Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 180000 Büchern ab EUR 3,99 monatlich.
Das Leben der Hauptfigur B. zu Hause, in der Bahn nach A. und auf dem Werksgelände wird offensichtlich von einer subtilen, nie wirklich in Erscheinung tretenden Gewalt bis in die intimsten Bereiche überwacht, von Kontrolleuren, einem geheimnisvollen Bahnarzt, von Hundepatrouillen ebenso wie einer seltsamen dünnen Gestalt oder der Nachbarin an der Grundstücksgrenze. Es scheint, als gäbe es keinen sicheren Halt. B. wird Teil unübersehbarer Massen, und er fragt sich, ob das Mitgeschobenwerden nicht das Natürliche ist, "wie vollkommene Freiwilligkeit”. Der Briefträger jedoch und später dessen Frau nehmen wenig Notiz von dieser Gewalt, ja sie entwickeln sich zu einer Art Gegengewalt der Sorglosigkeit und Freiheit. Wie in einem seltsam zukünftigen Märchen läßt der Autor seine Figuren agieren, in einer Welt der Zwänge, und es wird dem Leser nicht leicht gemacht, Täter von Opfern zu unterscheiden. „Aber das Unerwartete des Romans ist für mich nicht dieses… Ende, sondern der kafkaeske Versuch, die unserer Verdrängung zum Opfer fallenden Anteile der Wirklichkeit bildhaft darzustellen.“ Karl-Heinrich Lumpp
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 133
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Die Hürde des Lichts
Roman von Rudolf Stirn
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.alfredbekker.de
EDITION BÄRENKLAU, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius
Roman © by Rudolf Stirn und Edition Bärenklau, 2015
Der Roman erschien 1998 zuerst in einer gedruckten Fassung im Alkyon-Verlag
Nachwort von Karl-Heinrich Lumpp
Cover © by Steve Mayer und pixabay, 2015
Der Umfang dieses Buchs entspricht 110 Taschenbuchseiten.
1. digitale Auflage 2015 Zeilenwert GmbH
ISBN 9783956174742
Cover
Titel
Impressum
Die Hürde des Lichts
Nachwort
Das Leben der Hauptfigur B. zu Hause, in der Bahn nach A. und auf dem Werksgelände wird offensichtlich von einer subtilen, nie wirklich in Erscheinung tretenden Gewalt bis in die intimsten Bereiche überwacht, von Kontrolleuren, einem geheimnisvollen Bahnarzt, von Hundepatrouillen ebenso wie einer seltsamen dünnen Gestalt oder der Nachbarin an der Grundstücksgrenze.
Es scheint, als gäbe es keinen sicheren Halt.
B. wird Teil unübersehbarer Massen, und er fragt sich, ob das Mitgeschobenwerden nicht das Natürliche ist, "wie vollkommene Freiwilligkeit”.
Der Briefträger jedoch und später dessen Frau nehmen wenig Notiz von dieser Gewalt, ja sie entwickeln sich zu einer Art Gegengewalt der Sorglosigkeit und Freiheit.
Wie in einem seltsam zukünftigen Märchen läßt der Autor seine Figuren agieren, in einer Welt der Zwänge, und es wird dem Leser nicht leicht gemacht, Täter von Opfern zu unterscheiden.
„Aber das Unerwartete des Romans ist für mich nicht dieses … Ende, sondern der kafkaeske Versuch, die unserer Verdrängung zum Opfer fallenden Anteile der Wirklichkeit bildhaft darzustellen.“
Karl-Heinrich Lumpp
B. litt unter ihrem Mißtrauen. Sie schaute ihm zu, und in ihren Augen war dieser besondere Funke. Ein Lachen ging von ihr aus, das ihn einholte, auch wenn er rasch fortging. Auf dem Weg nach A. hörte er ihr Lachen.
Weit von ihm abgerückt stand sie und hatte die Fenster geöffnet. Ihr Lachen wehte in die Gärten hinaus. Vergeblich hielt er sich die Ohren zu.
B. versuchte es mit Trinken. Er begann alles Mögliche in sich hineinzuschütten, um zu vergessen. Ihr Lachen hatte einen unheimlichen Durst in ihm geweckt.
Wenn es ihm dann übel war, stand er an die Wand gedrückt, und nach einiger Zeit gelang es ihm zu erbrechen.
