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Wenn der Morgen auf Belitung, Indonesien, graut, kann nichts sie aufhalten. Die Schüler der „Regenbogentruppe“ – Söhne und Töchter von Fischern und Minenarbeitern – wollen nicht eine einzige Unterrichtsstunde verpassen, denn für sie ist die Schule die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Da ist zum Beispiel Lintang, das mathematische Genie, oder Mahar, der Künstler und angehende Schamane. Und Ikal, der seinen Weg macht: von der Armenschule über das Studium in Paris und London zum gefeierten Schriftsteller. Wie Khaled Hosseini in „Drachenläufer“ verarbeitet Andrea Hirata zugleich seine eigene bewegende Geschichte und eröffnet uns dabei tiefe Einsichten in ein zerrissenes Land.
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Seitenzahl: 363
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Hanser Berlin eBook
Andrea Hirata
Die Regenbogentruppe
Roman
Aus dem Indonesischen von Peter Sternagel
Hanser Berlin
Die Originalausgabe erschien 2005
unter dem Titel Laskar Pelangi bei Bentang Pustaka in Yogyakarta, Indonesien.
Die englische Übersetzung von Angie Kilbane erschien 2009
unter dem Titel The Rainbow Troops bei Bentang Pustaka in Yogyakarta, Indonesien
Die amerikanische Ausgabe erschien 2013
bei Sarah Crichton Books / Farrar, Straus and Giroux in New York
ISBN 978-3-446-24289-0
© Andrea Hirata 2005
Für die englischsprachige Übersetzung
© Andrea Hirata 2009
Alle Rechte der deutschen Ausgabe
© Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag München 2013
Satz: Greiner & Reichel, Köln
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Meiner Mutter, N. A. Masturah Seman,und meinem Vater, Seman Said Harun,
meinen Lehrern, Mrs Muslimah Hafsariund Mr Harfan Effendi Noor,und meinen zehn besten Freunden aus Kindertagen,den Mitgliedern der Regenbogentruppe
1 An jenem Morgen hockte ich auf einer langen Bank im Schatten eines dicht belaubten Filicium, eines japanischen Baumfarns. Mein Vater saß neben mir, hatte mir den Arm um die Schultern gelegt und nickte den anderen Eltern und Kindern, die auf der Bank gegenüber saßen, mit einem Lächeln zu. Es war ein ganz besonderer Tag: mein erster Schultag.
Am Ende der beiden Bänke war eine offene Tür, durch die man in ein leeres Klassenzimmer sah. Die Angeln saßen schief im Rahmen, ja, das ganze Schulgebäude stand so schief, dass es jederzeit umzufallen drohte. In der Tür warteten zwei Lehrer. Man hätte sie für das Empfangskomitee eines großen Fests halten können – ein älterer Herr mit einem gütigen Gesicht, Bapak K. A. Harfan Effendi Noor, oder Pak Harfan, der Rektor der Schule, und eine junge Frau mit Kopftuch, Muslimah Hafsari oder kurz Bu Mus. Beide lächelten, genau wie mein Vater.
Bu Mus’ Lächeln wirkte allerdings etwas gezwungen, sie war ganz offensichtlich angespannt. Zum wiederholten Male zählte sie die Kinder, die auf der langen Bank saßen. Ihr stand die Sorge im Gesicht, und sie merkte gar nicht, wie ihr der Schweiß über die Augenbrauen lief. Die Tropfen rannen herunter und hinterließen eine Spur auf ihrer gepuderten Wange. Mit ihrem verschmierten Gesicht sah sie fast so aus wie die Dienerin aus Dul Muluk, einem unserer altüberlieferten Dorfstücke. »Neun Kinder. Erst neun, Pamanda, noch immer einer zu wenig«, sagte sie besorgt zum Rektor. Pak Harfan blickte in die Ferne.
Ich fühlte mich unwohl, weil ich sah, wie aufgeregt Bu Mus war, und weil mich die Gefühle meines Vaters bedrückten. Obwohl er an diesem Morgen so freundlich zu mir war, verriet sein Arm, den er um mich gelegt hatte, wie heftig sein Herz pochen musste. Ich ahnte, wie schwer es ihm, einem Bergarbeiter von siebenundvierzig Jahren mit geringem Lohn, aber vielen Kindern, fallen musste, seinen Sohn zur Schule zu schicken. Es wäre einfacher gewesen, mich an einen Marktstand oder einen Kapitän am Hafen zu geben, damit ich als Helfer oder Träger zum Einkommen der Familie beitragen konnte. Mich zur Schule anzumelden bedeutete dagegen, sich auf Jahre hinaus in Unkosten zu stürzen.
Ich hatte nicht den Mut, ihm ins Gesicht zu sehen. Mein Vater war nicht der Einzige, den die Unruhe plagte. Auch den anderen Eltern auf der langen Bank war anzusehen, dass sie mit ihren Gedanken woanders waren, auf dem morgendlichen Markt oder bei den Fischkörben am Strand, im Grunde überzeugt davon, dass ihre Kinder als Helfer dort viel besser aufgehoben wären. Sie glaubten keineswegs daran, dass die Ausbildung ihrer Kinder in irgendeiner Weise die Lage der Familie verbessern könnte. Sie waren nur gekommen, weil sie Angst vor den Vorwürfen der Gemeindeverwaltung hatten, wenn sie ihre Kinder nicht zur Schule schickten.
Ich kannte alle, die vor mir auf der Bank saßen, mit Ausnahme eines kleinen, dreckigen Jungen mit rötlichem Kraushaar, der versuchte, sich von seinem Vater loszureißen. Der Vater war barfuß und trug eine einfache Baumwollhose.
Alle anderen waren gute Freunde von mir. Trapani zum Beispiel, den seine Mutter auf dem Schoß hatte, Kucai, der neben seinem Vater saß, Sahara, die schon die ganze Zeit schmollte, weil sie sofort ins Klassenzimmer wollte, ihre Mutter es aber nicht erlaubte, oder Syahdan, der ganz allein gekommen war. Wir waren Nachbarskinder, Malaien aus Belitung, und wir gehörten alle zur ärmsten Bevölkerungsschicht der Insel. Auch die Muhammadiyah war eine der ärmsten Dorfschulen auf Belitung. Es gab nur drei Gründe, warum unsere Eltern uns hier angemeldet hatten. Erstens, weil Muhammadiyah-Schulen keine Gebühren nahmen und sie lediglich freiwillige Beiträge zahlten, soweit sie es eben konnten. Zweitens, weil unsere Eltern hofften, dass eine frühe Unterweisung im Islam uns später vor schlechten Einflüssen bewahren würde. Und drittens, weil wir sowieso keinerlei Chance hatten, von einer anderen Schule genommen zu werden.
Bu Mus wurde immer nervöser und blickte auf die breite Straße auf der anderen Seite des Schulhofs, in der Hoffnung, es könnte sich doch noch ein Schüler verspätet einfinden. Der zuständige Schulrat in der Erziehungsbehörde von Südsumatra hatte erklärt, die Muhammadiyah müsse geschlossen werden, falls sich weniger als zehn neue Schüler anmeldeten, auch wenn sie die älteste Grundschule in Belitung sei. Letztes Jahr waren zwar noch elf neue Schüler zusammengekommen, aber in diesem Jahr war Pak Harfan pessimistisch. Insgeheim hatte er bereits eine Ansprache zur Auflösung der Schule vorbereitet.
