Die Republik - Joost de Vries - E-Book

Die Republik E-Book

Joost de Vries

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Beschreibung

Ein beeindruckender Roman um Täuschung, Selbsttäuschung, Ambitionen, das Spiel mit der Geschichte und die Jagd nach dem perfekten Feind

Der berühmte Historiker Josip Brik fällt in Amsterdam aus einem Hotelzimmer und stirbt. Seine rechte Hand Friso de Vos ist bestürzt, sieht aber die Chance in Briks Fußstapfen zu treten, als plötzlich jemand anderes auf der Bildfläche erscheint und Interviews zum Tod seines Mentors gibt. Woher kommt diese Person? Was will sie? Es entwickelt sich eine abenteuerliche Gesellschaftssatire, die Anspielungen auf Literatur und Philosophie, Comics und Computerspiele, Popmusik und Hitlerstudien enthält.

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Seitenzahl: 366

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Das Buch

Täuschung, Selbsttäuschung, das Spiel mit der Geschichte und die Jagd nach dem perfekten Feind.

In seinen Fernsehbeiträgen war der berühmte Historiker Josip Brik stets bereit, wissenschaftliche Genauigkeit etwas zu vernachlässigen, wenn es um die wirkungsvolle Ausgestaltung der historischen Grundlagen ging. Seine Spezialität: Die filmische Inszenierung Hitlers. Als er aus dem Fenster eines Amsterdamer Hotelzimmers stürzt und tödlich verunglückt, ist niemand trauriger darüber als Friso de Vos, Nachwuchswissenschaftler und Briks rechte Hand.

Eigentlich sollte Friso in Briks Fußstapfen treten, doch plötzlich erscheint eine andere Person auf der Bildfläche und gibt Interviews zum Tod von Frisos Mentors. Woher kommt diese Person? Was will sie? Es entwickelt sich eine abenteuerliche Gesellschaftssatire, die Anspielungen auf Literatur und Philosophie, Comics und Computerspiele, Popmusik und Hitlerstudien enthält.

Der Autor

Joost de Vries wurde 1983 in Alkmaar geboren, studierte Journalismus und Geschichte in Utrecht und arbeitet als Kulturredakteur bei der renommierten niederländischen Wochenzeitung De Groene Amsterdammer. Sein Debütroman Clausewitz wurde für den Anton-Wachter-Preis und den Selexyz-Debüt-Preis nominiert. Die Republik, de Vries’ zweiter Roman, wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Flanderns, der Goldenen Büchereule, ausgezeichnet.

JOOST DE VRIES

DIE REPUBLIK

Roman

Aus dem Niederländischen

von Martina den Hertog-Vogt

Wilhelm Heyne Verlag

München

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

DE REPUBLIEKbei Uitgeverij Prometheus, Amsterdam

Unter www.heyne-encore.de finden Sie das komplette Encore-Programm.

Weitere News unter www.heyne-encore.de/facebook

Die Übersetzung wurde gefördert von

Copyright © 2013 by Joost de Vries

Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Petra Hofmann

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München unter Verwendung des Originalumschlags von Roald Triebels

Umschlagillustration: Walton Ford, „The Island“, Aquarell, Gouache, Bleistift und Tusche auf Papier (ca. 242 x 334 cm), mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der Paul Kasmin Gallery, New York

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-19576-2V001

INHALT

Prolog

1 Die erste Welt

2 Philip & Friso

3 Der MacGuffin

Epilog

PROLOG

‚These are very nice landscape drawings,

Asterios, but everything is made up.

Why don’t you try doing some from life?‘

‚I don’t like drawing from life.

Things are always in the wrong place.‘

DAVID MAZZUCCHELLI, ASTERIOS POLYP

‚I understand the music, I understand the movies,

I even see how comic books can tell us things.

But there are full professors in this place

who read nothing about cereal boxes.‘

‚It’s only avant-garde we’ve got.‘

DON DELILLO, WHITE NOISE

© Diego Velázquez (1599-1660), Übergabe von Breda/Las Lanzas (1634-1635). Das Gemälde hängt im Museo del Prado, Madrid

Gegen einen Mann wie Josip Brik ist nicht wirklich viel einzuwenden. Mit wechselnder Regelmäßigkeit verließ er seine Hütte auf dem Land, um Gomorra zu besuchen, wie er unsere kleine Universität nannte. Er traf einige Kollegen, ließ sich die Haare schneiden, aß ein Sandwich in der Mensa, damit jeder sah, dass er da war, und am Ende des Tages trottete er zu den Büroräumen von Der Schlafwandler, Zeitschrift für Hitlerreportagen seit 1991, ins Leben gerufen von, unter anderen, Josip Brik.

„Mal ehrlich, Friso, bist du mein Dauphin – oder mein Robespierre?“

Seine Anwesenheit erforderte, dass man alles, womit man gerade beschäftigt war, stehen und liegen ließ und seine Aufmerksamkeit wie Flutlicht auf ihn richtete. Für mich als Chefredakteur vom Schlafwandler war Brik eine ergiebige Goldgrube, jemand, der pünktlich alle zwei Monate einen Essay von fünftausend Wörtern über irgendein Thema ablieferte. Mein Büro befand sich im Erdgeschoss und hatte zwei Glastüren zum Innenhof, die ich öffnete, wenn er vorbeikam. Ich stellte zwei gusseiserne Stühle und einen kleinen Tisch als improvisiertes Café in den Hof, und er begann von sich aus zu reden: über sein Sandwich, über die Yankees, die eine tolle Saison gespielt hätten, über die Obamas, von denen man das leider nicht behaupten könne. Ich bediente meine ausgezeichnete Espressomaschine mit eingebautem Mahlwerk für Kaffeebohnen und Milchaufschäumer, während er eine Reihe von stimmlich wie mimisch erschreckend guten Imitationen zum Besten gab – angefangen bei den Antiamerikanismen von Hugo Chávez bis hin zur koketten Oxbridge-Empörung von Emma Watson, die er unlängst im neuesten Harry Potter-Film gesehen hatte: „We could all have been killed, Harry – or worse, expelled.“ Er wollte wissen, wie es Pippa ging, ob ich mich wohl fühle und gesund war, was er für den Schlafwandler tun könne und ob ich noch besondere Filme gesehen hätte. Dann bewegte sich die Unterhaltung langsam, aber sicher in Richtung dessen, was zu tun war: eine kleine Gefälligkeit, die stets variierte von einem Wochenende Hundesitting bei seinen beiden Schnauzern bis hin zu, in diesem Fall, einer Monatsreise nach Chile:

„Ich war in Chile und bin dort einem Mann namens Hitler begegnet. Ich glaube, darin steckt ein schöner Artikel für dich, Friso.“

Für Pippa und mich reservierte er immer einen Platz in der ersten Reihe seiner Abendvorträge, die er vielleicht ein- oder zweimal vor vollem Auditorium hielt. Egal, ob er über Freud sprach oder über Hitlers Rachespiele (ein Genre, das er sich meiner Meinung nach ausgedacht hatte), er schien vor einem vollen Saal immer nervös zu sein, hatte Schweißflecken, die sich wie Schusswunden unter seinen Achseln ausbreiteten. Ohnehin sah er aus wie Jabba the Hutt, zweihundertfünfzig Pfund ausgemustertes Fleisch. Der Kopf, die Augen, die Arme, die Hände waren groß, der Bauch und die Schultern gigantisch, sein Hemd enthielt genug Baumwolle für einen ganzen Bettbezug. Ich übertreibe. Das winzige Mikrofon auf dem Pult reichte ihm lediglich bis zu den Brustwarzen, weshalb er sich vornüber beugen musste, wodurch seine Atmung aus dem Rhythmus geriet und er noch atemloser sprach, als er es ohnehin schon tat.

