Die letzte erste Nacht - Bianca Iosivoni - E-Book

Die letzte erste Nacht E-Book

Bianca Iosivoni

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Beschreibung

Eine einzige Nacht kann dein ganzes Leben verändern ...

Sie hätten niemals miteinander im Bett landen dürfen - das ist Tate und Trevor klar. Und schon gar nicht sollten sie den Wunsch verspüren, das Ganze zu wiederholen. Doch für die beiden ist es unmöglich, das Kribbeln zwischen ihnen zu ignorieren. Dabei kann Trevor auf keinen Fall erneut bei Tate schwach werden. Zu nah kommt die junge Studentin seinem dunkelsten Geheimnis: Während sie versucht, herauszufinden, warum ihr Bruder starb, setzt er alles daran, die Antwort auf diese Frage für immer vor ihr zu verbergen ...

"Frech, humorvoll, sexy!" Mona Kasten über Der letzte erste Blick

Die Firsts-Reihe:

1. Der letzte erste Blick

2. Der letzte erste Kuss

3. Die letzte erste Nacht



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EPUB

Seitenzahl: 510

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungPlaylistKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25DanksagungDie AutorinBianca Iosivoni bei LYX Impressum

BIANCA IOSIVONI

Die letzte erste Nacht

Roman

Zu diesem Buch

Zusammen im Bett zu landen war ein riesiger Fehler. Darin sind sich Tate und Trevor ausnahmsweise einig. Doch während Trevor entschlossen ist, dass sich dieser Fehler niemals wiederholen darf, plant Tate schon die Fortsetzung – ganz ohne Gefühlsduselei, versteht sich. Schließlich verbindet sie und Trevor nicht einmal eine wirkliche Freundschaft (ihre Freunde nennen sie nicht umsonst TNT), und auch sein Helferkomplex geht ihr schon seit dem ersten Semester ziemlich auf die Nerven. Doch warum ruft dann allein die Erinnerung an diese Nacht Gefühle in ihnen hervor, die sie in dieser Intensität nie zuvor gespürt haben? Tate kann sich nicht erklären, woher dieses plötzliche Kribbeln kommt, wenn sie an Trevor denkt. Krampfhaft versucht sie, alle Gedanken an ihn zu verdrängen und sich auf den eigentlichen Grund zu konzentrieren, weshalb sie an der Blackhill University studiert: Sie will herausfinden, weshalb ihr Bruder Jamie vor drei Jahren sterben musste. Denn auch wenn sein Tod wie ein tragischer Unfall aussah, ist Tate davon überzeugt, dass mehr dahintersteckt. Was sie nicht ahnt: Trevor weiß, was damals geschehen ist. Und je stärker die Anziehungskraft zwischen ihm und Tate wird, desto mehr muss er die Wahrheit vor ihr verbergen …

Für Yvonne.

Und für alle Tates dieser Welt.Lasst euch von niemandem vorschreiben, wie ihr sein sollt.

Playlist

Taylor Swift – …Ready For It?

Halestorm – Heathens

Taylor Swift – I Did Something Bad

Bon Jovi – It’s My Life

Skylar Grey – Dance Without You

P. O. D. – Boom

AC/DC – T. N. T.

Lana Del Rey feat. The Weeknd – Lust For Life

Kodaline – Brother

Papa Roach – Last Resort

James Arthur – Safe Inside

The Pretty Reckless – Just Tonight

Joan Jett – Bad Reputation

Limp Bizkit – Break Stuff

Linkin Park – Bleed It Out

Fort Minor feat. Styles Of Beyond – Remember The Name

Sam Smith – Stay With Me

Halestorm feat. James Michael – Private Parts

Hollywood Undead – Undead

A Great Big World & Christina Aguilera – Say Something

Blue October – Hate Me

Little Mix – These Four Walls

X Ambassadors – Unsteady

Three Days Grace – I Hate Everything About You

Chord Overstreet – Hold On

Fergie – Big Girls Don’t Cry

Ed Sheeran – Photograph

Kapitel 1

Tate

Trevor Alvarez war absolut nicht mein Typ. Nope. Nie gewesen und würde er auch nie sein. Nicht einmal dann, wenn er so dicht an mir vorbeiging wie jetzt und mir dabei einen Blick zuwarf, den ich nicht recht deuten konnte. Sein Duft hing noch in der Luft, während er sich bereits setzte, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht ein weiteres Mal tief einzuatmen.

Zugegeben: Trevor war attraktiv. Nicht auf eine modelmäßige Weise, sondern wenn man auf den geheimnisvollen Latinotyp mit vollem Haar, gepflegtem Bart und Augen stand, die so dunkel waren, dass sie beinahe schwarz wirkten. Dazu eine große Statur, breite Schultern und schöne Hände. Ja, ich gehörte zu den Frauen, die auf wohlgeformte Hände mit langen Fingern standen und die sich nur zu gern ausmalten, was ihr Besitzer alles damit anstellen konnte. Und vielleicht starrte ich einen Moment zu lange auf Trevors Hände, als er seine Unterlagen auspackte und sich mir gegenüber an unserem Stammplatz in der Bibliothek breitmachte.

Seine Finger waren ein bisschen rau, obwohl ich mir nicht ganz erklären konnte, woher das kam. Ich wusste nur, dass sie ein heißes Prickeln auf meiner Haut hinterließen und sich die Härchen auf meinen Armen aufstellten, als er darüberstrich. Und als er die Hände unter meinen Pullover schob …

»Gehst du oder bleibst du?« Trevor sah stirnrunzelnd von meiner gepackten Tasche zu mir hoch.

»Charmant«, murmelte ich und begutachtete eine der roten Strähnen in meinem ansonsten dunkelbraunen Haar, während ich demonstrativ weiter neben dem Tisch stehen blieb. Sie waren nicht mehr ganz so knallig wie noch vor den Ferien. Kommt sofort auf die To-Do-Liste. Eigentlich war ich gerade im Begriff gewesen zu gehen, da man nur ein gewisses Maß an Informationen über die verschiedenen Obduktionsverfahren sammeln konnte, bis einem der Kopf platzte. Aber statt abzuhauen, stützte ich mich nun mit beiden Händen auf die Tischplatte, lehnte mich vor und schenkte Trevor ein provozierendes Lächeln. »Willst du denn, dass ich bleibe?«

Etwas flackerte in seinen Augen auf, doch genauso schnell, wie es aufgetaucht war, veränderte sich sein Blick wieder, wurde distanziert und ausdruckslos.

»Kein Interesse.«

Ich beugte mich noch ein Stück näher, bis ich seinen Duft überdeutlich wahrnahm. Trevor roch nach etwas, das mich an lange Nächte vor einem Kaminfeuer denken ließ, dazu kam etwas Zitrusartiges und ein Hauch von etwas Scharfem.

»Lügner«, flüsterte ich.

Dieser Kerl war so verdammt schwer zu knacken – dabei könnte alles so einfach sein. Vor allem dann, wenn er damit aufhören würde, den Retter für mich zu spielen. Ich hatte einen Aufpasser und großen Bruder gehabt und brauchte keinen zweiten. Doch Trevor schien das nicht einsehen zu wollen und kam mir immer dann zu Hilfe, wenn ich überhaupt keine wollte. Aber wenn ich ihm mehr oder weniger subtil etwas anderes anbot, etwas, das nichts mit Büchern und Lernen oder damit zu tun hatte, auf mich aufzupassen, schaltete er auf blind, taub und stur.

Kopfschüttelnd richtete ich mich wieder auf. »Dann noch viel Spaß.«

Und damit machte ich auf dem Absatz kehrt. Während ich die Bibliothek durchquerte, hätte ich schwören können, dass er mir mit seinem Blick folgte, doch als ich mich kurz vor dem Ausgang noch einmal umdrehte, war Trevor bereits in sein Buch vertieft.

Mistkerl.

Ich stieß die Tür mit mehr Gewalt auf als nötig und hätte sie damit fast einem Kommilitonen an den Kopf geknallt, der gerade hereinkommen wollte. Ich ignorierte seinen verdutzten Gesichtsausdruck und rauschte wortlos an ihm vorbei, raus aus der gut beheizten Bibliothek in den eisigen Januarnachmittag. Dunkle Wolken hingen am Himmel und tauchten alles in ein graues Licht, aber die Sonne würde ohnehin bald untergehen, und es würde wieder Nacht sein.

Ich mochte den Winter nicht. Zu viel Dunkelheit. Zu viele Abende, die man nur im Haus verbringen konnte, mit zu viel Zeit zum Nachdenken. Ich wünschte, ich hätte meine miese Laune auf diese dämliche Jahreszeit schieben und damit abhaken können. Aber ich hatte an jenem Tag aufgehört, mir selbst etwas vorzumachen, als Mom, Dad und ich zu Hause auf dem Sofa saßen und zwei Polizisten uns mitteilten, dass mein Bruder gestorben war.

Im Gehen zupfte ich an meinem bordeauxfarbenen Pullover und zog den Reißverschluss meiner Lederjacke ganz hoch. Die Hände schob ich in die Taschen der Jacke und beschleunigte meine Schritte. Als ich heute Morgen in meinen ersten Kurs im neuen Jahr gegangen war – ausgerechnet Soziologie –, hatte ich wieder mal Handschuhe und Schal in der WG vergessen. Wahrscheinlich lagen sie dort inzwischen öfter, als dass ich sie trug – aber hey. Immerhin besaß ich so etwas überhaupt.