»Wir warten bis elf Uhr«, hatte Pak Harfan erklärt.
Niedergeschlagenheit breitete sich aus, alle schwiegen. Bu Mus hielt nur noch mühsam die Tränen zurück. Heute war ihr erster Unterrichtstag, der Tag, an dem ihr sehnlichster Wunsch, Lehrerin zu werden, in Erfüllung gehen sollte. Vergangene Woche erst hatte sie in der Bezirkshauptstadt Tanjung Pandan die Gewerbeschule für Mädchen abgeschlossen. Sie war gerade mal fünfzehn Jahre alt. Reglos stand sie unter der Schulglocke und starrte in die Ferne, über den Schulhof hinweg zur großen Straße, aber niemand tauchte auf.
Die anderen Kinder und ich waren tief enttäuscht. Es war niederschmetternd, dass unsere Begeisterung, etwas zu lernen, ins Leere laufen sollte, bloß weil ein einziger Schüler fehlte.
»Es sind erst neun, Herr Direktor«, rief Bu Mus. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schon mehrmals hatte sie auf diesen Umstand hingewiesen, der doch bereits allen Anwesenden bekannt war.
Schließlich war es fünf nach elf und damit die festgelegte Zeit mehr als um. Vorsichtig nahm ich die Hand meines Vaters von der Schulter. Sahara weinte laut in den Armen ihrer Mutter. Sie trug neue Schuhe und Socken, ein neues Kleid, einen Dschilbab, und hatte sogar Schulbücher, einen Ranzen und eine Wasserflasche dabei.
Pak Harfan trat zu den Eltern und wechselte mit jedem von ihnen ein paar Worte. Manche klopften ihm auf die Schulter, um ihn zu trösten. Bu Mus standen die Tränen in den Augen. Pak Harfan setzte zu einer Rede an: »Salam alaikum!« Doch in dem Moment, als er die ersten Worte aussprach, drehten sich alle überrascht um, weil Trapani auf die andere Seite der großen Wiese vor der Schule zeigte und schrie: »Harun!«
Und tatsächlich kam von ganz da hinten ein hoch aufgeschossener, dünner Junge angehinkt. Er war sehr ordentlich gekleidet und frisch gekämmt. Er trug ein weißes Hemd mit langen Ärmeln, das er in die Hose gesteckt hatte. Er hatte X-Beine und schwankte beim Gehen hin und her. Es war Harun, ein lustiger Bursche, den wir alle gut kannten. Er war schon fünfzehn und etwas zurückgeblieben. Er kam freudestrahlend näher, rannte eher, als dass er lief. Dabei achtete er nicht auf seine Mutter, die kaum hinterherkam. Völlig außer Atem erreichten die beiden die Schule und standen nun vor Pak Harfan.
»Herr Lehrer …«, rief die Mutter außer Atem. »Nehmen Sie Harun, Herr Lehrer, die nächste Sonderschule ist doch auf Bangka, und dort können wir ihn nicht hinschicken. Dazu reicht unser Geld nicht. Und vor allem ist es viel besser, er geht hier zur Schule, als dass er zu Hause bleibt. Da jagt er mir nur die Hühner.«
Harun zeigte ein breites Lächeln, bei dem seine langen, gelben Zähne zu sehen waren.
Pak Harfan lächelte ebenfalls und blickte zu Bu Mus hinüber.
»Genau zehn Schüler«, stellte er fest.
Harun begrüßte uns und wir brachen in lautes Geschrei aus. Sahara stand auf, strich ihren Dschilbab glatt und setzte entschlossen ihren Ranzen auf. Bu Mus war verlegen. Ihr rollten nun Freudentränen über die Wangen.
2 Bu Mus kam zu den Eltern, die noch auf der langen Bank saßen, sprach ein paar freundliche Worte mit ihnen und schickte uns nach und nach in den Klassenraum. Jedem wurde ein Sitznachbar zugeteilt. Schließlich blieben nur noch ich und der kleine schmutzige Junge mit dem roten Kraushaar, den ich noch nicht kannte, übrig. Der Junge roch unangenehm nach verbranntem Gummi.
»Dein Junge soll neben Lintang sitzen«, sagte sie zu meinem Vater.
Als Lintang das hörte, versuchte er, sich von seinem Vater loszumachen. Der wollte ihn zurückhalten, aber Lintang entwand sich dem Griff seines Vaters, sprang auf, rannte in die Klasse und suchte sich selbst einen freien Platz.
Bu Mus trat an Lintangs Vater heran. Der Mann sah aus wie eine vom Wind zerzauste Kasuarine, die, vom Blitz getroffen, schwarz und dürr geworden war. Er war Fischer, aber sein Gesicht ähnelte eher dem eines Urwaldbewohners, besaß jedoch einen sanften Ausdruck.
Lintangs Familie stammte aus Tanjung Kelumpang, einem Fischerdorf, weit abgelegen an der Küste. Wer dorthin wollte, musste durch vier Mangrovenwälder, Sumpfgebiete, die bei uns als unheilvoll angesehen wurden. Dort konnten einem Krokodile über den Weg laufen, so groß und dick wie Palmenstämme. Das Küstendorf lag im östlichsten Zipfel von Belitung, in der ärmsten Gegend der Insel. Für Lintang war die Kleinstadt, in der sich unsere Schule befand, eine Art Metropole. Um mit dem Fahrrad dahin zu kommen, musste er vor Tagesanbruch losfahren.
Lintangs Familie hatte es über Generationen nicht geschafft, sich aus der Armut zu befreien, die alle Malaien traf, die Fischerei betrieben. Das Meer lag zwar vor der Tür, aber sie besaßen keine eigenen Boote und waren deshalb von anderen abhängig. In diesem Jahr allerdings hatte Lintangs Vater beschlossen, dass etwas geschehen müsse, damit zumindest einer seiner Söhne diesem Kreislauf entkam. Wenn die täglichen vierzig Kilometer auf roten Kieswegen, die Lintang jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule fahren musste, seine Begeisterung allerdings brechen sollten, dann sei es ein Wink des Schicksals, dass er ebenfalls Fischer werden sollte.
Lintang würde also neben mir, dem anderen kleinen Jungen mit krausen Haaren sitzen. Der Brandgeruch, der mir vorhin in die Nase gestiegen war, rührte von seinen Cunghai-Sandalen her, die aus Autoreifen gefertigt und schon ganz ausgefranst waren.
Als ich Lintang in die Klasse folgte, begrüßte er mich mit einem unerwartet kräftigen Handschlag. Er sprach unablässig mit Feuereifer in jenem etwas eigenartigen Belitunger Dialekt, der für die Leute aus den abgelegenen Gegenden typisch ist. Seine Augen leuchteten. Er war wie eine Pilea, eine Kanonierblume. Wenn ein Tropfen Wasser auf ihre Blätter fällt, schleudert sie ihren Blütenstaub von sich und entfaltet sich, voller Glanz und Vitalität.
