Die ohne Sünde leben - David Docherty - E-Book
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Die ohne Sünde leben E-Book

David Docherty

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Beschreibung

Ein Team, das zusammenarbeiten muss – und nicht scheitern darf: Der packende Thriller »Die ohne Sünde leben« von David Docherty als eBook bei dotbooks. Dr. Grace Adams von der Universität Manchester macht eine bahnbrechende Entdeckung, doch der wissenschaftliche Durchbruch ist ein zweischneidiges Schwert: Sie könnte den Hunger auf der Welt beenden – oder es ist eine biologische Waffe, die das Leben ganzer Völker dahinraffen wird. Da wird auf ihr Labor ein brutaler Anschlag verübt und Sam Copeland von der europäischen Anti-Terroreinheit beginnt zu ermitteln. Ausgerechnet Sam, mit dem Grace einst eine unglückliche Affäre hatte. Als er feststellt, dass die geheime Formel aus der Forschungseinrichtung gestohlen wurde, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit … und der abgeklärte Ermittler muss sich fragen, ob er der Frau, die er einstmals liebte, wirklich vertrauen kann? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der fesselnde Thriller »Die ohne Sünde leben« von David Docherty. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 474

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Über dieses Buch:

Dr. Grace Adams von der Universität Manchester macht eine bahnbrechende Entdeckung, doch der wissenschaftliche Durchbruch ist ein zweischneidiges Schwert: Sie könnte den Hunger auf der Welt beenden – oder es ist eine biologische Waffe, die das Leben ganzer Völker dahinraffen wird. Da wird auf ihr Labor ein brutaler Anschlag verübt und Sam Copeland von der europäischen Anti-Terroreinheit beginnt zu ermitteln. Ausgerechnet Sam, mit dem Grace einst eine unglückliche Affäre hatte. Als er feststellt, dass die geheime Formel aus der Forschungseinrichtung gestohlen wurde, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit … und der abgeklärte Ermittler muss sich fragen, ob er der Frau, die er einstmals liebte, wirklich vertrauen kann?

Über den Autor:

David Docherty ist englischer Journalist, TV-Produzent und Autor mehrerer Bücher, die weltweit erschienen sind. Nach einer Karriere beim britischen Rundfunk, zuletzt als Deputy Director of Television der BBC, konzentrierte er sich auf das Schreiben von Sachbüchern und Thrillern, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Bei dotbooks veröffentlichte David Docherty seine Thriller »Die dunklen Herzens sind« und »Die ohne Reue sterben«.

***

eBook-Neuausgabe Januar 2021

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2003 unter dem Originaltitel »The Fifth Season« bei Simon & Schuster, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2005 unter dem Titel »Blutige Ernte« bei Lübbe.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2003 by David Docherty

First published in The United Kingdom by Simon & Schuster, Pocket

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2005 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von AdobeStock/moo fushi

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (CG)

ISBN 978-3-96655-140-3

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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David Docherty

Die ohne Sünde leben

Thriller

Aus dem Englischen von Edda Petri

dotbooks.

»Gott steh dem Wolf bei,den die Hunde nicht anbellen.«

Ted Hughes

Als ich den Armen Nahrung gab,nannten sie mich einen Heiligen.Doch als ich fragte,weshalb die Armen hungerten,nannten sie mich einen Kommunisten.«

Dom Hélder Camara,brasilianischer Erzbischof

Teil I

Es gibt nichts Verborgenes,das nicht offenbart wird,und nichts Geheimes,das nicht an den Tag kommt.

Markus, 4, 22

Kapitel 1

Der Premierminister reichte Sam Copeland einen Umschlag, dessen Inhalt Copelands Leben auf den Kopf stellen sollte. Er war seit einigen Monaten stellvertretender Direktor der landesweiten Polizeibehörde NCS, doch nun wollte der Premier, dass Sam einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter tat.

»Die Gefahr ist groß, dass wir den Krieg gegen den Terror verlieren, Sam. Unsere Einstellung ist provinziell, die Probleme aber sind global. Ich habe meinen Kollegen überzeugend dargelegt, dass wir eine europaweite Lösung bei der Bekämpfung des Terrorismus brauchen. Die Europäische Antiterroreinheit ist diese Lösung.« Sein Lächeln war freundlich, ließ aber keinen Einspruch gelten. »Und Sie werden der erste Direktor dieser Einheit sein.«

Sam steckte die Unterlagen in den Aktendeckel, in dem sich der Text des Vortrags befand, den er an diesem Abend an der London Business School halten sollte.

»Die Deutschen sind froh, Sie im Boot zu haben, aber die Franzosen wollten wie immer einen eigenen Mann.« Das Lächeln des Premiers war müde. »Aber sie schulden mir einen Gefallen. Und Sie, Sam, sind der Wechsel, den ich einzulösen gedenke. Die Spanier sind äußerst besorgt über das alles, aber ich glaube, dass sie in wenigen Wochen zur Vernunft kommen, noch vor der Internationalen Konferenz zum Schutz gegen den Terrorismus. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die EAE vom Stapel lassen. Danach sprechen wir uns wieder. Lesen Sie die Unterlagen, und überlegen Sie, wie Sie diese Sache behutsam einfädeln und organisieren können. Nutzen Sie all Ihre Erfahrung.«

Sam, der einstige Chef der Terrorabwehr bei Scotland Yard, schaute durch die verdunkelten Scheiben, als die U-Bahn-Station Baker Street vorbeihuschte. Wie kann man zum Premierminister Nein sagen?

»Ich habe in meinem derzeitigen Job sehr viel zu tun, Sir.«

»Das weiß ich, Sam. Ich habe mich schließlich maßgeblich für Ihre Ernennung eingesetzt. Aber manchmal fordert die Sicherheit des Landes mehr von einem, als man geben zu können glaubt. Sie haben bisher jede Herausforderung gemeistert, egal welcher Art, und ich weiß, dass Sie auch diesmal das Richtige tun werden.«

Der Premierminister schüttelte Sam die Hand. »Ich würde gern Ihren Vortrag heute Abend hören, aber leider muss ich morgen früh schon in Brüssel sein.« Der Premier lächelte. »Die London Business School ist genau der richtige Ort, um über das Anwachsen geistigen Diebstahls zu sprechen – ich würde zu gern wissen, wie viele künftige Wirtschaftspiraten durch diese Türen gehen. Ihr Vortrag ist hervorragend. Doch wenn ich Sie wäre, würde ich den Schluss besonders hervorheben.«

Sam schaute ihn verblüfft an. Der Premier hatte seinen Vortrag offenbar bereits gelesen, dabei hatte er ihn erst vor kurzem fertig gestellt.

»Ich sehe Sie bei der Konferenz, Sam. Da können Sie mir Ihre Antwort mitteilen. Passen Sie gut auf sich auf. Wir brauchen Sie.«

Dann stand Sam Copeland im kalten Londoner Regen, während die schwarze Limousine des Premierministers in der Dunkelheit verschwand. Dann machte er sich auf den kurzen Weg zur London Business School.

Kapitel 2

Im Standish-Forschungszentrum für Gentechnologie war es still und dunkel, als der Dieb wartete und die funkelnden Lichter im mittelalterlichen Herrenhaus im Park der Universität Eastfield beobachtete. Das verschlafene Städtchen war im vierzehnten Jahrhundert vom Schwarzen Tod nahezu ausgelöscht worden. Nur der Herrensitz zeugte noch vom einstigen Wohlstand.

Doch nun hatte das Forschungszentrum für neues Leben in der Region gesorgt. Am heutigen Abend gab der frisch ernannte Direktor, Stef Violi, ein Gala-Dinner für bedeutende europäische Geschäftsleute. Vor zwei Jahren hatte der eher einsiedlerische amerikanische Investor Johnny Standish das Forschungszentrum gegründet, angelockt durch die Zuwendungen der Regierung und das attraktive Land. Violi bemühte sich nun um weitere Investoren, um dem Forschungszentrum zu weltweiter Bedeutung zu verhelfen.

Der Dieb drückte auf die Sprengkapsel und hörte eine dumpfe Explosion, als der Subgenerator in die Luft flog. Er hatte alles so eingerichtet, dass es wie ein Unfall aussah.

Wie erwartet eilten die Sicherheitsleute des Campus zum jetzt dunklen Haus. Sie würden fünfzehn Minuten brauchen, bis der Hilfsgenerator hochgefahren war, und die Promis brauchten zusätzlichen Schutz, was dem Dieb jede Menge Zeit verschaffte.

Langsam ging er zum Standish-Genlabor, einem neuen Gebäude des Forschungszentrums, das vollständig aus schwarzem Glas in einem spinnennetzartigen Stahlgerüst bestand. Es war rund wie eine geodätische Kuppel und von allen Seiten von langen Glashäusern umgeben, in denen grundlegende Forschungen auf dem Gebiet der Gentechnologie betrieben wurden. Hier entwickelte das Standish-Genlabor einen Weizen, der gegen Ungeziefer resistent war, Bananen, die den Impfstoff gegen Kinderlähmung enthielten sowie Tomaten, die langsam reiften und den Bauern eine verlässliche Ernte während des gesamten Jahres ermöglichten.

