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In diesem Buch findest du wertvolle Impulse und Unterstützung für die außergewöhnliche Zeit um die Geburt. Du erfährst, was eine magische, kraftvolle und selbstbestimmte Geburtserfahrung ausmacht. Eine Geburt, die dich stärkt und deinem Kind einen wundervollen Start ins Leben schenkt. Eine Initiation in deine weibliche Kraft und Größe. Einzigartige Meditationen, kraftvolle Rituale und Übungen sowie inspirierende Geburtsgeschichten von uns und 7 anderen Frauen vertiefen das praxisnahe Wissen auf eine völlig neue Weise. Für alle Frauen, die spüren, dass Geburt so viel mehr ist als ein rein physiologischer Vorgang, und die Lust haben, sich während ihrer Schwangerschaft in einer ganz besonderen Weise auf ihr Kind vorzubereiten oder die mit ihrer Arbeit Frauen in dieser wichtigen Zeit begleiten.
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Seitenzahl: 306
Veröffentlichungsjahr: 2023
Für alle, die vor uns waren
Für alle, die mit uns gehen
Für alle, die nach uns kommen
Barbara Drechsel Nina Maria Doulgeris
Inspirierende Geburtsgeschichten, praxisnahes Wissen und kraftvolle Rituale
Cover
Titelblatt
EINFÜHRUNG
Unser Warum
Die Magie dieses Buches – Kraftquellen
DIE KRAFT VON GEIST UND SEELE
Empfange deine Geburtsvision
Übung: Deine Geburtsvision
Entdecke dein Warum
Übung: Dein Warum
Geburtsgeschichte Barbara: Paul
Die Macht deiner Gedanken
Die Bedeutung deiner Glaubenssätze
Deep Inner Knowing
Die Kunst des Manifestierens
Meditations- und Seelenreisen
Meditation: Göttin der Geburt
Meditation: Im Tempel der Geburt
Geburtsgeschichte Nina: Maila
DIE BEDEUTUNG DEINES UMFELDES
Der Geburtsort
Hausgeburt, Geburtshaus oder Krankenhaus?
Geburtsgeschichte Tina A.: Noemi
Geburtsgeschichte Janna: Oskar
Angst oder Vertrauen?
Übung: Angst und Vertrauen
Eine Frage der Sicherheit
Die Geburtsbegleiter
Weise Frauen: Hebamme & Doula
Die Hebamme
Die Doula
Stärkende Männer: Der werdende Vater11
Geburtsgeschichte Nina: Mira
Du selbst als Zentrum deines Umfeldes
Übung: Werde die Göttin deiner Geburt
DIE WEIBLICHE URKRAFT
Intuition und Hingabe
Geburtsgeschichte Sophie G.: Marie
Lust und Geburt
Geburtsgeschichte Sophie M.: Jaro
Geburt als Grenzerfahrung
Geburtsgeschichte Rebecca: Tarek
Geburtsgeschichte Tina A.: Lia
Die Urmutterkraft – Deine Ahninnen
Meditation: Die Höhle der Urmütter
DER GEBURTSSCHMERZ
Mythos oder Wirklichkeit?
Geburtsgeschichte Nina: Melina
Raum für Reflexion
Übung: Dem Schmerz begegnen
Die kollektive Wunde
Achtsamkeitsübung
Ja zur Geburt
Geburtsgeschichte Sophie G.: Aaron
Geburtsgeschichte Sophie G.: Luca
Dein innerer Schutzraum
Geburtsgeschichte Barbara: Lilli
Die Kraft des Atems
Das Tönen
Schmerzfreie Geburt durch Ernährung?
GEBURT UND TOD
Die kleine Geburt
Unsere Geschichten
Nina:
Tina S.:
Barbara:
Die stille Geburt
DIE KRAFT DER RITUALE
Ein Ritual vor der Geburt – Blessingway
Das Ritual der Geburt – Eine Einweihung
Geburtsgeschichte Nina: Minea
Die Elemente als Geburtsbegleiter
Übung: Elementarwurzeln
Luft:
Feuer:
Wasser:
Erde:
Spirituelle Geburtshelfer
Meditation: Dein spiritueller Geburtsgbegleiter
Ritual: Das Geburtssäckchen
Rituale nach der Geburt
Ein Willkommensritual
DAS WUNDER DER GEBURT
Deine Geburtsgeschichte
Übung: Schreibe deine Geburtsgeschichte
Das Wochenbett
Ritual: Der leere Bauch
Meditation: Auftanken und Entspannen
Empfange das Geschenk deiner Geburt
Geburtsgeschichte Miriam: Anna
Meditation: Die Schatztruhe der Geburt
Geburtsgeschenke
Übung: Dein Geburtsgeschenk
Danke
Anhang
Literaturverzeichnis
Urheberrechte
Cover
Titelblatt
EINFÜHRUNG
Anhang
Urheberrechte
Cover
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Die Magie der Geburt
ist Teil dieses Universums.
Sie verzaubert deinen Körper
und ermächtigt dein Sein.
Lässt dich wachsen und erblühen
in ungeahnte Dimensionen.
Sie erhebt dich zur Göttin.
Tief in dir wartet sie darauf,
von dir erweckt zu werden.