In den Winterferien hatte es ordentlich geschneit, und auch wenn heute keine dicken Flocken mehr vom Himmel fielen, lag noch genug Schnee, um alles wie ein Winterwunderland aussehen zu lassen. Oder um meine Kommilitonen wieder in Kinder zu verwandeln, die sich gegenseitig mit einer Handvoll Schnee einseiften. Ich kam nicht gegen mein Lächeln an, als ich Luke und Mason schon von Weitem auf der Grünfläche zwischen den Wohnheimen entdeckte. Zwischen den vier Gebäuden standen Tische und Bänke, die in den wärmeren Monaten mehr zum Chillen als zum Lernen genutzt wurden. Jetzt dienten sie diversen Leuten als Deckung, und der Platz darum herum hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt.

Unbeeindruckt von dem Gejohle und Gefluche ging ich daran vorbei, hob jedoch warnend die Augenbrauen, als Luke mich entdeckte, in den Händen einen frisch geformten Schneeball. Selbst im tiefsten Winter und vor dem grauen Himmel war er mit seinem dunkelblonden Haar und der guten Laune ganz der Sunnyboy. Er holte aus. Ich blieb stehen und starrte ihn finster an. Grinsend zwinkerte Luke mir zu, machte eine halbe Drehung und warf den Schneeball auf Mason. Der kniete hinter einer Bank, starrte allerdings abgelenkt auf sein Handy und schrie auf, als ihn der Schneeball im Nacken erwischte.

Treffer und versenkt.

Kopfschüttelnd lief ich weiter. Aber noch bevor ich die Glastür erreicht hatte, die in mein Wohnheim führte, fing es plötzlich an zu regnen. Hinter mir begann ein Gekreische der ganz anderen Art, als der eisige Schneeregen die Schneeballschlacht unterbrach und alle Leute an mir vorbei in die Gebäude stürmten. Ganz toll. Ich schob mir eine feuchte Haarsträhne aus den Augen und ging weiter.

Mein Atem kondensierte in der kalten Luft. Ich wollte dieses ganze verdammte Thanksgiving-Essen zu Hause nur noch vergessen und mich in meine Bücher stürzen. Genau wie Trevor offenbar, der vor den verschlossenen Türen der Bibliothek stand. Regen prasselte auf uns herab, während wir wie ausgesperrte Kinder vor dem Haus mit den dunklen Fenstern darauf warteten, dass uns jemand reinließ. Anscheinend hatte keiner von uns damit gerechnet, dass die Bibliothek wegen des Feiertags noch geschlossen sein würde.

»Kaffee?«, fragte ich und wischte mir das feuchte Haar aus dem Gesicht.

Er nickte, und wir machten uns auf den Weg zum nächsten Coffee Shop.

Obwohl wir uns seit etwas mehr als zwei Jahren kannten, war es das erste Mal, dass wir wirklich allein waren. Ohne unsere Freunde. Ohne Bücher und Mitschriften aus den Seminaren, auf die wir uns konzentrierten. Ohne, dass einer von uns – meistens ich – angetrunken war. An einem verregneten Nachmittag auf dem völlig verlassenen Campus …

Jemand rempelte mich von hinten an. Ich kam nicht mal dazu, ihm eine Beleidigung hinterherzurufen, weil er schon im Wohnheim verschwunden war. Mit zusammengebissenen Zähnen folgte ich den anderen hinein.

Es war, als würde ich eine Sauna betreten. Auf keinen Fall würde ich mich mit all den Leuten in diese Streichholzschachtel von Aufzug quetschen, wenn die Luftfeuchtigkeit dort drinnen der im kolumbianischen Dschungel glich. Stattdessen nahm ich widerwillig die Treppe nach oben, zog mir währenddessen bereits die Jacke aus und schob die Ärmel meines Pullovers hoch. Trotzdem war ich nicht nur klitschnass, sondern auch verschwitzt, als ich endlich unser Stockwerk erreichte und die Schlüsselkarte hervorkramte.

»Hey«, begrüßte mich Elle, die gerade aus ihrem Zimmer kam, als ich die WG betrat. Sie hatte ihre Tasche umgehängt und schien auf dem Sprung zu sein, blieb jedoch stehen und betrachtete mich aus zusammengekniffenen Augen. »Was ist passiert? Abgesehen davon, dass du aussiehst, als wärst du in einen See gefallen, meine ich.«

»Nichts.« Ich pfefferte Tasche und Jacke neben das Sofa, schüttelte mich, stapfte zu unserer Kochnische hinüber und riss den Kühlschrank auf.

»Sicher?«, hakte Elle nach. »Du bist noch grimmiger als sonst im Winter. Und das will was heißen.«

Ich schnaubte und schloss die Kühlschranktür wieder, ohne etwas herausgenommen zu haben. Doch Elle war noch nicht fertig. Das Mädchen konnte wie ein Pitbull sein, wenn sie eine Story witterte – oder es einem ihrer Freunde nicht gut ging. Genau das, was ich jetzt gebrauchen konnte. Nicht.

Wortlos kehrte ich zum Sofa zurück, ließ mich darauf fallen und begann mir die Stiefel auszuziehen. Sie waren nass, dreckig und kleine Kieselsteine hingen in den Sohlen fest. Noch ein Grund mehr, den Winter zu hassen.

»Warst du in der Bibliothek?«, fragte Elle, während sie ihre eigene Tasche ablegte und zwei Tassen aus dem Schrank nahm, als hätte sie alle Zeit der Welt.

»Jepp.«

»War es sehr voll?«

Ich zuckte mit den Schultern. Ob voller Leute oder ganz leer interessierte mich nicht, solange ich in Ruhe lernen konnte und mir niemand auf die Nerven ging.

Das Gurgeln des Wasserkochers erfüllte den Raum, während Elle ein paar Löffel Instant-Coffee in die Tassen schüttete. »Trev war sicher auch da, oder?«

Ich presste die Lippen aufeinander, um all die Worte zurückzuhalten, die mir auf der Zunge lagen. Mein Leben lang war es mir leichtgefallen, Geheimnisse für mich zu behalten. Sei es das Versteck meines Tagebuchs als Kind, oder Mom und Dad nichts zu verraten, wenn Jamie sich nachts rausgeschlichen hatte. Wir hatten immer zusammengehalten, waren eine Einheit gewesen, bis … bis wir es nicht mehr waren.

»Tate?«

Ich räusperte mich und betrachtete meine Fingernägel. An der Nagelhaut klebten noch ein paar Farbreste von meinem Ausflug in den Kunstsaal gestern Abend, genau wie an meinem linken Daumen. »Trev ist noch da und hat einen Tisch ganz für sich, falls du hinwillst.«

Elle warf mir einen vielsagenden Blick zu. Richtig. Das Mädchen schaffte es irgendwie, sich durchs College zu mogeln, indem sie alle Hausarbeiten nur eine Nacht vorher zusammenschrieb und etwa genauso früh für Prüfungen zu lernen begann. Wie sie das machte, war mir ein Rätsel. Ich musste mich wochenlang auf alles vorbereiten … aber dafür führte ich die Punktetabelle auch regelmäßig an. Und nur darum ging es mir.

Elle stellte eine dampfende Tasse vor mir auf dem Sofatisch ab. Ich griff danach, atmete tief ein und war überrascht, neben dem Kaffeeduft eine Spur Zimt wahrzunehmen. Huh. Anscheinend fuhr meine beste Freundin die harten Geschütze auf. Sie war so ziemlich die Einzige, die um meine Schwäche für Zimt wusste.

Dann setzte sie sich mir gegenüber auf das andere Sofa, mit einer eigenen Tasse in den Händen. Das honigblonde Haar hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr elegant über die Schulter fiel. Der Blick aus ihren grüngrauen Augen war geduldig. Abwartend.

Ich begann mich zu winden. Elle sagte kein Wort, während sie vorsichtig an ihrem Kaffee nippte und das Schweigen zwischen uns sich immer weiter in die Länge zog. So lange, bis ich gar nicht anders konnte, als den Mund aufzumachen.

»Ich habe mit Trevor geschlafen.«

Da. Jetzt war es raus. Die Worte, die mir schon seit Wochen auf der Zunge brannten und die ich immer wieder runtergewürgt hatte. Aber nach den Winterferien war ich jeden Tag mit diesem Kerl konfrontiert worden, mit meinen Erinnerungen an jene Nacht – und vor allem mit der Tatsache, dass er sie offenbar am liebsten vergessen wollte.

»Wie bitte?« Elle ließ beinahe ihre Tasse fallen und starrte mich mit großen Augen an. »Du hast mit Trevor geschlafen? Mit unserem Trevor?«

»Nein, mit dem schwulen Trevor aus dem Basketballteam und dem hundert Jahre alten Professor für Archäologie«, knurrte ich. »Natürlich mit unserem Trevor!«

»Okay.« Beschwichtigend hob sie die Hände.