Der Dieb schlich zum Seiteneingang, einer bescheidenen Stahltür inmitten der riesigen Fassade. Er holte einen Sicherheitsausweis aus seinem schwarzen Overall hervor, zog ihn durch den Schlitz und ging weiter. Er war jetzt Dr. Alasdair Garner, einer der Abteilungsleiter. Doch Garner war ein Dummkopf, ganz im Gegensatz zu Grace Adams. Diese Frau hatte einen überragenden Verstand. Wirklich schade. Gemeinsam hätten sie es weit bringen können, aber das lag hinter ihm. Jetzt wurde es Zeit, sich an die Arbeit zu machen.

Sam betrat den langen Korridor, auf dem sich die Gäste drängten. Die Chefin der PR-Abteilung verrenkte sich bereits den Hals, um Sam ausfindig zu machen. Die Aufforderung des Premierministers war unerwartet gekommen und hatte Sam in Zeitnot gebracht.

Hinter ihm erklang die tiefe Stimme eines Mannes aus Cornwall: »Mein Lieber, fünf Minuten später, und Sie wären zu spät gekommen.«

Sam drehte sich um und blickte seinem Chef Ian Trevor in die Augen. Der Direktor der NCS war untersetzt, hatte ein rötliches Gesicht und dichte Brauen über durchdringenden, klugen schwarzen Augen. Sein weißer Haarschopf stand in die Höhe, als stünde er unter Strom. In der Hand hielt er ein Glas mit einem großen Scotch und Wasser.

»Bin aufgehalten worden«, erklärte Sam und blickte auf die Armbanduhr. »Aber ist noch viel Zeit.«

»Wie lang dauert Ihr Vortrag?«

»Eine halbe Stunde.«

»Fassen Sie sich kurz. Je kürzer, desto besser.« Trevor wandte sich ab, und Sam hörte nur noch ein leises »Viel Glück«.

Die PR-Dame war sichtlich erleichtert, als sie Sam erspäht hatte, und schob ihn aufs Podium. Er warf einen raschen Blick auf den leeren Sitz in der ersten Reihe. Grace hatte sich verspätet. Wieder einmal.

Kurz darauf erfüllte seine sonore Stimme den Raum.

»Der Heroinhandel ist brutal. In der heutigen Zeit benutzen bestens organisierte Banden Hightech-Methoden, um Geld zu machen. Kriminelle der dritten Stufe, wie wir sie nennen, sind extrem zielbewusst und jederzeit gewaltbereit. Aber die Öffentlichkeit fühlt sich von ihren Aktivitäten nicht allzu sehr bedroht. Für diese neue Spielart der Superkriminellen ist es leicht, Beamte und Anwälte zu bestechen, sodass diese wegschauen, während Geld gewaschen wird. Wenn das Verbrechen virtuell ist – was ist dann real?«

Ganz hinten im Saal bewegte sich etwas. Grace zeigte ihm lächelnd die hoch erhobenen Daumen und nahm in der letzten Reihe Platz. Konzentriert hörte sie Sams Vortrag zu. Sein längliches Gesicht hatte sich im Laufe der Jahre zum Vorteil verändert. Sein dichtes, dunkles Haar war gescheitelt, der Haarschnitt teuer. Nur eine ungebärdige Locke hing ihm in die Stirn. Offensichtlich hatte er Sport betrieben. Mit einundvierzig sah er besser aus als vor sieben Jahren, als sie England verlassen hatte. Damals hatten eine unglückliche Ehe, zu wenig Schlaf und Fast Food ihm arg zugesetzt.

Knapp eine halbe Stunde später gelangte Sam zu seiner Schlussfolgerung. »Erfolgreiche Gruppen des Organisierten Verbrechens arbeiten über nationale Grenzen hinweg, nutzen jede noch so kleine Gesetzeslücke, kooperieren zum gegenseitigen Vorteil miteinander und verlassen sich als Schutz auf Korruption. Diese Cyber-Verbrecher aufzuspüren ist teuer und erfordert Spezialisten, die über enkryptische Technologien verfügen, ausgeklügelte Observierungsmethoden sowie Analyse der Datenbanken. Trotzdem sind die traditionellen Polizeitugenden, Geduld und Gespür, unabdingbar. Und vor allem braucht dieses Land eine für das einundzwanzigste Jahrhundert zeitgemäße Polizei mit höchstem Engagement und makelloser Integrität. Ich danke Ihnen.«

Donnernder Applaus. Journalisten drängten sich nach vorn zu Sams Podium. Seit der Verhaftung der Levellers – einer militanten Umweltaktivistengruppe, die einen riesigen Damm zerstört hatte – war Sam in den Schlagzeilen. Ein Blitzlichtgewitter tobte, als er nun aus allen Richtungen fotografiert wurde.

Im dritten Stock des Standish-Genlabors orientierte der Dieb sich mit Hilfe seines Gedächtnisses. Halsford war dort drüben, links von ihr Johnstone, Pety davor, dann Grace. Ihr Arbeitsbereich war klein, dreimal drei Meter. Er zwängte sich neben ihren Mac, suchte nach den Überwachungskameras und schob Plastikhüllen darüber. Dann setzte er sich an Grace' Computer. An der Trennwand hingen Fotos von ihr; eins zeigte sie inmitten von Kindern auf einem Hof im Norden Bangladeschs. Auf einem anderen Bild war sie mit ihrem Halbbruder Hal zu sehen. Wieder ein anderes zeigte sie zusammen mit Blues- und Soul-Musikern. Der Dieb erinnerte sich, dass dies eine ihrer Gemeinsamkeiten gewesen war – die Liebe zu afroamerikanischer Musik. Er mochte Parker, Coltrane, Art Blakey und Monk – ein Sound gegen die Sterilität des modernen Lebens – , während Grace die Musik von Muddy Waters und Marvin Gaye liebte.

Doch jetzt musste er Grace ihr Lebenswerk stehlen.

Er holte einen tragbaren Memory-Drive heraus, steckte ihn in ihren Mac und schaltete ihn ein. Wenige Minuten später hatte er ihr Kennwort geknackt, war in ihre Sicherheitscodes eingedrungen und vergrub sich in den Daten, die Grace vor allen Kollegen – mit einer Ausnahme – geheim gehalten hatte.

Plötzlich erwachte der Monitor zum Leben. Der Bildschirmschoner war ein Foto von B. B. King. Seine weißen Zähne strahlten, seine Gitarre ließ einen lauten Akkord ertönen. Blitzschnell riss der Dieb den Lautsprecher aus dem PC. Als die Musik verstummt war, sprang er auf und starrte aufgeregt in die Dunkelheit, dann auf den Monitor, wo auf Muddys Lippen eine Sprechblase erschien:

Leicht wird's nicht.

Der Mann stieß wütend die Luft aus. Witze! Sie begrüßt mich mit Witzen. Hält sie mich für so blöd? Wie viel hat sie im Zentralnetzwerk gespeichert? Nichts wirklich Wichtiges. Sie traute ihm nicht. Nein, sie verließ sich gewiss auf ein anderes Speichermedium, eine CD-Rom, die Harddisc des Computers. Die Leute halten sich für ungemein clever, wenn sie sich dieser Schutzmaßnahmen bedienen. Sie vergessen, dass es die einfachste Sache der Welt ist, eine Disc zu stehlen. Er holte einen Schraubenzieher aus seiner Tasche und zog die Rückseite des PCs zu sich heran. Nach wenigen Sekunden klingelte das Telefon neben ihm. Nach fünfmaligem Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein, und er hörte eine Stimme mit deutschem Akzent sagen: »Wenn du weitermachst, wird ein Stromschlag dich töten. Ich habe das Ding so verdrahtet, dass du gegrillt wirst. Ach, übrigens – der Sicherheitsdienst ist schon auf dem Weg nach oben.«

Er erkannte die Stimme: Brigitte, Grace' Projektmanagerin. Er grinste, holte einen Unterbrecher aus der Tasche, erdete sich und machte sich an die Arbeit.

Der Draht, der sich plötzlich um seinen Hals legte, war dünn und schnitt ihm tief ins Fleisch. Er rang nach Luft. Panik überkam ihn, als er sich wehrte und sich zu befreien suchte. Er griff nach hinten und packte die Haare des Angreifers, doch sie waren zu kurz, sodass sein Kopf sich nicht nach vorn ziehen ließ. Der Meuchelmörder drückte ihm das Knie in den Rücken und drehte die Garotte noch zwei Mal, dann riss er den Kopf des gurgelnden Opfers abrupt zur Seite. Man hörte ein Knacken, als das Genick brach.

Grace deutete auf die Journalisten, die im Empfangsraum lautstark ihre Notizen verglichen.

»Ich begreife nicht, wie du mit dieser Horde zurechtkommst«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. Seine graugrünen Augen lächelten sie an.

