Die Gurus, die Stille  und der Berg - Subhuti Anand Waight - E-Book

Die Gurus, die Stille und der Berg E-Book

Subhuti Anand Waight

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Beschreibung

Die Gurus, die Stille und der Berg Arunachala bilden die Kulisse dieser Geschichten aus dem spirituellen Hotspot Indiens. Jeden Winter treffen sich Menschen aus aller Welt, um hier den Superstars der Satsangszene zu lauschen. Ob Mooji, Amma, oder eher unbekannte indische Gurus - alle finden hier zahlreiche Sucher aus Ost und West, die Ihnen gebannt lauschen. Und im Zentrum des Ganzen wirkt nach wie vor die Strahlkraft von Ramana Maharshi, dem großen indischen Weisen, der wie viele wissen, die Frage "Wer bin ich?" als eine Form der Selbsterforschung und Selbsterkenntnis bekannt gemacht. Mit Humor, Empathie und journalistischer Klarheit erzählt uns der Autor diese Geschichten aus Tiruvannamalai.

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Seitenzahl: 124

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Ebookausgabe 2020

Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier, www.watermeier.net

Übersetzung: Rajmani H. Müller

Illustration Cover: istock_1206893583

Alle Fotos: © Subhuti Anand Waight

Copyright © 2020 Innenwelt Verlag GmbH, Köln

www.innenwelt-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten.

eISBN 978-3-947508-78-5

SUBHUTI ANAND WAIGHT

Die GURUS,die STILLEund der BERG

Spirituelle Reisegeschichtenaus Tiruvannamalai

„Geh zurück in den Zustand reinen Seins,Wo das „Ich bin“ in reinster Form existiert,Noch nicht infiziert mit„Ich bin dies“ und „Ich bin das“.Falsche Identifikationen sind das Hindernis.Wirf diese Last von dir ab.“

Siddharameshwar Maharaj,auch Beedi Baba genannt.

Für all jene, die den Berg besteigen

INHALT

Einleitung: Der Mystiker und der Berg

1.Das Tao des Übergangs

2.Ich glaube, es wird mir hier gefallen

3.Mooji und die Pizzeria

4.Das Wartespiel

5.Satsang mit Mooji

6.Die schlammigen Wege zur inneren Stille

7.Der Superstar des Umarmens

8.Es war einmal in Indien …

9.Die Satsangszene

10.Die spirituelle Reise meiner Ärztin

11.Vor den Toren des Paradieses

12.Als ungebetener Gast im Satsang

13.Eine eigene Liga

14.Gurus und ihre Freundinnen

15.Fast eine Nahtoderfahrung

16.Die letzte Bergbesteigung

Glossar

EINLEITUNG

DER MYSTIKER UND DER BERG

Im Halbdunkel der Morgendämmerung verlasse ich die Straße und biege in eine schmale Gasse ein, die im dunklen Schatten der Mauer an der Rückseite des Ashrams fast verborgen ist. Dies ist, so sagt man mir, der Weg, der zu den Stufen führt, die mich auf den Berg bringen werden. Auf diese Weise muss man nicht auf das Öffnen des hinteren Ashramtors warten und kann sich früh auf den Weg zu den Höhlen machen.

Doch vor mir lauert eine potenzielle Gefahr: Drei eingerollte, mitten auf dem Weg liegende Gebilde sagen mir, dass ich mich im Territorium der Straßenhunde befinde. Aber vielleicht gehören sie auch zu den Familien, die gegenüber der Ashrammauer in einer Reihe winziger Häuser noch tief und fest schlafen.

Werden mich die Hunde ohne großes Getöse vorbeilassen? Oder werden sie gleich eine spektakuläre Show für die ganze Nachbarschaft abziehen, indem sie wie verrückt bellen und mir den Weg blockieren? Ich versuche, möglichst entspannt und locker an ihnen vorbeizugehen, als täte ich das jeden Morgen.