»Wir … Keine Ahnung, was da über uns gekommen ist.« Ich nestelte an meiner Tasse, stellte sie auf meinem Oberschenkel ab und nahm sie dann doch wieder in beide Hände. »Es war ein Ausrutscher.«

»Wart ihr betrunken?«

Ich zuckte zusammen. »Nein …«

»Oh.«

Ich seufzte und ließ den Kopf gegen die Lehne hinter mir fallen. »Es war nach Thanksgiving. Ihr wart alle noch weg, und wir standen beide vor der geschlossenen Bibliothek, also sind wir zum Lernen in einen Coffee Shop gegangen.«

Und waren von dort irgendwie in meinem Bett gelandet. Völlig logisch, oder nicht?

Elle bedachte mich mit einem seltsamen Blick. »Ich dachte mir schon, dass irgendwas war, weil du nach Thanksgiving so komisch reagiert hast. Aber ganz ehrlich? Damit habe ich nicht gerechnet.«

Irgendwie brachte ich ein Lächeln zustande. »Wahrscheinlich warst du zu sehr damit beschäftigt, vor aller Welt geheim zu halten, was da zwischen Luke und dir lief.«

Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, überlegte es sich dann aber doch anders. Ihre Wangen wurden rot. Hastig trank sie einen Schluck von ihrem Kaffee, aber ich bemerkte ihr Lächeln trotzdem.

Ich warf ein kleines Sofakissen nach ihr. »Hör auf damit.«

Sie wich nicht mal aus. »Womit?«

»So ekelhaft verliebt zu sein. Erst Dylan und Emery, jetzt du und Luke. Und Mackenzie schwebt sowieso schon jedes Mal auf Wolke sieben, wenn sie von einem Besuch bei ihrem Freund zurückkehrt.«

»Oder er hier war«, fügte Elle trocken hinzu und erinnerte uns beide daran, dass unsere Mitbewohnerin nachts genauso laut sein konnte wie ich. »Okay, aber zurück zum Thema. Die Sache mit Trevor war ein One-Night-Stand, oder?«

Ich verstand ihre Schlussfolgerung, schließlich war ich bekannt dafür, nur One-Night-Stands zu haben. Zumindest, solange es sich bei meinem Bettpartner nicht um Jackson aus dem Footballteam handelte, aber das war eine andere Geschichte.

Ich seufzte tief.

Elle musterte mich fragend. »Wo ist das Problem? Soweit ich weiß, hat niemand etwas bemerkt. Keiner von euch hat sich irgendwie anders verhalten als sonst.«

»Das Problem ist …« Ich stellte die Tasse ab und knetete meine Finger, dann lachte ich auf, was in meinen Ohren allerdings eher verzweifelt als belustigt klang. »Das Problem ist, dass es gut war. Wirklich richtig gut. Und dass ich es noch mal tun will.«

»Ahh …«, machte sie. »Lass mich raten: Trev stellt sich quer?«

»Genau. Er schläft nicht mit Mädchen, mit denen er befreundet ist. Was für ein Gentleman.« Ich schnaubte verächtlich. »Als ob diese Regelung bei dir und Luke funktioniert hätte … Außerdem sind wir nicht mal Freunde.«

»Was seid ihr dann?«

Ich zuckte mit den Schultern. Für Trevor und mich gab es keine Bezeichnung, zumindest keine nette. Unsere Freunde nannten uns TNT – und sie hatten recht damit. Wenn Trevor und ich aufeinandertrafen, konnte jeden Moment etwas in die Luft gehen. Meistens war ich es, die explodierte, weil er wieder mal den Ritter in strahlender Rüstung spielen und ich ihm dafür den Hals umdrehen wollte.

Dabei hatte er diese Auftritte gar nicht nötig. Schließlich ging es ihm nicht darum, mich zu beeindrucken – ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er mich nicht mal besonders leiden konnte. Was auf Gegenseitigkeit beruhte. Das einzige Mal, dass wir uns überhaupt verstanden hatten, war in meinem Bett gewesen. Aber ausgerechnet dort hatten wir uns unglaublich gut verstanden.

»Wenn er Nein sagt, bleibt dir nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren. Du kannst ihn schlecht ans Bett fesseln und dazu zwingen, mit dir zu schlafen.«

Hmm. Meine Gedanken begannen ganz von selbst zu wandern, doch leider kannte Elle mich zu gut.

Warnend hob sie den Zeigefinger. »Oh nein, denk nicht mal dran!«

»Spielverderberin.«

Denn das Bild, das mir dank ihrer Worte ziemlich deutlich vor Augen stand, war ausgesprochen verlockend. Natürlich würde ich niemanden dazu zwingen, Sex mit mir zu haben. Aber bei der Vorstellung eines ans Bett gefesselten Trevors musste ich mir unweigerlich auf die Lippen beißen.

Seufzend trank ich einen Schluck von meinem Kaffee. Wenigstens heiterte der Zimtgeschmack mich ein bisschen auf und schenkte diesem miesen Tag einen Lichtblick.

»Es ist ja nicht mal so, dass ich etwas Festes will«, sprach ich meine nächsten Gedanken laut aus. »Und selbst wenn ich auf der Suche nach einer Beziehung wäre, dann wäre Trevor meine letzte Wahl.«

Dafür machte er mich mit den ständigen Diskussionen darüber, was ich tun und was ich nicht tun sollte, zu wahnsinnig. War es wirklich so schwierig, nur mit mir ins Bett zu gehen, sich aber sonst aus meinem Leben rauszuhalten? Ich hatte auch mit anderen Kerlen geschlafen – und war sogar mit einigen davon befreundet –, und die führten sich nicht auf wie ein überbesorgter großer Bruder.

»Wie dem auch sei«, fuhr ich fort und trank meine Tasse aus. »Trevor hat keinen Grund, sich so anzustellen. Es ist einfach nur Sex. Heißer, schweißtreibender, fantastischer Sex. Was ist so schlimm daran, wenn wir es noch mal tun?«

»Gar nichts«, versicherte Elle mir und stellte ihre leere Tasse auf dem Couchtisch ab. »Was hast du jetzt vor?«

»Ganz einfach: Ihn dazu bringen, es genauso sehr zu wollen wie ich. Und wenn das nicht klappt …« Ich zuckte mit den Schultern und sprang auf. »Dann kann ich ihn immer noch ans Bett fesseln.«

Trevor

Mit Tate Masterson zu schlafen, war ein Fehler gewesen. Nicht der größte Fehler meines Lebens, aber definitiv unter den Top 5. Das wurde mir jedes Mal aufs Neue bewusst, wenn wir uns begegneten. Und es war mehr als deutlich, dass sie ebenfalls an unsere gemeinsame Nacht zurückdachte, denn sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie eine Wiederholung davon wollte. Was unter keinen Umständen geschehen würde. Nicht einmal dann, wenn ein einziger Blick aus ihren grünen Augen genügte, um mich zu jenem Abend im November zurückzukatapultieren. Der Abend, der niemals hätte passieren dürfen.

Aber als wir beide im strömenden Regen vor den geschlossenen Türen der Bibliothek gestanden hatten und sie mich gefragt hatte, ob ich einen Kaffee trinken wollte, hatte ich einfach nicht Nein sagen können. Nicht, wenn sie ausnahmsweise mal nicht wie das selbstbewusste Mädchen wirkte, dem alles und jeder egal war, sondern irgendwie … verloren. Allein.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich auf das aufgeschlagene Buch vor mir zu konzentrieren. Es war ein Fehler gewesen. Ein Fehler, der sich nicht wiederholen würde.

Als ich die Bibliothek Stunden später verließ, hatte ich mir das lange genug eingeredet, um selbst daran zu glauben. Schnee und Eis knirschten unter meinen Schuhen, weil der Weg zwar geräumt war, es aber nachgeschneit haben musste. Ich legte den Kopf in den Nacken. Die Straßenlampe rechts von mir blendete mich, trotzdem meinte ich, das Funkeln einzelner Sterne im Nachthimmel erkennen zu können. Ich schlug den Kragen meines Mantels hoch und machte mich auf den Weg zurück ins Wohnheim. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Wenn man von der Kälte und Dunkelheit ausging, könnte es sowohl fünf Uhr nachmittags als auch kurz vor Mitternacht sein. Aber wenn man danach ging, wie wenigen Menschen ich begegnete und dass in den Fenstern der anderen Gebäude kaum noch Lichter brannten, musste es spät sein.

Auch im Wohnheim war nicht mehr viel los, als ich die Lobby durchquerte und die Stufen nach oben nahm. Da ich die meiste Zeit des Tages damit verbracht hatte, entweder in einem Hörsaal oder in der Bibliothek zu sitzen, war ich dankbar für jedes bisschen zusätzlicher Bewegung.

Vor der Tür unserer Wohngemeinschaft angekommen, betete ich innerlich, dass ich keinen meiner Mitbewohner mit seiner Freundin rummachend auf dem Sofa vorfinden würde. Alles schon passiert. Und der Anblick von Lukes nacktem Hintern hatte sich für die Ewigkeit in mein Hirn eingebrannt. Schlimmer waren nur Emery und Dylan. Vor ein paar Tagen, direkt nach den Winterferien, hatte Emery sich einen neuen Streich für ihn ausgedacht. Nur leider war ich derjenige gewesen, der beim Öffnen der Tür den Kübel voll kaltem Wasser abgekriegt hatte. Spaßige Zeiten.