Bu Mus teilte Formulare an die Eltern aus, auf denen Name, Beruf und Anschrift eingetragen werden sollten. Alle machten sich ans Ausfüllen, nur Lintangs Vater nicht. Der nahm zögernd das Blatt und hielt es von sich gestreckt wie etwas sehr Fremdartiges. Er stand da und rührte sich nicht vom Fleck.
»Frau Lehrerin …«, sagte er leise, »entschuldigen Sie, aber ich kann nicht lesen und schreiben.« Ohne Umschweife bekannte er ebenfalls, dass er nicht einmal sein Geburtsjahr wisse.
Da stand Lintang auf, trat zu seinem Vater und nahm ihm den Fragebogen aus der Hand. Er rief: »Ich werde das Formular später ausfüllen, Frau Lehrerin, wenn ich lesen und schreiben gelernt habe.«
Alle waren verwundert, dass ein so kleiner Junge seinem Vater beistand.
Lintang drehte seinen Kopf aufgeregt nach allen Seiten wie eine Nachteule. Mit weit aufgerissenen Augen staunte er alle Gegenstände im Klassenraum an: das lange Lineal, die Blumenvase aus Keramik auf dem Tisch von Bu Mus – ein Produkt des Werkunterrichts der Klasse sechs –, die abgenutzte Wandtafel, die zertretenen Kreidereste auf dem Boden.
Lintangs Vater beobachtete die wachsende Begeisterung seines Sohnes mit einem vagen Lächeln. Dieser Mann, der das Datum seiner Geburt nicht kannte, dachte an den Tag, an dem es seinem Sohn das Herz brechen würde, wenn er in der zweiten oder dritten Klasse womöglich von der Mittelschule würde abgehen müssen, weil er, der Vater, die Kosten nicht mehr aufbringen konnte oder weil der Sohn sogar zum Lebensunterhalt der Familie beitragen musste. Für Lintangs Vater war Bildung ein Rätsel, eine Art Wunder. Von den vier Generationen, die er zurückdenken konnte, war Lintang der Erste, der zur Schule gehen konnte. Die Generationen davor gehörten ins Antediluvium, in die Zeit vor der Sintflut, als die Malaien noch als Nomaden herumzogen. Damals trugen sie Kleider aus Baumrinde und beteten den Mond an.
*
An diesem ersten Morgen neben meinem Sitznachbarn sah ich eine Szene, die mir später noch oft in den Sinn kam. Ich beobachtete Lintang, wie er unbeholfen einen großen Bleistift in die Hand nahm, als wäre es ein Küchenmesser. Sein Vater hatte ihm den falschen Stift gekauft. Er hatte zwei farbige Enden, eines rot, das andere blau. Ein Stift, wie ihn ein Schneider benutzt, um den Stoff zu markieren, oder ein Schuster, um den Schnitt auf das Leder zu übertragen. Jedenfalls kein Stift, der zum Schreiben taugt. Auch das Heft, das er dabeihatte, war das falsche, eines mit Hilfslinien. Solche Hefte brauchte man erst in der zweiten Klasse für die Schreibschrift. Was ich jedoch ewig bestaunen werde, ist die Tatsache, dass ein bitterarmer Fischersohn, der damals zum ersten Mal in seinem Leben einen Stift und ein Schreibheft in der Hand hielt, uns in den folgenden Jahren immer wieder mit seinem hellen Verstand faszinierte. Lintang überstrahlte mit seinen Geistesblitzen die dunklen Wolken, die unsere armselige Schule umgaben. Der Junge mit den wirren Locken entwickelte sich zu dem genialsten Menschen, den ich in meinem ganzen Leben getroffen habe.
3 Unsere Schule war eine von Hunderten, wenn nicht Tausenden armer Schulen im Land, eine von der Sorte, die jederzeit in sich zusammenfallen konnte. Dazu hätte es nur eines Ziegenbocks bedurft, der hinter einer Ziege her war.
Wir hatten nur zwei Lehrer für alle Fächer und alle Klassenstufen. Wir hatten keine Schuluniformen. Und wir hatten auch keine Toilette. Da unsere Schule am Waldrand lag, brauchten wir uns nur in die Büsche zu schlagen. Unsere Lehrer kamen immer mit, es hätte ja sein können, dass wir von einer Schlange gebissen worden wären. Denn es gab natürlich keine Notapotheke. Wenn einer krank wurde, egal was er hatte, Durchfall, eine Geschwulst, Husten, Grippe oder Ausschlag –, gab uns Bu Mus eine weiße runde Pille, etwa so groß wie der Knopf an einer Regenjacke und furchtbar bitter. Wenn wir sie genommen hatten, verging uns sofort der Hunger. Auf der Pille standen die Buchstaben APC. Das waren die legendären APC-Pillen der armen Leute von Belitung, die im Volksglauben jedes Übel heilen konnten. Diese Wunderwaffe war die einzige Antwort der Regierung auf das Problem eines nicht existierenden sozialen Gesundheitssytems.
Die Schüler der Muhammadiyah hatten nie einen Beamten zu Besuch kommen sehen, keinen Schulrat, erst recht keinen Abgeordneten. Wer regelmäßig kam, war lediglich ein maskierter Mann in einem Overall, der aussah wie ein Ninja. Auf dem Rücken trug er ein Rohr aus Aluminium mit einem Schlauch, den er überall herumschwenkte. Der Mann kam vom Gesundheitsamt und besprühte die Mückennester mit DDT. Wenn der dicke weiße Qualm wie von einem Brand aufstieg, schrien wir vor Freude auf.
Unsere Schule wurde nicht bewacht, es gab ja nichts, was man hätte stehlen können. Die einzigen Zeichen, an denen man das Schulgebäude als solches erkennen konnte, waren ein Flaggenmast aus gelbem Bambus und ein schief hängendes grünes Schild neben der Glocke. Diese bestand aus einem runden Eisenzylinder mit vielen Löchern, einem ehemaligen Ofen. Auf dem Schild war eine Sonne mit weißen Strahlen abgebildet. In der Mitte war zu lesen:
SD MD
Grund- und Mittelschule Muhammadiyah
Außerdem befand sich direkt unter der Sonne eine Inschrift in einfachen arabischen Buchstaben, die sich mir erst später in der zweiten Klasse erschloss, als ich lesen konnte. Sie lautete: Amar makruf nahi mungkar«, was so viel bedeutete wie »Lass uns Gutes tun und meide die Sünde«. Das war der oberste Wahlspruch der Anhänger von Muhammadiyah, der zweitgrößten islamischen Gruppierung in Indonesien mit mehr als dreißig Millionen Mitgliedern. Diese Worte behielten wir in unserem Herzen, bis wir erwachsen waren.
