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Auf der Reise zu sich selbst wird man immer wieder auf Hindernisse treffen. Hindernisse, die leicht zu bewältigen sind, und Hindernisse, die man nicht überwinden kann, ohne zu kämpfen. Es erwartet uns ein stetiges Auf und Ab und das nicht nur im Bereich unserer Gefühlswelt. Der Kampf, sich selbst zu entwickeln, sich lieben zu lernen und zu schätzen, gepaart mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und Gedankengängen. Wo stehen wir und wo wollen wir im Leben denn überhaupt hin, das sind Fragen, die sich viele stellen und die auch ich mir immer wieder gestellt habe. Auch wenn es darauf nie die einzig richtige Antwort geben wird, gibt es zumindest für jeden einzelnen Menschen den einen Weg, den er selbst als perfekt empfindet.
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Seitenzahl: 242
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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© 2025 novum publishing gmbh
Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0149-0
ISBN e-book: 978-3-7116-0150-6
Lektorat: Mag. Eva-Maria Peidelstein
Umschlagfoto: Annika Zinke
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: Vasif Bagirov | Dreamstime.com
www.novumverlag.com
Vorwort
Die Gipfel meines Lebens… ein Titel, der mich in vielen Hinsichten gut beschreibt: Nicht nur meine Leidenschaft zum Wandern hat mich in meinem bisherigen Leben schon auf ein paar Gipfel gebracht, ebenso musste ich auch in meiner persönlichen Entwicklung den einen oder anderen Anstieg und so manche Anstrengung in Kauf nehmen. Da, wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab, und somit ist der Weg zu sich selbst wohl nie ein dauerhafter Anstieg. Das Leben wird gezeichnet durch die vielen Höhen und Tiefen, die man erlebt und auf eine gewisse Art und Weise bewältigen muss. Man kann nicht erwarten, dass die eigene Entwicklung stetig bergauf geht und man nur Erfolge und guten Zuspruch erhält. Gerade der Weg nach oben kann wie auch bei einer Wanderung sehr anstrengend sein und hin und wieder spielt man mit dem Gedanken aufzugeben und wieder umzudrehen. Von dieser Negativität sollte man sich jedoch nicht leiten lassen; viel wichtiger ist es dann, tief durchzuatmen und weiter voranzuschreiten, bis man schlussendlich am Gipfel angekommen ist. Sicherlich sind es die positiven Erlebnisse, die einem die notwendige Motivation verschaffen und einen ermutigen, am Ball zu bleiben, aber wie heißt es so schön: Man wächst an seinen Aufgaben. Bei den Aufgaben handelt es sich womöglich um die Rückschläge, die einen auf der anderen Seite des Gipfels erwarten, denn nur weil man einmal die Spitze erreicht hat, heißt das nicht automatisch, dass man nicht wieder zurückfallen kann. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass man nicht stagniert und sich aufgrund von Gewohnheiten und Bequemlichkeit mit diesem Umstand abfindet. Im Gegenteil sollte man den Weg zurück nach oben wieder angehen, egal wie schwer dieser Kampf manchmal sein kann. Vor allem weil dies ein Kampf ist, den wir ganz oft nicht mit anderen, sondern mit uns selbst führen.
