Die Kraft der Berufung - Papst Franziskus (Papst) - E-Book

Die Kraft der Berufung E-Book

Papst Franziskus (Papst)

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Beschreibung

Was ist das Ziel in unserem Leben? Was gibt uns Sinn und was er füllt uns? Und wozu bin ich eigentlich da, wozu bin ich "berufen"? Das sind Fragen, die im religösen Leben eine große Rolle spielen, aber auch im Alltag. Papst Franziskus spürt diesen Fragen in seinem neuen Buch nach. Er spricht über die Berufung zum Priester oder Ordensfrau, über das, was Menschen in der Kirche heute suchen und finden können, aber auch was sie leisten sollen. Und der Papst erzählt von seiner eigenen Berufung, von seinen Antworten auf die Sinnfragen des Lebens. Das Gespräch führt so über die geistlichen Berufung hinaus mitten ins Leben, dort wo Franziskus die Kirche sehen will.

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Papst Franziskus

Die Kraft der Berufung

Das geweihte Leben heute

Ein Gespräch mit Fernando Prado CMF

Aus dem Spanischen von Claudia Kock

Titel der Originalausgabe:

Papa Francisco. La fuerza de la vocación. La vida consegrada hoy. Una conversación con Fernando Prado

© Publicaciones Claretianas, 2018

Deutschsprachige Ausgabe:

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

Umschlagmotiv: © Stefano Spaziani, Rom

E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern

ISBN E-Book 978-3-451-81654-3

ISBN Print 978-3-451-38928-3

»Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.«

Søren Kierkegaard

Für meine Ordensbrüder und für alle, die Arbeit und Ideale im Claretiner-Verlag mit mir teilen.

Inhalt

Einleitung

Die Kraft der Berufung

Ein geweihtes Leben, das zum Nachdenken bringt

Dankbar der Vergangenheit gedenken

Der Weg der nachkonziliaren Erneuerung

Anerkennung, die Impulse schenkt

Wie wir unsere Beziehungen verbessern

Ein geweihtes Leben mit einem neuen Gesicht

Lernen auf dem Weg

Die Gegenwart mit Leidenschaft leben

Das geweihte Leben wird erwachsen

Große Herausforderungen … Geringe Kräfte

Die Berufung: Ein Bundesschluss

Das geweihte Leben: Prophetische Strahlkraft

Treue auf Probe

Wenn die Ars moriendi das Charisma tötet

Den Herrn bitten

Der Triumph Jesu: Das Kreuz

Ausbildung zum Dienst am heiligen gläubigen Volk Gottes

Die Grenzen richtig behandeln

Der Weg des Dialogs

Nehmt euch in Acht vor der Wirklichkeit!

Das Gemeinschaftsleben

Der Dienst der Autorität

Die Armut mit Freude

Die Fruchtbarkeit im geweihten Leben

Sich vertrauensvoll der Zukunft öffnen

Geh vor mir und sei untadelig

Der Zukunft begegnen

Entscheidungsfindung der Hirten

Die Gültigkeit der Mission »ad gentes«

Gemeinsame Sendung

Der Bereich der Bildung

Dienen ja – Dienstmägde nein

Laudato si’!

Über die Autoren

Einleitung

Schon lange hat Papst Franziskus die Angst vor Interviews verloren. Es war Francesca Ambrogetti1, die ihm die Augen geöffnet und ihn überzeugt hat, dass seine Worte mehr Gutes tun können als sein Schweigen. Seit seiner Wahl auf den Stuhl Petri hat Franziskus schon mehrere Interviews gegeben. Ehrlich gesagt waren es nicht viele, wenn man jene Gelegenheiten nicht mitzählt, bei denen der Papst sich auf den Apostolischen Reisen im Flugzeug »schutzlos« den Fragen der Journalisten aussetzt. Bei diesen Gelegenheiten, die spontane Antworten verlangen, kann Franziskus schnell missverstanden werden. Er nimmt dieses Risiko als Teil seiner Hirtentätigkeit auf sich. Die Journalisten ihrerseits schätzen es, denn im Grunde wissen sie, dass es auch eine aufrichtige Wertschätzung ihrer Arbeit darstellt.

Franziskus ist sich bewusst, dass die Medien seine Worte aufbauschen, und versteht daher die Fragen der Journalisten und die Interviews, wie er sagt, als »Teil der Kommunikation meines Dienstes«.2 Interviews haben für Franziskus einen rein pastoralen Wert, und er weiß, dass er – über alle notwendige kluge Umsicht hinaus – das Risiko eingehen muss, sich vertrauensvoll zu öffnen, um mit seinem Wort Gutes zu tun.

Die Begegnungen mit der Presse und die Interviews sind für ihn eine Form, sich ins Gespräch der Menschen einzumischen, in dem Stil, wie Jesu es mit den Emmausjüngern getan hat. In den Interviews und Gesprächen mit dem Papst tritt der Dialog der Kirche mit den Menschen unserer Zeit zutage.

