine Umschulung zum Koch machte.

Sie schwang ihre Beine vom Bett und drehte ihm den Rücken zu. »Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt …«

»Das sagt man immer so, irgendwann müssen wir ihn finden.«

Sie rutschte von ihm weg, sodass seine Finger an ihrem Körper abglitten und sein Arm aufs Bett fiel.

»Ich nicht.« Sie hörte selbst die Anspannung in ihrer Stimme, während sie sich abmühte, den Verschluss ihres BHs zu schließen.

Er griff wieder nach ihr und legte seine Hand auf ihre, sodass sie innehielt. »Wir, Kate. Wir, das bist nicht nur du.«

»Aber auch nicht nur du. Du kannst die Entscheidung nicht allein treffen.« Sie verkniff sich das »Es ist mein Körper«. Sie war ungerecht, das wusste sie, aber sie fühlte sich durch ihn in die Defensive gedrängt. Er sorgte immer dafür, dass sie sich von ihm distanzierte, sich zurückzog. Sie konnte es nicht recht erklären. Es war nicht der richtige Zeitpunkt für Erklärungen.

»Ich möchte keine Entscheidungen treffen. Ich möchte nur, dass du dich öffnest und mit mir sprichst, so wie über alles andere auch. Warum kannst du nicht darüber reden? Ich verstehe es nicht.«

Weil das etwas ganz anderes ist, wollte sie schreien. Wir müssen nicht einen Haufen Geld ausgeben, damit irgendein Arzt mich schwanger macht. Ich weiß, warum ich nicht schwanger werde.

Sie schrie nicht. Stattdessen sagte sie: »Bitte, können wir damit aufhören? Lass uns nicht den Abend verderben. Wir können morgen darüber reden.«

»Sicher.« Sein Finger fuhr ihre Wirbelsäule hinunter, und sie erschauerte. »Ist keine große Sache.«

Aber das war es. In seiner Stimme lag eine Resignation, die sie selten hörte und die sie hasste. Und sie war dafür verantwortlich.

Kate spürte, wie das Bett wackelte, als er herausstieg, zu ihr kam und vor ihr in die Hocke ging.

Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er wusste immer, wie er sie zum Lächeln bringen konnte.

Sie lachte mit ihm, liebte ihn, teilte ihre Geheimnisse, ihren Körper, ihre Hoffnungen und Träume mit ihm. Ihr Leben. Warum war es dann so schwer, mit ihm über diese Sache zu sprechen?

Er wippte leicht auf und ab, und sie schüttelte den Kopf. Und konnte nicht verhindern, dass ihr Lächeln noch breiter wurde. »Du siehst aus wie ein riesiger Frosch!«

»Quak!«

Diesmal lachte sie.

Er stand auf und küsste sie auf den Kopf.

Er hatte sie zum Lachen gebracht, versucht, die Stimmung wieder aufzulockern, aber sie wusste, dass sie den Abend verdorben hatte.

»Es tut mir leid, dass ich …«

»Es tut mir leid, dass ich immer wieder davon anfange.« Er zerzauste ihr das Haar. »Du hast recht, es gibt keinen Grund zur Eile. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.« Er lachte, während er seine Jeans anzog, mit dem Rücken zu ihr. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie wusste, dass er enttäuscht dreinsah. »Vielleicht die Vorboten einer Midlife-Crisis?« Er zuckte mit den Schultern. Dieses jungenhafte, liebenswerte Schulterzucken, in das sie sich verliebt hatte.

»Du bist doch noch gar nicht so alt!« Sie stand auf und schlang die Arme um ihn. Schmiegte ihr Gesicht an seinen Rücken.

»Aber bald.« Er löste sich von ihr, trat einen Schritt zurück, hielt aber eine ihrer Hände fest. Um zu zeigen, dass er ihr verzieh.

»Tut mir leid, Eddie. Ich kann einfach nicht …«

Er unterbrach sie; vielleicht wollte er den Rest des Satzes nicht hören, oder vielleicht war er der Meinung, dass das ein Gespräch für einen anderen Tag war. Nicht für heute.

»Hey, ich hab Mist gebaut.« Seine Stimme war sachlicher geworden, und doch war da eine Spur Schmerz, ein leichtes Zittern. »Ich habe ein paar Zutaten vergessen. Ich hole sie schnell, es dauert nicht lange, das Abendessen ist in zwanzig Minuten fertig.« Er schaute auf die Uhr. »Reicht gerade so. Ruh dich ein bisschen aus! Soll ich dir irgendwas mitbringen?«

Kate schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass das wahrscheinlich nur ein Vorwand war. Er ließ ihr etwas Freiraum, er ließ ihnen beiden Zeit.

Versuchte, die Reset-Taste zu drücken.

Sie versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken, als er ihr zuzwinkerte, fröhlich und traurig zugleich. Eddie konnte seine Gefühle nie verbergen; das war eines der Dinge, die sie an ihm liebte.

Kate lauschte, als er die Treppe hinunterging. »Hey, ich liebe dich!«, rief sie, als die Haustür hinter ihm zufiel. Sie war sich ziemlich sicher, dass er es nicht gehört hatte, sonst hätte er etwas zurückgerufen. Er rief immer etwas zurück.

Langsam zog sie sich wieder an und setzte sich an ihren Schminktisch.

Sie schminkte und frisierte sich sorgfältig. Dieses Mal wollte sie sich ein wenig mehr Mühe geben – sie suchte ein Kleid aus, das ihm gefiel, um die Sache von vorhin wiedergutzumachen.

Dann legte sie Musik auf, ihre Lieblingsplaylist. Schlenderte durch die Küche, seine Küche. Sie saß so gern an der Kücheninsel und sah ihm beim Kochen zu. Sie liebte ihn; sie liebte ihr Zuhause. Sie liebte ihr Leben.

Es war perfekt, sie hätte sich nicht mehr wünschen können. Sie hoffte nur, er würde sich beeilen. Dann könnten sie sich küssen und den Wein öffnen. Dann würde sie wissen, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war.

Kates Handy piepte. Das Bild auf dem Sperrbildschirm zauberte ihr augenblicklich ein Grinsen ins Gesicht. Ein Selfie, das Eddie letztes Jahr um diese Zeit aufgenommen hatte und auf dem sie beide grinsend Sektgläser hochhielten.

In jeder Beziehung gab es Reibereien; es wäre ja seltsam, wenn sie sich nie streiten würden. Es war alles in Ordnung.

Und morgen würde sie ihm helfen, das Abendessen zu kochen. Dann konnte sie seine Leidenschaft mit ihm teilen und würde sich vielleicht nicht mehr so verdammt schuldig wegen der Babysache fühlen.

Immer noch lächelnd tippte sie eine Antwort.

Hab dich lieb, komm schnell nach Hause! Warte auf dich [Zwinkersmiley] Xxx

Sie hielt den Blick auf den Bildschirm gerichtet, wollte sichergehen, dass er die Nachricht gesehen hatte, dass er wusste, wie sie sich fühlte. Ein Häkchen, gesendet. Zwei Häkchen, zugestellt. Sie wartete darauf, dass sie die Farbe wechselten – dass sich der Status zu »gelesen« änderte.