Auf dem Weg zu sich selbst wird man schöne und weniger schöne Erfahrungen machen. Nicht jeder Tag ist wie der andere, an einem Tag könnte man bildlich gesprochen Bäume ausreißen und am anderen liegt man nur motivationslos auf der Couch. Egal wie perfekt das Leben bei anderen erscheint, jeder Mensch hat mit derartigen Thematiken zu kämpfen. Ganz oft sehen wir lediglich die makellose Seite. Ich meine, betrachten wir doch einmal das, was uns tagtäglich in den sozialen Medien präsentiert wird: die schöne heile Welt, in der alles perfekt läuft, man eine Person ohne Ecken und Kanten ist und in der jeder Traum ohne Anstrengung erfüllt wird. Wenn man darüber mal genauer nachdenkt, merkt man doch sofort, dass das nicht der Realität entsprechen kann. Auch mein Leben scheint auf den ersten Blick für viele perfekt zu laufen und nicht, dass ich mich beklagen müsste, aber auch ich habe meine Päckchen zu tragen. Der Weg zu meinem jetzigen Ich war steinig, ich brauchte oft viel Kraft, einen starken Willen und vor allem Mut. Mut, an mich selbst zu glauben und nicht aufzugeben, egal was andere von mir dachten und auch eventuell immer noch denken. Mut, weiter nach oben zu steigen, obwohl mir die Luft dazu fehlte, und Mut, mich loszulösen von Menschen, die mir und meiner Seele nicht gutgetan haben. Ich habe lange Zeit ebenso nur die schönen Erlebnisse meines Lebens geteilt, aber das wird sich hiermit ändern. Mit all dem, was ich euch im Nachfolgenden erzähle, mache ich mich nackt. Nicht im Sinne körperlicher Nacktheit, sondern auf einer mentalen und geistigen Ebene. Ich habe nie gedacht, dass ich meine Lebensgeschichte mit anderen teilen werde, aber je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir diese Vorstellung. Der Gedanke daran, mit meinen Erfahrungen andere Menschen zu motivieren, gefiel mir, da ich weiß, dass ich nicht allein bin und viele andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben, denn auch ich hätte mir hin und wieder gewünscht, Erfahrungen von anderen als Leitfaden nehmen zu können.
In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und denk immer daran:
„Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben.“
Abraham Lincoln
Einleitung
Womit fang ich an?
Es ist schon paradox, eine derartige Frage an den Beginn eines Buches zu stellen, oder? Im Grunde genommen beschreibt sie jedoch nur das, was sich gerade in meinem Kopf abspielt. Die ganzen Gedanken, Gefühle, Sorgen, Ängste, aber auch schönen Momente, die mich Tag für Tag verfolgen. An einigen kann ich sie gut ordnen, an anderen habe ich das Gefühl, dass sie mich regelrecht auffressen, was sich meist darin äußert, dass ich einfach nur noch dasitze und Löcher in die Luft starre, während in meinem Kopf die verrücktesten Szenarien hin und her kreisen. Es sind die Kämpfe, die ich an manchen Tagen mit mir selbst führe und für die ich immer wieder aufs Neue eine Weile benötige, um sie endgültig zu gewinnen. Egal wie oft nahestehende Personen in solchen Momenten versuchen, einem gut zuzureden…schlussendlich haben Sätze wie: „Jetzt mach dir doch keinen Kopf“ oder „Du denkst zu viel nach“ noch nie das erwartete Ergebnis bewirkt. Also in diesem Sinne: Herzlich willkommen im Leben eines „Overthinkers“, wie man heutzutage so schön sagt.
Ein schöner Anglizismus: „Overthinking“. Ein Zustand, der einen in vielen Alltagssituation einholt, einem den Alltag erschweren kann und das, obwohl man ihn einzig und allein durch sein eigenes Bewusstsein steuern kann. Er beschreibt im Grunde genommen das übertriebene Überdenken der verschiedensten Alltags- und Lebenssituationen. Jedes Erlebnis, jedes Wort usw. wird zigmal analysiert, interpretiert und gedeutet, was oft auch dazu führt, dass man Sachen kaputtdenkt und sich damit eventuell positive Erlebnisse verbaut. Einen Leitfaden zur Bewältigung dieses Verhaltensmusters wird es vermutlich nicht geben, dazu sind wir alle zu individuell. Aber damit sind wir eigentlich auch schon beim Grundgedanken der nachfolgenden Seiten. Alles, was im Folgenden zu lesen ist, wird nicht nur einen kleinen Teil meines bisherigen Lebens widerspiegeln, sondern auch, wie ich mich Schritt für Schritt zu einer Person weiterentwickelte, die ihre Gedanken zu kontrollieren lernt und ihr Selbstkonzept für den eigenen Vorteil gestaltet.
Aber fangen wir doch am besten mal ganz von vorne an:
Mein Name ist Annika, ich bin zum Zeitpunkt des Schreibbeginns 23 Jahre jung und stehe mitten im Leben einer jungen, erwachsenen Frau. Doch davon, wo ich mental und geistig mittlerweile stehe, hätte ich vor ein paar Jahren vermutlich nur geträumt. Wieso ich jetzt hier an meinem Schreibtisch sitze und ein Buch (oder was es auch immer am Ende wird) schreibe, werde ich im Laufe der Geschichte auch erzählen.
