Die grünen Augen des Teufels - Elisa Hartwood - E-Book
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Elisa Hartwood

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Beschreibung

Über das Buch: "Die grünen Augen des Teufels" ist ein fesselnder Liebesroman, der die Geschichte zweier völlig unterschiedlicher Frauen erzählt, die sich auf unerwartete Weise begegnen und sich mit ihren eigenen inneren Dämonen auseinandersetzen müssen. Claire Griffith, eine alleinerziehende Künstlerin, hat ihre Muse verloren und steht vor einer schwierigen Entscheidung: Sie muss einen Aushilfsjob annehmen, um ihre Tochter zu ernähren. Alexandra Underwood hingegen ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau – egoistisch, hart und unnachgiebig. Sie ist gewohnt, immer zu bekommen, was sie will. Aber auch sie hat einem Feind zu kämpfen, den sie nicht kontrollieren kann. Doch was passiert, wenn diese beiden Frauen, die sich kaum unterschiedlicher sein könnten, aufeinandertreffen? Werden sie die Herausforderungen ihrer unterschiedlichen Welten überwinden können? Oder werden ihre Leben auf eine Weise miteinander verflochten, die niemand vorhersehen konnte? Inhalt: Claire Griffith ist eine talentierte Künstlerin, die jedoch in einer kreativen Krise steckt. Der Verlust ihrer Muse belastet sie so sehr, dass sie gezwungen ist, einen Aushilfsjob in einem Unternehmen anzunehmen, um sich und ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihre Kunst, die ihr einst so viel Freude brachte, scheint nun unerreichbar. Alexandra Underwood hat hingegen alles erreicht – zumindest glaubt sie das. Als erfolgreiche Geschäftsfrau hat sie sich durchgesetzt und nimmt sich immer, was sie will. Ihr Leben scheint perfekt: kein Platz für Emotionen, nur für Macht und Kontrolle. Doch als sie Claire begegnet, stellt sie fest, dass ihre gewohnte Welt ins Wanken gerät. Der Funke zwischen den beiden Frauen ist sofort zu spüren, aber die Spannung zwischen ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten könnte ihre einzige Chance auf Liebe gefährden. Werden sie einander finden, trotz all der Widrigkeiten, die sie trennen? Oder wird ihre Begegnung zu einer unerfüllten Sehnsucht? Warum du "Die grünen Augen des Teufels" lesen solltest: Fesselnde Charaktere: Claire und Alexandra könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch entfaltet sich zwischen ihnen eine Geschichte voller Leidenschaft, Selbstfindung und Verlangen. Ihre Reise wird dich von der ersten bis zur letzten Seite packen. Spannung und Emotionen: Der Roman nimmt dich mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen dem Streben nach Erfolg, unerwarteten Krisen, persönlicher Entfaltung und der Entdeckung einer unerwarteten Liebe.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Elisa Hartwood

Die grünen Augen des Teufels

Die grünen Augen des Teufelsvon Elisa Hartwood  

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1

Claire POV:

"Claire! ... wann habt ihr das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen?" Genervt rollte ich mit meinen Augen. Wie jedes Mal, wenn ich mich breitschlagen ließ meine Mom zu besuchen, kam die gleiche Leier.

"Mom, wir haben zu essen!" antwortete ich ihr hörbar gereizt, obwohl ich wusste, dass sie mich am richtigen Nerv getroffen hatte.

"Claire hör auf dir etwas vorzumachen. Du wirst immer dünner. Du kannst nicht auf alles verzichten nur damit Madeleine etwas zu essen hat. Suche dir endlich einen Job, mit dem du Geld verdienen kannst. Deine Malerei wird es nie schaffen deine Tochter und dich zu ernähren!" Die Augen meiner Mom waren voller Sorgen, als sie sich kopfschüttelnd auf dem Küchenstuhl niederließ.

"MOM! Es reicht! Du hast dich noch nie für meine Kunst interessiert. Wenn Dad noch hier wäre, würde er meine Entscheidung verstehen. Er hat meine Bilder immer geliebt." Meine Stimme war jetzt lauter, als ich es beabsichtigt hatte. Ich wollte nicht, dass Madeleine zu viel von meinen Problemen und unseren Diskussionen mitbekam, aber ich hatte es so satt, mir immer wieder dieselbe Standpauke anzuhören.

"Aber dein Dad ist tot. Er ist nicht mehr hier." Antwortete sie, ohne ihre Stimme anzuheben, auch wenn ich in ihren braunen Augen sah, wie weh es ihr immer noch tat. Und auch mir traten bei dem Gedanken an ihm immer wieder die Tränen in die Augen. Er fehlte mir einfach zu sehr und das wurde mir jeden Tag bewusster. Er war derjenige gewesen, der mich immer unterstützt, gefördert und ermutigt hatte meinen Träumen zu folgen. ER. Nicht sie.

Minutenlang saßen wir schweigend da, wie immer, wenn unsere Gespräche in einer Sackgasse endeten. Meine Blicke lagen auf Madeleine, die genüsslich ein Stück Pizza nach dem anderen aß und sich von uns nicht im Geringsten stören ließ. Sie genoss die viel zu große Pizza sichtlich, denn ich konnte es mir nicht leisten, ihr eine zu bestellen. Diesen Luxus hatte sie nur hier bei meiner Mom, auch wenn ich es ihr gegenüber nie offen zugeben würde.

"Mommy?" fragte meine Kleine und schaute mich mit großen Augen an. Die Tomatensoße der Pizza schmückte ihr ganzes Gesicht und an ihrem Mundwinkel hing ein Faden aus Käse, den ich ihr zärtlich wegwischte. "Ich will nicht, dass du dich immer mit Granny streitest." Besorgte blaue Augen schauten mich an. Augen, die das Spiegelbild meiner eigenen waren.

Liebevoll streichelte ich ihr über den Kopf und lächelte sie an. Und obwohl sie erst drei war, gab sie mir manchmal so viel Halt und Kraft, besonders dann, wenn ich mal wieder zu stur war, um einzusehen, dass meine Mom vielleicht doch recht hatte.

"Madeleine, was hältst du davon, wenn wir den Rest deiner Pizza einpacken und mitnehmen. Es wird Zeit, du musst langsam ins Bett und draußen ist es schon dunkel." Natürlich schob ich diesen Grund nur vor und zum Glück kannte sie die Uhr noch nicht. Ich wollte hier einfach nur raus und den ewigen Streitereien mit meiner Mom aus dem Weg gehen und entfliehen.

"Aber Mommy, ich bin noch gar nicht müde. Grandma Alberta, können wir nicht noch ein wenig bleiben? Bitte?" bettelte Madeleine mit großen Augen und versuchte meine Mom mit ihrem süßen Zwinkern um ihren Finger zu wickeln.

"Deine Mommy hat recht, Liebes. Es wird Zeit, dass du ins Bett kommst." Ich bekam unerwartete Unterstützung, denn eigentlich stritten wir nur noch miteinander und ich besuchte meine Mom nur meiner Tochter zuliebe.

Und wie durch ein Wunder widersprach Madeleine heute mal nicht. Sie klappte kauend den Deckel ihres Pizzakartons zu, stand dann auf und umarmte meine Mom innig.

"Mach‘s gut Grandma." Dann packte sie sich ihren Pizzakarton, der eigentlich viel zu groß für sie war und lief in Richtung der Haustür. Nur kurz nahm mich meine Mom in den Arm und legte mir dann einen hundert Dollar Schein in die Hand.

"Kauft euch was zu essen und Claire, ... es ist mein Ernst, such‘ dir endlich einen vernünftigen Job. Du weißt, ich stehe hinter dir, aber du musst lernen für euch selbst zu sorgen."