EINFÜHRUNG
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an die Geburt und an die weibliche Geburtskraft.
Geburt ist ein Wunder, das uns in einer Tiefe berührt, für die es kaum Worte gibt. Sie ist größer als unser Verstand und viel mächtiger, als wir erahnen. Wir können sie nicht machen oder perfekt planen, aber wir können uns ausrichten und ideale Bedingungen schaffen, im Innen wie im Außen. Wie sie dann tatsächlich verläuft, können wir nicht kontrollieren. Was das Leben möchte, liegt manchmal nicht in unserer Hand. Deswegen braucht es Hingabe, Vertrauen und Loslassen, damit sich die ganze Magie der Geburt entfalten kann.
Kaum ein anderer Moment lässt uns so unmittelbar spüren, was Leben ausmacht, wie eine Geburt. Während frühere Generationen ganz selbstverständlich in den großen Kreislauf des Lebens eingebettet waren, versucht unsere Gesellschaft heute meist, das Leben und damit auch die Geburt zu kontrollieren. Dabei wird oft vergessen, was es wirklich braucht für eine magische, kraftvolle und selbstbestimmte Geburtserfahrung. Eine Geburt, die dich stärkt und deinem Kind einen wundervollen Start ins Leben schenkt.
Mit diesem Buch wollen wir dich inspirieren und ermutigen, deinen eigenen Weg zu finden. Dir darüber bewusst zu werden, wonach du dich aus tiefstem Herzen sehnst. Und was du brauchst, um die Geburt deines Kindes tief verbunden mit deiner weiblichen Kraft zu erleben.
Dazu bedarf es wahrhaftiger Selbstbestimmung, Selbstermächtigung und Selbstverantwortung. Sowohl im Außen, in dem du dein Umfeld für die Geburt so gestaltest, wie es dir dient. Als auch im Innen, in dem du dir über deine Gedanken, Gefühle und Muster bewusst wirst und dich klar ausrichtest. Um dich dann zu öffnen, für das, was diese Geburt dir schenken will. Voller Vertrauen, dass das Leben immer für dich ist und du dich jederzeit geliebt, gehalten und getragen fühlst. Das ist es, was wir dir wünschen.
Deine Schwangerschaft und die Geburt deines Kindes sind eine riesige Einladung für eine der transformierendsten Erfahrungen deines Lebens. Bist du bereit, diesen einzigartigen Prozess, dieses Wunder des Lebens, mit allen Sinnen und all deinem Sein zu erleben?
In unserem Buch findest du inspirierende Geburtsgeschichten, praxisnahes Wissen sowie kraftvolle Übungen, Meditationen und Rituale, die du leicht umsetzen und in dein Leben integrieren kannst. Zusätzlich eröffnen wir dir immer wieder Räume der Selbstreflexion, um dein ganz Eigenes zu finden.
Wir laden dich ein, dich für die Magie dieses Buches zu öffnen. Lies es nicht nur mit deinem Kopf, sondern auch mit deinem Herzen und deinem Bauch! Nimm die Energie jenseits der Worte auf und lass sie tief in dir wirken. Wir erzählen dir hier unsere Geschichten, teilen mit dir unser Wissen und unsere kraftvollsten Übungen. Wir nehmen dich mit auf eine Reise zur Quelle der Weiblichkeit, hinein in unsere Essenz. Neben uns teilen sieben weitere Frauen hier die Geschichten ihrer Geburten mit dir. Auf dass dich unsere Erfahrungen inspirieren und stärken mögen.
Danke, dass du dieses Buch in deinen Händen hältst. Ganz in der Nähe deines Bauches. Dort, wo dein Kind wächst und die Kraft zu Hause ist. Möge es dazu beitragen, dass wir alle die Geschichte der Geburt neu schreiben. Gemeinsam und doch jede auf ihre Art und Weise. Möge es eines Tages selbstverständlich sein, über die Magie der Geburt zu sprechen, anstatt über ihre Dramen. Möge dieses Buch dir und deinen Kindern dienen. Und allen, die nach uns kommen. Erheben wir uns. Gehen wir gemeinsam neue alte Wege, selbstbestimmt und frei.
Unser Warum
Barbara:
Als ich noch ganz klein war, habe ich mir von meiner Mutter immer wieder erzählen lassen, wie es war, als sie mich und meine beiden älteren Geschwister zur Welt brachte. Schon bald kannte ich die Geschichten auswendig, wusste um die besonderen Vorkommnisse und entscheidenden Wendungen. Ich wurde nicht müde, ihr zuzuhören, und forderte sie wieder und wieder auf, mir davon zu berichten. Die Magie der Einzigartigkeit dieser Stunden, aber auch die Spannung des Unberechenbaren, zogen mich immer wieder in den Bann.
Jahre später, während meiner tiefenpsychologischen Ausbildung zur Tanz- und Ausdruckstherapeutin, wurde mir die Bedeutung dessen, wie wir Menschen geboren werden und wie sehr dies unser Leben prägt, noch einmal auf ganz eindrückliche Weise bewusst. Ob und wie ein Kind in seinem Tempo und mit seinem Naturell die Geburt mitbestimmen darf oder ob es von Interventionen von außen in seinem Rhythmus gestört wird, legt einen entscheidenden Grundstein für sein Selbstverständnis. Auch ob es nach der Geburt in einer friedlichen und liebevollen Atmosphäre erst einmal in Ruhe ankommen darf, seine Lunge sich entfalten kann, ohne frühzeitig abgenabelt zu werden usw. – all das sind Faktoren, die ein Kind prägen.