Über seine Sprache, oder vielmehr seinen Sprachfehler, wurde spekuliert: Er sprach schnell und mit inkonsistentem Lispeln, mit dem einen oder anderen tschechisch-polnisch-jiddischen Akzent, den man nicht recht zuordnen konnte. Er war in Belgrad, Jugoslawien geboren, hatte ab seinem achten Lebensjahr aber zuerst in Brooklyn, dann in Chicago, Groningen und Paris gelebt; der Akzent hatte theoretisch also keine Existenzberechtigung.

Josip Legilimens Brik. 2. April 1955. Das mittlere Kind, zwei Brüder, zwei Schwestern. Eigentlich schrieb man seinen Nachnamen mit einem Akzent, Brík, aber irgendwann während der Neunzigerjahre hatte er ihn wegfallen lassen, um es Verlegern, Journalisten und Amerikanern leichter zu machen. Professoren konnten ihn oft auf den Tod nicht leiden, deren Promovenden aber verehrten ihn umso mehr. Zusammen mit dem verstorbenen Jake Gladney war er einer der Begründer der Hitlerstudien, doch er war noch viel mehr: diplomierter Psychoanalytiker, Lacaniker, Sekretär des Bundes der Anti-Derridianer, Spätmarxist, gelegentlich Fernsehmoderator. Sein bekanntestes und verhasstestes Werk war eine komparative Studie über Robespierre und Hitler, Die rote Maschine, oder warum Dinge Geld kosten (2005). Darin vertrat er die These, der Westen habe sich viel zu sehr betäuben und einlullen lassen, um die soziokulturellen Veränderungen durchzuführen, von denen er wisse, dass sie erforderlich seien. Wir wollen Revolutionen ohne Revolutionen. Kriege ohne Opfer, Rennwagen ohne Unfälle, Bier ohne Alkohol, Cola ohne Zucker, Kaffee ohne Koffein – der Werdegang des freien Marktes auf allen psychologischen Ebenen. Wir wollen möglichst viel für einen möglichst geringen Preis und werden deshalb wehrlos sein, wenn sich neue Robespierres und Hitlers erheben.

Technisch gesehen war er von seinen Lehrverpflichtungen freigestellt, konnte sich frei bewegen, doch zu seinen Vorlesungen erschien immer derselbe harte Kern von Studenten, die an seinen Lippen hingen, etwas, womit sich die Universität in ihren Broschüren brüstete. Es herrsche ein intellektuelles Klima, das „sich nicht nur auf die Sprechstunden beschränke“, ein bewundernswerter Versuch, die Tatsache zu verdrehen, dass der bekannteste Dozent keinen festen Lehrauftrag hatte. Er selbst glaubte felsenfest an seinen Einfluss und kokettierte damit, dass der Vater eines Studenten einmal zu ihm gekommen war und gesagt hatte: „Wenn Sie aus meinem Kind einen Kommunisten machen, verklage ich Sie!“

Er konnte herzlich über solche Dinge lachen, mit dem Kopf im Nacken, als würde er Mundwasser gurgeln. Sein ganzer Körper schüttelte sich dabei.

Meine Freundin, Pippa (die Gute) hatte ihm die Vorlage für eine der beliebtesten Brik-Anekdoten geliefert, die an der Uni die Runde machten: Während einer seiner Reden über Ödipus und Sex in Filmen von Hitchcock war sie aufgestanden und hatte ihm die legendäre Frage gestellt, ob er selbst eigentlich noch Sex habe, woraufhin er noch legendärer antwortete:

„Sex? Nein. Niemals. Das ist mir eine viel zu kognitive Beschäftigung.“

Wir hatten auf den gusseisernen Stühlen vor meinem Büro Platz genommen. Etwas Scharfes und Schweres hing in der Septemberluft, die Vorahnung der ersten Kälte seit dem Frühling. Brik löffelte minutiös den letzten Rest Milchschaum aus seiner Tasse und versuchte meinem Blick auszuweichen. Also. Chile.

„Dieser Herr Hitler fertigt Wandmalereien. Sehr große, durch sozialistisches Gedankengut inspirierte Malereien.“

Ich schwieg vorerst.

„Viele Arbeiter, Bauern, Kinder, Indianer. Grelle Farben, Rot und Gelb. Sehr schlechte Kunst, wenn du mich fragst, sehr unästhetisch, aber trotzdem nicht uninteressant.“

Ich sagte noch immer nichts. Er sah unruhig auf seine Hände, seine Fingernägel, seine Füße, Größe 41 vielleicht, so klein, dass die Zehen kaum unter seinen Hosenbeinen hervorkamen und ich mich bisweilen fragte, wie diese Füße diesen gigantischen Oberkörper im Gleichgewicht halten konnten.

„Ich habe mich mit diesem Herrn Hitler unterhalten, und er ist bereit, an einem Artikel mitzuarbeiten. Es gebe noch viel mehr Hitlers in Chile, meinte er. Du könntest in der örtlichen Universität unterkommen, ich kenne da ein paar Leute und …“

Jetzt unterbrach ich ihn, ruhig:

„Aber, und darüber haben wir früher schon mal gesprochen, wird das dann nicht wieder so eine Geschichte, in der der ganze Witz auf der Tatsache beruht, dass wir den Namen ‚Hitler‘ in trivialen, alltäglichen Situationen benutzen können? Hitler erwartet uns an der Tür seines skandinavisch eingerichteten Hauses. ‚Trinken Sie Tee oder Kaffee?‘ fragt Hitler. Der Witz bekommt einen Bart. Der Witz hat einen Bart.“

Er schüttelte den Kopf:

„Es würde vom Leben mit der Geschichte handeln. Friso, dein Name, das ist die direkteste, persönlichste Geschichte, die du hast und je haben wirst.“

„Hitlers Vater hat seinen Namen geändert.“

„Herr Alois Schicklgruber.“

„Stalin hieß eigentlich nicht Stalin, Trotzki nicht wirklich Trotzki.“

„Lew Dawidowitsch Bronstein.“

„Michael Keaton hat seinen Namen geändert. Weißt du, wie er in Wahrheit heißt? Michael Douglas.“