Ich nickte ihr kurz zu, bevor ich Madeleine den Karton abnahm, sie bei der Hand nahm und wir dann gemeinsam zu meinen Wagen gingen, den der Rost langsam, aber allmählich zerfraß.

Schweigend fuhren wir nach Hause. Madeleine schlief mittlerweile seelenruhig in ihrem Kindersitz und ließ mich mit meinen Gedanken, Ängsten und Sorgen allein. Wie so oft hatte ich mit meiner Mom gestritten und immer ging es dabei um meine Berufswahl und das liebe Geld. Sie hätte es lieber gesehen, wenn ich wie sie Medizin studiert hätte, aber nein, ich hatte mich durchgesetzt und es mit der Kunst versucht.

Jeder meiner Freunde und Dad hatten mir immer mein Talent bescheinigt, aber kaum ein potentieller Käufer interessierte sich jetzt für meine Bilder. Ich fand einfach niemanden, der etwas kaufte, hatte kaum Zeit Werbung in eigener Sache zu machen und irgendwann war mir auch die Inspiration abhanden gekommen. Ich war so leer, wusste einfach nicht mehr weiter. Aber ich musste durchhalten. Ich musste für Madeleine sorgen.

Ein Hupen riss mich aus meinen Gedanken. Eine protzige, dunkle Harley donnerte mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbei, während der Fahrer mir drohend die Faust entgegenstreckte. Vielleicht war es auch eine Fahrerin, denn unter dem Helm wehte eine lange, dunkle Mähne hervor, während das schwarze Lederoutfit den schlanken Körper eng umspielte. Ich schaute auf meinen Tacho, der nur noch 30 anzeigte, erlaubt waren hier 70. Kein Wunder also, dass ich den Zorn des Fahrers auf mich gezogen hatte. Ich hielt den ganzen Verkehr auf.

Nervös blickte ich mit einem verschwommenen Blick in den Rückspiegel. Die Anzahl der Wagen hinter mir war beträchtlich und auch das Hupen war eigentlich nicht mehr zu überhören. Und wie von selbst steuerte ich meinen Wagen auf den Standstreifen und hielt an. Viele Autos mit kopfschüttelnden Fahrern fuhren an mir vorbei. Endlich erlöst von meinem Tempo, während ich mit Tränen in den Augen hinter meinem Lenkrad in mich zusammen rutschte.

Nur selten gab ich mich meiner Verzweiflung hin. Schon gar nicht vor meiner Kleinen, aber die schlief noch immer seelenruhig und schien von all dem nichts mitzubekommen. Ein paar Mal atmete ich tief durch. Warum schaffte es meine Mom eigentlich immer wieder diese Themen anzuschneiden und warum ging ich jedes Mal aufs Neue darauf ein? Vielleicht war es besser, wenn ich sie einfach nicht mehr besuchte, aber konnte ich Madeleine das antun? Konnte ich ihr ihre geliebte Granny vorenthalten? Mein Kopf war so voller Fragen, die nach Antworten suchten, aber heute Nacht hatte ich dafür keine Nerven mehr.

Noch ein paar Mal holte ich tief Luft, wischte mir die Tränen weg und irgendwann bekam auch ich meine Gefühle und Gedanken wieder unter Kontrolle, startete den Motor und fuhr uns nach Hause.

***

Tage vergingen und mit jedem wurde mein Geld knapper, mein Kühlschrank leerer und mein Hunger größer. Lieber verzichtete ich, als dass es Madeleine an irgendetwas fehlte und dennoch war ich zu stolz meine Mom um weitere Hilfe zu bitten. Irgendwie musste ich es schaffen, musste Bilder verkaufen. Aber vielleicht hatte sie ja auch Recht. Vielleicht war es an der Zeit sich einen Job zu suchen, denn jegliche Muse war mir längst abhanden gekommen und die Leinwände blieben farblos und leer. Nichts aber auch gar nichts brachte ich Zustande und das schon viel länger als mir lieb war.

Madeleine hatte ich gerade im Kindergarten abgegeben. Meine Mom meinte, sie sollte die Möglichkeit haben sich mit Gleichaltrigen zu beschäftigen und etwas Normalität erleben, also zahlte sie dafür. Ich wartete in der Zwischenzeit darauf, dass ich sie wieder abholen konnte und wanderte ziellos durch die Stadt, immer auf der Suche nach etwas Inspiration und nach einer Geldquelle, die ich für uns nutzen konnte.

Und irgendwann landete ich in einem kleinen Imbiss, in dem ich mir einen billigen, nicht wirklich wohlschmeckenden Kaffee gönnte, um mich ein bisschen aufzuwärmen und fing an in den ausliegenden Zeitschriften zu blättern. Und natürlich landete ich irgendwann bei den Stellenanzeigen, die ich mit mehr Interesse las, als ich mir vor Tagen noch hätte vorstellen können. Aber der Hunger wurde einfach zu groß.

Ein paar Stellen klangen wirklich interessant und so rief ich bei einigen an. Und tatsächlich wurde ich bei Underwood Enterprises zu einem Gespräch eingeladen.

Kapitel 2

Alexandra POV:

Genervt stieg ich von meiner Harley, öffnete meine Lederjacke ein wenig und ließ mir, nachdem ich meinen Helm abgenommen hatte, den frischen Wind Anne scrollte durch die Haare fahren. Wieder einmal hatte irgend jemand die Straßen blockiert und war mit seinem Wagen durch die Gegend gebummelt. Das schien irgendwie zur Gewohnheit zu werden. Hatten die Leute alle nichts zu tun oder hatten sie zu viel Zeit? Vor mir lag ein stressiger Tag, der voller Termine und Besprechungen war. Und wahrscheinlich war ich die Einzige, die neben meiner Schwester richtig arbeitete.

Eilig betrat ich meine Firma, die ich zusammen mit meiner Schwester Anne seit dem Tod unserer Eltern zusammen führte. Anfangs hatte ich mich beinahe überfordert gefühlt, von der Last, die damit auf unseren Schultern lag. Wir beide waren eigentlich zu jung, um diese großen Schuhe zu füllen, die meine Eltern uns hinterlassen hatten. Aber mittlerweile ging ich in der Aufgabe voll auf, die für mich mein Lebensmittelpunkt geworden war.

Ich hastete zum Fahrstuhl und grüßte auf meinem Weg dorthin vereinzelt Mitarbeiter, die mich ehrfürchtig begrüßten. Innerlich bemerkte ich, wie mich eine Zufriedenheit erfüllte. Niemals im Leben hätte ich erwartet, dass mir die Menschen auf diese Art begegnen würden, dass ich es in so kurzer Zeit schaffen würde, mir ihren Respekt zu erarbeiten oder hatte Anne Recht und sie hatten einfach nur Angst vor mir?

Anne machte immer wieder Witze über mein Auftreten. Sie meinte, dass ich mit meiner unterkühlten Art es schaffen würde, feurige Vulkane erstarren zu lassen und dass jeder meiner Mitarbeiter sich in meiner Gegenwart etwas kleiner machte, nur um nicht aufzufallen. Ja sie meinte, dass so ziemlich jeder von ihnen Angst hatte, auch nur einmal von mir angesprochen zu werden. Ich hielt das immer nur für einen Witz, den sie auf meine Kosten machte, aber je mehr ich mein Umfeld beobachtete, umso mehr erkannte ich, dass es wirklich so war.

Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich Sekunden nachdem ich ihn erreicht hatte und schnell drückte ich die Taste für die obere Etage und hoffte, dass ich so schnell wie möglich in mein Büro kam. Die Türen waren gerade dabei sich zu schließen, als eine mir unbekannte Frau heran gehastet kam und sich zwischen die Türen drängte, die sich natürlich wieder genüsslich langsam öffneten. Genervt rollte ich meine Augen und holte einmal tief Luft. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Wie konnte sie es wagen? Niemand fuhr freiwillig mit mir im Fahrstuhl.