Die folgenden Seiten sollen meinen Weg zu meinem jetzigen Ich widerspiegeln, eine Inspiration bieten, wie man einen Weg finden kann, sich selbst zu heilen und zu dem Menschen zu werden, der zu sein man bestimmt ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass es für jeden Menschen einen gewissen Lebensweg gibt, der einem bereits bei der Geburt in die Wiege gelegt wird. Das Ziel ist es jedoch, diesen zu erkennen und darauf hinzuarbeiten, diesem auch gerecht zu werden. „Gerecht werden“ klingt dabei vielleicht etwas schroff, aber vermutlich ist genau das die einzige Möglichkeit, seine endgültige Bestimmung zu finden. Wenn du also zu denjenigen gehörst, die mit sich selbst zu kämpfen haben, vielleicht noch nicht endgültig zufrieden sind damit, wer sie sind und was sie tun, dann ist dieser Text vielleicht genau der richtige für dich. Mir ist es egal, ob ich hiermit den Geschmack vieler Menschen treffe, wichtig ist lediglich, dass ich diejenigen motiviere und erreiche, die vielleicht Ähnliches durchgestanden haben. Ich wünsche dir also viel Spaß beim Lesen und wünsche dir jetzt schon mal das Allerbeste für deine Zukunft. Vielleicht kann ich den einen oder anderen motivieren, an sich zu arbeiten, seine Persönlichkeit zu stärken oder sogar sein Selbstkonzept zu ändern. Vielleicht findet ihr eine passende Methode, die euch auf eurem Weg unterstützt. Auch ich habe viele Anläufe benötigt, habe viele Methoden ausprobiert und kann mittlerweile sagen, einen Weg gefunden zu haben, mit dem sich vieles richtig anfühlt. Ich sage bewusst vieles, denn alles wird man im Leben vermutlich nie richtig machen, aber das muss man auch nicht. Wichtig ist lediglich, dass man lernt, mit Rückschlägen umzugehen, diese vielleicht auch gelassen zu nehmen. Denn eins ist klar, mit jeder Niederlage hat man die Chance zu wachsen. Ich habe mal ein Zitat gelesen, das genau dieses Thema beschreibt. „If you always do what you´ve always done, you´ll always get what you´ve always got.” (dt.: „Wenn du immer das tust, was du immer getan hast, wirst du immer das bekommen, was du immer hast.“). Auch wenn der Gründer von Ford, Henry Ford, sich dabei vermutlich mehr auf die berufliche Karriere bezieht, kann man seine Worte auch gut auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit anwenden.
Sorgenfreie Kindheit
Damit deutlich wird, wo mein Prozess der Selbstfindung und Selbstentwicklung begonnen hat, müssen wir einmal ganz früh beginnen, und zwar in der Zeit, als ich noch das ruhige, kleine Mädchen war:
Die Kindheit ist ein sehr prägender, aber auch aufregender Lebensabschnitt. Es klingt sehr hart, wenn man sagt, dass hier die Grundlagen für das nachfolgende Leben gelegt werden, aber im Grunde genommen ist da schon etwas dran. Mit Sicherheit mache ich mich mit der Aussage nicht sonderlich beliebt. Viele versuchen immer, ihre Vergangenheit zu verdrängen, denken, dass die Kindheit sie vielleicht geprägt hat, aber dass sie das ja mittlerweile alles hinter sich gelassen haben. Sicherlich mag das in einigen Situationen auch der Fall sein, aber wenn jeder mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, wird es immer Berührungspunkte mit vergangenen Geschehnissen geben. Das können z.B. Glücks- und Erfolgsmomente sein, die man in jungen Jahren durchlebt hat. An die denkt man dann gerne zurück, weil sie das jetzige Ich hin und wieder stärken können. Ebenso gibt es aber vielleicht auch traumatische Erlebnisse, die man gerne verdrängt, die einen aber auch ganz schnell einholen können, und das immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann bzw. erwartet. Genau die damals hervorgerufen Traumata sind einer der Gründe, wieso es wichtig ist, dass wir unsere geistige und psychische Entwicklung nicht stagnieren lassen. Wir werden im Prozess des Erwachsenwerdens immer wieder mit den positiven, aber auch mit schlechten Erinnerungen konfrontiert werden. Es liegt an uns, diese aufzuarbeiten. Vielleicht habt ihr schon mal was von der Heilung des inneren Kindes gehört. Das innere Kind beschreibt das, was wir in unserer Kindheit gelernt haben und was unsere Eltern, Verwandten, damaligen Freunde etc. uns auf den Weg mitgegeben haben. Je nachdem, was für Erfahrungen du gemacht hast, ist dieses eher glücklich, nachdenklich, ängstlich oder auch traurig ausgeprägt. Das folgende Beispiel soll aufzeigen, wie sich die Nachwirkungen deiner Kindheit heute bemerkbar machen können, bezieht sich aber noch nicht auf meine Geschichte.
