Die letzte Front - André Feit - E-Book

Die letzte Front E-Book

André Feit

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in die dramatischsten und zugleich wenig bekannten Kapitel des II. Weltkriegs – ein Buch, das die letzten Tage an der Elbe mit bisher unveröffentlichten Details und packender Präzision beleuchtet.

Lassen Sie sich fesseln von einer Geschichte, die Sie so noch nie gelesen haben! Klappentext: Im April 1945, während der II. Weltkrieg auf seinen finalen Höhepunkt zusteuerte, tobten an der Elbe bei Lauenburg die letzten erbitterten Kämpfe. „Die letzte Front“ enthüllt erstmalig die dramatischen Ereignisse dieser Tage, basierend auf bislang unbekannten Tatsachen, den Berichten der letzten Zeitzeugen und jahrzehntelanger akribischer Forschung. Von der letzten deutschen Offensive bei Uelzen bis hin zu den entscheidenden Gefechten an der Elbe: Dieses Buch nimmt Sie mit in die Wirren der letzten Kriegstage. Sind Sie bereit, die Wahrheit hinter den letzten Schlachten des II. Weltkriegs zu entdecken? Die Autoren André Feit und Dieter Bechtold, beide mit militärischem Hintergrund in der Panzertruppe der Bundeswehr, bringen ihre Expertise ein, die „Die letzte Front“ zu einem unverzichtbaren Werk für militärisch und geschichtlich Interessierte macht. Mit akribischer Recherche und einzigartigen Quellen gelingt es ihnen, anhand von über 180 Bildern, Zeichnungen und Dokumenten die dramatischen Ereignisse zwischen Geesthacht und Dömitz lebendig nachzuzeichnen. Dieses Buch beleuchtet nicht nur die strategische und historische Relevanz der letzten Schlachten, sondern fesselt durch packende Details wie den Kampf um die Brückenköpfe, die Luftschlachten und das letzte Panzergefecht in Schleswig-Holstein. Ein Muss für alle, die Geschichte nicht nur lesen, sondern erleben wollen.

Lassen Sie sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen, ein Stück Zeitgeschichte neu zu entdecken.

Bestellen Sie jetzt „Die letzte Front“ und erfahren Sie die Wahrheit hinter den letzten Kriegstagen, bevor sie in Vergessenheit gerät!

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


André Feit                         Dieter Bechtold

 

 

 

 

Die letzte Front

Die Kämpfe an der Elbe 1945

im Bereich

Lüneburg – Lauenburg – Lübeck – Ludwigslust

 

 

Helio

 

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

 

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

 

Mit unserem Label EK-2 Militär möchten wir militärische und militärgeschichtliche Themen sichtbarer machen und Leserinnen und Leser begeistern.

 

Vor allem aber möchten wir, dass jedes unserer Bücher Ihnen ein einzigartiges und erfreuliches Leseerlebnis bietet. Daher liegt uns Ihre Meinung ganz besonders am Herzen!

 

Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.

 

Schreiben Sie uns: [email protected]

 

Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

 

Jill & Moni

von

EK-2 Publishing

 

Eine Veröffentlichung der EK-2 Publishing GmbH

Friedensstraße 12

47228 Duisburg

Registergericht: Duisburg

Handelsregisternummer: HRB 30321

Geschäftsführerin: Monika Münstermann

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.ek2-publishing.com

 

 

Titelbilder:

oben: DD-Sherman der Stafforshire Yeomanry auf dem Weg nach Basedow

links: Auf der Flucht vor der Roten Armee

rechts: Die Baustelle der Class 40 Brücke bei Artlenburg

(Fotos: IWM; Karte: National Archive, Kew)

Einleitung

 

Mit den Kämpfen in der letzten Phase des II. Weltkrieges und den davon betroffenen Menschen im Gebiet der norddeutschen Elbe haben sich bisher hauptsächlich Ortschroniken und regionale Schriften befaßt. In den diesbezüglichen wissenschaftlichen Arbeiten stehen meistens die politischen und gesellschaftlichen Aspekte im Vordergrund. Die Absicht dieser Dokumentation ist es, das Kriegsgeschehen 1945 von der Elbe bis zur Ostsee in seinen Zusammenhängen darzustellen.

Der dazu untersuchte Abschnitt der Elbe wird im Westen durch Geesthacht und im Osten mit Dömitz begrenzt. Über das Kriegsende in der Hansestadt Hamburg 1945 ist schon viel geschrieben worden. Dort herrschten in diesem Zeitraum ganz andere Bedingungen. Ostwärts von Dömitz haben bis Havelburg/Werben mit ganz wenigen Ausnahmen kaum Kämpfe an der Elbe stattgefunden.

 

Die Initiative und die Handlungsgewalt lagen in diesen letzten drei Kriegswochen fast ausschließlich bei den Briten und den Amerikanern. Die US-Truppen erschienen in diesen letzten Tagen des Krieges im östlichen Teil des Berichtsgebietes, während die Briten im Westteil operierten.

Die deutschen Verbände waren überwiegend kurzfristig und hastig zusammengestellt. Sie konnten nur noch eingrenzend oder verzögernd die Ereignisse beeinflussen. Die einzige Ausnahme war der Gegenschlag der Panzer-Division „Clausewitz“. Dieser Angriff gab der deutschen Seite für wenige Tage und örtlich begrenzt die Initiative zurück.

 

Die Quellenlage ist auf westalliierter Seite sehr gut. Es stehen die Kriegstagebücher (War Diaries) der einzelnen Verbände zur Verfügung und in der kriegsgeschichtlichen Literatur findet sich fast jedes Regiment dargestellt. Auf deutscher Seite bleibt die Quellenlage für die letzten Kriegswochen problematisch. Bei den Heeresverbänden wurden fast keine Kriegstagebücher mehr geführt oder diese unterlagen einem Vernichtungsbefehl. Es haben nur vereinzelte Befehle, Meldungen, Berichte das Kriegsende überstanden. Auch die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Niederschriften sind rar. Die von der US-Historical-Division einigen verantwortlichen deutschen Offizieren abverlangten „Studies“ behandeln die letzten Tage kaum. Sie zeichnen aber häufig einen Rahmen des Geschehens. Sehr verläßlich sind die Kriegsgräberlisten mit ihren Kurzaufzeichnungen.

Einige Archivalien erreichten uns auf verschlungenen Pfaden. So bekamen wir immer wieder einzelne Kopien aus dem Dorfbuch Lütau oder dem Familienbuch Eggers. Erst spät wurde uns klar, dass sie alle zum Nachlass von Klaus Eggers gehören, der heute im Landesarchiv Schleswig Holstein verwahrt wird.

 

Den Zeitzeugen kommt bei der Bearbeitung des genannten Zeitraumes eine große Bedeutung zu. Es wird nicht übersehen, wie bedenklich ihre Befragung solange nach den Ereignissen sein muß, aber es wurde von uns damit bereits in den letzten anderthalb Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts begonnen. Wir waren immer wieder überrascht zu sehen, wie so mancher mehr als Achtzigjähriger noch klar zu berichten wußte. Ihnen allen sind wir zu Dank verpflichtet.

Die Quellenlage bei der deutschen Luftwaffe, ist durch bereits erschienene Einheitschroniken und durch britische Archivalien etwas besser. Das ermöglichte es, den letzten Schwerpunkteinsatz der deutschen Flieger während der dreitägigen Luftschlacht über der Elbe ziemlich vollständig zu erfassen. Auch ist es gelungen, die deutsche Verteidigung der Elbe zwischen Geesthacht und Dömitz differenzierter darzustellen, als in der bisher einschlägigen Literatur. Diese Verteidigungslinie veranlaßte die Briten, sich zehn Tage lang auf ihren Angriff über den Fluss vorzubereiten. Damit hatte dieser letzte Einsatz der zusammengewürfelten Verbände seinen Sinn erfüllt. Denn die Hunderttausende, Flüchtlinge wie Soldaten, die in dieser Frist der Drangsalierung und Verschleppung durch die sowjetischen Truppen entgehen konnten, standen in den Jahren nach Kriegsende dem Aufbau eines besseren deutschen Staates zur Verfügung.

 

In Nordwestdeutschland sind mit der britischen „Army of the Rhine“ noch einige Regimenter oder deren Tradition tragende Bataillone stationiert, die vor 66 Jahren hier gekämpft haben. Während unserer langjährigen Recherche zum Thema „Elbe ’45“ haben diese uns lieb gewordenen Verbündeten für die nächsten Jahre ihre Rückverlegungsbefehle auf ihre Heimatinsel erhalten.

 

 

Ein Panzer V „Panther“ der Panzer-Division Clausewitz, der noch bis in die Göhrde ausweichen konnte und dort wegen Spritmangel liegenblieb..

 

Südlich der Elbe

Der Feldzug zur Elbe

Die Heide-Verteidigungslinie

Exkurs: Ungarn in Norddeutschland

Der Angriff der Panzer-Division Clausewitz

Beiderseits Uelzen

 

Der Feldzug zur Elbe

 

I

n den Frühlingstagen des Jahres 1945 lag in der Heide zwischen Aller und Elbe nicht die gewohnte große Stille. Panzerketten mahlten durch den Sand, über die Straßen zogen lange Kolonnen, Soldaten zu Fuß und auf LKW. Alle wollten nach Norden.

Kanonen bellten, Maschinengewehre ratterten, Tiefflieger waren unterwegs, alle suchten ihre Opfer. Die 2. britische Armee hatte mit der Masse ihrer Divisionen den nassen, flachen Talgrund der Aller auf breiter Front in einem dreitägigen Kampf (12.-14.04.1945) überwunden. Sie konzentrierte sich auf ihr nächstes operatives Angriffsziel: Hamburg und den Elbabschnitt bis Bleckede.

Vor den Briten wichen die angeschlagenen deutschen Verteidiger zurück, ausgestattet mit nur wenigen Fahrzeugen, mehr mit Pferd und Wagen, auf Fahrrädern, die meisten aber zu Fuß. Nur selten waren noch schwere Waffen zu sehen. Einige Panzer und Sturmgeschütze sowie ein paar Panzerabwehr- und Artilleriegeschütze waren noch einsatzbereit. Indem sie die Nächte durchmarschierten, gelang es ihnen, sich etwa so schnell wie der vollmotorisierte britische Gegner nach Norden zu bewegen. Manchmal konnten sie sogar einen kleinen Vorsprung gewinnen. Um die teilweise zersplitterten Verbände wieder zu ordnen, Zeit zur Einrichtung einer Verteidigung von Hamburg und der Elbelinie zu erhalten und möglichst lange den Raum südlich der Elbe zu behaupten, befahl der am 10.04.1945 eingesetzte Oberbefehlshaber der zur Armee zwischen Weser und Altmark zusammengefaßten Verbände, General der Infanterie Blumentritt, das Besetzen einer Verteidigungslinie mitten in der Lüneburger Heide. Von Verden/Aller – Visselhövede – Soltau – Munster bis Uelzen hatten die erschöpft zurückflutenden Truppen in Stellung zu gehen. Doch weil es vor dieser Linie im Gelände keine Abschnitte mit durchgehenden Panzer-Hindernissen gibt, konnte sie nur eine Verzögerungslinie sein.