Doch das passierte nicht.

2. Kapitel

Drei Jahre, zwei Wochen und einen Tag später

Kate

Kate hatte ihre Arbeit immer geliebt, was auch der Grund dafür war, dass sie gerade dabei war, ihre Habseligkeiten in eine Kiste zu packen. Als sie noch an der Universität war, hatte sie einen Glückskeks geöffnet, in dem gestanden hatte, dass ihr Beruf »eine Berufung« sein würde. Das traf genau aufs Unterrichten zu.

Sie wollte zwar keine eigenen Kinder haben, aber an einer Schule zu unterrichten, hatte sich immer richtig angefühlt. Vielleicht lag es daran, dass sie mit dem Gefühl aufgewachsen war, nicht gewollt zu sein, nicht gut genug zu sein, nicht beachtet zu werden, dass sie entschlossen war, dafür zu sorgen, dass auch die schwächsten Schüler wertgeschätzt wurden – dass sie etwas aus ihrem Leben machen konnten.

Kate war keine schlechte Schülerin gewesen – sie hatte in der Schule in allen Fächern gute Noten gehabt. Aber sie hatte sich nicht vorgemacht, dass das daran lag, dass sie besonders intelligent war oder dass ihr alles in den Schoß fiel. Es lag daran, dass sie hart gearbeitet hatte. Sie hatte unbedingt gut sein wollen, denn dann, so hatte sie gedacht, würde ihre Mutter ihr vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenken, stolz auf sie sein. Würde sich vielleicht sogar Zeit nehmen, zum Elternabend zu kommen oder die »Kunstausstellungen« zu besuchen.

In den Weihnachtsferien ihres letzten Studienjahres an der Uni – sie studierte Biologie – war Kate klar geworden, dass ihre Mutter, als sie sagte, sie wolle, dass Kate unabhängig sei, dies nicht nur zu Kates Vorteil meinte, sondern auch zu ihrem eigenen. Sie hatte ihre mütterlichen Pflichten erfüllt und wollte nun aus der Mutterrolle entlassen werden.

Kate hatte den Großteil der Feiertage bei ihren Großeltern verbracht – was nichts Neues war. Neu in diesem Jahr war allerdings, dass ihre Mutter nicht einmal zum Weihnachtsessen erschien. Stattdessen schickte sie eine Skype-Einladung.

Sie war in den USA, um an Heiligabend ein Geschäft abzuschließen, da ergab es doch keinen Sinn, nur für ein kleines Truthahnessen ein lächerlich teures Flugticket zu kaufen, oder?

Als ihr Großvater am zweiten Weihnachtsfeiertag den mit Honig glasierten Schinken in Scheiben schnitt, wurde Kate auf einmal klar, dass sie nicht mehr das tun musste, von dem sie dachte, dass es ihrer Mutter gefallen würde. Es würde keinen Unterschied machen, ob sie den Nobelpreis bekäme oder einfach nur in einem Büro arbeitete. Hauptsache, sie stand auf eigenen Beinen.

Hauptsache, ihre Mutter war von der Verantwortung für die Tochter, die sie nicht wollte, befreit.

Wann immer Kate an diesen Moment zurückdachte, wann immer sie sich selbst und ihre Entscheidungen infrage stellte, erinnerte sie sich an den Geschmack des Schinkens – den süßen Honig, die würzig-warmen Nelken, die in ihrem Mund bitter wurden.

In diesem Moment damals war ihr klar geworden, dass es an der Zeit war, sich zu lösen. Zu tun, was sie wollte.

Deshalb hatte sie sich zur Lehrerin ausbilden lassen, und deshalb zog sie auch jetzt wieder weiter – packte zum letzten Mal ihr altes Leben ein.

Wie sollte sie die Probleme von Kindern lösen, wenn sie ihre eigenen nicht lösen konnte?

»Oh, wie kommen Sie zurecht, Liebes?«

Kate blickte von den Kisten auf. Rachel, die Putzfrau, hatte ein mitfühlendes Lächeln im Gesicht. Sie fuhr mit ihrem Henry-Staubsauger 1 mit einer Wucht um den Schreibtisch herum, dass er gegen den Aktenschrank prallte.

Kate versuchte, nicht zusammenzuzucken. Es fiel ihr immer noch schwer, mit Mitleid umzugehen. Wenn alle so weitermachten wie bisher und sie behandelten, als wäre nichts passiert, dann war alles in Ordnung. Völlig in Ordnung. Dann konnte sie mit der Situation umgehen.

»Es ist nicht leicht, Witwe zu sein, nicht wahr?«, plapperte Rachel weiter, angespornt durch Kates Reaktion.

Kate hatte festgestellt, dass es zwei Arten von Menschen gab – diejenigen, die um jeden Preis das Risiko vermieden, bei jemandem Unbehagen auszulösen, und andere, die sich am Unbehagen eines anderen Menschen weideten. Rachel schien der zweite Typ zu sein. Sie würde sie zweifellos mit Mitleid überschütten, wenn sie ein Ergebnis erhielt und Kate zusammenbrach. Doch das Vergnügen würde sie ihr nicht machen.

»Überrascht mich nicht, dass Sie eine Pause von der Arbeit brauchen. Als meine Schwester ihren Dan verlor, war sie ewig krank, hat sich vollkommen in sich selbst zurückgezogen. War blass wie ein Zombie, wochenlang überhaupt nicht sie selbst. Wochenlang. Meinte, sie fühlt sich nicht mehr ›ganz‹. Sie war aber nicht so jung wie Sie.«

Kate hatte nach dem Wort »Witwe« nicht mehr zugehört. Sie hasste dieses Wort.

Rachel gab Kate keine Gelegenheit zu antworten, sondern redete einfach weiter über ihre Schwester, während ihr Henry-Staubsauger manisch lächelnd gegen Wände und Stuhlbeine stieß und die Düse die armen Spinnen einsaugte, die unter den Fußbodenleisten Zuflucht gesucht hatten. Das Wort »Witwe« hing immer noch in der Luft, beinahe anklagend.

»Und es passierte nicht so plötzlich wie bei Ihnen, sie wusste, dass ihm nur noch Monate blieben, hatte Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Aber bei Ihnen, den einen Tag ist er noch hier, den nächsten ist er weg, das muss ein Schock gewesen sein, oder, meine Liebe?«

»Mir geht’s gut, danke«, stotterte Kate. Ihre Gesichtsmuskeln fühlten sich starr an, als sie ihre Tasche aufhob.

»Wie lange ist es jetzt her?«

Witwe. Was für ein hässliches Wort. Ein einsames Wort. Traurig und leer. Sie sah sich selbst nicht als Witwe; es war ein Wort, mit dem sie nichts anfangen konnte.

Sie war »verlassen« worden. Eddie hatte seine Frau zurückgelassen, keine Witwe. Als hätte er einen Fehler gemacht und würde wiederkommen. Oder vielleicht erwartete man von ihr, dass sie ihm in den Tod folgte.

