Die neue Praxis Dr. Norden 31 – Arztserie - Carmen von Lindenau - E-Book

Die neue Praxis Dr. Norden 31 – Arztserie E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Barbara ist seit ein paar Monaten mit Georg zusammen. Als er für ein paar Tage geschäftlich nach Kanada fliegt, wird ihr klar, dass sie am liebsten den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen möchte. Aber diesen Wunsch behält sie für sich. Noch weiß sie nicht, ob Georg bereit für eine feste Bindung ist. Kurz nach seiner Rückkehr aus Kanada bekommt Georg Fieber und Schüttelfrost. Barbara bringt ihn in die Praxis Dr. Norden. Alles deutet auf einen grippalen Infekt hin. Daniel verschreibt ihm etwas gegen das Fieber. Barbara verspricht, sich um Georg zu kümmern. Doch Georg geht es dann eher noch schlechter, er klagt über Übelkeit und hat keinen Appetit mehr. Daniel hängt ihn an einen Tropf und erzielt eine mildernde Wirkung. Doch trotz Barbaras Pflege geht es Georg bald wieder schlechter. Er klagt über Kopf- und Rückenschmerzen. Dann kommt auch noch Atemnot hinzu. Daniel kann die Symptome nicht einordnen und weist Georg in die Klinik ein. Er bekommt dort Antibiotika, die nicht helfen. Barbara weicht Georg nicht von der Seite. Daniel ist äußerst besorgt um ihn, da die Ursache für seine Beschwerden noch immer nicht gefunden wurde. Von einem Freund erhält er einen wertvollen Tipp über die Krankheit, die Georg ernsthaft bedroht. »Bist du sicher, dass wir ins Café gehen sollten?«, fragte Konstantin, als Jana ihre Einladung wiederholte, mit ihm in ihr Lieblingscafé an der Isar zu gehen. »Ich habe heute Geburtstag, ich möchte nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen«, entgegnete Jana und nahm das gelbe Kleid mit dem zartblauen Blümchenmuster aus dem Schrank im Schlafzimmer. »Das heißt, du fürchtest dich jetzt nicht mehr vor einem Anfall in der Öffentlichkeit?«, fragte der junge Mann, mit dem Jana seit zwei Jahren zusammenlebte. »Ich hoffe, dass es gut geht.« »In Ordnung, dann versuchen wir es.« »In einer Viertelstunde können wir los«, sagte Jana und huschte ins Badezimmer. Sie hängte das Kleid an den Haken an der Innenseite der Tür, stützte sich mit den Händen auf dem rechteckigen Waschbecken ab und schaute in den Spiegel. Heute war ihr dreißigster Geburtstag, und sie hätte diesen Tag gern mit ihren Freunden gefeiert, aber inzwischen hatte sie so gut wie keine Freunde mehr. So wie ihr Leben gerade verlief, hatte sie es sich nicht vorgestellt. Diese Krankheit, an der sie seit gut einem Jahr litt, hatte ihre Träume von der Zukunft zunichtegemacht. Die Schluckbeschwerden, die sie immer häufiger quälten und für die die Ärzte bisher keine körperliche Ursache ausmachen konnten, hatten dazu geführt, dass sie ihre Karriere als Radiomoderatorin beenden musste. Es lief ihr noch immer eiskalt den Rücken herunter, als sie an ihren ersten Anfall dachte, der sich ausgerechnet während einer Livesendung bemerkbar gemacht hatte. Sie glaubte damals, zu ersticken, als sie von dem Kirschkuchen abbiss, den ihr die Bloggerin, die sie zum Interview über das Thema »Backen lernen im Netz« eingeladen hatte, zum Probieren überreichte. Der Anfall war so heftig gewesen, dass sie die Sendung hatte abbrechen müssen. Der Arzt, den sie noch am selben Tag aufsuchte, konnte keine körperliche Ursache für diesen Anfall feststellen, was sie zunächst beruhigte, eine Beruhigung, die nicht lange anhielt, da der Anfall sich bereits am nächsten Tag wiederholte.

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Die neue Praxis Dr. Norden – 31 –

Keiner will dir glauben!