„Unglaublich.“

„Und Heydrich änderte die Schreibweise seines Namens, machte ihn arischer.“

„Yesch. Hitlers Schwester Paula – nach dem Krieg änderte sie ihren Namen.“

„In ‚Wolf‘. Was ja wohl eine unverkennbare Ehrenbezeugung ist.“

„Genau das ist der Punkt: Gerade die Masken, die wir uns aussuchen, zeigen das tiefste Innere unserer Seele.“

Er sprach jetzt mit einer kleinen, süßlichen Stimme, nahezu einschmeichelnd:

„Wir haben hier einen Mann, der bis weit ins einundzwanzigste Jahrhundert hinein seine überlebensgroßen Gemälde mit dem eigenen Namen signiert. Keine Initialen. Mit dem eigenen Namen, ausgeschrieben, in der Ecke unten rechts, deutlich lesbar: ‚Hitler‘. Dieser Mann hat entweder keine Angst vor der Geschichte, oder aber er ist davon völlig losgelöst. Das ist unser Thema, darin steckt die Story!“

Ich erwiderte sein Lächeln.

„Weißt du, was richtig schön ist? Wenn man einen Sohn bekommt. Yesch. Das ist deine einzige Chance, den Schaden rückgängig zu machen; das Kontraleben – als dürfte man sich selbst neu benennen, ein Leben beginnen, ein Leben beginnen lassen, Du selbst 2.0. Dreimal darfst du raten, wie der Vater dieses Hitler mit Vornamen hieß? Genau: Hitler.“

„Übrigens, viele liebe Grüße von Pippa“, sagte ich und zauberte eine mit Plastikfolie abgedeckte Schale aus meinem Schreibtisch, in der ein Dutzend selbst gebackene Plätzchen lagen. Brik hatte mit zwei Bissen fast alle verputzt, und als wenig später Dekan Chilton erschien, bot er ihm das letzte Plätzchen an, als würde er Spinola die Schlüssel der Stadt Breda überreichen.

„Meine Herren, meine Herren“, begrüßte uns Chilton, während er Briks Hand mit seinen langen Fingern einen Moment länger festhielt als nötig.

Walter Chilton war ein paar Jahre älter als Brik und mochte ihn unglaublich gern, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Sollte es stimmen, dass er (was viele an der Fakultät vermuteten) der Typ Mann war, der lieber Hunde als Menschen um sich hatte, so war Brik hiervon die Ausnahme. Er lachte über alles, was er sagte und tippte pausenlos amüsiert die Fingerspitzen aneinander, wenn er sprach (‚Wie Mr. Burns aus den Simpsons‘, bemerkte Brik einmal).

„Warum sind Sie beide so guter Laune?“, fragte er.

„Nazis“, sagte ich.

Darüber wurde herzlich gelacht. Chilton hatte einen schmalen Kopf und ein dünnes Lächeln. Er entstammte einer alten Familie, deren Wurzeln angeblich auf die Mayflower zurückzuführen waren, so einer Art New-England-Aristokratie, in der Karriere machen nicht unbedingt zum guten Ton gehörte. Jedes Mal, wenn ich ihn an meinem Büro vorbeikommen sah, in seiner Olli-B.-Bommel-Tweedjacke, hatte er einen Blick, als würde er sich darüber wundern, überhaupt hier zu sein.

„Ich hatte mal einen Dozenten, der zwei Nazis mit einer einzigen Kugel erschossen hat“, sagte Chilton unterkühlt.

Brik und ich sagten nichts.

„Wirklich. Bei Remagen. Sie rannten in einer Linie über die Straße. Er hat mir das auf einer Abschlussfeier erzählt. Es stimmt nicht, dass es sie nur in Filmen gab, wissen Sie.“

Ich lachte, aber Chilton stand nicht für Geselligkeit, und mit einer Geste, die man sonst wohl eher bei professionellen Türstehern sieht, dirigierte er Brik aus seinem Stuhl und nahm ihn mit, um irgendwo noch etwas Öffentlichkeitsarbeit zu erledigen. Brik drehte sich nochmal um:

„Chile, Friso. Überleg es dir.“

Wir waren Freunde. Ich hatte mit ihm interkontinentale Flugreisen unternommen, Alpentouren in Mietwagen, hatte mit ihm zusammen seine Mutter zum fünfundachtzigsten Geburtstag besucht. Soweit ich wusste, besaß er keine Krawatte. Obwohl ich nicht als sein intellektuelles Klangbrett fungierte – dafür hatte er einen illustren Kreis von Philosophen und anderen Denkern –, war ich dennoch der Erste, der seine Texte las, und wenn ich manche Punkte zu unklar oder unzureichend dargelegt fand, nahm er sich das zu Herzen. Ich war kein Akademiker; mein Talent lag im Hin- und Herschieben von Abschnitten und in der Korrektur der Interpunktion. Mir wurde erst spät klar, wie tief meine Zuneigung zu ihm war, nachdem ich auf sein Bitten hin schon nach Amerika gezogen war und dort seit vielleicht einem halben Jahr lebte. Eines kalten Wintermorgens gingen wir über das Unigelände, als er vermutlich mit dem Fuß falsch auftrat. Seit seinem zweiten oder dritten Bandscheibenvorfall stimmte irgendwas nicht mit seinem linken Fuß, eine Art neurologische Beeinträchtigung, wodurch sich sein Fuß in unerwarteten Augenblicken eigenwillig bewegte. Es sah aus wie ein Hufschlag oder eine zuschnappende Mausefalle – sein Fuß bewegte sich plötzlich schneller als seine Wade, es machte Klack!, was aussah, als würde er sich den Fuß verknacksen.

Ich hielt ihn fest, die eine Hand unter seiner Achsel, den Arm um seine Schultern. Doch es war gar nichts, er stürzte nicht wirklich – ich aber hatte ihn in meinen Armen und mich durchfuhr plötzlich der Gedanke, wie angenehm sich das anfühlte, sein Körper, seine physische Menschlichkeit: dass er existierte, als Wesen in dieser Welt.

Von: [email protected]

An: [email protected]

Datum: 11. Januar

Betreff:

Lieber Brik,

du hast gesagt, ich solle dir nicht mailen, aber ich tue es trotzdem. Und zwar, um dir Folgendes zu sagen: Du hattest recht und ich nicht – ringt es dir keine Bewunderung ab, dass mich das nach all den Jahren noch überrascht?

Du hast mich gewarnt, und ich habe nicht auf dich gehört – das war dumm von mir. Ich habe meine Rede doch angefangen mit Witzen, vielen Witzen. Du hattest schon gesagt, dass ich in Anbetracht der Reihenfolge der Sprecher vielleicht zu früh dran sei, und tatsächlich: Ich war nach einem Rabbi dran, der von den Witzen sprach, die er und seine Geschwister sich im Warschauer Ghetto erzählten, ein Mann mit glasklaren blauen Augen und einem melodischen Lesebariton, mit dem er ein ganzes Waisenhaus in den Schlaf hätte lullen können.