In den Gärten standen sie hinter den Bäumen und hörten ihn. Über ihren Köpfen schwang noch das Lachen. Luftsprünge, schrie sie hinab, beugte sich weit aus dem Fenster. Sie hielt Ausschau nach betretenen Nachbarn.
Oft begann es mit einem Schluckauf. Es war eine kleine Schwäche von ihm, auf die sie zu warten schien. Ihre Reden wiesen auf ihr bevorstehendes Lachen. Gleich würde sie wieder nachgeben. Es war nur ein Weg übrig, auf den sie ihn trieb. Er rannte dann, atemlos, stürzte in die Nacht davon, immerzu A. entgegen. Erschöpft und eingezwängt, ein Bahnfahrer, so wollte es enden. Ihr Lachen riß sie fort von ihm. Aus dem Fenster schwebte sie, wurde leicht, und es hob sie ganz hoch hinauf. Bäume, Gärten. Die Nachbarn schwer, betrunken von dem herabtropfenden Licht der Sterne. Luftsprünge.
War B. fort, schloß sie die Fenster. Alles schien jetzt zerbrechlich und klein. Sie sammelte heruntergefallene Schmetterlinge auf. Nägel hingen schwarz aus dem rissigen Putz. Bilder über den Boden zerstreut, über die sie sich hinwegrettete. Fensterschatten, in welche sie stürzen konnte.
B. flog durch die Nacht nach A. Er flog, ein schlecht befestigter Mensch. Die nackte Welt. Die dahinrollende Bahn. Das Lichtergefunkel in seinem Herzschlag, der sich bäumende Atem. So war B. unterwegs, mit geschlossenen Augen.
Die Karte, forderte eine Stimme.
Die Hände flatterten, sie kannten den Weg nach A.
A.war kein Trugbild, war ein unüberwindliches Bedürfnis. Hinter der Stimme ragte die Uniform ins Licht, aus ihren Ärmeln krochen Tiere, Hände. Tiere, Hände.
B.hielt den Händen die Karte hin, sah, wie die Tiere sie zerrissen. Die Tierhände zerrissen seine Karte. Im Sausen des Fahrtwinds verlor sich der Weg nach A.
Wie der dicke Mann umlagert wurde. Offensichtlich ein Arzt. Es gab wieder Ärzte für die Bahnfahrer, B. sah seine hängenden Backen. Er starrte in die geduldig blinzelnden Augen. Dieses bläßliche Blau, unerschütterbar durch die andrängende Neugier.
B. starrte auf die schweren Hände, die unbeweglich auf den dicken Schenkeln lagen. Ein Bauer, ein vom Land hierher verirrter Bauer. Auch die Arzttasche, zwischen die Beine gestellt, konnte den Eindruck nicht mildern. Manchmal war es B., als bewache der Arzt nur seine Tasche. Irgendeine Anweisung vielleicht, gegen die zu verstoßen ihn nichts verlocken konnte. Mochte es dringende Falle geben, B. jedoch hatte nie einen Bahnarzt seine Tasche öffnen sehen. Dringende Falle, wer wollte entscheiden, wann ein solcher sich je ereignete?
Waren nicht alle bemüht, die blinzelnden Augen des Dicken auf sich zu lenken? Fahrtziel schien nur dieses kleine, unbeirrbare Blau, mit dem dieser Mann die Bahnfahrer an sich band.
Wandte B. sich aber um, erweckten alle den Anschein, keiner Hilfe zu bedürfen, denn für die Beförderung galten strenge Bedingungen. Manche mühten sich, gelangweilt dreinzublicken. Nur daß die Enge der Bahn und die Vielzahl ihrer Benutzer solche Haltung erschwerte. Ob der Mann mit der Tasche überhaupt etwas wahrnahm von dem, was die Fahrt nach A. in Gang gesetzt hatte?
Wenn A. nahe war, suchten die Hände. Aus den Manteltaschen kramten sie Reste der Nacht hervor. Die Hände klammerten sich an den Faden. Ein Endchen, das zwischen seinen Fingern pulste. Sie strichen darüber und lauschten dem unhörbaren Ton. Ton aus A., Leitton. In der Hand quoll die Karte, für die er bezahlt hatte. Ein Papierberg aus Angst. Vor A. lagen die Angstberge, kleine fliehende Hügel mit Morgenschimmer. Pferderücken. B. ritt auf Geräuschen nach A. In den Händen der Faden, dünnster Zügel.
