Die Liebessklavin der Piraten | Historischer Erotik-Roman - K.D. Seed - E-Book

Die Liebessklavin der Piraten | Historischer Erotik-Roman E-Book

K.D. Seed

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 192 Taschenbuchseiten ... Alice ist ihr altes Leben unter der Strenge ihres Vaters leid und flüchtet, als Junge verkleidet, auf ein Handelsschiff. Dort versucht sie, nicht aufzufallen und am Leben zu bleiben. Doch schon bald wird das Schiff angegriffen und sie findet sich auf einem Piratenschiff wieder. Schnell ist sie enttarnt - sehr zur Freude der Piratin, die große Lust auf Alice hat. So landet Alice im Bett der Piratin, wo beide lustvollen Sex haben, und das nicht nur einmal. Als die Piratin entführt wird, setzt Alice alles daran, ihre geile Sexgespielin zurückzuholen ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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EPUB
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Seitenzahl: 257

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum:

Die Liebessklavin der Piraten | Historischer Erotik-Roman

von K.D. Seed

 

Mit schottischen Wurzeln als Kind der späten Achtziger in München aufgewachsen, entdeckte K. D. nach einem abgeschlossenen wirtschaftlichen Studium das erotische Schreiben als kreativen Ausgleich für sich.Einerseits, um sich bei der kreativen Arbeit, Fantasien und Wünsche in Worte zu fassen, zu entspannen. Andererseits auch, um umfangreiche und erotische Recherchen zu betreiben. Das Suchen und Sammeln von Ideen und Inspirationen bringt zusätzliches Vergnügen und Abwechslung in ihr Leben.Nach einem nomadenhaften Leben werkt und wirkt K. D. mittlerweile in Wien. Wie ihre Protagonisten lebt sie eine abwechslungs- und facettenreiche Sexualität.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2025 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © tolikm @ 123RF.com © fxquadro @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783756166695

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Erbarmungslos brannte die Sonne auf die Mannschaft des Handelsschiffs herab. Der Himmelskörper hatte seinen Höchststand noch nicht erreicht, trotzdem war der Aufenthalt in der prallen Sonne ohne Kopfbedeckung kaum noch zu ertragen.

Seit knapp drei Wochen auf hoher See hatte sich das Wetter von stürmisch nasskalt in sonnig warm bis schweißtreibend heiß gewandelt. Ohne Zwischenstopp waren sie von Amsterdam nach Norfolk, einer jungen Gemeinde in den britischen Kolonien, unterwegs. An Bord wurden wichtige Güter transportiert, die in der neuen Welt nicht hergestellt werden konnten und daher dringend benötigt wurden.

Alice widerstand dem Drang, ihre Kopfbedeckung abzunehmen und den Schweiß von der Stirn zu wischen. Zu groß war ihre Angst, dass man sie als Frau entlarven würde. Falls man sie enttarnt hätte, wäre es das Mindeste, dass die junge Frau auf dem nächstbesten Ödland ausgesetzt würde. Wenn sich nicht vorher noch die Mannschaft an ihr vergangen hätte.

Seit Amsterdam arbeitete sie die meiste Zeit mit einem ebenfalls neu angeworbenen und besonders jungen Mannschaftsmitglied zusammen. Sie waren für die vielen kleinen Aufgaben auf dem Schiff zuständig, die während einer langen Reise anfielen. Heute war das Reinigen der Crew-Hängematten an der Reihe.

Während der Junge sorglos wirkte, war Alice stets darauf bedacht, das Gesicht unter der breiten Krempe ihres ausgeblichenen Filzhutes zu verstecken. Immer wieder presste sie eine der Matten in den mit Meerwasser gefüllten Bottich und rieb den Stoff gegeneinander. Dabei musste sie aufpassen, ihr weites Hemd nicht zu benässen und so ihre feminine Figur zu offenbaren.

Ihr Kollege plapperte währenddessen unaufhörlich vor sich hin und versuchte, Alice – seinen vermeintlich männlichen Kameraden – in ein Gespräch zu verwickeln. Bei ihr entstand jedoch der Eindruck, dass er nur um des Redens willen sprach, als wirklich ein Gespräch zu führen, denn er ließ ihr keine Zeit, seine Fragen zu beantworten. Wie ein kleines Kind. Der Junge setzte seinen Monolog fort und Alice nickte zustimmend. Zwar hatte sie die Vermutung, dass der neben ihr an Deck kniende Junge niemals Kapitän eines Schiffes werden würde, doch das konnte sie ihm nicht sagen, ohne sich dabei zu enttarnen.

»Ich bin mir sicher, wenn der Käpt’n sieht, wie gut wir unsere Arbeit machen, werden wir nicht mehr lange die Drecksarbeit hier an Bord machen müssen …«, fantasierte der junge Seemann.

»Schiff in Sicht!«, unterbrach ein Ausruf vom Ausguck das einseitige Gespräch.

»Von wo nähert es sich?«, hörte Alice den Kapitän fragen, der seinen Rundgang an Deck machte.

»Von achtern!«, hallte die Antwort vom Mast herab.