„Hey, ist schon gut!“, rede ich ihnen zu. „Ich gehöre zur Landschaft. Kein Grund zur Aufregung.“

Keiner von ihnen zuckt auch nur mit einem Ohr. Sechs Uhr früh ist eindeutig nicht ihre Zeit, um hysterisch auf Fremde zu reagieren.

Dann verblassen die Häuschen hinter mir und der Weg führt mich wie erwartet zum Hinterausgang des Ashrams, der normalerweise bis etwa acht Uhr verschlossen bleibt. Hier beginnen die Stufen zu den Höhlen und ich fange an, langsam hinaufzusteigen.

Sonst ist keiner da. Die Bettler und die Sadhus, die Wasser- und Obstverkäufer, die tagsüber den Weg säumen, sind noch nicht auf ihren Plätzen. Keine Kundschaft zu so früher Stunde. Auch im Halbdunkel sind die gut geformten Stufen leicht zu nehmen. An beiden Seiten stehen Bäume, und irgendwo zu meiner Rechten vernehme ich den schrillen Schrei eines Affen oder eines Vogels, gefolgt von einer umso tieferen Stille.

Ich steige gleichmäßig den Pfad hinauf und komme nach wenigen Minuten zu einem Bild, das auf drei flachen Steinplatten gemalt ist. Es zeigt den Mystiker Ramana Maharshi, inmitten üppiger Natur sitzend. Und wa erweist sich als Appell zur Finanzierung eines Wiederaufforstungsprojekts, mit dem die grünen Baumwipfel und die Tierwelt des Bergs Arunachala erhalten werden sollen.

Hier ist auch die Stelle, wo früher der innere Rundweg um den Arunachala anfing. Arunachala, der heilige Berg, gilt als Manifestation Shivas und wird von den gläubigen Hindus wie ein Tempel umrundet.

In jeder Vollmondnacht beschreiten Tausende von Pilgern diese zwölf Kilometer lange Girivalam-Route, die normalerweise am Tor des Ramana-Ashrams beginnt und auch dort endet. Pradakshina, wie dieser Pilgerweg auch genannt wird, bildet den äußeren Ring um den Arunachala und ist heute eine gut asphaltierte, hell erleuchtete, ringförmige Straße mit Cafés, Restaurants, Dutzenden von Tempeln – und allen erdenklichen Dingen, die hier käuflich zu erwerben sind.

Früher gab es auch einen speziell bei Leuten aus dem Westen beliebten inneren Pfad, der sich durch die Wälder schlängelte und ebenfalls rund um den Berg herumführte, abseits des Verkehrs und der Massen. Er existiert immer noch, wurde aber von der Polizei zum Sperrgebiet erklärt, weil seine zunehmende Popularität leider ein Menge Probleme mit sich brachte: Belästigungen von Frauen, Raubüberfälle und Schlimmeres.

Während ich auf dem Hauptweg weitergehe, beobachte ich, wie der Himmel heller wird. Bald wird die Sonne ihre rote Nase über den Horizont stecken und die kühle Bergluft wird sich rasch erwärmen, sodass die Temperatur schnell bis zur 30-Grad-Marke und darüber ansteigen wird. Nach halbstündigem stetigem Aufstieg, der fast keinen Ausblick bietet, trete ich auf einen Felsvorsprung hinaus und der Blick öffnet sich. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt Tiruvannamalai und den massiven Shivatempel Arunachaleswara, der das Stadtzentrum beherrscht.

In diesem Tempel war es, dass Ramana als junger Mann in tiefer Trance wie tot dalag, während Mäuse an seinen Füßen knabberten und Ameisen ihm in die Beine bissen. Dort haben wohlmeinende Menschen ihn entdeckt und weggebracht und ihn in der Gegend eine Zeitlang von Tempel zu Tempel, von Ort zu Ort eskortiert, bis er sich schließlich dafür entschied, in den Höhlen auf dem Berg zu leben.

Der Blick von hier oben ist spektakulär, und ich teile das Panorama mit einem Paar großer Vögel, Bussarden oder Adlern, die still über mir dahinsegeln, sich vom Aufwind nach oben tragen lassen und dann mühelos die Hänge des Arunachala entlang herabgleiten, zweifellos auf der Suche nach einer ersten Mahlzeit.

