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Inhaltsbeschreibung: In den engen, nebligen Straßen von Wiesbaden liegt etwas Verdrängtes begraben – etwas, das nur darauf wartet, ans Licht zu kommen. Als Anna Lehnert nach Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt, will sie eigentlich nur den Schatten ihrer Kindheit hinter sich lassen. Doch ein mysteriöser Fund in den Unterlagen ihrer verstorbenen Mutter, einer bekannten Psychologin, zieht sie unweigerlich zurück in eine Vergangenheit, die sie längst verdrängt hatte. Zur Seite steht ihr der Ermittler Jonas Faber, der selbst mehr in die Ereignisse verstrickt ist, als ihm zunächst bewusst ist. Gemeinsam stoßen sie auf rätselhafte Spuren, verschwundene Menschen und Experimente, die nie an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Was als Suche nach Antworten beginnt, entwickelt sich zu einem packenden Psychothriller voller Spannung, Täuschung und dunkler Geheimnisse. Denn hinter den Spiegeln, die Anna begleiten, verbirgt sich nicht nur ihr eigenes Spiegelbild – sondern etwas, das viel älter und gefährlicher ist.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Schatten von Wiesbaden
Y.Limond
Yara Limond
Töpferstraße 7
67549 Worms
Deutschland
Verantwortlich für den Inhalt nach § 18 Abs. 2 MstV:
Yara Limond, Anschrift wie oben
ISBN: 978-3-8194-1249-3
Alle Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Personen und Orte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Gegebenheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Prolog – Die Stimme hinter dem SpiegelWiesbaden, Anfang Oktober 1983
Die Nachbarin hatte sich über den Geruch beschwert.„Seit Tagen“, hatte sie der Polizei gesagt, „wie alte Milch. Oder… Eisen.“
Als die Beamten die Wohnung in der Taunusstraße 46 öffneten, war es still. Kein Radio, kein laufender Fernseher, keine Uhr. Nur diese beklemmende Stille, als hätte die Wohnung selbst den Atem angehalten.
Die Frau lag in der Badewanne.Vollständig bekleidet. Kein Wasser. Keine äußeren Verletzungen. Die Hände auf der Brust gefaltet, als hätte sie gewartet. Oder sich hingelegt, um empfangen zu werden.
Auf dem Fliesenboden daneben: ein Notizbuch. Aufgeschlagen.Zwei Seiten fehlten. Herausgerissen.Und auf dem Badspiegel – in der Kondensationsspur eines fremden Atems – stand ein Wort:„Zurück.“
Die Polizei schrieb „natürlicher Tod“. Keine Anzeichen von Fremdeinwirkung. Kein Zettel, kein Abschied. Nur Spuren von Schlaftabletten im Blut – zu wenig für einen Suizid, zu viel für einen Zufall.
Sie riefen ihre Tochter in Berlin an.Die Stimme am Telefon war ruhig, sachlich.„Wir brauchen jemanden für die Wohnungsauflösung.“
Und während Anna Lehnert am anderen Ende der Leitung schwieg, öffnete sich in Wiesbaden ein Riss.Nicht im Putz. Nicht in der Wand.
Im Spiegel.
Denn etwas hatte ihre Mutter gesehen, kurz bevor sie starb.Etwas, das weder Licht noch Schatten war.Etwas, das nun wartete.
Auf Anna.
Wiesbaden, Oktober 1983
Der Zug aus Frankfurt kroch langsam in den Wiesbadener Hauptbahnhof. Die Fenster waren beschlagen vom Atem der Reisenden, draußen zog dicker Nebel an den Scheiben vorbei. Das schwache Licht der Bahnsteiglampen schimmerte durch wie durch nasse Gardinen. Die Stadt empfing Anna Lehnert nicht mit offenen Armen – eher mit einem Schweigen, das schwer auf den Schultern lag.
Sie stieg aus dem Waggon, zog ihren dunklen Mantel enger um sich und griff nach dem schweren Koffer. Der Griff war klebrig vom alten Kunststoff, und die Rollen quietschten leicht auf dem Pflaster. Niemand kam ihr entgegen, kein vertrautes Gesicht, kein Zeichen, dass man sich über ihre Rückkehr freute.
Nicht, dass sie es erwartet hätte.
Zwölf Jahre war sie fort gewesen. Fort von dieser Stadt, von den Gerüchen, den Schatten, von allem, was sie lieber verdrängt hatte. Jetzt war sie wieder hier – nicht aus Sehnsucht, sondern weil der Tod ihrer Mutter es verlangte.
Sie hatte in Berlin angerufen, die Polizei. Die Stimme am anderen Ende war ruhig gewesen. Sachlich. „Ihre Mutter wurde tot in ihrer Wohnung gefunden. Es sieht nach natürlichem Tod aus. Wir brauchen jemanden für die Wohnungsauflösung.“ Es war kein Platz für Mitleid in dieser Stimme. Kein Raum für Fragen.
Aber Anna hatte Fragen. Und jetzt, während sie durch die Bahnhofshalle ging, vorbei an einer Gruppe Schuljungen mit Walkmans und einem müden Verkäufer an der Wursttheke, spürte sie, wie sich etwas in ihrem Inneren regte. Kein klarer Gedanke – eher ein Ziehen, tief unter der Haut. Als würde die Stadt sie erkennen. Und auf sie warten.
Taunusstraße 46Die Straßenbahnschienen glänzten vom Nieselregen. Die Luft war feucht, fast süßlich. Die Altbauten in der Taunusstraße wirkten grau und verbraucht, als hätte man die Farben mit der Zeit abgewaschen. Vor dem Hauseingang ihrer Mutter stand ein großer Ahornbaum, dessen Blätter zu fauligem Matsch zertrampelt waren.
Anna schob den alten Hausschlüssel ins Schloss. Der Mechanismus hakte, wie früher. Als Kind hatte sie oft im Treppenhaus gestanden, zu klein, um die Tür aufzubekommen, während ihre Mutter oben aus dem Fenster geschrien hatte: „Dreh kräftiger, Anna!“
Jetzt war da kein Fenster, keine Stimme. Nur das Knarren der Dielen unter ihren Schritten.