Meine Augen musterten sie ärgerlich, während die Wut in mir begann aufzusteigen. Sie trug einen schwarzen knielangen Rock, dazu passende Pumps, eine hellblaue Bluse, die ein wenig ihres Dekolletés zeigte, und einen schwarzen Blazer. Ihre blonden Haare umspielten ihre Schultern, auf ihren Lippen lag ein nervöses Lächeln und ihre Augen ... Oh ihre Augen raubten mir den Atem. Dieses unendliche Blau löste augenblicklich etwas in mir aus, dass ich nicht beschreiben konnte.

„Hey“, grüßte sie mich lächelnd und drückte die Taste der zehnten Etage, in der die Personalabteilung saß. "Hast du auch ein Vorstellungsgespräch?"

Wer dachte sie eigentlich, wer ich war? Ich schüttelte nur einmal kurz verneinend meinen Kopf, hob mein Kinn, stellte mich noch aufrechter hin und versuchte sie zu ignorieren. Aber sie redete einfach weiter.

"Ich bin so aufgeregt. Ich hoffe, dass alles gut geht, ich brauche so dringend ein vernünftiges Einkommen. Hast du eine Ahnung, ob sie hier gut zahlen?" Unruhig trat sie von einem Bein auf das Andere.

Und doch hatte sie keine Ahnung, wer ich war. Ging man so zu Vorstellungsgesprächen? Sie hatte wirklich keinen Schimmer, wer vor ihr stand. Wie sollte sie so unvorbereitet durch das Gespräch bei Ines kommen, wenn sie nicht einmal eine der Inhaberinnen erkannte? Meine Augen musterten sie weiterhin eiskalt. Sie wirkte freundlich, aber angespannt. Sie biss nervös auf ihre Unterlippe. Oh, wie gerne würde ich auch daran knabbern.

Halt! Was? Wo kam denn jetzt dieser Gedanke her? So etwas stand mir nicht zu. Sie war doch nur ein Mädchen, dass ich kurz im Fahrstuhl getroffen hatte. Eines, das ich nie wieder sehen würde, weil sie sang und klanglos durch ihr Vorstellungsgespräch rasseln würde und selbst wenn sie an Ines vorbeikam, eine Beziehung zu einem Angestellten kam für mich absolut nicht in Frage. Also reiß dich zusammen Alexandra und konzentriere dich auf die wichtigen Dinge!

Und endlich erreichten wir die zehnte Etage, die Türen öffneten sich, die Blonde setzte sich in Bewegung und verließ den Lift. Noch einmal drehte sie sich kurz um und wünschte mir einen schönen Tag. Was ich wieder nur mit einem kurzen Nicken erwiderte. Als sich die Türen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder schlossen, stieß ich einen langen Atemzug aus.

Wie lange hatte ich eigentlich meine Luft angehalten? Mir war nicht einmal bewusst gewesen, dass ich es getan hatte, aber diese Augen und ihre Erscheinung hatten mir einfach den Atem geraubt. Gefühlte Minuten fuhr ich weiter hinauf zu meinem Büro. In meinem Kopf herrschte ein komplettes Durcheinander, etwas, was ich so nicht kannte. Was hatte die Blonde nur angerichtet? Ich hastete in mein Büro und ignorierte Miss Ree, die mir eilig hinterher stürzte.

"Sie sind spät dran, Miss Underwood. Ihre Schwester hat bereits nach ihnen gefragt." Sie stellte mir ungefragt, wie jeden Morgen, eine heiße, köstlich riechende Tasse Kaffee auf meinem Schreibtisch und ließ mich dann allein. Ree war so ziemlich die Einzige meiner Mitarbeiter, die offen und manchmal auch zu ehrlich mit mir sprach. Aber dies war mir tausendmal lieber als jemand, der sich ständig duckte.

Schnell zog ich mich um, denn ich wusste, dass ich in meinen Biker Boots und meinem Lederoutfit Anne nicht unter die Augen treten brauchte. Sie hasste es, wenn ich mich dem Risiko auf meinem Bike aussetzte, von irgendjemand umgefahren zu werden oder zu stürzen, aber konnte ich es ihr verübeln? Ich war die einzige Familie, die ihr noch geblieben war.

Kurz richtete ich noch einmal meine Krawatte, zog meinen Anzug zurecht und nahm einen Schluck von meinem Kaffee, bevor ich mich auf dem Weg zu Anne machte.

"Ree, legen sie mir für heute Mittag den Quartalsbericht auf meinen Schreibtisch und vereinbaren sie für mich und meine Schwester einen Termin zum Abendessen mit dem Bürgermeister für morgen Abend." wies ich meine Assistentin beim Verlassen meines Büros an und lief dann quer über den Gang zu Anne.

"Na endlich, Alex. Es wird Zeit, dass du auch mal hier aufkreuzt." blaffte mich meine Schwester an, was ich aber ignorierte und mich auf der Couch in ihrem Büro fallen ließ. "Warst du wieder die ganze Nacht mit Constance unterwegs? Du siehst aus, als ob du seit Tagen kein Auge zu gemacht hast."

Genervt rollte ich mit meinen Augen. Ja, ich war mit Constance um die Häuser gezogen, hatte in Clubs gefeiert. Aber irgendwie musste ich den ganzen Stress hier ja mal hinter mir lassen.

"Ann, bitte. Das Thema hatten wir doch schon!" antwortete ich ihr, ohne sie auch nur anzublicken.

"Alexandra du musst mehr auf dich achten. Du hast eine Verantwortung für die Firma, für Adrian. Kommt er eigentlich dieses Wochenende nach Hause?" Und schon befand ich mich wieder in Annes Fragerunde.

"Nein, er wollte im Internat bleiben. Ich werde ihn nicht zwingen nach Hause zu kommen." antwortete ich kurz.

"Alexandra, er ist dein Sohn! Findest du es nicht bedenklich, dass dein siebenjähriger Junge lieber im Internat bleibt, als zu dir nach Hause zu kommen?"

Ich zuckte nur mit meinen Schultern. Ich hatte es nie hinterfragt, denn dort hatte er Freunde und hier saß er oft mit einer Nanny allein zu Hause. Die Arbeit fraß mich förmlich auf und raubte mir jede Freizeit mit ihm. Ich hatte einfach keine Zeit mehr für meinen Sohn und ich war mir sicher, dass er im Internat glücklicher war als hier bei mir.

Eine halbe Ewigkeit saß ich schweigend da. Ich wollte nicht über Adrian sprechen. Ja, er war mein Sohn, aber durch meinen Job hatte sich unser Verhältnis stark verschlechtert. Ich war einfach eine schlechte Mom für meinen Sohn und dessen war ich mir vollkommen bewusst, aber ich hatte einfach keine Zeit und außerdem wusste ich, dass er im Internat besser aufgehoben war.

Anne starrte minutenlang wortlos auf ihren Monitor, bis wieder Worte über meine Lippen kamen und ich das Thema wechselte.

"Wir stellen wieder Leute ein?" fragte ich meine Schwester, die die Personalabteilung der Firma zu verantworten hatte.

"Nicht direkt. Ich meine, wir brauchen nur eine Aushilfe für die einfachen Aufgaben. Ree und Black schaffen es einfach nicht mehr und die Bürokratie wird immer mehr. Ich will, dass die beiden sich auf die wichtigen Aufgaben konzentrieren, dich und mich noch mehr entlasten, und sich nicht stundenlang mit der Ablage oder anderen unnützen Aufgaben aufhalten. Wieso fragst du? Wir hatten doch darüber gesprochen." Ihre braunen Augen wendeten sich kurz mir zu, bevor sie wieder ihren Bildschirm fixierten.

