Inhalt
Einführung
Titelseite
Prolog
Der Beginn
Die Crews
Die Schiffe
Die Mission Beginnt
Die Ankunft
Rauchende Bedrohung
Die Rettung
Die Erkenntnis
Dunkle Schatten
Entdeckungen
Der Nebel wird klarer
Die Entführung
Neue Hoffnung
Der Schatten erwacht
Flug zum Herz der Finsternis
Der Plan
Die Flucht
Die Rückkehr
Schatten in der Tiefe
Der Verlust
Nachwort
◆◆◆
Einführung
Vor 6.000 Jahren landeten zwei außerirdische Schiffe auf der jungen Erde – doch nicht allein. Zwei Teams. Zwei Kontinente. Ein Schicksal, das sich in Rauch und Trennung verliert.
Paru, ein Führer wider Willen, sucht inmitten von Trümmern nach Wahrheit und Hoffnung.
Juma, sein einstiger Bruder, formt im Verborgenen eine neue Welt nach seinem Willen.
Und zwischen ihnen: Fragmente vergessener Technik, das Echo uralter Stimmen – und ein dunkler Schatten, der alles zu verschlingen droht.
Die Saat von Nibiru ist der erste Band einer epischen Science-Fiction-Saga, die Mythos und Realität, Zukunft und Vergangenheit miteinander verwebt.
Was, wenn unsere ältesten Kulturen mehr waren als bloßer Zufall? Was, wenn die Götter nicht vom Himmel kamen – sondern aus den Sternen?
Der Beginn einer Reise, die nicht nur die Geschichte der Menschheit verändert.
Sondern alles.
◆◆◆
Die Saat von Nibiru
Die ersten Götter
Torsten "KOBY" Kobylka
◆◆◆
Prolog
Paru lehnte sich entspannt gegen die Panoramascheibe seines Penthauses und blickte auf das Lichtermeer der Stadt. Die Wolkenkratzer ragten wie riesige Monolithen in den Nachthimmel, Sinnbilder für den Fortschritt und die rastlose Hektik der Menschheit.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Seht euch an, ihr Menschen da unten. Wie Ameisen hetzt ihr durch euer Leben, von einem Termin zum nächsten. In fünf Jahren könnte das alles vorbei sein. Denn dann kommen sie, meine Spezies, und ich weiß nicht, ob ich sie davon überzeugen kann, mit euch zusammenzuleben.“
Seine Stimme hallte in der Stille des Raumes wider. Paru schloss die Augen und ließ die Erinnerungen an seine Heimat, den Planeten Nibiru, an sich vorüberziehen. Ein Planet, der einst ein Ort voller Wunder, Wissen und Leben war. Doch diese Zeiten waren längst vorbei.
Nibiru, seine Heimat, war ein sterbender Planet. Der innere Kern kühlte sich ab, die Lebensbedingungen verschlechterten sich dramatisch. Ihre einst glorreiche Zivilisation, aufgebaut über hunderttausende von Jahren, stand vor dem Untergang.
Die Oberfläche war unbewohnbar, sie hatten sich tief unter die Oberfläche zurückgezogen, lebten in gigantischen Hallen, in künstlichem Licht, Pflanzen Biome unterirdisch angelegt, getragen von der Hoffnung, eine neue Heimat zu finden.
Er überlegte, ob die Menschheit überhaupt verstehen könnte, was auf sie zukam. Würden sie lernen, wachsen, sich ändern – oder würden sie sich selbst zerstören, wie so viele andere vor ihnen?
Sein Auftrag würde nicht nur darin bestehen, zu beobachten, sondern auch alles Vorzubereiten: Sollte seine Spezies mit ihnen koexistieren können, oder würde sie über sie hinwegfegen?
Er öffnete die Augen und blickte erneut in die Nacht hinaus. Die Sterne funkelten über der Stadt, gleichgültig gegenüber dem Schicksal derer, die unter ihnen lebten. „Vielleicht“ flüsterte er, "verdient ihr eine Chance. Vielleicht."
◆◆◆
◆◆◆
Der Beginn
Die Akademie von Nibiru war sein Zuhause, sein Gefängnis, sein Universum. Hier, in den unterirdischen Hallen, erhellt von künstlichem Licht, hatte er seine gesamte Existenz verbracht.
Er, Paru Anunaki, ein Nachkomme einer langen Reihe von Wissenschaftlern und Philosophen. Der Planet wurde von mächtigen Familienclans regiert. Der Rat der Clans war das höchste Entscheidungsgremium auf Nibiru.
Neben den dominierenden Familien wie den Pharo, den Raa, den Theos und den Anunaki gab es zahlreiche weitere Clans, die um Einfluss kämpften. Die Mexic waren bekannt für ihre Ingenieurskunst, die Tonati für ihre Astronomie, die Theos für ihr Verhandlungsgeschick und die Pateca für ihre Organisationstalente. Kleinere Familien versuchten stets, sich die Gunst der Großen zu sichern.
Jeder Clan führte ein Wappen – Symbole ihrer Herkunft und ihrer Stärken. Die Anunaki trugen eine Tempelpyramide, die Pharo eine monumentale Pyramide, die Theos einen Säulentempel, die Mexic einen verdrehten Lichttempel, die Tonati eine Kuppel mit Teleskop und die Pateca einen Tempel mit zahlreichen Türmen.
Sein konkurent und Freund war Juma Pharo – ein wahrer Vertreter seines Clans: stolz, stark, kriegerisch. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verband sie eine Freundschaft. Gemeinsam hatten sie die Sterne beobachtet, die Geheimnisse des Universums diskutiert und von der Zukunft geträumt.
"Paru, irgendwann gehören die Sterne uns", sagte Juma oft lachend. "Wir müssen sie nur erreichen." Paru hatte damals gelächelt. Damals war noch alles möglich.
Doch in letzter Zeit hatte er eine Veränderung in ihm bemerkt. Juma wurde distanzierter, seine Gedanken schienen oft woanders zu sein. Auf seine Nachfragen wich er aus. "Das geht dich nichts an, Paru. Das ist eine Angelegenheit der Pharo," sagte er kühl.
"Juma, wir waren immer ehrlich zueinander. Was ist los mit dir?" fragte er eines Abends vorsichtig. Jumas Blick war hart, und er antwortete "Manchmal muss ein Pharo Dinge tun, die andere nicht verstehen." Paru ließ es darauf beruhen, wissend, dass weiteres Drängen ihn nur noch mehr von ihm entfremden würde.
Dann kam die Nachricht, die alles verändern sollte: Juma und Paru wurden ausgewählt, jeweils eines der beiden Raumschiffe zu befehligen, die auf eine Erkundungsmission geschickt werden sollten. Paru war überglücklich – und zugleich besorgt. Juma schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Er wirkte aufgeregt, fast nervös, was für ein Pharo äußerst ungewöhnlich war.
Paru erinnerte sich an ein Gespräch mit Gim Theos, einem engen Freund und Ingenieur der Akademie. Ihre Väter kannten sich seit ihrer Jugend. Gim hatte ihm von einer geheimen Mission erzählt, die der Rat der Clans plante. Es ging um den blauen Planeten am Rand dieser Galaxie – Karela.