Der Bahnton nur noch ein singender Kreis. Eng an eng stand B., eine kleine Kerbe im Schattenrücken. Vorwärts. In die Hallen, schrie es in ihm empor. Keine nach außen brechende Stimme. Eine still arbeitende Zuversicht. B. war gewillt. B. hastete vor. B. raste zurück. Eine unbezwingliche, vom Mondlicht genährte Hast.
B. im schäbigen Mantel, den Kragen kratzend hochgestellt.
Aus der Bahn geworfen vor A. Einen Augenblick Umkehrwünsche. Übermächtig. Der Gang schon schleichend. Schatten an Schatten geduckt.
Warum nicht Heimfahrt, Verkriechen in Bett und Krankheit? Die Schritte ganz kurz. Ganz kleine Schritte. Das sich nähernde Gewirr.
Das große Werkstor in A. Die emporgereckten Nacken der Hallen. Die Mähne zwischen den gelben Schloten. Schwefelgezirpe.
Bis zu welchem Punkt noch, schrie die Neugier. Wetteiferte mit der Geduld, der Zerknirschung, der Angst.
Die Station von A., hoch über dem Hallengelände. Hoch genug für die Übersicht. Von dort treibt die Schattenherde dem Tor zu. B. zählt nicht die Schritte. Sein Atem entflicht die Linien. Sein Herz zählt die Gedanken, die Atemzüge. Schritte nach A. Im Gehen Verluste, schwindende Deutlichkeiten.
Als die Kassen auftauchten, das Dunkel der Eingänge schon undurchdringlich erschien, stand B. einen Augenblick still. Stand B.s Herz einen Augenblick still. Schwand, schwoll. Versank. Vertropfte in Ratlosigkeit. In A.
Seit B. Bahnfahrer war, machte er Beobachtungen. Nahm Vorgänge wahr. Bemerkte, was ihm bisher entgangen war.
Wind warf es von den Straßen hoch, trieb es in die Gesichter, bedeckte die Nacken mit Staub. Hallenstaub. Der Weg von der Station zu den Hallen gab ihm Gewicht.
Großzügig geschmückte Plätze nahm er jetzt wahr. B. sah die Wimpel flattern. Er sah den Fahnenschmuck. Aus den Bahnen stiegen die Hallenbesucher. Alle Bahnen warfen Besucher an Land. Sie stiegen hinab nach A.
Alle Plätze senkten sich, hatten Neigung den Hallen zu, brachten die nicht abreißende Bewegung hervor. Bahnfahrer wurden Hallenbesucher.
Auf dem Weg nach A. war nicht jeder bereit. Mancher wurde ganz spät erfaßt. Andere entschlossen sich, von den Fahnen im Augenblick überredet. Auf den Fahrten war es noch ohne Bedeutung.
B. sah die Plätze, als wären sie eben der Leere der Nacht entstiegen. Schwarz, die Fahnen unberührt von den Blicken, wie neu. Die Wimpel nickten. Die Wirkung ganz unerhört. Man schien zu erproben, wieviel ein Fahnenmeer zu bewegen vermochte.
Solche Beobachtung lenkte ab. Half B., den Weg zu den Kassen zu gehen.
Sein Körperzustand erschien ihm gut. Für einen Erfolg war nichts von geringer Bedeutung. Körperlich war er gerüstet. Die Lunge atmete, das Herz schlug kräftig.
In Gedanken ging B. seine physischen Stärken und Schwächen durch. Auf dem Weg nach A. wurde deutlich, was Stärke, was Schwäche war. Früher war es ihm als Standpunktsache erschienen. Er konnte ruhigen Auges allen Befragungen entgegensehen.
Brachte jemand die Sprache darauf, wollte B. nicht unvorbereitet sein. Unablässig prüfte er sich, versuchte sich jede denkbare Enge vorzustellen. Es war ja nicht sicher, ob es in A. zur Sprache kam.
Denn hier spielten Worte herein, die man ihm als Kind verboten hatte. Vielleicht galt es in. A., die Verbote zu überspringen. Vielleicht half es B., die Lacher auf seine Seite zu ziehen.
Auf der Gartentreppe hörte B. ihn nach Luft ringen. Der Briefträger war immer atemlos, obwohl Treppensteigen sozusagen zum Beruf gehörte.
So viele Stufen, sagte er anklagend, wenn er oben war. Er brachte nicht jeden Brief ins Haus, nur die wichtigsten, wie er beteuerte. Offenbar wußte er, welche Briefe wichtig waren, hatte den Blick für Absender, konnte Inhalte nach dem Gewicht abschätzen. Manchmal machte er den Gang, weil er sich über das Unkraut auslassen wollte.
