Die Perfekte Mieterin
Kurzroman
J. R. Wade
Copyright © 2025 J. R. Wade
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses E-Books darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise, elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder anderweitig, reproduziert, in einem Abrufsystem gespeichert oder übertragen werden.
Haftungsausschluss:
Die in diesem E-Book enthaltenen Geschichten sind fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig. Der Autor und der Herausgeber lehnen jede Haftung für Verluste oder Schäden ab, die durch die Verwendung oder den Missbrauch der in diesem E-Book enthaltenen Informationen entstehen.
Unsere frisch renovierte Souterrainwohnung zu vermieten, klang nach einer genialen Idee. Ein bisschen Extra-Geld, vielleicht endlich der Italien-Urlaub. Ganz einfach, oder? Ich bin Anna – und sagen wir mal so: „einfach“ war es dann doch nicht. Unsere neue Mieterin, Sophie Lane, war perfekt. Vielleicht zu perfekt. Ruhig, ordentlich, fast unsichtbar. Nur… sie war da. Und mit ihr dieses seltsame Gefühl, als würde der frische Anstrich etwas Verfaultes darunter verbergen.Und dann ist da noch mein Mann, Mark. Plötzlich der hilfsbereite Heimwerker, verhält sich merkwürdig, lügt bei Kleinigkeiten – und ich frage mich, ob ich ihn überhaupt kenne. Ich bemerke Dinge: Überwachungskameras, die plötzlich ausfallen, heimliche Telefonate, Geheimnisse, die mitten in unserem Zuhause versteckt sind. Bin ich einfach nur paranoid? Oder lauert da wirklich etwas Bedrohliches direkt unter unseren Füßen?Manchmal ist Paranoia einfach nur Aufmerksamkeit. Vielleicht ist Sophie nicht einfach nur die stille Mieterin, vielleicht ist Mark nicht nur mein Ehemann – und vielleicht ist unser scheinbar normales Leben längst in ein Netz aus Gefahr verstrickt, das ich nie kommen sah. Wie gut kennst du den Menschen, mit dem du dein Leben teilst? Und was passiert, wenn seine Geheimnisse alles zerstören könnten?
Liebe Leserinnen und Leser,
von Herzen möchte ich mich bei euch bedanken! Eure Unterstützung bedeutet mir die Welt. Es ist ein unglaubliches Gefühl zu wissen, dass meine Geschichten euch in andere Welten entführen und eure Herzen berühren. Danke, dass ihr meine Bücher lest, weiterempfehlt und mir euer Feedback gebt. Es inspiriert mich jeden Tag aufs Neue und treibt mich an, weitere romantische Abenteuer für euch zu schreiben. Danke für eure Treue!
Kapitel 1
Der Geruch von frischer Farbe und Zitronenreiniger hing schwer in der Luft, ein chemischer Cocktail, der praktisch »Neuanfang« schrie, ob man wollte oder nicht. Ich wischte mit einem Staubtuch über die bereits makellose Arbeitsplatte der Küchenzeile, hauptsächlich nur, um etwas mit meinen Händen zu tun zu haben. Hier unten, in unserer brandneuen Kellerwohnung, fühlte sich alles ein wenig zu hell an, zu steril, fast wie ein Krankenzimmer, das auf einen Patienten wartet. Oder in diesem Fall auf einen Mieter. Mein Handy zeigte, dass es Punkt 19:00 Uhr am 3. April war, und die erste Interessentin sollte jeden Moment eintreffen. Mein Magen machte einen nervösen kleinen Hüpfer.
»Entspann dich, Anna«, sagte Mark. Er lehnte am Türrahmen, der zum kleinen Waschbereich führte. Mein Mann, Mark Carter, Mitte dreißig und normalerweise das Abbild eines entspannten IT-Beraters, schien völlig unbeeindruckt. Er stupste mit der Schuhspitze einen verirrten Krümel Trockenbaustaub von der glänzend weißen Farbe.
»Es sieht hier unten großartig aus. Jemand wird sich diese Wohnung sofort schnappen.«
»Ich weiß, dass es großartig aussieht, Mark. Du hast bei der Renovierung tolle Arbeit geleistet.« Und das hatte er wirklich. Monatelang hatte er Wochenenden damit verbracht zu schleifen, zu streichen, Schränke einzubauen und mit undichten Rohren zu kämpfen. Er hatte diesen Keller, der früher irgendwie feucht und voller Spinnen war, in einen wirklich schönen Wohnraum verwandelt. Er hatte einen eigenen Eingang, eine kleine Küchenzeile, ein ordentliches Schlafzimmer und ein modernes Bad. Es war… nett. Objektiv betrachtet war es großartig. Aber wie fühlte ich mich? Es fühlte sich komisch an. Einen Teil unseres Hauses in Greenwood zu vermieten, selbst einen separaten Teil wie diesen, fühlte sich an, als würde man einen Fremden nicht nur in unser Haus, sondern auch in unser Leben lassen.