Mein Weg geht jetzt nicht mehr bergauf. Ab diesem Punkt wird er flacher und der Weg geht leicht nach unten. Urplötzlich, als Skandashram beinahe in Sicht ist, macht sich eine kleine Horde rotgesichtiger Affen bemerkbar, die zwischen den Bäumen zu meiner Linken herumhuschen. Sie beäugen mich mit taxierendem Blick, ob ich wohl irgendetwas Essbares bei mir trage. Das ist eine eingefleischte Angewohnheit, die man ihnen nicht übelnehmen kann, denn tagsüber sitzt hier oft eine Frau, die den Pilgern Bananen verkauft. Die Leute verfüttern sie an die Affen, während sie mit ihren Handys Schnappschüsse von ihnen machen. Die Bananenfrau ist noch nicht da, und ich habe kein Futter anzubieten.

„Fehlanzeige, Jungs!“, verkünde ich fröhlich, während ich im Vorübergehen nervös ein Auge auf sie gerichtet halte. Affen können wirklich Spaß machen! Aber eine Begegnung mit ihnen kann auch böse enden, etwa wenn man von einem gebissen wird. Man muss dann eine ganze Serie von Tollwutinjektionen und andere Vorsichtsmaßnahmen über sich ergehen lassen.

Zum Glück verlieren die Affen schnell ihr Interesse an mir und wenige Minuten später bin ich angekommen: Skandashram, die Höhle, in der Ramana sieben Jahre lang lebte, nachdem er zum Arunachala gekommen war. Hier schloss sich ihm seine Mutter an, die mit ihm meditierte und ihm das Essen zubereitete. Das war eine praktische Notwendigkeit, weil Ramana keinerlei Interesse am Essen zeigte, außer wenn er dazu eingeladen wurde.

Es gibt eine nette Anekdote über einen kleinen Jungen, der beim Herumstreunen auf dem Berg nahe seiner Behausung unerwartet auf Ramana traf, der auf einem Stein saß und nichts tat.

„Was machst du hier so allein?“, fragte der Junge.

„Daheim gab es Probleme, also bin ich fortgegangen“, antwortete Ramana.

„Und was ist mit deinem Essen?“, fragte der Junge.

„Ich esse, wenn mir jemand etwas zu essen gibt“, erwiderte der Mystiker.

Besorgt bot ihm der Knabe seine Hilfe an. Er wollte Ramana helfen eine Arbeit zu finden, damit er sich vom Lohn etwas zu essen kaufen könne. Der stimmte bereitwillig zu, aber natürlich kam es nie dazu. Also mussten Ramanas hingebungsvolle Anhänger dafür sorgen, dass er etwas zu essen hatte.

Als seine Mutter verstarb, erklärte Ramana sie für erleuchtet. Ihr Mahasamadhi befindet sich unten im Ashram, gleich neben seinem.

Wie ich erwartet habe, ist Skandashram zu dieser Tageszeit geschlossen und bleibt es bis 8.15 Uhr, wenn die Wächter, die jetzt noch innerhalb der Mauern schlafen, die Tore für die Besucher öffnen. Ich könnte hier warten, bis es so weit ist. Diesmal bin ich aber nicht daran interessiert hineinzugehen, wie bei einem früheren Gang auf den Berg. Und ich verspüre auch keine Neigung, zur zweiten Höhle, Virupakshi, wo Ramana ebenfalls lebte, hinunterzugehen.

Was mich anzieht sind nicht spezielle Orte. Es ist eher das allgemeine Gefühl von „Angekommensein“, als würde der Berg Arunachala ein Energiefeld ausstrahlen, das Suchende und Meditierende willkommen heißt und ihnen das Gefühl vermittelt, der „Quelle“ nahe zu sein.