Erneut packte mich die ungeheure Tragweite dieses Themas, und so wurde es schon, bevor ich überhaupt das erste Mal schwanger wurde, zu meinem großen Warum, alles darauf auszurichten, meinen Kindern einmal einen möglichst sanften Übergang in diese Welt zu ermöglichen. Wie wohl jede Mutter wünschte ich mir für sie nichts mehr als eine Geburt in Geborgenheit und Liebe. Durch meine Arbeit war für mich die viel beschworene Einheit von Körper, Geist und Seele kein theoretisches Konstrukt. Ich erlebte täglich die direkte Wechselwirkung von positiven wie negativen inneren und äußeren Faktoren auf den Körper. Mir war klar, dass sich nicht nur das Umfeld, in dem ich gebären würde, sondern auch meine Gedanken und Gefühle auf meinen Körper übertragen und so die Geburt beeinflussen würden.
Also lag es auf der Hand, erst einmal bei mir selbst anzufangen, und ich fragte mich: Was brauche ich in einer absoluten Ausnahmesituation, die eine Geburt nun mal ist, um mich von innen heraus sicher und geborgen zu fühlen? Was brauche ich, um mich in dieser Erfahrung, die die Grenzen alles bis dahin körperlich und emotional Erlebten sprengen würde, zu 100 % öffnen und hingeben zu können? Was brauche ich, damit ich diese Geburt in Geborgenheit und Liebe erleben kann?
Das war einer meiner wichtigsten Schlüssel: Ich hielt konsequent Innenschau und setzte noch konsequenter um. Das Ergebnis waren zwei wundervolle Hausgeburten. Zwei Geburten, die meinen Kindern den Übergang ermöglicht haben, den ich mir so sehr für sie gewünscht hatte. Und die mich in eine ganz tiefe Verbindung zu mir selbst und ein unerschütterliches Vertrauen zum Leben und zu der Weisheit meines Körpers gebracht haben.
Dass dies alles andere als selbstverständlich war, erfuhr ich schon bald: viel zu oft erzählten mir Frauen von Geburten, die man niemandem wünscht. Geburten, die die Frauen psychisch und physisch tief verletzt hatten und die trotzdem irgendwie hingenommen wurden, so als gäbe es keine Alternative.
Damit war mein neues Warum geboren: berührt und betroffen von diesen Geschichten, war ich nicht bereit, das als normal zu akzeptieren. Denn ich hatte immer gespürt, dass meine Geburten nicht einfach Zufall oder Glück waren. Ich wusste, was ich getan hatte und warum es mir gelungen war – und damals kannte ich noch nicht einmal die universellen Gesetze. Für mich war klar, dass das, was bei mir funktioniert hatte, übertragbar war und somit für jede andere Frau möglich. Ich sah allerdings auch, dass sich die meisten Frauen nicht in derselben Art und Weise auf ihre Geburten vorbereiteten, wie ich es getan hatte. So begann ich in meiner Arbeit meinen Beitrag dazu zu leisten und Frauen dabei zu unterstützen, einen anderen, neuen Weg zu gehen, damit auch sie ihre Geburten kraftvoll, positiv und selbstbestimmt erleben können. Immer wieder bekam ich die Rückmeldung: „Warum hat mir das vorher niemand erzählt?“, „Hätte ich das doch nur schon vor meiner ersten Geburt gewusst!“, „Was du uns beibringst, bringt mir mehr als alles, was ich in den anderen Kursen erfahren habe!“.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder den enormen Unterschied, den es für die Frauen macht, die sich auf diese Herangehensweise einlassen: Ich sehe, wie sie aufblühen, weil sie ganz in ihre Kraft und ihre wahre Größe kommen. Ich sehe, wie sie ihre Weiblichkeit voll annehmen und ihre Schwangerschaft in vollen Zügen genießen. Wie sie eintauchen in eine tiefe Verbindung zu sich selbst und zu ihrem Kind und ganz nebenbei die Beziehung zu ihrem Partner noch inniger wird. Ich sehe, wie sie Ängste annehmen und so ganz schnell in Vertrauen umwandeln können. Ich sehe, wie sie sich in diesem Vertrauen entspannen können, weil sie wissen und fühlen, dass das Leben immer für sie ist. Wie sie sich voller Freude für alles öffnen, was das Leben ihnen schenken will – und ihre Geburten all das widerspiegeln. Das ist, wofür ich gehe!
Und ich weiß, dass das für jede Frau möglich ist – auch für dich!
Nina:
Vier Töchter durfte ich in dieses Leben gebären. Alle Geburten waren lebensverändernde Erfahrungen, Meilensteine auf meinem Weg. Eine solche Erfahrung wünsche ich dir auch, die du dieses Buch in deinen Händen hältst und dein Baby unter deinem Herzen trägst.