»Wer ist es? Haben sie eine Flagge gehisst?«, rief der Kapitän dem Ausguck entgegen.

»Keine Flagge, Käpt’n!«

Der Kapitän schien nicht weiter beunruhigt zu sein, als er dem Matrosen seine Antwort nach oben rief: »Weiter beobachten. Sobald sie Flagge zeigen, machst du Meldung!«

Er stapfte zum Heck des Schiffes und holte ein ausziehbares Fernrohr aus einer Manteltasche. Er führte die Sehhilfe an ein Auge und blickte hindurch. Selbst aus der Entfernung konnte Alice sehen, wie mit einem Mal sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich.

»Käpt’n! Schwarze Flagge! Sie hissen eine schwarze Flagge!«, schrie der Mann vom Ausguck im selben Augenblick.

Einen Moment stand der Kapitän wie angewurzelt da, ehe er sich seiner Aufgabe besann und seiner Crew ihre Befehle entgegenbrüllte: »Segel setzen und volle Kraft voraus! Wir werden uns nicht von diesen verfluchten Schweinehunden erwischen lassen!«

Mit einem Mal wich das ansonsten ruhige Treiben an Bord einer unvergleichlichen Hektik. Einer der Matrosen, ein Mann in seinen Dreißigern, mit dickem Bauch und dafür umso dünneren Armen und Beinen, lief an Alice und ihrem Kollegen vorbei und bedeutete den beiden mit hektischen Handzeichen, dass sie mitkommen sollten.

Sogleich sprangen Alice und ihr Kamerad auf und folgten ihm. Beim Hauptmast angekommen, entknotete der Mann eines der dicken Seile und rief den Neulingen zu, gemeinsam mit ihm anzupacken, um ein zusätzliches Segel zu setzen. Alice ignorierte die Schmerzen in ihren vom Wasser aufgeweichten Fingern und griff ebenso beherzt wie die anderen zu. Schnell war das Segel gesetzt. Bevor der erfahrene Matrose hektisch davoneilte, um sich einer anderen Aufgabe zu widmen, befahl er den beiden forsch, das Reep wieder festzuknoten.

Gerade als sie damit fertig waren, ertönte ein ohrenbetäubender Knall und ließ sie zusammenschrecken. Panisch blickte sie nach oben und musste mitansehen, wie der schwere Stoff eines geblähten Segels riss, das soeben von etwas durchschlagen worden war. Verzweifelte Rufe und Befehle hallten von überall auf dem Deck.

Schon als Kind hatte Alice in ihrer Heimat Geschichten über das gottlose Pack der Räuber gehört, die auf dem Meer ihr Unwesen trieben, raubten, mordeten, plünderten und vergewaltigten. Jede Ordnung, sogar die gottgegebene, wurde von ihnen abgelehnt.

Erneut durchbrach ein ohrenbetäubender Knall das Geschrei an Deck. Ein Geschoss verfehlte nur knapp das Handelsschiff und traf mit lautem Platschen auf das Wasser. Kurz entbrannte Jubel in der Crew, bis sie bemerkten, dass ihr Handelsschiff durch den vorangegangenen Treffer an Geschwindigkeit einbüßte und sich das Schiff der Piraten schnell von achtern her näherte.

»Zu den Waffen, Männer!«, brüllte der Kapitän seinen Männern entgegen, wobei es für Alice den Anschein hatte, dass er selbst, wie seine Mannschaft, mit der Furcht zu kämpfen hatte. Trotzdem setzte er nach: »Schicken wir diese verdammten Hunde in die Hölle!«

Alice’ junger Kollege ergriff ihren Arm und zog sie mit sich: »Los, wir holen die Waffen!«

In seinem Gesicht konnte sie den Ausdruck blanken Entsetzens ablesen. Er war kreidebleich und seine Augen waren weit aufgerissen. Trotz des Schocks liefen sie gemeinsam zu dem Waffenständer unter Deck. Alice musste feststellen, dass die Panik der Mannschaft sie ebenfalls ergriffen hatte. Mit zitternden Händen nahm sie an Waffen, was sie tragen konnte. Mit Säbeln und Musketen beladen folgte sie dem Jungen wieder an Deck.

Als die junge Frau die Waffen an die Mannschaft verteilte, blickte sie in ihre Gesichter und sah in jedem Einzelnen mehr oder weniger das Gleiche: Angst und Verzweiflung. Einige machten sich die Mühe, ihre Emotionen zu überspielen, doch bei anderen reichte nicht einmal dafür die Kraft.

Schließlich hatte das Piratenschiff sie eingeholt. Nach und nach schob sich der vorderste Teil des Schiffes wie ein Speer neben das Handelsschiff, gefolgt von der Galionsfigur, einem zum Angriff aufgerichteten schwarzen Löwen. Eine Pranke hatte er nach vorn ausgestreckt, als ob er sie in seine Beute schlagen wollte, sein Maul war zu einem Brüllen aufgerissen und entblößte seine spitzen, Furcht einflößenden Fangzähne. Die Figur war erst der Anfang. Ihr folgten eine schier unerschöpflich wirkende Anzahl von Männern, die wie von Sinnen brüllend mit erhobenen Waffen wilde Kampfschreie ausstießen.