Ich ignorierte ihre Frage und stellte statt dessen eine Gegenfrage. "Weißt du, wer heute zu den Vorstellungsgesprächen kommt?" Ich war neugierig. Eine Unterstützung für Ree und Black hieß, diese Person würde ganz in meiner Nähe arbeiten. Vielleicht war es ja sie. Ich könnte sie jeden Tag sehen, diese blauen Augen, das süße Lächeln. Innerlich fing ich an zu grinsen, auch wenn ich es nie offen zugeben würde, denn jeder dachte, dass ich mich in einer glücklichen Beziehung zu Constance befand, aber sie war nur noch ein Zeitvertreib für mich.

Anne scrollte nachdenklich auf ihrer Maus und schaute mich dann wieder an.

"Komm her. Ich zeig dir die Bewerbungen, die heute vorbeikommen."

Sie zeigte mir die eines jungen Mannes, die einer brünetten Frau und die der Blonden.

"Claire Griffith." Las ich ihren Namen leise, ließ die Buchstaben genüsslich über meine Zunge fließen und Anne schaute mich verwirrt an.

"Alles okay, Alex?"

Claire Griffith, was für ein schöner Name für eine so wunderschöne Frau. Ich starrte das Foto auf Annes Bildschirm an. Diese Augen, die Lippen mit dem kleinen süßen Muttermal darüber, das Lächeln und die engelsgleichen Haare und unmerklich umspielte meine Lippen ein zaghaftes Lächeln. Allein das Bild löste etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben konnte. Alexandra hör auf! Sie ist nichts für dich.

"Alex?" Anne runzelte ihre Stirn und kniff mich in die Seite, um meinen Blick vom Bildschirm zu lösen.

"Äh ja. Sag Ines, ich will sie. ... ähm ich meine, ... sie soll sie einstellen." sagte ich kurz und stürmte aus ihrem Büro. Ich kannte diese Frau kaum mehr als ein paar Sekunden und dennoch hatte sie mich schon jetzt in ihren Bann gezogen.

"Alex, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?" rief Anne mir noch hinterher, aber ich ließ sie einfach links liegen und ging mit hämmernden Herzen zurück zu meinem viel zu vollen Schreibtisch.

Kapitel 3

Claire POV:

Wie durch ein Wunder hatte ich den Job bei Underwood Enterprises bekommen. Es war zwar nur ein Aushilfsjob, aber es war besser als gar nichts. Die Arbeitszeiten waren annehmbar, so dass mir eigentlich genügend Zeit für meine kleine Madeleine übrig bleiben sollte.

Nervös betrat ich den Lift, der mich in die oberste Etage bringen würde. Und mit jeder Etage, die mich der Lift höher trug, schlug mein Herz schneller und meine Hände wurden feuchter. Es war innerlich einfach nicht mehr auszuhalten. Ich hasste es die Neue zu sein. Schon damals in der Schule war es mir so ergangen und jetzt?

Jetzt hatte ich einen Job, von dem ich eigentlich keine Ahnung hatte, was mich erwartete. Einen Job, den ich widerwillig machen würde, denn es war nicht das, was ich in meinem Leben machen wollte. Mein Herz gehörte der Kunst, meiner kleinen Tochter und nur für sie nahm ich das alles hier auf mich.

Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug, bevor ich vorsichtig, beinahe ängstlich, den Fahrstuhl verließ. Langsam setzte ich einen Fuß vor den Anderen und natürlich blieb ich nicht lange unentdeckt.

"Kann ich ihnen helfen, Miss?" fragte mich eine Frau mit kurzen dunklen Haaren, kaum älter als ich, hinter einem Tresen, wahrscheinlich der Empfangsbereich dieser Etage.

"Ähm, ja." stammelte ich nervös als Antwort. "Mein Name ist Griffith, ... Claire Griffith und ich ... ich fange heute hier an. ... Ich sollte mich bei einer Miss Ree melden." Schüchtern lächelte ich mein Gegenüber an.

"Na dann herzlich willkommen. Ich bin Maria und ich sag Rachel Bescheid, einen Augenblick bitte."

Sie nahm den Hörer ab, drückte eine Taste und kündigte mich bei dieser Rachel, wie sie sie genannt hatte, an. Und keine zwei Minuten später stand eine grinsende Latina vor mir, die ihre Haare zu einen Zopf zusammengebunden hatte.

"Hey, ich bin Rachel, Rachel Ree und du musst Claire sein." Sie lächelte mich herzlich an und streckte mir ihre Hand entgegen, die ich immer noch unsicher nahm.

"Ja, das bin ich." erwiderte ich kurz.

"Na dann komm mal mit, ich zeige dir alles." Wieder grinste sie und führte mich durch die Räume. Sie führte mich herum und letztendlich kamen wir in einen großen Raum in dem drei Schreibtische standen und von dem zwei weitere große Büros abgingen.

"Das hier wird dein Schreibtisch sein." Sie zeigte auf dem in der Mitte, bevor sie fortfuhr. "Der hier vorne rechts gehört mir und der dort hinten gehört Olivia Black. Sie ist die persönliche Assistentin von Anne und ich die von Alexandra Underwood. Deine Aufgabe wird sein Olivia und mich zu unterstützen, aber auch die Chefinnen."

"Okay." War das Einzige, was mir über die Lippen kam, als ich meine Tasche auf meinem neuen Schreibtisch stellte.

"Man war das heute früh wieder ein Chaos. Rachel hast du den Kaffee schon fertig?" Mit diesen Worten kam eine weitere Brünette in das Büro gestürmt und ließ sich auf dem Stuhl an ihrem Schreibtisch zu meiner Linken fallen. Erst dann bemerkte sie mich. "Oh hey, ich bin Olivia, du musst Claire sein?"

"Ja, das bin ich.“ Lächelte ich sie jetzt an. Die Zwei schienen wirklich locker zu sein und vielleicht würde mir die Arbeit hier ja wirklich Spaß machen.

Und bevor Olivia noch etwas sagen konnte, redete Rachel schon wieder weiter. "Oli, du glaubst doch nicht, dass ich dir das Abkaufe. Du konntest dich nur wieder nicht von Leo trennen. Du bist einfach unersättlich."

"Ach halt die Klappe Rach." grinste sie Rachel an, startete ihren PC und nahm dann dankend den Kaffee entgegen, den Rachel ihr grinsend reichte.

Rachel fing an mich einzuarbeiten und erklärte mir verschiedene Abläufe, als eine freundliche Blondine mit hohen Wangenknochen, bekleidet mit einem dunklen Kostüm, den Raum betrat.

"Guten Morgen meine Damen." Begrüßte sie uns lächelnd und wendete sich dann mir zu. "Herzlich willkommen, Miss Griffith. Ich hoffe, sie werden sich bei uns wohlfühlen und arbeiten sich schnell in die Materie ein. Mein Name ist Anne Underwood und wenn sie irgendwelche Fragen haben, dann scheuen sie sich nicht Miss Ree, Miss Black oder mich zu fragen."

Sie streckte mir zur Begrüßung ihre Hand entgegen, die ich aufgeregt annahm. Vielleicht war es ja wirklich nicht so schlimm und mit jeder Minute, die ich hier war, fiel etwas mehr Anspannung von mir ab.

Miss Underwood steuerte anschließend direkt die Tür ihres Büros an und blieb noch einmal kurz in der Tür stehen.

"Miss Black, ist meine Schwester schon da?" fragte sie Olivia, die mit dem Kopf schüttelnd antwortete.

"Nein Miss Underwood, leider noch nicht."