Bei meiner ersten Schwangerschaft im Jahr 2009 las ich „Schwangerschaft – Mythos und Wirklichkeit“1. Es war das Schwangerschaftsbuch, das mich am meisten berührt und geprägt hat. Mit diesem Buch erfuhr ich, dass jede Schwangerschaft und jede Geburt einzigartig ist und sein darf. Das war das genaue Gegenteil vom standardisierten wissenschaftlichen Credo: „So hat es zu sein!“, das mir sonst überall begegnete. Weil ich darüber hinaus nicht viel fand, was mir gefiel, begann ich ein eigenes Buch zu schreiben. Darin sammelte ich all die Meditationen, Übungen und Rituale, die ich für mich in meinen Schwangerschaften empfangen und gelebt hatte. Irgendwie wusste ich, dass meine gute innerliche Vorbereitung, meine tiefe Verbindung zu mir selbst und all meinen Anteilen, diese Geburten möglich gemacht hatten. Ich ahnte, dass die Erkenntnisse und Kraftquellen, die ich für mich selbst entdeckt hatte, auch für andere Frauen wertvoll sein würden. Dann kam das Leben mit Selbstständigkeit und drei kleinen Kindern dazwischen, und das Buchprojekt geriet fast in Vergessenheit.
Mit Beginn meiner vierten Schwangerschaft wurde meine Buchvision wieder lebendig. Ich lernte Barbara kennen und der Funke sprang sofort über. Das Werk, das nun in deinen Händen liegt, ist so viel mehr, als ich damals geahnt hatte. Ich schreibe dieses Buch für die Frauenkraft. Weil ich davon überzeugt bin, dass uns die Weiblichkeit in eine neue Zeit führen wird. Ich gehe für weibliche Selbstermächtigung auf allen Ebenen. Und das meine ich voller Liebe für die Männlichkeit. Es ist mir ein Herzensanliegen mit den hier beschriebenen Ritualen eine wahrhaftige Veränderung in der Geburtshilfe zu ermöglichen. Mögen wir uns erinnern an den tieferen Sinn des Lebens.
Geburt ist für mich eines der letzten echten Abenteuer in unserer sicheren und kontrollierten Gesellschaft. Damit ist sie eine wundervolle Gelegenheit, Zugang zu Teilen in uns selbst zu erhalten, die sonst verschlossen sind oder im Dornröschenschlaf schlummern.
Meine Geburten veränderten mich. Nicht nur im Außen, weil ein neuer Mensch geboren wurde. Mindestens genauso im Innen. Durch einzigartige Herausforderungen und Geschenke, die ich gemeinsam mit dem kleinen Wesen in meinem Bauch erleben durfte, wuchs ich. Lernte dazu. Entwickelte mich. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Buch dazu beitragen kann, dass Geburt positiv erlebt wird. Damit immer mehr Frauen mutig und zuversichtlich in ihre Geburten gehen und sich nach innen wenden, um Sicherheit, Vertrauen und Antworten in sich selbst zu suchen und zu finden.
Denn dort, in dir, tief in deinem Schoß, liegen alle Antworten. Du trägst alles in dir.
1 Sailer: Schwangerschaft – Mythos und Wirklichkeit. 2004
Die Magie dieses Buches – Kraftquellen
Als wir begannen, dieses Buch zu schreiben, war uns sehr schnell klar: es soll um persönliche Geburtsgeschichten gehen und die dazu erlebten Ressourcen. Wir spürten, dass sie allgemeingültig und für jede Frau wertvoll sind, um die Geburt zu erleben, die sie sich wünscht.
Was können Kraftquellen bei der Geburt sein? Alles, was dich nährt und stärkt. Was dich zentriert, ruhig macht, klar und frei. Was dir Kraft gibt und dich mit dir selbst, deiner inneren Quelle, verbindet.
Es gibt kaum ein vergleichbares Ereignis im Leben, bei dem das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele sich so unmittelbar zeigt wie bei der Geburt. Jeder einzelne Anteil ist dabei bedeutsam und hat seine Aufgabe, sowohl während der Schwangerschaft zur Vorbereitung als auch während der Geburt. Das Tolle dabei ist: egal an welcher Stelle du ansetzt – ob beim Körper, bei deinem Geist oder deiner Seele – die anderen werden automatisch darauf reagieren und auf ihre Weise den Impulsen folgen.
Irgendwann einmal wird diese einzigartige Geburt mit dem Kind, das du nun unter deinem Herzen trägst, selbst zur Kraftquelle in deinem Leben. Du kannst dann zurückschauen zu diesen ganz besonderen Momenten und Stunden und Stück für Stück erkennen, was geschehen ist, weshalb es genau so geschehen ist, und wandelst und nutzt diese Geburt als Kraftquelle für dein gesamtes Leben. Während wir an diesem Buch schrieben, kam zu uns ein starkes Bild. Wir sahen vor uns ein loderndes Feuer, um das wir uns mit vielen weiteren Frauen versammeln. Uns die Hände reichen im Kreis und die Frauenkraft spüren, die durch uns fließt.
Wir laden dich ein, dich zu uns ans große Feuer zu setzen. Nimm deinen Platz ein. Lass uns einen Moment still sein. Atmen und sein. Verbinde dich mit dir selbst, den Frauen neben dir und der universellen Weisheit. Tanke Kraft und Vertrauen. Im Kreis ums Feuer sind wir alle gleichwertig.