Die Wohnung lag im zweiten Stock. Die Luft war abgestanden, kühl. Anna öffnete die Fenster, ließ die Herbstluft herein. Es roch nach alten Möbeln, Mottenkugeln und etwas Bitterem, das sie nicht zuordnen konnte.
Der Flur war schmal, die Tapete blassgelb, an vielen Stellen mit kleinen Rissen. Die Möbel: massiv, dunkel, überladen mit Decken, Häkelarbeiten und eingestaubten Porzellanfiguren. Auf dem Flurregal lag ein Brief.An: Anna Lehnert. Handschriftlich. Kein Absender.
Sie nahm ihn zögernd in die Hand. Das Papier war dick, altmodisch, der Umschlag ungeklebt.
Sie zog das Blatt heraus. Es war nur eine Zeile:
„Du erinnerst dich nicht, aber du warst dabei.“
Anna blinzelte. Das war kein Zufall. Jemand wusste, dass sie zurückkehren würde. Jemand beobachtete sie – oder hatte es zumindest vorgehabt.
Anna saß in der Küche, eine dampfende Tasse schwarzen Kaffees vor sich. Der Herd war kalt, das Radio spielte gedämpft auf UKW. Sie hatte es auf einen Sender gestellt, der Jazz spielte. Früher hatte ihre Mutter das gehasst. „Musik für Leute, die sich zu wichtig nehmen“, hatte sie gesagt.
Auf dem Küchentisch lag ein kleines, schwarzes Notizheft. Sie hatte es in einer Schublade gefunden, unter einem Stapel alter Briefe. Es trug keinen Namen, nur einen abgegriffenen Ledereinband.
Sie schlug es auf. Die Handschrift war eindeutig die ihrer Mutter.
„Wenn Anna zurückkehrt, wird es wieder anfangen.“
„1971 – Sonnenblick.Spiegelraum.Dr. Engel sagt, ich soll nicht darüber sprechen.Aber ich weiß, was ich gesehen habe.Das Ding im Spiegel. Es hat ihre Stimme benutzt.“
Anna las den Eintrag zweimal. Sonnenblick. Sie erinnerte sich dunkel an diesen Namen. Eine Klinik am Stadtrand, oben auf dem Hügel, in der Nähe des Nerobergs. Ihre Mutter war dort einige Wochen gewesen – das hatte man ihr als Kind gesagt. „Sie ist nervös. Sie braucht Ruhe.“ Mehr nicht.
Sie blätterte weiter. Die Einträge wurden wirrer. Namen. Zeichnungen. Immer wieder Hinweise auf einen Spiegel. Und auf eine Person – oder ein Wesen? – das sich nicht fassen ließ.
Dann hörte sie es.Ein leises Klopfen. Nicht an der Tür. Sondern irgendwo... im Innern der Wohnung.
Sie hielt den Atem an. Nichts. Nur das leise Rauschen des Regens draußen. Vielleicht ein Rohr? Oder das Holz, das arbeitete?
Sie stand auf und ging in den Flur. Da war nichts. Doch dann bemerkte sie, dass die Tür zum kleinen Abstellraum offenstand. Sie war sich sicher, dass sie sie geschlossen hatte.
Innen war es dunkel. Der Schalter funktionierte nicht. Anna tastete sich hinein. Staub. Alte Kartons. Eine vergilbte Gardine, die an einem Haken hing.
Dann stieß sie mit dem Fuß gegen etwas. Es raschelte.
Sie hob es auf. Ein Blatt Papier. Eine Kinderzeichnung.Ein Haus. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren. Und daneben: eine dunkle Gestalt ohne Gesicht.Darunter stand in krakeliger Schrift:„Er kommt, wenn du dich erinnerst.“
Anna wich einen Schritt zurück.Plötzlich krachte die Tür zur Küche zu. Ein Windstoß? Aber kein Fenster war offen.
Sie rannte zurück – aber da war nichts. Nur der leise Nachhall des knallenden Holzes.Und auf dem Tisch lag das Notizbuch. Offen. Auf einer neuen Seite.
Eine Zeile stand dort, die vorhin nicht da gewesen war:
„Schau nicht in den Spiegel.“
Zwei Tage später – Polizeidienststelle Wiesbaden, Zentrale
Kommissar Jonas Faber tippte mit einem Bleistift gegen die Tischplatte. Vor ihm lag ein Bericht, daneben ein Polaroidfoto: eine Frau, Mitte fünfzig, tot in der Badewanne. Keine Anzeichen von Gewalt. Kein Wasser im Becken. Kein Zettel. Kein Abschied. Nur ein aufgeschlagenes Buch – mit herausgerissenen Seiten.
„Was meinst du, Jonas?“, fragte seine Kollegin Jutta Stein, als sie mit zwei Tassen Kaffee hereinkam.
„Kommt dir das bekannt vor?“, erwiderte er.
Sie betrachtete das Foto. „Sieht aus wie Herzversagen. Kommt vor in dem Alter.“
„Schon. Aber drei solcher Fälle in zwei Wochen? Alle in Altbauwohnungen, alle alleinstehend, alle mit Verbindungen zur Klinik Sonnenblick?“
Jutta stellte den Kaffee ab. Ihre Stirn runzelte sich. „Willst du sagen, da ist was im Busch?“
„Ich weiß es nicht.“Jonas griff zum Hörer. „Ich werd mal mit der Tochter sprechen. Sie ist gerade zurück in der Stadt.“
Zurück in der Wohnung
Es war kurz nach acht, als es klingelte. Anna hatte gerade versucht, die Heizung zum Laufen zu bringen. Draußen war es inzwischen dunkler als erwartet. Der Nebel hatte die Laternen zu gelben Schatten verwandelt.
Sie öffnete die Tür einen Spalt.Ein Mann stand davor. Mitte dreißig, etwas zerzaust, Lederjacke, ein Gesicht, das zu viel gesehen hatte.
