Die Perfekte Verkleidung (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Zehn) - Blake Pierce - E-Book

Die Perfekte Verkleidung (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Zehn) E-Book

Blake Pierce

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Beschreibung

"Ein Meisterwerk der Thriller und Mystery-Romane. Blake Pierce hat hervorragende Arbeit geleistet, indem er Charaktere entwickelt hat, die so gut beschrieben sind, dass wir uns in ihren Köpfen fühlen, ihren Ängsten folgen und ihren Erfolg herbeiwünschen. Dieses Buch garantiert Ihnen aufgrund der vielen Wendungen Spannung bis zur letzten Seite." --Bücher und Filmkritiken, Roberto Mattos (Verschwunden) DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG ist Buch Nr. 10 in einer neuen Psychothriller-Reihe des Bestsellerautors Blake Pierce, die mit Die Perfekte Frau beginnt, einem Nr. 1 Bestseller mit fast 500 Fünf-Sterne-Rezensionen (und kostenlosem Download). Ein anspruchsvolles Hollywood-Sternchen wird ermordet und Jessie muss sich ihren Weg durch die düstere Welt der Filmstudios, Regisseure, Produzenten, Agenten und rivalisierende Schauspieler bahnen, die sie möglicherweise ermorden lassen wollten. Nach einer schockierenden Wendung nach der anderen ist die Wahrheit, so meint Jessie, womöglich viel unerwarteter, als man sich vorzustellen vermag. Kann Jessie, die immer noch mit ihren eigenen Dämonen ringt, die Gedanken des Mörders lesen und ihn aufhalten, bevor er erneut zuschlägt? DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG ist ein mitreißender Psychothriller mit unvergesslichen Charakteren und dramatischer Spannung. Es ist Buch Nr. 10 in einer fesselnden neuen Reihe, die Ihnen schlaflose Nächte bescheren wird. Buch Nr. 11 – DAS PERFEKTE GEHEIMNIS – jetzt auch erhältlich!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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die perfekte verkleidung

(ein spannender psychothriller mit jessie hunt – band zehn)

b l a k e   p i e r c e

Blake Pierce

Blake Pierce ist die Autorin der RILEY-PAGE-Bestsellerreihe, die siebzehn Krimis um die FBI-Spezialagentin umfasst. Aus ihrer Feder stammt außerdem die vierzehnbändige MACKENZIE-WHITE- Krimiserie. Darüber hinaus sind von ihr die Krimis um AVERY BLACK (sechs Bände), KERI LOCKE (fünf Bände), die Krimiserie das MAKING OF RILEY PAIGE (sechs Bände), die KATE-WISE- Krimiserie (sieben Bände), die Psychothriller um JESSIE HUNT (vierzehn Bände), die Psychothriller-Trilogie AU PAIR, die ZOE-PRIME-Krimiserie (bislang fünf Bände), die neue Krimireihe um ADELE SHARP und die Cosy-Krimi-Reihe LONDON ROSES EUROPAREISE, deren erster Band hier vorliegt, erschienen.

Als begeisterte Leserin und lebenslanger Fan des Krimi- und Thriller-Genres freut sich Blake immer, von ihren Leserinnen und Lesern zu hören. Bitte besuchen Sie www.blakepierceauthor.com, um mehr zu erfahren und in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2020 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Vorbehaltlich der Bestimmungen des U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne vorherige Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verteilt oder übertragen oder in einer Datenbank oder einem Abfragesystem gespeichert werden. Dieses eBook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen und Sie es nicht gekauft haben, oder es nicht nur für Ihren Gebrauch gekauft wurde, dann senden Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit dieses Autors respektieren. Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, ob lebendig oder tot, ist völlig zufällig.

BÜCHER VON BLAKE PIERCE

LONDON ROSES EUROPAREISE

MORD (UND BAKLAVA) (Band #1)

ADELE SHARP MYSTERY-SERIE

NICHTS ALS STERBEN (Band #1)

NICHTS ALS RENNEN (Band #2)

NICHTS ALS VERSTECKEN (Band #3)

NICHTS ALS TÖTEN(Band #4)

DAS AU-PAIR

SO GUT WIE VORÜBER (Band #1)

SO GUT WIE VERLOREN (Band #2)

SO GUT WIE TOT (Band #3)

ZOE PRIME KRIMIREIHE

GESICHT DES TODES (Band #1)

GESICHT DES MORDES (Band #2)

GESICHT DER ANGST (Band #3)

GESICHT DES WAHNSINNS (Band #4)

GESICHT DES ZORNS (Band #5)

JESSIE HUNT PSYCHOTHRILLER-SERIE

DIE PERFEKTE FRAU (Band #1)

DER PERFEKTE BLOCK (Band #2)

DAS PERFEKTE HAUS (Band #3)

DAS PERFEKTE LÄCHELN (Band #4)

DIE PERFEKTE LÜGE (Band #5)

DER PERFEKTE LOOK (Band #6)

DIE PERFEKTE AFFÄRE (Band #7)

DAS PERFEKTE ALIBI (Band #8)

DIE PERFEKTE NACHBARIN (Band #9)

DIE PERFEKTE VERKLEIDUNG (Band #10)

CHLOE FINE PSYCHOTHRILLER-SERIE

NEBENAN (Band #1)

DIE LÜGE EINES NACHBARN (Band #2)

SACKGASSE (Band #3)

STUMMER NACHBAR (Band #4)

HEIMKEHR (Band #5)

GETÖNTE FENSTER (Band #6)

KATE WISE MYSTERY-SERIE

WENN SIE WÜSSTE (Band #1)

WENN SIE SÄHE (Band #2)

WENN SIE RENNEN WÜRDE (Band #3)

WENN SIE SICH VERSTECKEN WÜRDE (Band #4)