Vielleicht magst du tatsächlich eine Kerze entzünden oder ein Feuer machen, wenn du durch diese Seiten blätterst und die Worte aufnimmst. Ein kleines echtes Feuer, das dich an das Feuer in dir erinnert und dich mit den Frauen im Kreis verbindet.
Starker Körper,
klarer Geist,
weise Seele.
Richte alles aus,
damit die Magie der Geburt
wirken kann.
DIE KRAFT VON GEIST UND SEELE
Eine deiner größten Kraftquellen ist dein Mindset. Dein Geist und deine innere Haltung haben einen immensen Einfluss auf deine Realität. Du bist Schöpferin! Je bewusster und klarer du mit deinen Gedanken, deiner inneren Haltung und deinen Mustern umgehst, desto selbstbestimmter und freier kannst du nicht nur diese Geburt, sondern dein ganzes Leben gestalten.
Im Laufe dieses Kapitels wirst du nicht nur deine Vision empfangen, sondern dich auch mit deinem tiefen Warum verbinden und erfahren, wie du die universellen Gesetze für dich nutzen kannst. Öffne dich für alles, was deine Seele und dein Geist für dich bereithalten.
Empfange deine Geburtsvision
Viele Frauen wissen, was sie sich für die Geburt wünschen. Nur wenige haben jedoch eine klare Vision davon. Zwischen Wunsch und Vision gibt es einen bedeutenden Unterschied. Bei einem Wunsch schwingt noch die Energie mit von „es wäre schön, wenn…“‚ was eine unbewusste Erwartungshaltung an das Außen beinhaltet, wie sich jemand verhalten oder was geschehen möge.
Spürst du, wie darin schon das Potential liegt, deine Eigenverantwortung und damit deine Macht abzugeben? Ein Wunsch birgt außerdem die Energie des Hoffens in sich. Hoffnung darauf, dass etwas in einer bestimmten Form eintreffen möge. Eine Vision hingegen geht tiefer. Sie ist viel größer und kraftvoller als ein Wunsch. Sie zeichnet ein klares Bild von einem Ziel, auf das du deine ganze Energie ausrichtest. Eine Vision verlangt daher auch etwas von dir: Sie braucht deine klare Entscheidung und deine Bereitschaft, dafür zu gehen, und das zu 100 %. Sie ist etwas, wofür du brennst, wonach sich deine Seele sehnt und wofür du bereit bist, alles zu geben, im Innen wie im Außen. Deine Vision entsteht in deinem Inneren, bevor sie im Außen sichtbar wird. Sie braucht deine ganze Liebe, deine volle Hingabe und die Bereitschaft, das, was du vor deinem inneren Auge siehst, im Außen umzusetzen.
Wie ist es bei dir? Kennst du deine Vision für die Geburt deines Kindes?
Die folgende Visualisierung hilft dir dabei, deine Vision zu entdecken. Dabei nutzt du deine Vorstellungskraft, um die Vision vor deinem inneren Auge sehen zu können. Du erlebst sie bereits als Realität und hast sie damit gleichzeitig direkt als erlebte Erfahrung in dir gespeichert. Du findest sie auch zum Anhören und Downloaden bei den anderen Meditationen unter dem Link am Ende des Buches. So kannst du ganz leicht eintauchen in das Reich deiner inneren Bilder. Nimm dir Zeit. Mach es dir bequem.
Mach dich bereit, die Vision deiner Geburt zu empfangen.
Übung: Deine Geburtsvision
Schließe deine Augen. Lass deinen Atem tief durch die Nase ein- und ausströmen. Spüre die Unterlage, auf der du sitzt oder liegst. Nimm wahr, wie sie dich trägt. Atme tief ein und lang und tief wieder aus. Entspanne deine Arme. Entspanne deine Hände. Entspanne deine Beine, deine Füße. Entspanne deinen ganzen Körper. Den ganzen Körper.
Mit jedem Wort, das du hörst, beginnst du tiefer und tiefer zu sinken, in einen wundervollen Zustand absoluter Entspannung. Jetzt entspanne dein Gesicht. Lass deine Gesichtszüge ganz weich und freundlich werden, mit einem inneren und vielleicht auch äußeren Lächeln und einem Gefühl der Dankbarkeit für alles, was ist, und für alles, was sich dir zeigen wird, jetzt oder gleich. Genieße diesen angenehm offenen und entspannten Zustand. Sage dir selbst: „Ich bin bereit, alles zu empfangen, was sich mir zeigen will.“
Sieh nun vor deinem inneren Auge eine wunderschöne Treppe, die hinunter führt zu einem ganz besonderen Ort. Die schönste Treppe, die du jemals gesehen hast. Nimm wahr, wie sie aussieht: ihre Form, ihre Farbe, vielleicht ist sie geschmückt. Diese Treppe führt dich mit 10 Stufen hinunter zu einem ganz besonderen Ort.