Jana ist mit den Nerven am Ende

Carmen von Lindenau

»Bist du sicher, dass wir ins Café gehen sollten?«, fragte Konstantin, als Jana ihre Einladung wiederholte, mit ihm in ihr Lieblingscafé an der Isar zu gehen.

»Ich habe heute Geburtstag, ich möchte nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen«, entgegnete Jana und nahm das gelbe Kleid mit dem zartblauen Blümchenmuster aus dem Schrank im Schlafzimmer.

»Das heißt, du fürchtest dich jetzt nicht mehr vor einem Anfall in der Öffentlichkeit?«, fragte der junge Mann, mit dem Jana seit zwei Jahren zusammenlebte.

»Ich hoffe, dass es gut geht.«

»In Ordnung, dann versuchen wir es.«

»In einer Viertelstunde können wir los«, sagte Jana und huschte ins Badezimmer. Sie hängte das Kleid an den Haken an der Innenseite der Tür, stützte sich mit den Händen auf dem rechteckigen Waschbecken ab und schaute in den Spiegel.

Heute war ihr dreißigster Geburtstag, und sie hätte diesen Tag gern mit ihren Freunden gefeiert, aber inzwischen hatte sie so gut wie keine Freunde mehr. So wie ihr Leben gerade verlief, hatte sie es sich nicht vorgestellt. Diese Krankheit, an der sie seit gut einem Jahr litt, hatte ihre Träume von der Zukunft zunichtegemacht. Die Schluckbeschwerden, die sie immer häufiger quälten und für die die Ärzte bisher keine körperliche Ursache ausmachen konnten, hatten dazu geführt, dass sie ihre Karriere als Radiomoderatorin beenden musste. Es lief ihr noch immer eiskalt den Rücken herunter, als sie an ihren ersten Anfall dachte, der sich ausgerechnet während einer Livesendung bemerkbar gemacht hatte. Sie glaubte damals, zu ersticken, als sie von dem Kirschkuchen abbiss, den ihr die Bloggerin, die sie zum Interview über das Thema »Backen lernen im Netz« eingeladen hatte, zum Probieren überreichte. Der Anfall war so heftig gewesen, dass sie die Sendung hatte abbrechen müssen. Der Arzt, den sie noch am selben Tag aufsuchte, konnte keine körperliche Ursache für diesen Anfall feststellen, was sie zunächst beruhigte, eine Beruhigung, die nicht lange anhielt, da der Anfall sich bereits am nächsten Tag wiederholte.

Bald musste sie sich jeden Tag mehrmals mit diesen Schluckbeschwerden und Hustenanfällen auseinandersetzen. Sie wagte es kaum noch, etwas in der Öffentlichkeit zu essen, weil sie dann oft das Gefühl hatte, dass sie ersticken würde, während sie versuchte, etwas zu schlucken. Wieder suchte sie Hilfe bei ihrem Arzt, der sie mehrfach zum Röntgen ins Krankenhaus schickte, stets ohne Befund.

Der Sender legte ihr nahe, ihren Job als Moderatorin aufzugeben und bot ihr eine Stelle als Redakteurin an. Sie ging sofort darauf ein, weil sie sich in ihrer Verfassung ohnehin nicht für fähig hielt, eine Livesendung zu leiten. Sie sorgte nun im Hintergrund dafür, dass die ihr zugewiesenen Sendungen, gut vorbereitet und ohne Zwischenfälle ausgestrahlt wurden.

Inzwischen hatte sie sich auch damit abgefunden, dass ihr Freundeskreis und ihre Kollegen ihre Anfälle für eine Art Psychotick hielten. Gut gemeinte Ratschläge, dass sie sich einem Psychologen anvertrauen sollte, hatte sie bisher ignoriert. Sie war nach wie vor davon überzeugt, dass es eine körperliche Ursache für diese Anfälle gab.

Aber so kann es nicht weitergehen, dachte sie, während sie ihr Spiegelbild betrachtete. Umso länger sie es anschaute, umso älter erschien ihr dieses Gesicht, das sie mit seinen traurigen Augen anschaute. Vor ihrer Krankheit hatte sie oft gehört, dass sie strahlend blaue Augen hatte, Augen, die zeigten, dass sie voller Lebensfreude war. Diese Lebensfreude war längst einer tiefen Resignation gewichen.