Ich drehte den Türknauf, innerlich auf alles vorbereitet, und stieß die Tür auf. Kein Schwall Wasser. Kein knutschendes Pärchen auf dem Sofa. Nur Luke und Mason, die sich eine epische Schlacht beim neuesten Teil von Injustice lieferten und sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf warfen. Dabei klang Mason ziemlich verschnupft. Anscheinend war er schon eine ganze Weile hier und seine Katzenhaarallergie machte sich langsam bemerkbar.

»Hey«, begrüßte ich die beiden, die nicht von ihrem Spiel aufsahen, sondern mich nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahmen. Noch im Mantel und mit der Laptoptasche über der Schulter blieb ich hinter dem Sofa stehen und zog überrascht die Brauen hoch. »Mann, Maze macht dich fertig.« Ich klopfte Luke auf die Schulter, der sie sofort wegzog.

»Fick dich.«

»Ha!« Triumphierend stieß Mason die Faust in die Luft. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, wodurch das Tattoo an seinem linken Unterarm deutlich zu sehen war. »Oh Shit!«, rief er im selben Atemzug, als Luke zum Gegenschlag ausholte.

Amüsiert schüttelte ich den Kopf und ging in mein Zimmer. Luke und ich teilten uns schon seit dem ersten Semester eine WG, obwohl wir uns damals nicht gekannt hatten. Das war jetzt zweieinhalb Jahre her. Dylan war im letzten Semester dazugekommen und hatte sein Haustier mitgebracht: Mister Cuddles, eine ältere Katzendame, die nun von meinem Bett aufstand, sich reckte und streckte und mich beobachtete, als würde sie sich fragen, was zum Teufel ich in ihrem Reich wolle.

Ich kraulte ihr den Kopf und legte dann die Laptoptasche auf dem Bett ab. In ihrer Ruhe gestört, sprang Mister Cuddles von der Matratze und schlich lautlos ins Wohnzimmer hinüber. Noch bevor ich den Mantel ausgezogen hatte, hörte ich Luke fluchen, dicht gefolgt vom Fauchen der Katze. Aus irgendeinem Grund konnte Mister Cuddles meinen besten Kumpel nicht leiden – und sie ließ ihn das regelmäßig mit ihren Krallen spüren. Oder indem sie mitten in der Nacht auf dem Klodeckel hockte und sich weigerte, wegzugehen, wenn Luke ins Bad kam.

»Ich schmeiß dieses Katzenviech raus!«, kam es genervt aus dem Wohnzimmer.

Mason schnaubte, was in einem erstickten Husten endete. »Meinen Segen hast du.«

»Dylan wird euch umbringen«, kommentierte ich und ging zu der kleinen Kochecke in der Wohnung. Und wenn ich Kochecke sagte, dann meinte ich das auch so. Keine Ahnung, wie Luke es schaffte, hier regelmäßig etwas Essbares zu produzieren. Das Einzige, was ich hinbekam, waren Pancakes. Aber die waren in meinem Freundeskreis inzwischen legendär.

»Nicht, wenn du uns nicht verrätst.« Luke hatte das Spiel pausiert und versuchte Mister Cuddles von der Rückenlehne zu verscheuchen. Was nur zur Folge hatte, dass die Katze mit der Pfote nach ihm schlug.

Ich holte mir ein Bier aus dem kleinen Kühlschrank und setzte mich in einen Sessel. Nicht der ideale Platz, um fernzusehen, aber von hier aus hatte ich den besten Blick auf das Schauspiel, das Luke und Mister Cuddles gerade boten. Immer wieder zog er die Hand zurück, was die Katze nur noch mehr nach ihm hauen ließ.

»Du weißt schon, dass sie das für ein Spiel hält?«, fragte ich nach dem dritten Schluck.

»Apropos Spiel.« Mason deutete auf den TV. »Wie wär’s, wenn wir das zu Ende bringen und ich dir in den Arsch trete, bevor ich gehe?«

»Bevor du stirbst wohl eher«, konterte Luke und ließ von der Katze ab. Er griff nach dem Controller, rutschte aber bis an die Sofakante vor, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seinen Erzfeind zu bringen.

Ich nippte an meinem Bier. Das dürfte interessant werden.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis Mister Cuddles von der Lehne auf die Couch und von dort auf den Tisch sprang. Und sich direkt vor den Fernseher setzte und damit anfing, sich zu putzen. Ich verbiss mir ein Lachen. Mason saß auf dem Boden und hatte freie Sicht auf den Bildschirm, allerdings wurde die stark durch seine tränenden Augen getrübt. Luke dagegen lehnte sich nach links und rechts, um den Kampf weiterführen zu können. Allerdings hatte sein Batman keine Chance gegen Masons Harley Quinn.

»Komm schon …«, murmelte Luke und hämmerte mit Daumen und Zeigefingern auf den Controller ein.

Mister Cuddles tappte über den Tisch und stieß mit dem Schwanz eine leere Coladose um. Niemand reagierte. Ich rutschte tiefer in den Sessel und beobachtete die dreifarbige Katze, die innerhalb kürzester Zeit bei jedem handzahm wurde – außer bei Luke. Als Nächstes fand sie die Fernbedienung und begann damit herumzuspielen.

»Lass es«, warnte Luke sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Sie hörte nicht auf ihn, sondern machte weiter. Ich könnte mich aufsetzen und ihr die Fernbedienung wegnehmen, aber – ganz ehrlich? Ich wollte mir die Katze nicht zum Feind machen. Dafür konnte sie manchmal zu Furcht einflößend sein. Gleichzeitig war es auch irgendwie niedlich, wie sie auf der Fernbedienung herumpatschte und dabei Luke betont gleichgültige Blicke zuwarf. Im nächsten Moment fiel die Fernbedienung klappernd auf den Boden. Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht zu lachen, als Mister Cuddles sich als Nächstes eine weitere Dose vornahm. Natürlich angelte sie zielsicher nach Lukes Energydrink.

»Wehe …!« Ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen oder den Controller loszulassen, schob er das Getränk mit dem Handrücken zur Seite.

Die Katze folgte der Bewegung und setzte sich daneben.

Mason lehnte sich zum Bildschirm vor, wo Harley gerade den Boden mit Batmans Arsch aufwischte. »Los, mach ihn fertig, Baby!«

Den ausdruckslosen Blick auf Luke gerichtet, holte Mister Cuddles mit der Pfote aus und warf die Dose um.

»Nein! Fuck! Was?!« Luke sprang auf und ließ den Controller fallen. Er hatte den Kampf verloren und die klebrige Flüssigkeit ergoss sich über den Tisch und tropfte von dort auf den Teppich, während Mister Cuddles seelenruhig danebensaß und sich das Gesicht putzte.

Ich lachte auf. Gott, das war besser als jede Comedy im TV. Und es lenkte mich von der Begegnung in der Bibliothek ab.

»Du Miststück!« Luke starrte die Katze finster an. Die erwiderte seinen Blick und miaute unschuldig, dann sprang sie vom Tisch und tappte zurück in Dylans Zimmer, wo sich ihr Schlafplatz befand.

Grinsend stand ich auf, stellte mein Bier zur Seite und holte eine Rolle Klopapier, um die Sauerei aufzuwischen.

Luke riss sie mir grummelnd aus der Hand. »Ich will eine Revanche!«

Doch Mason schüttelte den Kopf. »Heute nicht mehr, Kumpel. Ich muss hier raus.«

Kein Scheiß. Mit den geröteten, glänzenden Augen und der laufenden Nase sah er aus, als hätte ihn die Grippe des Jahrtausends erwischt.

Ich nickte ihm zu. »Hau ab, bevor du noch krepierst.«

Mason stand auf und murmelte beim Rausgehen etwas von wegen, er müsse sich dringend wieder Allergietabletten besorgen. Vielleicht sollten wir ihm einen Jahresvorrat zum Geburtstag schenken.

»Ich schwöre, wenn dieses Mistviech noch eine solche Aktion startet …« Luke warf die feuchten Tücher in den Müll und wusch sich die Hände.

»Was dann?«, konterte ich trocken. »Schmeißt du sie raus? Da wird Dylan ganz bestimmt mitmachen.«

Als ob. Wegen der Katze war er aus seiner letzten WG geflogen und Luke hatte ihm angeboten, hier einzuziehen, weil unser bisheriger Mitbewohner das Studium geschmissen hatte. Damals hatte noch keiner ahnen können, welcher Kleinkrieg hier ausbrechen würde.

Statt einer Antwort brummte er nur. »Wo treibt sich Dylan überhaupt rum?«

Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr an meinem Handgelenk. Sie hatte Kratzer und das Lederband wies schon ein paar Risse auf, was dem Alter geschuldet war. Die Uhr hatte meinem Onkel und davor meinem Großvater gehört, und solange sie noch funktionierte, sah ich keinen Grund dafür, sie zu ersetzen.

»Es ist kurz nach elf«, stellte ich fest. »Wenn er nicht noch bei der Arbeit festhängt, ist er wahrscheinlich bei Emery.«

Wohin er Mister Cuddles nicht ständig mitnehmen wollte. Auch wenn Emery ganz sicher nichts dagegen hätte, denn sie liebte den kleinen Vielfraß und soweit ich das einschätzen konnte, beruhte das auf Gegenseitigkeit. Seit diesem Semester teilte sie sich auch kein Zimmer mehr mit Mason, sondern bewohnte mit ihm und einer kaum anwesenden Mitbewohnerin eine Dreier-WG, in der jeder sein eigenes Zimmer hatte.