Meine Beziehung zu Papst Franziskus entstand durch das Verlagswesen. Sie begann wenige Monate, nachdem der Papst seine »neue Diözese« übernommen hatte. Ich stellte mich ihm vor, um ihm die spanischen Ausgaben einiger seiner Bücher zu zeigen, die zuvor im Claretiner-­Verlag in Buenos Aires erschienen waren. Danach fanden weitere Begegnungen statt. Und als die Beziehung enger wurde, kam mir die Idee, ihn um ein Treffen zu bitten, um ihn zu interviewen. Ich stellte mir dieses Interview als ein Gespräch vor, in dem seine »Seele als gottgeweihte Person« ans Licht kommen sollte. Sein Wort würde nützlich sein für die vielen Menschen, die wie wir Jesus auf diese besondere Weise nachfolgen.

Anlässlich der Feier des Jahres des geweihten Lebens schrieb Franziskus ein Apostolisches Schreiben an die geweihten Personen, das so begann:

»Ich schreibe an euch als Nachfolger des Apostels Petrus, dem Jesus, der Herr, die Aufgabe anvertraut hat, die Brüder im Glauben zu stärken, und ich schreibe an euch als euer Bruder, der wie ihr Gott geweiht ist.«3

Genau an diesem Abend hatte ich die Eingebung, dass das Interview dazu dienen sollte, diese Dimension von Franziskus’ Dienst als Nachfolger Petri, der zu seinen Brüdern spricht, deutlich zu machen.

Seit den Jahren des Zweiten Vatikanischen Konzils, in denen das Dekret Perfectae caritatis den Beginn eines offenen Aktualisierungsprozesses kennzeichnete, haben die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, »indem sie […] den Richtlinien des Lehramtes der Kirche gefolgt sind, […] einen fruchtbaren Weg der Erneuerung zurückgelegt«.4

Diese Bilanz des nachkonziliaren Weges zog der heilige ­Johannes Paul II. wenige Monate vor seinem Tod. Die Kongregationen wollten in all diesen Jahren ihren Weg den neuen Notwendigkeiten anpassen: der veränderten Weltlage, den Herausforderungen der Globalisierung, der Interkulturalität des eigenen Ordenslebens, der Notwendigkeit einer korrekten Inkulturation des Charismas, der Ausbildung der neuen Generationen, der gemeinsamen Sendung, den Umstrukturierungs­prozessen …

Natürlich ist dem geweihten Leben der Weg zur »Anpassung an die veränderten Zeitverhältnisse«5 nicht immer genau so gelungen, wie das Konzil es aufgezeigt hatte. Zweifellos hätten viele Brüder und Schwestern flexibler sein können, was die Konflikte mit einigen Hirten betrifft, um die Gemeinschaft zu fördern. Aber oft ist er auch gelungen. Dennoch fehlten auch jene, die »kollektive Beerdigungen« voraussahen, ebenso wenig wie die »Unheilpropheten«, wie Benedikt XVI. weise anmerkte.6

So habe ich Mitte Mai den Schritt gewagt, Papst Franziskus um ein Treffen zu bitten. Der Plan war von Anfang an klar: Das Interview sollte einzig und allein dazu dienen, über das geweihte Leben zu sprechen. Ich habe ihm vorgeschlagen, die Begegnung eventuell im August stattfinden zu lassen. Zu meiner freudigen Überraschung antwortete mir der Papst schon nach weniger als 48 Stunden mit einer Zusage und schlug mir ein konkretes Datum und eine Uhrzeit vor.

Franziskus hat mich nicht gebeten, ihm die Fragen im Voraus zu senden. Das verstand ich als Hinweis darauf, dass er lieber ein offenes Gespräch führen wollte, von Angesicht zu Angesicht, auf Augenhöhe. Das Gespräch würde so zweifellos lebendiger werden. Franziskus mag keine starren Formeln, und daher versucht er, spontan und verständlich zu antworten und keine Lektion oder Vorlesung zu halten. So kann er seinen pastoralen, einfachen und klaren Ton aufrechterhalten, den er selbst ebenso mag wie seine Zuhörer.

In den Monaten vor dem Interview haben wir im Verlag alle Texte und Ansprachen zusammengesucht, die Franziskus seit dem Beginn seines Pontifikats an das geweihte Leben gerichtet hatte. Ich hatte alles verfolgt, was er bei verschiedenen Gelegenheiten an uns geweihte Personen gesagt hatte, aber es war notwendig, diese Texte noch einmal gründlich durchzuarbeiten, um die Begegnung gut vorzubereiten.