»Ich sage ihnen so viel von der Wahrheit, wie ich vertreten kann, auch auf die Gefahr hin, dass ich zugeknöpft erscheine. Aber es zahlt sich nicht aus, sich zu nahe mit den Medien einzulassen. Außerdem erledige ich lieber meine Arbeit, als mich wie ein Zirkuspferd vorführen zu lassen.«

Er sog ihren Anblick förmlich auf. Sie hatte ihr kastanienbraunes Haar auf Schulterlänge wachsen lassen. Um den Mund gab es etliche Linien, die verrieten, dass die letzten Jahre kein Zuckerschlecken gewesen waren. Ihre Haut war blass, und sie wirkte erschöpft. Die Brille mit dem dünnen Metallgestell war neu, betonte aber die Schönheit ihrer grünen Augen. Vor zehn Jahren hatte er ihr zum Geburtstag einen Opalanhänger geschenkt. Wenn man den Stein vors Feuer hielt, glich das verströmende Licht darin Grace' Augen. Er war entzückt, dass sie diesen Anhänger heute trug.

In dem knöchellangen schwarzen Rock schien sie sich nicht wohl zu fühlen. Er wusste, dass ihr Jeans und eine Bluse lieber waren. Sam trank einen Schluck vom Weißwein, der wie ein Antiseptikum schmeckte, und gab Wasser dazu. Er war müde und dennoch beschwingt.

»Tut mir Leid, dass ich zu spät gekommen bin. Ich hatte noch einen dringenden Anruf.«

»Ich bin froh, dass du es überhaupt geschafft hast.«

»Ein faszinierender Vortrag«, sagte Grace, trank den Rest Chianti und nahm sich noch ein Glas, als ein Kellner vorbeikam.

Er schaute sie leicht verwirrt an.

»Keine Angst«, sagte sie und tätschelte seinen Arm. »Ich fahre nicht selbst. Einer unserer Abteilungsleiter bringt mich heim.«

Sie winkte einem verstaubt wirkenden Mann in der Ecke zu. Er erwiderte die Geste. »Außerdem«, sie trank wieder einen Schluck, »habe ich Grund zum Feiern.«

Dein Geburtstag ist doch erst am Samstag.«

»Du kommst doch zur Party, oder?«

»Die würde ich nie und nimmer verpassen.«

»Gut. Hier die frohe Botschaft. Ich stehe kurz vor dem Abschluss meiner Arbeit mit dem Weizen im Treibhaus und habe darum ersucht, einen kleinen Feldversuch durchführen zu dürfen. Achtzehn Monate habe ich die Samen vorbereitet, und jetzt sollen meine Babys in die große, böse Welt hinaus. Die Jungs von der Umweltbehörde haben mir schon heimlich grünes Licht gegeben. Allerdings wollen sie es noch geheim halten, bis sie den Boden politisch vorbereitet haben. Und da bin ich nun.« Sie hob ihr Glas zu einem Toast.

»Das ist fantastisch.« Er küsste sie auf die Wange. »Aber sei vorsichtig, sonst hast du meine Freunde von der Presse am Hals.«

»Ach was, ich bin uninteressant. Ich versuche doch nur, etwas zu entwickeln, um Frauen und Kinder in Bangladesch gesund zu machen. Ich bin nur ein kleiner Fisch.«

»Ach ja?« Ein kleines Licht mit Prädikatsexamen in Cambridge in Ökologie und einer Dissertation, die ihr Dekan als »eine der besten seit einer Generation« bezeichnet hatte. Außerdem hatte sie zwei Wochen im Gefängnis verbracht, als sie die Protestler angeführt hatte, nachdem zwei Frauen gestorben waren, die man gezwungen hatte, ihr Dorf zu verlassen und als Sklaven in einer Fabrik in Dhaka zu arbeiten.

Seine PR-Leiterin schob einen Gast durch die Menge. Der Mann war rothaarig, klein, untersetzt mit buschigen Brauen. Er schien sich ungemein wichtig zu nehmen.

»Sieht nach Arbeit aus.« Sam stöhnte und schaute auf die Armbanduhr. »In einer halben Stunde dürfte ich hier fertig sein. Lass uns irgendwo noch etwas trinken.«

»Hier halte ich es keine Sekunde länger aus. Aber ich habe etwas zu lesen dabei. Ich warte in einer Bar auf dich. Welche kennst du hier in der Nähe?«

»Das› Windsor Castle‹. Es ist gleich um die Ecke. Ich beeil mich.«

»Sir, das ist Angus Sommerville, Direktor der Carnada International Media«, erklärte die PR-Chefin. »Er möchte unbedingt mit Ihnen über die Korruptionsfälle bei der Polizei reden. Ich habe ihm gesagt, Sie wären der richtige Mann dafür.«

»Viel Glück«, flüsterte Grace und verschwand in der Menge.

Der Körper des Diebes war schwer. Nachdem die Leichenstarre eingesetzt hatte, arbeiteten die Metzger still und effizient. Sie vierteilten den Torso, sägten die Gliedmaßen ab, ätzten Augen und Fingerkuppen mit Säure heraus, schlugen dem Toten die Zähne aus und zerschmetterten sie. Als sie fertig waren, verstauten sie die Überreste in vier schwarzen Müllsäcken, beschwerten sie und fuhren zum Fluss.

Kapitel 3

Grace trank einen Schluck Leitungswasser, streckte die langen Beine aus und lauschte im Walkman den hinreißenden Gitarrenklängen von Blind Willie Johnson. Als Willie »Dark Was The Night spielte, schloss sie die Augen, entfernte sich gedanklich von der Bar und den plaudernden Gästen und glitt zurück nach Bangladesch, in eine dunkle Nacht mit klarem Himmel. Die Sterne verströmten ihr Licht durch die Jahrtausende, während sie Nijera in den Schlaf wiegte. Sie saßen auf dem harten Boden vor der Hütte. Nijera hatte gerade ihr zweites Kind aufgrund von Unterernährung verloren, die zu Durchfall und Dehydration bis zum Tod führte. Grace hatte jede Hoffnung verloren. Sie hatte alles getan, um zu helfen, hatte sich in sämtlichen Unterlagen schlau gemacht, hatte Vitamin A gespritzt und versucht, den Einheimischen klar zu machen, dass die Kinder mehr brauchten als Reis und etwas Gemüse. Doch welche Hoffnung blieb, wenn alle Hunger litten? Die Kinder erblindeten, zogen sich Rachitis zu oder gaben einfach auf und starben. Die Mütter kämpften verzweifelt, obwohl die Anämie sie entkräftete. Als Nijera endlich schlief, weinte Grace. Zwei Wochen lang trauerte sie. Inzwischen war sie wieder zu Hause und schwor sich, nicht eher nach Bangladesch zurückzukehren, bis sie einige Antworten hatte.

Sie holte einen Brief aus der Handtasche. Er war von Schwester Evangeline Rush, der Leiterin der von den USA gegründeten ORS, der überregionalen Behörde für die Gesundheitsfürsorge ländlicher Gebiete. Grace bewunderte diese Frau sehr. Die ORS arbeitete in Chakaria in einer Ansammlung von Dörfern im Süden von Bangladesch.

Liebe Grace,wir vermissen dich hier in Chakaria. Spielst du immer noch Gitarre? Im Moment haben wir nicht viel Grund zum Singen. Die Flut war wieder sehr schlimm.

Nijera lässt dich herzlich grüßen und bedankt sich für das Geld. Ihrem Sohn geht es gut. Er wächst und gedeiht. Nijeras Schwester aber ist gestern von uns gegangen. Sie war zweiundzwanzig. Gott hat sie bei der Geburt ihres Kindes zu sich genommen. Bitte denke an uns! Die Dürre vor der Flut war schrecklich, und die Reisernte wird spärlich ausfallen. Wie kommst du mit deinen Forschungen voran? Ich bete jeden Abend zu Jesus, dass er dich zum Durchbruch inspiriert. Wir brauchen dringend eine Lösung. Das klingt deprimiert, nicht wahr? Aber die Menschen hier sind so wunderbar wie eh und je, und ihre Stärke gibt mir Kraft.

Ich hoffe, es geht dir gut. Was tut sich so in deinem Leben?

Schreib mir bald, und wenn es nur eine E-Mail ist.

In Liebe

Evangeline

Sie sah Sam ins Pub kommen, gefolgt von zwei hoch gewachsenen Männern, die wie Polizisten in Zivil aussahen. Als diese sich neben der Tür an die Bar setzten, brachte Sam Rotwein für sie und ein Pint Bier für sich selbst.

Als er nur einen kleinen Schluck trank, lächelte sie verschmitzt. »Was ist los? Normalerweise kippst du doch mit dem ersten Schluck schon das halbe Glas runter.«

»Leider wehrt mein Körper sich in letzter Zeit gegen meine alten Essgewohnheiten, zum Beispiel eine große Pizza mit Knoblauchbrotrand, vor allem, wenn ich sie mit drei Pints runterspüle.«

»Dass du dich so gesund ernährst, ist ebenso verblüffend wie die Entdeckung, dass der Bursche, der das Taj Mahal für seine geliebte Frau erbauen ließ, jede Menge Mätressen hatte.«

Sam lachte. »Jedenfalls esse ich das ungesunde Zeug jetzt nicht mehr so oft«, sagte er dann. »Wie Wilde sagt: Die einzige Möglichkeit, eine Versuchung loszuwerden, ist die, ihr nachzugeben.‹«

Das Telefon klingelte. Sie schaute auf die Nummer. Es war Brigitte, ihre Projektmanagerin.