Aber es war nicht Rachels Schuld, dass sie sich so fühlte. Es war nicht Rachels Schuld, dass heute Kates letzter Arbeitstag war.

Sie hatte die Arbeit in diesem Haus geliebt. Es war ihr erster richtiger Job (ihr einziger Job) gewesen; die Kinder waren für sie zugleich Herausforderung und Unterhaltung gewesen. An manchen Tagen frech, an anderen nervös und aufgeregt. An Tagen, an denen sie Noten bekamen, brauchten sie Trost, an anderen brauchten sie Unterstützung und eine Schulter zum Ausheulen. Und die Kollegen waren großartig – immer hilfsbereit. Kollegen an einer Highschool mussten so sein. Alle für einen und einer für alle.

Sie waren für sie da gewesen, als sie ihre Großeltern verlor – ihre Grandma folgte ihrem Großvater auf den Tag genau einen Monat nach seinem Tod ins Grab, denn was hätte es für einen Sinn gehabt, ohne ihn weiterzuleben, wenn man dreiundneunzig war?

Damals hätte sie wahrscheinlich gesagt, dass es viel Sinn gehabt hätte. Aber jetzt verstand sie es.

Nach Eddies Tod hatte sie sich an ihre Routine geklammert. Es war alles, was ihr geblieben war. Aber nach diesem ersten Jahr, in dem der Hochzeitstag wiederkehrte und Eddie nicht da war, einem Jahr, in dem sie nach der Arbeit zur gewohnten Zeit nach Hause kam und das Haus leer vorfand, einem Jahr, in dem sie auf das Wochenende wartete und dann feststellte, dass sie es hasste, hatte sie gelernt, dass das Festhalten am Gewohnten überhaupt nicht half.

Es machte den Verlust nur noch schlimmer. Es machte die Lücke in ihrem Leben größer, den Raum, den er hätte füllen sollen.

Sie wollte sich kein neues Leben ohne Eddie aufbauen, aber sie konnte die Löcher in dem Leben, das er hinterlassen hatte, nicht stopfen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste nur, dass sie irgendetwas tun musste.

»Zwei Jahre, oder?«, drang Rachel weiter in sie.

»Drei«, korrigierte Kate. Drei Jahre, zwei Wochen und ein Tag.

»Die Zeit vergeht so schnell, nicht wahr?«

Die Zeit war nicht schnell vergangen. Jede Sekunde hatte schmerzhaft getickt, aber es war dennoch ein Schock, dass all diese Sekunden sich zu mehr als drei Jahren summiert hatten.

In den ersten Wochen hatte sie noch Unterstützung erhalten, alle hatten sich um sie geschart, bis nach der Beerdigung. Warum dachten die Leute, dass alles wieder okay wäre, wenn sie erst einmal ein paar Blumen niedergelegt hatten?

Ihre engsten Freunde waren noch für sie da gewesen, um ihr über den ersten Jahrestag hinwegzuhelfen, aber dann hatten auch sie die Sache langsam vergessen. Hatten ihr Leben weitergeführt. Aber sie selbst war dazu nicht in der Lage gewesen.

Ihr unerbittlicher Optimismus, dass sie wollten, dass sie einfach vergaß und »lebte«, hatte sich falsch angefühlt. Sie hatten es nicht verstanden. Es war einfacher, Nein zu sagen, wenn sie sie einluden, nach Hause zu gehen und die Welt auszusperren, als es zu erklären. Aber im Moment fühlte sie sich oft sehr allein.

Selbst Eddie war für sie manchmal nicht mehr greifbar, auch wenn er immer noch in ihrem Herzen wohnte.

»Kein Wunder, dass Sie wütend sind, Liebes.« Oh Gott, war Rachel immer noch am Plappern? Kate würde ihr noch Henrys Schlauch um den Hals wickeln und sie damit erwürgen, wenn sie nicht bald woanders staubsaugte. »Echt kein Wunder. Sie gehen jetzt?«

Kate nickte. »Jap.« Sie wusste, dass sie gereizt klang. Rachel hatte also recht, sie war wütend. Auf Eddie, auf sich selbst. Auf das Leben.

»Passen Sie auf sich auf, Liebes. Es gibt so Gruppen wie die Anonymen Alkoholiker, also nicht für Trinker, sondern zur Unterstützung für Sie-wissen-schon. Meine Schwester …«

Kate marschierte den langen, leeren Korridor hinunter und atmete tief durch, als sie ins Freie trat und die Tür hinter ihr zuging.

Wie nannte man diese Gruppen? Anonyme Witwen, AW? Woohoo, fucking fantastisch.

Sie schluckte ihre Frustration herunter, ließ sich in den Fahrersitz fallen, warf ihren Jutebeutel auf den Beifahrersitz und lehnte sich zurück.

Was war nur los mit den Menschen? Sie brauchte niemanden, der sie daran erinnerte, es war immerzu in ihren Gedanken.

Genau wie Eddie.

Oh Gott, das hätte er bestimmt lustig gefunden. Ein Club zum Heulen. Er hätte ihr gesagt, dass sie nur deshalb eingeschnappt war, weil sie nicht dazugehörte.

Sie legte den Gang ein und fuhr langsam rückwärts aus der Parklücke.

Eddie wäre stolz auf sie gewesen. Dass sie sich befreite, etwas wagte.

Er hatte Herausforderungen schon immer gemocht. Als er in dem Alter gewesen war, in dem sie jetzt war, war er bereit gewesen, etwas Neues zu wagen.

Sie hatte das Richtige getan. Und er hatte es möglich gemacht. Er hatte immer gesagt, dass er sich um sie kümmern würde; was auch immer passieren würde, er würde dafür sorgen, dass es ihr gut ging. Und das hatte er getan. Er hatte regelmäßig gespart (sein Erspartes für den Neuanfang), er hatte eine Lebensversicherung abgeschlossen, die nur jemand, der im Finanzwesen arbeitete, abschließen würde.

Sie tat das, was er von ihr gewollt hätte. Was er selbst getan hätte.

Sie umklammerte das Lenkrad fester. Sie war nicht allein.

Rachel verstand das nicht, denn sie war nie mit Eddie zusammen gewesen. Sie wollte Kate ausquetschen, fühlen, was sie fühlte, weil sie es selbst nie erlebt hatte.

Auf den Straßen herrschte reger Berufsverkehr, aber je weiter sich Kate von der Schule und von Rachel entfernte, desto mehr ließ ihre Wut nach. Sie hatte es geschafft. Was Rachel dachte, spielte keine Rolle. Sie hatte es geschafft. Zum ersten Mal seit über drei Jahren hatte sie eine Entscheidung getroffen. Eine lebensverändernde Entscheidung, die nur sie etwas anging, die sie für sich selbst traf.

Sie musste einfach glauben, dass sie das Richtige tat. Lehrerin zu bleiben, hätte mit Zweifeln und Angst zu tun gehabt. Wenn sie geblieben wäre, hätte sie sich an eine Vergangenheit geklammert, die vorbei war und die nie wiederkehren würde. Wenn sie geblieben wäre, hätte sie mit dem Urteil von Menschen wie Rachel leben müssen.