Die Chefin atmete einmal tief durch, verdrehte ihre Augen, verschwand dann kopfschüttelnd in ihrem Büro und schloss die Tür hinter sich.

"Das war die nette Schwester." grinste mich Rachel an. "Warte mal auf den General?"

"Den General?" fragte ich, als ob ich falsch gehört hatte. Das klang nicht gerade nett und machte mir auch ein wenig Angst.

"Ja, der General. So nennen wir sie hier alle. Sie selbst hat aber davon keine Ahnung, also es wäre schön, wenn das so bleibt. Rachel kann nur mal wieder nicht ihre Klappe halten. Eigentlich heißt sie Alexandra Underwood und mit ihr solltest du es dir auf keinen Fall verscherzen." warnte mich Olivia.

Rachel arbeitete mich weiter ein, als ungefähr eine Stunde später eine Brünette das Büro betrat. Was heißt betrat, sie stürmte praktisch hindurch und fauchte Rachel an.

"In mein Büro Ree!"

Kurz schaute sie zu mir und augenblicklich fühlte ich mich, als ob ich von einem Blitz getroffen wurde. Diese wunderschönen grünen Augen durchbohrten mich, als ob sie mir direkt in die Seele schauten. Ihr Gesicht war das einer Göttin. Ihre brünetten, langen Haare fielen locker über ihre rechte Schulter. Und der dunkle Anzug, den sie trug, betonte ihren Po und die Bluse zeigte ein wenig ihres Ausschnitts, aber der selbstsichere Ausdruck in ihrem Gesicht war eiskalt und nicht genauer zu lesen. Und dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte sie schon einmal gesehen.

"Fuck!" Ich schlug mir die Hände vor den Mund und konnte nur hoffen, dass es niemand gehört hatte, aber natürlich wandte sich die Brünette kurz zu mir um, bevor sie mit Rachel wort- und grußlos in ihrem Büro verschwand.

"Claire?" Olivia schaute mich fragend an.

Ich vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen.

"Shit! Shit! Shit! Ich bin doch so dämlich."

"Claire, was ist los?" fragte sie jetzt deutlich besorgt klingend, da wahrscheinlich jede Farbe aus meinem Gesicht gewichen war.

"Naja, hast du nicht vorhin gesagt, mit Alexandra Underwood sollte man es sich nicht verscherzen?" Olivia nickte mir zu, während mein Gesicht sich zu einer verängstigten Grimasse verzog. "Nun ich glaube, ich habe das schon vor meiner Anstellung hier geschafft."

Ich erzählte ihr von meiner ersten Begegnung im Fahrstuhl mit dem General, wie meine neuen Kolleginnen sie genannt hatten. Ich hatte doch tatsächlich die Chefin gefragt, ob sie auch einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch hatte und wie die Bezahlung war. Konnte sich jetzt nicht der Boden unter mir auftun und ich einfach so verschwinden.

Die Anspannung, die gewichen war, kam jetzt mit voller Wucht zurück. Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich war mir sicher, dass ich diesen Job genauso schnell wieder los war, wie ich ihn bekommen hatte.

Kapitel 4

Alexandra POV:

Heute war es so weit. Heute war der erste Arbeitstag von Claire Griffith und ich war so verdammt neugierig auf ihren Gesichtsausdruck, wenn sie sah, wer ich wirklich war.

Zum ersten Mal seit Wochen war ich nicht mit meiner schwarzen Harley Iron 883 unterwegs gewesen, sondern hatte meinen roten Ford Mustang genommen. Ich wollte nicht, wie sonst, in meinem lässigen Lederoutfit im Büro erscheinen. Nein, heute hatte ich mich für einen eleganten schwarzen Hosenanzug und eine weiße Bluse entschieden.

Anne sah es sowieso nicht gern, wenn ich im Lederoutfit und mit der Harley im Büro auftauchte und so hatte ich mich heute dagegen entschieden. Aber eigentlich wollte ich nur die unbekannte Blonde beeindrucken, so wie sie mich beeindruckt hatte. Auch wenn ich dies nicht offen zugeben wollte und konnte. Waren doch Beziehungen zwischen Angestellten nicht gern gesehen und erst recht die zu Vorgesetzten.

Gefühlte Minuten fuhr ich im Fahrstuhl nach oben zu meinem Büro. Mit jeder Etage schlug mein Herz schneller, wurde meine Atmung hastiger. Noch drei Etagen und ich versuchte krampfhaft meinen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Ein paar Mal atmete ich tief durch, lehnte mich an die kalte Rückwand des Lifts und schließlich gelang es mir mit viel Mühe meine Maske aufzusetzen, die jeder hier kannte. Und als die Türen sich öffneten, sah jeder nur die Alexandra Underwood, die sie alle fürchteten.

"Guten Morgen, Miss Underwood." begrüßte mich Maria, der ich genauso kalt wie jeden Morgen kurz zunickte und hastig weiterlief. Nur noch ein paar Meter und schon von weiten erkannte ich die blonden Locken, die es mir so angetan hatten. Noch einmal atmete ich tief durch. Ruhig bleiben Alexandra, jetzt nur nicht die Fassung verlieren!

Mit einer selbstsicheren Haltung und einem gehobenen Kopf lief ich hastig durch das Sekretariat vor den Büros von Anne und mir und blaffte Ree mehr als gewollt an.

"In mein Büro Ree!"

Nur kurz sah die unbekannte Blonde zu mir auf und sofort ertrank ich in dem tiefen Blau ihrer Augen, die es mir schon vor Tagen im Fahrstuhl angetan hatten. Mein Kiefer spannte sich an, Zähne pressten sich aufeinander. Ruhig bleiben Alexandra. Sie ist nichts für dich. Versuchte ich mir einzureden, während Ree hinter mir herhastete und versuchte mir zu folgen.

"Shit!" war alles, was ich von der Blonden hörte, die jetzt ihre Hände vor ihren Mund schlug und feuerrot anlief. Sie hatte mich also erkannt. Alles in mir grinste zufrieden, mein Herz schlug schneller, aber mein kalter, unnahbarer Gesichtsausdruck blieb unverändert. Nur kurz drehte ich mich noch einmal zu ihr um, bevor ich mit Ree mein Büro betrat, welche die Tür hinter uns schloss.

Ich ging direkt weiter zu der großen Fensterfront, an der ich meinen Blick in die Ferne schweifen ließ, wie so oft, wenn ich nachdachte. Aber heute hatte ich im Gegensatz zu sonst meine Arme fest vor meiner Brust verschränkt. Meine Hände umklammerten förmlich meine Oberarme, während ich schon wieder versuchte mein Herz und meine Atmung zu beruhigen.

Wie konnte ich nur denken, dass es eine gute Idee gewesen war, die Blonde einzustellen? Auf Dauer würde ich diesen körperlichen Stress nicht aushalten. Und heute war erst ihr erster Tag. Wie sollte ich es schaffen, sie und dass was sich in mir regte zu ignorieren? Ich durfte mich ihr nicht nähern und dennoch hatte ich darauf gedrängt sie einzustellen. Also war ich selbst schuld.

"Miss Underwood?" ertönte hinter mir Rees fragende Stimme. "Ist alles okay mit ihnen?"

"Aber natürlich Ree. Ich verlasse mich darauf, dass sie die Neue schnell einarbeiten. Wenn es irgendwelche Probleme gibt, dann können sie ..." Ich wandte mich ihr zu, als ich von ihr unterbrochen wurde.

"Ich glaube nicht, dass es welche geben wird. Claire scheint auf dem ersten Blick ziemlich gut zu uns zu passen." Ihre Augen musterten mich von oben bis unten, suchten nach einem Anhaltspunkt, ob irgendetwas nicht stimmte, aber ich ließ ihr keine Chance, denn ich war geübt darin meine Emotionen und Gefühle zu verstecken.