Nehmen wir an, du bist in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem das Sprechen über die eigenen Bedürfnisse und Gefühle immer als unsinnig abgetan wurde. Das kann dazu führen, dass du heute ein eher verschlossener Mensch bist, der nicht den Mut hat, sich gegenüber anderen zu öffnen. Der Grund dafür liegt, auch wenn ich mich damit vermutlich weit aus dem Fenster lehne, ja eigentlich auf der Hand. Dir wurde eventuell von klein an dauerhaft suggeriert, dass deine Gefühle etc. unbedeutend sind und sich deine Mitmenschen eh nicht dafür interessieren. Das kann sich im Bereich des Erwachsenenlebens dann durch ein introvertiertes und verschlossenes Verhalten verdeutlichen. Die Angst vor Abweisungen oder negativ gepolten Reaktionen ist einfach zu groß, also frisst du schlussendlich das, was auf deiner Seele lastet, in dich rein. Du hast Angst davor, die eigenen Bedürfnisse und Empfindungen mitzuteilen, da du in der Kindheit damals eventuell oft auf Ablehnung gestoßen bist. Sind dir Aussagen wie „Jammer nicht so rum, andern geht es viel schlechter“ oder „Jetzt stell dich nicht so an“ in deiner Kindheit hin und wieder begegnet? Wenn ja, dann solltest du Folgendes vielleicht hören: Sicherlich wird es immer jemanden auf dieser Welt geben, dem es gerade wirklich „schlechter geht als dir“. Hierbei muss man aber vorsichtig sein. Es handelt sich hierbei um ein Gefühl, das man nicht vergleichen kann und vor allem auch nicht vergleichen sollte. Jeder Mensch hat hier ein anderes Empfinden und dieses ist nicht mittels einer Skala bewertbar. Jeder nimmt Schmerz, Sorgen, aber genauso auch Glück und Vollkommenheit anders wahr. Also lass nicht zu, dass andere dein persönliches Empfinden abwerten, nur weil sie in einer gleichwertigen Situation anders reagieren würden. Wir sind in unserem Empfinden alle individuell und das ist auch gut so. Deswegen, egal, wie schwer es sein kann, scheue dich nicht davor, deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, denn irgendwann wirst du Menschen in deinem Leben begrüßen dürfen, die dir diese nie zum Vorwurf machen.
Wenn du dich aber dadurch jetzt angesprochen fühlst, dann mach dir bitte bewusst, dass du hierbei definitiv nicht allein bist. Ich habe derartige Verhaltensmuster schon öfter feststellen können, es ist also definitiv keine Seltenheit. Ich kann diese Situation zwar nicht eins zu eins nachempfinden, da ich sie selbst nie durchstehen musste, aber ich möchte dir dennoch sagen, dass du irgendwann den Mut finden wirst, dich zu öffnen. Und vertrau darauf, dass es sich gut anfühlen wird. Es wird dir wieder neue Sichtweisen eröffnen und deine eigene Entwicklung ein Stück vorantreiben. Nur weil dich als Kind keiner wahrnehmen wollte, heißt das nicht, dass das in deinem jetzigen Umfeld immer noch so ist. Gib den Menschen um dich und vor allem dir selbst die Chance, dein wahres Ich endlich rauszulassen, dann kannst du frei sein und irgendwann aufblühen. Und erst dann, wenn du ihnen dein wahres Ich zeigen kannst, wirst du Menschen begegnen, die diese Version von dir zu lieben und zu schätzen lernen. Eine Fassade vor der eigenen Person kann eine Zeit lang funktionieren, wird auf Dauer aber irgendwann zu bröckeln beginnen, und man kann sich schlussendlich nicht mehr dahinter verstecken.