WENN SIE FLIEHEN WÜRDE (Band #5)

WENN SIE FÜRCHTETE (Band #6)

WENN SIE HÖRTE (Band #7)

DAS MAKING OF RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

BEOBACHTET (Band #1)

WARTET (Band #2)

LOCKT (Band #3)

NIMMT (Band #4)

LAUERT (Band #5)

TÖTET (Band #6)

RILEY PAIGE MYSTERY-SERIE

VERSCHWUNDEN (Band #1)

GEFESSELT (Band #2)

ERSEHNT (Band #3)

GEKÖDERT (Band #4)

GEJAGT (Band #5)

VERZEHRT (Band #6)

VERLASSEN (Band #7)

ERKALTET (Band #8)

VERFOLGT (Band #9)

VERLOREN (Band #10)

BEGRABEN (Band #11)

ÜBERFAHREN (Band #12)

GEFANGEN (Band #13)

RUHEND (Band #14)

GEMIEDEN (Band #15)

VERMISST (Band #16)

AUSERWÄHLT (Band #17)

EINE RILEY PAIGE KURZGESCHICHTE

EINST GELÖST

MACKENZIE WHITE MYSTERY-SERIE

BEVOR ER TÖTET (Band #1)

BEVOR ER SIEHT (Band #2)

BEVOR ER BEGEHRT (Band #3)

BEVOR ER NIMMT (Band #4)

BEVOR ER BRAUCHT (Band #5)

EHE ER FÜHLT (Band #6)

EHE ER SÜNDIGT (Band #7)

BEVOR ER JAGT (Band #8)

VORHER PLÜNDERT ER (Band #9)

VORHER SEHNT ER SICH (Band #10)

VORHER VERFÄLLT ER (Band #11)

VORHER NEIDET ER (Band #12)

VORHER STELLT ER IHNEN NACH (Band #13)

VORHER SCHADET ER (Band #14)

AVERY BLACK MYSTERY-SERIE

DAS MOTIV (Band #1)

LAUF (Band #2)

VERBORGEN (Band #3)

GRÜNDE DER ANGST (Band #4)

RETTE MICH (Band #5)

ANGST (Band #6)

KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

EINE SPUR VON TOD (Band #1)

EINE SPUR VON MORD (Band #2)

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

 

 

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZAWNZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREIßIG

KAPITEL EINUNDDREIßIG

KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG

KAPITEL DREIUNDDREIßIG

KAPITEL VIERUNDDREIßIG

KAPITEL FÜNFUNDDREIßIG

KAPITEL SECHSUNDDREIßIG

EPILOG

 

KAPITEL EINS

Chastity Ronin machte es sich auf der Couch bequem.

Sie hatte ihr Popcorn, ihren Weißwein und ihre Fernbedienung. Sie drückte auf Play und zog sich die Decke bis zur Brust, als ihre Lieblingssendung begann.

Das Licht war gedimmt, und draußen war es stockdunkel. Die perfekte Stimmung, um eine unterhaltsame Sitcom anzuschauen und ihren Freund Brad zu vergessen, der sie nicht zurückgerufen hatte. Mit vierunddreißig Jahren dachte Chastity, sie hätte endlich den Jackpot geknackt, nachdem sie es jahrelang mit einer Sammlung von Verlierern, Versagern, Psychopathen und, in einigen Fällen, unglücklichen Mordopfern versucht hatte.

Doch nun sah es so aus, als wäre Brad nur ein weiterer Idiot, der ihren Abend versaut hatte, ohne auch nur anzurufen. Wie auch immer. Chastity hatte in ihrem Leben viel Schlimmeres durchgemacht als einen weiteren lahmen Freund.

Sie hatte sich gerade auf die Show konzentriert, als ihr Telefon klingelte. Es war Brad. Ein Teil von ihr wollte ihn direkt wegdrücken, aber sie beschloss, dem Mann eine letzte Chance zu geben.

„Hoffentlich lohnt sich das", sagte sie, nachdem sie abgenommen hatte. Mehrere Sekunden lang ertönte keine Antwort, nur etwas, das nach einem leisen Keuchen klang.

„Brad? Bist du das?"

„Raus", sagte eine raue Stimme.

„Was?", verlangte sie und wurde ärgerlich.

„Verschwinde aus dem Haus." Es war Brad, obwohl seine Stimme schwach und zögerlich klang. „Er ist drinnen."

Plötzlich ertönte ein leises Klopfen am Telefon, das sie auch im Flur hörte. Sie stand auf und bewegte sich in seine Richtung.

„Brad", sagte sie leise. „Hör auf, mich zu verarschen. Du weißt, was ich durchgemacht habe. Das ist nicht lustig."

„Beeil dich", stöhnte Brad leise. „Er ist ganz in der Nähe."

Chastity stand vor ihrem Schrank im Flur. Sie konnte dieselbe Stimme am Telefon hinter der Tür hören. Ohne lange nachzudenken, riss sie die Tür auf, fand aber nur Mäntel vor. Sie wollte die Tür gerade schließen, als sie eine Bewegung in Bodennähe bemerkte.

Zwei kraftlose Füße ragten unter den Mänteln hervor. Das Klopfen der Schuhe gegen die fadenscheinige Schranktür musste das Geräusch gewesen sein, das sie gehört hatte. Sie schob die Kleiderbügel mit den Mänteln beiseite. Auf dem Boden vor ihr saß Brad gegen die Rückwand des Schranks gelehnt, ein Messer ragte aus seinem Bauch und Blut sprudelte aus seinem Mund.

„Lauf", stöhnte er ein letztes Mal, bevor sein Blick leer wurde und sein Kopf nach vorne auf seine Brust sank.

Es geschieht wieder.

