Die Hexerin - Band 2: Vampirjagd - Jason Dark - E-Book
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Die Hexerin - Band 2: Vampirjagd E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Dunkle Spannung vom Meister der Horrorthriller: „Die Hexerin – Vampirjagd“ von Jason Dark jetzt als eBook bei dotbooks. Endlich frei! Doriana Gray kann ihr Glück kaum fassen – der blutrote Fluch, der sie zur Vampirin machte, ist von ihr genommen worden. Aber damit ist für sie und ihren Retter Mason Flint die Gefahr noch lange nicht gebannt: Ein seit Jahrhunderten existierender Geheimbund von Vampirjäger macht weiterhin Jagd auf sie. Und dann gibt es da noch Frenchy, die junge Frau, die Masons Freundin war, bevor Doriana sie zu einer Kreatur der Dunkelheit machte – und in der nun der unstillbare Durst nach Blut tobt … Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Die Hexerin – Vampirjagd“ von Jason Dark. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag. JETZT BILLIGER KAUFEN – überall, wo es gute eBooks gibt!

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Über dieses Buch:

Endlich frei! Doriana Gray kann ihr Glück kaum fassen – der blutrote Fluch, der sie zur Vampirin machte, ist von ihr genommen worden. Aber damit ist für sie und ihren Retter Mason Flint die Gefahr noch lange nicht gebannt: Ein seit Jahrhunderten existierender Geheimbund von Vampirjäger macht weiterhin Jagd auf sie. Und dann gibt es da noch Frenchy, die junge Frau, die Masons Freundin war, bevor Doriana sie zu einer Kreatur der Dunkelheit machte – und in der nun der unstillbare Durst nach Blut tobt …

Über den Autor:

Unter dem Pseudonym Jason Dark veröffentlicht Helmut Rellergerd, geboren 1945, seit den 1970er Jahren erfolgreich Mystery- und Horrorromane. Heute gehört er zu den meistgelesenen Autoren Deutschlands, der von jeder Lesergeneration neu entdeckt wird. Er lebt in Bergisch Gladbach.

Jason Darks Trilogie Die Hexerin umfasst die Bände

Die Hexerin – Dunkle Geheimnisse

Die Hexerin – Vampirjagd

Die Hexerin – Tür ins Gestern

Bei dotbooks erschienen außerdem die folgenden Romane von Jason Dark:

Aufstand der Vampire

Der schwarze Engel

Arena der Schlangen

Das Hotel der Toten

Bei Vollmond holt Dich der Vampir

Die Teufelsklause

Ihr Mann, der Zombie

***

Neuausgabe November 2014

Dieses Buch erschien erstmals 2008 bei MIRA® TASCHENBÜCHER in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 2008 by Helmut Rellergerd Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Die Veröffentlichung dieses Werkes erfolgt auf Vermittlung der Autoren- und Verlagsagentur Peter Molden, Köln

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock/Augustino

ISBN 978-3-95520-750-2

***

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Jason Dark

DIE HEXERIN

Vampirjagd

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Sie war froh, ihrem Verlies auf dem Hausboot entkommen zu sein.

Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie war kein Mensch mehr. In ihrem Körper befand sich kein Tropfen Blut, denn das hatte man ihr ausgesaugt. An ihrem Hals zeichneten sich deutlich die beiden Bissstellen ab, die von kleinen weißen Wülsten umrandet waren, was sie nicht störte. Das Einzige, was sie fast verrückt machte, war der Hunger, und den konnte sie nur stillen, wenn sie Blut trank.

Sie wurde beherrscht von dieser unbezähmbaren Gier, denn nur das Blut der Menschen garantierte ihre Existenz.

Und doch konnte sie denken. Das beschränkte sich allerdings mehr auf den Überlebensreflex, der sie zum Glück nicht verlassen hatte. So war es ihr gelungen, das Verlies im Bauch des Bootes zu verlassen, in das man sie eingesperrt hatte. Mit ihren neuen Kräften hatte sie es geschafft, zwei Planken aus der Schiffswand zu brechen und sich ein Loch zu schaffen, durch das sie sich hatte zwängen können.

Sie schaute auf ihre Hand, durch die sich ein rostiger Nagel gebohrt hatte. Kein Blut war hervorgetreten, nur die beiden Wunden im Ballen und auf dem Handrücken waren zurückgeblieben.

Frenchy Davies' Züge verzerrten sich zu einem Grinsen. Ja, Schmerzen konnten ihr nichts mehr anhaben, und niemand würde sie mehr töten können, wenn er nicht genau wusste, wie ein Vampir zu vernichten war.

Kurz kehrte die Erinnerung an Doriana Grays Vampirbiss zurück.

Sie glaubte, noch das wohlige Gefühl zu verspüren, als ihr das Blut ausgesaugt worden war, dann hatte eine tiefe Schwärze sie empfangen, aus der sie als anderes Wesen aufgewacht war.

Alles, was sie von dem Augenblick an empfunden hatte, war ein Verlangen nach Nahrung, und sie hatte sofort gewusst, wie ihre Nahrung von nun an aussehen würde.

Sie brauchte Blut! Und zwar das Blut von Menschen! Doch dazu hatte sie erst einmal ihr Gefängnis auf dem Hausboot verlassen müssen.

Es war ihr leichtgefallen, sich das Loch in der Schiffswand zu schaffen, sich hindurchzuzwängen und auf die Böschung zu springen.

Witternd hatte sie den Kopf in den Nacken gelegt, aber kein Geruch nach menschlichem Blut war in der Luft gewesen.