"Die Somnas wollen, dass wir diesen Planet bewohnbar machen," erklärte Gim. "Vielleicht unsere einzige Hoffnung, Paru."
"Und wenn wir dort versagen?" fragte er zurück. Gim zuckte mit den Schultern. "Dann sind wir verloren."
Paru vertraute ihm. Und als er ihm gegenüber seine Beobachtungen über Juma äußerte, nickte er nur ernst. "Juma ist ehrgeizig," sagte er.
"Er sieht in dieser Mission die Chance, seinen Clan an die Spitze zu bringen. Aber ich denke er weiß nicht, was ihn erwartet. Und das macht ihn unruhig."
Paru wusste, dass Gim recht hatte. Juma und er hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen von Erfolg. Er suchte Macht. Paru suchte Erkenntnis.
◆◆◆
◆◆◆
Die Crews
Die Auswahl der Crewmitglieder war eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben. Paru wollte ein Team, das auf Forschung, Wissenschaft und Entdeckung spezialisiert war. Ein Team, das mit Verstand und Herz agieren würde, nicht mit blindem Gehorsam. Gemeinsam mit Gim verbrachte er Tage damit, die besten Kandidaten zu prüfen:
"Anya Tonati?" fragte er, als sie die Liste durchsahen. "Brillante Astrophysikerin," antwortete Gim. "Hat am Observatorium der Tonati gearbeitet. Sie liebt es, neue Sternbilder zu kartieren." "Gut. Sie kommt mit."
Dann Kai Astek, ein Pilot, der für seine schnellen Reflexe bekannt war. "Er fliegt wie der Wind," sagte Gim schmunzelnd. "Aber manchmal etwas... risikofreudig." "Naja vielleicht brauchen wir aber genau das," erwiderte Paru.
Nala Maia, die Medizinerin mit botanischem Wissen, war eine ruhige Kraft. Ihre Kenntnisse über Heilpflanzen waren legendär.
Zari Zulu, Kommunikationsexpertin, konnte in mehr als zwanzig Dialekten kommunizieren und war geschickt darin, selbst in den chaotischsten Situationen die Kontrolle über Funksysteme zu behalten.
Tariq Nubir, ein erfahrener Sicherheitsoffizier, hatte einen wachen Blick und eine ruhige, entschlossene Art.
Amina Sumere, Archäologin und Kulturwissenschaftlerin, war fasziniert von fremden Zivilisationen und glaubte fest daran, dass man aus der Geschichte lernen konnte.
Benti Bantu, ein Mechanikgenie, war für jede Reparatur unverzichtbar.
Leo Etruske, der Geologe, war ein leidenschaftlicher Sammler seltener Mineralien.
Und schließlich Thoth Khimer, Maschineningenieur, ein ruhiger Denker mit einem Talent dafür, komplexe Antriebssysteme zu verstehen und zu verbessern.
Jeder Einzelne hatte besondere Fähigkeiten, aber wichtiger noch: Charakter und Loyalität. „Auf Nibiru wurde jeder dazu erzogen, mehr zu sein als nur das, was ihm seine Herkunft oder sein Clan vorgab, natürlich hatte jeder sein Spezialgebiet – Paru in Wissenschaft und Diplomatie, Gim in Technik, Nala in Medizin. Aber ihre Ausbildung war umfassend. Sie alle mussten lernen, auch die Aufgaben der anderen zu verstehen und im Notfall auszuüben,oder komplett zu übernehmen.“
Parallel dazu stellte Juma seine Crew zusammen – nach ganz anderen Kriterien. Seine erste Wahl fiel auf
Seth Raa – einen Krieger durch und durch, bekannt für seine Brutalität und absolute Loyalität. "Mit ihm gibt es keine Diskussionen," hörte man Juma sagen. "Nur Ergebnisse."
Dann wählte er Isi Osiri, eine talentierte Heilerin mit einem ausgeprägten Gespür für Manipulation. Sie war für Juma ebenso Spionin wie medizinische Beraterin.
Porus Horu war ein Scharfschütze mit unfehlbarer Zielsicherheit, der in einem einzigen Tag einhundert bewegliche Ziele eliminieren konnte.
Anub Amun, ein taktischer Stratege, plante selbst komplexeste Gefechte mit erschreckender Effizienz.
Baste Nubir, die Schwester von Tariq, war eine schnelle, agile Kämpferin, die plötzlich zuschlug und ebenso rasch wieder verschwand.
Rak Zulu war ein Kommunikationsexperte wie seine Cousine Zari, doch er setzte seine Fähigkeiten ein, um Propaganda zu verbreiten und Gegner psychologisch zu untergraben.
Thors Ansga, ein draufgängerischer Pilot, war bekannt für seine waghalsigen Flugmanöver und seine Vorliebe für Blitzangriffe.
Amu Pateca, ein Sabotageexperte, verstand es, gegnerische Systeme lautlos und effizient auszuschalten.
Osar Sumi, Ingenieur für Waffentechnik, war besessen davon, immer neue, tödlichere Systeme zu entwickeln.
Und schließlich Nefert Mexic, der Maschinist, der über jedes Aggregat, jede Waffe und jeden Antrieb an Bord wachte wie ein Greifvogel.
Jumas Auswahl war nicht auf Sympathie gebaut – sie war das Ergebnis von Kalkül, Stärke und absolutem Nutzen. Jeder dieser Individuen war in seiner Rolle nicht nur effektiv, sondern kompromisslos. Loyalität konnte man sich verdienen – oder erzwingen. Für Juma war beides akzeptabel.
In einem dunklen Besprechungsraum mit seinen engsten Vertrauten Seth, Isi, Rak und Anub legte Juma den ersten Einsatzplan auf den Tisch. Eine holografische Karte flammte auf, zeigte Gebirge, Küstenlinien, energetische Störfelder und eine Tempelanlage.
„Wir verändern nicht die Geschichte“, sagte Juma ruhig, während die anderen lauschten. „Wir schreiben sie um. Radikal. Zielgerichtet. Und unumkehrbar.“
Er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Niemand sprach. Keiner widersprach. Es war nicht nötig. Sie wussten, was sie waren. Sie waren kein Team. Keine Familie. Keine Helden.
Sie waren Jumas Werkzeug – und bereit, sich einzusetzen.
◆◆◆
◆◆◆
Die Schiffe
Die Schiffe waren wahre Wunderwerke der Technik, konstruiert für interstellare Reisen und geschaffen, um den Boden für die spätere Ankunft des Volkes zu bereiten. Beide Raumschiffe waren modular aufgebaut, in Segmente unterteilt, die später auf dem Zielplaneten getrennt und als eigenständige Strukturen genutzt werden konnten.
Sie waren mehr als Transportmittel — sie waren die Vorposten für eine Zukunft, die sie auf Karela erst noch erschaffen mussten. Jedes Schiff bestand aus mehreren zentralen Modulen:
Das Wissenschaftsmodul, ein hochmodernes Labor mit der neuesten Technologie zur Analyse von Bodenproben, Atmosphäre und Flora.