"Ree, reservieren sie heute Mittag für Miss Green und mich einen Tisch im 'Safaris'." Mir war klar, dass es wirklich kurzfristig war und man dort nur schwer einen Tisch bekam, aber etwas Ablenkung würde mir jetzt wahrscheinlich guttun.

"Okay, noch irgendetwas, Miss Underwood?" fragte Ree, was ich nur mit einem einfachen Kopfschütteln beantwortete, woraufhin die Latina mein Büro verließ.

Die Stunden vergingen, ohne dass ich wirklich irgendetwas tat. Ich versuchte meine E-Mails abzuarbeiten, aber immer wieder wanderte mein Blick durch die Glasfront meines Büros. Immer wieder suchten meine Augen nach der Blonden und musterten sie. Wie sie den Stift kaute, während sie Ree gespannt zuhörte oder wie sie eine einzelne Haarsträhne um einen Finger wickelte. Und hin und wieder schaute sie ängstlich in meine Richtung.

Und gerade als ich mal wieder dabei war zu starren, flog meine Tür auf und meine Schwester stand in meinem Büro. Ihre Arme hatte sie in ihre Hüfte gestemmt und ihre Augen schauten mich düster und fragend an, bevor sie die Tür lautstark hinter sich schloss.

"Du weißt schon, dass wir eine Telefonkonferenz mit Myers Ice hatten? Quentin macht schon genug Ärger und du lässt mich da so allein."

Verdammt, das hatte ich ganz vergessen! "Es tut mir leid Anne, aber ich habe wirklich nicht daran gedacht."

"Wie kannst du das vergessen? Du starrst den ganzen Tag in deinem Rechner. Du hast einen Terminkalender, der dich automatisch erinnert ..." Anne kochte vor Wut. Ich wusste, wie sehr sie es hasste allein mit Nadja zu reden. Sie verließ sich da lieber auf mich und ich hatte es total vergessen, weil die schöne Blonde vor meinem Büro all meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, auch wenn ich zu ihr noch kein einziges Wort gesagt hatte.

Das musste enden, sofort. Denn Nadja war hinter unserer Firma her und die würde ich auf keinen Fall kampflos hergeben und Unkonzentriertheit konnte ich mir im Augenblick nicht leisten. Hier stand das Erbe meiner Eltern auf dem Spiel.

"Sorry Ann. Ich verspreche dir, dass es nicht mehr vorkommt." Und schon wieder klopfte es an der Tür, gerade als Anne Luft holte, um weiter zu toben, erschien Constances dunkler Lockenkopf in der Tür.

"Hey, ihr zwei. Alexandra bist du fertig?" Ich schluckte hart, was für ein schlechtes Timing. Aber ich hatte es so gewollt. Ich wollte mich von der Blonden Schönheit fernhalten und hatte Constance zum Mittagessen eingeladen. Und wie immer hatte sie Zeit für mich gehabt und ohne Zögern zugestimmt.

Langsam ging ich auf sie zu, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, nahm ihre Hand und drehte mich noch einmal kurz zu Anne. "Ich bin im Laufe des Nachmittags wieder da, Ann. Wir reden später." Und so ließ ich eine verdutzte und jetzt richtig sprachlose Anne zurück.

Hand in Hand lief ich mit Constance durch unser Vorzimmer und natürlich bemerkte ich den ängstlichen Blick, den mir Griffith zuwarf. Ich konnte ihn nicht erwidern. Nicht, wenn ich mir geschworen hatte, sie mir aus dem Kopf zu schlagen und jedes Gefühl, was sich in mir regte, zu ignorieren. Aber sie schien, wie so viele hier Angst vor mir zu haben, also wendete sie ihren Blick schnell wieder ab und tat geschäftig.

***

Minutenlang waren Constance und ich wortlos in Richtung des 'Safaris' gefahren. Sie fragte mich nicht, warum ich sie so kurzfristig eingeladen hatte und ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte. Immer wieder gingen meine Gedanken zurück, zu der Frau, vor der ich hierher geflohen war.

"Alexandra?" irgendwann unterbrach Constance die immer unangenehmer werdende Stille. "Willst du wirklich mit mir essen gehen? Oder ist dir heute mehr nach etwas anderem? Denn dann könnten wir schnell zu mir fahren."

Nur kurz blickte ich sie an, nickte einmal und bog in Richtung ihrer Wohnung ab. Denn wenn ich ehrlich war, hatte ich wirklich keinen Hunger, aber gegen etwas zu Naschen war nichts einzuwenden.

Ich parkte meinen Wagen direkt im Parkverbot vor dem Haus, in dem sie wohnte, stieg hastig aus, schnappte mir Constances Hand und zog sie förmlich in Richtung ihrer Wohnung. Die Treppen rannten wir beide hoch, während Constance ihre Schlüssel hastig heraus kramte. Und sobald die Wohnungstür hinter uns ins Schloss fiel, presste ich sie gegen die Tür und küsste sie hungrig, begierig und wild.

Dann hob ich sie hoch, ihre Beine schlangen sich um meine Hüften, während ich sie hastig zur Couch trug. Ein Kleidungsstück nach dem Anderen landete auf dem Boden und nur Minuten später schrie sie atemlos und zitternd meinen Namen, wieder und wieder.

Und so zog ich mich nach einer knappen Stunde zufrieden wieder an, verschwand im Badezimmer, richtete meine Frisur und zog meine Bluse zurecht, bevor ich noch einmal zu der mittlerweile tief und fest schlafenden Constance blickte und dann aus ihrer Wohnung verschwand.

Die Rückfahrt ins Büro dauerte nicht lange, aber wirklich eilig hatte ich es nicht. Ich hätte bei Constance schnell duschen sollen. Mein ganzer Körper war verschwitzt, roch nach Sex und Anne würde mir sowieso die Hölle heiß machen und so schlich ich mich beinahe in mein Büro.

Das Vorzimmer war glücklicherweise menschenleer. Die Stimmen von Ree und Black drangen aus Annes Büro zu mir und von Griffith war weit und breit nichts mehr zu sehen. Also schloss ich vorsichtig und leise meine Tür hinter mir. Lief in mein Badezimmer und machte mich erst einmal ein wenig frisch.

Mein Blick haftete an meinem Spiegelbild, während ich ungläubig meinen Kopf schüttelte. Was hatte ich heute nur getan? Gearbeitet hatte ich nicht wirklich. Anne hatte ich enttäuscht. Vor Griffith war ich geflohen und Constance ..., naja ich hatte wenigstens Spaß gehabt.

Kapitel 5

Claire POV:

Unruhig drehte ich mich von einer Seite auf die Andere. Wie so oft in den letzten Wochen hatte ich mich stundenlang schlaflos in meinem Bett herumgewälzt und wenn ich mal schlief, dann nur extrem unruhig. Diese grünen, starrenden Augen schienen mich selbst in der Nacht zu verfolgen. Und das machte mir Angst, richtig Angst.

Im Unterbewusstsein hörte ich das Knarren meiner Schlafzimmertür, kleine tapsige Schritte, bevor winzige Hände mein Gesicht berührten und meine Augen etwas unsanft öffneten.

"Mommy willst du nicht aufstehen?" hörte ich Madeleines Stimme, die mir gleich noch einen feuchten Kuss auf die Wange drückte, bevor sie in mein Bett krabbelte und sich zu mir legte.

"Wir kuscheln noch ein paar Minuten, okay?" Ich zog meine Kleine näher an mich heran, schloss sie fest in meine Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Wie gut taten mir die kurzen Momente, die wir früh gemeinsam verbrachten. Sie gaben mir Kraft den Tag durchzustehen.