»Hallo, Gitte.«

Ihre Miene verfinsterte sich. Sie schaute besorgt drein, als sie zuhörte. »Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Haben sie irgendwas mitgenommen?«

Wieder lauschte sie; dann sagte sie erleichtert: »Gott sei Dank. Ich glaube nicht, dass ich das ausgehalten hätte. Ich weiß, wir haben alles doppelt und dreifach gespeichert, aber wir wollen ja nicht, dass ein anderer es in die Finger bekommt. Ich bin um Mitternacht wieder da. Bis morgen. Danke.«

»Ärger?«, fragte er.

»Jemand hat versucht, sich Zugang zu meinem Computer bei Standish zu verschaffen. Und ich wette, ich weiß wer.«

»Kann ich helfen?«

»Nein. Ich habe alles unter Kontrolle, danke.« Grace nippte am Wein. »Was du vorhin über geistigen Diebstahl gesagt hast, betrifft auch meine Welt.«

Er nickte. »Ich habe gelesen, dass die Pharmakonzerne jetzt schon zwei Milliarden Dollar jährlich durch imitierte Billigpräparate einbüßen.«

»Das habe ich nicht gemeint. Es herrscht ein gnadenloser Wettkampf zwischen Wissenschaftlern auf einer Seite und den großen Agri-Konzernen auf der anderen Seite.«

»Aber die Innovationen würden zum Stillstand kommen, wenn die Konzerne mit ihren Entwicklungen kein Geld machen könnten.«

Sie winkte ab. »Ich habe nichts gegen legale Geschäfte. Aber es wird ständig schwieriger, für das Allgemeinwohl zu arbeiten. Du musst deine Erfindungen verstecken, damit sich nicht jemand Zugang zu deinen Forschungsergebnissen verschafft und sich ein Patent geben lässt. Und genau das ist der Grund dafür, dass jemand sich in meinen Mac einhacken wollte.«

Er hob das Glas und ließ das warme Bier durch die Kehle rinnen. Seit ihrer Rückkehr vor zwei Jahren hatten sie es vermieden, über ihre Arbeit zu sprechen. »Ich konnte es nicht fassen, als ich hörte, dass der Boss von Greenpeace in Cambridge angefangen hat, auf dem Gebiet der Genmanipulation zu arbeiten«, sagte Sam.

»Sieben Jahre sind eine lange Zeit, wenn man zusehen muss, wie Kinder an Krankheiten sterben, die zu verhindern wären«, erklärte sie. »Wenn du hier in England zu Hause bist, hört sich »organischer und umweltverträglicher Anbau« großartig an. Aber wenn du in Bangladesch lebst, wird dir klar, dass die Menschen dort am Existenzminimum vegetieren. Arme Bauern arbeiten immer biologisch. Der Not gehorchend haben sie die primitivste Landwirtschaft. Aber glaub mir, wenn die Bevölkerung auf über hundertzwanzig Millionen anwächst, reicht es nicht, sich allein auf die Natur zu verlassen. Hast du schon mal Menschen mit Rachitis gesehen?«

»Nein.«

»Noch vor sechzig Jahren hatten wir Tausende davon in England. Es ist eine Knochenkrankheit, die dir grauenvoll zu schaffen macht. In Bangladesch leiden hunderttausende Kinder daran, weil ihr Grundnahrungsmittel, der Reis, nicht ausreichend Eisen und Zink enthält. Und wenn die Familie reich genug ist, sich ein Stück Fleisch leisten zu können, bekommen es die Männer. Mehr als die Hälfte aller Frauen und Kinder leiden an Vitaminmangel.«

»Ich habe etwas über ›Goldenen Reis‹ gelesen. Was ist damit?«

»Gewöhnlicher Reis enthält kein Vitamin A. Wenn gekochter Reis dein Hauptnahrungsmittel ist, kann dieser Vitaminmangel zu Nachtblindheit und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Vitamin A findet man zum Beispiel in Osterglocken. Ein Schweizer Forscher, Ingo Potrykus, hat Osterglockengene in Reis geschossen, wodurch der Endosperm eine goldene Farbe erhält und Vitamin A produziert. Das ist ein weiterer Baustein des Puzzles. Übrigens stehe ich keineswegs allein da, weil ich angesichts der Beweise meine Meinung geändert habe. Patrick Moore, einer der Gründer von Greenpeace, ist entsetzt, auf welche Art und Weise die Debatte geführt wird. Ich habe einen Vortrag von ihm gehört, in dem er das Ganze viel besser als ich zusammengefasst hat. Warte mal ...« Sie wühlte in ihrer Tasche. »Ich habe es irgendwo. Ich hab's immer dabei, um zu zeigen, dass ich mich nicht auf die Seite des Teufels geschlagen habe.« Sie reichte ihm ein abgegriffenes Blatt Papier mit handschriftlichen Anmerkungen und dicken Unterstreichungen.

Dr. Patrick Moore, ehemaliger Direktor von Greenpeace International, sagte kürzlich: »Genetische Modifikation kann die chemische Belastung der Umwelt reduzieren, ebenso die Größe der Anbaufläche. Es gibt so viele Vorteile durch genetische Modifikation, verglichen mit den weitgehend hypothetischen und erfundenen Risiken, sodass es töricht wäre, genetische Modifikation zu verbieten.«

Sam trank einen Schluck. »Wie kannst du dir da so sicher sein?« Er reichte ihr den Artikel zurück.

»Na hör mal, Sam! Du kennst dich doch mit Pflanzen aus. Du willst mir doch nicht weismachen, dass du den Sinn dieser Worte nicht erkennst.«

Sam blickte in ihre funkelnden Augen und beschloss, die Debatte zu vertagen. Er hatte die halbe Nacht an seinem Vortrag gebastelt. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit Grace anzulegen.

Grace blickte auf und sah ihren Fahrer an der Tür, der mit dem Zeigefinger auf die Armbanduhr tippte.

»Ich muss los. Samstag erkläre ich dir alles ausführlich. Komm möglichst früh.« Sie küsste ihn leicht auf beide Wangen und ging. Sam schaute ihr nach, wie sie durch ein Meer bewundernder Blicke entschwand.

Der Brandstifter drehte den Kanister mit dem hausgemachten Napalm in den muskulösen Händen. Während echtes Napalm aus einer Mischung bestand – Petroleum, angedickt mit Polystyren – , hatte er seine Mischung aus Waschpulver und Terpentin hergestellt. Seine Leute waren den Anweisungen gefolgt, die auf der Website der Animal Liberation Front standen, der militanten Tierschützervereinigung. Dort war ein Dutzend unterschiedlicher Brandsätze aufgeführt, mit genauen Bauanleitungen. Er lachte über den Zusatz unten auf der Seite: HINTERLASSE KEINE BEWEISE. Er hatte absichtlich die Informationen dieser Website benutzt, um die Polizei auf eine falsche Spur zu lenken. Kein Profi-Brandstifter würde so offensichtlich vorgehen. Die Polizei musste davon ausgehen, dass es sich bei dem Brandstifter um jemand aus den militanten Reihen der Umweltschützer handelte, nicht um ihn.

Das Web faszinierte ihn. Nahezu grenzenlose Redefreiheit! Er wünschte, er hätte schon als Kind Zugang zum Internet gehabt. Diese Tierschützer sind zwar nichts als Wirrköpfe aus der Mittelschicht, dachte er, aber offensichtlich wissen sie, wie man einen guten Coup plant.

Drei seiner Männer machten die Einzelgarage sauber, wo sie das Napalm hergestellt hatten. Sie fegten die Seifenflocken weg und verkorkten die Flaschen. Er las mittlerweile die Anweisungen, wie man den Brandsatz benutzte. Gieß den Inhalt mehrerer Literflaschen Flüssigkeit auf eine große Oberfläche, um einen möglichst großen Bereich auf einmal in Brand zu setzen. Lege außen Holzkohle darum, um die Intensität zu verstärken. Da stand auch ein praktischer Hinweis auf eine Zeitverzögerung. Befestige ein Bündel Streichhölzer unten an einer Zigarette. Wenn die Glut an der Spitze die Streichhölzer erreicht, gehen diese in Flammen auf und entzünden das Napalm. Grace' Treibhäuser würden in Minutenschnelle brennen.

»Peng«, flüsterte er.