Von Weitem gesehen konnte man meinen, unsere Schule würde bald zusammenbrechen, denn die alten schiefen Holzpfosten konnten das schwere Schindeldach kaum noch tragen. Unser Schulgebäude sah aus wie eine Koprascheune auf einer Kokosplantage. Das Gebäude verstieß gegen alle Grundsätze der Baukunst, keine Tür und kein Fenster konnten ordentlich geschlossen werden, weil Tür- und Fensterrahmen nicht rechtwinklig waren. Aber wozu hätte man die Türen auch abschließen sollen?
Unseren Klassenraum beschrieb man am besten mit diesen Worten: mangelhaft ausgestattet. Kurios und erbärmlich mangelhaft war zum Beispiel der wacklige Glasschrank mit einer Tür, die sich nicht schließen ließ. Man musste an drei Beinen Pappe unterlegen, damit sie überhaupt zuging. In einer normalen Klasse waren in einer solchen Vitrine Fotos erfolgreicher ehemaliger Schüler zu sehen, die Fotos des Erziehungsministers und des Schuldirektors. Da gab es Poster, Medaillen, Urkunden und Pokale, die von den besonderen Leistungen der Schule zeugten. In unserer Klasse allerdings stand der Schrank traurig und leer in einer Ecke herum. Einfach weil es keinen Vertreter der Schulbehörde gab, der unsere Lehrer treffen wollte, keinen Schulabgänger, auf den man stolz sein konnte, keinen Preis, den unsere Schule je gewonnen hatte.
In unserem Klassenzimmer gab es keine Tabellen mit dem Einmaleins und auch keinen Kalender. Wir hatten keine Porträts des Präsidenten und seines Stellvertreters und auch keine Abbildung des indonesischen Wahrzeichens, des Garuda, ein seltsamer Vogel mit acht Schwanzfedern, der ständig nach rechts guckt. Das einzige Bild, das wir hatten, war ein Poster direkt hinter dem Tisch von Bu Mus, welches das Loch in der Holzwand hinter ihr abdecken sollte. Darauf war ein energischer Mann mit einem dichten Bart zu sehen, in einem langen Gewand, die Gitarre über die Schulter geschlungen. Sein melancholischer Blick stand in Flammen, als hätte er im Leben nur Schmerz und Bitterkeit erfahren, und ganz offensichtlich hatte er die feste Absicht, mit seiner Musik aller Schlechtigkeit dieser Welt entgegenzutreten. Der Mann blickte zum Himmel, aus dem haufenweise Geldscheine und Münzen auf ihn herunterregneten. Es war der Dangdut-Sänger Rhoma Irama, das Idol der Malaien auf dem Land, ihr Elvis Presley.
Unten stand etwas in großen Lettern, was ich anfangs nicht lesen konnte. Erst in der zweiten Klasse konnte ich sie entziffern:Rhoma Irama, Hujan Duit! – Rhoma Irama, Geldregen!
Stellt euch einfach alle Widerwärtigkeiten vor, die einer Klasse widerfahren können: ein Dach mit solchen Löchern, dass man im Unterricht die vorüberfliegenden Flugzeuge sehen konnte und Schirme aufspannen musste, wenn es regnete. Ein zu Sand zerbröselter Zementboden, Stürme, bei denen wir fürchten mussten, dass jeden Moment das Schulgebäude über uns zusammenbrechen würde. Und bockige Ziegen, die man morgens aus dem Klassenraum vertreiben musste. Alles das war für uns an der Tagesordnung.
4 Genau wie unsere Schule ist auch unser Lehrer Pak Harfan leicht beschrieben. Sein dicker Schnurrbart ging in einen dichten, braungrau melierten Backenbart über. Er wirkte etwas unheimlich.
Pak Harfan trug an jenem ersten Tag das für fromme Muslime übliche Gewand, das früher sicher einmal grün gewesen war, nun aber in ein graues Weiß übergegangen war. Allerdings konnte man das ursprüngliche Grün noch an einigen Stellen erkennen. Sein Hemd hatte einige Löcher, und seine Hose war durch das viele Waschen auch schon einigermaßen zerschlissen. Um die Taille hatte er einen billigen Plastikgürtel mit Rautenmuster geschlungen. Der Gürtel hatte eine lange Reihe von Löchern, ein Zeichen dafür, dass er ihn schon als kleiner Junge getragen haben musste.
Er hatte etwas von einem Bären an sich, sodass man Angst bekam, wenn man ihn zum ersten Mal sah. Doch im Nu hatte er unsere Herzen gewonnen. Er strahlte Sanftmut und Zärtlichkeit aus. Er beeindruckte uns als Mensch, der genug hatte von der Bitterkeit und den Kämpfen des Lebens, er war so reich an Erfahrungen wie das Meer, er war klug und war sich seiner Anziehungskraft bewusst, die darin bestand, etwas so zu erklären, dass es jedermann verstand.
Pak Harfan empfand es als Glück, vor Schülern zu stehen. Er war der typische Lehrer aus Leidenschaft, der wie ein indischer Guru nicht nur sein Wissen weitergibt, sondern auch der Freund und Mentor seiner Schüler ist. Er vermochte seine Stimme sehr schön zu modulieren, er fasste den Lehrertisch fest an beiden Seiten, wenn er etwas ganz besonders betonen wollte, und reckte dann wieder die Hände nach oben, als flehte er eine Gottheit um Regen an.
Wenn wir eine Frage hatten, kam er mit kleinen Schritten auf uns zu, sah uns mit seinem ruhigen Blick auf eine Weise an, die einem das Gefühl gab, das wertvollste Kind überhaupt zu sein. Oft flüsterte er uns etwas ins Ohr, zitierte einige Verse aus einem Gedicht oder aus dem Koran und versank dann für einen Augenblick in Schweigen, als hinge er voll Sehnsucht einer lang verlorenen Liebe nach.
Er weckte in uns die Begeisterung zu lernen und ermunterte uns, Schwierigkeiten aller Art zu überwinden. Er machte uns klar, was es bedeutet, einen Standpunkt zu vertreten, was es heißt, ein Ziel beharrlich zu verfolgen. Er ließ uns erkennen, dass das Leben selbst in Armut Glück bedeuten kann, wenn es von der Begeisterung für den Grundsatz erfüllt ist, so viel wie möglich zu geben, nicht, so viel wie möglich zu bekommen. Seine Familie ernährte er von einem Gemüsegarten hinter seinem Haus.
Wenn Pak Harfan zu uns sprach, hörten wir mit gebannter Aufmerksamkeit zu und konnten kaum den nächsten Satz erwarten. Ich war unsagbar glücklich, dort zu sein, inmitten all dieser besonderen Menschen. In der armseligen Kargheit unserer Schule empfand ich eine Schönheit, die ich gegen keinen noch so großen Luxus anderswo hätte tauschen mögen.
Aber unsere erste Unterrichtsstunde hatten wir bei Bu Mus. Jeder von uns musste nach vorn treten und sich vorstellen. Als Letzter kam A Kiong an die Reihe. Als er aufgerufen wurde, freute er sich sichtlich. »Sag bitte deinen Namen und wo du wohnst«, bat Bu Mus ihn mit sanfter Stimme.