»Es ist nur… die ganze Sache. Jemand, der direkt unter uns wohnt. Was ist, wenn sie laut sind? Oder seltsam? Oder hier unten heimlich Drogen kochen?« Mark lachte und durchquerte das kleine Wohnzimmer, um neben mir zu stehen. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich an seine Seite. Er roch nach Sägemehl und nach draußen, ein vertrauter Geruch, der mich normalerweise beruhigte.
»Schatz, das ist Greenwood, keine Krimiserie im Fernsehen. Wir haben ihren Hintergrund überprüft, ihre Kreditwürdigkeit. Außerdem«, er tippte auf eine glatte weiße Kuppel, die unauffällig an der Decke nahe dem Eingang angebracht war, »habe ich doch diese neuen Überwachungskameras installiert, erinnerst du dich? Eine überwacht den Weg draußen, den sie benutzen werden, eine zeigt direkt auf ihre Tür, und eine ist im Wirtschaftsraum beim Heizkessel, nur zur Sicherheit.« Ich sah zur Kamera. Sie sah harmlos genug aus, wie ein kleines Plastikauge, das zusah. Trotzdem.
»Ich weiß, aber Kameras halten Leute nicht davon ab, einfach… unheimlich zu sein.« Ich zitterte leicht, obwohl Marks Arm warm um mich lag. Da ich als Grafikdesignerin von zu Hause aus arbeitete, waren meine Ruhe und mein Frieden wirklich wichtig. Die Vorstellung, ständig Schritte zu hören, oder gedämpfte Musik, oder noch schlimmer, Streitigkeiten, die durch die Decke dringen, machte mich einfach nervös.
»Bist du dir absolut sicher, dass wir das Geld so dringend brauchen?« Mark seufzte leise.
»Wir haben darüber gesprochen. Es ist nicht so, dass wir es dringend brauchen, Anna, es geht darum, vernünftig mit Geld umzugehen. Dieses Mietgeld deckt die höheren Hypothekenzahlungen, gibt uns zusätzliches Geld für die Italienreise, die du dir ständig online ansiehst, und vielleicht können wir dir endlich einen neuen Laptop besorgen, der nicht uralt ist.« Er drückte mich.
»Es wird alles gut gehen. Wir werden kaum merken, dass sie hier sind. Und diese erste Frau, die sich beworben hat, Sophie Lane? Ihre Bewerbung sah fantastisch aus. Perfekte Kreditwürdigkeit, großartige Referenzen, fester Job in der Innenstadt.«
»Vielleicht zu perfekt?«, murmelte ich und trat einen Schritt zurück, um meinen Pullover glattzustreichen. Perfekt machte mich immer misstrauisch. Es fühlte sich normalerweise so an, als würde jemand versuchen, etwas zu verbergen. Oder vielleicht, flüsterte eine kleine Stimme in meinem Kopf, machst du dir nur Probleme, weil du Veränderungen nicht magst.
»Jetzt suchst du nur nach Dingen, über die du dir Sorgen machen kannst«, sagte Mark. Seine Stimme war immer noch leicht, aber ich hörte diesen Anflug von Frustration, den er immer bekam, wenn meine Sorgen ihm etwas übertrieben erschienen.
»Sieh es als Abenteuer. Jemanden Neues kennenlernen.«
»Ein Abenteuer, bei dem wir uns die Rohre teilen«, sagte ich ausdruckslos. »Klingt aufregend.« Ich nestelte wieder am Staubtuch herum. »Du scheinst nur wirklich… begeistert von der ganzen Sache zu sein.«
»Ich bin begeistert davon, finanziell abgesichert zu sein«, antwortete er leichthin. »Und ja, ehrlich gesagt? Ich bin stolz auf die Arbeit, die ich hier unten geleistet habe. Es wird schön sein, jemanden zu haben, der tatsächlich darin wohnt und es zu schätzen weiß.« Er machte eine Handbewegung durch den kleinen Raum. »Außerdem ist es besser, als es einfach leer stehen und verstauben zu lassen, oder?« Bevor ich mir eine schlagfertige Antwort über die Vorzüge leerer, ruhiger Keller ausdenken konnte, klingelte es oben an der Tür. Nicht die separate Kellerklingel, sondern unsere. Mein Magen machte wieder einen nervösen Sprung. Es war soweit.