Wie schon erwähnt war eine emotionale Verschlossenheit kein Problem, welches mich begleitet hat. Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem man immer über seine Sorgen und Probleme sprechen konnte, Sicherlich gab es Momente, wo ich mich das erst nicht getraut habe, aber als es dann dazu kam, hat es sich nie falsch angefühlt. Wenn man sich meine Baby- und Kinderbilder anschaut, würde man denken, was ich doch für ein unbeschwertes Leben geführt haben muss. Und ja, prinzipiell kann ich diesen Aussagen auch nur zustimmen. Ich bin in einem liebevollen und fürsorglichen Umfeld großgeworden, ich habe zu sämtlichen Familienmitgliedern ein sehr gutes Verhältnis und komme auch immer wieder sehr gerne in die Heimat zurück. Prinzipiell sollte man, egal welchen Weg man einschlägt, nie vergessen, woher man kommt, denn genau da wurden die Wurzeln für das gesetzt, was man heute ist. Das soll nicht heißen, dass alles gut ist, was man als Kind von der Familie mitgegeben bekommt, aber es ist weiß Gott auch nicht alles schlecht. Man sollte, so finde ich, einfach die Dinge anerkennen und beibehalten, die einem guttun und sich von denen loslösen, die eben das Gegenteil bewirken. Das bezieht sich natürlich nicht nur auf familiäre Gegebenheiten, sondern auch auf freundschaftliche Beziehungen oder sogar das komplette wohnliche Umfeld. Sicherlich gibt es Familienkonstellationen, die von Grund auf einfach nur toxisch sind und einen innerlich mehr aufwühlen, und es ist definitiv auch nicht einfach, sich davon zu lösen. Die Familie ist auf irgendeine Art und Weise nun mal das, was einen zu einem sehr großen Teil geprägt hat. Aus dem Grund ist es umso wichtiger, in sich hineinzuhören und für sich selbst zu definieren, wie viel Macht man seiner Familie in seinem Leben geben mag.
Da ich gerade das Thema Loslösen angesprochen habe. Je enger die Bindung zu gewissen Menschen ist, desto schwieriger wird es auch sein, sich von diesen zu trennen. Gerade im Bereich der Familie hat man oft enge Beziehungen, aber auch hier sollte man sich bewusst sein, was einen auf einer psychischen Ebene fördert und was nicht. Nur weil du in einem gewissen Umfeld aufgewachsen bist, heißt das noch lange nicht, dass diese Menschen dir guttun. Es ist schwer, sich aus toxischen Beziehungen zu lösen, da diese einen aufgrund ihrer Veranlagung zu manipulativem Verhalten regelrecht fesseln können. Auch wenn es verdammt schwer ist, ist ein Beenden eines derartigen Umgangs jedoch alles andere als verwerflich. Eins habe ich gelernt in meinem Leben: Man sollte sich nie für andere Menschen kaputtmachen und sich selbst ganz und gar vergessen. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema:
Ich bin in einem kleinen Einfamilienhaus mit großem Garten aufgewachsen. Durch die Nähe zu anderen Familienmitgliedern war ich nie auf mich allein gestellt. Immer war jemand da, von Tanten über Cousins bis zu den Omas. Wir haben viel Blödsinn angestellt, wie eine meiner Omas immer gern erzählt, und die vorhandenen Bilder bestätigen das. Ich war ein glückliches, sorgenfreies Kind mit einem großen Willen, den ich auch hin und wieder einzusetzen wusste. Ich hätte zu dieser Zeit nie gedacht, dass sich das in meinem Leben mit einem Mal ändern könnte. Ich will nicht sagen, dass ich heute unglücklich bin, denn das ist definitiv nicht der Fall. Ich würde es eher so formulieren, dass ich mittlerweile die schönen Momente in meinem Leben bewusster wahrnehme und mehr zu schätzen weiß, eben weil ich heute weiß, wie es andersrum sein kann. Was auch heute noch sehr prägend ist für meine Person, ist mein starker Wille und mein großes Durchsetzungsvermögen. Meine damalige Kinderärztin warnte meine Eltern damals schon mit dem Satz „Wenn ihr nicht aufpasst, wird sie mal die Chefin“. Irgendwie witzig, da an dieser Aussage tatsächlich etwas dran war.