A Kiong sah Bu Mus zögernd an und lächelte dann. Sein Vater drängte sich an den anderen Eltern vorbei, um den Auftritt seines Sohnes aus der Nähe zu verfolgen. Aber sooft A Kiong auch nach seinem Namen gefragt wurde, er brachte kein einziges Wort hervor. Er lächelte nur und schwieg.
»Na komm, bitte«, redete ihm Bu Mus gut zu.
Aber A Kiong antwortete nur mit einem Lächeln. Mehrmals blickte er zu seinem Vater herüber, der langsam die Geduld verlor. Ich konnte ihm die Gedanken von der Stirn ablesen: »Los, mein Sohn, nimm dich zusammen, sag deinen Namen! Sag wenigstens meinen Namen, nur ein einziges Mal. Mach doch den Chinesen keine Schande!« A Kiongs Vater, ein freundlicher Mann, war allen als chinesischer Gartenarbeiter bekannt, stammte also aus einer der ärmsten Schichten der Chinesen auf Belitung.
Bu Mus versuchte es noch einmal: »Also gut, mein Junge, jetzt ist die letzte Gelegenheit für dich, deinen Namen zu sagen, sonst musst du wieder auf deinen Platz zurück.«
A Kiong zeigte keinerlei Anzeichen von Niedergeschlagenheit oder Scham, im Gegenteil, sein Lächeln wurde immer breiter, seine Pausbacken röteten sich.
Das war also der Lehrsatz des Tages: Frage einen, der in einer Gartenhütte lebt, nicht nach seinem Namen und seiner Adresse.
Damit ging diese erste eindrucksvolle Stunde im Februar zu Ende.
5 Die kleine Insel Belitung, auf der meine Freunde und ich lebten, ist die reichste Insel Indonesiens, vielleicht sogar der ganzen Welt. Sie ist zwar ein Teil von Sumatra, behauptet aber wegen ihres Reichtums eine unabhängige Sonderstellung. Von Malakka aus kam die alte malaiische Kultur auf die abgelegene Insel mit ihrem Geheimnis, das die Holländer entdeckten. Unter den Sümpfen lagen Schätze von Zinn, von gesegnetem Zinn. Eine Handvoll war mehr wert als ein Sack Reis.
Die Malaien brauchten ihre Hand nur irgendwo in die Erde zu stecken, in die dünne Schicht Schwemmland, um sie funkelnd von Zinn wieder hervorzuziehen. Vom Meer aus gesehen strahlt Belitung im Glanz des Zinnstaubs wie ein Leuchtturm, der den Schiffen den Weg weist.
Nachts erschien Belitung aus der Vogelperspektive wie eine riesige Familie von Schirmquallen, die mit ihrem blauen Licht das Meer zum Leuchten bringen: winzig, wunderbar und unermesslich zahlreich. Gesegnet ist das Land, das Zinn besitzt, denn wo man Zinn findet, gibt es auch eine Reihe anderer wertvoller Stoffe: Kaolin, Xenotim, Zirkonium, Gold, Silber, Topas, Bleiglanz, Kupfer, Quarz, Silikon, Granit, Monazit, Ilmenit, Siderit, Hämatit. Wir besaßen sogar Uranium, den Rohstoff für die Atomenergie. Reichtümer im Überfluss, verborgen unter unseren Stelzenhäusern, in denen wir unser ärmliches Leben führten. Wir, die alteingesessenen Bewohner von Belitung, glichen einer Schar Mäuse, die mitten in einem zum Bersten gefüllten Reisspeicher Hunger leidet.
Die riesigen Bodenschätze wurden von der Firma PT Timah, einer staatlichen Bergbaugesellschaft, gefördert und verwertet. Die Gesellschaft hatte sechzehn Schaufelradbagger beziehungsweise schwimmende Bagger im Einsatz. Sie beschäftigte praktisch sämtliche auf der Insel vorhandenen Arbeitskräfte. Die riesigen Stahlkübel der Bagger gruben unablässig den Boden der Insel auf. So lang wie ein Fußballfeld, glichen die Baggerschiffe gefräßigen amphibischen Riesen. Sie waren unermüdlich tätig, nichts konnte sie aufhalten. Sie zertrümmerten Korallenriffe, rissen uralte Bäume mit Stämmen, die fünf Männer kaum umspannen konnten, um, brachten Betonbauten mit einem Stoß zum Einsturz und machten Dörfer dem Erdboden gleich. Sie konnten Berghänge befahren, Sandflächen und Schluchten überqueren, Flüsse, Seen, Sümpfe, ja selbst das Meer stellte für sie kein Hindernis dar. Sie brüllten wie Dinosaurier. Und wir waren beeindruckt.
Wir schlossen manchmal verrückte Wetten ab, zum Beispiel wie viele Minuten ein Bagger brauchen würde, um einen Hügel in ein Feld zu verwandeln. Wer verlor, musste dann von der Schule rückwärts heimgehen, ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Wir liefen natürlich mit und schlugen Tamburine, während der Verlierer wie ein Pinguin rückwärtswatschelte.
Die indonesische Regierung hatte die Bergbaugesellschaft von den holländischen Kolonialherren geerbt. Sie hatte jedoch nicht bloß das Unternehmen übernommen, sondern auch die feudalistische Gesinnung. Selbst nachdem Indonesien unabhängig geworden war, hielt die Diskriminierung der Angestellten, der Arbeiter und der einheimischen Bevölkerung durch das Staatsunternehmen an. Die Einteilung in ein Kastensystem kam der Regierung dabei mehr als gelegen.
Die leitenden Angestellten bildeten die Oberschicht. Sie nannten sich staf, also »Stab«. Zu der untersten Kaste zählten unsere Eltern, die als Lastenträger arbeiteten, als Hilfsarbeiter in der Zinnwaschanlage oder als Tagelöhner. Belitung war auf diesem Weg zu einem Firmendorf geworden. Die Kaste, der ein Mitarbeiter zugeteilt wurde, bestimmte automatisch seine gesellschaftliche Stellung. Was selbst wir Kinder oft zu spüren bekamen.
*
Die leitenden Angestellten des Staatsunternehmens, also der »Stab«, unter denen praktisch keine einheimischen Malaien, sondern hauptsächlich Javaner zu finden waren, wohnten in einem Elitebezirk, der sich Gedong nannte, was so viel heißt wie Palast. Das Gebiet wurde von Sicherheitsdiensten streng bewacht und war von einer hohen Mauer umgeben, an der an mehreren Stellen dreisprachige Warntafeln angebracht waren. Auf Indonesisch, jedoch in einer altertümlichen Schreibweise, wie sie zu Kolonialzeiten üblich gewesen war, auf Chinesisch und auf Englisch war dort zu lesen: Eintritt für Unbefugte verboten!
Wir waren arme Dorfkinder, und in unseren Augen schien das Gedong immer sagen zu wollen: Haltet Abstand! Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch Reihen von Sagopalmen, die blutrote Samenkapseln auf die Autodächer fallen ließen, wenn die teuren Limousinen aus der Garage fuhren.