Danach kam ich, ‚der Spaßvogel‘, denn wenn man schon eine Konferenz organisiert mit dem Thema Hitler & der schlechte Witz, über den Holocaust und den Humor, dann sollte man auch konkret werden, murmelte ich vorher noch. Also legte ich los: ‚Warum verübte Hitler Selbstmord? Er hatte die Gasrechnung bekommen. Haben Sie von der romantischen Komödie über Hitler gehört? He’s Just Not That into Jew. Das ist nicht lustig; mein Vater starb in Auschwitz. Er war betrunken und stürzte vom Wachturm. Vor einigen Tagen ging ich als Hitler verkleidet auf eine Kostümparty. Jeder fand es zum Brüllen komisch. Bis sie die drei toten Juden in der Besenkammer fanden.‘

Der Saal war mucksmäuschenstill. Zweihundertfünfzig Gesichter starrten mich an. Ich habe nicht deine Mimik, Brik, nicht deine Intonation, deinen Rhythmus. Das Theatralische. Was die Leute gesehen haben müssen, war nicht jemand, der lässig demonstrierte, dass Hitler als Schockobjekt passé ist, sondern einen Jungen, der verzweifelt versucht, cool zu sein.

Im Anschluss wurde der Rabbi mit den blauen Augen von aller Welt angesprochen, weinende Frauen fielen ihm um den Hals und Männer drückten ihm die Hand, als hätte er gerade einen Weltrekord erzielt. Unterdessen wurde ich gemieden wie die Pest, ging alleine in den Büfettsaal und hatte mir noch nicht einmal einen Teller genommen, als mich die Cateringdame schweigend auf das Schild aufmerksam machte, auf dem stand, dass nur mit einem Pain au chocolat pro Person gerechnet werde – dankeschön –, während sie demonstrativ in die andere Richtung sah (als würde sie in einem Casino ihrer ebenfalls falsch spielenden Partnerin ein Zeichen geben).

In Utrecht waren wir einander im Klostergang des Akademiegebäudes am Domplatz aufgefallen. Er hatte zur Semestereröffnung einen Vortrag gehalten. Ich war dort, weil meine Schwester eine Arie singen durfte, etwas von Händel. Als wir später im Zug zurück nach Groningen saßen, wo ich mein Studium noch abschließen musste und er als außerordentlicher Gastdozent hofiert wurde, kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihm irgendwann einen Witz: Ein Rabbi sagt zu seinem Studenten: ‚Es ist grün, es hängt an der Wand und es pfeift.‘ Der Student überlegt einen Augenblick und sagt, dass er es nicht weiß. ‚Ein Hering‘, sagt der Rabbi. ‚Na‘, sagt der Student, ‚ein Hering kann grün sein und an der Wand hängen, aber er kann nicht pfeifen.‘ Sagt der Rabbi: ‚Dann pfeift er eben nicht.‘

Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen. So it doesn’t whistle. Der Humor steckte im Schulterzucken.

Von: [email protected]

An: [email protected]

Datum: 2. März

Betreff: Ups.

Lieber Josip,

rasch eine Nachricht. Fühle dich nicht genötigt zu antworten, hörst du. Ich habe im Büro deinen Ordner gefunden mit dem Vortrag für die O’Neill-Gesellschaft in Harvard, wie ich annehme. Du hast ihn bestimmt versehentlich liegen lassen, aber vielleicht (dachte ich) hast du dich nicht getraut, mich zu bitten, ihn zu lesen (wegen Stress beim Schlafwandler, nächste Woche geht er in Druck), und es dem Zufall überlassen. Kurzum, ich habe ihn gelesen, überflogen. Möchtest du, dass ich ihn redigiere? Ich kann ihn dir dann übermorgen schicken, oder auch morgen, wenn es eilt.

Ein enormer Lapsus, das gestern. Wahrscheinlich weißt du es schon, aber ich bin gestern Vormittag kurz zu deinem Haus gefahren, um schon mal die DVDs herauszusuchen, über die du gesprochen hast (Pippa steht in den Startlöchern, um die PowerPoint-Präsentation zu machen). Nun, ich war in der Küche, als ich oben etwas hörte – eine der Katzen, dachte ich –, woraufhin ich hoch ging und die Schlafzimmertür öffnete – und einen nackten Rücken mit einem Schmetterlingstattoo erblickte! Nun denn, du kennst die Somatik wahrscheinlich besser als ich … Ich habe auf dem Absatz kehrt gemacht, bin aus dem Zimmer gerannt und habe noch schnell ‚Entschuldigen Sie bitte, der Herr!‘ gerufen.

Ich denke, hoffe, ich konnte die Angelegenheit damit retten. Plötzlich fand ich mich wieder in der Szene von Truffauts Geraubte Küsse (den du mir vor zwei Jahren ausgeliehen hast, weißt du noch?), in der Delphine Seyrig ihrem jungen Liebhaber den Unterschied zwischen Höflichkeit und Takt erklärt. Angenommen, du gehst in ein Badezimmer, in dem eine Frau nackt unter der Dusche steht. Es wäre höflich, die Tür rasch zu schließen und ‚Entschuldigen Sie bitte, die Dame‘ zu rufen. Takt wäre es, wenn man die Tür schließen und ‚Entschuldigen Sie bitte, der Herr‘ rufen würde, womit impliziert wäre, man hätte nichts Intimes gesehen, nicht einmal das Geschlecht der Person unter der Dusche.

Wie man es dreht und wendet, es ist peinlich, aber es wird hoffentlich nichts Unangenehmes zwischen mir und der Dame (und damit dir!) auslösen, solange wir auf das Paradoxon des öffentlichen Raumes vertrauen: Jeder kann eine unangenehme Tatsache kennen, solange niemand sie ausspricht.

Auch dahinter steckte eine gewisse Diplomatie, denn es war kein Schmetterling, sondern ein Delphin auf dem Rücken der Frau, was für mich das bestgehütete Geheimnis der Akademie bestätigte, dass Brik nämlich sehr wohl ein Liebesleben hatte. Wenn ich es richtig gesehen hatte, handelte es sich hier um eine Dame aus dem Institut für Romanistik. Klischeehaft. Zwei Tage darauf saßen Pippa und ich in der Sonne vor meinem Büro, als sie vorbeiging und uns gekonnt ignorierte. Prima. Schöner Hintern übrigens.

Great Ass.

AN JENEM ABEND ging ich über das Unigelände, vorbei an der Aula, der Bibliothek, dem Verwaltungsgebäude – lauter föderalistische, symmetrische Entwürfe, die zudem doppelt gespiegelt wurden im Teich inmitten des Universitätsplatzes mit dem akkurat getrimmten Rasen, der gerne ‚das Karree‘ genannt wurde. Dahinter lagen die Dormitorien an zwei oder drei kleinen Innenhöfen, die vorausschauend aus Stahlbeton gebaut waren, der Popmusik und Studentengeschrei dämpfte.