Geh nun Stufe für Stufe hinunter: 10 - 9 - 8. Atme tief ein und aus. 7 - 6. Nimm wahr, wie du dich fühlst. Vielleicht spürst du schon Vorfreude auf das, was auf dich wartet, wenn du die Treppe ganz hinuntergegangen bist. Fühle die Dankbarkeit für das, was sich dir zeigen will. 5 - 4 - 3.
Dir wird klar, dass am Ende der Treppe etwas ganz Besonderes auf dich wartet, dass dort dein Herz auf dich wartet. Dein Herz, das dir deine Zukunft zeigen will, die Vision deiner Geburt. Eine Vision, die keine Begrenzung kennt. Eine Vision, in der alles möglich ist. 2 - 1.
Du bist unten angekommen und stehst nun vor einem ganz besonderen Tor. Dieses Tor ist der Eingang zu deinem Herzen. Wie sieht es aus? Aus welchem Material ist es? Lege deine Hand darauf. Wie fühlt es sich an? Nimm wahr, wie sich durch die Berührung deiner Hand das Tor zu deinem Herzen öffnet. Jetzt siehst du ein hell leuchtendes Licht, vielleicht auch Farben – und du erblickst den schönsten Ort, den du jemals gesehen hast! Schau dich um: Was siehst du? Was riechst du? Was hörst du? Was nimmst du wahr? Was fühlst du? Hier, mitten in deinem Herzen?
Einfach wahrnehmen. Genießen. Entspannen. Loslassen.
Jetzt, hier, an diesem Ort, an dem Zeit und Raum keine Rolle spielen, wird sich dir nun die Vision der Geburt zeigen, einfach so. Stell dir nun vor, es ist der Zeitpunkt der Geburt. Stell dir dich selbst dort vor.
• Was siehst du?
• Wo bist du?
• Was tust du?
• Wer ist bei dir?
• Wie fühlst du dich?
• Was tut dir gut?
Einfach wahrnehmen.
Sieh nun auch dein Kind vor dir. Wie geht es ihm oder ihr? Wie fühlt es sich? Was braucht dein Kind für die Geburt?
Spüre die starke Verbindung zwischen euch. All die Liebe und die Dankbarkeit dafür, dass ihr gemeinsam dieses Wunder erleben und gestalten dürft, genau so, wie es für euch richtig ist.
Spüre auch die Verbindung, die Liebe und Dankbarkeit zu all den anderen wunderbaren Menschen, die sich dir hier zeigen: zu deinem Partner, zu deiner Hebamme – zu allen, die während der Geburt für dich da sind und für euch. Sieh dir an, wie sie dich unterstützen, dir den Raum halten. Spüre all die Liebe und das Vertrauen: das Vertrauen in dich, in deine Stärke, in deinen Körper, in die Geburt, in das ganze Leben.
Schau, ob du noch irgendetwas hinzufügen möchtest, wenn ja, dann kannst du das jetzt ganz einfach tun. In diesem Raum der unendlichen Fülle und der unbegrenzten Möglichkeiten geschieht das ganz leicht und mühelos. Fühle auch die Dankbarkeit für dein Herz, das dir all das gezeigt hat, das dir deine Vision für die Geburt offenbart hat. Bevor du wieder zurückkehrst, kannst du deinem Herzen noch eine Frage stellen. Und dein Herz wird dir antworten und dir eine Botschaft senden, jetzt oder gleich. Vielleicht zeigt sich dir die Botschaft auch später in deinem Traum.
Hör einfach zu, lausche. Atme tief ein und aus.
Dann mach dich bereit für den Rückweg. Du durchschreitest wieder das Tor, stehst an der wunderschönen Treppe, die nach oben führt, gehst langsam Stufe für Stufe hinauf - 1 - 2 - 3 - 4 - und mit jeder Stufe, die du hinaufgehst, spürst du wieder mehr deinen Körper - 5 - 6 - spüre die Unterlage, auf der du sitzt oder liegst - 7 - 8 - beginne mit kleinen Bewegungen der Finger und Füße deinen Körper wieder etwas wachzurufen - 9 - recke und strecke dich - 10 - öffne langsam wieder deine Augen und komm zurück ins Hier und Jetzt.
Schreibe nun alles so detailliert wie möglich auf. Vielleicht möchtest du auch malen, was du gesehen hast. Nimm dir auch hier Zeit. Lass es wirken. Wenn du alles aufgeschrieben oder gemalt hast, dann füge noch den Satz hinzu:
„So oder noch viel besser - zum höchsten Wohle von allen!“
Lies dir von heute an deine Vision regelmäßig durch und verbinde dich immer wieder mit ihr. Fühle sie. Spüre sie. Sei deine Vision! Begib dich in die Energie, in der du dich in deiner Vision erlebt hast. Frage dich, was du von nun an jeden Tag tun kannst, damit diese Vision Wirklichkeit wird. Wie darfst du heute denken, fühlen und handeln? Welche Entscheidungen darfst du treffen?