Das Wohnmodul, ausgestattet mit Schlafquartieren, Gemeinschaftsräumen und Erholungsbereichen, um die Moral der Crew während der langen Reise aufrechtzuerhalten.
Das Lagermodul, das Nahrungsvorräte, Ersatzteile, Baumaterialien und wissenschaftliche Ausrüstung beinhaltete.
Das Produktionsmodul, ein Bereich für den Anbau und die Wiederaufbereitung von Nahrungsmitteln, das Recycling von Wasser und Sauerstoff.
Das Hangarmodul, in dem kleinere Erkundungsfahrzeuge und Drohnen untergebracht waren, für die Erkundung des Zielplaneten.
Beide Schiffe waren flach und langgestreckt gebaut, mit zwei leistungsstarken Haupttriebwerken, die an der Rückseite angebracht waren. Zusätzliche Manövertriebwerke an den Seiten erlaubten feinere Kursanpassungen.
Ein besonderes Merkmal war ihre äußerst robuste Außenhülle. Sie bestand aus einer speziellen Legierung, die kleinste Weltraumpartikel und kosmische Strahlung abhalten konnte. Ein gravimetrischer Schutzschild umhüllte beide Schiffe. Er verstärkte die Abwehr gegen kleinere Einschläge, konnte jedoch bei massiveren Einschlagskräften versagen.
Im Inneren der Schiffe war alles auf Effizienz, Autarkie und langfristige Nutzung ausgelegt. Jeder Quadratzentimeter war durchdacht, jeder Bereich hatte mindestens eine Doppelfunktion. Es gab keine Verschwendung von Raum oder Ressourcen.
Die Steuerzentralen beider Schiffe waren mit einem semi-symbiotischen Kristall ausgestattet – diese konnten auf die Gedankenmuster der Piloten reagieren und ihre Entscheidungen antizipieren. Dies erlaubte es den Piloten, in Bruchteilen von Sekunden zu handeln, ohne haptische Eingaben tätigen zu müssen.
Beleuchtung, Temperatur und Atmosphäre ließen sich dynamisch anpassen – nicht nur zur Energieeinsparung, sondern auch zur psychischen Stabilisierung der Crew. Spezielle holografische Projektoren konnten Naturlandschaften simulieren, um das Gefühl der Isolation zu mindern.
Darüber hinaus verfügten beide Schiffe über ein Verteidigungssystem, das sich im Notfall aktivieren lies. Es war mit Impulswaffen und Verteidigungsdrohnen ausgestattet, die selbstständig auf Bedrohungen reagierten – ein Feature, das besonders Juma beruhigte.
In ihrem Innersten waren diese Schiffe nicht einfach nur Transportmittel oder Lebensräume. Sie waren Bastionen. Zeugnisse einer fernen Hochtechnologie – und stiller Wächter einer Saat, die nun auf einer fremden Welt keimen sollte.
◆◆◆
◆◆◆
Die Mission Beginnt
Gim und Paru verbrachten die letzten Tage vor dem Start mit endlosen Tests. Immer wieder liefen sie durch die langen Korridore des Schiffes, überprüften Systeme, inspizierten jede Naht, jedes Ventil.
"Paru," sagte Gim während eines Kontrollgangs, "wir bauen hier keinen einfachen Übergang. Wir bauen ein Erbe." Paru nickte langsam.
"Unsere Aufgabe ist es, eine Brücke für unser Volk zu schlagen — für jene, die kommen werden." Gim lächelte schwach. "Dann sollte diese Brücke stärker sein als jeder Sturm." er erwiderte sein Lächeln. "Und weiser als jeder Eroberer."
Juma bereitete sich derweil auf seine eigene Weise vor. Seine Crew trainierte Kampfsimulationen, studierte Angriffstaktiken und Überlebenstechniken. Beim letzten Treffen vor dem Start musterte Juma Paru mit einem verschlossenen Blick. "Unser Schiff wird der Wegbereiter sein, Paru," sagte er. "Wir werden Karela zeigen, dass wir unseren Platz verdienen."
"Vielleicht," antwortete Paru ruhig, "werden wir mehr erreichen, wenn wir versuchen, sie zu verstehen, statt sie zu überwältigen." Ein Moment der Stille lag zwischen ihnen. Ein letztes Band alter Freundschaft — oder der erste feine Riss?
Am Tag des Aufbruchs stand die gesamte Gesellschaft des Planeten bereit, sogar der älteste von Nibiru, Ahlsan Pharo, man sagt er wäre bereits über hunderttausend Jahre alt, was viele für einen Mythos halten. Ahlsan hatte ein beunruhigendes Grinsen im Gesicht, was Paru einen kalten Schauer verursachte.
In den Augen der Crews lag Stolz, aber auch Angst. Ein letztes Mal atmeten sie die Luft ihres Heimatplaneten, spürten den vertrauten Boden unter ihren Füßen. Viele hielten inne, sahen einander an, als wollten sie sich jede Einzelheit einprägen.
Der Countdown begann. "Crew auf Stationen," befahl Paru ruhig. "Alle bereit," bestätigte Gim. In der Kommandobrücke herrschte gespannte Stille. Jeder Blick war auf die Anzeigen gerichtet, jede Hand fest an den Kontrollen.
"Bereit, Paru," sagte Anya leise und blickte ihn an. Er legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter. "Wir schreiben heute Geschichte." Gim hob eine Augenbraue, lehnte sich grinsend zurück und murmelte: „Na hoffentlich mit guter Grammatik.“ Alle lachten kurz auf – dann wurde es wieder still.
Paru atmete tief durch, setzte sich vor das Kontrollfeld und ließ seine Finger über die Leiste gleiten. "Dann los," sagte er und drückte den Startbefehl.
Mit einem gewaltigen Beben lösten sich die Schiffe von der Startrampe. Die Gravitationskräfte pressten sie in ihre Sitze, während sie aufstiegen, immer schneller, immer höher. Durch die Fenster konnte Paru Nibiru sehen, wie er langsam hinter ihnen zurückblieb. Ihr Heimatplanet, jetzt nur noch ein brauner Punkt in der endlosen Schwärze des Alls.
Ihre Reise hatte begonnen — eine Reise ohne Rückfahrkarte. Die Stille des Alls war überwältigend. Tagelang glitten sie durch die Schwärze, begleitet nur vom gedämpften Brummen der Maschinen und dem gelegentlichen Knacken der Schiffshülle, wenn winzige Spannungen nachgaben. Anfangs verlief alles reibungslos. Anya arbeitete an der Feinjustierung der Navigationssysteme, Gim überwachte die Energieversorgung, und die Crew gewöhnte sich an den Rhythmus des neuen Lebens: Routinemäßige Checks, wissenschaftliche Messungen, Training.