Luke verdrehte die Augen, als wäre er von keiner der beiden Möglichkeiten begeistert. »Ich schwöre, diese Katze versucht, mich umzubringen«, hörte ich ihn murmeln, während er in sein Zimmer stapfte.

»Noch hat sie dir nicht ins Bett gepinkelt«, rief ich ihm nach. »So groß kann der Hass also nicht sein.«

Luke kam mit einer Handvoll DVDs zurück. »Aber mein Hass ist groß genug. Ich gehe nach oben zu den Mädels. Kommst du mit?«

Zu Elle und Tate? Teufel, nein. Ich hatte das Mädchen gerade erst aus meinem Kopf vertrieben und wir würden uns noch früh genug auf dem Campus oder bei der nächsten Party wiedersehen.

»Ich passe«, antwortete ich und deutete mit dem Daumen in Richtung meines Zimmers, wo mein Laptop noch immer eingepackt auf dem Bett lag. »Ich muss lernen.«

»Der Satz könnte von Tate stammen«, schnaubte Luke und klopfte mir auf den Rücken. »Na, dann viel Spaß dabei.«

Die Tür fiel hinter ihm zu, und ich blieb allein zurück. Allein mit einer Katze, die ihre Mordabsichten hoffentlich nicht gegen mich richten würde, aber vor allem allein mit meinen Gedanken. Besser, ich beschäftigte sie, bevor ich noch auf dumme Ideen kam. Zum Beispiel gewisse Fehler zu wiederholen, weil sie mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollten.

Kapitel 2

Tate

Ich war zu früh dran. Wie so oft. Bis auf zwei, drei weitere Gestalten und einem Typen, der so aussah, als hätte er hier übernachtet, war der Hörsaal leer. Ich zog die Knie an die Brust, stützte sie gegen die Tischkante und schlug meinen Terminplaner auf. Wenn ich sowieso warten musste, bis alle anderen aus ihren Betten gerollt waren und unsere Dozentin uns mit ihrer Gegenwart beehrte, konnte ich genauso gut etwas Sinnvolles tun und ein paar Punkte von meiner heutigen To-Do-Liste abarbeiten.

Als sich der Raum rund fünfzehn Minuten später endlich füllte, hatte ich meine Unterlagen um mich herum ausgebreitet und bereits zwei Dinge von meiner Liste gestrichen. Jetzt musste ich nur noch diesen Tag hinter mich bringen, die Gliederung für das Referat in Rechtswissenschaften erstellen, eine schriftliche Hausaufgabe für das Forensik-Seminar erledigen und die Lektüre für nächste Woche vorbereiten. Englische Literatur war nicht mein Lieblingsfach, aber nachdem die Hälfte meiner Freunde bereits drin saß und man angeblich leicht an Credit Points kam, hatte ich mich in diesem Semester ebenfalls dafür angemeldet. Auch wenn Shakespeare meiner Meinung nach nicht das Geringste vom Leben verstanden hatte. Oder vom Tod.

»Hey.« Elle gab mir gerade genug Zeit, um meine Unterlagen vom Sitz zu nehmen, bevor sie sich neben mich fallen ließ und herzhaft gähnte. »Du warst heute Morgen schneller weg, als ich gucken konnte.«

Mit dem Stift in der Hand deutete ich auf den Pappbecher vor mir, der meine rote Lippenstiftspur trug, dann schrieb ich weiter.

»Und du hast mir keinen mitgebracht?!« Die Empörung in ihrem Tonfall sorgte dafür, dass sich ein paar unserer Kommilitonen zu uns umdrehten.

Ohne aufzusehen griff ich neben mich und reichte ihr den zweiten Becher, den ich im Coffee Shop auf dem Weg hierher geholt hatte, weil ich meine beste Freundin kannte. Ohne Koffein war sie morgens genauso unzurechnungsfähig wie ich. Nur dass sie kurz nach dem Aufstehen nicht Gefahr lief, Leute zu ermorden, die es wagten, sie anzusprechen.

»Du bist die Allerbeste, Tollste, Wunderbarste …«, begann sie.

Grinsend schüttelte ich den Kopf und klappte meinen Planer zu.

»Etwas ist faul im Staate Dänemark!«, ertönte keine zwei Minuten später Lukes Stimme. Er ließ sich auf den Platz neben Elle fallen und lehnte sich zu mir rüber. »Hey, wo ist mein Kaffee? Du hättest mir auch einen mitbringen können.«

»Ich hab kurz darüber nachgedacht«, gab ich zu. »Aber dann hab ich mich daran erinnert, dass ihr ja diese fancy Maschine in der Wohnung stehen habt und wir nicht. Also nein, kein Kaffee für dich.«

Elle machte eine Mic-Drop-Geste und Luke zog eine Grimasse.

»Wo bleibt eigentlich Emery?« Elle lehnte sich nach vorn und ließ ihren Blick durch den Saal wandern, der sich von Sekunde zu Sekunde füllte.

»Wahrscheinlich ist sie noch bei der fancy Kaffeemaschine«, murmelte Luke.

Meine Mundwinkel zuckten. »Touché.«

Als es leiser wurde im Hörsaal und die letzten Nachzügler eintrafen, kam auch Emery herein, warf einen schnellen Blick in Richtung von Professor Spears und atmete dann erleichtert auf, als sie sah, dass unsere Dozentin abgelenkt war.

»Schicke Farbe«, begrüßte ich sie und deutete mit dem Stift in der Hand auf sie. Mit ihrem platinblonden Haar und dem olivfarbenen Teint würde Emery sowieso auffallen, aber wie immer waren ihre Haarspitzen gefärbt – passend zum Winter diesmal in einem kräftigen Blau.

»Danke.« Lächelnd setzte sie sich neben mich, nachdem ich meine Sachen vom Stuhl geräumt hatte. »Ich wollte eigentlich unbedingt mal Rot probieren, aber irgendwie ist das inzwischen zur Tate-Farbe geworden.«

Ich wickelte ein paar Strähnen um meine Finger und betrachtete sie einen Moment lang. Zwischen dem dunklen Braun stachen die roten Strähnchen jetzt wieder ziemlich hervor, nachdem ich sie gestern Abend endlich nachgefärbt hatte. In den letzten Jahren hatte ich sie schon in Lila, Blau und Grün gehabt, kehrte aber immer wieder zu Rot zurück. Vielleicht, weil es so aggressiv wirkte und Idioten von Anfang an auf Abstand hielt.

Seit unserem Weihnachtsausflug in die Berge hatte ich Emery nicht mehr gesehen, und das, obwohl das neue Semester schon vor ein paar Tagen begonnen hatte. Aber wir hatten nicht viele gemeinsame Kurse, am Montag hatte sie in Englischer Literatur gefehlt, und ich hatte das Mittagessen mit den anderen zweimal ausfallen lassen. Bei den anderen Malen war sie nicht dabei gewesen. Aber obwohl heute Donnerstag war und sie sicherlich so wie wir alle eine anstrengende erste Uniwoche hinter sich hatte, wirkte sie erholt. Die Zeit bei ihrer Familie in Montana schien Emery gutgetan zu haben, trotz allem, was in ihrem letzten Highschooljahr zu Hause vorgefallen war.

Emery sah von einem zum anderen. »Hatten wir was auf?«

Elle öffnete schon den Mund, um darauf zu antworten, aber ich war schneller und schob ihr meine Unterlagen rüber. Ich war den Text so oft durchgegangen, dass ich meine Argumente und Interpretationen sowieso schon auswendig kannte.

»Wow, danke.« Skeptisch blätterte Emery durch die Papiere. »Womit habe ich das verdient? Haben wir einen Feiertag, von dem ich nichts weiß? Hast du Geburtstag?«

Auch Elle und Luke starrten mich an, als hätte ich soeben verkündet, den Rest des Semesters schwänzen zu wollen. Ja, klar.

Ich rollte mit den Augen. »Sei still oder ich nehme es dir wieder weg.«

Sofort presste Emery die Lippen aufeinander und zückte ihren Stift, um sich schnell ein paar Notizen zu machen. Kluges Mädchen. Als Professor Spears mit der Vorlesung begann, schob Emery mir die Blätter zurück und warf mir ein verschwörerisches Lächeln zu.

Die nächste Stunde lang unterhielten wir uns über Hamlet, wobei die Diskussion schnell in Richtung Gender Studies wanderte. Hamlets Frauenfeindlichkeit war nur ein Punkt von vielen, warum ich dieses Werk nicht besonders mochte. Daher war es nur logisch, dass ich die Figur und seine ganze Motivation vor allen anderen in der Luft zerfetzen musste. Insbesondere, nachdem so ein Idiot von Kommilitone geglaubt hatte, seinen ganzen sexistischen Mist bei uns abladen zu müssen.