Eddie hatte sich auf den Weg gemacht. Das musste sie auch tun. Auf der Welle surfen, nicht gegen die Strömungen, die Gezeiten ankämpfen.

Wenn sie nur daran dachte, was er jetzt sagen würde, fühlte sie sich besser.

Die Bitterkeit in ihr ebbte langsam ab. Die Wut auf Rachel ließ nach und wurde durch ein seltsames Gefühl ersetzt. Sie war leicht zittrig, ihr Magen flatterte – aber sie fühlte keine Panik, sie fühlte … Es dauerte eine Weile, bis sie herausgefunden hatte, was sie fühlte. Es war Erleichterung. Nicht Angst oder Wut oder Verzweiflung.

»Ich habe eine Entscheidung getroffen«, flüsterte sie, während sich ein Lächeln auf ihr Gesicht stahl. »Ich hab’s getan.« Obwohl sie in letzter Zeit das Gefühl hatte, keine Kontrolle, keine Macht zu haben, war sie tatsächlich aus ihrer Komfortzone herausgetreten. Hatte das Hamsterrad verlassen. Einen Schritt gewagt.

Langsam nahm der Verkehr ab. Sie spürte, wie sich ihre Gesichtszüge entspannten. Sie drehte das Radio etwas lauter, tippte mit den Fingern im Takt der Musik aufs Lenkrad. Ja, das war gut. Das war der erste Tag ihres neuen Lebens.

»Ein Neuanfang«, sagte sie leise. Wenn irgendetwas schiefging, hatte Eddie immer gesagt: »Hey, keine Sorge, morgen ist schon wieder alles anders.« Eddie hatte nie Angst vor einem Neuanfang gehabt.

Sie warf einen Blick in den Rückspiegel, blinkte und wurde langsamer, um von der Hauptstraße in die Straße abzubiegen, in der sie wohnte.

Sie musste eine Vollbremsung machen, um zu vermeiden, dass sie auf jemanden auffuhr, der gerade am unteren Ende der offenen Rampe eines Umzugswagens in die Knie ging. Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht.

Unwillkürlich quiekte sie, während sie Arme und Beine anspannte. Ihr Magen kribbelte. Das Auto kam zum Stillstand, ihre Finger umklammerten das Lenkrad so fest, dass sich ihre Nägel in die Handflächen gruben.

Einen Moment lang war sie wie erstarrt, konnte nur schauen. Adrenalin durchströmte ihren Körper. Dann merkte sie, wie sehr ihr Herz pochte. Und welche seltsame Szene sich vor ihr abspielte.

Sie drückte sich zurück in den Sitz, zwang ihre Hände, sich zu entspannen.

Warum zum Teufel parkte der Transporter so nah an der Ecke? War das nicht illegal? Aber was noch mehr Fragen aufwarf: Warum machte irgend so ein Trottel mitten auf der Straße den Herabschauenden Hund, und zwar auf ziemlich schlechte Art? Wenn er das noch länger tat, würde noch ein Toter Hund daraus werden.

Der dunkelhaarige, ihr vage bekannt vorkommende Mann richtete sich langsam auf. Sein Blick hatte etwas Einschüchterndes. Er sah sie unverwandt aus seinen blaugrauen Augen an. Niemals Angst zeigen, hatte man ihr während ihrer Lehrerinnenausbildung gesagt, und diese Lektion hatte sie sich zu Herzen genommen. Sie biss die Zähne zusammen. Wenn sie mit einer Klasse voller halbwüchsiger, testosterongesteuerter Teenager umgehen konnte, dann konnte sie auch mit einem Idioten fertigwerden, der mitten auf der Straße herumsprang, als gehöre sie ihm.

Nur dass das kein Teenager war, sondern ein stattlicher Erwachsener. Und zwar ein ziemlich durchtrainierter. Mehr ein Mann aus einem Magazin als ein Typ, dem man einfach so auf der Straße begegnete. Vor allem an einem Ort wie diesem.

Er warf ihr einen finsteren Blick zu, den Kate erwiderte, wobei ihr die Hitze in die Wangen stieg (es gab Dinge, über die sie keine Kontrolle hatte). Dann machte er diese wegwerfende Geste, die so viel sagte wie: Pfft, für wen hältst du dich eigentlich, und sie innerlich immer zum Kochen brachte. Kinder hatten diese Geste super drauf, und Kate ließ sie sich nie gefallen. Sie kurbelte das Fenster herunter, widerstand dem Drang, auszusteigen und zu ihm rüberzumarschieren – er war ziemlich groß und kräftig, und man wusste ja nie, wie die Leute heutzutage reagierten. »Was zum Teufel glauben Sie, was Sie da tun, da mitten auf der Straße herumzulungern? Ich hätte Sie überfahren können«, schrie sie und hielt den Finger bereit, um das Fenster im Ernstfall gleich wieder hochkurbeln zu können.

»Das sehe ich«, erwiderte er in einem Ton, der viel zu passiv-aggressiv klang, als dass Kate ihn in ihrem gestressten Zustand hätte ignorieren können. Ein Zustand, für den er verantwortlich war.

Ihre Augen wurden schmal. »Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass Sie zuerst auf den Verkehr achten sollten?« Okay, jetzt begab sie sich auf sein Niveau. Ihr Großvater hatte immer gesagt: »Sarkasmus ist die niedrigste Form des Witzes«, und ihre Stimme triefte davon, auch wenn das Ganze nicht witzig gemeint war.

So würde sie zwar nicht mit einem aufbrausenden Schüler umgehen, aber nur wenige von ihnen ließen ihren Blutdruck in die Höhe schnellen, indem sie sich vor ihr Auto warfen.

»Hab ich getan«, sagte er in einem irritierend vernünftigen Ton. »Bis Sie um die Ecke geschossen kamen, war alles sicher. Hab Sie kommen hören und musste das hier schnell retten, bevor Sie es zusammenfahren!« Er hielt etwas hoch. Es sah aus wie ein Fotorahmen – aber mit irgendeinem Dokument darin.

Jetzt machte Kate »pfft«. Wenn er so unachtsam war, dass er einfach Dinge auf die Straße schmiss, dann hatte er es verdient, überfahren zu werden.

»Die Umzugsleute haben eine Kiste mit meiner Ausrüstung fallen lassen, und das hier ist dabei runtergefallen«, fügte er hinzu, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Aber Kate wollte keine Sekunde länger mit ihm reden, ihn nicht einmal mehr ansehen. Sie kurbelte bereits das Fenster hoch und bemühte sich, den ersten Gang einzulegen. Der Wagen sträubte sich, sie schaltete erst in den Rückwärtsgang, dann in den dritten und schließlich in den ersten. Nicht das auch noch; dass sie ihn nur knapp verfehlt hatte, hatte sie innerlich und äußerlich ganz schön mitgenommen. Ihre Hände zitterten. Sie musste nach Hause und ein paarmal tief durchatmen.