 

Am Abend des 14. April 1945 erhielten die Kampfgruppen vom Stab Blumentritt den Befehl, kehrt zu machen und Front nach Süden einzunehmen. Zwischen Verden und Visselhövede lag eine Kampfgruppe der 480. Division und dann bis zur Böhme der Rest der 2. Marine-Infanterie-Division, auch nur noch in Kampfgruppenstärke, nachdem sie an der Aller so tapfer gekämpft hatte. Von diesem Heideflüßchen schloß sich bis Munster die Kampfgruppe des Oberst Grosan an, gebildet aus der Panzertruppenschule Bergen. Fast Brigadestärke (in der Anzahl) hatte die Kampfgruppe des Generalmajors Tzschöckell mit den Soldaten der Nebeltruppenschule Celle zwischen Munster/Örtze und Uelzen.

Allein sogenannte „Gefechte verbundener Waffen“ versprechen gegen starke Gegner Erfolg. Doch konnten die fast nur mit Handfeuerwaffen ausgestatten deutschen Truppen diese Gefechtsart schon lange nicht mehr führen. Den Siegeswillen, wie ihn unablässig besonders der Propaganda-Minister Dr. Goebbels forderte, gab es in den älteren und mittleren Jahrgängen kaum noch. Bei den Jüngeren wollten viele einfach weiter an Hitler glauben können, andere beherrschte eine gewisse Skepsis. Insgesamt gesehen war nicht mehr das mit der Waffe sich behaupten, sondern das Überleben alles. Aber Gehorsam wurde weiter geleistet, auch mit dem Gedanken, man müsse aushalten, damit die Waffenstillstandsverhandlungen, die ja bald kommen müßten für uns Deutsche erträglich würden. Dabei dachte man mehr an den Waffenstillstand von 1918 als an eine totale Niederlage.

 

Der Vormarsch der britischen Armee war wie eine aus Südwesten herantreibende Front schweren Wetters. Die Bevölkerung verbarg sich bei Kampfhandlungen in ihrer Nähe meistens in den Kellern der Häuser, die häufig entsprechend verstärkt worden waren. Einige Leute zogen sich auch, wie im Dreißigjährigen Krieg, in die Wälder und Moore oder in die Feldmark zurück.

 

Den zügig vorgehenden Verbänden der alliierten 21. Army Group (2. britische und 1. kanadische Armee) folgte ihr mißmutig gestimmter Oberbefehlshaber. Er war betroffen von einer Kontroverse mit dem ihm vorgesetzten alliierten Oberkommandierenden Dwight D. Eisenhower. Field Marshal Bernard Montgomery hatte nicht die Absicht gehabt, den Angriff gegen den nördlichen Elbeabschnitt zu führen. Er wollte nach seinem erfolgreichen Angriff über den Niederrhein mit seiner 2. britischen Armee und der ihm unterstellten 9. US Armee direkt auf die mittlere Elbe und auf Berlin marschieren. Die 1. kanadische Armee sollte allein seine linke Flanke nach Norden abdecken. Bei dieser Absicht wußte er den britischen Premier Churchill auf seiner Seite.

Montgomery hatte wenige Tage nach dem Rheinübergang am 27. März 1945 den drei Armeen die für die weiteren Angriffsziele nötigen Befehle gegeben. Sie hatten sogleich ihre gepanzerten Kräfte für den Durchbruch ins Innere des Deutschen Reiches an vorderster Front bereitzustellen. Da traf ihn der Gegenbefehl Eisenhowers: Mit der Einschließung des Ruhrgebiets habe Montgomery umgehend die 9. US Armee an die Army-Group des Generals Bradley abzugeben. Bradley sollte der auf der Achse Kassel – Leipzig den Hauptstoß der Westalliierten führen. Die Briten hätten mit ihren zwei verbliebenen Armeen die nördliche Flanke des amerikanischen Großangriff ins mittlere Deutschland zu sichern und dabei Hamburg und den „Kiel-Kanal“ zu nehmen.1

 

Dem lag die damalige Haltung der US-amerikanischen politischen Führung zu Grunde, der Sowjetunion soweit wie irgend möglich entgegen zu kommen. Aber auch der Unmut der amerikanischen Generäle über die Art des britischen Heerführers Montgomery, der das Geschehen an sich zog und auch öffentlichkeitswirksam vermarktete. Hatte er nicht nach Abschlagen der Ardennen-Offensive sich als der Hauptakteur vor der Presse dargestellt, obwohl die US-Truppen die Hauptlast der Kämpfe tragen mußten! Eisenhower war überdies verletzt, weil das strategische Konzept des weiteren Vorgehens in seiner Kompetenz lag und von seinem Kommando SHAEF zu bearbeiten war. Er scheute sich nicht, seine strategische Planung durchzusetzen und – in die hohe Politik eingreifend – eigenmächtig Stalin mitzuteilen, daß sein weiterer Angriff auf Leipzig und Dresden nicht auf Berlin ziele.

 

Das machte Churchill zornig, er rief Eisenhower an. Dabei führte er aus, der alliierte Oberkommandierende habe sich an den Beschluß der vereinigten Generalstäbe nach der Yalta-Konferenz zu halten und den Schwerpunkt der gemeinsamen Offensive im Norden, also bei Montgomery vorzusehen. Eisenhower antwortete, das habe er auch bis zur Einschließung des Ruhrgebietes so gehalten, aber jetzt wäre die Phase beendet. Er habe daher Maßnahmen ergriffen, durch Bradleys Angriff Deutschland in zwei Teile zu spalten. Churchill wies auf die politische Bedeutung von Berlin hin, die Russen würden sich in aller Welt als die eigentlichen Sieger herausstellen, wenn ihnen Berlin allein in die Hände falle.2 Eisenhower entgegnete, die größere Gefahr wäre eine längere Behauptung der „Alpenfestung“ durch die Nazis und dieses wolle er gleichzeitig verhindern. Darauf wandte sich Churchill an Präsident Roosevelt. Doch der fühlte sich seit der Anstrengung der Februarkonferenz in Yalta immer noch geschwächt und war nicht gesund. Deshalb hatte er keine Neigung, sich in den Streit einzumischen und bat Churchill, das doch alles mit dem Chef des US-Generalstabs, George Marshall, zu besprechen, der habe sein volles Vertrauen und daher auch die Entscheidungsgewalt für die militärischen Angelegenheiten der Regierung der USA. General Marshall aber übernahm das strategische Konzept Eisenhowers.

 

Da bat Montgomery Eisenhower noch einmal, an der bisherigen Strategie und Truppeneinteilung nichts zu ändern, bevor ihre Truppen die Elbe erreicht hätten. Doch wurde er vom Oberkommandierenden abgewiesen, es wäre und bleibe die Sache von SHAEF die strategische Planung zu erarbeiten. Montgomery beklagte sich erbittert bei seinen Freunden Field Marshal Sir Alan Brooke und Major-General Frank Simpson: „Wir sind im Begriff, einen großen Fehler zu machen!“ Das sahen diese auch so, aber sie wiesen den erzürnten Feldherrn darauf hin, wenn sich die Angelegenheit noch weiter zuspitzen würde, müsste bald einer von ihnen beiden seinen Posten räumen und das würde wohl nicht „Ike“ sein.

Auch Churchill beeilte sich an Roosevelt zu telegraphieren, ungeachtet gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten stehe er zu Eisenhower in einem freundschaftlichen Verhältnis. Die Sache erhielt noch eine besondere Note durch eine Verstimmung Stalins über seine westalliierten Bundesgenossen. Sein Geheimdienst hatte von den Vorverhandlungen des SS-Generals Wolff mit Allen Dulles, Geheimdienstchef der USA in der Schweiz, für eine Kapitulation der beiden deutschen Armeen in Italien Nachricht erhalten. Stalin warf darauf den Verbündeten vor sie versuchen sich entgegen den Absprachen in Yalta politische Vorteile durch Teilkapitulationen zu verschaffen. Da kam Eisenhowers Telegramm gerade richtig, indem er Berlin für „unwichtig“ erklärte, was ihm Stalin sogleich bestätigte. Gleichzeitig lies der sowjetische Diktator seine beiden stärksten Heeresgruppen, die der Marschälle Schukow und Koniew, mit über einer Million Mann und mehr als 2000 Panzern zum Sturm auf Berlin ostwärts der Oder in Bereitstellung gehen.

Nicht ohne Bitternis, wie seine gut bearbeiteten und editierten Briefe und Telegramme aus diesen Wochen zeigen, sah Montgomery sich in eine Nebenrolle bei dem endgültigen Sieg über das Deutsche Reich abgedrängt. Gegenüber Eisenhower bestätigte er am 9. April 1945 endlich seinen neuen Auftrag:

„It is quite clear to me what you want. I will crack along the northern flank one hundred per cent and will do all I can to draw the enemy forces away from main effort being made by Bradley“.3

 

Der britische Field Marshall ordnete seine Verbände und setzte sein XXX. Corps auf Bremen, das XII. Corps auf Hamburg und das VIII. Corps auf Lübeck an. Dabei konnte er nicht ahnen, dass gerade im Norden Deutschlands das Schicksal für ihn noch ein geschichtliches Ereignis bereit hielt, das ihm viel Genugtuung verschaffen sollte.

 

Pulverdampf über der sonst so friedlichen Heidelandschaft

General Günther Blumentritt

 

 

Field Marshal Bernard Montgomery

 

General Dwight D. Eisenhower

 

Die Heide-Verteidigungslinie

 

Die Kämpfe um die Heidelinie begannen am 15. April 1945 und zogen sich, räumlich unterschiedlich, zwei bis drei Tage hin. Die deutschen Verteidiger konzentrierten sich um die Verkehrsknotenpunkte. Dazwischen waren überwiegend nur dünne Sicherungslinien besetzt. Die meisten Panzerdurchbrüche in die deutschen Fronten gelangen, weil zu wenige Panzerabwehrkanonen zur Verfügung standen. Nur mit Panzerfäusten konnten die britischen Panzerkompanien im Gelände nicht abgewehrt werden. In der Verteidigung zwischen Visselhövede und Uelzen standen neben etwa einem Dutzend Paks nur noch ca. 20 Panzer und Sturmgeschütze zur Verfügung.