»Ernsthaft?«, rief ich quer durch den Hörsaal, kaum dass er ausgeredet hatte. »Du willst also echt behaupten, Ophelias Tod wäre nicht das Resultat der patriarchalischen Unterdrückung, die sie im Verlauf des gesamten Stückes erfährt? Hast du das Werk überhaupt gelesen, oder nur mal eben zwei Minuten in die Sekundärliteratur reingeschaut? Ophelia wurde von allen Männern in ihrem Leben für deren eigene egoistische Zwecke missbraucht und musste ihnen Gehorsam leisten. Wie kann ihr Tod da bitte nicht das Ergebnis davon sein?«

Ein lautes Brummen riss mich aus meiner Tirade. Ich nahm mein vibrierendes Handy vom Tisch und schaltete es auf lautlos. Erst nach einem prüfenden Blick auf unsere Dozentin, die sehr darum bemüht war, die Diskussion nach meinem kleinen Ausbruch in eine andere Richtung zu lenken, las ich die Nachricht:

Ich habe vielleicht etwas für dich.

Kein Name, keine Details, nur dieser eine Satz. Aber der genügte, um meinen Puls in die Höhe schnellen zu lassen. Ich tippte eine knappe Antwort und steckte das Handy in meine Tasche.

Auf einmal wünschte ich mir, diesen Kurs nie belegt zu haben, auch wenn er mir Punkte einbrachte, die ich dringend brauchte, weil ich mein Nebenfach so oft gewechselt hatte. Öfter als erlaubt, aber die Collegeleitung hatte ein Auge, oder vielmehr beide, für mich zugedrückt. Es war das einzige Mal gewesen, dass ich die Toter-Bruder-Karte ausspielte und auf das Mitgefühl meiner Mitmenschen setzte. Nicht ohne schlechtes Gewissen, wohlgemerkt. Aber wenn man sich meine hervorragenden Leistungen in allen anderen Kursen anschaute, gab es keinen vernünftigen Grund, mir einen weiteren Wechsel zu verbieten. Besonders dann nicht, wenn die Frau des Universitätspräsidenten an meiner alten Highschool unterrichtet hatte und mich somit kannte. Genau wie sie Jamie gekannt hatte.

Ich merkte erst, dass ich die aktuelle Seite meines Blocks zerknüllte, als ich das Knistern von Papier hörte. Elle warf mir einen irritierten Blick zu, aber ich ignorierte die unausgesprochene Frage, strich die Seite glatt und begann wieder mitzuschreiben. Mein Laptop stand vor mir auf dem Tisch, aber ich war schon immer jemand gewesen, der seine Hände beschäftigen musste, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sei es mit dem Pinsel im Kunstsaal, beim Anstreichen wichtiger Textpassagen mit dem Marker oder beim Zusammenfalten von Servietten und Schokoladenpapier. In der Highschool hatte ich sogar mal die Origami-AG ausprobiert, aber die ganzen technischen Anleitungen, die einschläfernde Stimme der Lehrerin und die grauenvolle Entspannungsmusik hatten mich wahnsinnig gemacht.

Stirnrunzelnd schaute ich zur Wanduhr über der Tür und seufzte. Es war lächerlich. Diese Diskussion verlief nur im Kreis und keiner konnte mit wirklich sinnvollen Argumenten punkten. Am liebsten hätte ich mich wieder eingemischt, aber dann hätte ich wahrscheinlich ein paar unvermeidliche Beleidigungen rausgehauen, und mein Arbeitspensum war auch so schon hoch genug. Da brauchte ich keine Strafarbeiten von Professor Spears, weil ich bereits am Anfang des Semesters in ihrem Kurs ausfallend geworden war.

»Du weißt aber schon, dass das keine realistische Darstellung ist, oder?«, flüsterte Elle nach einer Weile. Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die hingekritzelte Zeichnung neben meinen Notizen.

»Wer sagt das?« Mit dem Stift in der Hand tippte ich auf die Figur von Hamlet, der gerade dabei war, mit einem blutigen Rapier, auf dem bereits Polonius und Ophelia hingen, nun auch Laertes abzustechen. »Außerdem ist die ganze Geschichte nicht realistisch.«

Sie holte schon Luft, mit Sicherheit, um mir die Wichtigkeit und die Bedeutung dieses Werkes in der klassischen Literatur deutlich zu machen, aber heute hatte ich ausnahmsweise Glück. Denn in eben diesem Moment rief Professor Spears Elles Namen auf, damit sie die aktuelle Diskussionsfrage beantwortete.

Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht zu auffällig zu grinsen und malte seelenruhig weiter. Unter dem Tisch trat Elle nach mir, sobald Professor Spears sich ein anderes Opfer gesucht hatte. Ich zuckte zusammen, als sie meinen Fuß erwischte, ließ meinem Grinsen jetzt aber freien Lauf.

Nach dem Kurs verabschiedeten wir uns voneinander, weil jeder zu einer anderen Vorlesung und in ein anderes Gebäude musste. Irgendwie quälte ich mich durch den Vormittag, war in Gedanken aber noch immer bei dieser Nachricht. Ich hatte einen Ort und eine Zeit vorgeschlagen, aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich Mittag war und ich aus meiner Psychologievorlesung rauskam. Während alle anderen den Weg zur Mensa einschlugen oder sich in der Stadt etwas zu essen holten, schrieb ich eine kurze Nachricht an meine Mitbewohnerin, dann lief ich quer über den Campus in Richtung Stadion.

Das gefrorene Gras knirschte unter meinen Füßen und ich schob den schwarzen Schal etwas höher, damit er auch mein Kinn bedeckte. Vielleicht war die Hose mit den Rissen an Knien und Oberschenkeln heute doch keine so gute Idee gewesen, denn selbst mit Strumpfhose darunter war es bitterkalt. Mein Atem kondensierte in der Luft und ich fror in einer Tour.

Niemand war in der Nähe der Tribünen. Bei diesen Temperaturen trainierte das Team noch in der Halle und das Stadion lag verlassen da, aber die Playoffs würden schon in ein paar Tagen beginnen. Bis es so weit war, war man hier jedoch allein und hatte seine Ruhe.

Eine drahtige Gestalt löste sich aus den Schatten, als ich nur noch ein paar Schritte entfernt war. Groß genug, um ein Basketballspieler zu sein, aber ohne die nötige Muskelkraft. Thomas arbeitete zusammen mit Elle bei der Collegezeitung und nach dem, was ich von ihr gehört hatte, bildete er sich ein, eine große Karriere als Reporter vor sich zu haben. Seine Artikel waren nicht besonders gut geschrieben, soweit ich das beurteilen konnte, aber er war ein Meister darin, Informationen auszugraben und Skandale aufzudecken. Und genau deshalb hatte ich ihn vor den Ferien angesprochen und mit diesem Auftrag versorgt.

Ich blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, um mir nicht anmerken zu lassen, wie wichtig seine Informationen für mich sein könnten. »Was hast du für mich?«

»Erst die Kohle.« Bemüht unauffällig blickte er sich um, als hätte er Angst, gleich festgenommen zu werden. Ich musste ein Schnauben unterdrücken. Dieser Typ war der mieseste Undercover-Händler aller Zeiten.

Ich fasste in meine Hosentasche und hielt einen zerknitterten Fünfzig-Dollar-Schein in die Höhe. Aber als er danach greifen wollte, schob ich ihn zurück in die Tasche. »Erst die Infos.«

Ganze zwei Sekunden lang lieferten wir uns einen Starrcontest, dann knickte er ein. Überrascht zog ich die Brauen hoch. Der Badass-Reporter, der sich mit seinen Recherchen zum Dopingverdacht letzten Sommer das ganze Footballteam zum Feind gemacht hatte, zog vor einem Mädchen den Schwanz ein? Das war fast schon niedlich. Wenn es nicht so erbärmlich wäre.

»Hier.« Er holte einen unscheinbaren schwarzen USB-Stick aus seiner Jackentasche und hielt ihn mir hin.

Ich kniff die Augen zusammen. »Woher weiß ich, dass die Sachen da drauf mein Geld wert sind?«

»Das weißt du nicht. Nimm ihn oder lass es sein.«

Wichser. Er hatte meine Schwachstelle entdeckt und nutzte sie jetzt aus. Das brachte ihm zumindest wieder ein wenig Respekt von mir ein.

»Meinetwegen.« Ich zog das Geld wieder hervor und tauschte es gegen den USB-Stick. Diesmal war ich diejenige, die sich kurz umsah, aber hier draußen war kaum jemand unterwegs. Ein paar Autos auf den Straßen. Ein Jogger in der Ferne. Niemand schenkte uns Beachtung.

»Danke.« Thomas faltete den Schein auf und glättete ihn mehrmals, bevor er ihn in seine Brieftasche schob. »Es war mir eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen.«

Ich rollte mit den Augen. »Ja, ja.« Dann ließ ich ihn stehen, denn egal, was er noch zu sagen hatte, es interessierte mich nicht. Das Einzige, was mich interessierte, waren die Informationen auf diesem Stick.

Trevor

Ich hatte zwei Bücher unter den Arm geklemmt und balancierte ein gut gefülltes Tablett in den Händen, als das Smartphone in meiner Hosentasche zu vibrieren begann.

»Hey, Mann.« Mason rückte ein Stück mit dem Stuhl zur Seite, um mir Platz an unserem Stammtisch zu machen.