Sie hatte sich schon davonmachen wollen, als sie das leise Motorengeräusch vernommen hatte und die Lichtfinger eines Scheinwerferpaars über das Hausboot huschten und weiter auf sie zuglitten, als der Wagen eine Kurve beschrieb und dann gestoppt wurde.

Im letzten Moment schaffte sie es, sich zwischen die Büsche zu werfen. Das Licht erfasste die Büsche für einen Moment voll, und Frenchy wollte schon aufspringen, als es erlosch.

Der Motor erstarb. Sie sah, wie die Fahrertür und die Fondtüren geöffnet wurden. Vorn stieg ein Mann aus und hinten zwei Personen, die Frenchy kannte.

Es waren ihr Freund Mason Flint und die Vampirin Doriana Gray, die ihr das Blut ausgesaugt hatte!

Auf einmal hatte sie den Geruch von Menschenblut in der Nase. Die Gier danach ließ sie fast erzittern. Sie sah, dass die Vampirin ein paar Meter vor dem Steg, der auf das Hausboot führte, stehen blieb und etwas zu den beiden Männern sagte.

Im nächsten Moment wurde Mason Flint von dem anderen niedergeschlagen. Flint hatte noch herumwirbeln wollen, aber er war nicht schnell genug gewesen.

Wieder sagte die Vampirin etwas, und diesmal verstand Frenchy die Worte.

»Bereite ihn vor, und dann bring ihn zu mir aufs Boot. Ich habe Hunger!«

Der Mann erwiderte etwas, aber da hatte sich Doriana schon umgedreht und verschwand im Hausboot.

Der Mann beugte sich hinab, um Mason auf die Füße zu reißen. Doch der schien sich wieder gefangen zu haben, und ein unerbittlicher Kampf begann. Frenchy sah plötzlich das Messer in der Faust des Mannes, doch dann peitschten zwei Schüsse auf, und der Mann taumelte vor und wäre auf Mason gestürzt, wenn dieser sich nicht zur Seite gerollt hätte.

Mason erhob sich schwankend und starrte auf den leblos daliegenden Mann. Dann wandte er sich ab, ging über den Steg auf das Hausboot und fand nach einer Weile den Niedergang, aus dessen Tiefe ein schwacher Lichtschein drang.

Frenchy wartete noch ab, bis er unter Deck verschwunden war. Dann erhob sie sich aus den Büschen.

Sie witterte immer noch Menschenblut. Ihre Gier trieb sie hinüber zu dem dunkelroten Bentley, der Doriana Gray gehörte.

Neben dem leblosen Mann ging sie in die Hocke. Ein krächzender Laut entrang sich ihrer Kehle, als sie feststellen musste, dass der Mann nicht mehr lebte. Nur einen Moment überlegte sie, ob sie ihm dennoch das Blut aussaugen sollte, aber irgendein Instinkt in ihr sagte ihr, dass sie das Blut eines lebenden Menschen brauchte, das durch pulsierende Adern floss.

Sie richtete sich auf.

Ein letzter Blick traf noch auf das Hausboot, dann warf sie sich herum und wurde wenig später von der Dunkelheit verschluckt.

***

Der Nebel hatte sich wie ein riesiges kaltes Leichentuch über die Themse gelegt. Er schien durchwoben von geisterhaften, durchscheinenden Gestalten, die alles umfingen, was in ihre Nähe geriet. Besonders an den Ufern hatte er sich verdichtet. Dort schwebte er über dem gurgelnden Wasser und breitete sich über die Uferregion hinweg aus.

Es war die Zeit jenseits der Tageswende. Da holte auch eine Metropole wie London Atem für den nächsten Tag. Wer sich in dieser Stunde und bei diesem Wetter im Freien aufhielt, der zählte meist zu den zwielichtigen Leuten, die im Schutze der Nacht ihren dunklen Geschäften nachgingen.

Auch Eve Darling zählte irgendwie dazu. Es war nicht ihr richtiger Name. Sie nannte sich nur so, denn sie wusste, dass die Freier darauf abfuhren.

Eve arbeitete als Nutte, sah ihren Beruf allerdings mehr als Therapeutin an. Zu ihr in das Wohnmobil kamen diejenigen Typen, die sich in der Nacht verirrt hatten und ein wenig Wärme und natürlich Sex suchten.

Eve arbeitete frei. Sie brauchte ihr sauer verdientes Geld nicht an einen Zuhälter abzugeben, und zum Glück hatte man sie bisher auch in Ruhe gelassen. Von anderen Kolleginnen wusste sie, dass deren Wohnmobile angezündet worden waren, wenn sie nicht parierten. Damit brauchte Eve nicht zu rechnen. Sie besaß so etwas wie ein Gewohnheitsrecht. Zudem war sie über vierzig Jahre alt, und da hatten die Zuhälter kein Interesse mehr an ihr. Aus dem Osten Europas wurden genug junge schöne Mädchen importiert.

Ihr Wagen stand nahe dem Ufer, wo der Nebel besonders dicht wallte, und das Gefährt wäre so gut wie nicht zu sehen gewesen, hätte es nicht die Lampe gegeben, die in der grauen Suppe einen schwachen roten Schimmer abgab. So war Eve Darlings Wohnmobil für ihre Stammkunden auch bei dieser eingeschränkten Sicht nicht zu übersehen.