Ich kam im Gästehaus Casa Santa Marta mit einer Reihe von Fragen an, die ich dem Gesprächsverlauf entsprechend immer neu formulierte und anpasste. Am Ende kam dieses liebenswerte und brüderliche Gespräch heraus, in dem Franziskus in seinem reinen Wesen aufscheint, mit all seiner Tiefe, ohne seine Spontanität und Nähe zu verlieren. Natürlich kommen in einem solchen Gespräch viel mehr Dinge zum Vorschein als jene, die ich mit Worten wiedergeben konnte. Es ist nicht einfach, dem Leser seine Blicke und Gesten zu vermitteln, oder seine Stimme, mit der er im Gespräch bestimmte Dinge betont. Es ist nicht einfach, seinen regen Geist wiederzugeben, seine Zärtlichkeit, mit der er Menschen Wertschätzung entgegenbringt, oder seine Nähe, durch die er dich eine gewisse Kameradschaft spüren lässt.

In Franziskus zeigt sich eine komplexe, vielseitige, glaubwürdige und authentische Persönlichkeit. Auf diesen Seiten zeigt Franziskus sich als Bruder und Weggefährte, vor allem aber als weiser Vater, der aus seinen eigenen charismatischen Wurzeln heraus dazu einlädt, unterwegs zu sein, ohne Furcht, und auf die Zukunft zu blicken. Ich hoffe, dass alle, die dieses Buch lesen, auf seinen Seiten das entdecken mögen, was ich gespürt habe: Hinter seinen Worten spricht Petrus, der seine Brüder im Glauben stärkt.

1 Francesca Ambrogetti hat zusammen mit Sergio Rubín den damaligen Kardinal Bergoglio über einen Zeitraum von anderthalb Jahren hinweg interviewt. Die Frucht dieser Begegnungen und Sitzungen war ein Interviewbuch mit dem Titel El jesuita (Vergara, Buenos Aires 2010; dt.: Papst Franziskus – Mein Leben, mein Weg, Herder, Freiburg im Breisgau 2013).

2 Vgl. Franziskus (mit A. Spadaro), Adesso, fate le vostre domande. Conversazioni sulla Chiesa e sul mondo di domani, Rizzoli, Mailand 2017, S. 6.

3 Franziskus, Apostolisches Schreiben zum Jahr des geweihten Lebens, 21. November 2014.

4 Johannes Paul II., Botschaft anlässlich des Tages des geweihten Lebens, 2. Februar 2005.

5Perfectae caritatis, 2.

6 »Schließt euch nicht den Unheilpropheten an, die das Ende oder die Sinnlosigkeit des geweihten Lebens in der Kirche unserer Tage verkünden; bekleidet euch vielmehr mit Jesus Christus und legt die Waffen des Lichts an, wie der hl. Paulus mahnt (vgl. Röm 13,11–14), indem ihr wach bleibt und wachsam seid« (Benedikt XVI., Predigt in der Eucharistiefeier am Tag des geweihten Lebens, 2. Februar 2013).

Die Kraft der Berufung

Es herrscht eine drückende Hitze. Das ist normal zu dieser Jahreszeit, Mitte August: Ferragosto, die wohl heißesten Sommertage in der Ewigen Stadt. Es ist drei Uhr nachmittags. Zu dieser Stunde steht die Sonne praktisch im Zenit.

Der Heilige Vater hat mich für vier Uhr nach Santa ­Marta bestellt, und ich möchte etwas vorher da sein, um ihn nicht außer Atem oder mit schweißnassen Händen zu begrüßen. Außerdem hatte Franziskus mich daran erinnert, dass ich die vorgeschriebenen Kontrollen am Tor neben dem Santo Uffizio passieren muss, um Zutritt zu Santa Marta zu bekommen. Ich betrete die Residenz des Papstes nicht zum ersten Mal und weiß, was mich erwartet. Ich möchte lieber rechtzeitig da sein für den Fall, dass irgendetwas Unvorhergesehenes geschieht, und mich ein wenig auf dem Petersplatz aufhalten.

So mache ich mich also auf zum Vatikan, zu Fuß. Ohne Eile, in aller Ruhe. In der sengenden Hitze gehe ich durch die Straßen, etwas gedankenverloren und nervös. Vom Claretinerkonvent Santa Lucia del Gonfalone in der Via dei Banchi Vecchi braucht man nur fünf Minuten, um den Tiber zu überqueren und zum Petersplatz zu gelangen. Viele Gedanken kommen und gehen, vom Herzen zum Kopf und umgekehrt. Ich bin mir bewusst, dass diese erneute Begegnung mit Franziskus für mich etwas Besonderes sein wird, aber ich möchte sie nicht für mich selbst in Beschlag nehmen. Ich möchte sie genießen in dem klaren Bewusstsein, dass sie einfach nur ein weiterer Dienst ist, den ich meinen geweihten Brüdern und Schwestern leisten kann.