Nicht, dass mir die Arbeit bei Underwood Enterprises nicht gefiel. Nein, es machte Spaß mit Rachel und Olivia zusammen zu arbeiten, auch Anne Underwood war wirklich nett und ziemlich geduldig mit mir. Aber ihre Schwester hatte in all den Wochen kein Wort mit mir gewechselt. Wenn sie mit mir kommunizierte, dann nur über Rachel oder E-Mails.

Und dennoch fühlte ich mich ständig von ihr beobachtet. Immer wieder spürte ich ihre wunderschönen tiefgrünen und trotzdem eiskalten Augen auf mir, als ob sie nur darauf wartete, irgendetwas zu finden, um mich dann schnell wieder entlassen zu können. Naja, eigentlich war ich ja selbst schuld.

Madeleine schmiegte sich immer fester an mich und genau in diesem Augenblick ging der Wecker meines Handys zum fünften Mal los. Leise stöhnte ich auf, verdrehte meine Augen und setzte mich langsam auf.

"Na los Madeleine, ich mach uns etwas zum Frühstück!" Wie von einer Tarantel gestochen, sprang Madeleine auf und rannte aus meinem Schlafzimmer.

Aus der Küche schrie sie. "Yeah Pancakes!!!" Ich rollte nur die Augen und trottete ihr hinterher.

"Nein Süße, heute gibt es nur Müsli und Kakao. Mommy muss auf Arbeit und es ist schon spät." Ich streichelte ihr liebevoll über die zerzauste Frisur und hauchte ihr dann einen Kuss auf die Stirn.

"Aber Mommy!" große Kinderaugen blinzelten mich an und versuchten ihren Willen zu bekommen. Aber heute konnte ich sie nicht gewinnen lassen. Nicht heute. Der Monat neigte sich dem Ende entgegen und das Geld war schon wieder knapp. Die Arbeit bei Underwood Enterprises half zwar, aber es war bei weitem nicht genug. Und außerdem waren wir wie jeden Tag schon wieder viel zu spät dran.

"Nein Madeleine, am Wochenende okay?" Ich nahm für jeden von uns eine Schüssel aus dem Schrank, schüttete Haferflocken hinein, gab etwas Banane dazu, goss etwas Milch hinein und stellte sie auf dem Tisch. Und sofort fing Madeleine mit ihrem Löffel an, wie wild darin herumzurühren, so dass sich die Hälfte des Inhalts über den Tisch verteilte. "Ach Madeleine!" Ich verdrehte die Augen, holte einen Lappen, wischte den Tisch ab und gab ihr meine Schüssel. "Bitte esse, wir haben es eilig."

Ich stellte ihr noch ein Glas Kakao hin, welches sie sofort austrank, bevor sie sich mit dem Ärmel ihres Schlafanzuges, die Spuren des Getränks aus dem Gesicht wischte. "Mommy, besuchen wir am Wochenende Grandma?" Und schon spielte sie wieder mit ihrem Löffel in der Müslischüssel.

"Madeleine ess' bitte, wir müssen los." Und sie hörte, fing an zu essen und ließ mir so etwas Zeit für mich. Für mich fiel das Frühstück aus, denn Madeleine aß ja meins, also lief ich ins Badezimmer und begann mich fertig zu machen.

Ich putzte schnell meine Zähne, warf mir etwas Farbe ins Gesicht, lief dann in mein Schlafzimmer und zog mich hastig an, bevor ich zum Esstisch zurückkehrte. Madeleine spielte inzwischen schon wieder mit ihrem Müsli und war nicht wirklich weitergekommen. Sie fuchtelte mit ihrem Löffel herum und träumte vor sich hin.

Ich atmete einmal tief durch, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Ich musste in einer Stunde im Büro sein und Madeleine musste noch in den Kindergarten.

Es dauerte und Madeleine ließ sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. Ich zwang sie beinahe zum Essen. Putzte ihr die Zähne und zog sie hastig an. Und dann endlich verließen wir für heute die Wohnung.

Ich fuhr so schnell es der Verkehr und die Vorschriften erlaubten. Madeleine sang auf der Rückbank schief und lautstark zur Musik, die im Radio lief. Ihr Anblick im Rückspiegel war einfach herzzerreißend. Sie war so glücklich, das ganze Gegenteil von mir.

Keine zehn Minuten später erreichten wir den Kindergarten. Ich nahm Madeleine auf den Arm, stürmte hinein und zog ihr hastig ihre Jacke und ihre Schuhe aus.

"Mommy, wann holst du mich wieder ab?"

"Nach dem Mittagessen, wie jeden Tag. Viel Spaß meine Kleine." Ich küsste ihr sanft die Stirn, bevor ich sie in ihre Gruppe brachte und sie nach einer kurzen Umarmung in der Gruppe der spielenden Kinder verschwand und ich augenblicklich vergessen war.

Nur kurz schaute ich auf meine Uhr. Natürlich war es viel zu spät. Ich hätte schon vor zwanzig Minuten auf Arbeit sein müssen und jetzt würde ich mit Sicherheit fast eine Stunde zu spät kommen. Ich hastete zurück zu meinem Wagen, raste los und wählte Rachels Nummer. Nach dem dritten Klingeln hob sie ab.

"Underwood Enterprises, sie sprechen mit Miss Ree. Was kann ich für sie tun?" erklang Rachels freundliche Stimme aus meinen Lautsprechern.

"Rachel, ich bin es Claire. Ich bin zu spät dran. Madeleine hat heute früh so herumgebummelt. Ich beeil mich. Ich bin gleich da." sprudelte es aus mir heraus.

"Claire, mach dir keinen Stress. Oli und ich haben hier wie immer alles im Griff. Anne hat heute frei und der General kommt eh jeden Tag zu spät. Also nimm dir bitte Zeit, keiner wird etwas bemerken."

"Danke Rachel. Ich beeil mich trotzdem. Bis gleich." erleichtert legte ich auf. Es war nicht selbstverständlich, dass sie es so gelassen aufnahm. Immerhin war ich die Neue und hatte mich noch nicht wirklich bewiesen. Ich musste jeden Tag etwas Neues hinzulernen und manchmal, schien es mir einfach über den Kopf zu wachsen. Diese Arbeit lag mir einfach nicht.

Eine Viertelstunde später parkte ich meinen Wagen auf dem Parkplatz der Angestellten und rannte zum Fahrstuhl. Ich hämmerte wie eine Bekloppte auf den Knopf, aber dadurch kam der Lift auch nicht schneller. Gefühlte Minuten später öffneten sich endlich die Türen. Ich trat ein, drückte die Taste für die oberste Etage und gerade als die Türen sich wieder schlossen, eilte jemand heran und betrat den Lift.

Nur kurz blickte ich auf und schaute in diese grünen Augen, die mich nachts um den Schlaf brachten. Sie waren so kalt, beängstigend und musterten mich von oben bis unten. Sie schienen beinahe durch mich hindurch zu schauen und das Gesicht des Generals zeigte keine Regung. Dann endlich wandte sie ihren Blick von mir ab. Sie stellte sich noch aufrechter hin, hob ihr Kinn und dann sprach sie ihr erstes direktes Wort zu mir, seitdem ich für sie arbeitete.

"Griffith, sie wissen, dass sie die Verspätung heute nacharbeiten werden! Wir dulden hier kein zu spät kommen. Ich erwarte Pünktlichkeit." Ihre Stimme wirkte unterkühlt und dennoch frei von jeglichen Emotionen. Sie schüchterte mich ein, machte mir Angst und vor mir lag mit Sicherheit eine weitere schlaflose Nacht.

"Aber Ma'am, ich ..." Ich musste doch Madeleine abholen.

