Die Schatten Hölderlins - Jürgen Kaizik - E-Book

Die Schatten Hölderlins E-Book

Jürgen Kaizik

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Beschreibung

18. Jahrhundert, die Zeit der Aufklärung: Mit einer versiegelten Botschaft seines Abtes an den Schlossherrn kommt Heinrich auf Schloss Wasserburg an - und steht vor der nackten Leiche einer jungen Frau. Unversehens gerät der arglose junge Mönch in einen Strudel mörderischer Verbrechen und dunkler Geheimnisse, die sein ganzes bisheriges Leben infrage stellen und ihn immer stärker vereinnahmen. Im Hintergrund ziehen skrupellose Mächte die Fäden, Mächte, für die es um alles oder nichts geht und denen ein Menschenleben nichts wert ist. Als Einziger scheint Heinrich keine Ahnung von den wahren Vorgängen zu haben. Denn es ist die Liebe, die ihn blendet, aber auch die Liebe, die ihm zuletzt die Augen für die Wahrheit öffnet. Jürgen Kaiziks Buch ist Kriminalroman und historisches Panorama zugleich. Der Dichter und Revolutionär Friedrich Hölderlin ist Mitspieler in beiden Bereichen, wie sich auch in seinem Werk Vision und Wirklichkeit treffen und untrennbar vermischen. Die Schatten, die er seit damals in die ""aufgeklärte"" Welt wirft, beunruhigen bis heute.

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Seitenzahl: 482

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Jürgen Kaizik

Die Schatten Hölderlins

Jürgen Kaizik

Die Schatten Hölderlins

Roman

 

 

 

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

1. Auflage 2010 © 2010 by Braumüller Literaturverlag in der Braumüller GmbH, Servitengasse 5, A-1090 Wien

http://www.braumueller.at

 

 

Coverbild: „Blutmond“, © 2009 by Michael Leon Saathen ISBNder Printausgabe: 978-3-99200-008-1

 

 

E-Book-Ausgabe © 2010

ISBN 978-3-99200-030-2

E-Book: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

Stimmen. Briefe. Zettel

 

 

 

 

 

Wir wollen dort ihre Spracheverwirren, daß keiner mehrdie Rede des anderen versteht.

                (Gen. 11,7)

Zettel, undatiert

Wer die Autobahn A1 bei km 55,5 verlässt und auf einer schmalen Nebenstraße nach Norden fährt, erreicht innerhalb weniger Minuten das hinter Pottenbrunn und seinem Gemeindewald gelegene Schloß Wasserburg.

Im dreizehnten Jahrhundert erstmals erwähnt als trutzige Turmhügelburg inmitten dicht bewaldeter Hügel im unsicheren Grenzland. Später feudaler Herrschaftssitz einer prosperierenden Grafschaft. Wechselnde Besitzer, wechselhafte Schicksale. Das Geschlecht der Zinzendorfer baute die Wasserburg ab 1725 zum barocken Schloß um und blieb bis zum Jahr 1813. Danach verliert sich ihre Spur. Ob dieses Verschwinden mit dem Inhalt der folgenden Aufzeichnungen direkt zusammenhängt, läßt sich vermuten, aber nicht belegen.

Der flüchtig Reisende traf dort noch vor wenigen Jahren ein junges Ehepaar an. Jeans und Loden. Drei halbwüchsige Kinder. Geschirrspülmaschinen. Flache Bildschirme unter Plafonds mit bröckelnden Deckengemälden. Die Herrschaften durfte man auch mit „Herr Graf“ und „Frau Gräfin“ ansprechen, sie bestanden nicht darauf. Die Kornspeicher, welche das Herbstlicht von den Feldern her verdunkeln, stehen leer. Die Ernte liegt in den Silos der Genossenschaft. In den Gewölben, die einst als Weinkeller gedient haben mögen, hängen Trophäen globaler Großwildjagd: Uganda 1934, Elfenbeinküste 1938, Kenia 1942, Tansania 1945. Die Stoßzähne zweier Elefantenbullen eskortieren den offenen Kamin, als bewachten sie die Reste eines Feuers unter der weißgrauen Asche.