„Frau Lehnert? Kommissar Jonas Faber, Kripo Wiesbaden. Ich würde gern mit Ihnen sprechen.“
Anna zögerte. Dann öffnete sie die Tür ganz.„Worum geht’s?“
„Es geht um Ihre Mutter. Und um zwei andere Todesfälle. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass Sie gerade jetzt zurück sind.“
Wiesbaden, 24. Oktober 1983
Die Schatten lagen schwer über der Stadt. Es war kurz vor Mitternacht, als Anna zum ersten Mal das Gefühl hatte, die Welt um sie herum sei nicht mehr ganz dieselbe.
Der Regen hatte sich verzogen, doch die Straßen glänzten noch feucht. Die Lichter der Wilhelmstraße spiegelten sich wie zersplitterte Erinnerungen in den Pfützen, und jeder Schritt hallte zwischen den Fassaden der Gründerzeitvillen wie ein Echo aus längst vergangener Zeit. Anna lief mit hochgeschlagenem Kragen, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Sie konnte nicht mehr in der Wohnung bleiben. Nicht nach dem Gespräch mit dem Kommissar. Nicht nach dem, was sie im Notizbuch ihrer Mutter gelesen hatte.
Etwas stimmte nicht. Nicht mit der Wohnung. Nicht mit ihr selbst.
Sie bog in die Taunusstraße ein, dann in die Schwalbacher Straße. Wiesbaden war nachts nicht still – aber es war auch nicht laut. Es hatte etwas Wachendes, fast wie ein Atem, der unter der Erde lauerte. Als würde die Stadt selbst hören, sehen, fühlen.
Anna blieb vor einem Schaufenster stehen. Ein verlassener Friseursalon, altmodisch, die Schaufensterpuppe trug noch einen Dauerwell-Haube. Im Fensterglas spiegelte sich ihr Gesicht – aber irgendetwas stimmte nicht.
Sie trat näher.Ihr Spiegelbild bewegte sich nicht gleichzeitig mit ihr. Es war minimal verzögert.Und dann lächelte es.
Sie fuhr erschrocken zurück, prallte fast gegen die Hauswand. Als sie wieder hinsah – nichts. Nur ihr eigenes, müdes Gesicht. Schatten unter den Augen. Blasse Haut. Und ein Zucken im linken Augenwinkel.
„Beruhig dich“, flüsterte sie. „Du bist übermüdet. Das ist alles.“
Aber es war nicht alles. Und sie wusste es.
Rückblende – 1971Sie war neun Jahre alt. Ihre Mutter war einige Wochen fort – „zur Erholung“, hatte die Nachbarin gesagt. Anna hatte bei der Tante gewohnt, am unteren Ende der Dotzheimer Straße. Dort roch es immer nach Sauerkraut und Bohnerwachs.
Eines Abends hatte sie im Wohnzimmer der Tante ein Gespräch belauscht. Zwei Erwachsene. Gedämpfte Stimmen.
„... sie sagt, da war ein Raum mit Spiegeln. Ganz Wände aus Spiegeln. Und dass sie dort eine Stimme gehört hat.“
„Die Ärzte sagen, das sei ein Projektionserlebnis. Paranoide Episode. Aber was sie gemalt hat...“
„Ein Kind ohne Gesicht, hast du’s gesehen? Und der Spiegel – wie ein Riss mitten durch.“
Dann Schritte. Das Radio wurde lauter gedreht.
Anna hatte das meiste vergessen. Aber jetzt, da sie zurück in Wiesbaden war, kehrte es zurück. Nicht als klare Erinnerung – eher wie ein Geruch, wie kalter Rauch, der sich in alles fraß.
Gegenwart – Villa im Nerotal
Am nächsten Morgen stand sie vor der alten Klinik Sonnenblick. Oben am Hang, in einer Seitenstraße im Nerotal, zwischen mächtigen Kastanien und verwildertem Gestrüpp. Das Gebäude war längst außer Betrieb. Eine metallene Kette hing lose über das Eingangstor, ein rostiges Schild warnte vor dem Betreten des Geländes.
Aber Anna trat dennoch ein. Sie musste es sehen.Vielleicht war das alles Unsinn. Vielleicht wollte ihr Gehirn ihr nur einen Streich spielen. Aber etwas in ihr wusste – wenn es Antworten gab, dann hier.
Der Kies knirschte unter ihren Schuhen. Die Fenster waren blind, viele zersplittert. Ein Windstoß ließ eine Tür irgendwo im Innern schlagen. Es roch nach Moder und altem Putz.
Sie trat durch die aufgebrochene Eingangstür. Die Halle war groß, leer – und dunkel. Ihre Schritte hallten. An den Wänden verblasste Schilder: „Behandlungsräume“, „Aufenthalt Damen“, „Psychologische Betreuung“.
Sie ging einen Flur entlang, dessen Ende im Halbdunkel verschwand.Dann sah sie eine Tür.Davor: Ein zerbrochenes Namensschild.„Dr. med. Engel – Leitung Station B“
Sie trat näher. Die Tür war nur angelehnt.
Im Innern: ein leerer Raum. Ein Schreibtisch, umgeworfen. Akten lagen auf dem Boden, zerfleddert.Aber an der Wand gegenüber: ein riesiger Spiegel.Staubig. Blind. Und doch... fast zu sauber.
Anna trat näher. Und da war es wieder – das Gefühl, dass das Spiegelbild... anders war.Nicht falsch. Aber... verzögert.Und dann – ganz plötzlich – bewegte sich etwas im Glas.
Eine dunkle Silhouette. Ohne Gesicht. Ganz hinten, im Raum – aber nur im Spiegel.
Sie drehte sich um.Nichts.
Sie wollte schreien. Aber kein Laut kam heraus.
Im Spiegel stand jetzt ein Mädchen.Klein, schmal, mit schwarzen Zöpfen.Ihre jüngere Version.Und sie hob den Finger – zeigte auf Anna. Und formte lautlos ein Wort.
