Die Himmelspferde - Michelle Zerwas - E-Book

Die Himmelspferde E-Book

Michelle Zerwas

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Manchmal ist es Liebe auf den ersten Blick. Zumindest geht es Jasmin so mit der Stute Santa. Schon bald soll Santa an ihre Erzfeindin Valerie verkauft werden und Jasmin versucht den Verkauf zu verhindern. Leider erfolglos. Als Valerie während eines Springturniers von Santa abgeworfen wird, verkauft sie die Stute an einen Springreiter. Jasmin findet sich damit ab Santa verloren zu haben, aber oft hat das Schicksal andere Pläne.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michelle Zerwas

Die Himmelspferde

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Eine neue Heimat

Heimelshofen, so lautete der Name des Ortes, in dem ich von nun an leben sollte. Es war irgendwie ein komisches Gefühl umzuziehen und nichts von der neuen Stadt zu wissen. Ich kannte niemanden dort, musste eine neue Schule besuchen und ich musste mir einen neuen Reiterhof suchen, wo ich meinem liebsten Hobby, dem Reiten, nachgehen konnte. Es versteht sich von selbst, dass mich all das nicht gerade fröhlich stimmte. Wer verabschiedet sich schon gerne von all den Dingen, Menschen und Tieren, die einem wichtig sind?

Das einzige Positive an unserem Umzug war das Haus, in das wir einzogen. Bisher hatten wir in einer kleinen Wohnung gewohnt. Immer musste man leise sein, damit unser Vermieter, ein alter, mit sich selbst unzufriedener Mann, sich nicht gestört fühlte. Ich durfte keine Musik hören und manchmal meckerte er sogar, wenn ich ganz normal die Treppe hinauf ging. Das war von nun an glücklicherweise vorbei. In Zukunft waren wir unsere eigenen Hausherren und konnten tun und lassen was wir wollten.

Das Beste an dem Haus war der Pferdestall hinter dem Haus, in dem man vier Pferde locker unterbringen konnte. Ich träumte schon lange von einem eigenen Pferd, aber meine Eltern stellten sich konsequent stur. Ein Pferd war ihnen zu teuer und sie hatten Angst ich könnte früher oder später das Interesse verlieren. Ich konnte ihnen noch so oft beteuern, dass das niemals der Fall sein würde, aber meine Eltern waren nicht umzustimmen.

 

Gerade befand ich mich auf dem Weg zur Schule. Ich war total aufgeregt. Mir war regelrecht schlecht, wenn ich daran dachte, was mich erwartete. Ob meine neuen Mitschüler wohl nett sind, fragte ich mich die ganze Zeit. In den letzten Wochen hatte ich jegliche Gedanken an die neue Schule verdrängt, aber nun musste ich mich der Realität stellen.

Bevor ich dazu kam mir in den buntesten Farben auszumalen was alles schief gehen konnte, stand ich schon vor dem Eingang der Schule.

Während ich über den Schulhof ging hatte ich das Gefühl, dass mich die anderen Schüler wie eine Schwerverbrecherin musterten, die geradewegs aus dem Gefängnis gekommen war. Vielleicht bildete ich mir die Blicke auch bloß ein, aber ich fühlte mich komplett fehl am Platz. Die Blicke der anderen ignorierend, machte ich mich auf den Weg zum Sekretariat.

Die Sekretärin sah aus wie man sich eine Sekretärin immer vorstellte. Mit strengem Blick musterte sie mich von oben bis unten und ihr graues Kostüm war für mich ein Zeichen, dass die Dame wohl kein besonders spannendes Leben führte.

Nachdem ich ihr meinen Namen genannt hatte, besaß sie allerdings die Güte mich zum Lehrerzimmer zu begleiten, wo sie kurz mit einer Lehrerin sprach.

Besagte Lehrerin trat kurz darauf auf mich zu, reichte mir ihre Hand und sagte: „Hallo Jasmin, ich bin Frau Lennau, deine Klassenlehrerin.“

„Hallo“, erwiderte ich lediglich und schüttelte ihr kurz die Hand.