Chastity bekämpfte den Drang zu schreien. Wenn die Person, die das getan hatte, noch im Haus war, musste sie sich schnell und leise nach draußen begeben. Sie war schon einmal in Situationen wie dieser gewesen und wusste, dass Panik das war, was ihr am wenigsten half.

Stattdessen schnappte sie sich die erste Waffe, die sie sah – einen Regenschirm aus dem Schrank – und machte sich auf den Weg durch den Flur in Richtung Haustür. Dann blieb sie plötzlich stehen.

Genau darauf wartet er.

Schnell drehte sie sich um und ging zurück ins Wohnzimmer, ignorierte den Fernseher und eilte zu der Glasschiebetür, die zu ihrem Hinterhof führte. Sie war nur wenige Schritte davon entfernt, den Riegel umzudrehen, als sie spürte, dass sie nicht allein im Raum war. Sie drehte sich um.

Da stand der Marauder und starrte sie mit kalten, dunklen Augen durch die Augenlöcher einer schwarzen Ski Maske an. Sie dachte, sie sei endlich frei von den Schrecken, die er ihr zugefügt hatte. Aber sie irrte sich. Er war wieder da.

Chastity drehte sich um und stürzte sich auf das Schloss der Schiebetür, entriegelte es und riss die Tür auf. Sie war fast draußen, als er sie schon erreicht hatte. Er drehte sie zu sich um, seine Hände umklammerten ihren Hals, drückten fest zu und nahmen ihr den Lebensatem.

„Verdammt, Terry", rief sie verzweifelt. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du sanfter sein sollst? Ich bekomme leicht blaue Flecken. Kannst du nicht so tun, als würdest du mich würgen? Das nennt man schauspielern, Dumpfbacke."

„Schnitt!", rief eine Stimme aus dem anderen Zimmer.

Der Regisseur seufzte. Anton Zyskowski war ein vierzigjähriger Mann aus Polen, der nach mäßigem Erfolg mit mehreren polnischen Thrillern seinen ersten englischsprachigen Film inszenierte. Er war kleinwüchsig, mit wuscheligem Haar und einem bescheidenen Auftreten. Als er in ihre Richtung kam, lächelte Corinne Weatherly fies.

Schließlich war ein Teil des Grundes, warum Anton überhaupt für die Regie des Films ausgewählt worden war, dass er als relativer Neuling im Studiosystem Hollywoods bei diesen Streitpunkten im Nachteil war. Als der Star von Marauder: Wiedergeburt und die Frau, die ursprünglich Chastity Ronin zum Leben erweckt hatte, konnte Corinne ihm das Leben sehr schwer machen, wenn sie es wollte. Und sie hatte sich dazu entschlossen.

„Anton", zischte sie. „Was zum Teufel? Muss ich mir diesen Idioten wirklich gefallen lassen? Das ist der dritte Take, den dieser Kerl ruiniert hat, indem er mich misshandelt hat. Ich meine, können wir nicht irgendein muskulöses Double diese Rolle spielen lassen? Es ist ja nicht so, dass man sein Gesicht sieht."

„Corinne", sagte Anton schüchtern in leicht gebrochenem Englisch, „Du weißt, dass Terry wichtig für Szenen ohne Maske ist, bevor Chastity weiß, dass er der Mörder ist. Wir brauchen eine starke Performance. Sie wird nicht glauben können, ob der Mörder in Maske ein anderer Schauspieler ist. Das Publikum wird es wissen. Aber ich werde ihn daran erinnern, nicht hart zu sein."

Corinne war ungerührt.

„Wie oft muss der Tölpel noch daran erinnert werden?", forderte sie. Ich schwöre, ich bin von Idioten umgeben. Ich dachte, du solltest der polnische Ari Aster sein."

Sie konnte sehen, wie Kollegen aus dem Augenwinkel den Kopf schüttelten. Hinter ihr murmelte jemand etwas kaum Verständliches.

„Das wird wieder schiefgehen.“

Sie drehte sich um, bereit, dem Schwätzer die Zunge auszureißen. Doch bevor sie den Schuldigen identifizieren konnte, trat Anton vor.

„Corinne, bitte...", begann er.

„Bitte, nichts", unterbrach sie ihn. „Es wird Folgendes passieren. Ich gehe in meinen Wohnwagen, um mich zu entspannen. Du suchst jemand anderen als Terry Slauson, der mich würgt, ohne bleibende Schäden an meiner Luftröhre zu hinterlassen. Und wenn du das heute Abend nicht schaffst, dann müssen wir die Aufnahmen morgen wiederholen. Es ist sowieso schon spät. Und wenn du schon dabei bist, kannst du vielleicht deiner Crew sagen, dass sie ihr Grinsen und Geschwätz für sich behalten soll, bis ich das Set verlasse. Ich bin vielleicht ein Miststück, Anton. Aber ich bin das Miststück, das den Ton angibt. Vergiss das nicht."

Sie stürmte davon, ihre Assistentin Monica huschte hinterher, um mitzuhalten. Corinne schaute sie spöttisch an.

„Vielleicht solltest du ein bisschen mehr trainieren, Monica", rügte sie. „Dann müsstest du nicht so schwer atmen. Außerdem würdest du dann besser in diese Hose passen. Du siehst aus, als würdest du einen Laib Brot unter dem Hosenbund verstecken."

Monica sagte nichts, was Corinne glücklich machte. Das Mädchen war plump, aber sie lernte schnell und verstand die wichtigsten Lektionen: Tu, was man dir sagt. Halt den Mund.

Sie erreichten Corinnes Wohnwagen direkt hinter der Ton Bühne 32, neben dem New Yorker Hintereingang der Sovereign Studios. Corinne öffnete die Tür, trat hinein und blickte zurück zu Monica und hielt ihre Hand hoch, um ihr den Zutritt zu verweigern.