In den wenigen freien Stunden entwickelte sich langsam eine neue Art von Alltag. Benti und Leo saßen oft zusammen in der Messe und diskutierten über verschiedene Gesteinsarten, während Nala und Amina Karten der fernen Welt erstellten, die sie bald betreten würden. "Ich wette, ich finde den ersten neuen Kristall," neckte Leo lachend. "Nur, wenn du schneller bist als ich," konterte Benti grinsend. Anya und Kai lieferten sich freundschaftliche Wettkämpfe in den Flugsimulatoren, wer schneller eine Ausweichroutenavigierenkonnte.
Zari dokumentierte alles gewissenhaft und übermittelte regelmäßig Berichte zur Hauptzentrale auf Nibiru. Noch bestand eine schwache, aber stabile Verbindung. "Vielleicht bewahren unsere Berichte eines Tages die Erinnerung an unsere Reise," sagte Zari mit einem Augenzwinkern. "Oder sie werden in der Zukunft von unseren eigenen Leuten gelesen, die uns nachfolgen," warf Tariq trocken ein, was allgemeines Lachen hervorrief.
Die Stimmung an Bord war konzentriert, aber zunehmend vertraut. Kleine Freundschaften begannen sich zu formen, und mit jedem weiteren Tag wuchs das Gefühl, eine Familie zu werden, vereint im Unbekannten. Doch dann, völlig unerwartet, schlugen die Alarmsysteme an.
"Mikro-Meteoritenanflug!" rief Anya aus, während rote Lichter die Brücke fluteten. Gim beugte sich sofort über die Konsolen. "Schutzschild aktiviert, aber die Dichte des Schwarms übersteigt die Toleranzwerte!" Ein feines Zittern lief durch das Schiff, gefolgt von dumpfen Schlägen, als winzige Partikel auf die Außenhülle prasselten.
"Hülle stabil, aber wir haben Materialabtrag an mehreren Sektionen!" rief Thoth aus dem Maschinenraum. "Haltet die Formation!" befahl Paru. "Keine plötzlichen Manöver, sonst riskieren wir strukturelle Schwächen!"
Über Funk hörten sie Jumas Stimme, ruhig und kontrolliert: "Paru, unser Schild schwächelt ebenfalls, aber alles in Ordnung. Wir bleiben auf Kurs." "Verstanden, Juma. Gemeinsam schaffen wir das." Die Mikro-Meteoriten warenwinzig, aber ihre Geschwindigkeit war tödlich.
Trotz aller Schutzmaßnahmen hinterließen sie kleine, kaum sichtbare Wunden auf der Hülle — Narben, die sie daran erinnerten, wie verletzlich sie im Angesicht des Universums waren. Doch die Schäden forderten ihren Tribut. Um die Lebenserhaltungssysteme stabil zu halten, mussten sie Energie aus den Schilden abziehen. Ein riskantes, aber notwendiges Opfer. Gim koordinierte die Reparaturen mit ruhiger Hand.
"Benti, du und Leo überprüft die Dichtungen an Sektor 4. Tariq, unterstütze Thoth bei der Verstärkung der äußeren Stabilisatoren. Anya, halte die Navigation im Blick, wir dürfen nicht noch einmal in einen Schwarm geraten." "Verstanden, Gim!" antwortete die Crew fast gleichzeitig.
Während noch die letzten Reparaturen liefen und der Schutzschild erst teilweise wiederhergestellt war, ertönte plötzlich ein neuer Alarm. "Paru!" rief Anya panisch. "Großobjekt im Anflug!" Kai riss die Steuerung herum. "Ein riesiger Meteorit! Er wurde von dem Schwarm der Mikro-Meteoriten verdeckt!" "Ausweichmanöver sofort!" befahl Paru.
Kai versuchte, das Schiff zur Seite zu ziehen, doch der Meteorit war zu schnell und zu groß. Sie konntenihm nicht vollständig entkommen. Ein heftiger Schlag erschütterte das gesamte Schiff. Lichter flackerten, die Schwerkraftsysteme vibrierten gefährlich. "Einschlag an Energiemodul drei!" meldete Thoth mit hektischer Stimme. "Energieversorgung kritisch beschädigt!"
Über Funk meldetesich Juma: "Paru, was ist bei euch los?" "Wir haben einen Einschlag kassiert. Energiemodul beschädigt, wir brauchen eine genaue Diagnose!" antwortete er schnell. Gim sprang an die Hauptkonsole. "Notstrom aktiviert! Lebenserhaltung stabilisiert sich für den Moment. Aber wir haben keine Antriebskraft mehr."
"Verstanden. Bleibt ruhig, wir sehen uns das an," kam Jumas Stimme entschlossen. Trotz des Chaos bewahrte die Crew die Fassung. Jeder wusste, was jetzt auf dem Spiel stand. In Parus Inneren aber wuchs die Sorge: Dies war erst der Anfang ihrer Prüfungen auf dem Weg zur neuen Welt. Während sie fieberhaft versuchten, die Schäden unter Kontrolle zu bringen, liefen an Bord von Jumas Schiff ebenfalls intensive Gespräche. In der Kommandozentrale stand Seth dicht bei Juma. Seine Stimme war leise, aber eindringlich.
"Captain, wir sollten sie einfach zurücklassen. Ihr Schiff ist schwer beschädigt. Jeder Moment, den wir hier verlieren, gefährdet unsere eigene Mission." Juma verschränkte die Arme und betrachtete die Anzeigen an der Wand. "Ich verstehe deinen Punkt, Seth. Aber wir stehen noch unter Beobachtung von Nibiru. Jede Entscheidung wird registriert, jede Handlung bewertet."
Seth knirschte mit den Zähnen. "Aber sobald wir außer Reichweite sind... sollten wir unsere wahren Ziele verfolgen." Juma lächelte kühl. "Geduld. Ihr Schicksal ist noch nicht entschieden. Aber solange die Clans auf Nibiru unsere Fortschritte überwachen, müssen wir den Anschein von Einigkeit und Loyalität wahren.
"Er drehte sich zu Rak, dem Kommunikationsoffizier. "Bereite eine Nachricht für Paru vor. Sag ihm, wir schicken Hilfe." Rak nickte und begann, die Kommunikation aufzubauen.
Seth trat näher zu Juma. "Vergeuden wir nicht unnötig Ressourcen." "Sorge dafür, dass unsere Hilfe glaubwürdig wirkt. Wir dürfen keinen Verdacht erregen," befahl Juma knapp. "Wie du willst, du bist der Captain," antwortete Seth und zog sich zurück.
Wenige Augenblicke später meldete sich Juma über Funk. "Paru, wir schicken Nefert rüber. Er wird sich den Schaden von außen ansehen und helfen, das Modul soweit zu reparieren, dass ihr weiterfliegen könnt." "Vielen Dank, Juma. Wir bereiten alles vor," antwortete Paru. Er wandte sich an Gim. "Koordiniere die Vorbereitungen. Wir müssen ihm Zugang zum Modul ermöglichen." "Verstanden, Captain," sagte Gim, der sofort die notwendigen Anweisungen an die Crew gab.
Kurz nachdem Nefert sich das Modul von außen betrachtet hat dockte sein kleines Shuttle von Jumas Schiff an. Er stieg aus, schwer bepackt mit Werkzeugen und Ersatzteilen.