Nachdem es geklingelt hatte, begleitete Frau Lennau mich zu meinem Klassenzimmer. Ich war froh nicht allein gehen zu müssen und so erhielt Frau Lennau gleich einige Sympathiepunkte bei mir.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem anderen anwesenden Lehrer in besagtem Klassenzimmer, richtete sie das Wort an meine neuen Mitschüler. „Das ist Jasmin. Sie ist vor kurzem nach Heimelshofen gezogen und geht ab heute in eure Klasse. Ich möchte, dass ihr sie in die Klassengemeinschaft aufnehmt.“

Sie nickte ihrem Kollegen kurz zu und verließ den Raum. Anscheinend war ich geradewegs in die Mathestunde hineingeplatzt. Herr Kodinski war nicht sehr erfreut darüber. Er setzte mich neben ein Mädchen namens Valerie, die alleine an einem Tisch saß. Danach fuhr er mit dem Unterricht fort und ich konnte mich endlich ein wenig entspannen. Doch die Idylle sollte nicht lange anhalten, denn gegen Ende der Stunde schrieb Herr Kodinski eine Matheaufgabe an die Tafel.

7(2x-4)-1=3x+4

„Jasmin, kommst du bitte mal nach vorne und löst diese Aufgabe? Ich muss schließlich deinen Wissensstand überprüfen.“

Ich kannte derartige Aufgaben von meiner alten Schule, aber ich hatte sie noch nie kapiert.

Während ich noch überlegte wie ich aus der Nummer rauskommen konnte, sprach der Mathelehrer mich erneut an.

„Los, komm in die Gänge, Jasmin! Wir haben nicht die ganze Woche Zeit.“

„Ich kann das nicht“, brachte ich mühsam hervor.

„Habt ihr das in der alten Schule noch nicht durchgenommen?“

„Doch, aber ich kann es trotzdem nicht.“

„Daran müssen wir dringend arbeiten“, sagte Herr Kodinski, bevor er sich an Valerie wandte und sie aufforderte zur Tafel zu kommen.

In Windeseile hatte sie die Aufgabe fehlerfrei gelöst.

„So Jasmin, jetzt hast du eine Beispielaufgabe. Zuhause beschäftigst du dich bitte mit der Seite 16 im Buch, dort findest du auch weitere Beispielaufgaben. Gib dir Mühe, denn ich werde mir deine Ergebnisse anschauen. Alle anderen bekommen heute keine Hausaufgaben.“

Ich fand es sehr unfair, dass ich als Einzige Hausaufgaben machen musste und entschied auf der Stelle meinen Mathelehrer nicht zu mögen.

Die nächsten beiden Stunden waren etwas besser. Der Deutschunterricht bei Frau Lennau machte Spaß und entschädigte mich für die miese Mathestunde.

Die Pausen verbrachte ich allerdings ganz allein. Niemand beachtete mich. Ich blieb unauffällig in der Nähe einiger Mitschülerinnen und schnappte einige Gesprächsfetzen auf. Es ging um Pferde und einen Reiterhof. Gerne hätte ich mich an dem Gespräch beteiligt, um mehr herauszufinden, aber ich traute mich nicht. Deshalb beschloss ich nach der Schule Nachforschungen anzustellen, um etwas über besagten Reiterhof in Erfahrung zu bringen.

 

„Wie war es in der Schule?“, fragte meine Mutter beim Mittagessen.

„Hm, es geht so“, murmelte ich.

„Das klingt ja nicht gerade begeistert. Wie sind denn die Lehrer?“

„Der Mathelehrer ist doof, aber dafür ist meine Klassenlehrerin ganz nett.“

„Na siehst du, die neue Schule ist nicht so schlimm, wie du gedacht hast.“

„Du hast leicht reden“, erwiderte ich. „Schließlich bin ich diejenige, die jeden Tag dorthin muss.“ Meine Gedanken schweiften zu Zauberfee. Vor einigen Jahren hatte ich auf ihr reiten gelernt. Es war mir schwer gefallen mich von ihr zu verabschieden. Für mich war sie das schönste und liebste Pferd gewesen, obwohl sie schon alt und manchmal ziemlich faul war. Doch ich hing sehr an ihr und vermisste sie schmerzlich.

 

Nach dem Mittagessen machte ich mich auf den Weg. Ich war wild entschlossen und wollte den Reiterhof unbedingt finden.