Sein - tun - haben - lautet der magische Dreiklang zur Erfüllung deiner Wünsche und Visionen. Denn um das in dein Leben zu ziehen, was du dir wünschst, darfst du es erst sein, es bereits „verkörpern“, noch bevor es sich im Außen zeigt. Dann darfst du die entsprechenden Dinge tun, die es braucht, um es schließlich zu erhalten. Das ist kein esoterisches Gerede, sondern beruht auf den sogenannten universellen Gesetzen, denen unser Leben hier auf der Erde unterliegt und die immer wirken - ob wir daran glauben oder nicht. Der bekannte amerikanische Neurowissenschaftler Joe Dispenza hat in zahlreichen Forschungen bewiesen, wie sich unsere Gehirn- und Körperstruktur bis auf Zellebene verändert – und das allein durch die konsequente Anwendung von Meditation, Visualisierung und der Anhebung unserer energetischen Schwingung.2
Geburt beginnt nicht erst, wenn die Wehen einsetzen. Mit deiner Vision hast du einen wichtigen Samen gesetzt, den du nun hegen und pflegen darfst, damit er jeden Tag weiterwächst, größer und stärker wird – genau wie dein Kind.
Entdecke dein Warum
Nachdem du nun Klarheit bekommen hast über deine Vision, laden wir dich ein, noch ein Stückchen tiefer einzutauchen und das Warum hinter deiner Vision zu ergründen.
Dein Warum „füttert“ deine Vision. Es ist dein Antrieb. Das, was dich trägt und am Ball bleiben lässt, auch wenn es im Außen mal nicht rund laufen sollte. Denn unser menschlicher Verstand interpretiert Bilder oder neigt dazu zu glauben, dass sich unsere Vision nur erfüllt, wenn sie genau so geschieht, wie wir sie einmal gesehen haben. Dabei sind es Botschaften, die einen Kern in sich tragen, der entschlüsselt werden will. Dafür ist es wichtig, tiefer einzutauchen, denn oft gibt es eine Vision hinter der Vision. Wenn du Kontakt zu dieser Essenz hast, kennst du dein Warum und bist unabhängig von dem Bild und innerlich frei für die Form, in der deine Vision tatsächlich in dein Leben kommen will.
Es kann sein, dass auch mit der besten inneren und äußeren Vorbereitung die Geburt einen anderen Verlauf nimmt, als du es dir gewünscht hast. Denn dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Es geht auch nicht darum, all diese Faktoren im Griff zu haben, dann bist du in der Energie des Kontrollierens und Wollens – und das ist genau das Gegenteil von dem, was eine Geburt braucht: Eine Geburt will Hingabe, will, dass du dich öffnest für ein Wunder, das so viel größer ist als du selbst.
Mit der folgenden Übung gelangst du Schicht für Schicht tiefer zu dem Kern, zu der Quelle, aus der deine Vision entspringt. Durch deine Vision eröffnet sich dir ein Weg, der dich tiefer zu deinem wahren Warum führt.
Übung: Dein Warum
Stell dir nun mehrmals hintereinander die Frage:
Was ist es eigentlich, das mir an dem Bild, das ich in meiner Vision empfangen habe, wichtig ist?
Warum ist mir das wichtig?
Sobald du die Antwort notiert hast, gehst du immer mit der jeweiligen Antwort weiter:
Warum ist mir das wichtig?
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Warum ist mir das wichtig?
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Warum ist mir das wichtig?
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Warum ist mir das wichtig?
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Herzlichen Glückwunsch! Du bist nun auf dem Grund deines Warums angelangt und damit bei der wahren Essenz deiner Vision!
Geburtsgeschichte Barbara: Paul
Erste Anzeichen
Pauls errechneter Geburtstermin war der 3. September, und wir hofften sehr, dass er pünktlich kommen würde. Denn das würde bedeuten, dass Martin, der damals als Lehrer arbeitete, noch eine ganze Woche Sommerferien hätte und wir diese besondere erste Zeit gemeinsam in Ruhe genießen konnten.
Als ich am Morgen des 3. September um 4 Uhr aus dem Nichts mit einer starken Wehe plötzlich senkrecht im Bett saß, kam aus mir ein „Aah“ und aus Martin ein „Yes!“. Der Plan ging auf, der Wunsch in Erfüllung: Schließlich hatten wir unserem Kind immer wieder von den Vorteilen für uns alle erzählt, wenn es sich entscheiden würde, zum errechneten Termin zur Welt zu kommen!
Voller Begeisterung freuten wir uns über jede Wehe, die – wenn natürlich auch noch in großen Abständen – kam und uns zeigte, dass dies der Tag sein sollte, auf den wir uns schon so lange gefreut hatten.
Am späten Vormittag kam Christine, unsere Hebamme, zu einem regulären Vorsorgetermin. Wir begrüßten sie ganz glücklich mit der Ankündigung, dass ich schon Wehen habe. Sie freute sich, da es signalisierte, dass der Körper und das Kind bereit waren. Doch sie wies uns darauf hin, dass dies nicht unbedingt bedeuten müsse, dass an diesem Tag auch die Geburt stattfindet, sondern dass es durchaus noch ein paar Tage so sein könnte und zwischendurch die Wehen vielleicht auch wieder aufhören.
Unserer Euphorie gab das einen großen Dämpfer. Wir fühlten uns enttäuscht, und tatsächlich hörten dann die Wehen auch auf, noch bevor Christine wiederging. Sollte es doch nicht an diesem Tag sein? Es hatte sich alles so richtig angefühlt. Wir machten also einfach ein paar andere Dinge in der Wohnung und ließen alle Erwartungen los.