Die Nacht war schlecht gewesen. Gerade mal zwei Freier hatten den Weg zu ihr gefunden. Einen davon kannte sie. Er war so etwas wie ein Stammkunde, der auf Blasmusik stand.

Der andere hatte sich mehr verlaufen gehabt. Ein noch junger Mann, den Eve förmlich in den Wagen hatte hineinzerren müssen. Danach war er sehr zufrieden gewesen, von einer erfahrenen Frau bedient worden zu sein.

Und jetzt?

Sie stand im Wagen und schaute sich um. Ein Arbeitsplatz, in dem das große Bett dominierte. Es war geformt wie ein Ei und bot auch für Sadomaso-Spiele genügend Platz. Man konnte eben bei Eve Darling alles bekommen. Von zärtlich bis brutal.

Sie rauchte und stand neben dem Aschenbecher, der einen stilisierten Mund darstellte. Es war recht warm im Wagen, eigentlich schon unangenehm. Sie beschloss, die Tür zu öffnen und frische Luft hereinzulassen, auch um den Qualm der Zigarette zu vertreiben.

Unter der Decke hing ein Spiegel. Die Fahrerkabine war durch eine feste Wand abgetrennt. Dieser kleine Raum hinter dem Lenkrad war so etwas wie ihr privates Reich. Dort ließ sie keinen Gast hinein, wohl aber in die enge Dusche am Heck des Wohnmobils, denn auf eine gewisse Reinlichkeit bestand sie.

Eve sah für ihr Alter noch gut aus, auch wenn ihre Brüste schwer geworden waren. Es gab genügend Männer, die gerade das liebten, ebenso wie ihre schwellenden Hüften. Sie hatte ein nettes Gesicht, das von dunklen lockigen Haaren umrahmt wurde, und der stark geschminkte rote Mund glänzte wie eine Wunde.

Wenn sie pausierte, lief sie nicht nackt herum. Dann streifte sie den dünnen Morgenmantel über, der an einigen Stellen durchsichtig war. Auch jetzt hatte sie ihn angezogen.

Sie drückte die Zigarette aus und dachte darüber nach, ob sie noch länger bleiben oder besser wegfahren sollte.

Sonst fiel ihr die Entscheidung immer schwer. Aber nicht bei diesem Wetter. Da verirrten sich nur wenige Kunden zu ihr. Dazu kam, dass es schon ziemlich spät war.

Sie lebte nicht nur im Wohnmobil. Eve besaß eine Miniwohnung in einem der Hochhäuser, in die man vor dreißig oder vierzig Jahren gern gezogen war. Eve war damit zufrieden.

Sie drückte die Kippe aus und ging auf die Seitentür zu. Dabei gähnte sie. Innerlich hatte sie schon Feierabend gemacht. Nur noch lüften, das war es dann.

Eve zog den Riegel zurück und öffnete die Tür.

Draußen war es kalt geworden. Der Nebel wallte ihr entgegen, und sie schaute hinein in die bleiche Suppe. Das rote Licht färbte sie in der Nähe des Wagens. Von der nahen Straße sah und hörte sie nichts. Sie schien meilenweit entfernt zu sein, und sie erschauderte bei dem Gedanken, dass sie weit und breit der einzige Mensch in dieser Nebelsuppe war. In Momenten wie diesem dachte sie oft ans Aufhören, aber das sah meist am nächsten Tag schon wieder anders aus.

Plötzlich hörte sie etwas.

Ein Geräusch, das sie nicht richtig einordnen konnte. Angst hatte es ihr nicht eingejagt. Es hatte in ihr eher Neugierde ausgelöst.

Sie starrte in die Nebelschwaden hinein und entdeckte eine schattenhafte Bewegung.

Ein Freier?

Eve trat einen kleinen Schritt zurück, ließ die Tür allerdings geöffnet. Und sie dachte an ihre Pistole, die sie im Fahrzeug versteckt hatte. Zwar hatte sie die Waffe noch nie einsetzen müssen, aber für den Fall der Fälle war sie gerüstet.

Die Person kam näher.

Sie schälte sich aus dem Nebel hervor, war bald besser zu erkennen, und Eve riss vor Überraschung die Augen auf.

Das war kein Mann.

Sie sah eine Frau, die sich mit langsamen Schritten auf das rote Licht zubewegte.

Eve Darling war einen Moment lang durcheinander. Dass Frauen den Weg zu ihr fanden, war äußerst selten. Nur zweimal war ihr das passiert, aber da hatten die Frauen ihre Männer mitgebracht, um mit Eve einen Dreier zu probieren.

Auch jetzt dachte sie daran und hielt Ausschau nach einem Mann.

Den sah und hörte sie nicht. Die Frau war tatsächlich allein. Entweder hatte sie sich verlaufen oder sie suchte das, was auch Männer wollten. Gegen eine Lesbennummer hatte Eve nichts einzuwenden, besonders nicht, wenn sie Zeit hatte, so wie jetzt.

Ihre Müdigkeit war verflogen. Dafür war sie von einer gewissen Spannung erfasst worden. Sie sah, dass die Frau eine leichte Lederjacke trug, in deren Taschen sie ihre Hände vergraben hatte.

Vor dem Wagen blieb sie stehen. Rötlicher Nebel umwallte ihr Gesicht, in dem sich jetzt langsam die Lippen bewegten.

»Hast du Zeit?«

Eve lächelte. »Für uns beide, meinst du?«

»Ja.«

»Komm rein. Wir werden es uns gemütlich machen. Ich bin übrigens Eve.«

»Wie nett.«

»Und du heißt?«

»Frenchy – einfach nur Frenchy ...«

***

Frenchy Davies war unterwegs, und sie würde sich von niemandem mehr aufhalten lassen. Sie brauchte das Blut, und sie würde es auch bekommen.