In einer Bäckerei fragte ich nach dem Weg und die freundliche Bedienung erklärte mir den Weg. Es war ganz schön weit und die ganze Zeit ging es nur bergauf, aber dann erreichte ich mein Ziel. Sonnenhof, las ich auf einem Holzschild am Straßenrand.

Ein wenig unsicher lief ich auf den Stall zu. Außer mir waren noch einige andere Leute da, aber niemand beachtete mich.

Ich ging von Box zu Box, betrachtete die Pferde, las die Schilder an den Boxen und versuchte mir so viele Namen wie möglich einzuprägen. Schließlich blieb ich vor einer der Pferdeboxen stehen. Ein braunes Pferd mit schwarzer Mähne, sein Name war Leeroy, ließ sich bereitwillig von mir streicheln.

„Du bist aber süß“, flüsterte ich.

„Was machst du hier im Stall?“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, die mich aus meiner Versunkenheit riss.

Ich zuckte erschrocken zusammen und wandte mich um. Valerie stand hinter mir und funkelte mich böse an.

„Ich schaue mir nur die Pferde an“, verteidigte ich mich.

„Es wundert mich, dass du dafür Zeit hast“, sagte Valerie. „Wo du doch so viel in Mathe machen musst.“

„Was geht dich das an?“, fauchte ich. „Wann ich meine Hausaufgaben mache, entscheide ich immer noch alleine.“

„Ist ja schon gut, ich habe es doch bloß gut gemeint.“

Jedes ihrer Worte triefte regelrecht vor Falschheit.

„Übrigens fängt gleich die Reitstunde an.“

Nach diesen Worten öffnete Valerie eine der Boxen und wollte Santa das Halfter anlegen. Doch die Stute schüttelte immer wieder den Kopf und wich Valerie aus.

„Soll ich dir helfen?“, bot ich ihr meine Hilfe an.

„Ich brauche deine Hilfe nicht. Du wirst schon sehen, dass ich mit Santa allein fertig werde.“ Sie nahm ihre Reitgerte und schlug Santa damit auf den Kopf. Die Stute war für einen Moment überrascht und blieb ruhig stehen. Das nutzte Valerie aus und streifte ihr blitzschnell das Halfter über den Kopf.

Mein Hass auf Valerie steigerte sich noch. Wütend ging ich auf sie zu und stellte sie zur Rede.

„Was fällt dir ein Santa zu schlagen? Sie hat dir nichts getan.“

„Was mischst du dich in meine Angelegenheiten ein. Sieh lieber zu, dass du nach Hause kommst, um deine Hausaufgaben zu machen und nun geh zur Seite. Du stehst mir im Weg.“

Während sie zusammen mit Santa den Stall verließ, fiel mein Blick auf ihre Reitstiefel. Ich erstarrte beinahe, als ich die Sporen entdeckte. In was für einem Reitstall war ich hier bloß gelandet? Wie konnte der Reitlehrer oder die Reitlehrerin so etwas bloß zulassen? Bei dieser Reitstunde musste ich unbedingt dabei sein.

Nachdem ich mich noch ein wenig umgesehen hatte, kam ich genau zur richtigen Zeit in die Reithalle.

„Valerie, machst du bitte die Sporen ab? Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du in meinem Unterricht nicht mit Sporen reiten darfst.“

„Wenn es sein muss“, sagte Valerie genervt und setzte leise hinzu. „Einen Versuch war’s wert.“

Das geschieht dir ganz recht, dachte ich.

Die Reitstunde war sehr interessant, vor allem weil Valerie mit Santa überhaupt nicht zurecht kam. Immer wenn die Reitlehrerin gerade nicht hinsah, schlug Valerie Santa mit der Gerte.

Doch am Ende der Reitstunde rächte sich Santa auf ihre Weise. Ohne Vorwarnung raste sie los und buckelte. Jedes Rodeopferd wäre blass geworden vor Neid. Valerie, die darauf nicht vorbereitet gewesen war, konnte sich nicht lange im Sattel halten und flog im hohen Bogen vom Pferd. Als Santa Valerie auf dem Boden liegen sah, blieb sie stehen und trat auf sie zu.