Kate starrte auf die Straße vor sich und fuhr um den Transporter herum. An seiner Stelle hätte sie die Kiste mit den wertvollen Sachen oben zugeklebt. Aber wahrscheinlich war nicht jeder praktisch veranlagt. Sie konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Wahrscheinlich war sie unfair gewesen, hatte überreagiert. Aber es war eine instinktive Reaktion gewesen; er hatte sie erschreckt. Sie wachgerüttelt.

Na super. Ein neuer Nachbar mit Allüren, das fehlte ihr noch. Nicht dass sie irgendeinen ihrer Nachbarn wirklich kennengelernt hätte. Also würde sie ihm auch irgendwie aus dem Weg gehen können.

Sie fuhr in ihre Einfahrt, stellte den Motor ab und wartete darauf, dass das Zittern ihrer Hände nachließ. Dass ihr Herz aufhörte zu pochen.

Was für ein Idiot! Wer, der bei klarem Verstand war, parkte einen Transporter dieser Größe direkt an einer Straßenkreuzung? Sie wusste, dass sie unverhältnismäßig wütend war, aber sie wollte so verzweifelt an dem guten Gefühl festhalten, das sie beim Verlassen der Schule gehabt hatte. Ruhig und glücklich zu Hause ankommen. Nicht aufgewühlt und verärgert. Sie hatte dieses gute Gefühl so sehr gebraucht, und irgendein Idiot hatte es ruiniert.

Eddie hätte ihr sein bestes Trostessen gekocht, mit einem Glas Rotwein dazu. Er hätte sie in den Arm genommen und gesagt, dass er ihrem neuen Nachbarn die Leviten lesen würde. Aber sie hätten beide gewusst, dass er es nicht getan hätte, weil er viel zu nett war. Am Ende hätten sie nur darüber gelacht.

Er hätte sie dazu gebracht, dass sie sich besser fühlte, er hätte sie wieder zum Lächeln gebracht. Das war jetzt ihre eigene Aufgabe. Und sie schaffte das auch allein. Sie fühlte sich schon besser. Sie würde duschen, Musik auflegen und dieses positive Gefühl wieder aufleben lassen.

Sie war bereit reinzugehen. Neu anzufangen. »Komm schon, Eddie, lass uns kochen«, sagte sie leise, als sie die Autotür zuschlug, entschlossen, ihr altes Leben und diesen Mann hinter sich zu lassen.

3. Kapitel

Auf zu neuen Ufern

Jack

Jack stand da und betrachtete die strahlend rote Haustür. Zum ersten Mal seit dem Unterzeichnen des Mietvertrags kamen ihm Zweifel, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Im Moment war er voller Selbstzweifel – etwas, das dem früheren Jack fremd gewesen war. Früher war er stets voller Zuversicht und Vertrauen in sich selbst und die Zukunft vorangeschritten. Alles schien immer reibungslos zu laufen. Doch dann wurde er krank, und plötzlich geriet sein Leben aus den Fugen. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, und an die Stelle von Entschlossenheit und Erfolg traten Chaos und Misserfolg.

Fast zwei Wochen lang hatte er flachgelegen, niedergestreckt von dem gemeinen Virus – vollkommen aus der Bahn geworfen. Jack hatte sich nie zuvor krankgemeldet; er kannte selbst fast niemanden, der gesünder war als er. Dass er nicht einmal ans Kochen denken konnte, geschweige denn, es wirklich tun konnte, war für ihn ein Schock. Doch sobald er wieder auf den Beinen war, stürzte er sich in die Arbeit, zwang sich dazu, bis zum Ende des Tages durchzuhalten, selbst wenn die Erschöpfung sein Gehirn vernebelte und seine Arme nach einem Tag voller Gemüseschneiden und schwerer Pfannen zitterten. Nach ein paar Tagen hatte er seinen Rhythmus wiedergefunden und die Krankheit als lästige Unannehmlichkeit abgetan. Doch als er mit seinem Kopf endlich ganz bei der Arbeit war und sich wieder voll konzentrieren konnte, wurde ihm klar, dass sich sein Leben verändert hatte.

Jack hatte akzeptiert, dass das Virus seinen Geschmacks- und Geruchssinn beeinträchtigt hatte, als er es im Bett auskurierte. Sein Appetit hatte ihn im Stich gelassen, aber war das nicht typisch für Krankheiten?

Doch nach ein paar Wochen zurück in der Küche, als er wieder Soßen und Brühen anrührte, wurde ihm die ganze Tragweite bewusst. Er konnte den Duft des zubereiteten Essens nicht wahrnehmen, und seine Geschmacksknospen waren völlig ausgeschaltet.

Zuerst war er einfach verwirrt. Andere versuchten, ihn zu beruhigen, sagten ihm, er solle Geduld haben. Er hörte auf die Ärzte, die versicherten, dass die meisten Menschen sich erholten, dass ihre Sinne nach ein paar Wochen oder Monaten zurückkehrten.

Aber er hatte keine Zeit, er musste Gerichte servieren, er musste sich so nah wie möglich an die Perfektion herantasten. Halbe Sachen konnte er nicht abliefern. Doch offensichtlich war er nicht wie die »meisten Menschen«.

Die Zeit verging, und die starke Tasse Kaffee, mit der er seinen Tag begann, schmeckte immer noch metallisch. Die zarte Süße seiner Desserts entging seinen Sinnen vollständig, und er musste sich auf sein Personal verlassen, um sich zu versichern, dass der Geschmack genau richtig war. So konnte er nicht arbeiten. Es trieb ihn zur Verzweiflung.

Hatte man schon mal von einem Koch gehört, der nicht feststellen kann, ob etwas zu stark gewürzt ist? Von einem Koch, der nicht in der Lage ist, Fisch, der nicht ganz frisch war, auszusortieren?

Das Leben schien ihm ein Schnippchen zu schlagen. Er hatte nie über Unglück nachgedacht, er hatte sein eigenes Glück durch harte Arbeit geschmiedet. Doch das hier konnte er nicht wieder ins Lot bringen. Niemand konnte ihm eine Antwort geben, ihm erklären, warum er anders war, warum er zu den Menschen gehörte, die sich nicht vollständig erholten.

Jack hatte nicht mit dem Trinken begonnen, um seine Sorgen zu ertränken; er hatte nicht bewusst zur Flasche gegriffen. Er hatte einfach herausgefunden, dass ein oder zwei Gläser ihm beim Einschlafen halfen. Die Bitterkeit erreichte seine Geschmacksknospen – er konnte den Whisky riechen, den Shiraz schmecken. Doch sein Essen konnte er nicht genießen, denn damit war Schmerz verbunden. Schmerz darüber, dass er die Aromen nicht mehr schmeckte, von denen er wusste, dass sie existierten.

Und die Beziehung mit seiner On-off-Freundin war in die Brüche gegangen. Es war sein Fehler gewesen, das wusste er. Er hatte sie verstoßen, sich von ihr distanziert, genauso wie von seinen Eltern. Er zog es vor, seine Abende allein zu verbringen, mit einem Drink und belanglosen Fernsehsendungen, von denen er sich berieseln ließ.