Wegen ihrer ständigen Anfälle war sie in den letzten Monaten kaum noch ausgegangen und hatte nur selten Freunde eingeladen. Mittlerweile war es so, dass Konstantin sich meistens allein mit ihren gemeinsamen Freunden traf und sie zu Hause blieb. Manchmal fuhr sie für ein paar Tage zu ihren Eltern, die ein Hotel am Bodensee besaßen. Die Fürsorge der Eltern und die langen Spaziergänge am See taten ihr gut, aber diese Anfälle verschwanden auch dort nicht.

»Alles in Ordnung?«, wollte Konstantin wissen, der kurz zur Tür hereinschaute.

»Alles gut, ich bin gleich bei dir«, versicherte sie ihm. Bevor sie ihr T-Shirt und ihre Jeans gegen das lindgrüne Sommerkleid tauschte, tuschte sie ihre Wimpern, zog die Augenbrauen nach, trug einen hellroten Lippenstift auf und kämmte ihre schulterlangen dunklen Locken. Es war schön, dass Konstantin, der als freier Fotograf arbeitete, sich an diesem Tag freigenommen hatte, um bei ihr sein zu können. So musste sie ihren Geburtstag wenigstens nicht allein verbringen.

Eine Viertelstunde später verließen Jana und Konstantin die Wohnung im obersten Stockwerk des Dreifamilienhauses an der Isar und liefen über die Wiese, die das Haus vom Ufer des Flusses trennte. Jana hatte zunächst gezögert, zu Konstantin zu ziehen. Er hatte diese Eigentumswohnung vor fünf Jahren gekauft, und sie wollte nicht das Gefühl haben, auf seine Kosten zu wohnen. Sie hatten dann vereinbart, dass sie sich wenigstens die Nebenkosten teilten.

»Im nächsten Jahr werde ich meinen Geburtstag wieder richtig groß feiern. Der 31. Geburtstag ist ohnehin wichtiger als der 30.«, sagte Jana und hakte sich bei Konstantin unter.

»Ich dachte bisher, die runden Geburtstage sind die besonderen«, entgegnete Konstantin.

»Der Runde ist der Abschluss eines Jahrzehntes. Das erste Jahr des neuen Jahrzehntes zu feiern, hat doch auch etwas Besonderes«, erklärte sie ihm lächelnd. Sie musste zu ihm hochschauen, wenn sie dem großen sportlichen Mann mit den stufig geschnittenen hellbraunen Haaren, der einen halben Kopf größer als sie war, in die Augen sehen wollte.

»Dann sollten wir hoffen, dass dieses erste Jahr in deinem neuen Jahrzehnt auch die entscheidende Wende mit sich bringt.«

»Ich nehme an, du sprichst von meinem Gesundheitszustand.«

»Ja, schon, da muss sich wirklich ganz schnell etwas ändern. Diese Marotte darf nicht dazu führen, dass du derart herunterkommst. Du hast schon wieder abgenommen«, stellte Konstantin fest, während er sie von der Seite betrachtete.

»Ein bisschen«, gab sie zu, weil ihr klar war, dass er nicht übersehen konnte, wie viele Falten dieses Kleid, das ihr im letzten Sommer noch wie angegossen gepasst hatte, inzwischen warf. »Aber lass uns heute nicht weiter darüber sprechen. Ich möchte einfach nur den Tag mit dir genießen.«

»An mir soll es nicht liegen«, versicherte ihr Konstantin.

»Danke, dass du dir heute Zeit für mich genommen hast.«

»Du hast Geburtstag, du solltest diesen Tag nicht allein verbringen«, entgegnete er und legte seinen Arm um Janas Schultern.

Es war eine Geste der Zärtlichkeit, aber seine Berührung fühlte sich nicht mehr wirklich zärtlich an. Seitdem sie unter diesen Anfällen litt, schien er sich immer weiter von ihr zu entfernen. Er versicherte ihr zwar stets, dass zwischen ihnen alles in Ordnung sei, aber so ganz nahm sie ihm das nicht mehr ab. Sollte es ihr nicht bald besser gehen, würde sie ihn vielleicht ganz verlieren.