Pippa wohnte nun in der Kleinstadt, die mit unserer Universität in Verbindung gebracht wurde, in Wahrheit jedoch drei Kilometer entfernt lag, oder nur zwei, wenn man die Abkürzung über den Waldweg und die Fußgängerbrücke über den Fluss nahm. Im Dezember 1776 waren die Wälder der Ort gewesen, wo die revolutionäre Armee die britische Invasionsmacht von Cornwallis zum ersten Mal aufgescheucht hatte, und noch immer fanden Spaziergänger und Amateurhistoriker hier Musketenkugeln und Messerspitzen. Alte Bäume, Großwild, obwohl man es nie sah. Ich staunte, wie dunkel es bereits war – die Winterzeit rückte näher. Zu kalt für meine Halbschuhe. Ich vergrub die Hände in den Taschen und ging rasch weiter.

Sie öffnete schweigend die Tür, war im Pyjama, hatte ihre Brille auf und ihr rotblondes Haar in einem kleinen Knoten hochgebunden. Ich nahm sie in die Arme und hob sie hoch. Sie roch nach sich selbst, nach dem süßen Duft von Lakritzbonbons, den ich immer auffing, wenn ich die Wäsche wusch oder, ohne etwas zu suchen, in ihren Sachen stöberte. Sie nahm die Brille ab und legte sie auf den Schrank, rieb sich die müde gelesenen Augen und umarmte mich nochmal, die lange Umarmung ging über in einen Kuss auf meine Wange. Ich küsste ihren Hals – den sie mir zu meiner Überraschung darbot, indem sie den Kopf nach hinten fallen ließ. Ich küsste ihr Gesicht, genau an der Stelle, an der ihr Haaransatz herzförmig ihre Stirn zierte. Sie ging mir voraus ins Schlafzimmer, setzte sich auf den Bettrand, zog in einer Bewegung Schlafanzughose und Slip aus, und ich ging sofort in die Knie und suchte mit Mund und Zunge den Kern ihres Duftes.

Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, bei ihr zu übernachten, doch danach lag ich zu lange in unserer vertrauten, trägen Wärme, um noch aufzustehen. Sie putzte sich die Zähne (eine feste Gewohnheit danach), kroch dann wieder unter die Decke und kuschelte sich an mich, die weißen Hinterbacken kühl und verurteilend.

„Sagst du es ihm später?“

„Zusammen?“

„Zusammen“, sagte sie.

Ich drückte meinen Mund ganz sanft auf das Delta der Lachfältchen neben ihren Augen und formulierte mit den Lippen einen Kuss, als würde ich Playback singen. Das weiche Licht ließ ihre Augen dunkler erscheinen, als sie tatsächlich waren.

Den Rest der Woche dachte ich darüber nach: Hitler und Chile. Ich war ziemlich überzeugt, dass ich Briks Vorschlag diesmal ablehnen würde. Es war die Art von Klarstellung, die ich relativ regelmäßig formulierte – ich sei der Chefredakteur vom Schlafwandler, nicht er, Hierarchie, stand your ground. Natürlich schuldete ich ihm meine tägliche Existenz – schließlich hatte er mich in die USA geholt, mich beim Fakultätsgremium als neuen Chefredakteur von Der Schlafwandler vorgeschlagen und mich damit de facto dazu ernannt. Er hatte dafür gesorgt, dass ich ein Appartement im Herzen des Unigeländes bekam, unentgeltlich. Der Inhalt seiner Rollkartei füllte fünf Mal im Jahr unsere Kolumnen. Ich mailte mit Daniel Mendelsohn, BHL und Jonathan Littell. Eines Sonntagmorgens ging ich ans Telefon und hatte Steven Soderbergh am Apparat, der mit Brik über eine mögliche Filmbiographie über Graf von Stauffenberg beraten wollte. Mach es nicht, sagte Brik. Unsere Abonnentenzahl stieg von zweitausend nordamerikanischen und europäischen Akademikern innerhalb der Gemeinschaft der Hitlerstudien auf fast zehntausend Abonnenten an, zu denen jetzt auch Leser aus dem Bereich der cultural studies und aus diversen literarischen Märkten gehörten – und immer gönnte Brik mir die Lorbeeren, während ich, und das muss doch jeder gewusst haben, höchstens ein kleiner Waggon war hinter der Josip-Brik-Lokomotive.

Danach schlug das Wetter um, fahle Wolkenfelder aus den Bergen rollten wie Lawinen durch die Luft, stapelten sich und sogar zur Verwunderung der lokalen Bevölkerung fiel noch vor Oktober der erste Schnee. Der würde nicht liegen bleiben, sagten die Wetterleute, aber zwei Tage später lag er immer noch. Ich rief Brik an, um zu fragen, ob ich ihn vielleicht abholen solle, falls das Wetter erneut umschlug, die Staatsstraßen von und zu seinem kleinen, entlegenen Bauernhof dadurch kaum befahrbar würden und die Busse den Betrieb einstellten. Vielleicht war es Projektion, aber er kam mir am Telefon einsilbig vor, distanziert, und ich redete drauf los, versuchte, ihn zu mir zu locken. Ich machte ein paar Bemerkungen über den Wetterumschwung, die er zunächst uninteressant fand – ‚Du und dein Wetter, was bist du, eine viktorianische Schriftstellerin?‘ –, doch ich erwähnte gerade noch rechtzeitig, dass derartige Veränderungen mit der Klimaerwärmung zu tun haben könnten, und er ging darauf ein:

„Ach hör doch auf, du meteorologischer Determinist! Wusstest du, dass es im sechzehnten Jahrhundert in den Niederlanden eine kleine Eiszeit gegeben hat? Natürlich wusstest du das. Du kannst nicht jede Regenwolke in eine klimatische Teleologie einordnen!“

Er war streitlustig. Er freute sich schon auf seine Debatte mit einem Hochschuldozenten an der London School of Economics, einem Mann mit einer wöchentlichen Kolumne in einer der konservativeren Tageszeitungen.

„Ich mag diese hochgebildeten Engländer, Friso. Denn egal, was man zu ihnen sagt, sie reagieren immer mit ‚Oh really?‘. Ich werde zu ihm sagen: ‚Den größten Teil meiner Forschungen habe ich betrieben, während ich wegen kriminellen pädophilen Verhaltens inhaftiert war.‘ Und dann sagt er: ‚Oh really?‘“

Innerhalb der nächsten drei Tage schlug das Wetter erneut um – wieder zurück zu den spätsommerlichen Temperaturen, die den Schnee schmelzen ließen. Ich reiste nicht nach Chile. An jenem Samstag saß ich an der Bushaltestelle auf einer Bank mit meinem Sakko auf dem Schoß und hochgekrempelten Ärmeln. Auf den anderen Bänken saßen hauptsächlich Senioren, ältere Männer und Frauen, die die Zeitung lasen oder ein Eis aßen, andere saßen einfach nur herum, die Augen geschlossen. Sie wärmten ihre Knochen in der angenehmen Sonne.