Er wollte nicht, dass sie die Wut oder die Verzweiflung in seiner Stimme hörten. Ebenso wenig wollte er, dass sie das leichte Lallen hörten, das auf Müdigkeit und einen Whisky zu viel folgte, wobei der ihn neuerdings eher wach hielt, anstatt ihn zu betäuben.

Er wollte nicht, dass man ihm sagte, es sei nicht schlimm, da sein Team es übernehmen könne. Es war sehr wohl schlimm für ihn. Das hier war sein Traum, sein Leben, dafür hatte er all die Jahre gearbeitet. Hundert Prozent – nicht bloß mechanisch, sein Herz, seine Seele steckten darin. Essen war seine leidenschaftlichste Beziehung.

Clara hatte ihn nie wirklich verstanden. Sie war wegen seines Erfolges mit ihm zusammen gewesen, nicht wegen seiner Persönlichkeit. Essen war für sie bloß Nahrung, wie hätte sie ihn jemals verstehen können? Die lockere Beziehung hatte ihm gepasst. Er war zu sehr in seine Karriere vertieft gewesen, zu beschäftigt, um sich wirklich auf eine andere Person einzulassen. Das hatte er stets deutlich gemacht; er wollte niemanden in die Irre führen.

Dennoch war es ein harter Schlag gewesen, als er realisiert hatte, wie konsequent sie ihn aus ihrem Leben gestrichen hatte, nachdem sie erkannt hatte, dass er es ernst meinte mit dem Aufhören. Bis dahin hatte sie angenommen, dass er weitermachen würde, dass sie zusammenbleiben würden. Sein Rückzug und seine mangelnde Kommunikation hatten sie offenbar nicht besonders gestört. Sie erschien in seinem Leben und verschwand wieder daraus, wie sie es immer getan hatte. Doch in dem Moment, als sie den Vertrag sah, den er unterschrieben hatte – er hatte das Restaurant, sein Zuhause, an jemand anderen vermietet –, in dem Moment, als ihr klar wurde, dass er es ernst meinte mit dem, was er gesagt hatte, dass er aufhören würde, dass er keinen anderen Ort oder Job in Aussicht hatte, dass es vorbei war, war es auch mit ihrer Beziehung vorbei.

»Das ist so verdammt egoistisch«, hatte sie gesagt, während sie ihre Sachen in eine Tasche gepackt hatte. »Wer wird mich denn einladen, wenn sich herumspricht, dass du nur ein Ex-Promi bist? Dann bist du einfach, einfach …«, sie stockte, »… normal, ein Niemand.«

Für sie war es keine gewöhnliche lockere Beziehung gewesen. Sein Humor und sein eigenartiger Musikgeschmack waren ihr egal gewesen, ebenso die gemeinsamen Momente. Vielmehr hatte sie sein gesellschaftlicher Status angezogen. Er hatte ihr die Türen zu exklusiven Kreisen geöffnet. Doch nun, da er ein Schatten seiner selbst war, hatte er keinen Nutzen mehr.

Aber das bedeutete auch, dass er nun gänzlich allein war. Ohne seine besondere Gabe, ohne die Liebe zum Kochen und zum Essen, das sein Leben erfüllt hatte, fühlte er sich verloren.

An jenem Tag, als seine Eltern zum Mittagessen kamen und er feststellte, dass er vergessen hatte, Essen zu besorgen, fasste Jack den Entschluss: Genug war genug.

Sein Vater bestand darauf, zum örtlichen Pub zu fahren, und Jack verzehrte Unmengen von Essen, von dem er sicher war, dass es für die anderen genauso fade schmeckte wie für ihn.

Das Ganze hatte ein völlig neues Level erreicht.

Der Blick seiner Mutter war voller Mitgefühl. Jack hatte nie Mitgefühl gebraucht, er war zu ehrgeizig, zu motiviert. Doch dieser Blick beschämte ihn mehr als das Eingeständnis, dass er nicht mehr kochen konnte. Er fühlte sich wie ein Versager.

Er wusste, dass er eine Wahl hatte – entweder sich im Selbstmitleid zu suhlen oder einen neuen Weg einzuschlagen. Denn Jack machte nie etwas halbherzig.

Er stand vor der Herausforderung, einen Ausweg zu finden. Er erkannte, dass er von vorne beginnen musste, ohne dass er darauf hoffen konnte, dass sich die Dinge allmählich besserten (wie alle behaupteten), und dass er an dem Punkt ansetzen konnte, an dem er im Restaurant aufgehört hatte.

Er musste an einem neuen Ort Wurzeln schlagen, wo ihn niemand kannte. Dort würde es seine Aufgabe sein, sein Leben neu aufzubauen und dann wieder aufzuerstehen, indem er etwas tat, auf das er stolz sein konnte. Sein Ziel war es, wieder mit erhobenem Haupt durchs Leben zu gehen.

Ben war die Idee seiner Mutter gewesen. Ben, der Therapeut. Wenn er schon nicht mit ihnen reden würde, musste er mit jemand anderem reden, meinte sie, mit einem Außenstehenden. Diese Idee war ihm völlig fremd, und dem Gesichtsausdruck seines Vaters nach zu urteilen hatte auch er Vorbehalte. Aber was konnte er anderes tun, als zuzustimmen? Er fühlte sich schuldig, er schämte sich für die Version seiner selbst, die er geworden war, für den Sohn, der nun vor ihnen stand. Also sagte er Ja. Es war das Mindeste, was er tun konnte.

Er hatte keinerlei Zuversicht, dass es ihm helfen könnte, sich einem Fremden anzuvertrauen, doch die Buchung des ersten Termins gab ihm den entscheidenden Tritt in den Hintern, den er brauchte. Stärkte seine Entschlossenheit, wieder die Kontrolle über sein Leben zu erlangen.

Ben machte ihm unmissverständlich klar (zumindest so klar, wie ein Therapeut dazu in der Lage war), dass er nicht fand, dass Jack das Richtige tat. Die Phrasen kamen aus ihm herausgeflossen, es plätscherte dahin wie ein Brunnen. Plitsch, platsch. Immer wieder. Nervtötend. Ein genau abgemessener Tropfen nach dem anderen. Jack hatte gedacht, dass Therapeuten aktiv zuhören, Blockaden lösen und einem nicht sagen sollten, was man zu tun oder zu lassen hatte (andernfalls hätte er von vornherein keinen Termin gebucht), doch Ben schien das nicht bewusst zu sein. »Vielleicht sollten Sie sich dem stellen, nicht zurückweichen. Nicht, dass ich behaupten würde, dass Sie das tun.« Ben war wahrscheinlich nicht einmal sein echter Name. Er hatte ihn vermutlich gewählt, weil er sanft und zugänglich klang. Locker und nachgiebig. Wie es alles andere an ihm auch war. Jack hatte ihn angesehen und sich vorgestellt, dass seine Eltern ihm vor seiner Geburt wahrscheinlich einen schwungvollen Namen gegeben hatten – wie Zak oder Finn – in der Hoffnung, er würde Pilot oder Großverdiener in London werden. Doch solche Namen passten überhaupt nicht zu seiner Rolle als Therapeut.