Der Briefträger war stets auf Gespräch aus, bestellte Grüße an B., wenn dieser auf Schicht war. Er ließ sich nicht abwimmeln, sobald er B. im Haus vermutete. Stand B. ihm gegenüber, fragte er, die Hand auf der Briefträgertasche, ob dieser die Zeitungen schon gelesen habe.
Mit den Augen leuchtete er in B.s Gesicht, immer angriffslustig, doch auch zu plötzlichem Rückzug bereit. Dann wirkte er ratlos. Hatte ihn ein in B.s Gesicht bisher unentdecktes Unglück entmutigt?
Du vertrödelst Zeit mit ihm, wurde B. von seiner Frau belehrt. Sie hatte nur einen mitleidigen Blick für den Briefträger. Vor allem wollte sie nicht, daß B. den jungen Mann in die Wohnung ließ, ihm zu trinken anbot, ihn nötigte, seine Tasche vom Rücken zu nehmen. B.s Frau störte das sehr.
Das ganze Haus riecht nach Briefträger, spottete sie. Beim Aufbruch, wenn B. zur Spätschicht ging, griff sie sogar zur Beleidigung, versuchte ihm etwas einzureden, was B. jedoch nicht begriff.
Der Briefträger, der sich in der Wohnung trotzdem wohlzufühlen schien, konnte sich dort entspannt in den Sessel lehnen. Das Bier schmeckte ihm, er wischte lachend den Schaum aus dem Bart. So blieb er bald länger und versäumte den Dienst.
Anfangs beschränkte er sich auf Atempausen. Man muß verschnaufen nach so einer Bergtour, sagte er. Ihm gefiel der Ausdruck Bergtour. Er wiederholte ihn oft und freute sich an der Übertreibung.
Er übertrieb auch mehr und mehr die Verschnaufpausen, dehnte sie über Stunden, vergaß beim Reden das Austragen. Er hatte so viel zu sagen. B. ließ ihn gewähren, denn alles, was er tat, hatte Überzeugungskraft. Manchmal befürchtete B., der Briefträger werde Schwierigkeiten bekommen. Er selber war nach der Schicht zu müde, diesen Redefluß zu unterbrechen. Auch an B.s Ruhezeit ging es ab.
So begannen sie, rissen sich gegenseitig aus ihren Verhältnissen.
B. hätte sich mit dem Wissen begnügen können: A. gibt es. Man konnte auf Hinweisschilder zeigen, kleine, unauffällige Tafeln, mit der Aufschrift: Nach A. Es gab sie an Kreuzungen, oft auf den ersten Blick verborgen, doch auf Dauer unübersehbar.
Er hätte sich abfinden können mit seiner Lust, nach A. zu fahren. Mancher saß plötzlich in einer der Bahnen und fuhr. Auch wurden Prospekte von A. verteilt, Prospekte mit Luftaufnahmen, Skizzen und Lageplänen. Prospekte von A. waren einprägsam.
Wer nach A. unterwegs war, saß in der Bahn, hatte am Automaten den Buchstaben A gedrückt, hatte vielleicht nicht viel dabei empfunden. B. entkam dem Lachen, indem er die Bahn bestieg und fuhr.
Vielleicht hätte B. zuvor die Prospekte und Pläne studieren sollen. Denn es war wichtig zu erkennen, an welchen Stellen man Einlaß fand.
B. wußte von den Kartenentwertern in A. Auch Kontrolleure waren in den Bahnen unterwegs. Ihre Befehle fielen als dunkle Schatten über den Schlaf.
Es gab Mauern und Maschendraht. Es gab für Besucher unzugängliche Regionen. Hundepatrouillen liefen genau bezeichnete Grenzstrecken ab.
Es wurde an vielen Stellen eine dichte Sorte Büsche gepflanzt. So wurde Einblick verhindert.
B. hätte sich Fragen stellen können: Wer bewirkt die Verhältnisse in A?
Doch er fuhr. B. saß in der Bahn und fuhr. Es ging bergauf, denn A. lag über der Stadt. Hinter Mauern sah B. es liegen, an einigen Stellen hinter Mauern.
Auch durch Luftsprünge konnte man sich Zugang schaffen, nicht aber von öffentlichen Wegen aus.