Auf ihrer Suche hatte sie sich in der Nähe des Flusses gehalten, und sie war froh über den nächtlichen Nebel, der ihr einen guten Schutz bot.

Obwohl sie nur ihre leichte Lederjacke trug, spürte sie keine Kälte und Hitze mehr.

Sie hatte sich äußerlich nicht verändert, aber sie war kein Mensch mehr, nur noch ein seelenloser Körper, der nichts außer der Gier nach dem Saft der Menschen kannte.

Sie würde beißen, sie würde die Menschen zerstören, wenn es sein musste, ihnen Wunden zufügen und sie bis auf den letzten Tropfen aussaugen.

Alles, was einmal gewesen war, hatte sie vergessen oder verdrängt. Es gab keinen Mason Flint mehr, der ihr Freund gewesen war. Ebenso wenig wie eine Doriana Gray, der sie ihr Vampirdasein zu verdanken hatte. Ab jetzt war sie auf sich allein gestellt. Ein Einzelgänger auf der Suche nach Blut.

London war alles andere als menschenleer. Nur dort, wo sie sich befand, gab es keine Menschen. Um diese Zeit trieb sich niemand an den einsamen Flussufern herum. Die City war an dieser Stelle nicht mal zu erahnen. Hier gab es nur den Fluss und seine zahlreichen kleinen Seitenarme.

Frenchy fühlte sich stark und schwach zugleich. Menschen würden ihr nichts anhaben können, denn in ihr steckten die neuen Kräfte, und die waren mächtig. Auf der anderen Seite fühlte sie sich recht schwach, denn ihre wahre Stärke würde sie erst dann erreichen, wenn sie Blut getrunken hatte, und sie freute sich schon riesig auf den ersten Biss.

Frenchy verließ die unmittelbare Ufernähe. Sie fand einen an beiden Seiten von Büschen begrenzten schmalen Pfad, den sie stolpernd hinter sich brachte. Sie keuchte nicht. Vor ihrem Mund waren keine Atemwölkchen zu sehen. Eine wie sie musste nicht mehr atmen und existierte dennoch.

Die Gier in ihr verstärkte sich. Ihr Blick wurde starrer. Alles in ihr schrie nach Blut. Manchmal blieb sie stehen und stöhnte, aber sie raffte sich immer wieder auf und setzte ihren Weg fort. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde sie eine Straße erreichen. Sie dachte daran, dass dort vielleicht Busse fuhren und es Haltestellen gab, wo Nachtschwärmer warteten.

In ein Haus einzubrechen traute sich Frenchy Davies nicht. Sie wollte ihren ersten Trank in der Einsamkeit genießen und aus der Deckung des Nebels zuschlagen wie eine Katze, die lange genug vor dem Mauseloch gesessen und die Maus in Sicherheit gewiegt hatte.

Etwas irritierte sie.

Frenchy stoppte, weil sie mit der neuen Lage noch ein wenig überfordert war. Bisher hatte sie nur das Grau des Nebels gesehen, doch dieser rote, verschwommene Kreis war keine Einbildung. Den gab es tatsächlich, und er ließ eine bestimmte Hoffnung in ihr aufkeimen.

Im Nebel war die Entfernung schwer abzuschätzen. Aber zu weit war das rote Licht nicht mehr weg. Dort musste sich ein Haus oder eine Hütte befinden.

Frenchy lief schneller, obwohl sie nur kleine Schritte machte. Der Boden war glatt, und sie musste achtgeben, dass sie nicht ausrutschte.

Aber sie schaffte es und erreichte einen schmalen Weg, der von Bäumen gesäumt wurde, zwischen denen es genügend Platz gab, um auch ein Fahrzeug zu parken.

Und das sah sie nach einigen Schritten, als sie sich nach rechts gewandt hatte.

Es war kein normales Auto, sondern eines dieser Wohnmobile, mit denen die Menschen in Urlaub fuhren. Nur wurden die Wagen dann nicht mit einer roten Laterne beleuchtet, wie es hier der Fall war. Die Laterne war eigentlich eine rot angestrichene Lampe dicht über der Eingangstür an der Breitseite.

Der Wagen war besetzt. Das spürte sie. Ihre vorher matten Augen erhielten einen harten Glanz, und ihre Gier ließ sie erzittern.

Sie überlegte, wie sie vorgehen sollte. Einfach anklopfen, die Tür öffnen und eine harmlose Person spielen – oder es mit Brachialgewalt versuchen, auch deshalb, um den Frust loszuwerden, unter dem sie litt.

Das Problem erledigte sich von selbst. Völlig unerwartet wurde die Tür geöffnet, und Frenchy sah sich einer Frau mit schwarzen Haaren gegenüber. Sie stand im Gegenlicht, und unter dem dünnen Stoff des Hausmantels zeichneten sich die üppigen Formen eines Frauenkörpers ab, der durch das Licht in einen rötlichen Schein getaucht wurde.

In Frenchy Davies schoss etwas hoch, das sie bisher noch nie erlebt hatte. Es war wie eine heiße Welle, und die trug den Namen Blut ...

***

Eve schloss die Tür. Ihre Müdigkeit war verflogen. Sie freute sich über den weiblichen Gast. Was diese Frau mit den blonden Haaren, die sie ein wenig an die Schauspielerin Sharon Stone erinnerte, wollte, stand noch in den Sternen.