„Zurück.“
Später – Polizeirevier Wiesbaden
Kommissar Jonas Faber sah sich die alten Unterlagen an. Drei Todesfälle. Alle aus derselben Generation. Alle mit Verbindungen zur Klinik Sonnenblick. Die Akten der Klinik waren lückenhaft – vieles vernichtet. Doch aus dem Jahr 1971 war ein Vorfall vermerkt: eine Patientin hatte sich das Leben genommen, nachdem sie behauptete, „im Spiegel verfolgt“ zu werden.
Ihr Name: Grete Lehnert.Anna Lehnerts Großmutter.
Faber lehnte sich zurück.Zufall? Oder eine Geschichte, die sich wiederholte?
Wiesbaden, Kurpark – am Abend
Anna wanderte durch den Kurpark, nahe der Konzertmuschel. Die Blätter raschelten leise. Ein Brunnen plätscherte im Dunkeln.Ein Mann in einem langen Mantel saß auf einer Bank. Er sah sie an, als hätte er auf sie gewartet.
„Sie haben den Spiegel gesehen“, sagte er, ohne Einleitung.
Anna blieb stehen. Ihr Herz schlug schneller.„Wer... wer sind Sie?“
„Nur jemand, der weiß, was in Sonnenblick passiert ist. Und was Sie vergessen haben.“
„Ich erinnere mich nicht –“
„Noch nicht“, unterbrach er. „Aber es wird kommen. Nacht für Nacht. Es hat nie aufgehört.“
Sie wollte antworten, aber er stand schon auf – ging davon, verschmolz mit dem Nebel.
Später in der Wohnung
Wieder dieses Kratzen an der Wand. Wieder das Geräusch hinter der Tür.Anna griff zum Notizbuch ihrer Mutter.Auf einer neuen Seite stand, mit roter Tinte:„Du hast ihn geöffnet. Jetzt kommt er.“
Und darunter:
„Schau nicht in den Spiegel, Anna. Nicht in diesen Nächten.“
Dann knackte die Glühbirne über ihr.Und im Fenster – obwohl es draußen stockdunkel war – spiegelte sich ihr Gesicht.Und dahinter... etwas, das sich langsam bewegte.
Das Fenster war dunkel. Nur ihr eigenes Gesicht, blass wie Marmor, spiegelte sich im Glas. Doch Anna wagte es nicht, sich zu bewegen. Denn hinter ihrem Spiegelbild lauerte noch immer etwas – ein Schemen, kaum sichtbar, aber eindeutig da.Still. Wartend.
Sie blinzelte.Das Licht zuckte kurz auf – flackerte – dann war es ganz erloschen.
In der plötzlichen Dunkelheit schien sich der Raum zu verändern. Er zog sich zusammen. Schrumpfte. Wurde enger. Die Geräusche wurden dumpfer, als hätte jemand Watte in ihre Ohren gestopft. Und dann kam dieses Gefühl wieder – wie ein Riss in der Zeit, ein Spalt, durch den alte Bilder drangen.
Sie war nicht mehr in ihrer Wohnung.
Sie war neun Jahre alt.Wiesbaden, Sommer 1971.Ein staubiger Nachmittag im Hinterhof der Wohnung ihrer Mutter in der Friedrichstraße.
Sie stand in der Ecke, neben dem alten Wäscheständer. Die Mauern waren hoch und grau, der Himmel nur ein Streifen. Ihre Mutter war seit Wochen weg, das hatte sie gespürt, auch wenn niemand es sagte. Es hieß, sie sei „zur Kur“. Aber Anna wusste, dass das Wort falsch war. Es hatte diesen Geschmack von Angst. So wie das Schweigen der Tante beim Abendbrot. So wie der Geruch im Flur, wenn Besuch da war.
An jenem Nachmittag war sie allein im Hof.Und sie sah es zum ersten Mal.
Am Ende des Innenhofs stand ein großer Standspiegel. Viel zu fein für diesen Ort. Jemand hatte ihn dort abgestellt – oder hatte er schon immer dort gestanden? Anna erinnerte sich nicht. Der Rahmen war golden, aber angelaufen. Die Oberfläche blind vor Dreck – und doch zog er sie an, wie ein Magnet.
Sie trat näher.Im Spiegel sah sie den Hof. Den Wäscheständer. Den Himmel.Aber sich selbst – sah sie nicht.
Nur… einen dunklen Fleck.Dort, wo sie hätte sein sollen.
Sie wollte schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen.Dann flüsterte etwas. Nicht laut. Nicht mit Stimme.Mehr wie ein Gedanke, der nicht ihr eigener war:
„Du bist nicht allein hier.“
Sie drehte sich um – niemand da.Doch als sie wieder in den Spiegel sah – war da ein Kind.Mit ihren Zügen.Aber nicht sie.
Das Mädchen im Spiegel stand still, lächelte nicht. Es hatte keine Augen – nur dunkle Schatten in den Höhlen. Und es hob langsam die Hand und zeigte auf den Hintereingang der Wohnung.
Anna fror.Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.Jemand kam. Schritte. Die Tür ging auf.
Und dann: Schwarz.
Ein dumpfer Schlag holte sie zurück.Zurück ins Jetzt.Ein Geräusch in der Wohnung – als hätte jemand im Flur etwas umgeworfen.
Anna taumelte vom Fenster zurück. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ihr Herz pochte wie wild.Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Minuten? Eine Stunde?
Sie ging langsam zur Tür, die zum Flur führte.Öffnete sie.Nichts.
Aber der Spiegel an der Garderobe war zersprungen.Genau in der Mitte.Ein Riss, der sich wie ein Blitz durch das Glas zog.
Und an der Wand daneben, in feuchter Schrift – als hätte jemand mit nassen Fingern geschrieben:
„Nicht du. Sie.“
Anna wich zurück.Sie kannte diese Schrift.Die gleiche Handschrift wie in dem Notizbuch ihrer Mutter.
Wiesbaden, Friedrichstraße – Gegenwart
Die Splitter des zerborstenen Spiegels lagen auf dem Boden wie eingefrorene Tropfen aus Licht. Anna starrte sie an, als würde sich in jedem einzelnen eine andere Erinnerung verbergen. Manche so klein, dass sie nur Bruchteile eines Gedankens enthielten. Andere groß genug, um ganze Albträume zu fassen.