Bestimmt war es auch genau das, was Ramana zum Arunachala hinzog. Er pflegte zu sagen, die Kraft dieses Berges sei von den Hunderten von Yogis, Sadhus und Siddhas hervorgebracht worden, die hier in früheren Jahrhunderten meditierten.

Einer Legende zufolge sitzt Ramana immer noch in einer goldenen Höhle tief im Inneren des Arunachala, umringt von erleuchteten Rishis und Heiligen, und alle sind versunken in reinem Bewusstsein, dessen Licht sie in die Welt ausstrahlen.

Nette Geschichte. Nicht den Fakten entsprechend, natürlich – aber als spirituelles Gleichnis birgt sie eine Wahrheit, die für jeden, der zum Meditieren hierherkommt, spürbar wird.

Ramana Maharshi am Berg Arunachala

Heute halte ich allerdings nicht Ausschau nach der goldenen Höhle. Vielmehr schiele ich nach dem Pfad der zum Gipfel des Berges führt, der beim Skandashram beginnt, in Windungen eine Felswand überquert und weiter oben dem Blick entschwindet.

Den Berg bis zum Gipfel zu besteigen ist eigentlich nicht erlaubt. Auch hier fand die Polizei es nötig einzugreifen, nachdem ein Tourist ums Leben kam, der sich bei einem Absturz verletzt hatte und nicht mehr herunterkonnte. Das Verbot wird allerdings nicht streng gehandhabt. Meistens ist keine Polizei vor Ort, um irgendjemanden daran zu hindern, nach oben zu pilgern.

Mir wird klar, dass es keinen Sinn macht, den Gipfel zu besteigen. Die Einladung des Arunachala an uns alle besteht vielmehr darin, den Blick nach innen zu richten, den inneren Berg des Bewusstseins zu besteigen und den ewigen Schatz des Selbst wieder in Anspruch zu nehmen.

Trotzdem, an diesem herrlichen Morgen und kein Mensch weit und breit … welch eine Versuchung!

1.

DAS TAO DES ÜBERGANGS

Sie war blond, gut aussehend und so hilfsbereit, wie jemand vom Flughafenpersonal nur sein konnte. Aber leider war sie ohnmächtig gegenüber einem computergesteuerten Check-In-System, das nicht machte, was von ihm zu erwarten gewesen wäre.

„Ich fürchte, Sie werden es zeitlich nicht schaffen“, sagte sie teilnahmsvoll und gab mir meine Bordkarte zurück.

Über eine halbe Stunde lang hatte ich einen der Check-In-Schalter der Air India am Flughafen Kopenhagen in Beschlag genommen. Es ist erstaunlich, dass die anderen Passagiere, die hinter mir in der Schlange warteten, nicht frustriert zu schreien anfingen. Zwei Bekannte von mir, die mit mir eincheckten, hatten zehn Minuten lang geduldig gewartet und mir dann signalisiert, dass sie schon mal durch die Sicherheitskontrolle gehen würden. Ich nahm es ihnen nicht übel.

Die Blondine hatte bereits ihren Vorgesetzten herbeigerufen, einen effizient wirkenden, glattrasierten jungen SAS-Angestellten, der wie ein Model für After-Shave-Werbung aussah. Zusammen wirkten beide wie das dänische Traumpaar. Er probierte es. Sie probierte es. Sie probierten es gemeinsam. Dann konsultierten sie ein Handbuch. Sie gaben alle möglichen Codes ein, aber gegen das Computersystem kamen sie nicht an. Sie riefen ihren Super-Supervisor herbei, eine extrem intelligent aussehende weibliche Führungskraft, die speziell von der Air-India-Zentrale in Delhi abgestellt war. Sie verfügte über einen High-Tech-Verstand und hatte Kompetenzen, mit denen sie sich über jedes Problem hinwegsetzen konnte. Außer diesem.

Das Problem bestand darin, dass ich mir ein Flugticket von Kopenhagen nach Delhi gekauft und ein paar Wochen später einen Anschlussflug von Delhi nach Chennai hinzugebucht hatte, beides bei Air India. Doch das System weigerte sich, die beiden Flüge miteinander zu verknüpfen. Warum? Wegen einer Panne, die als „Name Mismatch (Name stimmt nicht überein)“ angezeigt wurde. Dussel, der ich war, hatte ich bei einem der Tickets meinen zweiten Vornamen angegeben, beim anderen jedoch nicht. Fehler!