*

Das hübsche kleine Café an der Isar hatte eine mit hellem Terrakotta gepflasterter Terrasse. Auf den rustikalen Holztischen lagen blaue Tischdecken und auf den Stühlen mit ihren hohen Lehnen blaue Polster. Das Café war gut besucht, und es gab nur noch wenige freie Tische.

»Was hältst du von dem Tisch?«, fragte Jana und deutete auf einen Vierertisch am Rande der Terrasse, der ihnen einen freien Blick auf den Fluss bot.

»Setzen wir uns«, sagte Konstantin.

»Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte die junge Kellnerin in der weißen Bluse und dem roten Rock, die bald darauf zu ihnen kam.

»Für mich bitte einen Cappuccino und ein Stück von der Schokotorte mit Eierlikör«, antwortete ihr Jana.

»Ich nehme einen Kaffee und ein Stück Schwarzwälderkirschtorte, und wir hätten gern zwei Glas Champagner«, gab auch Konstantin seine Bestellung auf.

»Sehr gern«, entgegnete die Kellnerin und huschte davon.

»Champagner klingt gut«, stellte Jana fest und betrachtete Konstantin mit einem liebevollen Lächeln.

»Auf Dich, ich wünsche Dir alles Liebe zu Deinem Geburtstag«, sagte Konstantin und hob sein Glas, um mit Jana anzustoßen, nachdem die Kellnerin ihnen ein paar Minuten später Kuchen, Kaffee und Champagner gebracht hatte.

»Danke«, antwortete Jana leise.

»Herzlichen Glückwunsch«, wandte sich ihr der junge Mann zu, der allein an dem Tisch neben ihnen saß. Er hob das Glas Limonade und prostete ihr mit einem freundlichen Lächeln zu.

»Vielen Dank«, bedankte sich Jana und erwiderte sein Lächeln. Er sieht sympathisch aus, dachte sie, als er wieder in das Buch sah, das vor ihm auf dem Tisch lag.

Offensichtlich hatte er ihren Blick gespürt, da er sich ihr noch einmal zuwandte, die Strähne seines blonden Haares, die ihm in die Stirn fiel, zurückstrich, lächelte und erst wieder in sein Buch schaute, als Konstantin ihn ansah.

»Vielleicht sollte ich für heute Abend doch ein paar Freunde einladen. Ich könnte eine Einladung per Handy verschicken. Was meinst du, soll ich das tun?«, wollte Jana von Konstantin wissen.

»Wir haben nichts vorbereitet.«

»Wir bestellen Pizza, Getränke und Knabberzeug holen wir im Supermarkt.«

»Klingt gut, aber zuerst lassen wir uns den Kuchen schmecken«, sagte Konstantin und stach mit der kleinen Gabel, die er in der Hand hielt, in die Spitze der Schwarzwälderkirschtorte.

»Es war eine gute Idee, hierher zu kommen«, stellte Jana fest, nachdem sie das erste Stück von ihrer Torte versucht hatte.

»Ja, auf jeden Fall«, stimmte Konstantin ihr zu.

Alles ist gut, die Torte werde ich vertragen, dachte Jana. Sie schaute auf das smaragdfarbene Wasser des Flusses, die weiße Sandbank in seiner Mitte, die es umspülte, und für einen Moment vergaß sie diese Krankheit, die sie in den letzten Monaten so sehr gequält hatte. Aber kaum hatte sie das zweite Stück Kuchen im Mund und versuchte es zu schlucken, hatte sie wieder das Gefühl, das etwas in ihrem Hals steckte und sie musste husten.

»Bitte nicht, Jana, kannst du dich nicht ausnahmsweise ein wenig zusammenreißen?«, fuhr Konstantin sie an.

Aber Jana konnte ihm nicht antworten. Sie spürte wieder diesen Widerstand in ihrem Hals, der ihr das Schlucken so sehr erschwerte.

»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte der junge Mann, der am Nachbartisch saß.

»Vielen Dank, wir kommen zurecht«, sagte Konstantin. »Geht es wieder?«, wandte er sich Jana zu.

»Alles wieder gut«, antwortete sie und trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Aber sie hatte sich geirrt, der Anfall war noch nicht vorbei, sie musste erneut husten.

»Ich glaube, ich brauche eine Pause«, sagte Konstantin und stand auf.

»Du willst gehen?«, fragte Jana und sah ihn erschrocken an.