 

Im Raum Visselhövede/Neuenkirchen verteidigten sich die Reste der 2. Marine-Infanterie-Division. Um Kettenburg und Visselhövede war der Kapitän zur See Jordan mit seinem dezimierten Marine-Grenadier-Regiment 5 in Stellung gegangen, in Neuenkirchen der Kapitän zur See Hartmann mit dem, was vom Marine-Grenadier-Regiment 6 noch übrig war. Die Kämpfe waren hart, viele Marinesoldaten fielen. Eine noch höhere Anzahl geriet in Gefangenschaft, dabei auch Kapitän zur See Jordan. Er überlebte aber dennoch nicht, weil er am folgenden Tag bei einem Fluchtversuch von den Briten erschossen wurde.

In der Geschichte der hier angreifenden „Guards-Armoured-Division“ steht dazu folgende Beurteilung: „They were nearly all ex-sailors, many of them until lately members of submarine crews. They had had little time for military training and therefore lacked the fighting skill of the paratroops, but their discipline and bravery were exemplary. They were all equipped with bazookas, which they used in particularly daring fashion; their tactics often involved them necessarily in annihilation but their aggressive spirit certainly delayed our progress most effectively.”1

In der Mitte der Heidelinie lag Soltau und war von großer Bedeutung für die deutsche Verteidigung. Es war zum „Festen Platz“ erklärt und der Kommandeur der dortigen Reitschule, Oberstleutnant Körner, zum Stadtkommandant ernannt worden. Er verfügte zuerst nur über 50 Mann, doch machte er eine Versprengtensammelstelle auf, die seine Truppe bald auf Bataillonsstärke mit drei Kompanien (je etwa 100 Mann) brachte. In Fallingbostel hatte eine gesprengte Böhmebrücke die Briten fast einen halben Tag („unable to cross the Böhme anywhere else”) aufgehalten.

 

Auch verteidigte sich hier kurzzeitig eine Kompanie des SS-Panzergrenadier Ausbildungs- und Ersatzbataillons 12. Die jungen Rekruten wichen jedoch aus, als die Bataillone des Queens Regiments aufmarschierten.

 

Einige Kilometer südlich von Soltau, am Südrand von Bassel, war hinter einer Straßensperre ein Tiger-Panzer von der Kampfgruppe Grosan liegen geblieben, vermutlich aus Benzin-Mangel. Er stoppte erstmal die Spitze der britischen 7th Armoured Division (Panzer-Division), doch diese lies sofort eines ihrer Panzer-Bataillone im Gelände westlich vorbei marschieren. Die nachfolgende Infanterie griff Soltau am Nachmittag des 17. April 1945 an. Oberstleutnant Körner hatte Stützpunkte am Südrand und an beiden Flanken besetzen lassen. An der Westflanke schossen seine Panzerabwehrgeschütze aus dem vorbeiziehenden britischen Panzer-Verband zwei der Stahlkolosse heraus. Die deutschen Stützpunkte verteidigten sich zäh und erst am Abend konnten zwei britische Kompanien in die Stadt eindringen. Die Kämpfe hielten an, bis die Briten sie etwa um 23:30 Uhr unter dem Einsatz von „Crocodile“ Flammenwerfer-Panzer für sich entschieden hatten.

Der Rest der 2. Marine-Infanterie-Division wurde durch den weiteren Vormarsch der Briten nach Nordwesten ins Elbe-Weser-Dreieck abgedrängt und fiel damit für die Elbe-Verteidigung im Raum Hamburg aus. Die Marineinfanteristen zogen sich nicht, wie zu erwarten, über Wischhafen nach Glückstadt, wo sie hergekommen waren, sondern nach Cuxhaven zurück, wo von ihnen später etwa 3000 Mann gefangen genommen worden sind.

Während des Kampfes um Soltau hatte Oberst Grosan seine Kampfgruppe in den frei gebliebenen, stark bewaldeten Raum zwischen der Kleinbahn Soltau – Bispingen und Munster manövriert. Die 11th Armoured Division ging zehn Kilometer ostwärts Munster, die 7th Armoured Division westlich Soltau nach Norden vor. Gegen letztere lies Grosan ab Harber bis Hützel eine, die britische Division flankierende Stellung beziehen. Seine gepanzerten Kräfte, immerhin hatte er von der Aller einen Tigerpanzer, einen Panther und drei Sturmgeschütze mit zurückgebracht, bezogen Stellung im Raum um Bispingen.

An der Verteidigung von Soltau hat sich Grosan nicht beteiligt, auch nicht an einer Sperrung der auf Hamburg führenden heutigen B 3 (früher Reichsstraße 3). Nach Süden behauptete er noch das letzte Stück Heidelinie zwischen Munster und Soltau (beide Orte ausschließlich). Einige Zeit hatte er an der Wietze ostwärts Wietzendorf auch noch einen Landesschützenverband vorgeschoben im Süden stehen, bis dieser sich plötzlich von Norden aus dem Truppenübungsplatz Munster heraus angegriffen sah und ergeben mußte.

 

Die 7th Armoured Division, die legendären „Wüstenratten“, hatte bereits am Nachmittag des 15. April 1945 den Befehl erhalten, nicht wie beabsichtigt, über Soltau auf Lüneburg vorzugehen, sondern mit dem Ziel, die Elbbrücken bei Harburg zu nehmen, nach Norden anzutreten. Damit brauchte die Division die Einnahme von Soltau nicht abzuwarten, sondern konnte währenddessen mit ihrer 22. Armoured Brigade an der Kleinstadt westlich vorbei, dann die B3 nutzend, zügig auf Schneverdingen vorgehen. Dabei musste der Divisionskommandeur, Generalmajor Lyne aber seine 155. Infantry Brigade nach Osten gegen Grosans Truppen an der Kleinbahnlinie einsetzen. Bei Bispingen kam es zu Panzerduellen. Die Briten wußten, daß in den Wäldern noch stärkere deutsche Kräfte steckten, die sie aber für weniger organisiert hielten als sie waren. Doch setzten sie dagegen von beiden Seiten Panzer-Aufklärer an, dabei nahmen die „Inns of Courts“ am 17. April Munster von Lintzel aus. Grosan blieb jetzt stehen, wo er war. Er zog sich nicht, als es noch möglich war, auf die Elbe ostwärts Hamburg zurück.

 

Aus Bergen tauchte plötzlich der ihm wohlbekannte Oberst Schmidt mit einer ungarischen Truppe auf. Dieser war der Verbindungsoffizier des Heeres zu der nach Bergen verlegten ungarischen Panzertruppenschule, von der sich mehrere Hundert Ungarn zu freiwilligem Einsatz in der Kampfgruppe Grosan gemeldet und bei Herrmannsburg, Fassberg und Müden gegen die Briten gekämpft haben (siehe Exkurs Ungarn in Norddeutschland).

 

Als die Briten sich dem Konzentrationslager Bergen-Belsen annäherten, hatte Schmidt, der schon vorher mehrere Maßnahmen zur Abmilderung des menschlichen Infernos in diesem KZ getroffen hatte (Wasserversorgung durch die freiwillige Feuerwehr, Belegung von Heeresunterkünften mit KZ-Häftlingen), erneut die Initiative ergriffen und hat mit den Briten, noch südlich der Aller, Verhandlungen zur Neutralisierung des KZ-Gebietes geführt. Damit waren die Briten einverstanden, weiter wurde im Stab des Armeebefehlshabers Blumentritt in Schneverdingen verhandelt. Aber die Briten wollten sich mit den SS-Bewachern auf keine Gespräche einlassen. Daraufhin übernahm Oberst Schmidt mit freiwilligen Ungarn die äußere Bewachung bis zum Eintreffen der Briten, bei denen die Neutralisierung dieses Gebietes sehr gewünscht war. Schmidt hatte aber auch ausgehandelt, dass er mit den Ungarn nach der Übergabe der Bewachung unbehindert zur nächsten deutschen Truppe abziehen dürfte. Einen Festnahmeversuch des Obersten durch zwei SS-Offiziere verhinderte seine ungarische „Leibwache“. So erreichte er den Stab der Kampfgruppe Grosan.

 

Das Verhältnis der beiden Panzerobristen war kameradschaftlich. Schmidt war dabei, als Grosan an das „Korps Ems“ und an den Stab des „Generalinspekteur Panzertruppe“, die Meldung über sein weiteres Halten seines Gefechtsstreifens der sonst aufgegebenen Heidelinie und des Raumes Haber – Hützel – Ilster machte.

Darauf Schmidt: „Grosan, was soll das jetzt noch?“

Der antwortete: „Schmidt, wenn ich das jetzt nicht tue, werde ich wohl abgelöst und dann läuft alles anders hier! Ich will doch genau wie Sie, bald Schluß machen.“2

 

Mit dieser Funkmeldung hatte Oberst Grosan nun aber zu sehr auf seine noch intakte Kampfgruppe aufmerksam gemacht. Er erhielt den Befehl, umgehend mit all seinen Truppen Soltau anzugreifen. Er sollte die Kleinstadt nehmen und damit der gegen die Elbbrücken bei Harburg vorgehenden 7th Armoured Division die rückwärtigen Verbindungen abschneiden. Auch wurde er zur Auszeichnung mit dem Ritterkreuz eingereicht.

Diesen Befehl führte Oberst Grosan nicht aus. Er ließ sich von den Briten einschließen und kapitulierte, als die 155th Infantry Brigade nach dem Fall von Soltau sich so organisiert hatte, dass sie ihre volle Streitmacht gegen seine Kampfgruppe zum Einsatz brachte.

Die 7th Armoured Division war mit ihren anderen beiden Brigaden zügig auf Harburg vorgegangen. Der Hamburger Stadtkommandant, Generalmajor Alwin Wolz, hatte den vorbereiteten, aber kaum ausgebauten Hamburger Verteidigungsring in seiner südlichen Hälfte besetzen lassen. Dafür mußte er alle noch in Hamburg vorhandenen Ausbildungs- und Ersatz-Bataillone sowie die Polizei-Einheiten, Wehrmachtsschulen und den Volkssturm mobilisieren. Er war sich aber mit dem Hamburger Gauleiter Kaufmann einig, nur solange es nötig war, um Gegenmaßnahmen des NS-Regimes zu vermeiden, die Stellungen im Süden Harburgs zu verteidigen, dann aber die Hansestadt möglichst kampflos den Briten zu übergeben.