Aber jetzt …
Nach zwei, drei Stunden setzten die Wehen wieder ein. Ich verbrachte den Nachmittag und den frühen Abend ganz entspannt in unserem Wohnzimmer und auf dem Balkon, während die Spätsommersonne alles in ein wunderschönes, warmes goldenes Licht hüllte. Ich genoss diesen Frieden und diese Zeit für mich, in der ich mich ganz in Ruhe auf den Rhythmus der Wehen einstellen konnte, die nun auch schon immer stärker wurden und mehr Aufmerksamkeit einforderten.
Der Obstsalat, den ich mir noch gemacht hatte, blieb unberührt auf dem Tisch stehen, denn ich verspürte keinen Hunger mehr. Stattdessen tauchte ich immer tiefer in den Geburtsprozess ein, ganz mit mir verbunden.
Ich machte einen Einlauf, da ich ausschließen wollte, dass mein Körper sich während der Geburt in irgendeiner Weise – und sei es unbewusst – zurückhalten würde, statt sich vollständig zu öffnen und loszulassen.
Später am Abend spürte ich, dass ich nun Martin bei mir brauchte und er auch nicht mehr von meiner Seite weichen sollte. Im Fernsehen lief gerade ein WMQualifikationsspiel der Fußballnationalmannschaft. Wir schauten eine Weile zu, während ich auf dem Pezziball saß und mich an Martin lehnte. Wir genossen diese unkomplizierte Art, mit den Wehen bei uns zu Hause zu sein. Keine Überlegungen wie „Wann müssen wir los? Wie weit ist es schon?“ störten uns, wir waren einfach im Prozess. Alles durfte sein und sich entwickeln. Christines einzige Vorgabe war: „Ruf mich an, wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht mehr allein.“ Denn sie hatte die Erfahrung gemacht, dass oft gerade Erstgebärende anfingen, sich zu sehr anzustrengen, sobald die Hebamme eintraf, weil sie das als Signal deuteten, dass es jetzt ernst würde – und ihnen dann zum Ende der Geburt dieKraft fehlte.
Vom Spiel bekam ich da schon nicht mehr viel mit, sodass mich Martin irgendwann so platzierte, dass ich mit dem Rücken zum Fernseher saß und er bessere Sicht auf das Geschehen hatte und gleichzeitig durch die Spielzeitanzeige die Wehenabstände im Blick. Mir war alles recht, solange ich nur auf meinem Pezziball sitzen konnte, der mittlerweile zu meinem wichtigsten Utensil geworden war.
Hingabe und Vertrauen
Irgendwann schalteten wir den Fernseher aus, weil die Geburt unsere volle Aufmerksamkeit verlangte und uns ganz in ihre Dynamik zog. Ich begann mit jeder Wehe zu tönen und genoss dabei die wohltuende Berührung von Martins Hand auf meinem Kreuzbein.
Gegen 22 Uhr wurde ich immer müder – schließlich war ich seit 4 Uhr wach. Hinlegen wollte ich mich aber nicht, weil ich unbedingt eine aufrechte Position einnehmen wollte, um die Schwerkraft für die Wirkung der Wehen zu nutzen. Martin rief Christine an, und sie gab uns per Telefon den Tipp, mir mit dem Pezziball ein Lager auf dem Bett zu richten. So konnte ich ganz bequem meinen Oberkörper darauf ablegen, während ich mit geöffneten Beinen davor kniete. Diese Haltung war super: kam eine Wehe, war ich sofort da und ganz präsent, und in den Wehenpausen konnte ich meinen Kopf und mein ganzes Gewicht abgeben. Das war so entspannend, dass ich zwischendurch sogar eindöste und dabei Kraft tanken konnte.
Gegen Mitternacht ließ mir Martin ein Bad ein, damit ich bei den immer intensiver werdenden Wehen im warmen Wasser entspannen konnte. Unser damaliges Badezimmer war sehr eng mit einer extra schmalen Tür, und ich bekam – das einzige Mal während dieser Geburt! – Panik bei der Vorstellung, den Pezziball im Wohnzimmer lassen und eventuell auf dem Weg in die Wanne eine Wehe ohne ihn bewältigen zu müssen. Das war für mich absolut undenkbar! Um mich aus dieser Zwickmühle zu befreien, hämmerte Martin den Ball mit beiden Fäustendurch den Türrahmen, und genau in dem Moment, als er es geschafft hatte, meinte ich: „Ah, ich glaube es geht doch auch ohne!“ Was witzig war, denn nun musste der Ball wieder irgendwie raus, weil wir zu dritt – ich mit riesigem Bauch, Martin und der Ball – gar nicht ins Bad passten.
In der Wanne genoss ich für die nächste Stunde das warme Wasser. Vor allem das nasse Handtuch, das ich auf meinen Bauch legte und immer wieder mit dem Wasser benetzte, trug sehr zur Entspannung bei. Die Wehen waren sehr intensiv und kraftvoll, aber ich konnte mich ihnen wunderbar hingeben und sie mit meinem Tönen begleiten. Im Nachhinein denke ich, dass in dieser Zeit sehr viel innerlich passiert ist und sich der Muttermund da extrem geöffnet hat.