»Okay«, sagte Mark und klatschte einmal leicht in die Hände. »Pokerface aufsetzen. Sei charmant.« Er zwinkerte, dann ging er die Innentreppe hinauf – die, die den Keller mit unserem Haus verband und die der Mieter nicht benutzen würde. »Ich lasse sie an der Haustür rein und führe sie dann zum Außeneingang herum, zeige ihr den richtigen Weg hinein.«
Ich atmete tief durch und zwang mir ein Lächeln ins Gesicht. Charmant. Richtig. Ich konnte für eine Weile so tun, als wäre ich charmant. Ich strich mir die Haare glatt, rückte den kleinen Teppich neben dem Sofa wieder zurecht und versuchte, eine Aura von »gastfreundlich, aber nicht verzweifelt« auszustrahlen. Ein paar Augenblicke später hörte ich Schritte auf dem Kiesweg vor der eigenen Tür des Kellers knirschen, gefolgt von einem höflichen Klopfen.
Ich öffnete die Tür. Dort auf dem kleinen Betonabsatz stand Sophie Lane. Sie war… durchschnittlich, fast überraschend durchschnittlich. Ende zwanzig, vielleicht? Mittlere Größe, mittelbraunes Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie trug einfache Jeans, einen schlichten grauen Pullover und Schuhe, die bequem zum Gehen aussahen. Kein auffälliger Schmuck, kaum Make-up. Sie schenkte mir ein kleines, leicht schüchternes Lächeln. »Hallo? Anna Carter?« Ihre Stimme war leise und angenehm.
»Die bin ich. Und Sie müssen Sophie sein. Bitte, kommen Sie herein.« Ich trat zurück und hielt ihr die Tür weiter auf.
Mark tauchte plötzlich hinter ihr auf, er war unglaublich schnell um das Haus gelaufen. Er grinste und strahlte eine Gastgeberenergie aus, die etwas stärker wirkte als sonst bei ihm. »Sophie, das ist meine Frau, Anna. Anna, Sophie Lane.«
»Schön, Sie kennenzulernen, Anna«, sagte Sophie. Ihre Augen huschten kurz durch den kleinen Eingangsbereich, bevor sie wieder meine trafen. Ihr Händedruck war fest, aber sehr kurz, und ihre Hand fühlte sich kühl an. Als sie eintrat, bemerkte ich einen schwachen, sauberen Geruch, vielleicht wie Waschmittel.
»Ebenfalls, Sophie. Willkommen«, antwortete ich und versuchte, so enthusiastisch wie Mark zu klingen oder es zumindest gut vorzutäuschen. »Lassen Sie uns Ihnen die Wohnung zeigen.«
Mark übernahm sofort die Führung und begann die Tour wie ein stolzer Museumsführer, der ein Meisterwerk präsentiert. »Also, das ist der Hauptwohnbereich, offensichtlich. Brandneue Böden, überall frische Farbe. Kleine Küchenzeile hier«, er zeigte darauf, »neue Geräte – Kühlschrank, Mikrowelle, ein Zwei-Platten-Induktionskochfeld. Genug, um einfache Mahlzeiten zuzubereiten, wissen Sie?«
»Es ist sehr schön«, murmelte Sophie und nickte höflich. Sie fragte nichts, hörte nur zu, während Mark Dinge hervorhob, ihre Augen wanderten aufmerksam über alles. Sie wirkte… gefasst. Zurückhaltend. Nicht unfreundlich, nur… wachsam.
»Das Bad ist hier durch«, fuhr Mark fort und stieß die Tür auf. »Komplett erneuert. Neue Dusche, Waschbecken, alles. Guter Wasserdruck auch, habe ich selbst überprüft.« Er schien besonders stolz auf den Wasserdruck zu sein.
»Sieht toll aus«, sagte Sophie und spähte nur kurz hinein. Ich folgte einen Schritt hinter ihnen und beobachtete Mark. Er ist normalerweise handwerklich geschickt und fähig, aber diese fast verkäuferische Begeisterung fühlte sich für ihn etwas ungewöhnlich an. Er warf Sophie immer wieder Blicke zu und versuchte ihre Reaktion zu deuten. Sein Lächeln wich nicht von seinem Gesicht. Es war nicht direkt seltsam, nur… auffällig.
»Und das Schlafzimmer ist hier hinten«, verkündete Mark und führte den Weg in den letzten Raum.
---ENDE DER LESEPROBE---