„Sagen Sie Anton, dass er zehn Minuten Zeit hat, einen neuen Marauder für die Szene zu finden. Danach gehe ich nach Hause."

„Aber Frau Weatherly", flehte Monica.

„Die Uhr tickt", sagte Corinne und hielt ihr Telefon hoch, bevor sie ihr die Tür vor der Nase zuschlug.

Sie setzte sich auf den Schminksessel und starrte sich im Spiegel an. Ihr gefärbtes blondes Haar sah brüchig aus. Im grellen Licht schienen all die Linien zu leuchten, die sie so verzweifelt versucht hatte, zu verbergen. Ihr Körper war immer noch straff, aber es wurde immer schwieriger, es dabei zu belassen. Seit einem halben Jahrzehnt kämpfte sie nun schon gegen den Drang, etwas an sich machen zu lassen. Egal wie gut die Chirurgin auch sein mochte, wenn ein Gesicht auf einer Leinwand gezeigt wird, konnte sie fast immer erkennen, wer ein wenig zusätzliche Hilfe bekommen hatte und wer nicht. Aber die Zeit könnte schließlich gekommen sein.

Es würde sehr viel von diesem Film abhängen. Wenn er gut anlaufen würde, könnte sie noch ein paar Jahre damit warten, sich unters Messer zu legen. Wenn er scheitern würde, würde es in ihrer nahen Zukunft einige Eingriffe geben. Diese Art von Bedenken waren ihr nie in den Sinn gekommen, als sie noch die heiße neue Hollywood-Génue gewesen war.

Nachdem sie vor über einem Jahrzehnt mit der romantischen Komödie Petals and Petulance den Durchbruch geschafft hatte, hatte sie die begehrte Hauptrolle in Marauder, dem anspruchsvollen, psychosexuellen Horror-Thriller, an Land gezogen. Ihre Figur, Chastity Ronin, war technisch gesehen ein Opfer, aber sie war auch eine knallharte Frau, die schließlich den Spieß gegen ihren mörderischen Stalker umdrehte.

Der Film war ein finanzieller Hit, und nach Petals and Petulance etablierte sie sich als echte Aufsteigerin. Leider scheiterte es an einer Fortsetzung. In den elf Jahren danach waren die Filmrollen weniger glamourös geworden, bis sie völlig ausblieben. Kürzlich war sie auf die Moderation einer Spielshow zur Hauptsendezeit reduziert worden, in der marginal talentierte Kinder auftraten und sie so tun musste, als fände sie sie liebenswert.

Aber dann hatte sie diesen wunderbaren Glücksgriff gemacht, zugegebenermaßen mit etwas Unterstützung und entsprechend ausgeübtem Druck. Die Marauder-Serie wurde neu verfilmt, und ein gepriesener Horror-Regisseur aus Europa, Zyskowski, war beauftragt worden, einen Film zu drehen, der dem recht anspruchsvollen Original entsprach. Und Corinne wurde damit beauftragt, Chastity zu spielen. Es war eine gute Sache, die Art von Rolle, die sie zurück in die Öffentlichkeit bringen könnte, wenn alles genau richtig zusammenkäme.

Aber Leute wie Terry Slauson versauten alles. Mit inkompetenten Leuten um sie herum und einem Drehbuch, von dem sie bald erkannte, dass es nicht das Zeug zum Durchbruch hatte, wie sie zuerst dachte, wirkte der Film nicht mehr wie ein Home-Run. Und obwohl sie es mochte, die Kontrolle zu haben, begann sie sich zu fragen, ob es ein Fehler war, darauf zu bestehen, einen Regisseur einzustellen, den sie herumschubsen konnte. Wenn dies nicht klappte, würde sie sich darauf beschränken, Fernsehfilme im Sharknado-Stil zu drehen.

Vielleicht hätte ich sie jemanden auswählen lassen sollen, der den Willen hat, seiner Vision zu entsprechen.

Ihr Moment der Selbstreflexion wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.

„Wer ist da?", brüllte sie.

„Monica", kam die schüchterne Antwort.

Das Mädchen muss Rückgrat finden.

Sie stand auf und öffnete die Tür des Wohnwagens.

„Was ist?"

Das Mädchen sah aus, als wolle sie gleich weinen.

„Anton sagt, wir lassen es für heute gut sein. Als er Terry sagte, dass er die Szene nicht beenden würde, verließ er das Set. Ich hörte, wie er sagte, er wolle eine Beschwerde einreichen."

„Soll er doch", konterte Corinne. „Und ich werde mich darüber beschweren, dass er mich misshandelt hat."

Monica nickte kleinlaut, sie wollte offensichtlich nicht streiten.

„Anton sagt, dass wir nicht weitermachen können, bis die Produzenten das Problem gelöst haben..."

„Ich bin ein Produzent", schoss Corinne zurück.

„Ich glaube, er meinte die Produzenten des Studios, die Geldgeber. Wie dem auch sei, er sagte, wir sind für heute fertig. Er hofft, dass bis dahin alles geklärt ist."

„Gut. Ich brauche sowieso eine ordentliche Nachtruhe."

Monica nickte. Sie wollte offensichtlich etwas Anderes sagen, hatte aber Angst davor.

„Spucken Sie es aus", sagte Corinne gereizt.

„Es ist nur... Brauchen Sie heute noch etwas von mir, Frau Weatherly? Ich hatte gehofft, in der Apotheke ein Rezept abholen zu können. Sie schließt in zwanzig Minuten."

Corinne bekämpfte den Drang, eine abfällige Bemerkung über die mögliche Art der Medikamente zu machen. Als sie nach unten blickte, sah sie, dass das Mädchen leicht zitterte, anscheinend vor Angst. Für einen kurzen Moment fühlte sich Corinne schuldig. Sie wollte, dass Monica gefügig war, aber das Kind vor Angst zittern zu lassen, brachte sie dazu, sich zu fragen, ob sie ein wenig zu weit gegangen war.