Es musste nicht unbedingt Sex sein. Vielleicht wollte sie sich auch nur unterhalten, aber dafür musste sie ebenfalls zahlen.

Frenchy schaute sich um. Sie hielt dabei die Lippen fest zusammengepresst. Eve sollte noch nicht sehen, wer sie wirklich war. Mit der Überraschung würde sie erst später herausrücken.

»Und? Gefällt es dir?«

Frenchy lachte nach dieser Frage. »Es ist gemütlich und viel wärmer als draußen.«

»Das muss es auch.«

Frenchy drehte sich um. Sie schaute der Frau direkt in die Augen und musste den Blick dabei etwas senken, weil Eve kleiner war als sie. »Du wartest hier auf Freier?«

»Ja.«

»Um diese Zeit?«

Eve hob die Schultern. »Ich stand kurz davor, Schluss zu machen. Nichts los gewesen bei dem Wetter.«

»Du wärst gleich gefahren?«

»Klar.«

»Hm.« Frenchy strich über ihr Haar. »Dann bin ich es also, die dich aufhält?«

»Nein, das tust du nicht.« Eve lächelte. »Wir können uns Zeit lassen. Du siehst so aus, als könntest du etwas Entspannung gebrauchen.«

»Warum?«

»Nun ja, wenn ich deine Kleidung anschaue, sehe ich, dass du einen langen Weg hinter dir hast.«

»Das kann man wohl sagen. Ich bin vor einem Kerl weggelaufen.«

»Verstehe ich. Aber hier bist du sicher.«

»Das hoffe ich.« Frenchy lächelte. »Du hast tolle Brüste.«

»He.« Eve lachte. »Ich dachte immer, sie würden nur den Kerlen gefallen.«

»Nein, nein, ich mag sie auch.«

»Okay, Frenchy, sie gehören dir, wenn du bereit bist, einen kleinen Obolus zu zahlen.«

Geldgeiles Arschloch!, dachte Frenchy, aber sie lächelte weiterhin. »Darüber kann man reden. Aber auch sonst bist du prall. Ich denke, dass viel Blut durch deine Adern fließt.«

»Wie kommst du denn darauf?«

»War nur eine Idee.«

»Gut. Was willst du geben?«

»Fragen wir mal so: Was kann ich dafür erwarten?«

»Es gibt bei mir keine Tabus. Du kannst alles von mir haben. Von soft bis hart. Du kannst zuvor auch duschen, wenn du willst. Hinter der Trennwand ist alles bereit.«

Frenchy runzelte die Stirn. »Ich denke nicht, dass ich duschen muss. Nein, es geht auch so.«

»Was geht auch so?« Eves Stimme hatte an Freundlichkeit verloren. Die Worte der blonden Frau hatten sie leicht misstrauisch gemacht.

»Das!«, sagte Frenchy und schlug zu.

Der Angriff kam für Eve völlig überraschend. Die Faust traf sie in Magenhöhe wie ein Hammer.

Zunächst tat Eve Darling nichts. Sie stand auf der Stelle, aber sie hatte den Mund aufgerissen und wollte Luft holen. Sie schaffte es nicht. Sie spürte ein Würgen, und plötzlich konnte sie nicht mehr atmen. Dann gaben ihre Beine nach.

Frenchy Davies ging das alles zu langsam. Sie wollte endlich ihren Blutdurst stillen. Sie trat einen Schritt auf die Frau zu und drückte ihr die Hand ins Gesicht.

Der Kontakt reichte aus, um die Frau nach hinten zu stoßen. Sie schlug nicht auf den Boden, denn das Bett stand nahe genug, um sie aufzufangen. Mit dem Rücken zuerst landete Eve auf dem weichen Polster, federte einige Male hoch und blieb dann liegen.

Luft! Eve versuchte nach Luft zu schnappen. Es war nicht zu schaffen. Der Schlag in die Magengrube hatte sie paralysiert. Das Gefühl, ersticken zu müssen, schwemmte Panik in ihr hoch. Aus ihrem Mund drangen keuchende Laute.

Auch Frenchy ließ sich auf das Bett fallen. Nur lag sie nicht auf dem Rücken, sondern kniete neben Eve. Sie drückte eine Hand gegen den Leib der Frau, um sie daran zu hindern, sich zu wehren.

Eve regte sich auch nicht. Sie wollte keinen Fehler machen, schaute in die Höhe und stellte fest, dass ihr Blick nicht mehr so verschwommen war.

Jetzt sah sie Frenchy besser. Das Gesicht der Blonden war für sie zu einer Fratze des Todes geworden, und das Lächeln schien sie in die Hölle locken zu wollen.

Erst jetzt öffnete Frenchy ihre Lippen. Sie ließ sich Zeit dabei und wollte, dass Eve jede Bewegung mitbekam. Sie lauschte dabei dem Keuchen der Frau, die nicht ahnte, was ihr bevorstand, aber eine Ahnung bekommen würde, wenn Frenchy ihre Lippen zurückgezogen hatte und sie die beiden spitzen, kräftigen Zähne sah, die aus ihrem Oberkiefer ragten.

Noch hatte Eve unter den Nachwirkungen des Schlages zu leiden. Erst allmählich begriff sie, wer da neben ihr kniete und auf sie herabschaute.

Der Begriff Vampir schoss ihr plötzlich durch den Kopf, doch sie konnte es nicht glauben, denn so etwas gab es nicht.