„Nicht du. Sie.“
Die Worte auf der Wand begannen zu verlaufen. Tropfen glitten die Tapete hinab. Ein leiser Windhauch strich durch den Flur, obwohl alle Fenster geschlossen waren.Anna griff nach dem Türrahmen, um nicht umzufallen.
Sie wusste, was jetzt kommen würde.Nicht in Form eines Traumes. Nicht als bloße Erinnerung.Sondern als Rücksturz in eine Zeit, in der sie die Wahrheit sah – und gleichzeitig zu klein war, sie zu verstehen.
Rückblende – Wiesbaden, Frühjahr 1971
Sie war im Flur ihrer Kindheitswohnung. Es roch nach Bohnerwachs und heißem Staub. Ihre Mutter lag krank im Schlafzimmer. Wochenlang hatte sie niemand gesehen. Die Tür war abgeschlossen gewesen. Die Tante hatte gesagt, sie dürfe nicht gestört werden. "Die Nerven", hatte sie gehaucht. „Sie braucht Ruhe.“
Aber an diesem Tag war die Tür nicht abgeschlossen.
Anna stand davor, die Finger zitternd an der Klinke.
Sie drückte sie langsam herunter.Knarren.Die Tür öffnete sich einen Spalt.Es war dunkel. Nur ein schmaler Lichtstreifen fiel von der Straße herein und traf auf etwas Metallisches.
Ein Spiegel.
Nicht wie die, die man kannte.Sondern rund. Schwarz gerahmt. Und vollkommen glatt – kein Glas, keine Tiefe.Nur Dunkelheit.
Ihre Mutter saß auf dem Bett.Rücklings.Sie sprach mit dem Spiegel. Flüsterte, flehte.
„Ich weiß, was ich versprochen habe. Aber sie ist noch ein Kind. Bitte… gib mir mehr Zeit…“
Anna trat einen Schritt hinein.Ihre Mutter drehte sich nicht um.Dann, als hätte der Spiegel sie bemerkt, hob er plötzlich ihr Spiegelbild an – aber: es bewegte sich anders als sie.Die Frau im Spiegel stand auf, während ihre Mutter weiter saß.
Und dann drehte sie sich doch um – langsam – und Anna erkannte ihre Augen.Oder besser: das, was einmal Augen gewesen sein musste.
Leer. Tief.Wie zwei Eingänge zu einem Raum ohne Wände.
„Du hast ihn auch gesehen, nicht wahr?“, flüsterte ihre Mutter.„Jetzt ist es zu spät.“
Gegenwart – Wohnung Friedrichstraße
Anna wachte auf dem Boden auf. Oder glaubte es zumindest. Die Welt drehte sich nur langsam wieder zurück in eine Form, die sie greifen konnte. Die Worte an der Wand waren verschwunden. Die Spiegelreste lagen noch da – aber ohne Risse, ohne Schrift.
Sie rappelte sich auf, ging ins Bad, hielt ihr Gesicht unter kaltes Wasser.
„Du wirst nicht verrückt“, sagte sie laut.„Du erinnerst dich nur.“
Sie wusste, sie musste zurück zur Klinik. Nicht allein. Nicht nachts. Aber bald.Etwas dort gehörte zu ihr.Oder: etwas von ihr war dort geblieben.
Wiesbaden – Polizeipräsidium am Konrad-Adenauer-Ring
Kommissar Jonas Faber saß über den alten Patientenakten. Er war nicht der Typ für Übersinnliches. Aber drei tote Zeugen, eine schweigsame Frau, verschwundene Klinikunterlagen – das roch nach etwas Tieferem. Vielleicht nicht Geister. Aber etwas, das zu lange vergraben war.
Er griff zum Telefon.
„Hier Faber. Ich brauche Zugang zur alten Klinik Sonnenblick. Ja, ich weiß, dass sie geschlossen ist. Ich will nicht offiziell rein. Ich will sehen, was dort übrig blieb.“
Pause.
„Weil eine Frau stirbt, wenn wir es nicht tun.“
Wiesbaden – Nerotal, Klinik Sonnenblick
Drei Tage später. Dämmerung.
Anna stand wieder vor dem Tor. Diesmal hatte sie die Schlüssel. Die Polizei hatte ihr Zugang gewährt, offiziell als „Recherche zu familiärer Vergangenheit“. Faber hatte ihr nichts weiter gesagt, nur: „Wenn du reingehst, pass auf deinen Verstand auf.“
Sie trat durch das Laub. Die Klinik war ein Ort der Schatten geworden. Jedes Fenster ein dunkles Auge, jede Tür ein verschlossener Mund. Sie wusste jetzt, wohin sie musste.
Station B.
Die Tür quietschte, als sie aufstieß. Der Gang war kälter als erwartet. Anna ging Schritt für Schritt, bis sie vor dem Raum stand, in dem der Spiegel war.
Aber diesmal war der Raum anders.
Heller.Frischer.
Ein Schreibtisch war aufgeräumt, eine Uhr tickte.Ein Stuhl drehte sich. Und darin: ein Mädchen.Vielleicht zwölf Jahre alt. Schwarze Haare. Zöpfe.
„Ich hab dich lange nicht gesehen“, sagte es.„Du warst sehr mutig, damals.“
Anna sagte nichts.
Das Mädchen lächelte.„Aber du hast ihn geöffnet, nicht wahr?“
„Was meinst du?“
„Den Spiegel.“Es deutete auf die Wand.
Anna folgte dem Finger. Und sah: einen zweiten Spiegel. Rund. Tiefschwarz.
„Willst du wissen, wer du bist, Anna?“Das Mädchen war aufgestanden.
„Dann schau genau hin.“
Anna trat an den Spiegel heran.
Doch diesmal war kein Spiegelbild da. Nur eine endlose Schwärze. Und aus ihr stieg ein Geräusch: flüstern, kratzen, klopfen.Die Wand begann zu atmen.Etwas berührte ihre Hand – kalt. Nass.
Anna wollte zurückweichen, doch der Boden gab nach.Sie fiel.