Die großen Luxusvillen im viktorianischen Stil dort hatten riesige Fenster mit Vorhängen in der Größe von Kinoleinwänden. Drinnen im Kühlen, so wurde uns Kindern erzählt, lebten sicher und sorglos kleine Familien mit zwei oder höchstens drei Kindern, die stets still und artig waren. Die viktorianischen Villen standen erhöht, sodass sie wie Festungen von Adligen wirkten.
Jede Villa bestand aus vier separat stehenden Gebäuden, in der Villa selbst wohnte der Arbeitgeber oder Manager, daneben die Dienerschaft. Zusätzlich gab es noch eine große Garage und einen Schuppen. Die einzelnen Bauten waren um einen kleinen Teich angeordnet und durch lange Galerien untereinander verbunden. Am Ufer wuchsen herrliche blau blühende Seerosen und in der Mitte des Teiches stand nach belgischem Vorbild ein Manneken Pis, das zur allgemeinen Belustigung beständig ins Wasser pinkelte.
Vom Rand der Dächer hingen Keramikgefäße mit Silberball-Kakteen herunter, zu deren Pflege eigens Gärtner angestellt waren. Oberhalb der Teiche befand sich oft ein hölzerner Käfig auf zierlichen Säulenfüßen, in dem sehr gefräßige, aber zahme englische Tauben gehalten wurden.
Im Salon stand gewöhnlich ein viktorianisches Rosenholzsofa. Wer darauf saß, musste sich wie ein König fühlen. Vom Salon ging ein vielfach gewundener Korridor ab, an dessen Wänden teure Gemälde hingen. Wer vom Salon aus ins Esszimmer gelangen wollte, musste aufpassen, dass er sich wegen der vielen Türen nicht unterwegs verlief.
Zum Abendessen waren die Bewohner der Villa elegant gekleidet und trugen natürlich Schuhe. Nachdem sie sich die Serviette über den Schoß gelegt hatten, nahmen sie still ihr Mahl ein und lauschten dabei klassischer Musik. Niemals hätten sie beim Essen die Ellenbogen aufgestützt.
*
Die Schule der Bergbaugesellschaft befand sich innerhalb des Gedong, ein Ort für die Auserwählten und Privilegierten. Hunderte von hervorragenden Schülern aus gutem Hause wetteiferten dort auf einem beispiellos hohen Niveau miteinander, eine von ihnen war Flo. Flos Vater organisierte und kontrollierte täglich den Einsatz von Tausenden von Schichtarbeitern, er war in der Lage, die kompliziertesten technischen Probleme zu lösen, und hatte die Verfügungsgewalt über Millionen von Dollar, aber gegenüber seiner jüngsten Tochter war er in letzter Zeit machtlos. Sie streikte während des Klavierunterrichts und auch in der Schule. Und je strenger der Vater sie anfuhr, desto mehr ignorierte sie ihn.
Zwischen dieser Eliteschule und unserer Dorfschule lag ein Unterschied wie Tag und Nacht. Überall an den Wänden hingen Schautafeln, etwa zu den Grundrechenarten, eine Übersicht über die chemischen Elemente, eine Weltkarte, eine Wanduhr und ein Thermometer, Porträts des Präsidenten und seines Stellvertreters, das Staatssymbol, ein stolzer Garuda. Dann gab es ein Modell, anhand dessen die Anatomie des menschlichen Körpers gezeigt wurde, einen großen Globus und eine Konstruktion zur Darstellung der Planeten und ihrer Konstellationen.
»Lehrer gibt es dort massenweise«, meinte Bang Amran Isnaini bin Muntazis Ilham, der früher einmal die Eliteschule besucht hatte, ausgerechnet am Abend vor meinem ersten Schultag in der Muhammadiyah.
Ich wurde nachdenklich.
»Für jedes Fach gibt es einen eigenen Lehrer, selbst in der ersten Klasse.«
In dieser Nacht konnte ich nicht einschlafen. Zum einen, weil ich die ganze Zeit versuchte, mir auszurechnen, wie viele Lehrer wohl in der Schule der staatlichen Bergbaugesellschaft unterrichteten, zum anderen natürlich, weil ich mich so sehr darauf freute, am nächsten Morgen selbst in die Schule zu kommen.
Zur Einschulung in der Eliteschule fuhren zahllose Luxuswagen vor dem Schulgebäude vor. Hunderten von Kindern reicher Elternwurden die Maße für gleich drei Garnituren der Schuluniform abgenommen. Die Uniform für montags zum Beispiel war blau und trug das Muster einer Kletterpflanze. Jeden Morgen wurden die Schüler mit einem blauen Bus abgeholt. Wenn der Bus an uns vorbeifuhr, blieben wir staunend am Straßenrand stehen. Und wenn die Schüler aus dem Bus stiegen, musste ich immer an die Bilder in christlichen Kalendern denken, an die kleinen, fröhlichen, weißen Kinder mit den duftigen Flügeln.
Die Schule der Bergbaugesellschaft stellte das sichtbarste Zeichen der Diskriminierung auf Belitung dar. Nur die Kinder der höheren Angestellten, die zum »Stab« gehörten und innerhalb des Gedong wohnten, wurden angenommen. Es gab eine offizielle Verordnung, in der geregelt war, welchen Rang jemand in der Angestelltenhierarchie haben musste, um seine Kinder in diese Schule schicken zu dürfen. Und wir gehörten natürlich nicht dazu.
Die Kinder von Fischern, Lastenträgern, Lagerarbeitern, Tagelöhnern und Schwerarbeitern aus der Waschanlage für Zinn, wie beispielsweise unsere Väter, und vor allem die Kinder der Einheimischen hatten also nicht die geringste Chance, eine vergleichbare Ausbildung zu bekommen. Wer von uns in die Schule gehen wollte, war auf die Muhammadiyah angewiesen, die beim nächsten Sturm einzustürzen drohte.
Was für eine Ironie: Die überwältigende Pracht des Gedong und die Schule mit ihrer einzigartigen Ausstattung wurden Cent für Cent mit dem Zinn aus unserer angestammten Erde finanziert, das heißt aus unserem ureigenen Besitz.
Das Gedong war das Wahrzeichen Belitungs, gebaut, um den kolonialen Albtraum fortzusetzen. Ziel der Regierung war es, einer Handvoll Leuten Macht und Bildung zu verschaffen und eine Mehrheit zu unterdrücken, sie fügsam zu machen, indem man ihnen das Recht auf Bildung verweigerte.
6 Aus der Vogelperspektive gesehen, hätte unsere Siedlung als die reichste ganz Indonesiens erscheinen müssen. Zinn von unschätzbarem Wert lag dort unter der Erde, und Trillionen von Rupiah wurden investiert. Wenn man allerdings genauer hinsah, erkannte man, dass sich der Überfluss auf ein einziges Areal beschränkte, der Reichtum häufte sich innerhalb der hohen Mauer auf, die das Gedong umgab.
Nur wenige Meter außerhalb der Mauer bot sich uns ein vollständig anderes Bild, die Mauer trennte zwei Welten, so gegensätzlich wie ein Landhuhn und ein Paradiesvogel. Draußen lebte die angestammte malaiische Bevölkerung, die nicht aufhörte, Kinder zu zeugen, bis nicht jeder mindestens acht davon in die Welt gesetzt hatte. Sie warfen der Regierung vor, dass ihnen abends ja kein anderes Vergnügen geboten würde, als Kinder zu zeugen.
