Die psychiatrisch-psychologische Begutachtung - Ulrike Hoffmann-Richter - E-Book

Die psychiatrisch-psychologische Begutachtung E-Book

Ulrike Hoffmann-Richter

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Beschreibung

Der Leitfaden schließt eine Lücke, denn praktische Einführungen in die Begutachtung sind kaum zu finden. Er orientiert sich am praktischen Ablauf: Auftragsübernahme, Vorbereitung der Untersuchung einschließlich Wahl der Instrumente, Durchführung, Auswertung, Textfassung. Ausgewählte Instrumente und Hilfsmittel werden vorgestellt und der praktische Einsatz an Beispielen beschrieben. Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten werden dargestellt, Problemkonstellationen beschrieben und Lösungsansätze vorgeschlagen. "Ich bin ganz sicher, dass jeder, der sich den [...] erheblichen Herausforderungen psychiatrisch-psychologischer Begutachtung stellen muss oder möchte, von der Lektüre dieses Praxisleitfadens für die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der eigenen Gutachten profitieren wird." (Peter Henningsen, aus dem Geleitwort)

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Ulrike Hoffmann-Richter, Laura Pielmaier

Die psychiatrisch- psychologische Begutachtung

Ein Leitfaden für die Praxis

Verlag W. Kohlhammer

Unseren Kolleginnen und Kollegen gewidmet, die wie wir die persönliche Begegnung mit dem Exploranden unter spezifischen Umständen als notwenig ansehen, gutachterliche Tätigkeit als Denkarbeit begreifen und bereit sind, fachliche Paradigmen kritisch zu hinterfragen.

Anregungen, Ergänzungen und Kritik gerne an: [email protected]

Laura Pielmaier und Ulrike Hoffmann-Richter

 

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

 

1. Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-028505-7

 

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-028506-4

epub:    ISBN 978-3-17-028507-1

mobi:    ISBN 978-3-17-028508-8

 

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

 

 