Zwei Monate zuvor hatte ich es gewagt, beim Papst um die Möglichkeit einer Begegnung mit ihm anzufragen, um »einzig und allein« über Fragen zu sprechen, die mit dem geweihten Leben verbunden sind. Weil er selbst es erwähnt hat,7 weiß ich, dass er in Buenos Aires Interviews eher vermieden hatte, weil er nicht wenige Male das Gefühl hatte, dass seine Antworten falsch interpretiert wurden, und das hatte ihm einige Probleme verursacht. Seine Antwort blieb also abzuwarten. Die Frucht des Gesprächs sollte als eigenes Buch veröffentlicht werden und auch als Vorwort zu einer spanischen Anthologie seiner lehramtlichen Beiträge zum Thema des geweihten Lebens vom Beginn seines Pontifikats dienen. So hatte ich es ihm vorgeschlagen, und zu meiner freudigen Überraschung nahm Franziskus diesen Vorschlag gerne an.

Es ist der 9. August. Von meinem Platz neben dem Obelisken, umgeben von Berninis majestätischen Kolonnaden, betrachte ich die vor mir liegende Basilika und bewundere die Schönheit dieses großen Symbols der Christenheit. Sie ist das Zentrum der katholischen Kirche. Hier lebt Petrus, der Fels. Und Petrus ist heute Franziskus, der mit aller Autorität von Rom her in der Universalkirche den »Vorsitz in der Liebe« hat. Den Medien entnehmen wir, dass er der wohl wichtigste Mensch im gegenwärtigen Weltgeschehen ist. Seine geistliche Führungsrolle auf globaler Ebene ist unbestreitbar. Und ich denke an ihn, an das, was er darstellt, an das, was in der Welt und in der Kirche geschieht. Die Verantwortung, an der Spitze einer Institution wie dieser zu stehen, die bereits über 2.000 Jahre alt ist, ist zweifellos beeindruckend. Nicht jeder wäre in der Lage, diese Verantwortung zu tragen. Ich bin überwältigt bei dem Gedanken, dass ich ihm gleich gegenübersitzen werde, um ein Interview zu führen, von dem ich im Grunde lieber möchte, dass es ein Gespräch sein soll.

Mein Freund Pedro Blasco, ein sehr erfahrener Journalist, freute sich sehr über diese Gelegenheit, die sich mir bot. Einige Tage zuvor, als ich ihm erzählte, dass ich nach Rom gehen würde, hatte er zu mir gesagt, dass Papst Franziskus seiner Meinung nach die bedeutendste Persönlichkeit des beginnenden 21. Jahrhunderts sei – vergleichbar mit Johannes Paul II. und Fidel Castro, den großen Persönlichkeiten des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Und dieser Gedanke, der mir den ganzen Tag durch den Kopf ging, trug nicht gerade zu meiner ­Beruhigung bei.

Eine Begegnung von einigen Stunden mit Papst Franziskus würde auch für mich eine Art »Journalistische Promotion« sein, der Höhepunkt jener beruflichen Laufbahn, die ich bereits vor über 25 Jahren, vor meinem Eintritt in das Noviziat, durch mein Studium an der Universität mit viel Idealismus begonnen hatte. Wie die Zeit vergeht! In der Nacht hatte ich fast kein Auge zugetan – und zwar nicht nur wegen der römischen Hitze oder der lärmenden Musik, die bis fast zwei Uhr nachts durch mein Fenster hereindrang. Seit der Papst meinen Brief mit einer Zusage beantwortet hatte, lastete eine gewisse Unruhe auf mir, ob ich tatsächlich in der Lage sein würde, das Vertrauen, das er in mich gesetzt hatte, nicht zu enttäuschen.

Obgleich ich den Morgen ruhiger verbracht, mich mit einigen Ordensbrüdern unterhalten und Buchhandlungen besucht habe, bin ich ziemlich nervös. Der Augenblick ist gekommen. Nachdem ich eine Weile auf dem Petersplatz gesessen habe, atme ich tief ein und gehe zum Tor, das zu Santa Marta führt.

***

Seit meinem ersten Besuch bei Papst Franziskus im Jahr 2013 haben sich am Eingang nach und nach einige ­Dinge verändert. Die Sicherheitsvorschriften sind strenger geworden; jetzt muss man mehr Kontrollen passieren. Ein Schweizergardist, bekleidet mit der Uniform, die Michelangelo persönlich vor Jahrhunderten entworfen hat, salutiert und bittet mich, meinen kleinen Rucksack durch den Sicherheitsscanner passieren zu lassen. Ich habe nichts weiter als einen Fotoapparat, ein Notizbuch und ein kleines Aufnahmegerät dabei, die ich bei der Begegnung benutzen möchte.

Nachdem ich die Kontrolle passiert habe, gehe ich auf Santa Marta