Es ist vielleicht übertrieben, unser Dorf als Slum zu bezeichnen, aber es ist sicher nicht falsch, von einem Arbeiterviertel zu sprechen, das seit dem Beginn der industriellen Revolution von einer dauernden Sonnenfinsternis erfasst ist. Belitung gehört zu den Gebieten der Kolonie, die als Erste von den Holländern besetzt wurden, erzählte mir mein Vater. Sie nahmen sie im Handstreich und blieben sieben Generationen lang, bis über Nacht die Japaner einfielen. Wie ein brutaler Regenguss trafen sie auf den dürren Boden jahrhundertelanger Armut.
»Mein Sohn«, sagte er mit bitterer Miene wie ein Mensch, dessen Würde mit Füßen getreten wurde und dem man sein Land geraubt hatte. »Die Soldaten mit ihren aufgepflanzten Seitengewehren haben unsere Welt in eine Hölle verwandelt.«
Dreihundertfünfzig Jahre später verabschiedeten sich die Holländer sang- und klanglos, und die Japaner brüllten »Sayonara!«. Leider war das kein Happy End für uns hier auf Belitung. Wir wurden abermals kolonisiert, nur auf andere Weise. Unser Land wurde uns zum zweiten Mal geraubt, diesmal jedoch auf subtilere Art.
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Von unserem Haus aus konnte man die Mauern des Gedong sehen. Auf unserem Grundstück wuchsen langweilige Sträucher wie Gardenien und Hibiskus. Unser kreuzweise geflochtener Zaun ragte in den Wassergraben, wo sich das Wasser staute und die Mücken nisteten – ebenso langweilig.
Unser baufälliges Haus stand auf Stelzen, rundherum die Polizeistation, ein Lagerraum der Bergbaugesellschaft, der chinesische Tempel, die Gemeindeverwaltung, das Standesamt, die Unterkunft der Hafenarbeiter, das Wohnheim der Matrosen, der Wasserturm, Läden der Peranakan-Chinesen, Dutzende von Buden, wo man Kaffee und andere Getränke bekommen konnte, und Pfandhäuser, die ständig voller Kunden waren. Am äußersten Rand der Siedlung lag das Langhaus der Sawang. So lang wie ihr Haus ist auch ihre Geschichte.
Die Sino-Malaien werden meistens Peranakan-Chinesen genannt. Sie leben schon seit vielen Generationen auf Belitung. Die Ostindien-Kompanie hatte sie ursprünglich als Zinnarbeiter hierhergeholt. Es waren meistens Khek oder Hakka, Hokkien aus Fujan, Thongsan, Ho Pho, Shan Tung und Thio Ciu – tüchtige Leute, die eine eigene Technik für den Zinnabbau entwickelten. Die Bezeichnungen für diese handwerklichen Techniken – aichang, phok, kiaw, dan khaknai – werden bis heute bei uns verwendet.
Die Malaien lebten wie Wayang-Puppen. Ihr Puppenspieler war ein kleines rundes Ding von starker Wirkungskraft, die Sirene. Um Punkt sieben Uhr morgens wurde die Stille von einem ohrenbetäubenden Heulen zerrissen. Schlagartig kamen die Arbeiter aus allen Winkeln der Siedlung zusammen, stellten sich am Straßenrand auf und sprangen unter Geschubse und Gedrängel auf die Ladeflächen der offenen Lastwagen, die sie zu den Baggerschiffen brachten.
Für eine Weile wurde es wieder still, dann ertönte das Orchester der Mörser: Die Hausfrauen stampften Gewürze. Das Geräusch der Reisstampfer, die in die Mulden der hölzernen Mörser gerammt wurden, hallte von überall wider, wurde von Haus zu Haus weitergetragen. Punkt fünf Uhr nachmittags heulte die Sirene wieder auf. Dann kehrten die Arbeiter in ihre Häuser zurück, wie fliehende Ameisen, deren Nest in Flammen steht. So lief es Tag für Tag, seit Jahrhunderten.
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Mein Vater sagte immer, unsere Familie könne sich wirklich glücklich schätzen. Eine der großen Stärken der Malaien ist genau diese Gabe, sich auch in armseligsten Verhältnissen glücklich zu schätzen.
Wenige Tage vor meiner Einschulung sagte mein Vater zu mir: »Mein Sohn, Dorfschullehrer wie Bu Mus und Pak Harfan, Fischer, Petroleumverkäufer, Kokosarbeiter und Schleusenwärter führen ein bedauernswertes Dasein. Du musst wirklich Allah für all das danken, was wir haben.«
Es war das erste Mal, dass ich den Namen Bu Mus hörte.
Dann erzählte mein Vater, er habe gehört, dass Bu Mus, die junge Lehrerin, alles dransetzen wolle, die Dorfkinder in die Schule zu bringen. Von diesem Augenblick an war Bu Mus eine Heldin für mich.
Von den zehn neuen Schülern waren Sahara, Kucai, Trapani, Harun, Mahar und ich allesamt Kinder von Arbeitern der Bergbaugesellschaft. Lintang war der Sohn eines Fischers, Borek der eines Schleusenwärters, Syahdan der Sohn eines Werftarbeiters und A Kiong der eines chinesischen Landarbeiters.
Wenn die Familien von Sahara, Kucai, Trapani, Harun, Mahar und mir die Armutslinie markierten, dann befanden sich die Familien von Lintang, Borek, Syahdan und A Kiong mal über und mal unter dieser Linie. Solange der sanfte Südwind wehte, Trockenzeit herrschte und sie Muscheln ernten und Kokosnüsse verarbeiten konnten, hatten sie etwas mehr zur Verfügung als wir. Aber wenn die Regenzeit kam und lange andauerte, dann sanken sie unter diese Linie.
Bei all diesen unterschiedlichen Stufen der Armut gab es jemanden, der noch ärmer war, und sie wollte unsere Lehrerin sein. Ich war sehr gespannt auf die junge Frau, von der mein Vater erzählt hatte.
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»Nennt mich Bu Mus«, sagte sie stolz, als hätte sie ihr ganzes bisheriges Leben darauf gewartet, diesen Satz aussprechen zu können.
Bu Mus hatte gerade erst die Gewerbeschule für Mädchen beendet und damit einen Mittelschulabschluss erworben. Die Schule bildete keine Lehrerinnen aus, sondern bereitete Mädchen darauf vor, gute Ehefrauen zu werden. Die Schülerinnen lernten kochen, sticken und nähen. Bu Mus hatte darauf bestanden, diese Schule in der Bezirkshauptstadt Tanjung Pandan zu besuchen, um ein Zeugnis zu erhalten, das eine Stufe höher war als das Abschlusszeugnis der Grundschule, in der sie unterrichten wollte.