»Siehst du mich, Eve?«

Jetzt hätte sie eine Antwort geben müssen, aber sie brachte keinen Ton hervor.

Das passte der Untoten nicht. »Ob du mich siehst?«, brüllte sie.

Im Liegen deutete Eve so etwas wie ein Nicken an.

»Und weißt du auch, was das bedeutet?«

Diesmal bemühte sich Eve um eine Antwort. Es wurde ein Krächzen, aus dem Frenchy die Worte herausfiltern musste.

»Ich habe etwas Geld und ...«

»Ich will kein Geld!«

Eve verstummte.

»Ich will was anderes! Du gehörst mir schon, aber ich will alles von dir. Vor allen Dingen will ich das Blut, das in dir fließt.«

Es war eine Antwort, die Eve Darling schockte. Leider war sie so real wie die beiden langen Eckzähne, die wie Magnete ihren Blick anzogen.

»Dich gibt es nicht!«, stieß sie keuchend hervor. »Du bist ein Albtraum. Es – es – kann dich nicht geben.« Sie sprach so schnell, dass sie sich verhaspelte.

Frenchy machte kurzen Prozess. Sie genoss es, Gewalt über einen Menschen zu haben, und sie schlug Eve rechts und links ins Gesicht, sodass deren Kopf von einer Seite zur anderen geschleudert wurde.

»Na, sieht so etwa ein Albtraum aus? Fühlt er sich so an?«

Eves Wangen brannten. Sie spürte das Tränenwasser in ihren Augen. Es verschleierte ihren Blick, und darüber war sie froh. Aber sie hatte nicht vergessen, was diese Unperson von ihr wollte. Das Blut eines Menschen trinken zu wollen, das war nur pervers.

Das Gefühl für Zeit war Eve verloren gegangen. Deshalb wusste sie auch nicht, wie lange sie schon auf dem Bett lag, das für sie zur Folterbank geworden war.

Allmählich schwächte sich das Brennen auf ihren Wangen ab. Auch ihre Sicht klärte sich, und sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass die Fremde verschwunden war.

Leider war sie das nicht. Sie saß jetzt auf dem Bettrand und umleckte ihre Lippen wie eine Katze ihr kleines Maul. Die Kleidung war schmutzig, als hätte sie mit feuchter Erde Bekanntschaft gemacht. Sie strömte einen bestimmten Geruch aus, den Eve kannte. Er war in der Nähe des Flusses fast immer vorhanden.

»Wieder da?«

»Was soll das?«, fragte Eve.

»Ich will, dass du alles intensiv erlebst. Das Eintreten in dein neues Leben.«

»Das will ich nicht!«

»Dir bleibt keine andere Wahl.« Frenchy fügte nichts mehr hinzu. Sie hatte genug geredet, der Druck in ihr nahm immer mehr zu. Sie glaubte schon, durch die Haut in die Adern hineinsehen zu können, um dort den Fluss des Blutes zu verfolgen.

Urplötzlich griff sie zu!

Eve Darling schrie auf, als die Hände sie umkrallten und in die Höhe rissen. Es ging alles wahnsinnig schnell. Eve kam nicht einmal mehr dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie fühlte sich zu einem Spielball degradiert, und sie fand auch nicht mehr die Kraft, um Widerstand zu leisten.

Frenchy Davies hielt sie eisern fest. Dabei drückte sie den Kopf ihres Opfers nach rechts, damit sich die Haut an der linken Halsseite spannte. Den Kragen des dünnen Mantels zerrte sie zur Seite und hatte nur Blicke für den Hals.

Das helle Schimmern der Haut. Durch die Straffheit zeichneten sich sogar die Adern ab, und Frenchy glaubte, das Blut jetzt schon schmecken zu können. Tief in ihrem Rachen entstand ein Laut, der nichts Menschliches an sich hatte, sodass Eve glaubte, sich in der Gewalt eines Tieres zu befinden.

Frenchy brachte ihre Lippen dicht an den Hals heran. Ihre Zunge stieß durch den Lippenspalt und glitt mit der Spitze über die Haut hinweg. Ihr Knurren verstummte erst, als sie die richtige Stelle gefunden hatte.

Da – genau da musste sie zubeißen!

Sie setzte den Biss an. Dabei riss sie ihren Mund weit auf. Widerstand musste sie nicht mehr befürchten, denn Eve Darling war nur noch eine willenlose Puppe.

In diesem Moment geschah etwas, womit auch die Blutsaugerin nicht gerechnet hatte.

Eine Männerstimme klang außerhalb des Wagens auf. Eine Hand schlug einige Male gegen die Tür.

»Mach auf, Eve. Ich bin heute spät dran, aber nicht zu spät. Ich sehe, du hast auch noch keinen Feierabend gemacht!«

Eve Darling wusste nicht, wer ihr später Gast war. Aber sie war ihm dankbar, und ein Funke Hoffnung begann in ihr aufzusteigen.

»Ich muss öffnen!«, krächzte sie.

»Nein, das musst du nicht.«

»Er weiß, dass ich hier bin!«

»Rede nicht so laut, Süße. Das werde ich für dich erledigen ...«

»He, Eve, warum sperrst du dich? Stell dich nicht so an!«

Frenchy antwortete ihm, und sie sprach dabei mit einer neutralen Stimme. »Warte noch einen Moment.«

»Ist gut. Aber nicht zu lange.«

»Keine Sorge, du wirst deinen Druck schon noch loswerden.«

»Das muss ich auch. Ich bin geil wie selten.«

Eve atmete flach. Sie wusste, dass der Freier draußen vor dem Wohnwagen ihre letzte Chance war.