Vielleicht war er aber auch seit seiner Geburt ein ruhiger und liebevoller Ben gewesen.

Wie dem auch sei, das war nicht Bens Entscheidung gewesen.

Als Jack den Sechsmonatsmietvertrag für das Haus unterschrieben hatte, war ihm das wie eine angemessene Zeitspanne vorgekommen. Lang genug, um mit der gewohnten Routine zu brechen, einen sauberen Schnitt zu machen. Doch nun erschien es ihm wie eine lebenslange Haftstrafe, und er war noch nicht einmal eingezogen. Es fühlte sich an, als würde er rückwärtsstolpern, anstatt einen Schritt nach vorne zu tun.

Jack hatte seine Ausbildung zum Koch in Barcelona absolviert.

In dieser Stadt herrschte eine pulsierende Energie. Er hatte das Gefühl gehabt, dass alles möglich war, dass alles im Fluss war. Dazu die Touristen, die wie Gezeiten kamen und gingen.

Es war ein Ort des Lernens, des Schaffens, eine Inspirationsquelle. Doch gleichzeitig war es auch ein Ort der Herausforderungen und der Regeln, die von anderen festgelegt wurden. Eines Tages hatte Jack sich in dem modernen, minimalistischen Restaurant umgesehen und gewusst, dass er alles getan hatte, wozu er hergekommen war. Er war bereit; es war an der Zeit, nach Hause zu gehen. Es war an der Zeit, das Gelernte anzuwenden und es auf seine eigene Art und Weise umzusetzen.

Seine alte Wohnung hatte er von dem Moment an geliebt, als er sie von innen gesehen hatte. Sie hatte sich richtig angefühlt, wie ein Zuhause. Die Stadt selbst mochte unterhaltsam gewesen sein, ein guter Ort, um etwas aus sich zu machen, aber dieses Zuhause berührte sein Herz, es verkörperte sein Wesen.

Die Eingangstür war aus massiver Eiche gefertigt – solide, unscheinbar. Die meisten Räume mochten zwar klein gewesen sein, und die alten Balken mochten für viele seiner Besucher eine Gefahrenquelle dargestellt haben (wobei keiner je eine Gehirnerschütterung erlitten hatte oder überhaupt k. o. gegangen war). Die Küche war allerdings etwas Besonderes. Sie bildete das Herzstück seines Zuhauses, den Mittelpunkt, wo sich alles abspielte – wo jeder sein wollte. Er hatte den alten Aga-Herd behalten, der schon beim Einzug dort gestanden hatte. Daneben hatte er einen hochmodernen Herd gestellt. Pfannen und Töpfe hingen an den Haken, die seit Jahren dort waren. Tradition und Moderne fügten sich perfekt ineinander. Er hätte den ganzen Tag und die ganze Nacht in dieser Küche verbringen können. Und manchmal verlor er sich in seiner Tätigkeit, und die Sonne ging auf, bevor er damit gerechnet hatte.

In jener Küche entfaltete sich Magie. Es war ein Ort, an dem er seine erlernten Fertigkeiten anwenden und dabei seinen eigenen Stil entwickeln konnte.

Der alte ummauerte Garten war sein zweiter Lieblingsort: mit seinen wild wachsenden Rosen, den Kräutern, die ihren Duft freisetzten, wenn er entlang der schmalen Pfade ging, den süß duftenden Erbsen und Stangenbohnen, die mit ihren leuchtenden Blüten summende Insekten anzogen. Eine Oase der Ruhe. Eine Quelle der Inspiration. Der einzige Rückzugsort, den er brauchte.

Und dann gab es noch die Orangerie. Einst war es ein Café gewesen, das in ein helles, freundliches, doch traditionell anmutendes Restaurant umgewandelt worden war. Die perfekte Umgebung, um seine Speisen zu servieren. Ein Ort, der seine Gedanken und Ziele widerspiegelte.

Er hatte sein Restaurant erst seit drei Monaten geöffnet, als ein ortsansässiger Promi ein Foto eines seiner Gerichte auf Instagram veröffentlichte. Am folgenden Wochenende kam ein Gastrokritiker vorbei und verfasste eine begeisterte Rezension über die »erfinderische Küche, die dennoch tief in der ländlichen Tradition verwurzelt ist«. Ehe er sichs versah, wurde er in einer Sonderbeilage am Sonntag vorgestellt. Bald waren seine Tische einen Monat im Voraus ausgebucht. Kurz darauf erschien Clara in seinem Leben, froh (oder sollte er sagen, »begierig«?), an seiner Seite zu sein, wann immer sich eine Gelegenheit für ein Foto bot.

Er hatte nie nach Ruhm gestrebt. Konnte nicht gut mit Worten umgehen. Dennoch war er stolz auf sich. Und seine Eltern auch. Das Wissen, dass Menschen liebten, was er kreierte, erfüllte ihn mit einer tiefen Zufriedenheit. Er folgte einfach seinem inneren Ruf.

Doch das war Vergangenheit. Jetzt war alles ganz anders.

Die Magie, die einst durch seine Adern geströmt war, war verflogen. Plötzlich war er in einem Niemandsland. An einem Nicht-Ort, weder in der Stadt mit ihrem pulsierenden Leben noch in einem verschlafenen und ruhigen Dorf. Er war in einer banalen Vorstadtidylle gelandet.

Jetzt zierte eine knallrote Haustür sein Zuhause, das von akkurat angelegten Blumenbeeten flankiert war. Gegenüber wohnten Nachbarn, die jede seiner Bewegungen genau mitverfolgen konnten. Nachbarn, die offenbar die Straße mit einer Rennstrecke verwechselten. Er fühlte sich von diesen verdammten Nachbarn umzingelt.

Jack hatte nie viel Wert auf Nachbarschaft gelegt. Er hatte gearbeitet. Sicher, er hatte enge Freunde, und er bemühte sich stets, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Er hatte nichts gegen Menschen im Allgemeinen, aber er hatte einfach keine Zeit für belangloses Gerede mit flüchtigen Bekannten.

Wenn er es sich genauer überlegte, waren diese engen Freundschaften schon lange nicht mehr so eng. Schon vor der Krankheit war sein gesellschaftliches Leben stark eingeschränkt gewesen, denn die Arbeit hatte ihn beinahe rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, beansprucht. Er hatte sich damals eingeredet, dass es noch genug Zeit für Abende unter Freunden geben würde, wenn er erst einmal alles erreicht hätte, was er sich vorgenommen hatte. Und er hatte das flüchtige Hoch, das Alkohol oder eine aufgekratzte Atmosphäre boten, nicht gebraucht – er hatte diese Erfüllung in der Küche gefunden. Das hatten seine Freunde noch verstanden, doch den neuen Jack verstanden sie nicht. Sie kannten den alten Jack, aber sie wussten nicht, wie sie mit dem neuen, manchmal mürrischen Jack umgehen sollten. Er fühlte sich nicht nur wie ein Blatt im Fluss, das ziellos dahintrieb, nein, er fühlte sich wie ein hilfloses Blatt, das in einen verdammten Strudel der Sinnlosigkeit hineingezogen wurde.