„Nur zu", sagte sie und versuchte, nicht zu mitfühlend zu klingen. „Aber ich erwarte, dass Sie morgen vor mir hier sind, mit meinem Eiskaffee. Sie wissen inzwischen, wie ich ihn mag, oder?"

„Ich habe die Bestellung schon per App abgeschickt", versicherte Monica ihr.

„Gut. Schön zu sehen, dass Sie dazulernen." Sie schloss die Tür wieder, bevor Monica antworten konnte.

Schwer seufzend machte sie einen kurzen Boxenstopp im Badezimmer und holte dann ihre Sachen vom Bett am anderen Ende des Wohnwagens.

Sie hätte Monica sagen sollen, sie solle ihr Auto aus dem Parkhaus holen. Es war ein fünfminütiger Fußweg über den Parkplatz, um dorthin zu gelangen. Sie überlegte, sie anzurufen, entschied sich aber, ihr wegen der Sache mit den Medikamenten einen Freibrief zu geben. Sie wollte nicht, dass das Mädchen an irgendeiner erbärmlichen Krankheit zusammenbricht und ihr die Boulevardpresse dann die Schuld dafür in die Schuhe schieben würde.

Sie schaltete das Hauptlicht aus und wollte gerade auch das Licht des Schminkspiegels abschalten. Da sah sie es. Auf dem Spiegel stand in sauberen Druckbuchstaben mit rotem Lippenstift geschrieben ein Wort – ein Name. Sie erkannte ihn natürlich sofort. Wie könnte sie das nicht? Sie hatte in den letzten zehn Jahren jeden Tag an diese Person gedacht. Aber sie hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war. Der Spiegel war sauber gewesen, als sie vorhin ihre Falten angestarrt hatte.

Sie blickte verwirrt umher. Und dann sah sie hinter sich eine Bewegung, jemanden, der mit einem Seil auf sie zukam. Bevor sie sich umdrehen oder reagieren konnte, fühlte sie, wie sich die Schnur um ihren Hals wickelte und straffte. Im Schminkspiegel konnte sie erkennen, dass ihr Angreifer eine schwarze Ski Maske trug, genau wie die, die der Marauder in der Szene getragen hatte, die sie gerade gedreht hatte.

Sie bemühte sich zu befreien, aber das schien die Schnur nur noch enger zu ziehen. Sie versuchte, nach Luft zu schnappen, schaffte es aber nicht. Als sie begann, zu Boden zu sinken, klopfte ihr Herz vor Angst, ihr Gehirn explodierte vor Panik. Plötzlich hatte sie einen seltsamen, unerwarteten Gedanken: Im Vergleich dazu erschien Terry Slausons tastender Versuch, ihr den Hals umzudrehen, fast zärtlich.

KAPITEL ZWEI

Jessie Hunt drückte den Schlummer-Button auf ihrem Handy und lag ruhig mit geschlossenen Augen im Bett, in der Hoffnung, wieder einzuschlafen. Schließlich musste sie nirgendwo hin.

Aber es war sinnlos. Ihr Verstand raste bereits, obwohl sie sich nach Kräften bemühte, ihn zu verlangsamen. Es war Montagmorgen. Dies sollte ein erholsamer Tag werden, oder zumindest so erholsam, wie sie es in diesen Tagen zu haben vermochte. Sie musste zu keiner Arbeit. Sie brauchte Hannah nicht zur Schule zu hetzen. Mit einer Ausnahme war ihr Stundenplan so, wie sie es wollte. Doch das Gefühl, dass sie Arbeit zu erledigen hatte, nagte an ihr. Sie setzte sich auf.

Plötzlich spürte sie eine Welle des Unbehagens in ihrem Körper. Ihre Schulter schmerzte, wahrscheinlich, weil sie versehentlich darauf geschlafen hatte. Und die noch offene Haut an ihrem unteren Rücken fühlte sich seltsam und straff an, wie ein Juckreiz, von dem sie wusste, dass sie sich nicht kratzen konnte.

Als sie durch das kleine Schlafzimmer auf das andere Bett blickte, sah sie, dass Hannah Dorsey, die Halbschwester, für die sie die Erziehungsberechtigte war, immer noch schlief und leise schnarchte. Jessie stand auf und ging auf Zehenspitzen nach draußen und den Flur hinunter zum Badezimmer. Sie sah, dass die andere Schlafzimmertür geschlossen war, was bedeutete, dass Kat entweder noch schlief oder, was wahrscheinlicher war, sich bereits anzog. So oder so bedeutete das, dass das Badezimmer frei war.

Katherine "Kat" Gentry, Jessies beste Freundin, ließ sie und Hannah in ihrer Wohnung wohnen, bis sie eine neue Bleibe gefunden hatten. Jessie konnte den Gedanken, in ihrer Wohnung zu wohnen, nicht mehr ertragen. Zu viele schreckliche Dinge waren dort geschehen.

Sie hatte Kat versprochen, dass sie in einem Monat wieder draußen sein würden, und obwohl es erst zwei Wochen her war, dass sie eingezogen waren, spürte sie den Druck. Das lag zum Teil daran, dass sie sich schlecht fühlte, dass Kat ihren Freund, einen stellvertretenden Sheriff von Lake Arrowhead namens Mitch Connor, nicht einfach zu sich einladen konnte. Normalerweise sahen sie sich nur an den Wochenenden. Sogar das war vorerst auf Eis gelegt.

Aber darüber hinaus war es nicht einfach, eine neue Wohnung zu finden, die genug Platz für zwei Personen – hoffentlich irgendwann für drei – bot und ihren Sicherheitsanforderungen entsprach. Obwohl ihr Ex-Mann, Kyle Voss, keine Bedrohung mehr darstellte, hatte Jessie immer noch viele andere Feinde, von denen viele gerne die Chance hätten, sich an ihr zu rächen.