Kapitel 4

Der Sonntag war ein herrlicher Apriltag. Vermeerblaues Licht ergoss sich durch die vereinzelten Wolken, die ein kühler Wind langsam vor sich her trieb. Sam fuhr gemächlich über die weißen Landstraßen, die von den Kalkbergen der Lincolnshire Wolds gesäumt wurden. Wie immer beruhigte ihn diese stille, dünn besiedelte Landschaft im Osten Englands. Er erinnerte sich an Tennysons Verse über den »Ruhigen und tiefen Frieden in dieser hochgelegenen Welt«. Er hatte die glücklichsten Tage seiner Teenagerjahre in diesen Bergen verbracht.

Vor ihm schimmerte die Motorhaube seines alten Triumph Roadsters. Er genoss die Sonne auf dem Gesicht. Meist stand der TR 3 in der Garage, aber heute fuhr er ihn, weil er ihn an das erste eigene Auto erinnerte. Mit siebzehn hatte er einen Roadster aus dem Jahr 1960 gekauft und liebevoll restauriert. In jenem Jahr waren seine Mutter und dann auch sein Vater gestorben. Seine Schwester Eileen hatte darauf bestanden, dass er mit ihr und ihrem Mann Tommy den Sommer verbrachte, ehe er nach Edinburgh auf die Universität ging.

Er schaltete das. Radio ein. Elisabeth Schwartzkopfs herrlich romantische Stimme erklang. Er dachte daran, wie er Grace kennen gelernt hatte. Unwillkürlich musste er lächeln. Sie war damals eine schlaksige Dreizehnjährige mit langen, dünnen Beinen gewesen. Ihrer Mutter gehörten das White Hill House und ein Hof mit fünfzig Hektar Land, das neben dem von Tommy und Eileen lag. Sie hatte Land an Tommy verpachtet, für seine Friesianer. Sam pflückte Mönchshäubchen, und Grace war auf ihrem Pferd Soulman herangaloppiert und hatte ihn in den Graben gedrängt.

»O Gott, tut mir Leid. Wie dumm von mir. Aber hier kommt nie jemand her, außer Soulman und ich. Hast du dir wehgetan? Was hast du da?« Sie nahm eine Blume. »Acronitum napellus?«

Er lachte lauthals, doch das Lachen verging ihm, als er die Empörung in ihren Augen sah. »Damit hat man früher Masern und Rheuma behandelt«, spie sie ihm entgegen, sprang wieder aufs Pferd und preschte davon.

»Und sie ist sehr giftig!«, rief er ihr hinterher.

Als er seiner Schwester von dem Zwischenfall erzählte, hatte sie geschimpft und ihm erklärt, dass Grace Botanik liebe, und er solle sich schämen, »ein kleines Mädchen so behandelt zu haben«. Er schämte sich tatsächlich und brachte Grace einige seltene Nottingham Catchfly, die er bei einem Ausflug in Schottland gepflückt hatte. Danach waren sie Freunde geworden und verbrachten den langen Sommer vor der Universität auf den Wiesen neben dem Bain und katalogisierten Wildblumen. Er zeichnete, und Grace fotografierte. Die beiden gaben ein seltsames Paar ab, doch nach dem Vortrag seiner Schwester, wie »unschuldig kleine Mädchen« seien und der strengen Ermahnung Henrys, Grace' Vater würde ihm sämtliche Knochen brechen, wenn er sein Mädchen anfasste, ließ man sie mehr oder weniger allein umherstreifen.

Jedes Jahr war er einen Monat lang dorthin zurückgekehrt, nachdem er irgendwo bei der Ernte geholfen hatte. Nach Wochen in der Dreschscheune, wo er Staub geschluckt und bis spät in die Nacht geschuftet hatte, besaß er genug, um den Sommer mit Grace bezahlen zu können. Dann aber endete alles eines Tages, und in seiner Seele tat sich ein Abgrund auf.

Kapitel 5

»Was machst du?«, fragte Grace ihren Halbbruder Hal, der auf dem Boden lag und Grimassen schnitt.

»Zum Himmel starren.«

»Trottel. Ich will wissen, was du auf Sparky machst.« Sie ergriff die Zügel des zwölf Jahre alten schwarzen Ponys, das sie als Gesellschaft für ihr Pferd hielt, Soulman den Zweiten.

Sie glitt von ihrem schwarzen Hengst und kniete neben Hal nieder, der nach Luft rang.

»Ich wollte Ruthie zeigen, wie man reitet.«

Grace schaute über die Wiese zu dem Gatter, auf dem Ruthie Forester saß, ein aschblondes vierjähriges Mädchen. Sie lachte und rief: »Noch mal, noch mal.« Ihre Mutter Sara wollte sie zum Schweigen bringen. Ihr koboldähnliches Gesicht wirkte verschreckt. Saras Haar war zwei Schattierungen dunkler als das ihrer Tochter. Sie hatte eine athletische Figur, aber mit den nötigen Rundungen.

Hal rollte sich auf die rechte Seite. Grace hätte ihm am liebsten geholfen, aufzustehen, doch sie wusste, das wollte er nicht. In solchen Augenblicken tat es ihr im Herzen weh.

Er kam auf die Knie. Seine linke Gesichtshälfte war starr, die rechte aber leuchtete auf, als er sah, wie Ruthie auf ihn zeigte und lachte. Die eigenartigen Flächen und Winkel seines Gesichts waren umso herzzerreißender, weil dieses Gesicht so weich und schön war wie das seiner Mutter. Grace erinnerte sich an den Abend, als ihr Vater Hal in einer kleinen blauen Babytragetasche nach Hause gebracht hatte. Seine Mutter Sue, ihre Stiefmutter, war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er erst sieben Monate alt und noch in ihrem Schoß gewesen war. Hal hatte eine Hemiatrophie erlitten, als das Blut nicht mehr in sein Hirn strömte. Grace wäre am liebsten aus dem Zimmer gerannt, als sie das arme kleine Ding sah, das sie im Arbeitszimmer ihres Vaters anstarrte. Dann aber hatte Hal geschrien und nach ihrem Finger gegriffen. In diesem Moment war sie dahingeschmolzen und wurde seine Verteidigerin, Mutter und Freundin.

»In den letzten zehn Jahren bist du jedes Mal von Sparky runtergefallen. Warum, um alles in der Welt, hast du es schon wieder versucht? Du hättest dir was brechen können.« Ihre Stimme klang besorgt.

»Das macht sie absichtlich.« Er versetzte der Ponystute einen Klaps aufs Hinterteil. Diese drehte unwirsch den Kopf und trottete davon. »Sie kennt einen gemeinen Trick. Jedes Mal, wenn ich gerade gemütlich sitze, senkt sie den Kopf und bricht nach rechts aus. Wenn sie das noch mal tut, lass ich sie zu Hundefutter verarbeiten.«

»Vorsicht, sie hört dich.« Grace grinste. »Und du weißt ja, wie gemein sie sein kann. Vielleicht tritt sie dir mal auf den Kopf, damit Verstand reinkommt.« Sparky begrüßte Soulman mit fröhlichem Wiehern. Dieser beschnupperte sie liebevoll. Die beiden waren unzertrennlich.

Grace und Hal gingen zu den Zuschauern am Gatter. Hal zog bei jedem Schritt den linken Fuß hinterher und hinterließ eine Schneckenspur auf der Wiese.

»Noch mal!« Ruthie kicherte.

»Tut mir Leid«, sagte Sara. »Aber ich konnte sie nicht aufhalten.«

»Man kann ihr doch nicht böse sein.« Hal fuhr der Kleinen durch die Locken. Dann wischte er sich den Staub vom schwarzen Hemd und den Lederhosen. »Sie sieht nicht jeden Tag, wie ein Krüppel über den Kopf von 'nem Pony fällt. Ich finde es selbst ziemlich komisch.«

»Hör auf?« Sara war wütend. Sie hatte Grace gesagt, dass sie es nicht ausstehen konnte, wenn Hal so verächtlich von sich selbst sprach. Grace pflichtete ihr bei, doch Hal war schrecklich stur. Nur so war er durch die harten Jahre in der örtlichen Schule gekommen, wo er sich nach unzähligen Prügeleien einen Platz verschafft hatte. Jetzt, mit einundzwanzig, stand er kurz vor dem Abschluss an der Slade-Kunstakademie. Falls er so lange lebte.

»Kopf hoch.« Hal lehnte sich gegen den Zaun. »Hier kommt Ihre Majestät.«

Auf dem kurzen Kiesweg zur Koppel kam Hope herangeschlendert, Grace' zwei Jahre jüngere Schwester, auch als Gräfin von Eastfield bekannt.

Um Hopes Füße herum flitzten ihre beiden alten Cockerspaniel, beide mit ellenlangen Namen und nach Grace' Meinung perfekte Beispiele für Inzucht.

Hope atmete schwer. Sie tat Grace Leid. Ihre Schwester war nun fast neun Monate lang mit dem Erben von Eastfield schwanger. Hope war ungemein erleichtert gewesen, als das Ultraschallbild ihr zeigte, dass es ein Junge wurde, denn ihr Mann hatte seine Enttäuschung nur schlecht verbergen können, dass in den vorangegangenen vier Jahren zwei Mädchen auf die Welt gekommen waren. Der Eastfieldbesitz wurde nur in der männlichen Linie weiter vererbt, und ohne Erben würden Titel und Land an einen Vetter gehen. Grace wusste, dass Hope zwei Fehlgeburten erlitten hatte. In den sieben Jahren Ehe war sie entweder schwanger gewesen oder hatte gestillt.