Geleitwort

Vorwort

1 Einführung

1.1 Implizites Wissen

1.2 Explizieren

1.3 Ziel des Leitfadens

1.4 Bedeutung der Praxis

1.5 Formalisierte Instrumente

1.6 Integrierte Diagnostik

1.7 Notwendige Sprachregelungen und Verbalisierungen

2 Verfügbare diagnostische Zugänge

2.1 Verfahrensgruppen

2.2 Anwendungsbereiche

2.2.1 Erfassung von Beschwerden und des allgemeinen Belastungsausmaßes

2.2.2 Psychopathologischer Befund

2.2.3 Störungsspezifische Diagnostik

2.2.4 Erfassung störungsassoziierter Merkmale

2.2.5 Therapie- und Veränderungsmotivation

2.2.6 Persönlichkeitsdiagnostik und Beziehungsanalyse

2.2.7 Leistungs- und Funktionsdiagnostik

2.2.8 Beurteilung der Leistungsfähigkeit

2.2.9 Beschwerdenvalidierungsverfahren

2.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten in der Begutachtung

3 Vor der Untersuchung

3.1 Redefinition des Arbeitsauftrags

3.2 Aktenanalyse

3.3 Ausgangsbedingungen

3.3.1 Ausgangsbedingungen von Seiten der Explorandin

3.3.2 Ausgangsbedingungen auf Seiten der Explorierenden/Untersuchenden

3.4 Auswahl der formalisierten Instrumente

3.4.1 Orientierung am Auftrag

3.4.2 Orientierung an den vorhandenen Informationen über die Explorandin

3.4.3 Orientierung an den Gütekriterien

3.4.4 Orientierung an der Bekanntheit der Verfahren

3.4.5 Orientierung an den Ausgangsbedingungen aufseiten der Untersucherin

3.5 Zur Selbstreflexion vor der Untersuchung

3.6 Eingrenzung des Auftrags für die Untersuchung

3.6.1 Ordnen der vorhandenen Informationen

3.6.2 Zusatzuntersuchungen

3.6.3 Resümee und Unterlagen für die Untersuchung

3.7 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten

3.7.1 Wann ist ein interdisziplinäres Gutachten notwendig?

3.7.2 Zur Aktenanalyse

3.7.3 Vorinformationen über die Situation in den anderen Fachgebieten

3.7.4 Gemeinsame Vorsprechung

4 Während der Untersuchung

4.1 Ausgangsbedingungen der Untersuchung

4.1.1 Allgemeine Rahmenbedingungen

4.1.2 Sprachliche Verständigung

4.1.3 Intellektuelle Voraussetzungen

4.1.4 Beteiligung von Drittpersonen

4.1.5 Zur Dokumentation während der Untersuchung

4.2 Gesprächsetappen

4.2.1 Einleitung

4.2.2 Offene Frage nach dem Befinden

4.2.3 Hauptteil

4.2.4 Diskrepanzen abarbeiten

4.2.5 Pausen

4.2.6 Mehrere Explorationstermine

4.2.7 Gespräch mit Begleitpersonen

4.2.8 Abschlussbesprechung

4.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten

4.3.1 Zeitpunkt des Einsatzes

4.3.2 Praktische Durchführung

4.4 Problemkonstellationen

Problematische Untersuchungs- und Begutachtungserfahrungen

Die Beeinträchtigung ist zu groß

Nichts als Geplauder

Der Explorand redet wie ein Wasserfall

Die Explorandin dominiert und kontrolliert die Untersuchung

Aufsteigende Spannungen, Drohungen

Den wunden Punkt treffen

Probemkonstellationen beim Einsatz von formalisierten Instrumenten

4.5 Selbstreflexion

4.6 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten

5 Nach der Untersuchung

5.1 Nachgespräch mit Dolmetschenden

5.2 Auswertung der Exploration

5.2.1 Diskrepanzen prüfen

5.3 Der Einsatz von formalisierten Instrumenten

5.3.1 Formalisierte Instrumente, die erst nach der Untersuchung eingesetzt werden

5.3.2 Auswertung und Interpretation von formalisierten Instrumenten

5.4 Auswertung der Zusatzuntersuchungen

5.5 Selbstreflexion

5.5.1 Rekonstruktion der Gefühlsarbeit während der Untersuchung

5.5.2 Gefühlsarbeit nach der Untersuchung

5.6 Verfassen der Beurteilung

5.7 Besonderheiten bei interdisziplinären Gutachten

6 Textfassung

6.1 Gliederung des Gutachtens

6.2 Diktat bzw. Schreibprozess

6.2.1 Zur Sprache in Gutachten

6.2.2 Etappen des Schreibens bzw. Diktierens

6.2.3 Darstellungsform(en) einzelner Abschnitte

6.2.4 Bearbeitungen

6.2.5 Interdisziplinäre Beurteilungen

6.3 Dokumentation des Einsatzes von formaliserten Instrumenten

6.4 Umgang mit der Selbstreflexion

6.5 Datenschutz

7 Nachlese

7.1 Was habe ich bei der Verfassung des Gutachtens gelernt?

7.2 Nachspiele

8 Anhang

8.1 Hilfsmittel

8.1.1 Arbeit mit Mindmaps

8.1.2 Life-Chart: Lebens- und Störungsverlauf

8.1.3 Explorationsleitfaden

8.1.4 Funktionsorientiertes und motivationales Interview

8.1.5 Gliederung des Gutachtens

8.2 Übersicht ausgewählte formalisierte Instrumente

Literatur

Stichwortverzeichnis

Zusatzmaterial

Der Explorationsleitfaden aus dem Kapitel 8.1.3 kann als Worddatei kostenfrei im Internet heruntergeladen werden:

http://downloads.kohlhammer.de/?isbn=978-3-17-028505-7 (Passwort: 4fyve0t4)

Geleitwort

 

 

 

 

 

Gutachten sind aus einer modernen Gesellschaft nicht wegzudenken. Sie sind, so eine knappe Definition in Wikipedia, begründete Urteile eines Sachverständigen über eine Zweifelsfrage. Und Zweifelsfragen, die ein solches Urteil herausfordern, gibt es in unserer Gesellschaft fast unendlich viele: technische, soziale, juristische, politische, psychologische – und eben auch medizinische. Und insofern die allermeisten dieser Zweifelsfragen mit gegenläufigen Interessen finanzieller oder anderer Art verknüpft sind, entstehen Gutachten in einem besonderen Spannungsfeld, unter besonderer Beobachtung gewissermaßen.