Sie erinnerte sich daran, dass es noch eine weitere Notwendigkeit gab. Sie müsse auch behindertengerecht sein. Jessies Freund, LAPD-Hauptkommissar Ryan Hernandez, war bei weitem noch nicht bereit, das Krankenhaus zu verlassen. Um ehrlich zu sein, war sie sich nicht sicher, ob er jemals bereit sein würde. Aber wenn er eines Tages die Erlaubnis zum Verlassen des Krankenhauses erhalten würde, bräuchte er Rollstuhlrampen, Sicherheitsbügel und alle möglichen anderen Ausrüstungsgegenstände, an die sie noch gar nicht gedacht hatte.

Jessie warf einen Blick in den Spiegel, bevor sie sich das Gesicht wusch. Sie hatte nicht den entspannten Gesichtsausdruck einer Frau, die frei hatte. Die Schatten unter ihren leuchtend grünen Augen waren verblasst, aber ihre Augen waren immer noch von einer Rötung getönt, die auf einen unruhigen Schlaf hindeutete. Ihr schulterlanges braunes Haar war nicht zurückgebunden in ihrem normalen, professionellen Pferdeschwanz, sondern sah so erschöpft aus, wie sie sich fühlte. Sie kauerte über dem Waschbecken, was ihren athletischen, 1,77 Meter großen Körper deutlich kleiner erscheinen ließ. Sogar ihre auffälligen Wangenknochen schienen irgendwie weniger ausgeprägt zu sein als sonst. Sie war erst vor kurzem dreißig geworden, aber an diesem Morgen fühlte sie sich etwa ein Jahrzehnt älter als das.

Sie war mit dem Waschen fertig und trat aus dem Badezimmer, wo sie Kat geduldig wartend vorfand. Ihre Freundin war leger gekleidet in Jeans und einem locker sitzenden Oberteil, das ihren kantigen Körperbau verbarg. Obwohl sie nicht mehr Army Ranger beziehungsweise Sicherheitschefin in einem psychiatrischen Gefängnis war, hatte sie immer noch das Aussehen von jemandem, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Das war wahrscheinlich eine gute Sache, denn ihr neuer Job als Privatdetektivin bot immer noch Gelegenheiten, hin und wieder ein paar Kratzer abzubekommen.

„Wartest du schon lange?“, fragte Jessie schuldbewusst.

„Nur ein paar Minuten", versicherte Kat ihr. „Ich habe es nicht eilig. Ich muss nur meine Haare kämmen. Kaffee ist schon fertig, wenn du welchen möchtest.“

„Danke. Ich könnte einen gut gebrauchen."

„Wieder eine harte Nacht?“, fragte Kat mitfühlend, wohl wissend um Jessies jüngste Schwierigkeiten.

Sie nickte.

„Ich kann mich diesmal nicht an die Einzelheiten der Albträume erinnern. Aber da sind immer noch vereinzelte Bilder, die mir durch den Kopf gehen.“

„Möchtest du darüber reden?“, fragte Kat zärtlich.

Jessie überlegte, ob sie das wollte. Sie befürchtete, wenn sie über ihre schlechten Träume sprach, würde ihnen das mehr Macht verleihen. Aber alles in sich zu verschließen, wie sie es in der Vergangenheit oft getan hatte, hatte ihr auch nicht viel geholfen. Schließlich beschloss sie, offen zu sein.

„Es ist immer dasselbe. Ich sehe, wie Kyle Garland Moses in diesem Strandhaus zu Tode würgt. Ich sehe, wie er Ryan das Messer in die Brust sticht. Ich sehe, wie ich Ryan wiederbelebe, bis ich meine Arme nicht mehr bewegen kann. Ich sehe, wie Kyle Hannah auf die Couch knallt und sie zu Boden fällt. Ich erlebe noch einmal das Gefühl, das Leben aus Kyle herauszuwürgen, die Freude, die ich hatte, als ich hörte, wie seine Luftröhre knackte. So spaßiges Zeug.“

Kat war für einen Moment still. Jessie merkte, dass sie überlegte, wie sie reagieren sollte. Ihre Freundin wusste sicherlich, wie man Traumata verarbeitet. Sie hatte gesehen, wie der größte Teil ihrer Einheit während ihres Dienstes in Afghanistan von einer Bombe in die Luft gesprengt worden war. Der Vorfall hatte bei ihr wiederkehrende Kopfschmerzen und eine lange vertikale Narbe hinterlassen, die von ihrem linken Auge über ihr Gesicht verlief. Jessie kannte immer noch nicht die Einzelheiten dessen, was an diesem Tag geschehen war.

„Gehst du noch zu Dr. Lemmon?“, fragte Kat schließlich und bezog sich dabei auf Jessies Therapeutin, die sie seit Jahren durch mehrere Torturen geführt hatte.

„Sowohl Hannah als auch ich", bestätigte Jessie. „Tatsächlich war ich erst letzten Freitag bei ihr."

„Hatte sie einen besonderen Ratschlag für dich?“, fragte Kat.

„Klar, das Übliche: Nicht in mich hineinfressen. Darüber sprechen. Mir eine Beschäftigung suchen. So viel trainieren, wie es meine Verletzungen zulassen."

Der Hinweis bezog sich sowohl auf die ausgerenkte linke Schulter, die sie sich beim Todeskampf mit Kyle ausgekugelt hatte, als auch auf die Verbrennungen an ihrem Rücken, die sie erlitten hatte, als sie eine Frau aus einem brennenden Haus mit einem Serienmörder gerettet hatte.

„Wie viel lassen sie zu?“, fragte sich Kat.