»Hallo, ihr Lieben.« Sie blies ihnen einen Kuss zu. »Ich suche Daddy. Habt ihr ihn gesehen?«

»Nein«, logen beide. Sie wussten, dass ihr Vater Henry schlief, weil er sich von der Flasche Scotch erholen musste, die er mit Alf Halliwell geleert hatte, der an der Universität Verwaltungsdirektor gewesen war, als Henry Vizekanzler war. Die beiden Männer hatten Streit gehabt, und Henry hatte Alf geschlagen. Als Grace den Besucher zum Bahnhof fuhr, hatte sie ihn angefleht, den Vorfall nicht bei der Polizei zu melden. Alf, ebenso betrunken wie Henry, hatte nicht reagiert, als er mühsam ausgestiegen und mit schwankenden Schritten davongegangen war. Sie musste versuchen, Henry zu zwingen, sich schriftlich zu entschuldigen. Sollte er dies – wie zu erwarten war – entrüstet zurückweisen, würde sie das Schreiben fälschen. Es wäre nicht das erste Mal.

Hope war einen halben Kopf kleiner als Grace, und ihr Teint war feinporiger. Jetzt allerdings war ihr Gesicht von der Schwangerschaft aufgeschwemmt. Doch lange würde sie nicht unförmig bleiben. Jedes Mal nach einer Schwangerschaft überließ sie das Baby zwei Kinderfrauen und suchte für zwei Wochen eine Schönheitsfarm auf. Dort hungerte sie sich wieder auf Größe sechsunddreißig herunter. Ihr Mann mochte sie lieber so.

Grace und Hope hatten sich nie besonders nahe gestanden. Hope war schon als Kind sehr anspruchsvoll gewesen und hatte ständig Spielzeug, Fahrräder und Liebe verlangt. Dennoch liebte Grace ihre Schwester. Sie wusste, dass ihre Affektiertheit das Ergebnis einer Kindheit war, in der man sie zwar verzogen hatte, die aber keineswegs unbeschwert verlaufen war. Doch diese Zuneigung war nichts im Vergleich zu der Liebe, die sie für Hal empfand.

»Sag Daddy, ich sehe ihn auf deiner Party.«

»Kommt Freddie auch?«, fragte Hal.

»Selbstverständlich! Er würde nie den vierunddreißigsten Geburtstag meiner Schwester versäumen.« Sie wandte sich an Grace. »Vierunddreißig!« Du meine Güte, wie alt macht mich das? Wir werden ja uralt.« Ihr Lachen war kontrolliert. »Schätzchen, wir müssen einen Mann für dich finden, ehe es zu spät für Babys ist.« Lächelnd strich sie über ihren dicken Leib.

»Was ist eine Frau ohne Mann?«, fragte Hal und blickte Grace mit strahlend blauen Augen an.

»Was ist ein Pferd ohne Fahrrad?«

»Ach, ihr beiden seid unmöglich.« Hope lächelte, doch ihre Augen blickten kalt. O Gott, dachte Grace, jetzt glaubt sie wieder, dass wir sie ausschließen.

»Wie geht es den Mädels?«, fragte sie.

»Gut«, antwortete Hope. Dann wandte sie sich an Sara. »Ab nach Hause.«

Hal zischte empört, als sie zu ihrem Auto ging. Die Hunde sprangen hinterher.

Grace hasste es, wie ihre Schwester Sara behandelte. Wie eine Dienstbotin. Sara war bei den Delawneys, seit sie mit achtzehn Jahren schwanger die Schule verlassen hatte. Jetzt war sie Hopes Mädchen für alles, auch ihre Chauffeuse. Obwohl sie nie den Namen des Kindesvaters preisgegeben hatte, hatten die Delawneys sie behalten. Doch hatte ihr Vater, der Anwalt der Delawneys, sie aus seinem Leben gestrichen.

»Nein. Nicht nach Hause. Will hier bleiben«, erklärte Ruthie entschieden und wollte sich von der Mutter lösen. Sie streckte die Hand zu Hal aus.

»Wir müssen fahren.« Sara hob ihre protestierende Tochter hoch, worauf sie in Tränen ausbrach.

»Im Auto ist Schokolade. Du kriegst ein Stück.« Ruthie schaute durch die Tränen ihre Mutter an, stellte kurz eine Berechnung an, nickte und wollte wieder auf den Boden.

»Bestechung.« Hal lachte. »Auf lange Sicht wird dir das nicht zustatten kommen.«

Sara küsste ihn flüchtig auf die Lippen. »Du hast leicht reden.«

»Du kommst doch«, sagte Grace.

»Oh. Ich wusste nicht, dass ich eingeladen war.«

»Aber ich habe deine Einladung doch Hope gegeben ...«

Sie wechselte einen viel sagenden Blick mit Hal, und Sara schlug die Augen nieder.

»Ich möchte unbedingt, dass du kommst«, sagte Grace.

»Ja. Wer tanzt sonst mit einem Krüppel, wenn du nicht kommst?« Hal grinste.

Sara warf Hal einen empörten Blick zu und lächelte Grace an. »Danke. Ich komme gern.« Dann sah sie, wie Ruthie zum Ententeich stapfte, und rannte ihr hinterher.

»Manchmal könnte ich Hope ertränken«, sagte Hal wütend.

»Sie ist nun mal so, Hal. Sie kann nicht aus ihrer Haut.«

»Oh, die Gene sind an allem schuld, ja?«

»Nein, das meine ich nicht. Es ist ... na ja, sie hat fast immer alles bekommen, was sie wollte. Du weißt, dass es ihr schwer fällt, über die Grenzen ihres Hauses und der Kinder hinauszudenken. Aber jetzt lass uns Dad wecken und versuchen, ob wir ihn zur Vernunft bringen können.«

»Eine große glückliche Familie.« Hal hakte sich bei ihr ein, und sie gingen zum Haus.

Kapitel 6

An diesem Nachmittag blickte Grace angespannt auf den Monitor ihres Computers. Sie analysierte die Resultate einer Studie, die an der Universität von Nebraska-Lincoln vorgenommen worden war. Einem Team war es gelungen, die beiden Gene des 2-5A-Antiviralsystems, das man bei Vögeln findet, in Weizen einzupflanzen und damit den Widerstand gegen das Weizen-Strich-Mosaik-Virus zu erhöhen, das die Farmer in den USA jedes Jahr eine halbe Milliarde Dollar kostete. Es war eine brillante Arbeit, aber nur das Eingangstor zu jener Reise, die Grace unternehmen wollte.

»Was denkst du, Gitte?«

Neben ihr saß. Brigitte Hesse, eine kleine, dünne Frau mit strubbeligen blonden Haaren und gepierctem linken Nasenflügel. Aus dem V-Ausschnitt ihres T-Shirts lugte die Schwanzspitze eines auf ihre Brust tätowierten Drachen, als sie sich über eine Reihe mathematischer Gleichungen beugte.

Gitte rollte mit dem Stuhl heran und tippte auf den Monitor. »Ziemlich beeindruckend.« Sie stammte aus Köln und hatte einen starken deutschen Akzent. Ihre Augen waren von meerblauer Farbe. »Und was haben sie jetzt vor?«

»Sie haben mit dem Feldversuch angefangen.«

»Wir holen sie bald ein.«

Grace lächelte sie an. Seit zwei Jahren arbeiteten sie zusammen. Kennen gelernt hatten sie sich bei einer Umweltschutzkonferenz; anschließend hatten sie ein paar Monate korrespondiert. Und plötzlich hatte Gitte mit einem Koffer und einem Dutzend Ideen bei Grace auf der Matte gestanden. Grace war es nicht leicht gefallen, Gitte die zwölftausend Pfund Gehalt im Jahr zu zahlen. Sie musste tief in das Erbe ihrer Mutter greifen und dazu noch drei Tage die Woche am Standish-Forschungszentrum arbeiten.

Die beiden Treibhäuser waren ebenfalls aus dem mütterlichen Erbe bezahlt worden. Jetzt war Grace fast pleite. Aber sie wusste, sie hatte genügend Ergebnisse vorzuweisen, um eine der großen Stiftungen zu bewegen, ihr die nächsten Schritte bei ihren Forschungen zu ermöglichen. Sie hatte bei einem halben Dutzend Stiftungen entsprechende Anträge eingereicht, doch bis jetzt war es daran gescheitert, dass sie aus Angst vor Piraterie nicht bereit war, ihre sämtlichen Berechnungen und Forschungsergebnisse preiszugeben. Außerdem würde eine heftige Kontroverse beginnen, sobald man wusste, worauf sie aus war. Doch es war sicher, dass man letztendlich den Nutzen erkannte und kleinmütige Bedenken fallen ließ.

Grace schaute aus dem Fenster. Hal arbeitete neben der mächtigen Eiche an einer Skulptur.