Starr vor Angst umklammerte Alice den Griff eines schartigen Säbels. Ohrenbetäubender Lärm von Schüssen durchbrach die Rufe. Der beißende Geruch von Schießpulver breitete sich auf beiden Schiffen aus. Einer von Alice’ Kameraden, der eben noch mit seiner Muskete nach einem geeigneten Ziel gesucht hatte, fiel neben der jungen Frau getroffen zu Boden. Vor Schmerzen schreiend griff er an die Einschussstelle.

Mit einem Mal bereute Alice ihre Entscheidung, sich an Bord des Schiffes geschlichen zu haben. Sie fühlte sich wie betäubt. Um sie herum schien sich ein Nebelschleier gelegt zu haben. Die Rufe und Schreie der Besatzungen beider Schiffe wirkten mit einem Mal gedämpft. Verzweifelt blickte sie auf die alte Klinge in ihrer Hand. Musste sie nun um ihr Leben kämpfen?

Ein geschmiedeter Enterhaken wurde auf das Deck des Handelsschiffs geworfen und holte sie in die grausame Realität zurück. Die mit Widerhaken besetzten Spitzen bohrten sich in das weiche Holz, als das Seil straffgezogen wurde. Im Sekundentakt folgten weitere Enterhaken an Seilen und Stangen.

Alice musste mit ansehen, wie ihr Schiff an das der Piraten gepinnt wurde. Sogleich stürmte ein hünenhafter, muskelbepackter bärtiger Mann über die hölzerne Reling an Bord des erbeuteten Schiffes. Nur mit Hose und zerrissenem offenem Hemd bekleidet, das Gesicht mit dunklen Strichen bemalt, erweckte er den Eindruck eines riesigen, nach Blut dürstenden Tieres. In einer Hand hielt er eine Machete, in der anderen eine Axt. Er überragte Alice um mindestens zwei Köpfe. Quer über seinen behaarten Oberkörper hing ein dunkelbrauner lederner Gürtel, an dem zwei Pistolen und ein Dolch befestigt waren. Um seinen Kopf hatte er ein dunkles Tuch gebunden. Vor Wahnsinn lodernde Augen brannten wie das Feuer der Hölle selbst, als er mit seiner Machete weit ausholte und ein Besatzungsmitglied des Handelsschiffs mit lautem Schrei niederstreckte. Blut spritzte ihm entgegen.

Instinktiv wich Alice zurück und umklammerte ihren Säbel fester. Völlig unvermittelt wurde sie von hinten gerempelt. Sie sah, wie ihre Welt zu kippen begann und konnte fühlen, wie ihr Kopf gegen etwas Hartes schlug. Dunkelheit umhüllte sie.

Kapitel 2

Plötzlich stand sie wieder in ihrem elterlichen Haus, als ob die letzten Wochen nur ein böser Traum gewesen wären. Es war der Abend des ersten Adventsonntags und sie übertrat die Schwelle zum Speisezimmer. Ihre Eltern und ihre zwei Schwestern hatten am Tisch Platz genommen, ebenso wie ihr kleiner Bruder, der der ganze Stolz ihres Vaters war.

Die entzündeten Kerzen flackerten bei ihrem Eintreten, ein eigenartiges Gefühl beschlich sie, etwas war anders als üblich.

Ihr Vater fixierte sie mit seinen eisblauen Augen, bis sie am Tisch ihren Platz eingenommen hatte. Im Geschäftsleben war er erfolgreich und konnte durchaus umgänglich sein, war kompromissbereit und wusste um seine einschüchternde Ausstrahlung. In seiner Familie jedoch war sein Wort Gesetz. Widerspruch wurde nicht geduldet. Seine Augen funkelten kalt unter den buschigen schwarzen Brauen und sein ohnehin kantiger Kiefer wirkte noch angespannter als sonst. Mit unversöhnlicher Verachtung betrachtete er seine Tochter. Alice war sich keiner Schuld bewusst, außer die Letzte am Tisch zu sein, aber der Blick ihres Vaters verriet ihr, dass sie die Ursache seiner schlechten Laune war. Gnädigerweise war ihr Vater kein Mann, der sich lange bitten ließ, die Ursache seiner Stimmungsschwankungen mitzuteilen.

Noch bevor das Essen von den Dienstmägden aufgetragen wurde, stand er von seinem Platz auf, um der Familie die Ursache seiner Verstimmung mitzuteilen. Auf geballte Fäuste gestützt verkündete er mit zuckendem Schnauzbart: »Da es meine Tochter bisher versäumt hat, sich einen angemessenen Ehemann aus der Zahl der Kandidaten zu erwählen und sie meinen guten Ruf dadurch schädigen könnte«, dabei blickte er durchdringend seine älteste Tochter Alice an, »habe ich beschlossen, sie in unsere ehemalige Heimat nach Deutschland in ein Kloster zu schicken.«

Alice erstarrte. Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken und ihre Härchen im Nacken und auf den Unterarmen stellten sich auf. Sie schluckte. Mit all ihrem verbliebenen Mut fragte sie ihn: »Weihnachten im Kloster ohne die Familie verbringen? Warum, Vater? Und wann werde ich wieder zurückkommen?«

Mit unverändert eisernem Blick fixierte er seine Tochter.