"Bericht?" fragte er, kaum an Bord. "Energiemodul Drei. Komplett ausgefallen. Struktur teilweise beschädigt, Energieversorgung unterbrochen," erklärte Thoth Khimer knapp.
Nefert nickte und machte sich ohne weitere Worte an die Arbeit. Schnell und präzise analysierte er die Schäden. "Ich kann die Hauptleitungen umgehen und ein Provisorium errichten," murmelte er, während er Kabel überprüfte. "Aber volle Leistung werdet ihr nicht mehr erreichen."
"Uns reicht es, wieder beweglich zu sein," sagte Paru ruhig. Gim beobachtete ihn misstrauisch, während er Benti und Tariq Anweisungen gab, bestimmte Sektionen vorzubereiten. In einem kurzen Moment, als beide allein standen, flüsterte Gim Paru zu: "Ich traue ihm nicht. Sie helfen uns nur, weil sie keine Wahl haben."
"Ich weiß," antwortete Paru leise. "Aber wir brauchen ihre Hilfe. Noch." Während Nefert reparierte, versammelte sich der Rest der Crew in der Messe. Zari hielt über Funk den Kontakt zu Jumas Schiff aufrecht und dokumentierte die Fortschritte. Leo half Nala dabei, ein provisorisches Lazarett einzurichten, falls weitere Zwischenfälle passieren sollten.
Kai und Anya saßen nebeneinander und diskutierten die Kursberechnungen, während Benti unruhig auf und ab ging. "Glaubt ihr, wir schaffen das wirklich?" fragte er schließlich in die Runde. "Wir müssen," sagte Anya bestimmt. "Es gibt kein Zurück mehr." Und obwohl jeder versuchte, stark zu wirken, spürte man die Furcht, die sich in ihre Herzen schlich. Die Realität des Universums hatte sie getroffen — buchstäblich.
Als Nefert und Thoth die Reparaturen abschlossen und das System langsam wieder hochfuhr, atmeten alle erleichtert auf. "Ihr solltet vorsichtig sein," warnte er noch beim Abschied. "Die Schilde sind nur teilweise stabil. Vermeidet weitere Einschläge."
"Danke, Nefert," sagte Paru, ohne eine Miene zu verziehen. Er nickte und verließ das Schiff wieder, so wortkarg, wie er gekommen war. Als die Luken sich hinter ihm schlossen, wusste alle, dass ihre Reise härter werden würde, als sie es je erwartet hatten. Und dass die größte Gefahr nicht nur draußen im All lauerte — sondern vielleicht auch bei jenen, die sie Freunde nannten.
Nach der Reparatur des Energiemoduls verbrachten sie noch einige Stunden damit, die Systeme zu überprüfen. Thoth ließ nicht locker, jede Leitung, jede Energiezelle und jedes Modul wurde getestet. „Captain,“ sagte Thoth schließlich, „wir können wieder navigieren und steuern, aber die Antriebsleistung liegt nur noch bei etwa 70 Prozent.“ „Das muss reichen,“ antwortete Paru. „Wir müssen aufholen und wieder auf Kurs kommen."
Kai saß bereits am Steuer und programmierte eine sanfte Kurskorrektur. Das Schiff vibrierte leicht, als die Triebwerke auf die neuen Anweisungen reagierten. „Navigation bestätigt, Kurs stabil," meldete Anya erleichtert. Die Stimmung in der Crew hob sich langsam wieder, aber das Misstrauen gegenüber Juma blieb bestehen. Zari und Leo sprachen leise darüber, wie seltsam Nefert während der Reparatur gewirkt hatte. „Er hat sich verdächtig intensiv mit den Notfallsystemen beschäftigt," flüsterte Leo. "Fast, als wollte er diese manipulieren, dass man uns im Ernstfall kontrollieren könnte." "Vielleicht sollten wir eine eigene Sicherungslinie einbauen," schlug Zari vor. Gim, der dazukam, nickte. "Das machen wir. Sicherheit zuerst. Niemand von außen darf Zugriff haben."
In der Kommandozentrale rief Paru die Crew zusammen. „Wir haben den Einschlag überlebt, die Schäden sind so weit unter Kontrolle. Aber ich möchte, dass wir ab jetzt jede Kommunikation mit Juma genau beobachten. Keine technischen Daten werden ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mehr geteilt. Verstanden?" "Verstanden, Captain!" kam es einstimmig zurück.
Ein kurzer Moment der Ruhe senkte sich über das Schiff. Sie alle wussten, dass Ihre wahre Prüfung noch vor Ihnen lag. Sie mussten nicht nur die Reise meistern, sondern auch die Intrigen und Gefahren, die aus ihren eigenen Reihen kamen. "Bereitet euch vor," sagte Paru leise. "Von jetzt an sind wir auf uns allein gestellt."
Wenige Tage später zeigte Anya auf die Monitore. „Captain, wir erreichen den äußeren Bereich des Zielsystems. Erste visuelle Kontakte!" Alle drängten sich um die großen Fenster der Kommandobrücke. Vor ihnen erstreckte sich ein atemberaubendes Bild: ein blauer Planet, von weißen Wolken umhüllt, eingebettet in ein samtiges Schwarz. "Das ist sie," flüsterte Nala ehrfürchtig. "Unsere neue Heimat." Kai grinste breit. "Sieht einladender aus, als ich erwartet habe."
Doch ihre Probleme waren noch nicht vorbei. Durch die reduzierte Antriebsleistung hatten sie Zeit verloren. Kurz darauf erreichte sie ein Ruf von Jumas Schiff. „Paru,“ knisterte Jumas Stimme über den Lautsprecher, „eure Geschwindigkeit reicht nicht aus. Wir riskieren, die geplante Eintrittsposition zu verpassen. Ihr müsst dringend mehr Leistung herausholen."
"Wir arbeiten daran, Juma," antwortete Paru ruhig. "Thoth und Gim suchen nach Möglichkeiten, zusätzliche Energie freizumachen." „Beeilt euch,“ erwiderte Juma scharf. "Ein verpasster Eintritt könnte katastrophale Folgen haben. Und bedenkt: unsere Erfolge werden noch von Nibiru überwacht." Die Verbindung brach ab, bevor er antworten konnte. Er spürte, dass hinter Jumas Drängen mehr steckte als reine Sorge.
„Auf Jumas Schiff stand Seth neben seinem Captain und grinste. "Vielleicht ist es besser, wenn sie scheitern," sagte Seth leise. "Ein Unfall wäre... praktisch." Juma sah ihn lange an, seine Miene undurchsichtig. "Noch nicht," antwortete Juma kalt. "Unsere Zeit wird kommen. Aber nicht, solange Nibiru uns beobachtet. Geduld, Seth. Die Jagd beginnt erst, wenn die Augen abgewandt sind." Seth nickte und trat zurück, doch sein Blick blieb auf die Sterne gerichtet – als würde er schon die nächsten Schritte planen.“
Paru wandte sich an Thoth. "Kannst du zusätzliche Energie aus nicht benötigten Modulen in die Antriebe umleiten?" Thoth nickte. "Es wird riskant, aber es ist möglich." "Setz es um," befahl er. "Wir haben keine Wahl." Thoth, Tariq und Benti machten sich an die Arbeit.