»Wie geht's mit der Romanze voran?«, fragte Gitte und nickte zu Hal.

»Langsam.«

»Ich mag Sara.« Gitte markierte eine Zahlengruppe mit einem Rotstift. »Sie ist ein lieber Mensch, aber Hal muss vorsichtig sein. Sie ist wegen irgendwas sehr unruhig, und ich will nicht, dass Hal wehgetan wird.«

»Hmmm.« Grace dachte nach. »Sie ist gut für ihn, und er lockt sie aus der Reserve. Es könnte klappen. Ich hoffe es.«

Dann widmeten sie sich wieder schweigend ihren Monitoren.

»Glaubst du, dass sie es miteinander treiben?«, fragte Gitte unvermittelt.

»Gitte!« Grace war empört. »Du redest von meinem kleinen Bruder.« Dann fing Gitte ihren Blick auf, und beide Frauen lachten schallend.

Als Sam zur Einfahrt zum White Hill House einbog, sah er die Streikenden vor dem Eingangstor. Ein halbes Dutzend Menschen tranken Bier aus Flaschen und lachten. Als sie Sam sahen, hoben sie ein Spruchband:

Verbrennt den Frankenweizen!

Einer der Streikenden war Rod Leadsmith, ein alter Bekannter, der die Farm seiner Schwester gekauft hatte. Rod war schmächtig, hatte langes, strähniges braunes Haar und ein Frettchengesicht. Als er herüberkam, ließ Sam das Fenster herunter.

»Schön, dich zu sehen, Rod. Wie steht's daheim?«

»Alles wäre bestens, wenn ich nicht die halbe Nacht wach wäre, weil ich mir Sorgen wegen Grace' verfluchter Verseuchung mache.«

Rod war Biobauer und hatte als Brennpunkt der örtlichen Opposition gegen Grace die Unterstützung der meisten Einheimischen. Rod wird vor Wut schäumen, wenn er von dem Feldversuch erfährt, dachte Sam. Ebenso Freddie Delawney, der größte und einflussreichste Landbesitzer in Lincolnshire, der landesweites Aufsehen erregt hatte, als er genmodifiziertes Soja auf dem Land eines Farmers im Süden der Grafschaft vernichtet hatte. Seitdem hatte nur noch Grace den Mut, sich gegen ihn zu stellen.

»Ich habe gelesen, dass Sie die Levellers zerschlagen haben.« Er bezog sich auf eine Ökoterroristengruppe, die Sam im vergangenen Jahr festgenommen hatte. »Bisschen brutal, finden Sie nicht?«

»Mir blieb keine andere Wahl.«

»Die waren offensichtlich fehlgeleitet, Sam, aber Sie müssen aufpassen, dass wir hier nicht zu einem Polizeistaat werden.«

»Ich werde es mir merken«, sagte er, dachte jedoch: Wenn beim nächsten Mal jemand droht, eine Frau und ihr ungeborenes Kind umzubringen, werde ich über die Ethik bei der Polizeiarbeit nachdenken, während ich mich bemühe, der Frau und dem Kind das Leben zu retten.

Leadsmith beugte sich vor und schüttelte Sam die Hand. »Muss los. Wir sehen uns ja auf der Party heute Abend.« Grace hatte ihn demnach zu ihrer Feier eingeladen. Das hatte er nicht erwartet. Aber vielleicht hätte er es wissen müssen. Schließlich war er ihr Vetter zweiten Grades. Wie in seiner schottischen Heimat waren auch hier in den Lincolnshire Wolds viele Leute miteinander verwandt. Rods Vater war der örtliche Arzt und Vetter von Grace' Mutter gewesen. Rod hatte mit Sam während der Sommerferien im Cricketteam von Eastfield House gespielt.

Jetzt drehte er Sam den Rücken zu, als dieser weiterfuhr.

Sam war besorgt. Was ging in Rods Kopf vor? Sie kannten sich seit Jahrzehnten, und Rod war immer ein seltsamer Kerl gewesen, doch nie zuvor hatte er ihn so wütend gesehen. Nicht gegen die Familie.

Er fuhr in den Hof eines zweistöckigen Bauernhauses, das aus dem vierzehnten Jahrhundert stammte. White Hill House hatte ein halbes Dutzend Räume im Erdgeschoss und darüber sechs Schlafzimmer. Als Henry, Grace' Vater, ein aufgehender Stern in Medienkreisen war und seine populären Bücher über Psychiatrie regelmäßig auf den Bestsellerlisten auftauchten, war immer genügend Geld da gewesen, um für den Erhalt des Hauses zu zahlen. June, seine erste Frau und Grace' Mutter, hatte dafür gesorgt, dass die Gartenanlagen stets makellos gepflegt wurden.

Doch als Grace nach Bangladesch verschwunden war, hatte Henry keine Vorträge mehr gehalten und auch das Bücherschreiben aufgegeben. Hals medizinische Betreuung hatte stark an den Geldreserven gezehrt. An das Haus dachte Henry am wenigsten; er hatte schließlich andere, größere Sorgen. Putz war von den Wänden gebröckelt, und zwischen den Steinplatten wucherte Unkraut. Sie waren von Moos überwachsen, und der einst so liebevoll gepflegte Garten, der sich zwischen dem Haus und dem Fluss erstreckte, war verwildert. Es hatte Sam wehgetan, einen Ort voller so schöner Erinnerungen dermaßen heruntergekommen zu sehen. Doch nachdem Grace zurückgekommen war, hatte Henry seine Stelle als Vizekanzler der Universität aufgegeben und seine Abfindung und die Pension in die Renovierung gesteckt.

Jetzt sah alles wieder großartig aus.

Sam parkte neben zwei langen Gewächshäusern, in denen er mehrere Arten von Weizen sehen konnte. Außen befand sich ein teures Kühlaggregat. Das Ganze hatte wohl Hunderttausend gekostet.

Ein hoch gewachsener, hagerer Sicherheitsmann in Uniform forderte Sam auf, sich auszuweisen. Als er ihm seinen Ausweis reichte, las er den Namen des Sicherheitsdienstes auf dem Schild: »Sicher und Verlässlich.« Der Mann studierte Sams Dienstausweis so genau, als wollte er ihn auswendig lernen.

»Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Sir«, sagte er dann und ging zur Rückseite des Hauses. Dort, zwischen Haus und Gewächshäusern, parkte ein Van, in dem ein zweiter Sicherheitsmann in ein Handy sprach.

»Gefallen dir meine neuen Busenfreunde?« Grace erschien neben ihm. Sie umarmten einander.

»Ehrlich gesagt – es ist traurig, sie zu sehen.«

»Ich habe mehr als eine Drohung erhalten, mir das Dach über dem Kopf anzuzünden. Das kann ich nicht zulassen. Nicht jetzt. Ich stehe an der Schwelle zu etwas wirklich Großem.«

»Ich habe gerade Rod getroffen. Was ist denn mit dem los?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Er hasst meine Arbeit.«

»Aber trotzdem hast du ihn zu deiner Party eingeladen.«

»Ich kann nicht mein Leben lang Freunde und Verwandte vor den Kopf stoßen, weil ich meine Meinung über die Gentechnik geändert habe.« Sie lächelte. »Ich habe nicht die Absicht, Rod zu verurteilen. Genauso erwarte ich von ihm, dass er mich wie ein menschliches Wesen behandelt und nicht als die Verkörperung des Bösen in Diensten großer Konzerne. Außerdem braucht die Wissenschaft Leute wie Rod, damit sie uns über die Schulter schauen, sodass wir ehrlich bleiben. Was mein Projekt angeht, läuft bis jetzt alles bestens. Ich hoffe, dass die Drohungen, die ich bekommen habe, nicht ernst gemeint sind, aber ich gehe kein Risiko ein. Aber jetzt komm, schau dir meine Babys an.«

Sie zog eine Karte durch den Schlitz des Sicherheitssystems an der Wand, um die Tür zum Gewächshaus zu öffnen. Im Gang war es kühl. Über ihnen floss destilliertes Wasser in dicken, isolierten Röhren hin und her. Die Maschinen, die den Raum genau in der von den Wissenschaftlern geforderten Temperatur hielten, zischten und summten.

Grace reichte ihm einen weißen Labormantel und zog selbst einen an. »Das ist Gitte Hesse«, sagte sie. »Sie führt in Wahrheit das Experiment durch. Gitte, das ist Sam.«

»Ich freue mich, Sie endlich kennen zu lernen.« Gitte streckte die Hand aus. »Grace hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«

»Danke. Sie hat in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt«, sagte er in etwas holprigem Deutsch.

»Sie sprechen gut Deutsch«, erwiderte Gitte überrascht.

»Meine Großmutter kam aus Berlin. Sie hat meinen Großvater vor dem Zweiten Weltkrieg geheiratet.«

»Hört sich an, als wäre sie eine bemerkenswerte Frau gewesen. Ich würde gern mehr über sie hören. Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss mich für Grace' Party fertig machen.«

»Sie ist fantastisch«, sagte Grace, nachdem Gitte gegangen war. »In Mathematik unschlagbar. Sie gibt alles für das Projekt. Ohne sie wäre ich verloren. Hier entlang.« Sie dirigierte ihn zu einem kleinen Raum, wo ein halbes Dutzend Weizenpflanzen standen. Die Ähren waren dick und sahen reif aus.