Sie schob sich vom Bett, richtete sich abrupt auf und wollte mit einem Satz die Tür erreichen, um sie aufzureißen.

Frenchy machte kurzen Prozess.

In Höhe der Schulter rammte sie ihre Faust nach vorn und erwischte die schon stehende Eve an der rechten Schläfe. Sie kippte nach hinten, und noch bevor sie rücklings auf das Bett fiel, hatte sie ihr Bewusstsein bereits verloren.

Vor dem Wagen verlor der Freier die Geduld. »Verdammt, Eve«, schrie er, »muss ich woanders hingehen?«

Das wäre Frenchy vor einer Minute noch recht gewesen. Jetzt nicht mehr, denn sie wollte keine Bewusstlose leer saugen. Den wahren Genuss verschaffte ihr nur zuckendes, lebendiges Fleisch.

»Nein, nein, bin gleich da.«

»Aber lange warte ich nicht mehr!«

»Brauchst du auch nicht.«

Frenchy wollte natürlich nicht, dass der Typ die bewusstlose Nutte auf dem Bett liegen sah. Deshalb musste sie etwas unternehmen. Sie packte den leblosen Körper und schleifte ihn ins Heck des Wagens.

Dort riss sie die schmale Tür in der Verkleidung auf. Dahinter befand sich die Einbaudusche. Sogar eine chemische Toilette war vorhanden. Auch normale Hand- und Zellstofftücher sowie ein Abfalleimer.

All das erfasste Frenchy mit einem Blick, und sie sah auch, dass das Bad groß genug war, um den Frauenkörper aufzunehmen. Sie legte ihn auf den Boden und drückte dann die Tür zu.

Jetzt war sie bereit.

Sie lächelte breit, als sie rief: »Ich komme, mein Freund.«

»Das wurde auch Zeit!«

Frenchy riss die Tür auf. Dabei schaute sie in das Gesicht eines Mannes, das einen so dummen und zugleich überraschten Ausdruck zeigte, dass sich die Blutsaugerin das Lachen verkneifen musste.

Sekundenlang sprach keiner von ihnen ein Wort. Der Freier, ein Mann um die fünfzig mit Halbglatze und dunkler Goretex-Jacke, schüttelte nur den Kopf. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Sprache wiedergefunden hatte, und der Satz, den er sagte, klang auch nicht eben intelligent.

»Du bist nicht Eve.«

»Du bist ja ein Schlaumeier.«

»Aber – aber – sie ist doch im Wagen gewesen.«

»Bist du sicher?«

»Ich habe mit ihr gesprochen. Oder hast du mir die Antworten gegeben?«

»So sieht es aus, oder?«

»Und wo steckt Eve?«

Frenchy hob die Schultern. Eine Ausrede war ihr längst eingefallen.

»Sie fühlte sich schon am Nachmittag nicht gut. Deshalb bat sie mich, sie zu vertreten. Ich wusste ja nicht, wie lange sie arbeitet, deshalb bin ich noch hier.«

»Klar, das verstehe ich.«

»Ich bin übrigens Frenchy.«

»Und ich heiße Edwin.«

»Okay, Ed, du kannst es dir überlegen. Reinkommen oder verschwinden. Wie ich hörte, bist du geil wie selten. Bevor du es dir selbst besorgen musst, wäre es besser, wenn du ...«

»Ja, ja, schon. Wie viel?«

»Darüber reden wir später.«

»Gut, dann komme ich.«

Lächelnd gab Frenchy Davies die Tür frei, und sie erzitterte förmlich bei dem Gedanken, dass sie nun endlich ihren Blutdurst würde stillen können ...

***

Edwin lachte, bevor er sagte: »Sieht ja alles aus wie immer.

Frenchy zuckte mit den Schultern. »Warum sollte sich hier etwas verändert haben? Los, zieh deine Jacke aus.

»Nur die?«

»Alles andere später.«

Edwin schaute Frenchy an. »Und was ist mit dir? So hat Eve mich nie empfangen. Sie war schon immer halb ausgezogen. Du siehst aus, als hättest du eine Wanderung hinter dir.«

»Ich wollte schon Feierabend machen. Du kamst dazwischen. Sorry.«

»Dann zieh dich aus.« Edwin atmete schwer. Auf sein Gesicht hatte sich ein dünner Schweißfilm gelegt. Die Augen glühten zwar nicht, aber in ihnen stand deutlich die Gier zu lesen, die ihn beherrschte. »Du hast einen geilen Körper. Los, mach schon.«

Frenchy schüttelte den Kopf. »Erst du. Die Jacke stört mich. Alles andere kannst du anbehalten.«

»Wieso das denn?«

»Lass dich überraschen. Es ist bestimmt was ganz Neues für dich, was ich dir biete.«

Edwin nickte. Sein Blick saugte sich an der Neuen fest. Er war ein Mann, der in keiner festen Beziehung lebte. Wenn er Sex brauchte, dann besuchte er regelmäßig Prostituierte, und er war nicht nur bei Eve Darling Stammkunde. Wenn diese Frenchy etwas Neues ausprobieren wollte, war ihm das nur recht. Doch etwas störte ihn. Ihm gefiel der Gesichtsausdruck der Nutte nicht. Trotz der schwachen Beleuchtung erkannte er das Lauern in ihren Augen.