Rückblende – Wiesbaden, 1971 – Krankenhausflur
Ein Arzt.Ein Patient.Ein Gespräch.
„Sie sagt, sie sei von sich selbst verfolgt worden. Dass sie sich im Spiegel gesehen hat, aber dass das Bild nicht sie war.“
„Halluzinationen?“
„Vielleicht. Vielleicht auch etwas Tieferes. Spiegelparanoia. Ein Kind, das so etwas entwickelt, hat entweder schwere Traumata – oder... oder es sieht etwas, das wir nicht sehen.“
Zurück in der Klinik – Jetztzeit
Anna erwachte am Boden. Jemand hielt ihre Schultern.Es war Faber.
„Du warst weggetreten“, sagte er. „Ich hab dich gefunden, als ich ankam. Du lagst da, vor diesem Spiegel.“
Anna sah sich um.Der Raum war leer.Kein Mädchen. Kein Spiegel.Nur... eine Kerbe in der Wand. Wie ein eingerammter Fingernagel.
„Ich hab... ich hab sie gesehen. Mich. Aber nicht mich. Ich als Kind.“
Faber sagte nichts. Nur:„Wir müssen das alles verstehen. Bevor du ganz verschwindest.“
Anna nickte. Und wusste:Der Spiegel hatte sie nicht vergessen.Und die Vergangenheit war noch nicht fertig mit ihr.
Wiesbaden, Klinik Sonnenblick – Heute, 19:40 Uhr
„Du warst fast eine halbe Stunde bewusstlos“, sagte Faber, während er die Taschenlampe auf Annas Gesicht richtete. „Ich dachte erst, du wärst tot.“
Anna blinzelte. Ihre Haut fühlte sich an wie zu eng genäht.„Ich war… da unten. Oder zurück. Ich weiß es nicht.“
„Was meinst du mit ‚unten‘?“ Faber richtete sich auf. „Hast du etwas gesehen?“
Sie versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.„Ein Spiel. Kinder. Ich. Und jemand, der zugesehen hat. Aus dem Spiegel heraus.“
Faber fluchte leise. Dann zog er ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Manteltasche.„Ich war heute im Stadtarchiv. Es gibt Aufzeichnungen über eine nicht genehmigte Sonderbehandlung auf Station B – zwischen 1969 und 1973. Nur interne Memos. Kein Name, kein offizieller Vermerk.“
Anna starrte ihn an.„Was für eine Behandlung?“
„Kinder sollten dort… mit Angst konfrontiert werden. Es hieß, es wäre eine therapeutische Technik. Konfrontation mit inneren Bildern. Aber niemand sprach offen darüber. Die Patientenakten sind verschwunden. Die behandelnden Ärzte? Alle untergetaucht oder tot.“
Faber holte tief Luft. Dann sagte er:
„Aber einer lebt noch. Dr. Wilfried Mahler. Er wohnt in einer kleinen Villa oberhalb des Kurparks. Ich habe für morgen einen Termin.“
Wiesbaden, Kurpark – 11:00 Uhr am nächsten Tag
Der Frühling in Wiesbaden war sanft, fast weichgezeichnet. Doch Anna empfand nichts davon. Während sie mit Faber den geschwungenen Weg oberhalb des Parks entlangging, spürte sie nur die zunehmende Enge in ihrer Brust.
Die Villa war ein Überbleibsel aus der Kaiserzeit, mit halb zugewachsenen Säulen und einem verrotteten Gartenzaun. Mahler ließ sie wortlos eintreten, musterte Anna, als würde er sie wiedererkennen – obwohl sie sich sicher war, ihm nie begegnet zu sein.
Der Mann war über achtzig, doch sein Blick war scharf. Kein Zittern, kein Alter in der Stimme.
„Sie suchen also nach Antworten“, sagte er, während er Tee einschenkte.„Aber haben Sie sich gefragt, ob Sie sie ertragen können?“
Faber trat näher.„Sie haben damals auf Station B gearbeitet. Es gibt Hinweise, dass dort Kinder…“
„Gequält wurden?“, unterbrach Mahler.„Nein. Nicht gequält. Geöffnet.“
Stille.
Mahler ließ sich in einen Sessel sinken, der aussah, als hätte er seit Jahren niemanden mehr getragen.
„Wir wollten die Angst sichtbar machen. Ihre Form. Ihre Sprache. Und die Kinder... sie waren empfänglich. Besonders eins.“
Er sah Anna direkt an.„Du warst eines davon. Nicht wahr?“
Sie nickte langsam.
Mahler schloss die Augen.„Du hattest viele Namen. Aber wir nannten dich das ‚Spiegelkind‘. Weil du immer wieder mit jemandem sprachst, den wir nicht sehen konnten. In den Spiegeln. Immer nur dort.“
Faber lehnte sich vor.„Was haben Sie mit ihr gemacht?“
„Wir haben sie... begleitet. Beobachtet. Und eines Tages verschwand sie aus der Akte. Keine Entlassung. Keine Verlegung. Nur: nicht mehr auffindbar.“
Mahler zitterte jetzt doch.„Ich dachte, du wärst tot, Anna. Oder schlimmer – im Spiegel geblieben.“
Wiesbaden – Wohnung Friedrichstraße, später Abend
Anna saß auf dem Boden ihres Wohnzimmers. Vor ihr lagen Polaroidfotos. Unscharf, blass. Alte Aufnahmen aus der Klinik. Die Bilder hatte sie bei Mahler in einem Umschlag gefunden, den er ihr beim Abschied wortlos übergeben hatte.
Eines davon zeigte ein Kind – vielleicht acht Jahre alt.Sie trug ein weißes Kleid, das Gesicht halb verdeckt vom Licht.
Doch was Anna erschaudern ließ:Hinter dem Kind stand ein Spiegel.Und im Spiegel stand das Kind noch einmal.Doch dort war es blutverschmiert.Und es lächelte.
Sie sprang auf, das Bild zitterte in ihrer Hand.Und plötzlich war da ein Klang.Nicht draußen. Nicht im Raum.In ihrem Kopf.
Klack. Klack. Klack.
Sie kannte dieses Geräusch. Es war Teil des Spiels gewesen.