In der Zwischenzeit bereitete sich die Crew auf das vor, was vor ihnen lag. In der Messe herrschte eine angespannte, aber auch aufgeregte Stimmung. "Wenn wir landen, werde ich als Erstes echten Boden unter den Füßen fühlen," sagte Leo lachend. "Und ich werde mir sofort Pflanzenproben schnappen," warf Nala ein. "Hauptsache, nichts springt euch an," meinte Kai schmunzelnd.
Es tat gut, diese kleinen Neckereien zu hören. Sie zeigten, dass sie trotz allem ihren Humor nicht verloren hatten. Nach Stunden harter Arbeit meldete sich Thoth. "Energieübertragung abgeschlossen. Zusätzliche 15 Prozent Schub möglich." "Sehr gut," sagte Paru. "Kai, gib Vollschub, Kurs direkt auf Eintrittsposition."
Das Schiff vibrierte stärker als gewöhnlich, aber die Systeme hielten. Stunden vergingen. Karela wuchs am Horizont, wunderschön und beängstigend zugleich. "Position fast erreicht," meldete Anya schließlich. Paru stand auf und blickte durch das Hauptfenster. "Alle auf ihre Stationen. Bald beginnt die nächste große Prüfung." Und in seinem Inneren wusste er: Jetzt begann das wahre Abenteuer.
◆◆◆
◆◆◆
Die Ankunft
Karela lag nun direkt vor ihnen. Der blaue Planet, von leuchtenden Wolkenschichten bedeckt, wirkte wunderschön und gefährlich zugleich. "Anya, Kurs bestätigen," befahl Paru.
"Bestätigt, Captain. Eintrittsposition erreicht," sagte sie mit leicht zitternder Stimme. Er spürte die Anspannung in jedem Crewmitglied. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand. "Alle auf ihre Plätze. Eintritt in drei Minuten," meldete Kai. Sie schnallten sich fest. In der Messe herrschte angespannte Stille.
Leo versuchte die Stimmung zu heben. "Na, wer glaubt, dass er das ganze auf einem fremden Planeten überlebt? Ich wette auf mich selbst." Benti lachte trocken. "Du wirst eh schon ohnmächtig, bevor wir aufsetzen." "Ruhe auf den Plätzen!" rief Gim mit einem Lächeln. "Wir brauchen volle Konzentration."
In der Nähe tauschten Nala und Zari ernste Blicke. "Wenn etwas passiert, werde ich versuchen, die Systeme so lange wie möglich zu halten," versprach Zari leise. "Und ich werde dafür sorgen, dass ihr alle heil unten ankommt," fügte Nala hinzu.
"Schilde auf maximale Belastungsaufnahme," rief Thoth. "Hitzesensoren aktiv. Temperaturanstieg erwartet in zehn Sekunden," ergänzte Benti. Das Schiff begann leicht zuvibrieren. "Berührung mit der Atmosphärengrenze in fünf... vier... drei... zwei... eins!" meldete Anya.
Ein gewaltiger Druck drückte alle in die Sitze. Das Äußere des Schiffs wurde von flammenden Gasen umhüllt. Das Dröhnen war ohrenbetäubend. "Temperatur steigt rasant!" meldete Thoth. "Schilde stabil, aber Belastung extrem." Die Anzeigen flackerten. Kleine Alarme schrillten auf. "Plattenverlust an Sektion 7!" rief Tariq.
"Sofortige Kompensation eingeleitet!" "Antrieb auf Minimalbetrieb, nur Stabilität sichern," befahl Paru. Kai kämpfte mit den Steuerdüsen, um das Schiff in der Bahn zu halten. Der Gurt schnitt ihm in die Schultern. "Halt sie ruhig, Kai," rief Gim. "Wir sind fast durch!" "Brennpunkt in 30 Sekunden überschritten," keuchte Anya. Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
Plötzlich krachte es, und das Schiff sackte leicht ab. "Stabilisatorensystem überlastet!" rief Benti. "Ich versuche, Energie umzuleiten!" "Mach schnell!" schrie Thoth aus dem Maschinenraum. In der Brücke zitterten die Konsolen. "Strukturelle Belastung bei 92 Prozent," meldete Zari angespannt. "Vorrang für Lebenserhaltung!" rief Gim. "Kompensiert Energie von weniger kritischen Systemen!"
Benti arbeitete fieberhaft. "Verstärkung der äußeren Schilde läuft!" Ein weiterer Stoß, das Kreischen von Metall auf Metall, dann — plötzlich — Stille. Nur das leise Summen der Maschinen war zu hören. "Schilde auf Normallast. Eintritt abgeschlossen," verkündete Benti schließlich.
Langsam hoben sie den Kopfund sahen hinaus. Vor ihnen lag eine endlose grüne Wildnis, durchzogen von glitzernden Flüssen. "Willkommenauf Karela,"sagte Paru heiser. Leo schnallte sich ab und streckte sich. "Ich wusste, dass ich es schaffe." "Noch sind wir nicht gelandet," brummte Tariq.
In der Messe atmete die Crew auf. Benti und Leo klatschten sich ab, während Nala einen schnellen Scan der Atmosphäre vornahm. "Sauerstoffniveau ist perfekt," sagte sie erfreut. "Wir können ohne Hilfsmittel atmen." Kai schaltete auf Landeanflug. "Zielgebiete lokalisiert," meldete Anya. "Empfehle Anflug auf Sektor Delta-3. Flache Ebenen, Nähe zu Wasser." "Bestätigt. Setze Kurs," antwortete Kai.
Während sich das Schiff neu ausrichtete, lehnte sich Gim zu Paru. "Weißt du noch," sagte er mit einem kleinen Lächeln, "wie wir damals alle in der Akademie davon geträumt haben, fremde Welten zu betreten?" "Damals klang es einfacher," erwiderte er schmunzelnd. Ein Moment des stillen Einvernehmens entstand zwischen ihnen.
Doch plötzlich kam eine neue Kommunikation von Juma. "Paru," knisterte seine Stimme durch den Kanal, "wir müssen uns trennen. Unser Schiff hat durch die Erhitzung stärkere strukturelle Schäden erlitten. Wir können den aktuellen Kurs nicht mehr halten und müssen einen alternativen Landeplatz ansteuern."
Paru zögerte. "Bist du sicher, Juma? Allein zu landen birgt Risiken." "Wir haben keine Wahl," antwortete Juma hart. "Wir bleiben über Funk in Kontakt. Sobald wirsicher gelandet sind, koordinieren wir uns." Ein Moment der Unsicherheit breitete sich auf der Brücke aus.
"Gim," flüsterte Paru, "was hältst du davon?" "Es klingt plausibel," antworteteer. "Aber ich vertraue Juma nicht mehr blind." "Ich auch nicht," murmelte er, dann nickte er Kai zu. "Bestätige Kurs beibehalten. Wir folgen unserem ursprünglichen Plan."