 

Die 7th Armoured Division hatte am 19. April 1945 die Autobahn Hamburg – Bremen unterbrochen und stieß am 20. April 1945 nach einigen Gefechten im Vorfeld auf die Hamburger Verteidigungsstellungen. Die bewaldeten Harburger-Berge erwiesen sich als ein für eine Panzerdivision schwieriges Gelände. Das britische XII. Corps befahl daher bereits am 21. April 1945 der Division auf Weisung der britischen 2. Army, ihren Angriff auf die Harburger Brücken einzustellen und eine Defensiv-Stellung in der erreichten Linie einzunehmen, bis der geplante Angriff des östlich benachbarten VIII. Corps über die Elbe bei Lauenburg Erfolg gehabt habe.

 

Exkurs: Ungarn in Norddeutschland

U

m den Jahreswechsel 1944/45 schlossen die sowjetischen Armeen die ungarische Hauptstadt Budapest ein und drängten die deutsche Front auf den Plattensee zurück. Damit war der verbliebene deutsch/ungarisch kontrollierte Raum für die Ausbildung der verbündeten Ungarn zu klein geworden. Um dieses Heer dennoch zu organisieren und zu festigen, verlegte man ungarische Verbände nach Deutschland und nach Dänemark. Die ungarische Panzertruppenschule und ihr Lehrregiment kamen nach Bergen in die Lüneburger Heide. Im April 1945 standen die Briten an der Aller und die Verlegung der Ungarn nach Dänemark war geplant. Da meldeten sich zwei junge ungarische Offiziere und ein Feldwebel bei dem deutschen Verbindungsoffizier Oberst Schmidt. Sie sagten: „So wie die deutschen Truppen Ungarn verteidigen, so wollten sie in der Lüneburger Heide auch Deutschland verteidigen helfen. Wir wollen kämpfen und viele von uns Ungarn auch“.1 Oberst Schmidt besprach diesen Antrag mit Oberst Berecseny, dem ungarischen Kommandeur und dem Major Kalandy. Im Einvernehmen mit diesen Offizieren genehmigte er die Aufstellung einer ungarischen Freiwilligen-Kompanie. Es kamen aber über 400 Ungarn und so wurde eine Kampfgruppe daraus. Diese wies tapfer bei Hermannsburg und Müden/Örtze die britischen Angriffstruppen zurück. Sie musste dann aber unter Verlusten – ungefähr 30 Ungarn liegen dort auf dem Gefallenenfriedhof – der Übermacht weichen.2

 

1      Hanns Schmidt, Befragungen, u.a. am 21.09.1980, 07.07.1983 und 05.06.1985

2      Kalandy, Schreiben an den Verfasser, o.D.

 

Der Angriff der Panzer-Division „Clausewitz“

 

Während die Kampfgruppe Grosan und die 2. Marine-Infanterie-Division die Heidelinie bezogen, bereitete sich der „Feste Platz“ Uelzen an deren östlichen Ende auf seine Verteidigung vor. Die 15th (Scottish) Infantry Division mit ihren drei Infanterie Brigaden (44., 46., 227.) trieb von der Aller bei Celle die Reste der Brigade-Kampfgruppe des Generalmajors Tzschökell (Nebelwerferschule Celle) durch den großen Lüss-Wald vor sich her. Die Schotten hofften, Uelzen am 14. April 1945 einnehmen zu können.

Die 10th Highland Light Infantry (HLI) marschierte in der frühen Morgendämmerung an der Spitze der 277th Infantry Brigade. Sie konnten die höheren Gebäude von Uelzen schon vor sich sehen, da blitzten vom Südostrand des links von ihr liegenden Vororts Veerßen plötzlich Abschüsse auf. Die Highlander waren in eine deutsche Falle hinein geraten. Sie erkannten deutsche Selbstfahrlafetten, die sich flankierend zur heutigen Bundesstraße 4 aufgestellt hatten. Die Panzerjäger hatten die Briten offensichtlich erwartet und waren auch von deren Aufklärung unentdeckt geblieben.1 Diese deutsche Einheit wird häufig als Heeres-Panzerjäger-Abteilung 611 bezeichnet. Dieser Verband soll mit dem Jagdpanzer 38t, dem sog. „Hetzer“ ausgestattet gewesen sein. Aber die Briten wollen auch Flugabwehrgeschütze erkannt haben.

Die 10th HLI wurde von einer Kompanie Churchill Panzer der 3rd Scots Guards begleitet. Doch auch diese schweren Panzer konnten nicht verhindern, dass einige der schottischen Panzer und Fahrzeuge in Flammen aufgingen. Die Churchills gerieten sogar selbst in Gefahr, als sie von der sie schützenden Infanterie getrennt wurden. Um vor den deutschen Panzernahbekämpfern mit ihren Panzerfäusten sicher zu sein, mussten Mitglieder der Panzerbesatzungen aussteigen und die Nahsicherung übernehmen.2

Ein brennender deutscher LKW und der britische Spitzenpanzer stießen zusammen und blockierten die Straße.3 Als aus dem Waldstück östlich der B 4 dann plötzlich noch deutsche Infanterie, unterstützt von Selbstfahrlafetten mit aufmontierter 2 cm Vierlingsflak erschien, war das Chaos bei den Briten perfekt. Es gelang den Deutschen die Straße zu überqueren, dabei zerschossen sie eine Vielzahl von TCVs (Troop Carrying Vehicles) der Highland Light Infantry.

Die 2nd Argyll & Sutherland Highlanders und eine weitere Panzerkompanie, die S Company der 3rd Scots Guards, wurden nach vorne geschickt. Sie sollten der in Bedrängnis geratenen Highland Light Infantry als Rückendeckung dienen.4 Aber erst das direkte Feuer der britischen Artillerie brachte den Highlandern Entlastung. Sie konnten zum Gegenangriff übergehen und zwangen die deutschen Angreifer zur Umkehr.5

 

Am Abend zählte die am Vortage noch 881 Mann starke 10th Highland Light Infantry sieben Gefallene, 58 Verwundete und mindestens einen Vermissten, der in deutsche Gefangenschaft geraten war.6 Sie hatten 10-15 Fahrzeuge verloren. Der vierköpfige Artilleriebeobachtungstrupp des 63rd Medium Artillery Regiments hatte zwei Tote und einen Verwundeten zu beklagen. Ihr Universal Carrier ging ebenfalls in Flammen auf.7 Die Verluste der anderen Unterstützungseinheiten sind nicht bekannt.

 

Da der Angriff sich hier festgefahren hatte, ließ der Divisionskommandeur der Schotten, ostwärts dieser angeschlagenen Truppe, seine 46th Infantry Brigade auf die Dörfer Stadensen und Nettelkamp vorgehen.

 

Im Raum nördlich von Uelzen versammelte der Generalleutnant Martin Unrein gerade die ersten herankommenden Verbände seiner ad-hoc aufgestellten Panzer-Division Clausewitz. Er hatte einen sehr weitreichenden Auftrag. Erst einmal wollte er – der sich durch lange Ostfronterfahrung auszeichnete und Ende November 1942 bis auf 48 km beim Entsatzangriff an den Kessel von Stalingrad herangekommen war – jetzt die Flankenbedrohung seiner Division bei ihrem geplanten Durchbruch nach Süden ausschalten.

 

So gab er den ersten eingetroffenen Verbänden, dem Panzergrenadier-Bataillon „Feldherrnhalle“ (FHH) und der Panzerjäger-Abteilung „Großdeutschland“ (GD) unter Major Walle, den Auftrag, mit ihren etwa 30 Schützenpanzern und 20 Sturmgeschützen im Nachtangriff die Dörfer Nettelkamp und Stadensen zu nehmen und möglichst der 227th Infantry Brigade in den Rücken zu stoßen.

In diesen beiden Dörfern musste es so am 15. April 1945 zu einem Zusammenprall der Kräfte kommen. In Nettelkamp war hauptsächlich die C Squadron des 15th Recce Regiments (Aufklärungsregiment) untergezogen. In Stadensen trafen gerade die 2nd Glasgow Highlander als das Spitzen-Bataillon der 46th Infantry Brigade ein. Sie wurden begleitet von einer Kompanie Churchill Panzer der Coldstream Guards, zwei Batterien Feldartillerie, Panzerabwehrkanonen, einigen Pionieren und einer Vielzahl von Stabs- und Versorgungsfahrzeugen.8 Das Vorgehen beider Seiten führte zu einem heftigen Nachtkampf auf nächste Entfernungen. Die Dorfbevölkerung versuchte in die umliegenden Felder zu fliehen oder verbarg sich in den Kellerräumen, viele Gebäude gingen in Flammen auf.

 

Die Briten wurden völlig überrascht und die Verluste waren entsprechend hoch. Der Schock bei den Aufklärern der C Squadron in Nettelkamp saß besonders tief. Sie schrieben später in ihr Kriegstagebuch (War Diary): „Die Angreifer mussten unter Drogen gestanden haben oder waren betrunken, da viele von ihnen verrückte Risiken in Kauf nahmen. Sie heulten und schrieen wie Indianer. (…) Spandaus [britische Bezeichnung für das MG 42] eröffneten das Feuer auf alle Haus-Eingänge und auch die Selbstfahrlafetten schossen plötzlich auf die Häuser, die wir besetzt hatten und setzten sie in Brand. Das bedeutete, dass es unmöglich für die Männer war zu ihren Fahrzeugen zu kommen. Diese waren neben den besetzten Häusern geparkt.“9

Die Briten in Nettelkamp wurden völlig zerschlagen. Die C Squadron des 15th Aufklärungsregiments beklagte an diesem 15. April 1945 fünf Gefallene, 14 Verwundete und 39 Vermisste. Dazu kamen die Fahrzeugverluste: acht Universal Carrier, vier gepanzerte Spähwagen und ein Halbkettenfahrzeug.10 Von der deutschen Kampfgruppe blieben in Nettelkamp 15 Tote11 und eine unbekannte Anzahl von Verwundeten zurück.