Die Super-Supervisor-Lady setzte ihre ganze Autorität ein. Es half nichts! Sie rief bei der Zentrale in Delhi an. Es half nichts! Mit einer Entschuldigung gab sie mir meine Bordkarte zurück.

Das hieß, dass ich bei meiner Ankunft auf dem Indira-Gandhi-Flughafen in Delhi ganz aus Terminal 3 raus musste, um dann wieder neu einzuchecken, anstatt die beschleunigte interne Transferroute zu durchlaufen. Die Zeit zwischen meinen beiden Flügen war also knapp bemessen.

Wie bei dem niedrigen Budget der Air India zu erwarten war, gab es alte Filme und ein noch älter aussehendes „Asiatisches Vegetarier-Menü“. Ich war aber froh, dass der Flug angenehm und schnell verlief. Stolz verkündete der Kapitän: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir 20 Minuten früher landen werden.“

Eine gute Nachricht! Aber die schlechte Nachricht folgte auf dem Fuß. „Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unsere Andockstation noch nicht bereit ist“, fügte er hinzu.

Es sollte noch schlimmer kommen. Das Touristen-PR-Video auf dem Bildschirm an der Rückenlehne meines Vordermanns zeigte Delhi als eine Stadt mit sauberer Luft unter einem hellen, sonnigen Himmel. Leider erzählte die graue Suppe vor den Fenstern unserer Maschine etwas anderes. Aufgrund der starken Luftverschmutzung bildet sich frühmorgens Nebel und so wurden wir in einen „weiter entfernten Teil“ des Flughafens umdirigiert. Man informierte uns, innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten könnten Busse da sein – oder auch nicht.

Der Flug nach Delhi verlief ereignislos.

„Das war's“, murmelte ich vor mich hin. Das war genau der Zeitpuffer, den ich gebraucht hätte, um nicht in Panik zu geraten. Doch dann kam plötzlich Bewegung in die Leute, das Flugzeug leerte sich, und prompt fand ich mich im Bus wieder. Wow, wie konnte das so schnell passieren? In Kopenhagen hatte es ewig gedauert, bis ein paar von den wohlgerundeten indischen Damen mittleren Alters mit ihren Saris an Bord des Flugzeugs schlurften. Nun stürzten sie los wie Greyhounds aus der Startbox beim Windhundrennen.

Der Bus setzte uns bei der Ankunft ab und ich raste zur Immigration (Einwanderungsbehörde). Die war in einer langen strahlend weißen Halle mit endlosen Schaltern, und gottlob war sie fast leer! Dummerweise war sie auch fast leer von Einwanderungsbeamten.

Ich sah das E-Visa-Schild – viele Schalter, aber nur einer war besetzt. Egal, irgendwie schaffte ich es, Zweiter in der Schlange zu sein. Das Paar vor mir brauchte ewig für die Abfertigung – sie mussten digitale Fingerabdrücke abgeben, indem sie ihre Finger und Daumen auf eine kleine, grün beleuchtete Schachtel legten. Als ich an der Reihe war, stempelte der Mann meinen Pass und winkte mich beiläufig durch.

„Kein Fingerabdruck?“, fragte ich überrascht, als meine Neugierde kurzzeitig über das Bedürfnis nach Eile triumphierte.

„Sie sind ein Senior Citizen“, sagte er mit einem Lächeln und machte eine scherzhafte Geste des Abnickens. Aha! Ältere, weiße Engländer sind offenbar kein internationales Sicherheitsrisiko.

Ich schnappte mir meinen Koffer vom Gepäckband, verließ das Terminal 3 und trat hinaus in den kalten, düsteren Nebel dieses trüben Delhi-Morgens, um ganz schnell wieder durch die Abflughalle hineinzugehen.