Hilfesuchend blickte Alice zu ihrer Mutter. Zwar besaß diese unter dem eisernen Regiment des Patriarchen keinerlei Mitspracherecht, jedoch hoffte Alice, dass ihre Mutter zu einem späteren Zeitpunkt beschwichtigend auf ihren Gatten einwirken könnte. Aber nach einem kurzen Blick in das Antlitz ihrer Mutter wurde der jungen Frau unmissverständlich klar, dass sie in ihr nicht auf eine Verbündete hoffen konnte. Mehr noch, sie schien von der Ankündigung ihres Gatten keineswegs überrascht zu sein. Ihre Mutter hatte es gewusst.

Als das Abendessen endlich aufgetragen wurde, hatte Alice das Gefühl, in ein tiefes, dunkles Loch zu fallen. Sie fühlte sich allein und verloren, war von ihrer Mutter im Stich gelassen worden.

Bis auf ihren Vater konnte niemand das Mahl genießen, selbst ihre Geschwister waren ungewohnt zurückhaltend. Nicht einmal der wohlige Geruch des Bratens vermochte die Stimmung bei Tisch zu heben.

Kapitel 3

Erst in ihrem Zimmer konnte Alice wieder durchatmen. Der dämpfende Schleier, der sich bei den Worten ihres Vaters über sie gelegt hatte, lichtete sich endlich. Sie saß an ihrem Frisiertisch, als es an der Tür klopfte. Der jungen Frau fehlte die Energie für eine Antwort, geschweige denn, sich zu erheben und ihr zu öffnen.

Annike, das gerade erst erwachsen gewordene Dienstmädchen der Familie, trat ein und stellte sich hinter Alice. Sanft strich sie die hellbraunen Locken aus Alice’ Gesicht. Aus dem Spiegel des Frisiertisches blickte sie eine todtraurige junge Frau mit herzförmigem Gesicht, Stupsnase und hohen Wangenknochen an.

»Du bist eindeutig zu hübsch für ein Kloster«, flüsterte Annike und begann, den Hals ihrer jungen Herrin mit ihren Lippen zu liebkosen.

Üblicherweise revanchierte sich Alice mit ähnlich gearteten Zärtlichkeiten, nur an diesem Abend konnte Annike ihre Herrin nicht in Stimmung bringen.

»Aber was soll ich nur tun? Ich kann mich doch nicht gegen den Willen meines Vaters stellen«, seufzte Alice.

Ohne zu antworten, setzte Annike ihre Zärtlichkeiten mit ihren Händen fort, strich sanft über Alice’ Arme und Rücken. Die Berührungen des Dienstmädchens entspannten Alice so weit, dass ihr Geist langsam wieder klar wurde und sich Widerstand gegen die Entscheidung ihres Vaters in ihr zu regen begann.

Es wurde zwar schon seit einer Weile in der Familie darüber gesprochen, dass es an der Zeit sei, einen Ehemann für Alice zu finden, aber sie hatte die Kandidaten, die ihr Vater für angemessen hielt, nicht interessant genug gefunden, um mit einem von ihnen ihr restliches Leben zu verbringen. Sie hatten nichts in ihr ausgelöst, keine Fantasien und schon gar kein Kribbeln.

Dieses besondere Gefühl, dieses angenehme Prickeln, das sich von der Körpermitte her ausbreitete und die junge Frau in höchste Verzückung versetzen konnte. Und trotz ihrer Herkunft und ihres jungen Alters hatte sie es schon kennengelernt. Das erste Mal hatte Annike, die Dienstmagd, dieses Kribbeln in Alice ausgelöst, als sie gekonnt mit ihren Händen und der Zunge den Körper ihrer jungen Herrin erforscht hatte. Alice fragte sich, warum sich ihr Vater jetzt so plötzlich dazu entschlossen hatte, seine Tochter in ein weit entferntes Kloster zu schicken. Hatte er vielleicht die verschwörerischen Blicke zwischen Annike und seiner Tochter mitbekommen? Oder schlimmer, war er ihr, bezüglich ihrer nächtlichen Ausflüge, auf die Schliche gekommen?

»Was soll ich bloß tun? Ich kann doch nicht in ein Kloster gehen, in ein Land, das ich nur aus Erzählungen kenne«, flüs­terte Alice kraftlos.

»Du musst fliehen«, antwortete Annike und knetete Alice’ Schultern.

Zu gern hätte sie Alice durch körperliche Nähe von ihrer düsteren Stimmung befreit, aber sie sah ein, dass dies ein Wendepunkt im Leben ihrer jungen Herrin war.

Besorgt, aber bestimmt, sagte sie: »Es wird nicht reichen, dass du Amsterdam verlässt. Dein Vater ist viel zu einflussreich und hat überall Kontakte.«

»Und wohin soll ich dann fliehen?« Alice’ Stimme war noch immer sehr leise, man konnte ihre Verzweiflung geradezu hören.