So leben sie hier, von Zins und Zinseszins. Kapital und Aktien in England, Immobilien weltweit. Sie zehren von der Substanz und auch diese wankt. Von Mal zu Mal durchzittert ein Schauer die alten Mauern und überfällt die Menschen, die hier wohnen, mitten im Schlaf.

Heinrich von Kollonitz an seinen Abt zu St. Georg, 5. September, abends

Verehrungswürdiger Vater!

Von allen Seiten kommt der Abend. Zu dieser Stunde hätte ich mich doch schon längst wieder auf dem Heimweg und meiner Aufgabe ledig gedacht. Und muß nun zusehen, wie das Licht im Osten verblaßt, und seine Reste da und dort von der Dunkelheit verschluckt werden. Schon tagsüber lag sie in den Gemäuern auf der Lauer und war mir nicht geheuer. Jetzt sitze ich recht unbequem unter einer hölzernen Treppe, höre die Schritte fremder Menschen knarren und komme nach den Aufregungen des Tages nicht zur Ruhe

Mein Herz ist weh. Meine Hand zittert, wie Ihr sehen könnt. Ich will, ich muß Euch alles berichten, und Ihr werdet es deuten nach meiner Rückkehr.

Bis gestern noch geschah alles nach Euren Worten. Ich wählte das Kloster Sankt Andrea zur letzten Übernachtung vor dem Ziel. Der Abend verging in frommen Gesprächen. Die Nacht verschlief ich wie ein Kind. Noch bevor die Brüder zur heiligen Messe schritten, brach ich auf. Ihr Segen begleitete mich. Das Gras war noch naß vom Tau, und meine Kutte bald auch. Schloß Wasserburg ereichte ich weit vor der Mittagsstunde, und so wollte ich in der Sonne ein wenig warten, bis ich wieder trocken würde. War ich zu bequem, oder gar eitel? Kommt durch kleine Sünden die große Bosheit in die Welt? Aber es war ja schon alles unwiderruflich geschehen gewesen, ehe ich mich hinlegte, um auszuruhen.

Die Sonne wurde fühlbar wärmer.

Von meinem kleinen Hügel aus übersah ich das Schloß und seine Umgebung. Im schrägen, scharfen Herbstlicht lag alles wie ausgeschnitten. Ich weiß nicht, ob ich Angenehmeres je gesehen habe. Unser Vater im Himmel hat die Menschen auf seine Erde gesetzt, damit beide sich ihm zum Ruhme aneinander vollenden. Das konnte ich jetzt und hier mit meinen Augen überdeutlich erkennen. Die Landschaft ist wie geschaffen gerade für diesen schönen Bau. Sie antworten aufeinander wie Strophe und Gegenstrophe in unseren Gesängen. Natur und Kunst sind die zwei Seiten unserer Seele. So betete ich noch vergnügt und zuversichtlich ein Ave Maria Verum, bevor ich endlich in ansehnlichem Zustande vor der vornehmeren Welt zu erscheinen mich aufmachte.

Ich war gespannt auf das Kommende und zugleich dankbar, mich in Eurem Dienst bewähren zu dürfen. Ich griff nach dem Brief in der tiefen Tasche meiner Kutte, fühlte das heilige Siegel und bekräftigte meinen Schwur, ihn nur dem Grafen persönlich zu übergeben und sonst niemandem. Rasch kam ich näher, erblickte endlich von ferne die Menschen, die ich hätte nach dem Graf fragen wollen. Schweigende, verstummte Menschen. Ich drückte den Brief in meiner Tasche und tat weiter Schritt um Schritt. Es war, als ob sich bei uns zu St. Georg nach einem heißen Sommertag die große, eiserne Doppeltüre öffnet, um zur abendlichen Andacht einzulassen: Kälte schlägt einem entgegen, die mich immer mit Schauer erfüllt, der sich erst allmählich in jene Ehrfurcht verwandelt, die mich dann während der heiligen Handlung ergreift. An diesem sonnenschönen Vormittag schauerte es mich, und ich wußte doch noch nichts.

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