Als Absolventin der Gewerbeschule bot ihr die Bergbaugesellschaft an, sie als Sekretärin einzustellen. Sie sollte eine Aufgabe beim Leiter des Reisspeichers übernehmen. Sie hatte auch vom Sohn eines Unternehmers einen Heiratsantrag bekommen. Ihre Freundinnen Midah, Aini, Izmi und Nurul konnten überhaupt nicht begreifen, warum Bu Mus diese beiden verlockenden Angebote ausschlug. Die vier hätten sich jedenfalls die Gelegenheit nicht entgehen lassen, eine Stelle in der Verwaltung der Bergbaugesellschaft anzunehmen.
»Ich will Lehrerin werden«, sagte das Mädchen von fünfzehn Jahren entschlossen.
Diesen Satz sprach sie nicht etwa mit erhobener Stimme, nicht mit Trotz oder Selbstgefälligkeit. Wer in diesem Augenblick dabei war, begriff, dass Bu Mus jeden Buchstaben des Satzes aus den Tiefen ihres Herzens hervorbrachte, dass das Wort »Lehrerin« ihr leuchtend vor Augen stand, so sehr bewunderte sie diesen noblen Beruf. In ihr schlief ein Riese, ein Riese, der erwachen würde, wenn sie vor ihrer Klasse stand.
Bu Mus standen harte Zeiten bevor. Jedenfalls gab es sonst niemanden, der in unserer Schule unterrichten wollte, denn es gab keinen Lohn dafür. In unserer Dorfschule zu unterrichten bedeutete, eine lange Notzeit vor sich zu haben. Das nahm nur jemand auf sich, der – wie es abschätzig bei uns hieß – nicht ganz bei Trost war.
Für Pak Harfan und Bu Mus aber war das Unterrichten eine Herzensangelegenheit. Sie gaben Unterricht in allen Fächern. Und nach einem aufreibenden Unterrichtstag erledigte Bu Mus bis spät in die Nacht Nähaufträge und häkelte Spitzendeckchen – um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, was uns zutiefst beeindruckte.
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Unsere Schule hatte ständig finanzielle Probleme. Manchmal war nicht einmal genug Geld da, um Kreide zu kaufen. Dann gingen wir nach draußen, und Bu Mus benutzte die Erde als Tafel. Unter solchen Herausforderungen wuchs Bu Mus über sich hinaus – das junge Mädchen war eine starke und charismatische Lehrerin.
»Betet zur rechten Zeit, dann werdet ihr auch belohnt«, hielt uns Bu Mus an.
Waren das nicht die Worte, von denen die Sure An-Nisa erzählt, die uns bereits unzählige Male von unzähligen Predigern verkündet worden war? Aus dem Mund von Bu Mus allerdings klangen die Worte anders, sie entfalteten eine geradezu magische Kraft und hallten in unseren Herzen wider. Und so empfanden wir jedes Mal ehrliche Reue, wenn wir verspätet zum Gebet kamen.
Wir beklagten uns oft darüber, dass es hineinregnete, weil das Dach des Schulgebäudes überall lecke Stellen hatte. Bu Mus ging nicht auf unsere Klagen ein, sie holte nur ein holländisches Buch hervor und zeigte uns darin ein Bild. Es zeigte einen vergitterten, düsteren, engen Raum, umgeben von einer hohen, dicken Mauer.
»Das ist Sukarnos Zelle in seinem Bandunger Gefängnis, wo er eingekerkert war und trotzdem beständig in Büchern las und studierte. Er war unser erster Präsident und einer der gescheitesten Männer unseres Volkes.«
Mehr sagte sie nicht.
Von diesem Augenblick an beklagten wir uns nicht mehr über den Zustand unserer Schule. Einmal goss es in Strömen, und Blitze schlugen überall ein. Von der Decke tropfte der Regen herunter, aber wir blieben still sitzen, denn wir wollten nicht, dass Bu Mus den Unterricht unterbrach. Bu Mus wollte ebenfalls keine Pause machen. So versuchten wir uns irgendwie vor dem Regen zu schützen. Bu Mus machte es wie die Bauern, sie nahm ein Bananenblatt und hielt es sich über den Kopf. Es regnete dann noch vier Monate lang, und zwar unablässig, trotzdem haben wir keinen Tag die Schule ausfallen lassen, keinen einzigen Tag. Und wir haben uns auch niemals mehr beklagt.
Pak Harfan und Bu Mus waren uns Freunde, Lehrer und Inspiration. Sie zeigten uns, wie man kleine Spielzeughäuschen aus Bambus baut, halfen uns, die Waschung vor dem Gebet richtig zu vollziehen, guckten nach der Beschneidung in unsere Sarongs, lehrten uns vor dem Schlafengehen zu beten, pumpten unsere Fahrräder wieder auf, saugten uns das Gift aus den Füßen, wenn uns eine Schlange gebissen hatte, und manchmal machten sie uns Orangensaft mit Chili.
7 Filicium, den japanischen Baumfarn, pflanzen Gärtner gern, wenn sie Vögel anlocken möchten. Sein dichtes Laub kennt keine Jahreszeit. Schöne kleine Papageien, Serindit genannt, besuchen ihn oft. Bevor sie in unser Filicium hinter der Schule einfielen, flogen die grünen Vögel jedoch immer zur Vorsicht zuerst auf die oberen Äste des benachbarten Ganiterbaums, sahen sich nach allen Seiten um, ob irgendwo noch Konkurrenten oder Feinde lauerten, stürzten dann hinunter und machten sich mit ihren scharfen Schnäbeln, mit denen sie sogar Drähte durchbeißen können, über die kleinen Früchte her. Dabei spähten sie, ständig wachsam, nach rechts und links. Daraus konnten wir die Lehre ziehen: Wenn du schön bist, hast du kein ruhiges Leben.
Nach den Serindit kam eine Schar Stare. Ihr Erscheinen erregte bei uns kein Aufsehen. Niemand kümmerte sich um sie, weder Raubvögel noch Menschen, entsprechend unbekümmert hackten sie mit ihren Schnäbeln nach den Früchten, die die Serindit zurückgelassen hatten.
Gegen Mittag flogen dann einige Schneidervögel ein, still wie ein Windhauch. Schöne Vögel, aber nicht so aufgeregt wie die grünen Serindit. Sie pickten Raupen und Würmer von der Rinde des Filicium und flogen lautlos wieder davon.
Was für die Vögel galt, galt auch für uns: Das Filicium bestimmte unseren Tag. In seinen Ästen bauten wir uns Behausungen, in seinem Laub spielten wir Verstecken, in seine Rinde ritzten wir unsere Freundschaftsschwüre, auf seinen Wurzeln hockten wir, wenn uns Bu Mus Geschichten erzählte, und unter seinem dichten Laubwerk spielten wir Froschhüpfen und übten Theaterszenen ein.
Wenn der Unterricht zu Ende war, hatten wir keine Lust, nach Hause zu gehen. Wenn der Sonntag bevorstand, konnten wir den Montag kaum erwarten.
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In der ersten Woche fassten wir noch kein Buch an. Stundenlang lauschten wir gebannt den wundersamen Geschichten, die Bu Mus und Pak Harfan uns erzählten.