»Es bleibt dir lediglich die Flucht über das Meer.«

Alice begann, bei dieser Aussicht zu schluchzen und zu bibbern.

Wieder versuchte Annike, beruhigend auf Alice einzuwirken, strich ihr zärtlich über Haar und Rücken. »Du darfst jetzt keine Zeit vergeuden, du hast noch einiges vor dir. Pack einige Wertsachen, wie Geld oder Schmuck ein. Du brauchst neue Kleidung. Du triffst dich doch gelegentlich mit Joris, nicht wahr?«

Alice hatte zu schluchzen aufgehört, ihre Augen waren bei der überraschenden Erwähnung des Namens groß geworden.

»Triff dich heute Nacht noch mit ihm, er wird dir sicher mit Kleidung aushelfen können.« Annike war ungewohnt ernst und führte ihren Plan weiter aus: »Du wirst dich als Mann verkleiden müssen. Joris kann dir sicher helfen. Als Frau kannst du nicht auf einem Schiff anheuern. Und nimm am besten eins, das weit wegfährt. Je weiter, desto besser. Dein Vater treibt Handel in vielen Ländern, hat also überall Kontakte. Du musst weit genug weg, um seinem Einfluss zu entkommen. Nimm nur das Allernotwendigste mit, alles andere würde dich nur behindern. Wenn die Lichter im Haus gelöscht sind, komm nach unten in mein Zimmer. Und vergiss deinen Mantel nicht. Vom Dienstboteneingang solltest du ungesehen das Haus verlassen können.«

Alice war dankbar für Annikes Klarheit. In ihrem Zustand war sie im Moment kaum imstande, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

Nachdem Annike das Zimmer verlassen hatte, trocknete Alice ihre Tränen und begann, sich auf ihre Flucht vorzubereiten. Es dauerte nicht lange, und diesmal war Alice es, die versuchte, möglichst leise an Annikes Tür im Untergeschoss ihre Ankunft anzukündigen.

Als sie sicher waren, ungesehen und ungehört zum Dienstboteneingang zu gelangen, fragte Alice: »Liebste Freundin, was kann ich dir geben, um mich für alles zu bedanken? Ich schulde dir so viel!« Bei diesen Worten wurden Alice’ Augen erneut feucht.

»Ich kann nichts von dir annehmen«, beschwichtigte das Dienstmädchen und strich Alice sanft über das Gesicht. »Dein Vater wird das Haus nach irgendwelchen Hinweisen zu deinem Verschwinden auseinandernehmen lassen! Deine unversehrte Haut ist mir Lohn genug.«

An der Türschwelle fragte Alice besorgt: »Wirst du mich vermissen?«

»Natürlich«, antwortete Annike und blickte kurz zu Boden, »aber es ist mir lieber, dass du dein Leben nach deinem Willen gestaltest und nicht bei mir bist, als dass du unglücklich und weggesperrt und auch nicht bei mir bist.«

Alice war von der Antwort ihrer Freundin gleichermaßen überrascht und erfreut. Andererseits machte es sie traurig, dass sie sich vermutlich nie mehr wiedersehen würden. Zum Abschied nahmen sie einander ein allerletztes Mal in die Arme und küssten sich innig.

Bevor sich Alice von Annike lösen konnte, gestand das Dienstmädchen: »Ein bisschen beneide ich dich um dein Abenteuer, aber natürlich wäre es schöner, wenn du nicht dazu gezwungen worden wärst.«

Hierauf verschwand die eine in die Nacht und die andere zurück in das Haus.

Die Lampen auf den Straßen waren längst entzündet worden. Mit dunklem Wollmantel und tief ins Gesicht gezogener Kapuze schlich Alice durch die frostigen Gassen der Stadt und bemühte sich, die Lichtinseln zu meiden. Die Nähe zum Wasser ließ sie die Kälte noch intensiver spüren und den Mantel enger um ihren schlanken Körper schlingen. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich im Schutz der Dunkelheit heimlich aus dem elterlichen Haus davonstahl. Nur dieses Mal war ihr Schritt schneller und gehetzter. Ihr Ziel war eine Schmiede.

Ihr Vater hatte vor gut einem Jahr einen Schmiedemeister beauftragt, die Fenster zum Unter- und Erdgeschoss zu vergittern, nachdem sich seine älteste Tochter in eine junge Frau verwandelt hatte und er um ihre Unversehrtheit fürchtete. Ironischerweise hatten die kunstvoll geschmiedeten Fenstergitter dazu geführt, dass sich Alice und Joris kennenlernten.

Wie immer stand, trotz der späten Stunde, der Eingang zur Schmiede einen Spalt breit offen. Auf der Schwelle sog Alice den speziellen Duft dieses Ortes ein. Die verbliebene Glut der Esse spendete neben einer Laterne mit verrußten Scheiben schummriges Licht. Die großzügige Werkstätte war mit allerlei Vorrichtungen und Werkzeugen an den schmutzigen Wänden und der Decke ausgestattet, die ebenfalls zu einer einschüchternden und für Alice zugleich erregenden Atmosphäre beitrugen.