Kurz darauf trennten sich die beiden Schiffe. In der Ferne sahen sie, wie Jumas Schiff eine steilere Bahn einschlug und Richtung Süden abdriftete. "Kontakt halten!" befahl Paru. "Und notiert die letzte Position." Kai und Anya arbeiteten ruhig und konzentriert. Man spürte die Entschlossenheit seiner Crew. "Noch zehn Minuten bis zur Landung," verkündete Anya schließlich.
Die Crew bereitete sich vor. Jeder prüfte noch einmal seine Ausrüstung, sicherte persönliche Gegenstände und warf nervöse Blicke zu den Fenstern. "Vergesst nicht," sagte Paru, "das hier ist Neuland. Wir betreten einen Planeten, den niemand von uns kennt." Ein feierlicher Moment entstand. Keine großen Worte mehr — nur stille Entschlossenheit.
Der Boden kam näher, schneller als erwartet. Das Schiff vibrierte erneut heftig, als sie die dichtere Luftschicht durchdrangen. "Turbulenzen in der unteren Atmosphäre!" rief Anya. "Wir müssen gegensteuern!" "Triebwerke auf Kursstabilisierung," befahl Paru. "Kai, halte uns so ruhig wie möglich." Kai verkrampfte die Hände am Steuer. "Verstanden, Captain."
Die Landschaft unter ihnen entfaltete sich atemberaubend. Endlose Wälder, durchzogen von breiten Flüssen, und in der Ferne ragten Gebirge wie uralte Wächter empor. "Wir fliegen über ein riesiges Flussdelta," meldete Anya. "Ideale Bedingungen für eine Siedlung: Wasser, fruchtbare Böden, Schutz durch die Natur." "Perfekt," sagte Gim, der die Scanner überwachte. "Wir müssen nur sicher aufsetzen." Ein alarmierendes Piepen unterbrach die Konzentration. "Seitenstabilisator zwei schwächelt!" rief Thoth. "Ich leite Energie um!"
"Halte ihn am Leben, Thoth," antwortete Paru scharf. "Wir brauchen alle Systeme bis zur Bodenberührung." Das Schiff sackte plötzlich leicht zur Seite ab. "Korrigiere!" rief Gim. "Kai, Gegenlenken jetzt!" Kai reagierte sofort. Mit einem dumpfen Grollen fingen sich die Triebwerke wieder. Sie waren jetzt nur noch wenige Hundert Meter über dem Boden. "Landebereich ausgewählt," meldete Anya. "Flaches Gelände in Sicht." "Befehl an alle: Aufprallposition einnehmen!" sagte Paru laut. Die Crew gehorchte ohne Zögern. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand.
"Geschwindigkeit reduziert auf Landemodus," keuchte Kai. "Hydraulische Stützen ausgefahren," meldete Tariq. "Bereit zur Bodenberührung," kam von Benti. "Noch 30 Sekunden," zählte Anya herunter. Das Schiff ächzte unter der Belastung. Risse zogen sich über einige der Anzeigen. Schweiß rann Kai übers Gesicht. "Noch 10 Sekunden!" "Alle festhalten!" befahl der Captain. Ein ohrenbetäubendes Krachen erfüllte die Luft, als das Schiff aufsetzte. Die Stützbeine gruben sich tief in den feuchten Boden. Ein Ruck ging durch den gesamten Rumpf, als sie endgültig standen.
Dann: Stille. Nur das hektisches Atmen der Crew füllte die Kommandobrücke. Langsam, einer nach dem anderen, lösten sie sich aus ihren Gurten. "Systeme stabilisieren sich," meldete Thoth. "Keine lebensbedrohlichen Schäden." "Wir haben es geschafft," sagte Leo und lachte erleichtert. "Scan des Außenbereichs abgeschlossen," ergänzte Zari. "Keine unmittelbaren Bedrohungen erkannt."
Paru atmete tief durch. "Dann bereiten wir uns vor. Wir betreten jetzt eine neue Welt." Bevor sie das Schiff verließen, versuchte Zari noch einmal, Funkkontakt zu Juma aufzunehmen. "Signal gefunden... sehr schwach," murmelte sie. Plötzlich knackte der Lautsprecher. "Paru... alles... Ordnung... Landung... erfolgreich..." dann nur noch Rauschen. Zari versuchte, das Signal zu stabilisieren. "Kein Empfang mehr, Captain. Und... ich kann ihr Schiff nicht mehr orten. Es ist, als wären sie verschwunden."
Ein angespanntes Schweigen legte sich über die Brücke. "Das gefällt mir nicht," murmelte Gim. "Vielleicht durch die Geländeformationen blockiert," schlug Nala vor. "Oder absichtlich," ergänzte Benti leise. Paru ballte die Faust. "Wir bleiben wachsam."
Weit entfernt, an einem mächtigen Flussdelta, in der Nähe einer Tempelanlage, saßen Juma und Seth in ihrem Kommandoraum. Seth grinste hämisch. "Die Verbindung ist gekappt. Paru wird sich seinen eigenen Problemen stellen müssen." Juma nickte kühl. "Hier, an diesem großen, sich teilenden Wasserlauf, werden wir unser eigenes Reich errichten. Kein Kontakt mehr. Keine Einmischung." Draußen rauschte der mächtige Fluss, umgeben von weiten, fruchtbaren Ebenen und wuchernden Wäldern. Ein Ort voller Leben, aber auch voller Möglichkeiten — und Gefahren. Seth trat ans Fenster und sah hinaus. "Dieser Ort... wird uns gehören." Juma lächelte dünn. "Ja, Seth. Und niemand wird uns daran hindern."
Die Crew versammelte sich an der Hauptschleuse. Jeder trug die leichten Anzüge für den Fall von Umweltgefahren. Doch Nala versicherte allen, dass die Luftwerte stabil und atembar seien. "Öffne die äußere Schleuse," befahl Paru. Mit einem Zischen schob sich die schwere Tür zur Seite. Warme, feuchte Luft strömte herein und brachte den Duft fremder Pflanzen und Erde mit sich. Einen Moment lang zögerte niemand. Sie standen einfach da und atmeten die neue Welt ein.
Dann trat Paru als Erster hinaus. Der Boden unter seinen Stiefeln war weich, fast federnd. Um sie herum ragten riesige Bäume empor, ihre Blätter schimmerten in einem intensiven Grün. "Willkommen, Crew des Nibiru," sagte er leise. "Willkommen auf Karela."
Hinter ihm folgten die anderen. Leo bückte sich und hob eine Handvoll Erde auf. "Fühlt sich echt an," sagte er grinsend. "Und riecht auch so," fügte Nala hinzu und sog tief die neue Luft ein. Sie begannen, erste Ausrüstungsgegenstände aus dem Schiff zu laden. Zelte, Scanner, Probenbehälter. "Gim, Benti, ihr überprüft die unmittelbare Umgebung auf Gefahren. Kai und Anya bleiben beim Schiff und sichern den Kommunikationskontakt." Alle nickten und machten sich sofort an die Arbeit.
Paru beobachtete die Szene einen Moment lang stolz. Trotz aller Gefahren, trotz aller Verluste hatten sie es geschafft. Doch tief in seinem Inneren wusste er: Die größte Herausforderung wartete noch. Denn Karela war nicht leer. Und sie waren nicht allein.