Dazu vielleicht auch eine Anekdote aus den letzten Wochen. Alle, die keine spirituelle Veranlagung haben, können gerne zum nächsten Absatz springen, aber den Horizont etwas zu erweitern, schadet sicherlich niemandem. Ich war schon immer fasziniert von Sternzeichen und das ist auch nach wie vor ein beliebtes Gesprächsthema zwischen mir und der Oma väterlicherseits. Ich habe mich in den letzten Monaten etwas intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und hatte vor kurzem eine Lesung bei einem Arbeitskollegen. Und was soll ich sagen, der Satz meiner damaligen Kinderärztin konnte mit meinem Geburtsmuster bestätigt werden. Um es kurz zu machen, bin ich wohl eine geborene Anführerin, aber detaillierter werde ich hier nicht eingehen, da es sicherlich viele langweilen wird. Wer weiß, vielleicht schreibe ich unabhängig hiervon irgendwann mal ein paar Seiten zu diesem Thema oder ich werde es hier in einem extra Abschnitt erwähnen.
Viele der prägenden Erlebnisse meiner Kindheit liegen weit zurück. Natürlich kann ich mich dementsprechend nicht an alles erinnern, weshalb ich die Passagen zu der Kindergarten- und Grundschulzeit jetzt mal weitestgehend außen vor lasse. Was ich hingegen mit großer Sicherheit sagen kann, ist, dass mich die Tatsache, fast ausschließlich nur Cousins zu haben, dahingehend geprägt hatte, dass es mir dann zu Schulzeiten immer leichter fiel, mit den Jungs in Kontakt zu treten. Ich hatte zwar immer ein paar Freundinnen, jedoch war vor allem in jungen Jahren niemand dabei, der mir das Gefühl gegeben hat, was man durch eine Freundschaft haben sollte. Natürlich spielt da immer auch das Alter mit rein. Ich denke, dass sich richtige Freundschaften sowieso erst entwickeln, wenn man eine gewisse geistige Reife mit sich bringt. Dieses damals entstandene Bild oder Verhaltensmuster spiegelt sich aber auch in meinem Erwachsensein wider. Ich arbeite in einem männerdominanten Umfeld und auch mein heutiger Freundeskreis besteht zu einem Großteil aus Männern. Ich bin es halt von klein an so gewöhnt und ich habe mit derartigen Konstellationen nie Probleme gehabt. Vermutlich fühlen diese sich deshalb so geborgen und richtig an. Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier, was jedoch hin und wieder gar nicht schlimm ist, vor allem dann nicht, wenn sich die Gewohnheit nach Jahren noch richtig anfühlt.
Die ersten größeren Wahrnehmungen meiner Kindheit- und Jugend begannen dann ab Beginn der gymnasialen Zeit. Soweit ich mich erinnern kann, liefen auch die 5. Und 6. Klasse noch ohne größere Sorgen. Die ersten Konfrontationen, die ich auch psychisch zu spüren bekam, begannen in der 7. Klasse. Kinder können zueinander teilweise sehr gemein sein, und auch wenn gewisse Verhaltensweisen normalerweise definitiv nicht zu rechtfertigen sind, werde ich das jetzt dennoch tun. Bzw. ich werde sie eher verzeihen. Kinder wissen vor allem in dem Alter noch nicht, was ihr Handeln bei anderen auslösen kann. Woher auch, wenn sie es nicht gerade vom Elternhaus aus jedem einzelnen Tag beigebracht bekommen? In manchen Fällen spiegeln Kinder vielleicht auch nur das wider, was daheim vorfällt, schließlich sind diese kleinen Köpfe wie Schwämme, die sämtliche Informationen und Worte aufsaugen. Dennoch fehlt bei einigen Dingen entsprechend das Wissen über deren Bedeutung. So passiert es nicht selten, dass sich vor allem in jungen Jahren schon psychische Probleme bei Menschen entwickeln. Kinder sind in ihrem gesamten Auftreten und der geistigen Reife noch stark beeinflussbar und richten sich entsprechend häufig nach der Masse. Wenn man anders ist, weil man vielleicht anders aussieht, nicht so mutig ist wie seine