Es erinnerte mich an meinen Vater, wie er auf mich wartete, wenn ich am Freitagnachmittag mit dem Interliner nach Hause kam. Sonnenbrille auf der Nase, Zeitung in der Hand. Er sagte immer, dass er meine Ankunft als Vorwand benutze, früher aus der Arbeit zu gehen, und ich fragte mich erst später, ob das so wirklich stimmte. Ich grub mich in den vertraut muffigen Geruch seines Autos, während er in triumphierendem Ton weitererzählte – über die Zeitung, über die Nachrichten, die er so gut kannte, so offenkundig viel besser als ich, der moderne Sohn. Er rieb mir sein Wissen über die Gegenwart unter die Nase, so wie er auch unendlich reden konnte über Computer und Internet und überflüssig viele populärkulturelle Querverweise einflocht. Er wollte so gern zeigen, dass er mit der Zeit ging. Elterlicher Stolz wirkt in zwei Richtungen.

Briks Bus schwenkte in den Busbahnhof ein, und schon aus der Ferne konnte ich sehen, wie er mir durch die getönte Scheibe eifrig zuwinkte, wie ein Kind, das soeben von einer Klassenfahrt nach Hause kam. Der Bus spuckte vor allem Rentner aus, und dann erschien er in der Tür, in einem hellen Leinenanzug, der schon von Weitem Schweißflecken unter den Achseln erahnen ließ.

„Friso!“

Er sah nach links, nach rechts, überquerte die Straße und kam auf mich zu. Seine Art zu gehen barg einen fatalen Humor, vielleicht würde man es so auf einer Butler-Schule lernen. Er ging mit geradem Rücken, Schritt für Schritt, als wollte er einem Polizisten demonstrieren, dass er nüchtern genug war, um auf einer geraden Linie zu gehen. Er nahm den Koffer von der rechten in die linke Hand und streckte mir seine rechte entgegen – und sah nicht, dass der Koffer den auf dem Bürgersteig geparkten Kombi hart am Kotflügel traf. Der Alarm ging sofort los, genau in dem Augenblick, als Brik den Fuß auf den Gehsteig setzte – erschrocken rutschte sein Fuß ab, und wie eine Art Eiskunstläufer drehte er sich im letzten Augenblick halb um die eigene Achse, wodurch er nach vorne fiel, aber dennoch auf dem Hintern landete, die Beine in der Luft. Ein Schuh, der linke, flog im hohen Bogen weg und wurde mit einem übertriebenen Sinn für Slapstick von einem Passanten aufgefangen.

Ich eilte zu ihm, um ihm aufzuhelfen: „He, Mann, was machst du denn?“

Brik lachte laut. Die Menschen in den Straßencafés sahen auf.

Slapstick. In einem Profil in der Zeitung De Groene Amsterdammer schrieb ein Journalist:

Man hat eigentlich keine andere Wahl, als sich bei Brik am Klischee des zerstreuten Professors zu vergreifen und ihn in die Kategorie eines Timofey Pnin oder Moses Herzog einzuordnen – ‚durch die gesamte Gegend schallendes Gedankengeballer‘. Der Professor-Barabas-Ähnliche, dessen ständiges Nachdenken ihn loslöst von der realen Welt, die ihn umgibt – Slapstick lauert hinter jeder Ecke.

Das ist die Art von Prosa, bei der Brik mich korrigiert hätte: ‚Man hat eigentlich keine andere Wahl, als …‘ Nein, es ist der Journalist, der ‚fast keine andere Wahl hat, als‘, es ist der Journalist, der die Realität auf ein windiges Stereotyp reduziert.‘

Oder: ‚Die literarischen Querverweise mögen vielleicht belesen erscheinen, doch suggerieren sie nicht auch einen Mangel an Originalität?‘

Wer ihm näher stand, wusste, dass seine Ungeschicklichkeit bis zu einem gewissen Grad Teil einer Rolle war, die er spielte. Ich sah ihn im Büro stundenlang lesen und mailen, ruhige Telefonate führen, und wenn dann ein übereifriger Kollege hereinkam, fing er plötzlich an zu stottern und ließ Papierstöße fallen. Er hatte seine Abwehrmechanismen und wusste, was er tat.

Während wir durch die Fußgängerzone zu dem Restaurant gingen, wo Pippa auf uns wartete, sah ich uns in den Schaufenstern der Boutiquen – im grellen Licht der Mittagssonne schien sein Anzug die Farbe eines Golden Retrievers zu haben, und mit seinen kurzen Beinen war es, als würde ein riesiges Vanilleeis vorbeigehen.

„Ist das was?“

Er blieb vor einer Puppe im Schaufenster stehen. Bis vor Kurzem hatte er bügelfreie Hemden getragen. Aus reiner Irritation, als er mal wieder mit so einem verwaschenen, formlosen Shirt erschien, hatte Pippa ihn in einen Taxfree-Laden am Flughafen geschleift (ich war nicht da, um ihn abzuholen, wie sonst immer) und vier Brooks-Brothers-Shirts für ihn gekauft. Er freute sich so sehr darüber, dass er jetzt regelmäßig Leute ansprach und sie nach der Marke fragte, die sie trugen.

„Würde das Hemd nicht gut zu diesem Jackett passen?“

Das Jackett, das er trug, war vanilleblond; das Hemd hatte violette Längsstreifen.

„Du solltest dir die Inspiration für deine Farbkombinationen nicht von Bonbonverpackungen holen“, sagte ich.

Erneut lachte er laut auf.

(In einem der Porträts über Brik erwähnte die Journalistin vom New Yorker, eine atemlose, vogelähnliche kleine Frau von knapp achtzig Jahren, auch mich:

Während der meisten unserer Gespräche in Briks Apartment in Cornell ist auch Friso de Vos anwesend. Groß, attraktiv, von bösem Blond, wie eine Ein-Mann-Leibgarde steht er unten vor den Büros. Er gehört zu den besten innerhalb Briks akademischer Entourage, immer bereit, Kaffee, Tee oder irgendwelche Unterlagen, einen Artikel oder ein Buch zu bringen, nach dem Brik verlangen könnte. ‚Meine kleine private Schutzstaffel‘, lächelt Brik.

Ende Zitat. Ihre Worte. Seine Worte.)

Pip und ich, wir kümmerten uns um ihn. Er hatte Anstellungen bei zwei Expertenkommissionen, war Gastdozent an noch mal zwei Universitäten (auf zwei unterschiedlichen Kontinenten) und in diesem byzantinischen System von Gehaltsströmen und Arbeitserlaubnissen brauchte er auch Leute, mit denen er einfach mal ein Fußballspiel ansehen konnte (mich) oder die ihm eine selbst gekochte Mahlzeit vorsetzten (Pippa). Im letzten Jahr war er zweimal bei uns auf dem Sofa eingeschlafen, woraufhin wir ihn mit einer Decke zugedeckt hatten und ihn am nächsten Morgen völlig entspannt und gut gelaunt beim Frühstück vorfanden.