Gutachter müssen nicht nur schon bei der Beauftragung als sachverständig gelten – damit ihr Urteil am Ende bei den unterschiedlich interessierten Beobachtern als vertrauenswürdig gilt, müssen sie ihr Urteil so anlegen, dass die Gründe, auf die es sich stützt, aus der Tatsachenfeststellung und ihrem Bezug auf das allgemeine Wissen nachvollziehbar sind. Um dies zu erreichen, werden sich Gutachter in aller Regel um Objektivität (statt subjektiver Meinungen) und um Transparenz der Argumentation (statt opaker Ad Hoc-Schlussfolgerungen) bemühen.

Gutachten über Menschen, sei es über ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit, sei es über ihre Krankheiten und Einschränkungen, sind naturgemäß dadurch komplexer, dass es hier kein neutrales Begutachtungsobjekt gibt wie z. B. bei der Frage nach der korrekten Statik einer Brücke. Stattdessen verfolgt der zu Begutachtende selbst in aller Regel ein Interesse, das schon den Prozess der Tatsachenfeststellung beeinflusst.

Gutachten über psychische und psychosomatische Krankheiten, ihre Auswirkungen und ihre Entstehungsbedingungen, stellen noch eine zusätzliche Herausforderung dar, denn die Objektivität der Tatsachenfeststellung ist hier in aller Regel eine andere als bei typischen körperlichen Erkrankungen, fehlt doch fast immer die naturwissenschaftlich grundierte Objektivität eindeutig pathophysiologischer Befunde. Entscheidend bleiben die – wie immer irrtumsfähigen – Eindrücke vom Erleben und Verhalten des Gegenübers, zu denen sich »heterophänomenologisch« Zugang finden lässt über Bericht und Beobachtung. Wie schwierig das auch außerhalb der Gutachtensituation ist, zeigen schon die notorisch geringe Reliabilität entsprechender Diagnosen und die unterschiedlichen Sichtweisen zu ihrem jeweiligen Schweregrad bzw. ihrer »Überwindbarkeit«.

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Begutachtung psychischer und psychosomatischer Krankheiten, ihrer Auswirkungen und ihrer Entstehungsbedingungen, zu den schwierigsten gutachterlichen Aufgaben gehören muss. Angesichts dessen ist es jedoch erstaunlich, dass sehr viele Ärzte und psychologische Psychotherapeuten diese mehr oder weniger unvorbereitet in Angriff nehmen (müssen). Inzwischen gibt es allerdings, sei es in Buchform oder auch in Form von (Master-)Kursen, eine Reihe von Möglichkeiten, sich auf diese gutachterliche Aufgabe angemessen vorzubereiten.