»Danke.« Ich stellte mein Essen ab, legte die Bücher daneben, warf meine Laptoptasche auf den Stuhl und zog das Handy hervor. Ein Blick auf den Namen, und ein warmes Gefühl begann sich in meinem Brustkorb auszubreiten. Sie hatte wie immer das mieseste Timing der Welt, aber ich drückte trotzdem auf Annehmen und entfernte mich ein paar Schritte von den anderen. »¡Hola, mi hermanita!«

Ein Kichern war die Antwort darauf, dicht gefolgt von einem lang gezogenen »Trevooor!«

Ich lächelte, während ich gleichzeitig den nächsten Ausgang ansteuerte. Hier drinnen war es viel zu laut und stickig, um mit meiner kleinen Schwester zu telefonieren. Außerdem würde das ein längeres Gespräch werden, so wie ich sie kannte.

»Was gibt’s Neues, Kleine?« Ich stieß die Tür auf und trat nach draußen. Sofort begann sich eine Gänsehaut auf meinem Körper auszubreiten. Mein Atem wurde sichtbar und der Geruch von Zigaretten drang mir in die Nase. Nur ein paar Schritte entfernt standen einige Raucher dick eingepackt in der Kälte.

»Langsam, Ana.«

Ich konnte ihr kaum folgen, so schnell redete meine Schwester. Sie erzählte von der Schule, was ihre Freundinnen machten, welche Idioten es noch immer in ihrem Jahrgang gab, welchen Stoff sie gerade in ihren Lieblings- und in ihren Hassfächern durchnahmen. Das, was ich sonst stundenlang in der Bibliothek lernte, war nichts dagegen. Schon nach wenigen Minuten schwirrte mir der Kopf.

»Aber was hat Pablo genau zu Celine gesagt, die es dann Maria erzählt hat?«

»Nicht Celine!«, fiel sie mir beinahe ins Wort. »Pablo hat Steve gesagt, dass Celine behauptet hat, dass Maria ihr erzählt hat, wie Mrs Johnson am Ende der Stunde gesagt hat, dass wir die beiden Aufgaben unter dem Kapitel machen müssen. Aber außer ihr hat das keiner gehört, also haben wir im Grunde nicht wirklich Hausaufgaben auf, oder?«

Ich rieb mir über die Stirn, da ich ehrlich keine Ahnung hatte, wer hier wem was erzählt hatte. Oder was ich dazu sagen sollte. »Erledigst du die Aufgaben trotzdem?«

Sie schnaufte. »Ich hab sie doch schon längst gemacht, Trev.«

Jepp, wir waren eindeutig miteinander verwandt. Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als ich die Stimme unserer Mutter im Hintergrund hörte. Gleich darauf verabschiedete Ana sich hastig von mir. Ein kurzes Knistern war zu hören, dann: »Trevor?«

»Hi Mom.« Ich lächelte, als ich ihre Stimme hörte.

»Trevor!« Wie bei meiner Schwester begann ihr Redefluss noch im selben Atemzug und hörte nicht so schnell wieder auf. Einer der Gründe, warum ich eher der schweigsame Typ war? Bei uns zu Hause kam man so gut wie nie zu Wort. Nicht mal mein Dad redete viel, denn gegen Mom und Ana hatte keiner eine Chance. Aber das war okay. Sie meinten es nicht böse und Mom war einfach nur sehr überschwänglich, temperamentvoll und fürsorglich. Als Luke einmal an Thanksgiving mit zu mir nach Hause gekommen war, hatte sie seinen Teller dreimal neu gefüllt, auch wenn er schon beim zweiten Mal dankend abgelehnt hatte. Aber ihrer Meinung nach hatte »der arme Junge« so hungrig ausgesehen. Außerdem konnte man ihr wirklich nichts abschlagen.

»Bist du gut in Huntington angekommen, ja?«

Ich nickte, auch wenn sie mir diese Frage schon Anfang der Woche gestellt hatte. Aber seit Ana Lucia auf die Junior Highschool ging und immer selbstständiger wurde, telefonierten wir öfter. Es wirkte beinahe so, als hätte Mom Angst, dass auch ihr jüngstes Baby bald das Nest verlassen würde und darum versuchte sie so viel Zeit wie möglich mit ihren beiden Kindern zu verbringen.

»Hast du heute schon was gegessen?«, wollte sie als Nächstes wissen. Bevor ich antworten konnte, fuhr sie bereits fort: »¡Dios mío! Es ist ja gerade Mittagszeit! Hat Ana Lucia dich beim Essen gestört? Oder bist du noch in der Bibliothek? Ich sage es dir immer wieder, mein Junge, du verbringst viel zu viel Zeit dort, dabei solltest du nicht ständig über diesen ganzen Büchern hocken. Du musst auch das Leben genießen, ein Mädchen finden, heiraten und deinen Vater und mich zu glücklichen Großeltern machen. Oh, aber ich weiß, ich weiß, dein Studium ist sehr wichtig. Versprich mir nur, dass du nicht die ganze Zeit lernst, sondern auch genug isst, ja?«

Irgendwie gewann ich den Kampf gegen mein Grinsen. »Zu Befehl, Ma’am.«

»Du bist ein guter Junge. Ach, um dich habe ich mir nie Sorgen gemacht, Trevor. Ich wusste immer, dass du in die Welt hinausgehen und etwas aus dir machen wirst.«

Ein dumpfes Pochen machte sich in meinem Brustkorb bemerkbar. Ein dunkler Fleck in meiner Vergangenheit, von dem nicht einmal meine Eltern etwas wussten. Weil es ihnen das Herz brechen und sie enttäuschen würde. Weil ich sie enttäuschen würde. Mehr als sie es je für möglich halten würden.

»Aber deine Schwester?«, fuhr Mom ohne Pause fort. »Sie ist noch so klein und so sensibel. Ich mache mir so viele Gedanken, wie es ihr in der neuen Schule geht, und wenn sie dann erst auf die Highschool kommt und anfängt, sich für Jungs zu interessieren und sich die Nase piercen lassen will und …« Ihre Stimme überschlug sich.

»Mom«, unterbrach ich sie wie so oft, seit das neue Schuljahr begonnen hatte. »Sie kommt schon zurecht. Sie ist schließlich deine Tochter. Du solltest dir eher Sorgen um die Welt machen als um Ana.«

Meine Mutter lachte auf. »Oh, ihr seid beide solche Schlingel! Ich weiß doch am allerbesten, wie großartig ihr seid. Ihr werdet es allen zeigen. Aber ich bin eure Mutter. Es gehört zu meinen Aufgaben, mir Sorgen um euch zu machen.«

»Ich weiß, Mom.«

»Gut. Und jetzt iss etwas, damit du nicht vom Fleisch fällst. An Weihnachten warst du viel zu dünn. Ich weiß wirklich nicht, was sie euch auf dem College zu essen geben. Wenn ich dort wäre, würde ich den ganzen Speiseplan in der Mensa ändern und dafür sorgen, dass ihr etwas Richtiges bekommt. Ihr müsst so viel leisten, da braucht ihr auch richtiges Essen und …«

»Bis bald, Mom.«

»Oh, bis bald! Und denk dran, nicht …«

»Nicht die ganze Zeit in der Bibliothek hocken, ich weiß.«

Meine Mutter klang schon wie meine Freunde. Nur hatten die es inzwischen längst aufgegeben, mich von dort wegholen zu wollen. Mom war da ein ganz anderes Kaliber.

Wir verabschiedeten uns voneinander, dann schob ich das Handy zurück in meine Hosentasche und ging wieder rein. Die Geräuschkulisse schien nur noch lauter geworden zu sein und die Mischung der verschiedensten Essensgerüche lag schwer in der Luft. Dafür war es hier drinnen aber auch wesentlich wärmer und allein dadurch angenehmer, als draußen zu sein.

Als ich an den Tisch zurückkehrte, waren meine Pommes weg und alle taten, als hätten sie nichts damit zu tun. Natürlich. Kopfschüttelnd stellte ich meine Bücher und die Laptoptasche auf den Boden und setzte mich. Es kam nur selten vor, dass wir vollzählig waren, weil wir alle völlig verschiedene Stundenpläne hatten, Dylan, Luke und ich mittags oft eine Sporteinheit dazwischenschoben, Elle bei einem Redaktionsmeeting war oder Mason eine Bandprobe hatte. Aber heute schienen alle da zu sein. Zumindest fast.

Als wäre Mason gerade dasselbe aufgefallen, reckte er den Kopf und schaute sich in der Mensa um. »Haben wir Tate verloren?«

Ich biss in meinen Burger und folgte seinem Blick. Die Mensa war voll, überall schwirrten Leute herum und die Lautstärke der Gespräche tat beinahe in den Ohren weh. Doch von Tate war weit und breit nichts zu sehen.

»Schon heute Morgen nach Englischer Literatur.« Elle schob sich ein paar Pommes in den Mund und spülte sie mit einem großen Schluck Cola hinunter. Als Luke sich heimlich welche von ihr klauen wollte, haute sie ihm geistesabwesend auf die Finger. »Sie hat mir vorhin geschrieben, dass sie keinen Hunger hat.«

Mason verschluckte sich fast an seinem Bissen. »Aber es gibt Burger! Niemand verpasst freiwillig Burger.«

»Dylan ist auch nicht da«, erinnerte Emery ihn und nahm sich die Gurkenscheiben von seinem Teller, die er kurz vorher aus seinem Essen herausgepickt hatte.