Er muss dieses Gefühl eines Heimathafens verspürt haben, als er Pippa im Restaurant umarmte und ihr ein Kompliment für ihr Outfit aussprach. „Friso, ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich sage, dass deine Liebste wie immer aussieht wie eine gelassene, elegante Französin, wie man sie in einem Café am Boulevard Saint-Germain vorbeigehen sehen kann. Die Frauen hier in Amerika tragen lauter Schichten, BH, Top, Shirt, Pullover, Strickjacke, Jacke. So verhüllend, so unsicher. Pippa hingegen hat unverkennbar einen französischen Stil: Hose, Bluse, voilà.“

Unser Essen wurde gebracht, und nachdem Brik seinen Steaksalat verputzt hatte, nahm er Pippas Teller und begann den Rest ihres Risotto zu vernichten, nachdem er drei Löffel geraspelten Käse darüber gestreut hatte. Pippa sah mich an und blinzelte kurz als Zeichen. Sie schien ruhig.

„Wir müssen dir etwas sagen“, sagte ich.

„Ja“, sagte sie. „Etwas Wichtiges.“

Was mag er erwartet haben? Was war am logischsten: eine Hochzeit, eine Schwangerschaft? Brik blickte von seinem Teller auf mit der kindlichen Zuversicht, dass nichts auf dieser Welt im Argen liegen konnte.

„Friso und ich haben beschlossen, uns zu trennen.“

„Genau“, sagte ich.

Pippa erzählte, sie habe schon ein kleines Appartement in der Stadt gefunden, dass wir bereits mit der Fakultät geklärt hätten, dass ich unsere Wohnung auf dem Unigelände behalten dürfe. „Du verlierst keinen von uns beiden.“ Ich merkte, dass er die Luft anhielt. Brik war in grauer Vorzeit einmal verheiratet gewesen. ‚Es hat nicht funktioniert – keine große Sache.‘ Aber ich hatte ihn noch nie von egal welcher häuslichen Malaise in Kenntnis gesetzt und fragte mich jetzt, ob er das Gefühl hatte, dass ich mein Leben, oder zumindest einen Teil davon, vor ihm abgeschirmt hatte, und ob er sich übergangen fühlte. Er kaute etwas hinunter, vielleicht zu langsam, als wollte er Zeit gewinnen, schluckte und sah auf die Tischdecke:

„Ist es endgültig?“

Ich sah zu Pippa und Pippa nickte. Und das war’s, Brik murmelte etwas – yesch, yesch, yesch, er konnte das sagen wie ein stotternder Motor, der versucht anzuspringen, seine Art, sein Gehirn in Gang zu setzen – und man sah ihn suchen, wie er es immer tat, nach einem Argument, nach etwas, woran wir noch nicht gedacht hatten, was wir übersehen hatten.

„Ist es, weil Friso für unsere Zeitung so viel auf Reisen war?“, fragte er.

„Hör zu“, sagte Pippa beherzt, „wir möchten nicht, dass du denkst, dass es auch nur das Geringste mit dir zu tun hat, verstehst du? Du kannst nichts dafür.“

„Wirklich“, betonte ich, „Hitler hat nichts damit zu tun.“

„Und es ist auch wirklich nichts passiert“, sagte Pippa wie besprochen. Sie würde einen Seitensprung ausschließen, aus dem auf der Hand liegenden feministischen Grund, dass man in dieser Hinsicht eher einer Frau glaubt als einem Mann.

Wir hatten Abmachungen geschlossen, Pippa und ich. Wir hatten gute und schlechte Zeiten gehabt, wir hatten gestritten und wir waren still gewesen, und obwohl wir in den letzten Monaten besessen waren vom Poltern unserer Herzen, all unsere Gefühle minutiös in Worte gefasst und Wörter wie Schriftgelehrte analysiert und Doppeldeutigkeiten vermutet hatten, trugen wir eine gemeinsame Verantwortung. Es gab Menschen, hier und in den Niederlanden, bei denen Bilder von uns beiden an der Wand hingen, die unsere Namen auf Umschläge für Geburtstagskarten und gute Wünsche für das neue Jahr schrieben. Wir waren zusammen in das Leben von Freunden und Verwandten integriert worden, und jetzt war es unsere Aufgabe – fanden wir –, ihnen unsere Desintegration persönlich mitzuteilen. Das sei, so sagten wir immer wieder, einfach nur erwachsen.

Dennoch beschlich mich ein Gefühl der Scham, als ich Brik da so sitzen sah, als hätte ich ein Versprechen nicht gehalten.

Er nickte.

Fast war ich erleichtert, bis er zum ersten Mal aufsah und ich in seinen großen blauen Augen gegen jede Erwartung zwei Tränen aufsteigen sah, und mit einer Stimme, die knarzte wie eine alte Tür, stöhnte er ein entscheidendes, essentiell intelligentes Wort:

„Warum?“

Warum? Wie ein Messer in der Dunkelheit. Pippa saß ihm am nächsten und legte ihm scheinbar nicht überrascht die Hand auf die Schulter und erklärte es ihm, die verschiedenen Punkte, an denen wir uns in unserem jeweiligen Leben befanden, und ich hörte nur halb oder gar nicht zu und sah in das Gesicht von Brik, das allmählich den fragenden Ausdruck verlor, jeglichen Ausdruck verlor, als blickte er in eine tiefe Leere, und ich hatte vergessen, warum.

Von: [email protected]

An: [email protected]

Datum: 16. September

Betreff: Chile!

Lieber Brik,

ich hoffe, wir haben dich letzten Freitag nicht allzu sehr erschreckt. Und ich hoffe auch, dass du es mir nicht übel nimmst, dass ich dir nicht früher von unserer/meiner Situation erzählt habe. Wie dem auch sei; ich habe dich gesehen, als du an jenem Abend in der Aula deine Rede gehalten hast, und allmählich spürte ich etwas Bekanntes und Angenehmes, wie wenn man nach langer Krankheit wieder Appetit verspürt: Chile! Natürlich muss ich nach Chile, ein Tapetenwechsel, dort mache ich mich nützlicher als hier usw. Willst du immer noch, dass ich fliege?

IN EINER SEINER ersten BBC-Dokumentationen über Krieg im Film gibt es einen wunderbaren Shot von Brik. Er treibt allein in einem Boot auf einem Schweizer See, freundliche Schneegipfel im Hintergrund, eine leichte Brise zerzaust sein verbliebenes, sandgraues Haar und man sieht, dass er versucht, das Gesicht ruhig zu halten, passiv zu lächeln. Doch die Mundwinkel zucken, und man sieht etwas hinter seinen Augen, eine rotierende Maschine. Es ist und bleibt Brik. Die Kamera filmt aus großer Entfernung. Seine Adlernase, sein breiter, harter Unterkiefer. Sein Gesicht sieht aus wie etwas, das man sich vor das Auto montiert, um damit durch den Schnee fahren zu können.