 

Die deutsche Streitmacht wandte sich nun Stadensen zu. Der Adjutant des Kommandeurs der Panzerjäger-Abteilung „GD“ schrieb 1954 in einem Brief dazu: „Die Amerikaner [sic!] hatten sich dort bestens getarnt und unsere Teile ungestört in den Ort hineinfahren lassen, um dann mit allen verfügbaren Kräften die Sturmgeschütze und SPW anzugreifen und zusammenzuschießen. In dieser Lage kamen Major Walle und ich mit einem VW in den Ort und erlebten eines der wüstesten Ortsgefechte des Krieges. Hierbei schoß Major Walle 9 schwere Panzer ab, nachdem er im Gefecht um Nettelkamp schon 4 Panzerspähwagen abgeschossen hatte. Bei seinem letzten Panzerabschuss auf 10 m Entfernung wurde Major Walle durch Kieferdurchschuss schwer verwundet. Das Ritterkreuz bekam Major Walle am 20.04.1945 von dem Chefarzt des Kiefernlazaretts in Hamburg-Blankenese (…) ausgehändigt.“12

 

Ob die Highlander die Deutschen bewusst so weit in das Dorf hineingelassen hatten oder ob sie einfach überrascht worden waren ist unklar. Vieles spricht für die völlige Überraschung der Briten durch den deutschen Angriff. Die 2nd Glasgow Highlander wehrten sich verzweifelt. Ihr Bataillonskommandeur Lieutenant Colonel Baker-Baker verbot den Rückzug und befahl: „fight it out“.13

Der Gefechtsschreiber der Glasgow Highlander notierte später: „Insgesamt wurden acht feindliche Halbkettenfahrzeuge und zwölf Selbstfahrlafetten komplett zerstört. Unsere eigenen Verluste bestanden hauptsächlich aus nicht gepanzerten Fahrzeugen, die der Beschuss zerstört hatte. Captain Scott und Lieutenant R…(unleserlich) starben, Captain Gordon wurde verwundet, 5 weitere fielen und 28 wurden verwundet.“14

Insgesamt verloren die Schotten etwa 20 Panzer, eben so viele Universal-Carrier und 31 weitere Kfz.15

 

Doch auch die deutsche Seite hatte menschliche Verluste zu beklagen. Auf dem Friedhof in Stadensen liegen 44 Menschen beerdigt, das Todesdatum lautet bei allen 15.04.1945. Mindestens 19 davon sind Zivilisten, darunter viele Kinder. Eine Zeitzeugin berichtete später: „Als wir schließlich vom Keller hinaufgehen konnten und uns umschauten, brannte das ganze Dorf lichterloh. (…) Auch unter der (übrigen) Bevölkerung gab es Tote und Verletzte. Viele Soldaten sind in dieser Nacht auf beiden Seiten gefallen. Das Dorf war voll von ausgebrannten Panzern und anderen Fahrzeugen. Verkohlte Leichen lagen noch darin. Es war schrecklich und unbeschreiblich. (…) Das Dorf Stadensen hat eine schwere, furchtbare, unvergessliche Nacht durchgemacht.“16

 

Als die Dämmerung des 15. April 1945 einsetzte, sahen die deutschen Panzerjäger und Panzergrenadiere, wie sich die Briten, im von ihnen noch gehaltenen Ortsteil von Stadensen, durch das Heranführen weiterer Verbände der 46th Brigade weiter verstärkten. Das zunehmende Tageslicht lies auch bald britische Jagdbomber erwarten. Ein Großteil der deutschen Truppen zog sich zurück, die Panzerschlacht von Nettelkamp/Stadensen war zu Ende. Am Abend waren die Briten wieder vorgerückt. Auch Nettelkamp wurde erneut besetzt und die Schotten machten 107 deutsche Gefangene.17

 

Die 227th Infantry Brigade, die am Vortage mit ihrer 10th Highland Light Infantry vor Veerßen liegen geblieben war, wollte an diesem 15. April 1945 wieder einen Erfolg verzeichnen können. Man wollte endlich die Einnahme von Veerßen und am liebsten auch gleich die Besetzung von Uelzen melden.

Der Brigadekommandeur E.C. Colville bildete eine Angriffsformation aus seinen drei Bataillonen. Er konnte jedem Bataillon eine Kompanie Churchill Panzer der 3rd Scots Guards als Verstärkung mitgeben.

Die 2nd Argyll & Sutherland Highlanders positionierte er ganz rechts, die 10th Highland Light Infantry links und die 2nd Gordon Highlanders in der Mitte.18

 

Der 15. April 1945 war erst eine halbe Stunde alt, als um 00:30 Uhr der Angriff begann. Dieser britische Vorstoß fand somit fast zeitgleich mit dem o. g. deutschen Angriff statt. Den 2nd A&SH gelang es ohne Widerstand vorzurücken. Ihre Churchill Panzer, die S Squadron der 3rd Scots Guards, wurden dann im Laufe des Tages auch prompt abgezogen. Sie sollten eine neue Verteidigungslinie bei Stadensen bilden, falls es den Deutschen gelang den Ort zu erobern und sie versuchen würden weiter nach Holdenstedt vorzurücken.19

Die vier Kompanien der 10th HLI kämpften sich mühsam durch Veerßen vor. Die sie begleitenden Churchill Panzer konnten, wegen der engen Straßen und der Bedrohung durch „Panzerfaust-Squads“20, nicht die notwendige Unterstützung geben. Dichter als bis 150 m wagten sie sich nicht an den Ortsrand heran. Verantwortlich für diese Vorsicht waren auch die mittlerweile klar erkannten sechs deutschen Selbstfahrlafetten, wahrscheinlich Hetzer. Diese waren von jeweils 6-10 Panzergrenadieren umgeben und dahinter lagen die Maschinengewehrstellungen.21

 

Bei den 2nd Gordons starteten die D Company unter Major Grose und ein Zug Churchill Panzer unter Lieutenant Barne eine viel versprechende Attacke. Sie überquerten ebenfalls die Bahngleise und kamen bis zu den ersten Häusern von Veerßen. Dann eröffneten die deutschen Verteidiger das Feuer. Zum Entsetzen der Briten nicht nur von vorne, sondern auch von der linken Seite. Zwei Churchills wurden durch Panzerfaustbeschuss zerstört und Lieutenant Barne schwer verwundet.22 Major Grose musste Anhalten und diese Flankenbedrohung beseitigen. Dann stieß er auf stark befestigte Häuser, konnte eine Selbstfahrlafette sowie ein Halbkettenfahrzeug ausmachen und lag unter Dauerbeschuss durch die Selbstfahrlafette, 2 cm Geschützen und Granatwerfern. Die immer noch anhaltende Dunkelheit und der zu erwartende, so abschreckende Häuserkampf liess die Briten langsamer werden, umgruppieren und dann offensichtlich ganz anhalten.23

 

Die Briten, überwiegend die 227th Infantry Brigade, hatten an diesem Tag vor Veerßen mindestens 42 Ausfälle zu beklagen. Die 10th HLI hatte 18 Verwundete zu versorgen. Die D Company der 2nd Gordons begruben zwei Gefallene und übergab ihre acht Verwundeten den Sanitätern. Die 3rd Scots Guards vermerkten einen Toten und 13 Verwundete in ihrem Kriegstagebuch.24

Veerßen wurde erst zwei Tage später, am Abend des 17. April 1945 von den 9th Cameronians der 46th Infantry Brigade eingenommen.25

 

Auf deutscher Seite starben bei dem Kampf um Veerßen zwischen dem 14. April und dem 17. April 1945 29 Soldaten. Sie ruhen auf dem Friedhof in Veerßen.26

 

Diese Ereignisse machten den Vorstoß der Panzer-Division Clausewitz nach Süden möglich.

Was sollte damit erreicht werden, was war operativ geplant, welches Ziel gesetzt?

In Zeiten zusammenstürzender deutscher Fronten, wo sich die eigenen Truppen nur noch zeitlich begrenzt verteidigen konnten und dann auswichen, wollte das Oberkommando der Wehrmacht durch einen außergewöhnlichen Schachzug, jenseits aller Realität, in Norddeutschland den Kriegsverlauf verändern. Dahinter stand Hitlers, wohl in Selbstsuggestion des Fanantikers, immer wieder im Führungskreis verkündete fanatische Ansicht, die Wehrmacht müsse nur durchhalten, bis die Sowjetunion mit den USA und England unvermeidlich in einen Streit um die größere Kriegsbeute, um die Teile Deutschlands gerate. Dann werde ihr heterogenes Bündnis des Kapitals mit dem Kommunismus platzen. Der Tod des US-Präsidenten Roosevelt am 12. April 1945 hatte diese trügerische Hoffnung noch genährt. Bei einem Besuch von Goebbels kurz zuvor an der Ostfront war er nach dem Verkünden seiner Durchhalteparolen mit Bezug auf den Siebenjährigen Krieg von Offizieren gefragt worden: „Und welche Zarin muß diesmal sterben?“

 

Noch stand die Ostfront an Oder und Neiße, aber in dem schnellen Vordringen der Briten und der Amerikaner gegen die Elbe sah das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die nur noch wenige Wochen bevorstehende totale Niederlage. Als es den Plan des verzweifelten Gegenschlages verfaßte, verteidigte Generalfeldmarschall Models Heeresgruppe B noch das eingeschlossene Ruhrgebiet. Als Spitze des Entsatzangriffs sollte eine neue Panzer-Division aus den besten noch verfügbaren Kräften stehen.

 

Mit dem Aufstellungsbefehl vom 6. April 1945 erhielt sie den Namen „Clausewitz“. Das Kriegsgeschehen ging rasend schnell weiter. Als die ersten Verbände dieser Division ab dem 12. April im Raum Lüneburg – Uelzen eintrafen, brach der Widerstand im Ruhrgebiet bereits zusammen. Die Amerikaner hatten Hannover und Braunschweig genommen, sie standen vor Magdeburg und in Tangermünde. Fünf US-Divisionen hatten diesen Elbe-Abschnitt gewonnen, drei weitere folgten ihnen nach. Denen stellte das OKW auf dem Ostufer des Stromes die neu aufgestellte 12. Armee „Wenk“ gegenüber.

 

Die neue Panzer-Division Clausewitz sollte jetzt, durch eine zwischen den Briten und Amerikanern festgestellte Lücke, zwischen Uelzen und Salzwedel nach Süden durchstoßen und den Mittellandkanal überschreiten. Dann sich am Elm mit eigenen Kräften aus dem Harz vereinen und den Amerikanern an der Elbe überraschend aus Westen in den Rücken fallen.

In der Tat war sogar die Funkverbindung zwischen der 15th (Scottish) Division und dem benachbarten XIII. US Corps verloren gegangen.