Wiesbaden, Klinik Sonnenblick – 1971
Der Raum war kalt. Weiß. Ohne Fenster. Drei Kinder saßen in einem Kreis. Ein Spiel stand in der Mitte: schwarze Karten, Würfel, ein kleiner, glänzender Spiegel.Ein Mann mit weißem Kittel sprach mit ruhiger Stimme.
„Wenn du dich selbst siehst, darfst du eine Frage stellen.“
Anna, sieben Jahre alt, zog eine Karte.Darauf stand:
„Wie viele von dir gibt es?“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.Doch im Spiegel war ihre Stimme klar:
„Genug, um dich zu ersetzen.“
Die anderen Kinder weinten. Einer riss sich die Haut vom Unterarm.Anna aber lachte.Und irgendwo, tief in den Schatten, klatschte jemand Beifall.
Gegenwart – Anna rennt
Sie stürzte aus ihrer Wohnung, die Treppe hinunter, über die Friedrichstraße. Vorbei an Passanten, die sie musterten, als sei sie eine Erscheinung. Sie wusste nicht, wohin sie rannte – nur, dass sie wegmusste. Raus. Weg von sich.
Am Nerobergparkplatz blieb sie stehen. Schnappte nach Luft. Und dann sah sie es:Ein Kind.Mitten auf dem Gehweg. Weißes Kleid. Dunkle Haare.Es hob den Arm – und zeigte auf den Wald.
Dann war es verschwunden.
Anna folgte. Schritt für Schritt.Tiefer in die Bäume.Tiefe in sich.
Der Schlüssel hatte geklemmt, doch Faber hatte ihn irgendwann mit einem Ruck umgedreht. Staub wirbelte auf, als die Tür zum Archivkeller aufsprang. Es roch nach feuchtem Papier, altem Holz und einer Erinnerung, die zu lange eingeschlossen war.
Anna trat vorsichtig ein. Ihre Taschenlampe zeichnete flackernde Kreise auf die Regale. Alles war katalogisiert, aber unvollständig. Ordner mit Initialen. Kisten mit nummerierten Bändern. Und ganz hinten: ein altmodischer Reisekoffer, braun, lederbesetzt, mit zwei goldenen Riegeln.
Sie beugte sich hinunter und öffnete ihn.
Innen lag nichts als ein Stapel vergilbter Karten – groß wie Tarotkarten, schwarz umrandet. Sie zog die oberste hervor.
Keine Nummer. Kein Symbol.
Nur ein einziger Satz:„Was weiß dein anderes Gesicht, das du nicht weißt?“
Und darunter, in roter Tinte:Anna E. – Sitzung 12 – 03.11.1972
Sie starrte auf die Karte. Die Worte begannen sich zu bewegen. Nicht wirklich. Aber wie ein Gedanke, der sich nicht abschütteln lässt.
Dann spürte sie es.
Etwas Kaltes, Metallisches. Ihre Finger tasteten weiter im Koffer – und fanden den Würfel.
Er war schwerer als erwartet. Mattgrau, keine Symbole mehr sichtbar. Als hätte er sie verschluckt.
Sie hielt ihn in der Hand – und plötzlich blitzte eine Erinnerung auf.
Das Licht war gedimmt. Die Kinder saßen im Kreis, sechs Stühle, nur fünf besetzt. Der sechste war immer leer.Für „das Dritte Gesicht“, sagte Dr. Haack. Der Mann im weißen Kittel mit der leeren Stimme.
Anna war die Jüngste.Sie hatte eben den Würfel geworfen – das Auge war oben. Immer wieder das Auge.
Sie zog die Karte, dieselbe wie jetzt:„Was weiß dein anderes Gesicht, das du nicht weißt?“
Sie blickte in den Spiegel, der zwischen ihnen auf dem Boden lag. Er war leicht schräg gestellt – man sah nur den Oberkörper.
Im Spiegel war alles wie immer – bis auf ihr Gesicht.Es blickte nicht zurück.Es beobachtete.
„Was weißt du, was ich nicht weiß?“, flüsterte sie.
Und dann bewegte der Spiegel-Anna die Lippen.„Du bist nicht das erste Ich. Und nicht das letzte.“
Anna begann zu schreien. Doch Dr. Haack machte keine Anstalten, sie zu beruhigen. Er schrieb Notizen. Einer der anderen Jungen begann zu zittern, fiel vom Stuhl. Niemand schrie.
Das Dritte Gesicht lachte.
„Anna?“ Faber stand in der Tür.Sie drehte sich zu ihm. Der Würfel lag noch in ihrer Hand.
„Ich erinnere mich an alles“, sagte sie leise.„Der Spiegel war nicht nur ein Bild. Es war ein Raum. Und wir waren nie allein.“
Faber trat näher. „Was hast du gesehen?“
„Mich. Aber nicht mich. Es war... die, die kam, wenn ich schwieg. Sie sprach durch den Spiegel. Ich war ihr Zugang.“
Faber wirkte bleich. „Dieses Spiel... das war kein Spiel.“
Anna nickte.„Nein. Es war ein Tor.“
Sie fanden ihn sitzend am Schreibtisch. Die Tür stand offen. Die Fenster weit.Mahler war tot. Kein Blut. Keine Spuren.
Aber auf seinem Schreibtisch lag ein Foto.
Darauf: ein Spiegel.Und ein Kind. Weißes Kleid. Schwarze Augen.Nicht Anna.Jemand anderes.
Und darunter – in wackeliger Handschrift:„Sie ist wieder da.“
Der Regen war fein, fast schwebend. Er hing über der Stadt wie ein Schleier, der etwas verdecken wollte. Faber stand am Fenster seines kleinen Zimmers in der Biebricher Allee. Das Hotel war schlicht, beinahe spartanisch – ganz nach seinem Geschmack.
Er hatte schlecht geschlafen. Seit dem Fund in der Villa Mahler. Seit Anna ihm von dem Spiegel erzählt hatte.Seit dem Moment, in dem er erkannt hatte, dass er den Namen Haack schon einmal gehört hatte.