Das vorliegende Buch von zwei erfahrenen Gutachterinnen, einer Ärztin und einer psychologischen Psychotherapeutin, besetzt auf diesem Feld der Vorbereitung und Weiterbildung zur psychiatrisch-psychologischen Begutachtung eine ganz wichtige Position. Hier wird etwas, das in anderen Gutachtenbüchern allenfalls ein Randkapitel darstellt, zum zentralen Gegenstand: die tatsächliche Praxis der Begutachtung. Wie die Autorinnen gleich zu Anfang deutlich machen, geht es ihnen um eine Aufwertung der Praxis – allerdings nicht im Sinne eines blind pragmatischen »Anything goes«, sondern einer Praxis im Lichte von Transparenz und (Selbst-)Reflexion des Handelns. Beides beginnt schon bei der Haltung des Gutachters, die eine andere ist als die eines Behandlers, und die von vielen Faktoren mitgeprägt ist, nicht zuletzt von seiner beruflichen Primärsozialisation als Arzt oder Psychologe. Und hierin liegt eine weitere wichtige Besonderheit des vorliegenden Buchs: Hier kommen zwei Autorinnen zusammen, die ihre unterschiedliche berufliche Sozialisation produktiv nutzen, um eine gemeinsame Haltung zu erarbeiten gerade zu den zwischen Ärzten und Psychologen typischerweise unterschiedlich bewerteten Themen – und das betrifft in erster Linie die Rolle, die formale psychologische Tests in der Begutachtung spielen. Darüber hinaus bietet dieser Leitfaden für die Praxis viele Vorschläge, wie eben diese Praxis der Begutachtung sinnvoll gestaltet werden kann. Konkrete Beispiele sind die Empfehlung zur frühzeitigen Anlage eines Mind Maps der wichtigsten Fakten, ergänzt um ein Life Chart – oder auch die Reflexion der eigenen Gefühle – neben der Denkarbeit zur Klärung der eigenen Einstellung zu bestimmten Aspekten des Gutachtenfalls.

Ich bin ganz sicher, dass jeder, der sich den oben umrissenen erheblichen Herausforderungen psychiatrisch-psychologischer Begutachtung stellen muss oder möchte, von der Lektüre dieses Praxisleitfadens für die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der eigenen Gutachten profitieren wird. Mögen dem Buch viele Leser beschieden sein!

München, im Juni 2015

Peter HenningsenDekan der Fakultät MedizinTechnische Universität München

Vorwort

 

 

 

 

 

Dieser Leitfaden versteht sich als Einführung in und Anleitung für die praktische Tätigkeit der psychiatrisch-psychologische Begutachtung. Er beginnt nicht mit den theoretischen Grundlagen, auch nicht mit der Methodologie. Für diese beiden Voraussetzungen verweisen wir auf das »Handwerk ärztlicher Begutachtung« (Hoffmann-Richter et al. 2012) und die Lehr- und Handbücher zur psychologischen Diagnostik (z. B. Brähler et al. 2002; Fisseni 2004; Röhrle et al. 2008; Schmidt-Atzert und Amelang 2012; Stieglitz 2008). Hier geht es uns um die Praxis der Begutachtung, also um Barthes’ ›Wissen-Wollen, wie man etwas macht, um es auf dieselbe Weise reproduzieren zu können‹ (Barthes 2008, S. 46). Unser Ziel ist es nachvollziehbar darzustellen, was erfahrene Kolleginnen und Kollegen1 tun, ohne dass sie spontan erklären können, ›wie man das macht‹. Psychiatrische Experten beziehen ihre Kompetenz hierbei überwiegend aus Wissen und Kenntnis der klinisch psychiatrischen Tätigkeit. Psychologische Expertinnen beziehen ihre Kompetenzen überwiegend aus der Kenntnis und Erfahrung im Umgang mit formalisierten Instrumenten.

Die Vorarbeiten zu diesem Leitfaden sind über viele Jahre entstanden. Sie sind durch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen angeregt und bereichert worden. In erster Linie hat uns über viele Jahre die Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen des Versicherungspsychiatrischen Dienstes der Suva (Schweizerische Unfallversicherungsanstalt) begleitet. Daneben haben uns Fortbildungen und Diskussionen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen ermuntert und zum Nachdenken angeregt. Zu danken haben wir Josef Amrein, Daniel Antonioli, Wout de Boer, Simonetta Colmegna, Etienne Colomb, Romano Daguet, Ralph Dohrenbusch, Martin Eichhorn, Katrin Fischer, Esther Fischer-Homberger, Peter Frick, Gerald Groll, Alexandra Horsch, Elisabeth Kalbermatter-Pulver, Helen Klieber, Regina Kunz, Margrit Klaber, Andreas Linde, Ralph Mager, Fernando Manrique, Heinz Oppliger, Heribert Pizala, Matthias Reiber, Helmut Reiff, Hartmut Risse, Bettina Rosenthal, Heinz Rüegg, Roger Schmidt, Pierre Sindelar, Marc Walther, Ruedi Wehrli und Georg Wittmann. Beim Kohlhammer Verlag und speziell bei Herrn Dominik Rose bedanken wir uns für die aufmerksame Unterstützung und Begleitung während der Fertigstellung des Manuskripts.

