Die Gruft - H. P. Lovecraft - E-Book

Die Gruft E-Book

H. P. Lovecraft

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Beschreibung

"Die Gruft" erzählt von Jervas Dudley, einem gestandenen Tagträumer. Schon als Kind entdeckt er den verschlossenen Eingang zu einer Gruft der Familie Hyde, deren nahe gelegenes Herrenhaus viele Jahre zuvor niedergebrannt war. Jervas versucht, das Vorhängeschloss zu knacken, hat aber damit keinen Erfolg. Entmutigt legt er sich neben dem Grab schlafen. Schließlich beschließt Dudley geduldig zu warten, bis es an seiner Zeit ist, Zugang zum Grab zu erhalten ...

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Seitenzahl: 19

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Die Gruft

 

 

H. P. LOVECRAFT

 

 

 

 

Die Gruft, H. P. Lovecraft

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849652623

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 Cover Design: @ Thaut Images – fotolia.com

 

 

 

I

 

Wenn ich nun die Umstände meiner Wegschließung in dieser Zuflucht für die Dementen erzähle, bin ich mir dessen bewusst, dass meine gegenwärtige Lage natürliche Zweifel an der Authentizität meines Berichts aufwerfen wird. Es ist eine unglückliche Tatsache, dass die Mehrheit der Menschen eine zu limitierte, geistige Weitsicht haben, um diese vereinzelten Phänomene, die nur wenige, psychologisch empfindsame Menschen sehen und fühlen können und die außerhalb seiner sonstigen Erfahrungen liegen, mit der gebotenen Intelligenz und Geduld beurteilen zu können.  Menschen mit einem breiter gefächerten Intellekt wissen, dass es keine klare Linie zwischen dem Realen und dem Unrealen gibt; dass alle Dinge nur durch die Kraft der empfindlichen, individuellen mentalen und physikalischen Hilfsmittel uns so erscheinen, wie sie es tun. Aber der prosaische Materialismus der Mehrheit verdammt die aufflammenden Blitze des zweiten Gesichts, die den Schleier offensichtlichen Empirismus immer wieder durchbrechen, als Wahnsinn.

Mein Name ist Jervas Dudley und schon seit frühester Kindheit bin ich Träumer und Visionär. Wohlhabend über die Notwendigkeiten kommerziellen Lebens hinaus und  von der Veranlagung her ungeeignet für die formellen Studien und Freizeitbeschäftigungen meiner Bekannten, habe ich schon immer in Welten außerhalb der sichtbaren Welt gelebt; ich verbrachte meine Kindheit und Jugend mit antiken und fast unbekannten Büchern oder beim Herumschweifen auf den Feldern und in den Hainen in der Nähe meines Stammsitzes. Ich glaube nicht, dass das, was ich in diesen Büchern gelesen oder auf den Feldern oder in den Hainen gesehen habe, genau das war, was auch andere Jungs meines Alters gesehen haben; aber davon sollte ich nichts erzählen, eine genauere Berichterstattung diesbezüglich würde nur die grausamen Verleumdungen, die ich manchmal aus den Unterhaltungen der verstohlenen Aufseher um mich herum heraushöre, bestätigen. Es genügt mir, über Vorgänge zu berichten, ohne die Gründe dafür zu analysieren.

Ich habe gesagt, dass ich außerhalb der sichtbaren Welt lebte, aber ich habe nicht gesagt, dass ich allein lebte. Kein menschliches Wesen sollte so etwas tun; fehlt ihm nämlich die Gemeinschaft mit anderen menschlichen Geschöpfen, zieht es damit unvermeidlich die Gesellschaft von nicht – oder nicht mehr – lebenden Dingen an. Ganz in der Nähe meines Heims liegt eine abgeschiedene, mit Bäumen bestandene Niederung, in dessen zwielichtigen Kuhlen ich die meiste Zeit verbrachte; ich las dort, dachte nach und träumte vor mich hin.