DAS WAR GESCHEHEN:

Gleich bei meiner Ankunft in Chile war ich auf der Flugzeugtreppe ausgerutscht, und obwohl einiges an Handgepäck und ein Rentnerehepaar meinen Sturz abfingen, landete ich dennoch ziemlich hart auf dem rauen Asphalt. Mir war es vor allem peinlich. Eine Stewardess eilte zu mir und brachte mich zur Erste-Hilfe-Stelle im Terminal, wo ein junger Arzt die Schürfwunde an meinem Oberarm reinigte und verband. Kein Problem. Zehn Minuten später saß ich schon wieder in einem Taxi.

Drei Tage später erwachte ich viel früher als sonst und mit Fieber. Die Schürfwunde hatte sich gerötet und brannte, wenn ich sie berührte. Über das Fakultätssekretariat bekam ich den Namen eines Arztes, der am Nachmittag einen Termin für mich hatte. Ich wartete eine Dreiviertelstunde in einem ansonsten leeren Wartezimmer, bevor ich drankam. Der Arzt, ein etwas älterer Mann mit Fliege, zuckte mit den Achseln, als er meinen Arm untersuchte. ‚Das kommt vor‘, sagte er und schickte mich mit einem Streifen Paracetamol wieder weg. Ich fühlte mich abgewimmelt, war aber auch erleichtert. Abends rief ich Hitler Lima jr. an, um mich mit ihm zum Mittagessen zu verabreden, doch er lud mich ein, schon am selben Abend in seinem Stammlokal zusammen etwas zu trinken.

Ich traf Hitler jr. in einem Café mit gelb und grün angemalten Wänden, auf dem Tresen standen geflochtene Körbchen mit Tortilla-Chips. Die Gitarrenmusik aus dem Radio vermischte sich mit dem Ton aus dem Fernseher, und alles war so, wie ich es von Chile erwartet hatte.

Wir setzten uns unter ein riesiges Gemälde eines lila Pferdes, das in einiger Entfernung von blauen Indianern beobachtet wurde – keinen Inka, sondern nordamerikanischen Indianern, wie es sie neben den Cowboys gab. Ein leises Hmmmm vibrierte in unseren Ohren, es klang wie eine Klimaanlage, aber es war warm und alle Türen und Fenster standen offen. Hitler jr. erzählte, das Gemälde des lila Pferdes sei eine Schenkung eines befreundeten Künstlers, der oft herkomme, wie viele Emigranten aus der Intelligenzija der Hauptstadt – er zeigte umständlich auf die Leute an der Bar: Das sei eine Journalistin, das ein Anwalt, das ein Schriftsteller, dies ein ehemaliger Schauspieler, er halte Vorlesungen an der Universität, sie gebe Gesangsunterricht am Konservatorium. Bis vor Kurzem sei der große chilenische Dichter Lopez Truijla auch oft hier gewesen, regelmäßig, erzählte er mir, doch der habe sich letzte Woche am Feigenbaum seiner Nachbarn erhängt. Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer in der Gegend verbreitet.

Ich fragte ihn, ob es etwas speziell Depressives im Leben von Truijla gegeben hätte, doch Hitler schüttelte den Kopf. Einfach so, er sei vom Leben davongespült worden.

Er redete über seine Vorbilder, seine Inspirationsquellen und fragte schließlich, welche Künstler ich favorisiere. Als Niederländer würde ich doch bestimmt das glutvolle Temperament eines Rembrandt oder sonst die himmlische Serenität eines Vermeer verehren? Ich überlegte kurz und sagte, ich würde Vermeer schätzen, nicht der Serenität wegen, sondern weil man bei seinen Gemälden immer den Eindruck hatte, man betrachte ein Dekor, aus dem etwas entfernt worden war. Ich sagte, dass ich ansonsten das Werk von Damien Hirst sehr möge.

„Doch sagen Sie mir: Ist das denn Kunst? Oder ist das Kunst über die Kunst?“

Er fuhr fort, er sei geschieden, habe eine Tochter, die er alle zwei Wochen sehen dürfe. Seine Frau sei fremdgegangen mit jemandem, den sie im Internet kennengelernt hatte, aber er dürfe sein kleines Mädchen nie sehen! Und sie wohne jetzt in dem Haus, das er gekauft habe, zusammen mit dem Neuen! Einem Telekommunikationsfuzzi! Er erzählte alles locker und humorvoll, er schämte sich für nichts. Er sagte, er sei Josip Brik begegnet und ‚tief, tief‘ beeindruckt von ihm gewesen. Wenn er ab und zu schwieg, schien sein Gesicht in sich zusammenzufallen. Der Bart gab ihm kein zusätzliches Volumen, im Gegenteil, er betonte die tief liegenden Augenhöhlen, die knochigen Wangen – aus einiger Entfernung sah er aus wie der Leichnam von Che Guevara. Ich erzählte, ich hätte schon einige chilenische Hitler angerufen. Wir vereinbarten, dass ich ihn im Laufe der Woche in seinem Atelier besuchen kommen würde, damit ich mir seine Kunstwerke ansehen könnte.

Als ich mich erhob, war es, als wäre mein Kopf dreimal so schwer wie der Rest meines Körpers, und ich verlor wie Dumbo das Gleichgewicht, flog über den Tisch und zerschmetterte Bierflaschen, Tortillas und Tischbeine auf meinem Weg zum staubigen Boden. Hitler und der Anwalt (oder war es der ehemalige Schauspieler?) halfen mir auf. Ich sagte, ich sei zu schnell aufgestanden, das Bier sei mir wohl nicht gut bekommen, ich sei etwas erschöpft, Jetlag und so weiter, aber trotzdem hielt Hitler mich besorgt unter den Achseln und brachte mich zu einem Taxi, das mich zurück in meine Unterkunft fuhr.

Das Apartment befand sich am Rande des Campus, im östlichen Teil der Stadt. Ich musste es mit einem Franzosen meines Alters teilen, von dessen Anwesenheit in den ersten Tagen nur eine Art Zerstäuber auf dem Küchentisch zeugte. Er benutzte ihn, um Marihuana in eine Plastiktüte zu blasen, damit er rauchen konnte, ohne wirklich zu rauchen. Jean-Philippe verließ sein Dachzimmer äußerst selten und promovierte über, tatsächlich, Hitlers Rachespiele, die auf nicht mehr als zwei Einaktern von inzwischen vergessenen Dramaturgen basierten, auf die Brik ihn aufmerksam gemacht hatte. Auf die Plastiktüte hatte er mit Edding ein Gesicht gemalt, das fröhlich lachte, wenn sie gefüllt war, in leerem Zustand hingegen einen verschrumpelten und geriatrischen Ausdruck zeigte.