Ein Leitfaden zur Praxis kann seinem Wesen nach nicht abschließend sein. Unser Fokus liegt auf der Explizierung der Praxis mit dem Einsatz von formalisierten Instrumenten. Warum das so ist, und wie wir dazu gekommen sind, erläutern wir im Einführungskapitel. Der Praxis des diagnostischen Interviews werden wir uns widmen, soweit uns dies hier möglich ist. Angedacht haben wir bereits eine ergänzende Publikation zu Techniken des diagnostischen und funktionellen Interviews.

Der Leitfaden ist nicht auf einen speziellen Rechtsbereich hin verfasst. Da es bisher unseres Wissens keinen Leitfaden gibt, der sich mit der Praxis der psychiatrisch-psychologischen Begutachtung in der von uns oben beschriebenen Weise befasst, ist unser erstes Ziel die Praxis dessen zu explizieren, was bei der gutachterlichen Tätigkeit in allen Rechtsbereichen gemeinsam ist, nicht die Spezifitäten. Im Zentrum steht das ›Wie‹ der Praxis, um sie reliabler zu machen. Bei den Beispielen werden wir uns auf den Sozialversicherungsbereich konzentrieren, weil er uns am vertrautesten ist.

Ein Leitfaden oder Manual kann naturgemäß nicht alle Voraussetzungen für die Praxis gutachterlicher Tätigkeit abdecken: Er kann weder die praktische Erprobung und Erfahrung, den kollegialen Austausch noch die konkrete Arbeit am Text ersetzen. Er kann lediglich explizit machen und schriftlich fassen, was bisher nur im persönlichen Gespräch, und auch dort nur selten ausgetauscht wird. Er ist ein zusätzliches Element neben Fortbildungsangeboten, Lektüre, Inter- und Supervision.

Deshalb wünschen wir uns den Austausch mit Leserinnen und Nutzern dieses Leitfadens.

Laura Pielmaier und Ulrike Hoffmann-Richter

1     Aus Gründen der Lesbarkeit wird im folgenden jeweils die weibliche oder die männliche Form gewählt, es sind jedoch immer beide Formen gemeint. Wir bitten um Ihr Verständnis.

1         Einführung

1.1        Implizites Wissen

Über die Praxis gutachterlicher Tätigkeit zu sprechen fällt den meisten Experten schwer. Praktisches Wissen oder Erfahrungswissen ist implizites Wissen (tacit knowledge). Wer keinen Anlass hat zu erklären, was er oder sie tut, beispielsweise in Weiter- und Fortbildung, kann selten erklären, was er macht. Die Transformation von implizitem in explizites Wissen ist eine zeitliche, kognitive und affektive Herausforderung. Auch uns ging dieses Explizieren nicht leicht von der Hand. Geholfen hat uns dabei unsere unterschiedliche Aus- und Weiterbildung – Psychologie-Studium, wissenschaftliche Tätigkeit und psychotherapeutische Weiterbildung die eine (LP), Medizin-Studium, langjährige klinische und wissenschaftliche Erfahrung, Weiterbildungserfahrung und gutachterliche Tätigkeit die andere (UHR). Geholfen haben uns weiter Bemühungen, unsere praktische gutachterliche Arbeit einander laut vorzutragen und zu kommentieren, als wisse die andere nicht, worum es dabei geht. Geholfen hat uns überdies, uns gegenseitig nach unseren Konzepten, Vorgehensweisen, Interpretationen und Schlussfolgerungen zu befragen und auf diese Weise unsere Denk- und Arbeitswege in Worte zu fassen. Wir haben uns gleichsam bei der (Denk-)Arbeit gegenseitig über die Schulter geschaut.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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