Klassenkameraden oder einfach seine eigenen Gedankengänge verfolgt, wird man schnell zum Außenseiter und im schlimmsten Fall zum Opfer der gesellschaftlichen Sichtweisen. Oft meinen die anderen das gar nicht so böse, wie es vielleicht rüberkommt, was einfach mit der noch verschwommenen Wahrnehmung des Handelns und der eigenen Worte zusammenhängt. Oft kommt die Reue dann im Erwachsenenalter. Hier kommt es dann auf die Reife beider Parteien an, ob man einen Strich unter die Geschehnisse während der Schulzeit zieht und dem anderen vergibt oder eben nicht. Und ja, Vergeben ist definitiv ein Zeichen von Reife. Natürlich kann man für den Rest seines Lebens nachtragend sein, aber wird man dann jemals mit der Sache abschließen können? Lernen zu vergeben ist ein wichtiger Schritt, um sein inneres Kind zu heilen. Wie heißt es so schön, erst wenn du vergeben kannst, kannst du mit einer Sache abschließen, und in der Aussage steckt sehr viel Wahrheit. Ich meine, bringt es uns weiter, wenn wir uns Jahre unseres Lebens damit beschäftigen, an einer Sache festzuhalten, die uns immer wieder aufwühlt? Wenn wir nie vergeben, dann sind wir meiner Meinung nach genauso wenig in der Lage, mit etwas abzuschließen. Und gerade der Abschluss mit negativen Ereignissen ist so wichtig für die Änderung unseres Selbstkonzepts. Natürlich rechtfertigt das Verzeihen einer Sache nicht ihr Geschehen, aber es hilft uns an manchen Stellen dennoch, damit umgehen zu können, und trägt einen großen Teil zur inneren Heilung bei.
Zusammenfassend zu diesem Kapitel möchte ich anmerken, dass Mobbing gerade bei jungen Menschen sehr viel auslösen und fürs nachfolgende Leben prägend sein kann. Die Gründe sind meist unscheinbare Dinge, die sich wie z.B. auch bei mir damals unter anderem auf Äußerlichkeiten beziehen. Genau ein Punkt, der gerade für derart junge Menschen geistig genauso schwer greifbar ist, wie z.B. Diskriminierungen aufgrund von Herkunft und Kultur. Ganz oft schnappen Kinder das einfach irgendwo im Alltag auf, z.B. im Elternhaus, aber mittlerweile immer häufiger auf Social Media. Sie erhaschen Aussagen und projizieren diese dann auf ihre Mitmenschen und wissen dabei leider oft gar nicht, was diese für einen Rattenschwanz nach sich ziehen können. Mir wurden damals Sätze wie „Du bist ja komplett flach.“ oder „Deine Augenbrauen wachsen zusammen – Monobraue.“ entgegengeworfen. Derartige Aussagen gehen bei mir heute lediglich bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Damals war das leider nicht der Fall und entsprechend wurde mir dadurch der Grundstein für eine schwierige Jugend gelegt. Diese Sätze haben sich in mein junges Gedächtnis gebrannt und ich wusste aufgrund meines Alters noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Sie haben mich in einer Art und Weise geprägt, die ich lieber nicht kennengelernt hätte, aber wer weiß, wofür gewisse, auch unschöne Erfahrungen manchmal gut sind. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt immer stark von der Meinung anderer beeinflussen lassen und das war in der Zeit der Hänseleien natürlich alles andere als förderlich. Wenn ich mein jetziges Ich mit dem von damals vergleiche, dann stelle ich fest, dass ich mich doch sehr stark weiterentwickelt habe. Ich will damit nicht sagen, dass mir die Meinung meiner Mitmenschen komplett egal ist, denn das würde nicht stimmen. Ich mache nur eine Sache grundlegend anders: Ich nehme mir nicht alles an. Ich entscheide für mich als allererstes, was ich als konstruktiv und was als erniedrigend einstufe, und so kann man zu Beginn sehr gut differenzieren, wem man wirklich wichtig ist und wer es gut mit einem meint und wer eben nicht.