»Ich brauche nur eine Pause, um mich wieder zu fangen. Aber diese Idee mit der spontanen Geburtstagsfeier geben wir besser auf. Niemand will dich leiden sehen, und das solltest du unseren Freunden auch nicht zumuten.«

»Ich wollte niemandem etwas zumuten.«

»Ich weiß, dass du das nicht willst, aber du bekommst dich einfach nicht in den Griff. Ich gebe mir echt Mühe, verständnisvoll zu sein, aber allmählich wird es mir wirklich zu viel. Dieses Gehuste ist wirklich unerträglich, du musst damit aufhören. Ich gehe jetzt ein paar Schritte und hole dich dann hier wieder ab.«

»Nein, lass es gut sein. Ich gehe dann nach Hause. Mach dir keine Gedanken um mich.«

»Ganz wie du willst, dann fahre ich noch mal ins Atelier.«

»Du wolltest doch heute nicht arbeiten.«

»Ich erledige nur ein paar Anrufe und verschicke ein paar Angebote, danach komme ich nach Hause.«

»Du willst dich mit der Arbeit von mir ablenken?«

»Arbeit beruhigt mich, wir wollen uns doch heute nicht streiten. Ich bin dann rechtzeitig zum Abendessen zu Hause«, sagte Konstantin und ließ Jana allein.

Toller Geburtstag, dachte Jana und schaute Konstantin nach. Die neugierigen Blicke der anderen Gäste, die ihre Auseinandersetzung mit Konstantin mitbekommen hatten, waren ihr schrecklich peinlich, und sie wagte es nicht, sich umzusehen. So als wollte sie sich selbst beweisen, dass sie sich beherrschen konnte, aß sie noch ein Stück von ihrem Kuchen, was sich sofort als Fehler herausstellte. Sie musste wieder husten.

»Kann ich nicht doch etwas für Sie tun?«, fragte der junge Mann vom Nachbartisch erneut.

»Ich möchte gehen. Würden Sie die Kellnerin für mich rufen?«, bat sie ihn, als sie kurz zu Atem kam.

»Kein Problem«, versicherte er ihr und bedeutete der Kellnerin, die gerade mit einem Tablett aus dem Café kam, dass Jana zahlen wollte. »Ich möchte auch zahlen«, sagte er, als die Kellnerin kurz darauf zu ihnen kam.

Jana bedankte sich bei dem jungen Mann für seine Hilfe, und als er ihr anbot, sie noch ein Stück zu begleiten, willigte sie ein.

»Roger Leining«, stellte er sich ihr vor, nachdem sie das Café verlassen hatten und am Ufer des Flusses entlangliefen.

»Jana Kirchner«, sagte sie.

»Ich hoffe, es geht Ihnen jetzt wieder besser, Jana. Ich darf Sie doch Jana nennen?«

»Ja, gern, und um Ihre Frage zu beantworten, es geht mir wieder gut.«

»An welcher Krankheit leiden Sie? Verzeihung, das war wohl ein wenig indiskret«, entschuldigte Roger sich sofort.

»Nein, schon gut, Sie haben mir gerade beigestanden, da dürfen Sie mich das fragen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich, was ich habe. Es passiert mir immer wieder, dass ich während des Essens das Gefühl habe, dass etwas in meinen Hals steckt und ich nicht richtig schlucken kann. Es ist nicht immer, aber es kommt schon leider recht oft vor.«

»Waren Sie deshalb schon bei einem Arzt?«

»Nicht nur bei einem, aber bisher hat niemand eine Erklärung für meine Beschwerden gefunden.«

»Wie lange leiden Sie denn schon an diesen Anfällen?«

»Fast ein Jahr. Meinen ersten Anfall hatte ich zwei Tage nach einem Angelausflug mit Konstantin. Wir hatten damals das Wochenende an der Isar verbracht und uns hauptsächlich von Fisch ernährt. Ich dachte zuerst, es könnte eine Gräte sein, die ich vielleicht verschluckt hatte, eine kleinere, die ich nicht gleich bemerkt hatte. Ich war dann im Krankenhaus und habe mich röntgen lassen, aber da war nichts.«

»Deshalb schiebt ihr Umfeld Ihre Beschwerden inzwischen auf ihre Psyche, richtig?«