Ein junger breitschultriger Mann war damit beschäftigt, die Schmiede seines Herrn aufzuräumen und für die Arbeit am nächsten Tag vorzubereiten. Er hatte nur eine knielange Hose und eine Lederschürze an, die seine Vorderseite vor Hitze und umherfliegender Glut schützen sollte. Sein helles Haar war mit einem Lederband zusammengebunden, aus dem sich einige lockige Strähnen freigekämpft hatten. Mit dem Rücken zum Eingang stand er neben einem Amboss und sortierte die massiven Hämmer. Alice war jedes Mal aufs Neue von seinem muskulösen Körper beeindruckt und beobachtete seinen trainierten Rücken bei den Bewegungen.

Seit sie Joris kennengelernt hatte, verband sie den speziellen Geruch der Schmiede nicht mehr mit schweißtreibender schmutziger Arbeit, sondern mit harten glänzenden Muskeln. Langsam trat die junge Frau aus dem Schatten.

»Alice, es freut mich, dich zu später Stunde empfangen zu dürfen!«, begrüßte er seine Besucherin, ohne einen Blick auf sie geworfen zu haben.

»Woran hast du mich erkannt?«, fragte Alice erstaunt.

»Ich habe dich gerochen und dazu haben deine trippelnden Schritte dich verraten«, antwortete Joris und wandte sich endlich zu ihr um. Ihr fragender Blick veranlasste ihn, weiter auszuführen: »Du riechst nicht, du duftest!«

Da wurde ihr bewusst, dass sie mehr als nur ihre Kleidung zu ändern hatte.

»Zudem besuchen mich nicht so viele feine Damen spät nachts.« Bei diesen Worten grinste er sie schief an und begann, langsam den oberen Teil seines Lederschurzes abzulegen.

Der Anblick seiner muskulösen Brust wischte Alice’ Sorgen für einen Moment weg. Aber sie musste standhaft bleiben, diesmal war ihr Besuch nicht lustvoller Natur. Auch wenn Alice zugeben musste, bei der Aussicht nicht abgeneigt zu sein. Schnell trat sie an ihn heran und drückte das speckige Leder wieder an seinen Platz. Verwirrt blickte er sie an. Seine Irritation steigerte sich noch mehr, als ihm auffiel, dass sie unter ihrem dunklen Mantel nicht wie üblich gekleidet war. Sie trug keinen Reifrock, nur einen dunklen Überrock, der sich, im Gegensatz zur gegenwärtigen Mode, an ihren Körper schmiegte. Ihr Oberkörper war lediglich von einem dünnen grünen Jäckchen bedeckt. Deutlich zeichneten sich ihre harten Brustwarzen darunter ab. Jetzt, da sie nah vor ihm stand, konnte er auch die Angst und Verzweiflung in ihren Augen sehen.

Ohne seine Aufforderung begann Alice zu erzählen und war nicht mehr zu stoppen. Mit wachsendem Erschrecken hörte er ihr zu, bis zu ihrer Frage, ob er ihr helfen könnte. Joris verengte seine Augen zu Schlitzen und blickte sich nachdenklich in der dunklen Schmiede um. Nicht, dass er im kaum vorhandenen Licht etwas hätte erkennen können. Ohne ein Wort zu verlieren, verschwand er und kehrte nach wenigen Minuten mit ein paar Lumpen und Holzschuhen zurück.

»Du hast großes Glück. Neulich hat sich einer der Lehrlinge nach einem Wachstumsschub seiner alten Sachen entledigt. Das müsste perfekt für deine Zwecke sein!«, sagte er und hielt ihr die Sachen entgegen.

Alice blickte skeptisch auf die dreckigen Sachen. Ein zögerliches »Danke« huschte über ihre Lippen. Sie konnte beinahe schon das Jucken auf ihrer Haut spüren. Das war also das erste schmerzhafte Opfer, das sie für ihre Freiheit bringen musste.

Der Schmiedegeselle bemerkte ihre Zurückhaltung. Um ihre Bedenken zu zerstreuen, sagte er: »Wenn deine Verkleidung glaubwürdig sein soll, dann sind diese Sachen genau richtig.«

Sie rang sich ein Lächeln ab und nahm ihre neue Garderobe.

»Du solltest die Sachen anprobieren«, forderte Joris sie mit einem schelmischen Grinsen auf. »Zudem solltest du bedenken, wenn du auf dem Schiff ein unerkanntes, ehrbares Mädchen bleiben willst, wirst du für längere Zeit auf Sex verzichten müssen.«

Bei diesen Worten ging Joris zu ihr und fing an, Alice’ Bluse aufzuknöpfen. Jetzt, da es schien, dass Alice die ersten Hürden überwunden hatte, war sie wieder empfänglich für Joris’ Reize. Endlich spürte sie dieses Kribbeln in ihrem Unterleib wieder.

»Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete Alice lächelnd.

Seine Hände wanderten wenig später über ihre nackte Haut, und ihre zierlichen blassen Finger glitten über seinen durch Arbeit gestählten Oberkörper. Sie waren ein krasser Kontrast zu der mit Ruß und Schweiß überzogenen Haut.