»Das ist es, Sam. ›Perfekter Weizen‹. Daran habe ich gearbeitet. Ich habe aus einer Reissorte ein Gen transferiert, das der Pflanze hilft, eine Dürre besser zu überstehen. Außerdem habe ich die Mikronährstoffe erhöht, besonders eine massive Dosis Eisen, und – um die Sache abzurunden – noch für zusätzlichen Widerstand gegen Nematoden gesorgt.« Sie entnahm ein Weizenkorn und kratzte an der Spitze. Ein etwa stecknadelgroßer Punkt wurde sichtbar. »Das ist der Embryo. Ich habe ihn so manipuliert, dass er während des Reifezyklus der Pflanze zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bahnen einschlagen und diese jederzeit wieder abschalten kann.«

»Ich dachte, es würde die gesamte Pflanze beeinflussen, wenn man DNA einschießt.«

»Das ist das Großartige an den neuen Technologien. Wir können unterschiedliche Teile der Pflanze gezielt ansteuern und die DNA je nach Bedarf gewissermaßen ein- oder ausschalten. An bestimmten kritischen Punkten bringt der Weizen unterschiedliche Charakteristika hervor, die wir so beeinflussen können, dass sie nützlich für den Menschen sind, da er unter den unterschiedlichsten Umwelteinflüssen wächst. Man könnte mit dem Export viel Geld verdienen. Die Leute nennen ihn ›Frankenweizen‹. Eigentlich sollte er heiliger Weizen, heißen, denn er ist eine Opfergabe für Gott.«

Sam drehte die Körner in der Hand. Die Außenseite war rau.

»Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht.‹«

»Was?«, fragte sie.

»Das ist aus der Genesis. Der Herr hatte auf Abels fettes Lamm Appetit, nicht aber auf Kains Früchte der Erde.«

»Du erinnerst dich erstaunlich gut ans Alte Testament.«

»Du vergisst, dass mein Vater Geistlicher der Church of Scotland war, wie schon sein Vater vor ihm.«

Sie berührte seine Hand. »Nein. Das kann man unmöglich vergessen.«

Der DJ drehte die Lautstärke der Musikanlage auf, sodass der Klang das Glas vibrieren ließ.

»Komm zum Haus. Hal kann es kaum erwarten, dich zu sehen.«

Arm in Arm schritten sie über die Zufahrt, zogen den Kopf ein und betraten durch die niedrige Eingangstür das lange Wohnzimmer, das zu einer rotweiß gekachelten Veranda führte. Davor befand sich der Rasen, der zum glitzernden Fluss sanft abfiel. Ein großes Zelt war hier aufgestellt, in dem die Leute vom Partyservice sich um die letzten Feinheiten fürs Abendessen kümmerten. Ein Feuerwerksspezialist bereitete alles für die Krönung des Abends vor.

Er pfiff anerkennend. »Alle Achtung.«

»Hab ich dir doch gesagt.« Sie lächelte verschmitzt. »Eine gigantische Feier. Ich verpulvere den Rest von Mutters Erbe. Das meiste ist für die Gewächshäuser und das Experiment draufgegangen. Schau, da ist Hal.«

Ihr Bruder schnitzte an einem großen hölzernen Kopf, den er aus einem Eichenbalken herausarbeitete. Es war eine Büste von Grace, die ihre Energie und ihren Humor gut wiedergab. Hal drehte sich um. Ein halbseitiges Lächeln breitete sich auf dem Gesicht aus.

»Sam, wie schön, dich zu sehen.« Seine S-Laute waren undeutlich. Als sie einander umarmten, musste Sam daran denken, wie er mit Hal gespielt hatte, als dieser noch ein Baby gewesen war. Er und Grace hatten ihm unzählige Male die Windeln gewechselt.

»Bis später. Ich muss mich umziehen.« Grace verschwand über die niedrige Treppe zur Veranda.

»Das ist wunderschön.« Sam strich mit der rechten Hand über das feine Schnitzwerk.

»Na ja, vielleicht ein bisschen zu realistisch. Ich hätte etwas Abstrakteres schnitzen sollen. Etwas Kosmisches.«

»Aber deine Schwester ist in dieser Welt verwurzelt.«

»Manchmal zu sehr.« Hal betrachtete nachdenklich sein Werk, dann legte er die Werkzeuge nieder. »Einen Drink?«, fragte er.

Kapitel 7

Sam saß auf dem Bett in der Mansarde, als ihn ein Gefühlssturm überfiel. Hier hatte er Grace beinahe geküsst. Er war zweiundzwanzig gewesen und hatte gerade eine unglückliche Liebesbeziehung hinter sich gehabt. Diesmal mit einer fünf Jahre älteren Studentin. Wahnsinn. Grace war knapp achtzehn und außergewöhnlich schön, aber sie versteckte ihre Schönheit unter ausgebeulten Hosen und weiten Pullovern. In diesem Sommer hatte sie die meiste Zeit allein zugebracht, mit Reiten. Gelegentlich hatte sie sich der Lektüre von Virginia Woolfe, Sylvia Plath und – nur ein Teenager konnte das verstehen – P. G. Woodhouse gewidmet.

Er lag auf dem Bett und dachte an die herrlich romantische Musik von Ravel. Sie hatten Ravel auf dem tragbaren Plattenspieler gespielt und dabei zugeschaut, wie die Sonne über White Hill unterging. Sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt, und er hatte ihr mit den Fingern durchs Haar gestrichen. Als die Schatten ins Tal krochen, hatte er sich hinuntergebeugt, um ihre Lippen zu küssen. Doch dann hatte er innegehalten. Schicksal. Eine halbe Sekunde später hatte Hal gegen die Tür gehämmert und gerufen: »Ich weiß, was ihr da drinnen treibt. Ich weiß es, und ich werde es Vater sagen.«

Fluchtartig verließen sie das Zimmer und rannten nach unten, um Henrys Zorn zu entkommen. Der magische Moment war zerstört. Hinterher kamen sie sich töricht vor, und er war wütend auf sich selbst, weil sie so jung und verletzlich war. Am nächsten Tag reiste er nach London und stürzte sich ins Studium. Nur hin und wieder rief er Grace an. Als er sechs Monate später nach White Hill zurückkehrte, war sie mit Freddie Delawney verlobt. Sie weigerte sich, Sam zu erzählen, weshalb sie später das Verlöbnis gelöst hatte, doch jedes Mal, wenn sie und Freddie zusammentrafen, knisterte Feindseligkeit wie Elektrizität im Raum.

Wie oft hatte er schon »Was wäre, wenn?« gespielt? Was, wenn er nicht gezögert hätte? Was, wenn Hal nicht an die Tür gehämmert hätte? Was, wenn er nicht später im selben Jahr aus Trotz geheiratet hätte? Damals hatte er Burns gelesen. Er erinnerte sich noch an die Zeilen:

Voll tiefer Trauer muss ich erkennen,dass Leben und Liebe nur ein Traum sind.

»Sam.« Grace klopfte laut an die Tür. Er sprang auf.

»Ich komme.« Er öffnete die Tür. Grace sah hinreißend aus. Sie trug ein kurzes schwarzes Jäckchen, und ihre engen Hosen steckten in schwarzen Samtstiefeln.

»Und jetzt wird gefeiert«, sagte sie.

Stunden später winkte Gitte Sam zu, als sie zu den Gewächshäusern ging. So glücklich wie heute war sie noch nie gewesen. Nach den Jahren elender Schufterei war jetzt endlich Friede, und sie wollte mit den Pflanzen alleine sein. Jeden Abend, ehe sie zu Bett ging, verbrachte sie einige Zeit allein im Gewächshaus – meditierend und lesend.

Als sie um die Ecke bog, rechnete sie damit, von den Sicherheitsleuten aufgehalten zu werden, doch von denen war nirgends etwas zu sehen. Verdammt.

Während Grace die Gruppe zum Höhepunkt des Songs »Your Love Keeps Lifting Me Higher« trieb, arbeiteten die Brandstifter schnell und entschlossen. Sie schmierten Napalm auf den Boden und die unteren Wände des Saatraums, legten Holzkohle darauf und brachten den selbst gefertigten Auslöser an. In wenigen Minuten würde alles in Flammen stehen.

Gitte sah die Schatten dreier Gestalten auf der Glasscheibe vorbeihuschen. Wer was das? Sie eilte zur Tür, riss sie auf und rief: »Was tut ihr hier? Verschwindet!«

»Verflucht, das ist dieses deutsche Miststück.«

»Haut ab!«, schrie sie. Dann entdeckte sie die brennende Holzkohle. »Mein Gott! Was habt ihr getan?« Sie riss einen Feuerlöscher aus der Halterung, betätigte ihn und schrie um Hilfe.