Man konnte auf Fragen verzichten und ankommen in A. War einer nach A. unterwegs, vielleicht fuhr die Bahn aus dem Licht der Plätze fort, verließ die von Reklame erhellten Zonen, geriet in ein vielversprechendes Dunkel.
B. saß am Fenster der Bahn, sah den Bahnhofsvorplatz, über diesem den grau auf ragenden Turm, über dem er den Himmel wußte.
Unter dem Himmel drehte sich die erleuchtete Bahnhofsuhr. B. saß geduldig im Schatten der riesigen Zeiger und fuhr.
Sie haben ein Gefühl der Bodenlosigkeit, warf sein Gegenüber hin. Ein Beauftragter. Als Beauftragten hatte er sich vorgestellt. Beauftragte drängten sich in B.s Haus.
Alles verwirrten sie mit Fragen, ließen nie locker, auch nach Feierabend und im Garten umkreisten sie ihn. B.s Gartenarbeit schien ihnen vor allem aufschlußreich. Er konnte sich ihrer trotz offener Antworten nicht mehr erwehren. Nie beeindruckte sie etwas. Sie behinderten ihn ganz ungerührt.
B. beschwor, es gebe nun keine Geheimnisse mehr, es sei alles gesagt, alles beantwortet. Die Beauftragten nickten. Sie kannten solche Haltung, hatten nur ein mildes Lächeln dafür.
Mit Arbeitskollegen sprach B. über die Beauftragten, versuchte am Telefon zu erklären, wie sie waren, obwohl er sich keine Hilfe von solcher Erklärung versprach. Er kam nur ins Stottern.
Die Beauftragten schwirrten ums Haus. Bald hinter dem Haus begann der Wald, davor ein Stück Garten, eine verwilderte Wiese, die hin und wieder mit der Sense von B. bearbeitet werden mußte. Am Waldrand summten die Bienen.
Wenn sie dich stören, sagte seine Frau hart, so wirf sie doch hinaus. Sie lief durchs Haus, zog Türen mit lautem Knall ins Schloß, als wolle sie ihm zeigen, was zu tun sei. Du läßt jeden herein. Hast du nicht gelernt, dich zu hüten?
Solche Reden trug sie zu seiner Lage bei. Mehr Lust hatte sie nicht, über diese Fragen zu sprechen. Ihr fielen die Antworten leicht, die Beauftragten nickten. Beifällig kreuzten sie an. Sie war sich der Sache sicher, nahm durch Beauftragte an Sicherheit zu.
Nach den Gesprächen goß sie die Blumen. Sie wuchsen hinter dem Haus im steinigen Boden. Vögel saßen in den Beeten, wenn sie mit schweren Schuhen daherkam.
Wenn die Vögel über die Steine hüpften, wenn B. abends Unkraut hackte und in sich hineinsprach, fühlte er Zuversicht. Über dem Garten lag Bienensummen. Ihm war, als rücke der Berg dann näher ans Haus.
Dort, wo B. stand, nahmen viele Wege ihren Ausgang. Noch glaubte er ein Ziel zu haben. Doch sein Glaube war nicht fest.
Eine Vielzahl von Hallen verlor sich weit nach A. hinein. Es war schwer, sich an einem Ort in A. zu halten, schwerer aber, sich Gehör zu verschaffen. B. schrie, um seine Stimme zu hören. Doch er brachte nur ein Krächzen hervor. Mit diesem Krächzen stand er allein. Was war ein einsames Krächzen an einem verlorenen Ort?
Um sein Ziel zu erreichen, war B. noch immer gewillt, manche Rücksicht zu nehmen. Ein unklares Ziel wie seines bedurfte besonderer Vorkehrung. Und waren nicht Vorsätze zu beachten, die er einst gefaßt und zu halten geschworen hatte?
Schwüre verfallen, sagte eine Stimme neben ihm. Manchmal hielt sich ein vertrockneter Geselle an ihn, spielte sich als Begleiter auf, wich ihm nicht von der Seite. Auch deine Schwüre, fügte die Stimme hinzu. Warum sollte es Ausnahmen geben?
Beim Klang dieser Worte zuckte es auf in B. Es überkam ihn die Lust zu schlagen. Doch die Ärmlichkeit des Redenden hielt ihn ab. Er sah voll Mitleid diese schmale Gestalt ihre dünnen Arme heben.
Der Dünne folgte B., bis er die Treppe zum Haus hinaufstieg. Selbst auf der Haustreppe war er nicht abzuschütteln. Erst mußte die Türe vor seiner Nase ins Schloß krachen.