Mason schnaubte. »Dylan ist ja auch ein Workaholic. Mal im Ernst, Em, schläft der Typ überhaupt jemals?«

»Nicht, wenn ich dabei bin.« Sie lächelte vielsagend.

Er zog eine angewiderte Grimasse. »Zu viele Infos.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Außerdem: Wenn Dylan ein Workaholic ist, was ist dann Tate?«

»Eine Maschine«, erwiderte Luke wie aus der Pistole geschossen und schnappte sich ein paar Pommes, als Elle gerade von ihrem Handy abgelenkt war.

Ich schmunzelte nur und widmete mich meinem Burger. Genau genommen galten Dylan, Tate und ich alle drei als Workaholics, wobei sich das bei Dylan auf seinen Nebenjob in der Tierklinik bezog, bei Tate auf ihre Lernsessions, zu denen sie alle anderen regelmäßig vor den Prüfungen zwang, und bei mir … Tja, ich lebte praktisch in der Bibliothek. Da hatte Mom nicht ganz unrecht. Aber abgesehen davon, dass ich unendlich viel zu tun hatte, weil ich in jedem Semester zusätzliche Kurse belegte, musste ich auch gewisse Leistungen erbringen. Mein Stipendium ließ eine schlechte Punktzahl einfach nicht zu. Und da ich hierbleiben und meinen Abschluss machen wollte, haute ich eben rein.

Obwohl wir gerade mal Mitte Januar hatten, landete das Gespräch ziemlich schnell beim Spring Break im März. Letztes Jahr waren wir alle zusammen campen gegangen, das Jahr davor hatte es Mason, Luke, mich und ein paar Jungs vom Cross Country auf eine der typischen Spring Break Partys verschlagen. Es war bestimmt toll gewesen, nur leider erinnerte ich mich an so gut wie nichts mehr davon.

»Wenn du runter nach Mexiko fahren und dich amüsieren willst …« Ein warnender Unterton lag in Elles Stimme.

Doch Luke grinste nur und legte ihr den Arm um die Schultern. »Das hab ich schon von meiner Bucket List gestrichen. Außerdem, was will ich mit den ganzen Tussis da unten, wenn ich stattdessen hier sein und …« – seine Stimme nahm einen tiefen, verführerischen Tonfall an – »… Dymery dabei zusehen kann, wie sie sich gegenseitig Streiche spielen?«

Falls irgendjemand eine romantische Ansprache von Luke McAdams erwartet hatte – Fehlanzeige. Auch Elle schien nicht damit gerechnet zu haben, denn sie lachte auf.

»Stimmt«, bestätigte sie und deutete auf Emery. »Ihr zwei seid das beste Entertainment. Wer ist diesmal eigentlich dran?«

Nachdenklich wiegte sie den Kopf hin und her. »Eigentlich Dylan. Aber er lässt sich so viel Zeit, dass es mich wahnsinnig macht. Vielleicht muss ich ihn mal daran erinnern.«

»Wenn das bedeutet, dass du dir wieder einen Eimer voll Wasser besorgst …«, warnte ich und schraubte meine Flasche auf. »Lass es bleiben.«

Röte stieg in ihre Wangen und sie hob entschuldigend die Hände. »Ich wusste echt nicht, dass du vor Dylan nach Hause kommen würdest. Ich dachte, du würdest noch Stunden in der Bibliothek sein!«

Wäre ich auch gewesen, wenn Tate nicht am selben Tag beschlossen hätte, ihre Zeit dort mit Lernen zu verbringen. Am selben Tisch. Dabei tat ich seit jenem verhängnisvollen Abend Ende November mein Bestes, um zu verhindern, dass wir beide gleichzeitig in der Bibliothek waren und lernten. Entweder dadurch, dass ich meine Bibliothekszeiten an ihren Stundenplan und ihre Lernzeiten anpasste, oder indem ich in letzter Sekunde auf dem Absatz kehrtmachte, wenn ich sie ungeplanterweise an unserem Stammplatz entdeckte. Aber als sie an diesem Tag aufgetaucht war, hatte ich schlecht einfach aufstehen und gehen können, also biss ich die Zähne zusammen und blieb sitzen – zumindest so lange, bis mein Aufbruch nicht mehr nach einer Flucht aussehen würde.

Ich war nicht stolz darauf. Nicht auf meine mangelnde Selbstbeherrschung, aber vor allem nicht darauf, dass mich jeder einzelne verdammte Blick aus ihren Augen an jenen Abend erinnerte. Dabei war es eigentlich lange genug her, um es zu vergessen. Nur schien Tate es gar nicht vergessen zu wollen. Ganz im Gegenteil. Sie schien es darauf anzulegen, mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran zu erinnern. Mit Blicken, mit Worten, mit eindeutigen Angeboten, die ich allesamt verbissen ignorierte.

»Klar«, murmelte ich trocken und trank ein paar Schlucke von meiner Cola.

»Wie auch immer«, kam es von Luke, der sich nun endgültig die Schale mit Pommes von Elle schnappte. »Ich will dabei sein. Wie du Dylan letztes Halloween knallgrüne Haare für die Ewigkeit beschert hast? Starke Leistung, Em.«

Grinsend deutete sie eine Verbeugung an.

Als wir kurze Zeit später zusammenräumten, war Tate noch immer nicht aufgetaucht. Anscheinend ließ sie das Mittagessen tatsächlich komplett ausfallen. Ich sah auf den zweiten Burger auf meinem Tablett, den ich mir eigentlich für später hatte mitnehmen wollen, und seufzte.

Vor dem roten Backsteingebäude angekommen, in dem die Bildenden Künste unterrichtet wurden, blieb ich stehen. Zögerte. Dann verfluchte ich mich selbst dafür. Es war keine große Sache. Nur ein Freund, der sich um eine Freundin kümmerte. Nichts weiter.

Bevor ich weiter dumm herumstehen konnte, riss ich die Tür auf und betrat die Eingangshalle. Ich musste nur einmal jemanden fragen, wo die Kunstsäle waren, dann fand ich den richtigen Weg und gleich darauf auch Tate. Aber statt zu ihr hinüberzugehen oder mich bemerkbar zu machen, blieb ich in der Tür stehen.

Es war seltsam, Tate vor einer Staffelei, mit einem Pinsel in der Hand und Farbklecksen auf den Fingern zu sehen, anstatt umringt von Büchern, Klebezetteln und Textmarkern. Oder auf einer Party, wo sie sich die Seele aus dem Leib tanzte. Und trank. Aber hier?

Ich konnte nur ihr Profil erkennen, weil sie seitlich zu mir stand, was mir auch keinen Blick auf das Gemälde erlaubte, an dem sie gerade arbeitete. Sie hatte das lange Haar zu einem Knoten zurückgebunden und eine rote Farbspur an der Wange. Ihre Brauen waren konzentriert zusammengezogen, die Lippen nachdenklich gespitzt.

Ich lehnte mich mit der Schulter gegen den Türrahmen.

Tate war nicht schön. Nicht im klassischen Sinn. Sie war eigenwillig, zornig und es war ihr scheißegal, was andere über sie dachten. Im besten Fall konnte sie ihr Umfeld schockieren. Genau das drückte sie mit ihrem Aussehen, ihrer Kleiderwahl und ihrem ganzen Auftreten aus. Wildes dunkelbraunes Haar, das ihr bis zur Rückenmitte reichte, mit Strähnchen in einem knalligen Rot darin, das alle Blicke auf sich zog. Dunkel geschminkte Augen, die farblich zu ihren Klamotten passten, die meistens schwarz waren. Und wenn sie doch mal etwas Farbe trug, dann war diese entweder gedeckt oder ein aggressives Rot. Sie war kein Fan von Schmuck, abgesehen von den Silberringen an ihren Fingern und den Lederbändern um Hals und Handgelenke.

Durch die großen Fenster fiel graues Tageslicht herein. Im Hintergrund lief irgendein rockiger Song, der mir bekannt vorkam, auch wenn ich weder Künstler noch Titel kannte. Anders als Mason war ich kein lebendes Lexikon, was Musik anging.

Erst als sie sich halb umdrehte, um ein paar Farben zu mischen, bemerkte sie mich. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und sie blinzelte ein, zwei Mal, als müsste sie sich versichern, dass ich wirklich hier stand und keine Einbildung war. Nicht, dass ich es ihr übel nehmen könnte. Diese Situation war mehr als seltsam, schließlich hatte ich mich noch nie bei ihr im Kunstsaal blicken lassen. Geschweige denn ihr je etwas zu essen vorbeigebracht.

»Hey.« Ich nickte ihr knapp zu. »Ich hab was für dich.« Wie zur Bestätigung hielt ich den eingepackten Burger hoch.

Tate kniff die Augen zusammen. Misstrauisch schaute sie von mir zum Essen in meiner Hand und wieder zurück. »Hat Elle dich dazu angestiftet?«

»Nein.« Langsam betrat ich den Raum und legte das Päckchen auf die einzige freie Fläche zwischen zwei Pinseln und einem Wasserglas. »Du warst nicht beim Mittagessen und hast den ganzen Tag Vorlesungen. Irgendwann wirst du Hunger kriegen.«