Die „Clausewitz“, hinter der noch zwei weitere Divisionen als nachfolgende Verstärkung eingeplant waren, sollte im rückwärtigen Gebiet der Amerikaner soviel Unheil anrichten, dass sich diese gezwungen sehen würden, ihre Divisionen von der mittleren Elbe abzuziehen, um sie gegen diesen neuen Feind zu wenden.

Der General Blumentritt lehnte, als er in den Angriffsplan eingewiesen wurde, diesen energisch ab. Das OKW unterstellte sich daher das XXXIX. Panzerkorps direkt und machte dessen kommandierenden General Karl Decker, persönlich für die befehlsgemäße Durchführung der Angriffsoperationen verantwortlich. Um dieses zu unterstreichen, stellte das OKW ein höheres Kriegsgericht zum Stab des XXXIX. Panzerkorps ab.26

In dieser stürzenden Lage sollte die „Clausewitz“ nicht mehr auf eine vollständige Versammlung der ihr zugeteilten Kräfte warten. General Decker erhielt den Befehl unverzüglich mit den Truppen, die schon vorhanden waren, angreifen zu lassen. So mußte der Generalleutnant Martin Unrein den beiden Verbänden, die er zum Vorausangriff auf Stadensen eingesetzt hatte, in der Nacht vom 15./16. April befehlen, als I. Kampfgruppe seiner Division den Hauptangriff einzuleiten und auf das Straßenkreuz Brome vorzugehen, das am Morgen erreicht wurde.

Ganz überraschend bei dieser wirren Verkehrslage traf im Bereitstellungsraum der Division ein Eisenbahntransport aus Grafenwöhr in Franken ein, der auf seinem langen Weg auch überall woanders dringend gebraucht worden wäre. Der Transportführer, Leutnant Schulze, reihte sich mit seinen fünf Panzern IV und einer Anzahl Flakgeschütze als II. Kampfgruppe in den laufenden Angriff ein, erreichte gegen Mittag des 16. April 1945 die I. Kampfgruppe. Diese lag noch bei Brome und er schloss sich ihr an.28

Mit vereinten Kräften durchbrachen sie den Sperrversuch eines US-Bataillons, stießen bald danach auf ein Infantry Bataillon der nachgeführten 102nd US Infantry Division, das durch eine Panzerkompanie verstärkt war. Sie blieben mit ihrem Angriff davor liegen und wurden in das Waldgebiet zwischen Klötze und Gardelegen abgedrängt. Hier igelten sie sich ein und hofften auf die nächsten Kampfgruppen ihrer Division (und wohl auch auf Betriebstoffversorgung).

Die Amerikaner sahen die Nachführung von Truppen und Versorgung ihres XIII. Korps unterbrochen und holten aus allen Richtungen Verbände zusammen, um diese Kampfgruppe der „Clausewitz“ zu vernichten.

 

Es zeigte sich jetzt deutlich: Der allen Kampfgrundsätzen widersprechenden zersplitterte Einsatz der Panzer-Division mit ihrer beträchtlichen Streitmacht von etwas mehr als hundert Panzern, Sturmgeschützen und Schützenpanzern verhinderte, dass der Verband in seinem Operationsraum eine durchschlagende Wirkung auf das Kriegsgeschehen gehabt hatte.

 

Die III. und stärkste Kampfgruppe der „Clausewitz“ wurde von der Panzer-Schießschule Putlos gestellt. Sie bestand im Kern aus den beiden Panzerkompanien der Panzer-Schießlehrgruppe, die Major von Bennigsen führte. Ihm hatte der Schießplatz-Kommandant, Oberstleutnant Fechner, zur Verwunderung des Majors, auch die Führung der ganzen Kampfgruppe angetragen. Die Panzerkompanie des Hauptmanns Gerhard Kripahle bestand aus 15 Panzer IV, III und einigen Panzerjägern. Die schwere Panzerkompanie des Hauptmanns Adolf Pollmann aus 13 Panzern, überwiegend Panzer V „Panther“, dabei auch zwei oder drei Panzer VI „Tiger“. Hinzu trat eine Kompanie Panzergrenadiere mit zehn Schützenpanzerwagen, sowie eine gepanzerte Aufklärungskompanie.

 

In einer Zeit, in der die feindlichen Jabos an jedem Tag Jagd auf die Eisenbahnzüge, besonders auf deren Lokomotiven machten, verzögerten sich fast alle Transporte erheblich. So kam die Truppe aus Putlos erst ab dem 16. April zwischen Lüneburg und Uelzen zur Entladung. Die Kampfgruppe rollte in ihre Bereitstellung und erhielt am 18. April ihren Angriffsbefehl: Durchstoßen bis zum Elm südostwärts von Braunschweig.

Gerade an diesem Tag war die letzte Funkmeldung der im Forst Klötze auf sie wartenden I. und II. Kampfgruppe eingegangen, die sich 65km entfernt befand. Danach war von dieser Truppe nichts mehr zu hören.

 

„Von unserem so weit gesteckten Angriffsziel haben wir erst bei unserer Befehlsausgabe durch Major von Bennigsen gehört“, berichtete Hauptmann Kripahle, „noch mehr erstaunt waren wir, als bei der ersten Rast bei uns Generäle zu sehen waren“.29

Der Divisionskommandeur Unrein hatte sich in seine Hauptkampfgruppe eingereiht. Auch der kommandierende General des XXXIX. Panzerkorps, Decker, dessen Widersprechen das OKW nicht von dem überhasteten Einsatz der einzeln eintreffenden Verbände abgebracht hatte, war entschlossen, diesen Angriff mit zu fahren. Ihn trieb wohl eine bestimmte Absicht, denn eigentlich hätte er sich um die beiden anderen Divisionen seines Korps kümmern müssen. Beide sollten der „Clausewitz“ nachfolgen, aber waren zu einem solchen Angriff überhaupt nicht in der Lage.

Kripahle erinnert sich: „Obwohl die höhere Führung anwesend war, konnte mir, der ich die Spitzenkompanie führte, niemand ein Feindlagebild geben. Wir wußten auch nicht, welche weiteren eigenen Kräfte voraus waren oder hinter uns folgen würden“.30

Das war auch dem Führer der Kampfgruppe nicht bekannt. Major von Bennigsen (dessen Frau, die Tochter des britischen Schriftstellers John Knittel, die mit ihren Kindern in die Schweiz ausgewichen war) sagte: „Stets hatte ich vermieden, gegen die Engländer zu kämpfen, war lieber an der Ostfront geblieben. In diesen Einsatz bin ich mit inneren Widerstreben gegangen, ich hätte ihn gern nicht mitgemacht, aber ich konnte meine Soldaten nicht zum Schluß allein lassen“.31

 

Den Amerikanern war inzwischen bekannt, dass die bei Klötze gestellten und eingekreisten Truppen keine herumirrenden Einheiten waren, sondern die Spitze eines deutschen Gegenangriffs. Um diesen aufzufangen, setzten sie Verbände aus den rückwärtigen Combat-Groups ihrer Divisionen auf dem Weg zur Elbe ein. Die Aufklärung im Gelände und aus der Luft wurde intensiviert. An Verkehrswegen, wo sie die nächste deutsche Kampfgruppe erwarteten, bezogen sie Auffangstellungen. So stellte die 5th US Armored Division auf einem gut einen Kilometer breiten Geländestreifen ostwärts von Wittingen, bei Hasselhorst/Lindhorst, zwischen zwei Wäldern einen Pak-Riegel auf. Gerade in diesen Geländestreifen bogen die Putloser Panzer von Osten her ein. Die amerikanischen Panzerabwehrkanonen verrieten sich durch zu frühe Feuereröffnung. Nun folgte etwas, was auch Bundeswehr-Panzerbesatzungen von ihren Übungen auf Munster-Nord geläufig ist, wo in einem sehr ähnlichen Gelände geübt wird.

Die beiden Panzerkompanien, Pollmann im Norden und Kripahle im Süden, nutzten die Waldränder, um mit einem Teil ihrer Spitzenpanzer den Feuerkampf auf schräge Entfernung zu führen, und sich mit anderen Panzern zum Kernschuss anzunähern. Die Schießlehrer an der Panzer-Zieloptik trafen sicher. Die Amerikaner, obwohl vorbereitet, hatten keine Chance. Ihre obere Führung haben die beiden deutschen Kompaniechefs dabei nicht in Anspruch genommen. General Unrein beklagte sich später in seinem Bericht, dass ihm von dem Gefecht gar nicht gemeldet worden war.

Jetzt war eine amerikanische Sicherungsstellung durchstoßen und es musste mit Angriffen von amerikanischen Jagdbombern gerechnet werden. Pollmann zog mit seiner Kompanie im Wald nördlich von Hasselhorst, Kripahle mit seiner Kompanie im Wald südostwärts von Hasselhorst unter. Beide mussten dringend ihre Panzer auftanken. Pollmann wurde von den Versorgungsfahrzeugen und von der nachfolgenden Führung gefunden, Kripahle nicht. Obwohl er an allen Wegen im Umkreis Einweiser aufgestellt hatte. Seine Kompanie konnte sich mit dem Rest-Benzin gerade noch einigeln. Auch Spähtrupps brachten kein Ergebnis. Kripahle wartete noch bis in die Nacht. Als nichts mehr zu hören war, auch keine eigenen Truppen oder Versorgungsfahrzeuge nachkamen, stand er vor einer schweren Entscheidung. Er befahl die Panzer unbrauchbar zu machen und seiner Kompanie sich in kleinen Trupps nach Norden durchzuschlagen.

 

Die III. Kampfgruppe griff am 19. April 1945 weiter über Ohrdorf und Ehra-Lessien auf die Mittellandkanalbrücke nördlich Fallersleben an, ohne nach ihrer abhanden gekommenen Panzerkompanie Kripahle zu suchen. Doch sie hatte durch deren Ausfall etwa die Hälfte ihrer Kampfpanzer eingebüßt. Der abenteuerliche Ritt ging weiter. Funkverbindung scheint sie nirgendwohin mehr gehabt zu haben, auch nicht zu den gar nicht so weit (25km) von ihr entfernten ersten beiden Kampfgruppen, die im Forst Klötze um ihren Bestand kämpften. Einen Tag später brachen deren letzten Sturmgeschütze aus der Umklammerung nach Westen aus und kreuzten dabei bei Ehra den Weg, den die III. Kampfgruppe jetzt nahm.