Also hatte er es getan. Er war umgezogen. Ein Neuanfang, ein neues Ich – ausgerüstet mit einer Kamera anstelle eines Schneebesens. Er suchte Schutz hinter dem Objektiv. Es war seine Idee gewesen. Und seine Entscheidung.

Er wollte den Reset-Knopf an einem neuen Ort drücken, wo niemand ihn beobachtete und niemand über ihn urteilte. Er brauchte Platz, um durchzuatmen. Um sich neu zu sortieren und eine neue Richtung zu finden, damit er zu seinen Eltern sagen konnte: »Seht her, ich bin kein betrunkener, erbärmlicher Versager.«

Doch jetzt befürchtete er, dass sein Plan komplett scheitern, nach hinten losgehen würde. Er hatte nicht den Eindruck, entkommen zu sein, sondern erstickt und erdrückt zu werden.

Einen Rucksack zu packen und der Zivilisation komplett zu entfliehen, wäre wahrscheinlich eine bessere Idee gewesen. Zumindest hätte er sich dann nicht mit Möbelpackern herumschlagen müssen, die sich über die schmale Straße beschwerten und dabei sein Zeug über die Fahrbahn verteilten. Und auch nicht mit der Idiotin am Steuer, die beinahe über sein linkes Bein gefahren wäre.

Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Er hätte sie wahrscheinlich einfach in seine Umzugskartons fahren und alles kaputt machen lassen sollen – seinen lächerlichen Versuch, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie machte auf jeden Fall den Eindruck, als wäre sie ihm gerne dabei behilflich gewesen.

Bevor sie wieder losgefahren war, hatte sie ihn angestarrt. Dieses typische Aufflackern im Blick, dass sie ihn erkannt hatte. Darauf hätte er verzichten können. Er hatte gehofft, dass er in gewöhnlicher Kleidung, mit etwas längeren Haaren, einfach wie ein gewöhnlicher Typ aussehen würde. Immerhin war er kein »A«-Promi, er hatte nur für kurze Zeit im Rampenlicht der Gastro-Welt gestanden. Der Typ von nebenan, der ein Händchen fürs Kochen hatte.

Er blickte die Straße hinunter zur Einfahrt, wo sie das Auto geparkt hatte. Sie stieg aus, hielt eine Tasche in der Hand, die fast so groß war wie sie selbst. Klein, aber oho, wie der Terrier, den er als Kind hatte. Diese Hündin war vor nichts und niemandem zurückgeschreckt, obwohl man sie mit einer Hand hochheben konnte. Er hatte seit Jahren nicht mehr an diese Hündin gedacht. Er hatte an überhaupt nichts gedacht, außer ans Kochen.

Sie war seine beste Freundin gewesen – er hatte ihr alle seine Geheimnisse anvertraut, mit ihr Fußball gespielt –, bis sie den Ball zerbissen hatte. Bei dem Gedanken daran musste er beinahe lächeln. Dann erinnerte er sich an den Ärger im Gesicht der Frau, als sie davongefahren war.

Sah so aus, als hätte er es sich jetzt schon mit seinen Nachbarn verdorben.

Im Moment passierte ihm das ständig. Sagte man nicht, je höher man steigt, desto tiefer fällt man?

Den Ruhm hatte er nie gesucht, er hatte sich nur vollkommen in der Arbeit verloren. Hatte immer nach Höchstleistungen gestrebt. Nach Perfektion.

»Chef, wohin soll das hier? Da ist kein Etikett drauf.«

Die laute Stimme riss ihn aus seinen selbstmitleidigen Gedanken. Er musste sich zusammenreißen. Es waren nicht seine beschissenen Umstände; es war etwas in seinem verkorksten Kopf, das er ändern musste.

Dieses einfallslose Haus, diese neugierige Nachbarschaft waren nur eine Inszenierung. Eher eine Farce, um genau zu sein.

Er starrte auf die große Kiste, dann auf die eingerahmte Speisekarte, die er in den Händen hielt und vergessen hatte. Seine erste Speisekarte, mit Unterschriften von Köchen, die er bewunderte. »In die Garage«, sagte er tonlos. »Alles, was kein Etikett hat, kann dort rein.« Es war unwahrscheinlich, dass er das Zeug noch einmal brauchen würde, aber es schien einfach eine Verschwendung, alles wegzuwerfen. »Hey, und das hier.« Er warf die Speisekarte oben auf die Kiste, dann rieb er sich die Hände und drehte sich auf dem Absatz um.

Er würde einen kleinen Flohmarkt veranstalten oder die Sachen in eine dieser Apps reinstellen. Er hatte einfach nicht die Energie, irgendwas zu tun, nur den Drang wegzukommen. Noch einmal von vorne anzufangen. Und siehe da, schon ging er den Nachbarn auf die Nerven, fiel unangenehm auf.

Er sollte sich wahrscheinlich bei ihr entschuldigen. Eine Nachricht unter der Tür durchschieben oder so was. Er sollte sich bemühen. Sie mussten sich nicht mögen. Sie mussten nur nebeneinander existieren, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Eigentlich wollte er immer mit allen auskommen; er hasste Streitigkeiten und unnötige Reibereien. Ja, er würde eine Nachricht schreiben oder eine Flasche Wein auf die Türschwelle stellen. Früher hätte er gekocht – das war seine Standardmethode, um sich zu versöhnen. Na ja, seine Standardmethode für alles. Er bewirtete gerne Leute. Er kochte nicht, um etwas zu kreieren, das fantastisch aussah, sondern für die Menschen, die es genießen durften. Aber das war jetzt keine Option mehr.

Wieder rieb er sich die Hände an seiner Jeans ab – versuchte, das Gefühl dieses Rahmens in seiner Hand loszuwerden und die Worte aus seinem Kopf zu tilgen. Dann stampfte er ins Haus, in der Hoffnung, dass die Männer sich mit dem Abladen beeilen würden, damit er endlich die Haustür schließen und den Wasserkocher anschalten konnte.

4. Kapitel

Pfannkuchen mit Zitrone und Zucker, bittersüß

Kate

Der flauschige Schlüsselanhänger, ein Geschenk von Eddie, schmiegte sich vertraut in Kates Handfläche, als sie ihren Schlüssel in die Tasche steckte. Ihre Entschlossenheit geriet ins Wanken, als ihr Rachels Worte wieder einfielen.

Eigentlich nur ein Wort. Witwe.

Mit langsamer, fester Entschlossenheit schob sie die Tür hinter sich zu und streifte dann ihre Schuhe so heftig ab, wie sie es von sich gar nicht gewohnt war.

Das war nicht sie. Das war nicht die Person, die sie sein wollte.

Sie wollte nicht wütend auf die Welt sein, nicht verbittert sein. Angst haben. Aber jedes Mal, wenn sie einen Schritt nach vorne machte, warf irgendetwas sie zurück. Würde das Leben ohne Eddie immer so sein?