Valerie versuchte aufzustehen, aber Santa hielt sie auf dem Boden, indem sie ihr Maul auf Valeries Schulter drückte. Valerie schrie um Hilfe und strampelte mit den Beinen.

Inzwischen hatte Santa jedoch die Knöpfe an Valeries Jacke entdeckt. Sie riss die Knöpfe, einen nach dem anderen, mit ihren Zähnen ab und ließ sie anschließend zu Boden fallen. Sobald sie damit fertig war, schnaubte Santa direkt über Valeries Gesicht und ließ sie dann aufstehen.

Alle lachten, nur Valerie machte ein wütendes Gesicht. Sie stand zwar gerne im Mittelpunkt, aber nicht auf diese Art und Weise.

Nach der Reitstunde trat die Reitlehrerin auf mich zu.

„Hi! Bist du Jasmin Herz?“, fragte sie.

„Ja, die bin ich. Ich überlege auch schon die ganze Zeit woher ich dich kenne.“

„Wenn du vor 2 Jahren auf dem Reiterhof Vox geritten bist, dann kennen wir uns von dort.“

„Ja, dort habe ich reiten gelernt. An deinen Namen kann ich mich aber nicht mehr erinnern.“

„Das macht nichts, ich war ja nur kurze Zeit auf dem Reiterhof Vox. Ich bin Steffi.“

„Ich werde es mir merken“, sagte ich grinsend.

„Und was hat dich hierher verschlagen?“

„Ich bin vor kurzem nach Heimelshofen gezogen.“

„Das ist ja ein Zufall, dass wir uns wieder treffen. Wie gefällt es dir hier?“

„Na ja, es ist natürlich schwierig, wenn man so ganz neu anfangen muss.“

„Das kenne ich, aber überall wo es Pferde gibt, kann man sich doch bloß wohlfühlen.“ Steffi zwinkerte mir verschmitzt zu.

„Da hast du natürlich Recht.“

„Wenn du magst, kannst du Morgennachmittag um 15 Uhr bei der Reitstunde mitreiten.“

„Das wäre toll.“

„Gut, dann sehen wir uns morgen. Ich muss jetzt weiter, aber schau dich ruhig noch ein wenig im Stall um. Du weißt ja, worauf du achten musst.“

Steffi lächelte mir noch einmal zu und verließ die Reithalle.

Traumpferd Santa

Am nächsten Tag nach der Schule machte ich mich gleich auf den Weg zum Stall. Mein erster Weg führte mich zu Santa. Nach der Reitstunde am vergangenen Tag, hatte ich mich mit ihr näher bekannt gemacht und mich auf den ersten Blick in die Stute verliebt. Santa schien mich auch zu mögen, denn bei mir verhielt sie sich sehr liebevoll, ganz anders als bei Valerie.

Ich durfte Santa heute in der Reitstunde reiten und war schon sehr gespannt was Valerie dazu sagte.

Gegen 14:30 Uhr stürmte Valerie wutschnaubend in den Stall.

„Wenn ich Jasmin erwische, dann kann sie was erleben“, sagte sie.

Ich trat aus Santas Box auf die Stallgasse.

„Wenn du mir was zu sagen hast, dann kannst du das jetzt sofort erledigen.“

„Was fällt dir ein mir Santa wegzunehmen? Das machst du doch mit Absicht, aber du wirst schon sehen.“

„Was werde ich sehen?“

„Ich hoffe, du bist eine gute Reiterin, denn Santa ist nicht einfach, wie du weißt.“

„Mach dir darüber mal keine Gedanken. Mit dir nehme ich es locker auf.“

„Du weißt ja, was bei Santa hilft, wenn sie nicht gehorcht.“

„Im Gegensatz zu dir, schlage ich keine Pferde. Zu solchen Mitteln greift man nur, wenn man keine Ahnung von Pferden hat.“

„Sag du mir nicht, wie ich mit Pferden umgehen muss. Ich weiß, worauf es ankommt.“

„Das denkst aber auch nur du.“ Wütend ließ Valerie mich stehen und verschwand in einer anderen Pferdebox. Nun musste ich mich aber wirklich beeilen, damit ich rechtzeitig mit dem Satteln fertig wurde.