Das große Waldgebiet südlich von Wittingen nutzend, machte sich Major von Bennigsens Panzerverband zum Angriff auf die einzige, ihm als unzerstört bekannte Kanalbrücke, die Panzer tragen konnte, bereit. Sein weiteres Vorgehen richtete er so ein, dass er erst nach Einbruch der Dunkelheit vor der Brücke stand. Dort war inzwischen ein durch eine Panzerabwehr-Einheit verstärktes US Infantry Bataillon in Stellung gegangen. Ungünstigerweise traf die Panzerkompanie Pollmann auf der bei Ehra kreuzenden Straße Brome – Gifhorn auf US Nachschubkolonnen und schoss eine davon zusammen. So waren die US Truppen am Kanal vor dem sich nähernden deutschen Panzerverband gewarnt. Der US Pakriegel ab der Brückenzufahrt schoss aus Pollmanns Spitzenzug die ersten beiden Panzer ab.

Doch jetzt setzte Major Bennigsen eine neue Waffe ein. Er war im Nachtgefecht nicht mehr auf die herkömmlichen Weißlicht-Scheinwerfer angewiesen. Schon 1943 hatte er als Lehroffizier an der Panzer-Schießschule Einsicht in die Entwicklungsversuche, mit Infrarotortungsstrahlen bei Nacht ein Ziel bekämpfen zu können, erhalten. Er konnte diese Versuche auf dem Panzerschießplatz Putlos mit einem Team weiterführen.

„Am Anfang“, so Bennigsen bei seiner Befragung, „konnten wir auf etwa 20 m ein Ziel erfassen. Als ich April ’45 mit dem Infrarot-Bildwandler Einsatz ging, konnten wir damit bis gut 200m Treffer unserer Kanonen erzielen“.32 Nach seiner Erinnerung waren in Putlos zwei oder drei Panzer V „Panther“ mit so einer Anlage ausgerüstet, die er auch mit in den Einsatz genommen hatte.

Diese Panzer stellte von Bennigsen jetzt auf einem Seitenweg neben der Straße auf. In schneller Schussfolge vernichteten sie die amerikanischen Pak an der nördlichen Brückenauffahrt und auf der Deichkrone des Kanals. Dann drangen die eigenen Grenadiere vor, General Decker überquerte mit seinem Puma-Befehlspanzer als einer der Ersten die Brücke. Auf der anderen Seite stieg er aus und ging aufrecht, im Ledermantel und deutlich erkennbar über die Brücke, den Nachfolgenden entgegen und wieder zurück, obwohl sich seine Truppe dort mit den Amerikanern Feuergefechte lieferte. Hat der General den Tod gesucht?

 

Bei der nächtlichen Fahrt der gepanzerten Kolonne durch die dunkle Stadt Fallersleben kam es an mehreren Stellen zum Schusswechsel mit den amerikanischen Infanteristen. Das ergab Verluste auf beiden Seiten, aber die meisten Gefechte wurden vermieden, weil von Bennigsen an der Spitze fuhr. Sein perfektes Englisch täuschte im Dunkeln den Amerikanern immer wieder eine „eigene“ Kolonne vor und vermied so den Feuerkampf. Aber dass musste schnell gehen, sonst stand die Entdeckung der Deutschen bevor. Aber nicht alle Panzer- und Fahrzeuggruppen konnten so rasch in der ihnen unbekannten Stadt folgen und verirrten sich auf andere Stadtausfahrten.

 

Im freien Gelände südlich der Stadt hatte Major von Bennigsen nur noch sechs Panzer und drei Schützenpanzer bei sich. So war es ein kleines Häuflein, das gegen den weithin sichtbaren Elm-Berg mit seinen Buchenwäldern zog. Aus anderen Wegen kamen von der Kampfgruppe noch weitere Einzelfahrzeuge und Fahrzeuggruppen herbei. Auch die beiden Generäle Unrein und Decker hatten es geschafft und schlossen sich wieder an. Das Angriffziel war erreicht. Man traf nicht, wie vom OKW herbefohlen, auf Truppen der im Umfeld des Harzes stehenden 11. Armee.

Stattdessen erschienen von mehreren Seiten amerikanische Verbände und schlossen die Restkampfgruppe der „Clausewitz“ ein. Mit Lautsprechern wurden die deutschen Soldaten aufgefordert, sich zu ergeben. General Karl Decker erschoß sich. Es fielen auch einige, dann gingen die meisten in Gefangenschaft. Manche, auch Generalleutnant Unrein, versuchten zu entkommen, wurden aber gestellt und gefangen.

 

Die Briten und Amerikaner waren von diesem Angriff vollkommen überrascht worden. Zwar hatten sie, besonders von Kriegsgefangenen, vorher schon sporadisch davon gehört, die Deutschen würden über hundert Panzer für einen Gegenschlag versammeln. Diesen Gerüchten hatten sie aber keinen Glauben geschenkt, weil im Kriege sich zu oft die richtigen und die falschen Nachrichten die Waage hielten.

Die Anglo-Amerikaner waren es seit ihrem Rheinübergang gewohnt gewesen, dass sich die Deutschen vor ihren Angriffskeilen nach kurzem Widerstand nur noch zurückzogen.

Die 15th (Scottish) Infantry Division war beim ersten Auftreten der „Clausewitz“ zweimal erheblich getroffen worden. Es war das Glück der alliierten Gegner, dass die Ziele dieser deutschen Panzer-Division unrealistisch weit gesteckt waren und ihre vier Kampfgruppen nicht geballt, sondern überhastet und einzeln ins Gefecht geführt wurden.

Auch versäumte es das OKW, dem doch dieser Angriff der wichtigste Einsatz an der Nord-Westfront war, dafür Luftaufklärung ansetzen zu lassen. Diese hätte der obersten Führung melden können, welche langen Kolonnen, auch von vielerlei Kampfgruppen, zwischen Hannover und Magdeburg/Wittenberge zur Elbe unterwegs waren, und dass es für die „andere Seite“ kein Problem wäre, diese auf einen gefährdeten Raum zu konzentrieren. Dafür hätten sogar die einzigen, noch durch ihre Geschwindigkeit bei Tag und Nacht geeigneten Düsenflugzeuge Arado 234 in Kaltenkirchen/Holstein zur Verfügung gestanden. Aber die erhielten Mitte April ihre Aufträge meistens für das Gebiet der unteren Aller (Rethem).

Der Angriff der „Clausewitz“ war ein verzweifelter Versuch des Oberkommandos der Wehrmacht, wieder Einfluss auf das Kriegsgeschehen im Westen zu nehmen. Dieser war weitgehend verloren gegangen. Anders hatte das offenbar auch der kommandierende General Decker nicht gesehen.

Hier ist die kurze Geschichte der offensiven Panzer-Division Clausewitz am Ende, doch sie hatte auch noch Nachzügler.

 

Auf den flachen Hügeln ostwärts Uelzen, um Rätzingen, Rosche bis Schnega, stellte sich die IV. Kampfgruppe dieser Division bereit. Uelzen war seit dem 18. April 1945 in der Hand der Schotten, ostwärts davon marschierte jetzt die britische 6th Airborne Division auf und drängte diese IV. Kampfgruppe sogleich in die Abwehr. Zum letzten Aufgebot der Panzer-Division gehörten die aus Dänemark herankommenden Teile des Panzergrenadier-Regiment 42 (Kampfgruppe der 233. Panzer-Division), verstärkt durch eine Panzerjägerkompanie.33 Die meisten Soldaten waren ungenügend bewaffnet und ausgebildet.Diese „Kampfgruppe 233“ wurde von Major Frantzek befehligt. Er konnte zwei Bataillone mit jeweils drei Panzergrenadier-Kompanien und einer schweren Kompanie bilden. Das I. Bataillon führte Major Prahl, das II. Bataillon unterstand Major Kellermann.34

Dazu kamen die Reste der Panzerjäger-Abteilung 661, die vorher im Einsatz bei Veerßen stand, die Panzerjäger-Abteilung 18, die ihrer Division im Osten entzogen und hier eingesetzt worden war.35 Major Prahl und Major Kellermann bekamen jeweils drei Jagdpanzer zugewiesen.36 Eine Kompanie der Flak-Abteilung 184 stand ebenfalls in der Gegend.37

Es sollten noch Volkssturm Bataillone hinzukommen und die sich zwischen Uelzen und Lüneburg befindlichen Flak-Abteilungen – die Artillerie der „Clausewitz“. Doch das alles genügte nicht, um der besonders kampfstarken britischen 6th Airborne Division zu begegnen.

 

Der Fahnenjunker-Feldwebel Fritz Latendorf von der Panzerjäger-Abteilung 18 berichtet: „Nach unserer Neuausrüstung im Heereszeugamt Güstrow, wo wir 14 Jagdpanzer Hetzer erhielten, wurden wir der ‚Clausewitz’ zugeteilt und hatten über Dömitz in den Raum ostwärts Uelzen zu marschieren, weil wir nicht mehr zur 18. Panzergrenadier-Division zurück sollten, sondern zur Neuaufstellung der ‚Clausewitz’ zugeteilt waren. Angekommen, wurde unsere Panzerjäger-Kompanie, Chef Oberleutnant Busch, zuerst bei Hanstedt eingesetzt, dann richteten wir uns darauf ein, den Ort Rosche mit seinem Straßenkreuz zu halten. Bedenken hatten wir, jetzt im eigenen Land gegen die Briten zu kämpfen, was offensichtlich die eigene Bevölkerung nicht wollte. Vorher im Osten unterstützten die Landsleute uns überall. Mit uns war ein Bataillon aus Dänemark eingesetzt, Jugendliche von 17-19 Jahren, mit ihren Ausbildern. Wir trauten ihnen keinen Kampfwert zu. Das zeigte sich bald. Während die jungen Soldaten ihre Stellungen bauten, wurden sie von einem britischen Artillerieschlag erfaßt: Mehrere Tote, viele schreiende Verwundete, das Bataillon lief auseinander. Die Briten hatten das auch erkannt, sie kamen mit Jeeps und Sanitätern auf das Gefechtsfeld. Wir stellten natürlich sofort unser Feuer ein und nahmen Verbindung auf. Die Briten wollten ‚den Kindern’ helfen.“38

 

Ohne ausreichende Infanterie-Unterstützung sahen sich die Panzerjäger-Abteilung 18 und die Kompanie der Flak-Abteilung 184 nicht in der Lage, ihre Stellungen zu halten. Sie zogen sich in Richtung des Brückenkopfes Dömitz zurück und verloren dabei ihren Zusammenhalt.