"Ich dulde keine Diskussionen Griffith, aber vielleicht wollen sie sich ja nach einem anderen Job umsehen." würgte sie meinen Kommentar sofort ab.

Ich schluckte hart. Die Bezahlung hier war nicht üppig, aber ich brauchte den Job zum Überleben. "Nein Miss Underwood. Ich möchte mir keinen anderen Job suchen. Es tut mir leid, natürlich werde ich die Zeit heute nacharbeiten."

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fuhren wir nach oben. Ich fühlte mich so schlecht, ich hätte einfach losheulen können, aber hier vor dem General würde ich keine Schwäche zeigen. Ich schluckte sie einfach herunter, während mein Kopf anfing sich Gedanken zu machen, wie ich Madeleine pünktlich abholen sollte.

Als der Fahrstuhl endlich oben ankam, stürmte der General ohne ein weiteres Wort aus dem Lift und verschwand direkt in ihrem Büro, während ich ihr mit einigen Metern Abstand zu meinem Platz folgte. Mein Gesicht war mit Sicherheit hochrot, denn Rachel und Olivia schauten mich beide entsetzt an.

"Hast du Ärger bekommen?" fragte mich Rachel besorgt. "Der General ist nie so zeitig da besonders nicht, wenn ihre Schwester frei hat."

Olivia stellte mir einen heißen Kaffee hin, während ich eilig meinen PC hochfuhr und meine Sachen auspackte. Vielleicht stand ich unter Schock, keine Ahnung, aber Rachel stand plötzlich auch neben mir und legte ihre Hand auf meine Schulter.

"Alles okay, Claire?"

Ich schüttelte nur den Kopf, bevor ich endlich die Worte wiederfand. "Miss Underwood meinte, ich muss die Zeit heute Nacharbeiten, aber ich muss doch Madeleine abholen und meine Mom ist auf Weiterbildung und nicht in der Stadt. Ich kann es mir nicht leisten sie zu spät abzuholen." Tränen begannen sich in meinen Augen zu bilden, drohten diese zu verlassen.

"Hast du das dem General gesagt?" fragte Olivia besorgt.

"Nein .... so weit bin ich gar nicht gekommen. Ich meine, habt ihr ihren Blick gesehen. Ich bin froh, dass sie mich nicht umgebracht oder gefeuert hat." Mir war so heiß. Die Frau machte mich einfach fertig, ohne dass sie viel sagen musste.

"Sie schaut immer so." grinste Olivia. "Wenn du nichts dagegen hast, hol ich die Kleine ab. Da Anne nicht da ist, kann ich heute auch eher verschwinden und bring sie hier vorbei."

"Meinst du wirklich? Sie ist nicht immer so einfach. Madeleine kann manchmal ganz schön stur sein und sie kennt dich nicht." antwortete ich ihr ungläubig.

Aber Rachel grinste nur. "Da kennst du Oli schlecht. Sie kauft der Kleinen ein Eis und erzählt ihr ein Paar ihrer Heldengeschichten und schon hat sie die Kleine um ihren Finger gewickelt. Außerdem hat sie ständig die drei Kinder ihres Bruders zum Aufpassen bei sich. Sie kennt sich also mit Kindern bestens aus."

Ich dachte ein paar Sekunden nach, aber Olivia war meine einzige Hoffnung und die einzige Lösung meines Problems. Und mittlerweile vertraute ich den zwei Mädels, die beinahe so etwas wie Freundinnen für mich geworden waren.

"Okay, ich ruf im Kindergarten an. Aber bring sie bitte gleich hierher." Ich lächelte Olivia beruhigt an, die anfing wie ein kleines Mädchen zu springen und dabei in die Hände klatschte.

"Ich werde dich nicht enttäuschen Claire." Sie umarmte mich, bevor sie und Rachel an ihre Schreibtische zurückkehrten und sich wieder ihrer Arbeit zuwendeten. Auch ich begann zu arbeiten, aber ich spürte immer wieder die grünen Augen auf mir, die mich jeden Tag nervöser machten. Und unsere Begegnung vorhin im Fahrstuhl hatte dieses Gefühl noch verstärkt.

Die Stunden vergingen, ich arbeitete und arbeitete, machte die Ablage, die Berge vor mir schienen zu wachsen und der General hatte mir gerade erst wieder einen weiteren Stapel Papier auf den Tisch geknallt. Alles hier schien mir über den Kopf zu wachsen. Ich telefonierte mit Kunden und immer wieder zeichnete ich dabei gedankenverloren auf den Notizblock, der vor mir lag.

Rachel war jetzt schon einige Zeit im Büro des Generals verschwunden und Olivia war vor einer Weile gegangen, um Madeleine abzuholen und so langsam machte ich mir Sorgen, ob es wirklich die richtige Entscheidung war.

Aber kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, stand Olivia mit Madeleine auf dem Arm im Büro. Meine Kleine schleckte ein Eis oder besser gesagt, verteilte es in ihrem Gesicht. Überall waren Schokoladenspuren und sie grinste Olivia fast schon verliebt an.

"Mommy, kann ich mit Tante Oli noch auf dem Spielplatz bis du hier fertig bist?"

"Tante Oli?" schaute ich Olivia verwirrt an, die mindestens genauso grinste wie Madeleine.

"Nun irgendwie musste sie mich ja nennen. Und es ist kein Problem Claire, ich geh gern noch eine Weile mit ihr auf den Spielplatz."

"Okay, ich komm dann gleich runter. Danke Olivia." lächelte ich sie wirklich erleichtert an. Sie hatte mir heute so eine Last von meiner Schulter genommen und dafür war ich ihr mehr als nur dankbar.

Beide verließen das Büro und Madeleine rief mir noch grinsend zu. "Lass dir Zeit Mommy." Und mir wurde es warm ums Herz. Das Lächeln in meinem Gesicht wuchs, bevor ich mich noch für ein paar Minuten meiner Arbeit zuwandte. Und natürlich spürte ich sofort wieder diese kalten Augen auf mir.

Kapitel 6

Alexandra POV:

Seit Stunden war es jetzt schon dunkel. Die Büros verlassen und nur ich saß wie jeden Abend noch stundenlang allein in meinem Büro. Um mich herum herrschte absolute Ruhe. Nichts war mehr übrig von dem geschäftigen Treiben des Tages, vom Gekicher und Gerede der Mädels aus meinem Vorzimmer. Ich konnte ihnen nicht sagen, wie sehr ich diese Stimmung zwischen ihnen genoss und schätzte, besonders seitdem die blonde Schönheit ein Teil von ihnen geworden war. Denn es passte nicht zu dem Bild von mir, das ich mir mühevoll aufgebaut hatte. Anne witzelte regelmäßig mit ihnen herum, aber ich? Ich zeigte ihnen nur die kalte Schulter.

Langsam erhob ich mich aus meinem Ledersessel, der an meinem Schreibtisch stand. Schnappte mir mein Whiskey Glas, schlenderte zum Arbeitsplatz der Blonden und ließ mich auf ihren Stuhl nieder. Wie jeden Tag in der letzten Woche durchstöberte ich ihren Notizblock, seitdem ich diese wunderschönen Skizzen entdeckt hatte, die sie abwesend anfertigte, während sie telefonierte.

Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über die Bilder. Ich sah Augen, die meinen so verdammt ähnlich waren. Ich sah immer wieder eine Figur, die eine Kriegerin zu sein schien. Auf vielen der Zeichnungen trug diese einen langen dunklen Mantel, hielt ein Schwert in der Hand, während ihre langen Haare offen im Wind wehten und ihre Augen waren von einer schwarzen, angsteinflößenden Kriegsbemalung umgeben.

---ENDE DER LESEPROBE---