Außerdem wunderte er sich darüber, dass die Blonde noch nicht über Geld gesprochen hatte. Umsonst machte sie es bestimmt nicht. Alle anderen Nutten, die er kannte, handelten das Geschäftliche vorher ab. Erst das Geld, dann der Sex.

Diese hier hielt es wohl anders.

»Los, mach schon. Weg mit der Jacke.«

»Ja, ja, nun mal langsam ...« Er grinste und fing an, sich aus dem Kleidungsstück zu schälen. Ihm war plötzlich warm geworden. Er hätte eigentlich froh sein können, die Jacke loszuwerden, aber plötzlich stieg ein scharfes Misstrauen in ihm hoch.

Da stimmte was nicht.

Er zog die Jacke trotzdem aus und war noch damit beschäftigt, als ihn der harte Schlag mitten auf der Brust traf.

Der Treffer raubte ihm die Luft, er fiel nach hinten und fand keinen Halt. Mit dem Rücken zuerst landete er auf dem Bett, federte noch leicht nach, riss die Augen auf und sah über sich so etwas wie die Fratze eines Monsters.

Aber es war Frenchy. Nur hatte sie sich verwandelt. Sie hielt den Mund nicht mehr geschlossen. Er stand weit offen, und auch die Augen waren aufgerissen.

Edwins Blick aber galt einzig und allein dem Mund. Was er da sah, war für ihn nicht zu begreifen. Aus dem Oberkiefer ragten zwei Zähne hervor. Sie waren an ihren Enden spitz, und innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde ihm klar, dass dies kein Spiel war. Die Frau hatte sich auch nicht verkleidet, um ihn zu erschrecken – nein, sie war eine echte Vampirin, was von ihren nächsten Worten unterstrichen wurde.

»Ich will dein Blut, und ich werde es bekommen! Das ist das Neue hier bei mir!«

Edwin konnte nicht fassen, was er sah und gehört hatte. Er wollte hoch.

Noch in der Bewegung knallte die Handfläche gegen sein Gesicht. Der Mann hatte das Gefühl, als ob ihm der Kopf vom Hals gerissen wurde.

Er fiel wieder zurück.

Er hörte das Lachen. Dann wurde er gepackt und in die Höhe gezerrt. Die Frau schleuderte ihn herum. Er prallte gegen die Wand des Wagens, die erzitterte.

Edwin wusste nicht, wie ihm geschah. Alles lief vor ihm ab wie ein Horrorfilm, in dem er das Opfer war. Seine Knie waren weich geworden, sein Gesicht schmerzte höllisch, und er verlor völlig die Übersicht. Er war nie ein Held gewesen, das Kämpfen hatte er immer anderen überlassen, und so dauerte es eine ganze Weile, bis er begriff, dass er sich wehren musste, wollte er sein Leben behalten.

Es war mehr ein Reflex, als er sich von der Innenwand abstieß und sich Frenchy entgegenwarf. Dass sie eine Blutsaugerin war, konnte er noch immer nicht glauben.

Mit seiner Aktion überraschte er die Untote, die dabei gewesen war, nach seinem Kopf zu greifen. Durch die Bewegung rutschte ihre rechte Hand vom Gesicht des Mannes ab, aber nicht völlig, denn zwei Finger hakten sich an der Unterlippe fest.

Frenchy fluchte und riss daran.

Ein irrer Schrei heulte durch das Wohnmobil. Edwin hatte ihn ausgestoßen. Die beiden Finger hatten ihm die Unterlippe eingerissen.

Der Mann taumelte zurück. Blut sickerte aus der Wunde hervor. Dieser Anblick und der Geruch machten Frenchy rasend. Sie vergaß alles, was sie sich vorgenommen hatte.

Sie stürzte sich auf den schreienden Mann und wuchtete ihn erneut auf das Bett. Dann fiel sie über ihn her, und sie benahm sich dabei wie ein Tier. Sie wollte das Blut ihres Opfers und dachte in diesem Moment noch nicht daran, den Biss anzusetzen. Der rote Saft pulste aus der Wunde am Mund, und es sah so aus, als wollte Frenchy den Mann küssen.

Ihre Zunge schnellte vor. Mit dieser leckte sie das Blut weg.

Widerlich klingende Schmatzgeräusche waren zu hören. Dazwischen ein Knurren, aber auch das Wimmern des Mannes, der nicht zu begreifen schien, was mit ihm geschah.

Edwin wünschte sich eine Ohnmacht herbei, um den grauenhaften Schmerz nicht mehr ertragen und das Schmatzen und Schlürfen nicht mehr hören zu müssen, als die Vampirin sein Blut trank.

Plötzlich hörte sie auf.

Vor Edwins Augen waberten Schleier, als wäre der Nebel in das Wohnmobil eingedrungen.

Zwei Hände beschäftigten sich mit seinem Kopf. Sie drehten ihn hart auf die rechte Seite. Über sich hörte er eine knurrende Stimme, die davon sprach, seinen Körper durch den Vampirbiss endlich leer trinken zu wollen.

Edwin war mehr tot als lebendig. Es gab niemanden mehr, der ihn vor der Bestie hätte retten können. Er war dieser unheiligen und grausamen Person hilflos ausgeliefert.

Ein jaulendes Geräusch riss ihn noch mal zurück in die Wirklichkeit. Kurz danach biss Frenchy zu.

Zwei lange spitze Zähne hackten in den Hals des Mannes, um eine Ader zu finden. Die Haut riss wie dünnes Papier, und einen Moment später sprudelte das Blut.