Was Worte anrichten können
Beobachten wir unser Verhalten an einem Tag doch mal selbst. Wie oft geraten wir tagtäglich in Situationen, wo wir, ohne nur eine Sekunde darüber nachzudenken, etwas aussprechen, was wir am Ende lieber zurückgehalten hätten. Das ist ein komplett menschliches Verhalten. Auch wenn man sich felsenfest vornimmt, im Vorfeld immer über seine Wortwahl nachzudenken, bringen uns Stresssituationen immer wieder dazu, das zu vergessen, und dann passiert es. Das Problem dabei ist, dass es genau in solchen Momenten dazu führen kann, dass wir unseren Mitmenschen dabei Unrecht tun. Hierbei hängt es sicherlich auch stark davon ab, wer uns gegenübersteht. Eine einfühlsame bzw. empathische Person wird unsere Situation verstehen können und wissen, dass wir nur aufgrund dieser Situation nicht unbedingt charmant waren. Steht uns hingegen jemand gegenüber, der selbst gerade am Anschlag seiner Nerven ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir Gegenwind erfahren, schon höher, was im schlimmsten Fall zu einer richtigen Streitsituation führen kann. Egal wie viel Blödsinn wir am Tag von uns geben, wichtig ist, dass wir uns darüber bewusst sind. Wenn wir z.B. jemanden mit unseren Worten verletzt haben, sollten wir das anhand der Reaktion des Gegenübers feststellen können, um gegebenenfalls zu handeln. Oft meinen wir die Dinge nämlich gar nicht so böse, wie sie rüberkommen. Ich schreibe hier von Bewusstsein, wobei ich nicht meine, jedes Wort zu analysieren, bevor wir es aussprechen. Ich meine damit, dass es wichtig ist, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie wir uns ausdrücken und welche Worte wir dazu verwenden. Gerade dann, wenn eine Situation eskaliert, müssen wir unser Gesagtes verantworten können und sollten uns nicht aus der Affäre ziehen. Ach, wäre das schön, wenn der erwachsene Teil unserer Bevölkerung das doch mal weitverbreitet auf die Reihe bekäme. Tagtäglich treffen wir auf Menschen, die sich ihres Handelns und ihrer Worte nicht bewusst sind, aber auch hier müssen wir den Umgang erlernen. Es erfordert ein großes Maß an Empathie und an emotionaler Intelligenz, damit wir entsprechend auf unsere Mitmenschen eingehen und auf deren Verhalten reagieren können. Nicht jeder ist von Geburt an ein Meister darin, andere Menschen zu deuten, aber sobald man anfängt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und seinen eigenen Geist und Charakter zu stärken, kann man dies nach und nach auch im Umgang mit anderen anwenden. Es ist vielleicht auch ein wichtiger Schritt, sich in bestimmten Szenarien zu fragen, wie man sich selbst dabei fühlen würde. Dann kann man schon einen großen Schritt in die Richtung eines guten Miteinanders gehen.
Es wird nie so sein, dass einem jeder alles recht macht, sich jeder immer so verhält, dass er einem nicht schadet. Wichtig ist, dass wir uns in solchen Situationen nicht auf das gleiche Niveau herablassen. Das ist definitiv nicht leicht, schließlich streben wir Menschen es ständig an, uns gegenüber jemandem genauso zu verhalten, wie der- bzw. diejenige vor uns auftritt. Mit dieser Taktik werden wir sicherlich in manchen Situationen Erfolg haben, sie ist aber definitiv nicht die reife und gesunde Variante. Was Worte bei Menschen anrichten können, habe ich damals bereits lernen müssen. Damals war ich mental jedoch noch nicht so stark, um mir das Gesagte nicht anzunehmen, was die Situation alles andere als leicht für mich machte.
Die Worte, die mir damals entgegengeworfen wurden, brannten sich regelrecht in mein Gehirn ein. Es ist erschreckend, was dadurch mit einem selbst passiert. Der Weg bis zu meinem Tiefpunkt kam schleichend. Zu Beginn habe ich viel geweint und gegrübelt. Ich konnte nicht verstehen, wieso ich andauernd auf mein Aussehen reduziert wurde. Die ersten Konfrontationen dahingehend traten während der 7. Klasse auf. Ich war, falls ich mich richtig erinnere, das einzige Mädchen in meinem Jahrgang, dass noch keinen BH trug. Wofür auch, ich meine, was sollte ich denn in diesen überhaupt reinstecken? Ich hatte schon immer einen zierlichen Körperbau und entsprechend war mein Körper noch gar nicht so weit entwickelt. Da ich aber das Ge