Der dichte Wald, der sich um ihr Schiff erstreckte, schien förmlich zu atmen. Überall summte und raschelte es. Der Duft von feuchter Erde, harzigen Bäumen und fremdartigen Blüten lag schwer in der Luft. "Scanner laufen stabil," meldete Zari. "Keine gefährlichen Lebensformen in unmittelbarer Nähe." "Gut," sagte Paru. "Gim, Benti, ihr sichert den Umkreis. Nala, Anya und Leo, sammelt erste Proben. Kai bleibt mit Tariq am Schiff." Die Crew nickte und verteilte sich geordnet. Jeder Schritt auf dem fremden Boden fühlte sich an, als würden sie Geschichte schreiben.
Leo stieß in ein Gebüsch und lachte überrascht. "Captain, diese Pflanze hier weicht zurück, wenn man sie berührt!" "Eine reaktive Flora," murmelte Nala fasziniert. "Das müssen wir untersuchen." Während die Crew mit den ersten Proben beschäftigt war, drehte Paru eine kleine Runde um das Schiff. Der Schutzschild funktionierte stabil. Trotzdem ließ ihn die Ahnung nicht los, dass sie beobachtet wurden.
"Paru, hier Gim," knisterte es aus seinem Kommunikator. "Etwa 300 Meter nordwestlich ist eine Lichtung. Ich schlage vor, wir schlagen unser erstes Lager dort auf. Bessere Übersicht und Verteidigungsmöglichkeiten." "Verstanden, ich komme zu euch." Gemeinsam erreichten sie die Lichtung. Sie lag auf einer kleinen Anhöhe, mit Blick auf einen gewaltigen, trägen dahinfließenden Fluss. Eine perfekte Position. "Das Wasser da unten könnte unser Überleben sichern," sagte Benti. "Und die Erhebung schützt uns vor Überraschungen," ergänzte Gim.
"Wir markieren die Stelle, aber wir bauen die Module noch nicht auseinander," entschied Paru. "Noch wissen wir nicht, ob wir hierbleiben können oder ob wir weiterziehen müssen." Doch kaum waren die Zelte sicher verankert und der Lagerbereich gesichert, begannen sie mit vorsichtigen Erkundungen. Was sie erwartete, übertraf ihre Vorstellungen. Schon morgens beim Öffnen der Zelte schlug ihnen ein Geruch entgegen, der kaum zu beschreiben war: feucht, süßlich, voller Leben. Die Luft war schwer, aber reich an Sauerstoff, gefiltert durch ein Dickicht aus unbekannten Pflanzen, die in sattem Grün leuchteten. Einige schimmerten metallisch im Sonnenlicht, andere pulsierten leicht, als würden sie atmen.
Die ersten Schritte außerhalb des Lagers waren ehrfürchtig. Unter ihren Füßen kein glatter Boden aus Isorplatten – sondern federnder, dunkler Boden, durchzogen von feinen Wurzeln und Flechten. Es war, als würde der Planet selbst ihre Schritte spüren. Über ihnen spannten sich riesige, fremdartige Baumkronen – bis zu sechzig Meter hoch. Ihre Blätter waren nicht nur grün, sondern vielfarbig: violett, silbern, sogar orange. Manche bildeten glasartige Flächen, durch die das Sonnenlicht in spektralen Farben fiel.
Dann kamen die Geräusche. Zuerst nur ein fernes Flirren, dann lautes Kreischen, Summen, Klicken. Vögel – oder etwas, das sie später als solche bezeichnen würden – flatterten über ihre Köpfe hinweg. Ihre Flügel schimmerten wie Edelsteine, ihre Augen waren groß und leuchteten in Gelb- und Grüntönen. Einer von ihnen hatte ein spiralförmiges Geweih auf dem Kopf, ein anderer schien mehrere Schichten von Federn gleichzeitig zu entfalten.
In den ersten Minuten stießen sie auf kleine Schwärme schillernder Insekten. Manche waren kaum größer als ein Finger, andere lang wie ein Arm. Sie wirkten nicht aggressiv, doch ihre leuchtenden Farben und das auffällige Verhalten ließen sie vorsichtig bleiben. Zari dokumentierte sofort. Sie sprach mit ruhiger Stimme ins Kommlink, zählte Farben, Formen, Muster. Benti sammelte Bodenproben. Tariq jedoch – der skeptischste unter ihnen – blieb mit der Hand nahe seiner Waffe.
„Schön ist’s“, murmelte er, „aber schön war auf Nibiru nie harmlos.“ Sie entdeckten noch mehr Pflanzen, die auf Bewegung reagierten. Einige schlossen sich, wenn man sie berührte, andere öffneten sich und verströmten Duft – ein betörendes, beinahe süchtig machendes Aroma. Benti wurde beinahe ohnmächtig, als er zu lange daran roch.
In einem kleinen Talkessel stießen sie auf ein Wasserbecken – kristallklar, von Wurzeln durchzogen. Kleine, glühende Fische huschten durch das Wasser. Einer von ihnen veränderte während ihrer Beobachtung dreimal seine Farbe – angepasst an ihre Kleidung. Die Sonne stand hoch, doch der Dschungel schien seine eigene Zeit zu haben. Nichts folgte einem festen Rhythmus. Pflanzen pulsierten, Tiere sangen. Es war ein Organismus, ein atmender, vibrierender Kosmos. Für viele von ihnen – vor allem für Kai und Anya – war es das erste Mal, dass sie echte Natur sahen. Auf Nibiru hatte es kontrollierte Habitate gegeben, aber nichts dergleichen.
„Das ist kein Ort zum Durchmarschieren“, sagte Paru schließlich leise. „Das ist ein Ort, dem man zuhört.“ Und genau das taten sie – lange, in Stille. Und vielleicht war das der Moment, in dem sie zum ersten Mal verstanden: Sie waren nicht nur gelandet. Sie waren angekommen.
Während sie die Umgebung scannten, rief Zari nach Paru. "Captain, ich habe schwache Signale empfangen. Es scheint primitive Kommunikation zu sein... vielleicht eine Form von Trommeln oder Rauchzeichen?" Sie runzelte die Stirn, während sie den flackernden Ausschlag auf dem Sensorbildschirm betrachtete. Paru trat näher und betrachtete die Anzeige. „Bleib dran. Berichte sofort bei Veränderungen.“
Am frühen Abend, während Leo und Nala Proben sichteten, entdeckte Gim eine frische Spur im Boden. Er kniete sich hin, fuhr mit den Fingern über den feuchten Untergrund und verzog das Gesicht. „Paru, hier waren welche. Frisch. Zweibeiner, etwa unsere Größe,“ sagte er und deutete auf die sauber gedrückten Abdrücke.
Paru trat zu ihm, betrachtete die Spur sorgfältig. Die Tiefe und Richtung ließen darauf schließen, dass sich die Beobachter nicht nur in der Nähe befanden, sondern möglicherweise mit Absicht in Sichtweite gekommen waren.