„Was immer meine Schmerztoleranz zulässt. Die Verbrennungen sind nicht mehr allzu schlimm. Der Arzt sagt, sie heilen gut, und in etwa einer Woche kann ich mich von den Verbänden trennen. Die Schulter tut immer noch weh, aber zumindest muss ich die Schlinge nicht mehr tragen. Aber ich soll noch zwei bis vier Wochen lang zur Physiotherapie gehen.“

„Nun, zumindest wirst du dann keine beruflichen Ablenkungen haben, die die Termine erschweren", sagte Kat optimistisch. „Das ist dein erster offizieller Tag als Arbeitslose, oder?"

Jessie nickte. Es war technisch gesehen wahr. Letzten Freitag war ihr letzter Tag als Kriminalprofilerin für das LAPD gewesen – nicht, dass sie in letzter Zeit viel Arbeit geleistet hätte. Sie hatte, sehr zur Enttäuschung ihres Captains, vor zwei Wochen gekündigt.

Trotz seiner Bitten, sie möge einfach ein Sabbatical nehmen und dann weitersehen, war Jessie hartnäckig geblieben. Sie musste aus dem Kreislauf der Gewalt ausbrechen, der ihr berufliches und privates Leben in den letzten Jahren beherrscht hatte. Und jeden Tag in das Büro zu gehen, in dem zuvor auch Garland gearbeitet hatte, würde stetig in ihre Wunde des Verlustes bohren.

Wegen ihrer Verletzungen, Ryans Krankenhausaufenthalt, der Hilfe beim Abschluss von Garlands Fällen, dem Umzug und der Beobachtung von Hannah war sie eigentlich nur ein paar Mal im Büro gewesen. Das letzte Mal am Freitag, als sie ihren Schreibtisch ausgeräumt hatte.

„Hoffentlich ist die Sache mit der Arbeitslosigkeit nur vorübergehend", sagte Jessie. „Nächste Woche stehen an mehreren Universitäten Bewerbungsgespräche an, bei denen es um Lehraufträge im Herbst geht. In der Zwischenzeit versuche ich mich damit abzufinden, keine riesige To Do-Liste zu haben."

Keine der beiden nannte die Hauptgründe, aus denen sie sich bei der Jobsuche so viel Zeit lassen konnte. Ihre Scheidung von Kyle war lukrativ gewesen. Vor seiner Verurteilung war er in einem erfolgreichen Vermögensverwaltungsfonds tätig gewesen, so dass sie durch die Scheidung gut davongekommen wäre. Aber die Tatsache, dass er versucht hatte, ihr einen Mord anzuhängen, und dann versucht hatte, sie zu töten, machte den Fall zu einer todsicheren Sache.

Darüber hinaus erhielt sie auch eine großzügige Erbschaft von ihren Adoptiveltern, die vor einigen Jahren von ihrem leiblichen Vater, einem Serienmörder, ermordet worden waren. Garlands Anwalt hatte ihr auch mitgeteilt, dass sie bei der Verlesung seines Testaments Ende dieser Woche mit einem beträchtlichen Geschenk rechnen könne. Jessie fühlte sich schuldig, weil sie aufgrund von so viel Schmerz und Leid ein komfortables Leben geführt hatte. Aber da sie sich um Hannah kümmern musste, die Arztrechnungen in die Höhe schnellten und die Anforderungen an die Sicherheit ihres Hauses immer höher wurden, hatte sie sich schließlich damit abgefunden.

Bevor sie ihre Berufsaussichten weiter erläutern konnte, öffnete sich ihre Schlafzimmertür. Eine verschlafene Hannah kam heraus. Sie trug Unterwäsche und ein Tank-Top und hatte ihr Haar zu einem Dutt zusammengebunden.

„Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten", sagte Kat scherzhaft.

Trotz des sanften Spotts konnte Jessie nicht leugnen, dass es wahr war. Selbst ohne die zusätzlichen zehn Zentimeter, die ihr das widerspenstige Haar verlieh, war Hannah mit 1,75 Metern fast so groß wie Jessie. Sie hatten den gleichen schlanken, athletischen Körperbau. Und wenn sie schließlich ihre Augen ganz öffnete, sah sie sie mit demselben intensiven grünlichen Blick an wie Jessie.

„Wie geht's, Dornröschen?“, rief Jessie.

„Hast du heute aufregende Pläne, Prinzessin?“, fragte Kat weiter.

Hannah blickte die beiden finster an, bevor sie das Badezimmer betrat und die Tür ohne ein Wort schloss.

„Sie ist ein Schatz", sagte Kat trocken.

„Sie ist immer ein Lichtblick", stimmte Jessie sarkastisch zu. „Sie ist mürrisch, weil ihre Sommerferien fast vorbei sind. Sie muss nächste Woche wieder zur Schule gehen und ist darüber nicht gerade erfreut."

„Nur noch eine Woche, um herumzuliegen und nichts zu tun", bemerkte Kat. „Armes Baby. Ich wünschte, ich hätte diesen Stundenplan."

„Wie sieht dein Stundenplan für den Tag aus?“, fragte Jessie.

„Nichts Aufregendes – morgens Gerichtsdokumente durchsehen. Dann will ein reiches Paar, dass ich herausfinde, wer ihrem Sohn Drogen verkauft."

„Brauchst du Hilfe? Ich könnte mir die Dokumente ansehen und..."

„Nein, nein“, unterbrach sie Kat. „Du sollst sowohl deinem Körper als auch deinem Kopf eine Pause gönnen. Mach einen Spaziergang. Sieh dir einen schlechten Film an. Aber egal was, keine Arbeit für dich."

Jessie wollte gerade antworten, als ihr Telefon klingelte. Inzwischen kannte sie die Nummer gut. Sie antwortete sofort.

„Hier ist Jessie Hunt."