Alice genoss Joris’ raue Hände an ihrem Körper, es war so anders als mit Annike. Sie war zärtlich und anschmiegsam, er hingegen dominant und stark. Während seine Lippen ihren Hals liebkosten, glitt ihre restliche Kleidung scheinbar wie von selbst von ihrem Körper, bis Alice entblößt in der verrußten Schmiede vor ihm stand und die Berührungen und Liebkosungen sichtlich genoss. Sie hatte keine Ahnung wieso, aber der Ort ihrer heimlichen Treffen hatte eine spezielle erotische Wirkung auf sie und löste ein besonders starkes Kribbeln in ihrem Unterleib aus. Dieser Widerspruch: sie, die junge hübsche Frau aus gutem Hause, an diesem schmutzigen Ort, der von Frauen eigentlich gemieden wurde. Sie fühlte sich zwar nackt, ausgeliefert und verletzlich, doch eben diese Gefühle reizten sie besonders stark. Sie konnte spüren, wie durch ihre Erregung ihre Schenkelinnenseiten feucht wurden. Es war wie bei einem guten Essen, wenn der Speichel im Mund zusammenlief.

Ohne Anstrengung hob Joris sie auf den Schmiedeamboss und legte endlich die Lederschürze ab. Mit großen Augen beobachtete Alice Joris dabei, wie er seine Hose öffnete und sie nach unten gleiten ließ. Ihre Anwesenheit hatte ihn ebenfalls erregt. Der Anblick des Phallus beeindruckte Alice und ließ sie nach Luft schnappen. Wenn Annike Alice bei ihren gelegentlichen nächtlichen Spielen, mit Fingern und später mit Kerzen, nicht darauf vorbereitet hätte, wäre sie mit Sicherheit bei dem Anblick von Joris’ gewaltigem Prügel davongelaufen. Es schien ihr fast unmöglich, dass sie Joris’ Hammer in sich aufnehmen könnte. Doch mittlerweile wusste sie, wie gut er ihr tat, und spreizte bereitwillig die Beine.

Wie um sie noch mehr zu reizen, begann er, den prallen Schaft langsam zu massieren. Alice wurde ungeduldig und wollte zu betteln beginnen, als er sich ihrer doch erbarmte und nähertrat. Aber nur so weit, dass seine dralle Eichel ihr blond gelocktes Lustdreieck knapp berührte. Es schien der jungen Frau, dass Joris sie noch ein letztes Mal richtig quälen und sich dadurch unvergesslich machen wollte. Alice versuchte, auf dem kalten Stahl näher an seinen Lustspender zu rutschen und ihn dazu zu bringen, endlich in sie einzudringen. Der Schmiedegeselle vereitelte jedoch den Versuch und begann stattdessen, die Spitze seines Penis über ihren Lustknopf zu reiben, was ihr Verlangen nur noch steigerte. Alice stöhnte und wimmerte. Joris fand, dass sie nun bereit war, und drang endlich mit einem Ruck in sie ein. Alice warf ihren Kopf in den Nacken und stöhnte laut auf. Joris legte eine Hand auf Alice’ Brust und legte die andere auf ihre Schulter, dann begann er, rhythmisch in sie zu stoßen, und entlockte ihr abermals Laute des Genusses. Ihre Beine umklammerten seine Hüften, und sie drückte sich fest an ihn. Bis zum Anschlag steckte er in ihr, als ein erster Orgasmus sie überrollte. Es kostete Joris einiges an Selbstbeherrschung, dass er bei ihren Kontraktionen, die seinen Schwanz geradezu massierten, nicht selbst zu einem verfrühten Orgasmus kam.

Still verharrte er in ihr, bis Alice entspannt zu lächeln begann und die erste Woge abgeebbt schien. Dann legte er erneut los, bewegte sich heftiger als zuvor und hob sie ohne Vorwarnung hoch. Im Stehen nahm er sie, ließ sie auf seinem Hammer auf und ab hüpfen, bis sie den nächsten Höhepunkt erreichte. Diesmal harrte er nicht in ihr aus, sondern zog seinen steinharten Phallus aus ihr, stellte Alice auf den Boden und drehte sie sachte, sodass sie mit dem Rücken vor Joris stand. Sanft drückte er ihren Oberkörper auf den Amboss nieder. Mit emporgerecktem Hinterteil erwartete Alice den Phallus. Sie wimmerte und jaulte vor Lust. Joris hielt sie an den Hüften, wechselte mehrmals das Tempo, von peinvoll langsam zu rasend schnell, bis auch er nicht mehr an sich halten konnte und mit einem lauten Schrei erlöst wurde.

Schwer atmend sank er auf ihren Rücken und küsste ihren Nacken, während sein Schwanz in ihr noch zuckte. Trotz der Hitze spürte Alice bei den zärtlichen Berührungen, wie sich ihre Nackenhaare sträubten und ihr ein kalter, aber angenehmer Schauer über den Rücken lief.

Die Glut spendete immer noch etwas Wärme, aber die beiden Körper wären auch ohne diese ins Schwitzen geraten.