Nur wenige entkamen über die Elbe. Am 28.04.1945 fand sich der Rest der Kampfgruppe 233 mit 8 Offizieren, 33 Unteroffizieren und 92 Mannschaften im Raum Pritzier – Hagenow zusammen.39

 

 

1      War Diary 10th HLI

2      Begründung Ordensverleihung Military Medal Guardsman John Thomson, WO 373/54/936

3      War Diary 10th HLI

4      War Diary 3rd Scots Guards

5      War Diary 10th HLI

6      War Diary 10th HLI

7      Begründung Ordensverleihung Military Cross Captain Samuel Peter Hopkinson Lumb, WO 373/54/716

8      Begründung Ordensverleihung Bar to DSO Lieutenant Colonel Henry Conyers Baker-Baker, WO 373/54/551

9      War Diary 15th Recce Regiment

10      War Diary 15th Recce Regiment

11      Gräberverzeichnis Friedhof Nettelkamp, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

12      Brief von Friedrich Anding an U. Schwarzrock vom 30.10.1954, Bundesarchiv

13      Begründung Ordensverleihung Bar to DSO für Lieutenant Colonel Henry Conyers Baker-Baker, WO

14      War Diary 2nd Glasgow Highlander

15      Willy Klapproth: Kriegschronik 1945 der Stadt Soltau und Umgebung, S. 50/51, 55/57, 71/72

16      Frau Daum, Bericht, in: Klaus Voss/Paul Kehlenbeck: Letzte Divisionen 1945, S. 119

17      War Diary 9th Cameronians

18      War Diary 3rd Scots Guards

19      War Diary 3rd Scots Guards

20      War Diary 10th HLI

21      War Diary 10th HLI

22      War Diary 3rd Scots Guards

23      War Diary 2nd Gordons

24      War Diary 10th HLI, War Diary 2nd Gordons und War Diary 3rd Scots Guards

25      War Diary 9th Cameronians

26      Gräberverzeichnis Friedhof Veerßen, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

27      Walter von Benningsen, Befragung am 12.10.2007, demnach überwachte das Kriegsgericht die Führung des XXXIX. Panzer Korps

28      Ulrich Saft: Krieg in der Heimat, S. 245/248, 353/356, 367/369

29      Gerhard Kripahle, Befragung im September 2001

30      Gerhard Kripahle, Befragung im September 2001

31      Walter von Bennigsen, Befragung am 12.10.2007

32      Walter von Bennigsen, Befragung am 12.10.2007

33      KTB Wehrmachtsbefehlshaber Dänemark vom 01.01.1945 bis 26.05.1945, Eintrag 02.04.1945

34      G-2 Report No. 264, 5. US Armored Division

35      Fritz Latendorf, Befragung im April 1979 und am 26.04.2000 sowie Regimental Journal of 1945 „The Royal Ulster Rifles“, S. 33

36      G-2 Report No. 264, 5. US Armored Division

37      wahrscheinlich die 3. Kompanie, unter ihrem Chef Lange, vgl. G-2 Report No. 265, 5. US Armored Division

38      Fritz Latendorf, Befragung im April 1979 und am 26.04.2000

39      Abschlussmeldung Aufstellungsstand der Restteile Panzerdivision Clausewitz v. 28.04.1945

 

Jagdpanzer Hetzer im Panzermuseum Saumur

 

 

Generalleutnant Martin Unrein

 

Zusammengeschossener amerikanischer Nachschub-LKW (aufgenommen am 11.04.1945 bei Voitze).

 

Fahnenjunker-Feldwebel Fritz Latendorf, hier 1942 als Obergefreiter.

 

Britischer Comet Panzer im Panzermuseum Munster.

 

Beiderseits Uelzen

 

Links und rechts von Uelzen vollzogen sich vom 14.-18. April 1945 große Bewegungen gepanzerter Truppen. Die Kleinstadt war kurzfristig dafür zum Dreh- und Angelpunkt geworden. Die Panzerdivision Clausewitz stürmte wellenartig ostwärts an der Stadt vorbei nach Süden. Nur etwas später kam die britische 11th Armoured Division mit über hundert Panzern aus Südwesten heran, passierte Uelzen westlich und drehte auf die Straße nach Lüneburg (heutige B 4) ein.

Diese Division unter ihrem Kommandeur Major-General Roberts, vorzüglich mit dem neuesten Typ des „Comet“ Panzers ausgestattet, hatte Hermannsburg, Müden, Faßberg genommen, auch gegen den Widerstand der auf deutscher Seite freiwillig kämpfender Ungarn. Sie stellte sich gerade bereit, die schwachen deutschen Verteidiger an der Wietze zu durchstoßen, da erhielt sie vom VIII. Corps am 17. April 1945 den Befehl, ihre Angriffsrichtung nach Nordosten zu ändern. Sie sollte unverzüglich über Wriedel auf Barum und Seedorf angreifen. Der Hauptgrund hierfür war sicherlich die Unterstützung der bei Uelzen liegengebliebenen 15th (Scottish) Division und das Abschneiden der laufenden Verstärkungen der noch nicht vernichteten „Clausewitz“.

Aber es könnte auch der tapfere, selbstständige Entschluß des Stabsoffiziers der Kampfgruppe Grosan, Major Salb, dabei eine Rolle gespielt haben. Salb hatte durch Hauptmann von Reitzenstein die Briten schon 15. April 1945 vor Hermannsburg Kenntnis von den großen Kampfstoff-Lagern im Waldgebiet nordostwärts von Munster gegeben. Er fügte sogar eine Skizze bei, um den Briten die Möglichkeit zu geben, dieses Gebiet aus ihren Operationen heraus zu halten. Die Kampfgase hätten durch Beschädigung ihrer Behälter eine grausame Katastrophe auf beiden Seiten, aber besonders in der deutschen Bevölkerung, verursachen können. Um dieses zu vermeiden, verhandelten bald auch der Armeestab-Blumentritt mit dem britischen VIII. Corps. Erst einmal aber fiel auf, dass die vorrückenden Briten keinerlei Maßnahmen trafen, um dieses Gebiet abzusichern. Die britische 11th Armoured Divsion kam mit ihrer Aufklärung ziemlich nahe heran. Die tödliche Gefahr der Freisetzung dieser Kampfstoffe (ca. 4000 t) ist ihnen wohl erst später deutlich geworden.1

Ein Luftraumbeobachter meldete in der Nacht es 17./18. April 1945 dem Standort-Kommandanten von Lüneburg, Oberstleutnant Helmut von Bülow, das Vorgehen einer starken Kolonne – vermutlich Briten – mit gepanzerten Kettenfahrzeugen auf Wriedel. Dort hatte der Kommandant noch keinen Feind vermutet, er war überrascht, das konnten wirklich nur Briten sein.

Zwischen Uelzen und Munster sollte der Generalmajor Tzschöckell mit seinen letzten Kräften seiner Kampfgruppe Stellung beziehen. Aber seine Nebelwerfereinheiten im Infanterie-Einsatz ließen sich von den im Erdkampf geschulten Schotten auf den zur B 191 parallelen Waldwegen mehrfach überraschen und zerstreuen. So blieb dem Kampfgruppen-Kommandeur nicht mehr viel für seinen neuen Verteidigungsauftrag. Vor allem fehlten ihm Panzerabwehrgeschütze. Aber die von der „Clausewitz“ zurückgelassenen Flak-Abteilungen, befanden sich noch abwartend in den Dörfern an der Straße Lüneburg – Uelzen (in einer ähnlich schwierigen Lage am Don auf den Wegen von Stalingrad hatte sich im November 1942 der damalige Oberst Tzschöckell wesentlich besser bewährt).

 

In Munster hatte sich noch bis vor wenigen Tagen die in der Aufstellung stehende RAD-Division „Schlageter“ befunden. Aber ihr Kommandeur, Generalmajor Heun sah diesen Raum als zu gefährdet an und erwirkte die Genehmigung der Verlegung seiner Truppe nach Mecklenburg in die Nähe von Ludwigslust.

Was der aufmerksame Luftbeobachter gemeldet hatte, war die westlichste Kolonne der 11th Armoured Division die mühelos zwischen Uelzen und Munster hindurchgestoßen war und nun Teile auf Amelinghausen, ihre Masse aber nach Nordwesten zur B 4, in Marsch setzte. Mit ihrer 8th Rifle Brigade und vorweg den 23th Hussars ging diese Division zügig auf Seedorf (westlich der B 4) vor. Die A Squadron der Hussars verlor aber gleich zwei „Comet“ Panzer durch 8,8 cm Flak am Ortsrand. Daraufhin griffen Typhoon Jagdbomber den Ort an und die Artillerie nahm ihn unter Beschuß. So dauerte seine Verteidigung nicht mehr lange.

 

Dann gingen die Panzer der „Hussars“ nach Süden auf Barum vor. Wieder gerieten sie in das Feuer mehrerer Flakgeschütze und verloren hier insgesamt vier Comets. Die H Company der 8th Rifle Brigade konnte schließlich in den Ort eindringen und ihn im harten Kampf nehmen. Die Briten zählten insgesamt 21 zerstörte oder eroberte Geschütze.2 Dabei wird es sich um Teile des Artillerie Regiments der „Clausewitz“ gehandelt haben.

 

Die Verbände der 11th Armoured Division drehten nun nach Norden ein. Der Division war vom VIII. Corps aufgegeben worden, wenn Lüneburg verteidigt werden sollte, beiderseits der Stadt vorbei zu stoßen und mit den Kräften ihrer linken Kampfgruppe auf Winsen/Luhe vorzugehen. Mit den Kräften der rechten Kampfgruppe sei aber so schnell wie möglich ostwärts Lüneburg vorbei auf Scharnebeck und dann auf Lauenburg vorzugehen.

 

Zwischen der 7th Armoured Division, die Tags zuvor bereits die Autobahn Bremen – Hamburg erreicht hatte und der 11th Armoured Division, die jetzt vor Lüneburg stand, kam es zu einem Wettrennen, wer zuerst die Elbe erreichte.

Der Chronist der 11th Armoured Division urteilte: „Wenn sie erstmal auf der Autobahn sind, werden sie wohl schneller sein. Auf der anderen Seite wird Harburg, der südliche Außenbezirk der Hafenstadt, wahrscheinlich verteidigt werden und die Deutschen werden voraussichtlich generell ziemlich empfindlich in dieser Gegend sein. So halt in der Gesamtheit dachten wir, wir hätten die bessere Chance.“3

 

1      Ulrich Saft: Krieg in der Heimat, S. 222-224, 409

2      War Diary 23rd Hussars

3      Edgar W.I. Palamountain: Taurus Pursuant – A History of 11th Armoured Division, S. 109