„Hallo, Frau Hunt. Hier ist Schwester Janelle von der Intensivstation des Medical Center. Dr. Badalia möchte, dass Sie vorbeikommen, damit er mit Ihnen sprechen kann. Wann sind Sie verfügbar?"

„Ich werde in einer Viertelstunde da sein", sagte sie, bevor sie auflegte.

Sie sah Kat an, die zu spüren schien, was vor sich ging.

„Zieh dich an", sagte ihre Freundin. „Ich schenke dir Kaffee ein und toaste dir einen Bagel. Du kannst in fünf Minuten los."

„Was ist mit Hannah?"

„Mach dir keine Sorgen um sie. Ich werde ein Auge auf sie haben. Wenn ich gehen muss, kann Instagram sie babysitten."

 

 

 

 

KAPITEL DREI

 

 

Ryans Krankenhauszimmer war dunkel und kühl gehalten. Das Zischen des Beatmungsgerätes ertönte in einem regelmäßigen Rhythmus. Es wäre fast beruhigend gewesen, wenn Jessie vergessen hätte, warum es da war. Die Krankenschwester hatte ihr gesagt, dass Dr. Badalia bald kommen würde. Während sie wartete, betrachtete sie Ryan.

Er sah besser aus. Sein Gesicht war nicht ganz so blass wie bei ihrem letzten Besuch und seine Haut schien weniger wachsartig zu sein. Wenn sie schielte, konnte sie sich vorstellen, dass er nur schlief. Er sah immer noch so gut aus, und da das Laken ihn bis zum Hals bedeckte, konnte man nicht erkennen, dass der Körper, für dessen optimale Form er so hart gearbeitet hatte, bereits zu verkümmern begonnen hatte.

Aber es war nur eine Illusion. Vor etwas mehr als zwei Wochen war Ryan Hernandez der Hauptkommissar der Sondereinheit für Morde (HSS) des LAPD gewesen, die Fälle untersuchte, die in den Medien große Beachtung fanden oder an denen oft mehrere Opfer und Serienmörder beteiligt waren. Nun lag er hilflos in einem Krankenhausbett, da er von Jessies Ex-Mann in ihrer eigenen Wohnung in die Brust gestochen worden war. Es war zu viel für sie. Sie versuchte, die Erinnerung aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen.

Dr. Badalia erschien in der Tür und sie stand auf, um ihn auf dem Flur zu treffen. Er war ein großer, schlanker Mann in den späten Dreißigern, und mit seinem permanent strengen Gesichtsausdruck konnte Jessie nie sagen, ob er gute oder schlechte Nachrichten überbringen würde.

„Danke, dass Sie hergekommen sind, Frau Hunt", sagte er milde.

„Natürlich", sagte sie. Haben Sie ein Update?"

„Habe ich. Wie Sie sich erinnern, haben wir Ryan letzte Woche aus dem medizinisch bedingten Koma geholt. Spät gestern Abend zeigte er zum ersten Mal eine gewisse Reaktionsfähigkeit auf Reize. Also haben wir seine Sedierung leicht reduziert, um zu sehen, ob sie repliziert werden kann. Dem war auch so. Er war in der Lage, die Augen zu öffnen, und reagierte auf einige Fragen mit Blinzeln. Wir waren in der Lage, ihm seine Situation kurz zu erklären, warum er am Beatmungsgerät ist und so weiter.“

Zuerst konnte sie nicht sprechen. Die Emotion des Augenblicks traf sie unerwartet, und ein Kloß füllte ihren Hals. Erst dann wurde ihr klar, wie sehr sie die Angst und Furcht all die Wochen zurückgehalten hatte. Was erst in ihr Bewusstsein durchsickerte, wenn sie müde oder frustriert war, überkam sie nun vollkommen.

„Ist das Ihr Ernst?", sagte sie. „Das ist fantastisch. Warum hat mich niemand angerufen?", sagte sie.

„Es war ziemlich spät, nach Mitternacht. Und um ehrlich zu sein, schien die Anstrengung ihn zu erschöpfen. Nach etwa sechs Minuten ist er wieder eingeschlafen."

„Oh. Was ist mit heute Morgen? War er heute schon wach?"

„Wir haben vor etwa einer Stunde die Dosis des Beruhigungsmittels verringert, um es erneut zu versuchen. Deshalb riefen wir an. Ich hoffe, dass er, wenn er das Bewusstsein wiedererlangt und Sie hier sind, vielleicht ein bisschen mehr sprechen kann."

„Verstanden", sagte Jessie. „Wie lange wird es dauern?"

Dr. Badalia warf einen Blick in den Raum.

„Wie wäre es mit jetzt?", bot er an. „Es sieht so aus, als würde er gerade aufwachen.“

Jessie blickte hinüber und sah, dass Ryan tatsächlich versuchte, seine Augen zu öffnen. Es schien ein Kampf zu sein, als ob sie zusammengeklebt wären und er versuchte, sie durch seinen bloßen Willen aufzustoßen. Aber es schien zu funktionieren. Sie kehrten in den Raum zurück.

„Ryan", sagte Dr. Badalia. „Hier ist jemand, der Sie sehen möchte."

Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu, wie Jessie den Raum durchquerte und zu ihm herüberkam und seine rechte Hand in ihre Hände legte.

„Hey, Babe", flüsterte sie. „Es ist schön, dich wach zu sehen. Kannst du mich hören?"

Er sah aus, als wolle er nicken. Aber ob wegen des massiven Schlauches in seinem Mund oder aus Mangel an Kraft, er konnte es nicht bewerkstelligen.

„Ein Blinzeln für ja und zwei für nein", erinnerte ihn Dr. Badalia.

Er blinzelte einmal. Jessie hustete, um das Schluchzen der Freude zu verbergen, das in ihrer Kehle aufstieg.