Die restliche Nacht verbrachten die beiden in einer Kammer oberhalb der Arbeitsräume, die der Schmiedemeister seinem Gesellen zur Verfügung gestellt hatte. Joris hatte nicht den Luxus eines bequemen Bettes wie Alice, sondern musste mit einem Alkoven, einem kleinen Schlafgemach in einer gemauerten Nische, vorliebnehmen.

Bevor Alice einschlief, bot sie Joris an, ihre Kleidung als Tauschgut oder zur Erinnerung bei sich zu behalten sowie die goldenen Ringe anzunehmen.

»Und was soll ich mit deiner Kleidung machen?«, fragte er sie beinahe vorwurfsvoll. »Wenn sie bei mir gefunden wird, könnte mich das in ärgste Bedrängnis bringen. Wirf sie in einen Kanal, dann sieht es so aus, als ob du ins Wasser gegangen wärst. Und den Schmuck wirst du vielleicht in deinem neuen Leben brauchen können.«

Kapitel 4

Es war noch immer stockdunkel, als Alice in ihre neue Kleidung schlüpfte. Die Hose passte beinahe. Das Hemd war zwar etwas zu groß, versteckte aber ihre weibliche Figur nahezu perfekt. Die klobigen Holzschuhe fühlten sich ungewohnt und kalt an, zudem klangen sie in der Stille des angehenden Morgens unangenehm laut in ihren Ohren. Wehmütig verabschiedete sich Alice von ihrem Liebhaber und versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass dies ihre letzte gemeinsame Nacht gewesen war.

Sie trug Joris’ Duft und den der Schmiede an ihrem Körper, niemand sollte Verdacht schöpfen, dass eine junge Frau aus gutem Hause vor ihm stand. Zwar waren zu dieser frühen Stunde ohnehin kaum Menschen in den Gassen unterwegs, aber das sollte sich mit zunehmender Stunde ändern.

Alice begab sich in Richtung Hafen und warf, wie Joris ihr geraten hatte, ihre alte Kleidung von einer Brücke aus in einen Kanal und vergewisserte sich vorher, dass sie nicht beobachtet wurde.

Trotz der frühen Stunde wurde Alice am Wegesrand von Matrosen angesprochen, ob sie nicht Interesse an einer gut bezahlten, ruhmreichen Arbeitsstelle hätte. Kurzes Nicken und eine unleserliche Unterschrift in einem verruchten Hafenlokal eines Schiffsoffiziers reichten aus, um den finalen Schritt zu ihrer Flucht zu setzen. Gemeinsam mit anderen neu angeworbenen Matrosen wurde sie zügig auf ein Schiff gebracht.

Kapitel 5

Stechendes Pochen in ihrem Hinterkopf weckte Alice aus den Träumen der Vergangenheit. Orientierungslos versuchte sie, sich aufzurichten. Ein intensiver Schmerz durchzuckte bei der Bewegung wie ein Blitz ihren Kopf. Instinktiv legte sie eine Hand auf ihr Haupt und ertastete ihren Hut. Zaghaft blickte sie auf und versuchte zu erkennen, wo sie sich befand. In den ersten Sekunden konnte Alice die Welt um sich herum lediglich verschwommen wahrnehmen, ehe ihre Sicht wieder aufklarte und Konturen wieder scharf wurden. Sie befand sich noch immer an Deck, nur hatte man sie zur Seite gebracht. Alice saß zwischen ihren Kameraden an der Reling, aber die Mannschaft schien nicht mehr vollständig zu sein. Mit wachsender Angst realisierte die junge Frau, dass die Crew während des Entermanövers durch die Seeräuber deutlich dezimiert worden war.

Vorsichtig ließ sie ihren Blick über das Deck schweifen. Zwei der Angreifer bewachten die gefangene Mannschaft. Den einen erkannte sie als den furchterregenden Hünen, der als Erster an Bord des Handelsschiffs gestürmt war. Der zweite war geringfügig kleiner und von dunkler, fast schwarzer Hautfarbe, aber mit ebenso einschüchterndem Auftreten. Auf den ersten Blick sah es so aus, dass statt Haaren schwarze Schlangen aus seinem Kopf wuchsen, die auf seine Brust hinabreichten. Erst bei näherer Betrachtung erkannte Alice, dass es sich dabei um zusammengedrehte und verfilzte Haare handeln musste. Sein Gesicht trug eine vertikal verlaufende Narbe, die von der Stirn bis zum Kiefer verlief. Auf der Gesichtshälfte, die von der Narbe entstellt wurde, trug er eine Augenklappe. Sein gesundes dunkelbraunes Auge musterte umso aufmerksamer die gefangengenommene Mannschaft. Dem roten Fleck auf seinem schmutzigen Hemd nach zu urteilen, hatte auch er intensiv und erfolgreich an den Kampfhandlungen teilgenommen. Darauf deutete auch die blutige Klinge seines Säbels hin, den er in seiner Rechten hielt. Eine langläufige Pistole steckte griffbereit im breiten Gürtel seiner Hose, die den Kampf nicht unversehrt überstanden hatte. Ein breiter Riss klaffte über seinem rechten Knie.