Nicht als Ermittler. Sondern als Kind.
Das Haus war groß, mit einem verwilderten Garten. Die Fenster im Obergeschoss waren immer geschlossen, die grünen Vorhänge nie geöffnet.Fabian Faber – damals acht Jahre alt – mochte das Haus nicht. Aber seine Mutter bestand auf die „Spielstunden“ dort.
„Dr. Haack hilft Kindern, die viel fühlen“, hatte sie gesagt.Er war ein „besonderes Kind“.Er war „zu still“.Er sah „zu viel“.
Faber hatte dort keine Spiele gespielt.Nur gesessen.Geschwiegen.Gesehen.
Er rührte seinen Kaffee um, ohne ihn zu trinken. Anna saß ihm gegenüber, müde, aber wacher denn je.
„Ich war dort“, sagte er.„Wo?“, fragte sie.
„Bei Haack. Als Kind. Nicht in der Klinik. In seinem Haus. Hofheim. 1982. Zwei Jahre vor seinem Tod.“
Anna sagte nichts. Ihre Augen waren groß, offen.Er fuhr fort.
„Er hatte einen Raum ohne Fenster. Da stand ein großer, schwarzer Schrank. Ich durfte ihn nie öffnen. Aber einmal... war er offen.“
Sie wartete.
„Im Schrank war ein Spiegel. Groß. Rechteckig. Mit einem Goldrahmen. Und er war... warm. Ich schwöre, er war warm.“
„Was siehst du, Fabian?“, fragte Haack damals.
Der Junge zögerte. Im Spiegel sah er sich. Und doch nicht.Sein Spiegelbild lächelte. Aber er selbst tat es nicht.
„Ich... bin nicht sicher“, hatte er gesagt.
„Sag es“, drängte Haack.
Und dann hatte das Spiegelbild zu flüstern begonnen. Leise.So leise, dass nur Faber es hörte.„Du bist der, der bleibt.“
Die Erinnerung brannte noch in ihm, während er mit Anna die Taunusstraße hinunterging. Elegante Altbauten, goldene Hausnummern, und zwischen all dem: ein verlassener Pavillon mit eingeschlagenen Scheiben.
„Hier wohnte eine der Krankenschwestern von Sonnenblick“, sagte Anna.„Sie hat damals ausgesagt, dann widerrufen. Und ein Jahr später... war sie tot.“
Faber trat an das Fenster heran. Innen: nichts als Schutt, Staub, alte Fliesen.Aber an der Wand – ein eingerahmtes Bild, schief hängend.Ein Spiegel, alt, rund.Mit einem feinen Riss in der Mitte.
Es war bei einem Fallseminar über Serienverbrechen. Ein Dozent hatte von „Projekt Graupe“ erzählt – einem internen Begriff für eine Reihe ungeklärter Todesfälle im Umfeld ehemaliger Kinderkliniken der 70er.
Faber hatte sich gemeldet.„Gab es Verbindungen zu einem Dr. Bruno Haack?“
Der Dozent war still geworden.Dann hatte er nur gesagt:„Den Namen streichen Sie lieber aus Ihrem Gedächtnis. Wenn Sie weitermachen wollen.“
Sie betraten das Archiv erneut. Anna wollte mehr. Antworten.Faber suchte etwas anderes.
In einem Umschlag, versteckt zwischen Personalakten, fand er ein Foto.Ein Gruppenbild.1978.Sechs Kinder. Zwei Betreuer. Ein Mann im weißen Kittel.
Ganz rechts: Ein Junge mit dunklem Haar. Große Augen. Starr in die Kamera.
Anna erkannte ihn zuerst.„Das bist du.“
Faber sagte nichts.Er nahm das Foto, steckte es ein.
Er betrachtete das Bild erneut.Hielt es gegen das Licht.Auf der Rückseite stand in feiner Schrift:„Gruppe III – Haack – Beobachtungsstufe“
Beobachtungsstufe. Nicht Therapie. Nicht Betreuung.
Er dachte an den Satz, den das Spiegelbild ihm gesagt hatte:„Du bist der, der bleibt.“
Was, wenn es nicht metaphorisch war?
Was, wenn er – unbewusst – zurückgekehrt war, um fertigzustellen, was damals begonnen wurde?
Der Junge Faber steht im Garten des Hauses. Es ist Winter.Ein letztes Mal dreht er sich um.Der Spiegel steht draußen, im Schnee, angelehnt an einen Baum.Und in ihm: nicht sein Gesicht.Sondern ein Mann. Weißer Kittel. Lächelnd.
Dr. Haack.
„Wir sehen uns, Fabian. Wenn der Kreis sich schließt.“
Der Regen hatte die Pfützen zu flachen Spiegeln gemacht. Anna hielt den Schlüssel in der Hand, den Faber aus dem alten Archivschrank geholt hatte. Niemand hatte bemerkt, dass er fehlte. Der Pavillon war offiziell abgesperrt – doch niemand kümmerte sich mehr darum. Zu viele Geschichten. Zu viele „Ungereimtheiten“.
Sie traten ein. Es roch nach Moder und Metall. Das Licht der Taschenlampen tastete über Wände, in denen sich Risse wie Adern zogen.
Und dann – das Bild.
Der runde Spiegel an der Wand, der beim letzten Besuch schon dagewesen war, hing immer noch da.Nur: Er war gerade.
Nicht mehr schief.
Faber trat als Erster näher.„Er hängt zu hoch, um ihn ohne Hilfe neu aufzuhängen“, murmelte er.Anna sagte nichts.
Der Spiegel war oval. Rahmenlos. Die Oberfläche leicht milchig. Wie Atem auf kaltem Glas.
„Siehst du das auch?“, fragte sie.„Was?“
„Da. In der Tiefe. Als würde etwas… auf der anderen Seite atmen.“
Ein Therapieraum, leer. Nur ein Tisch, zwei Stühle, und ein Spiegel an der Wand.Ein Mann – Dr. Haack – tritt ein.Setzt sich. Wartet.
Dann:Ein Kind tritt ins Zimmer.Nicht Anna. Nicht Faber.
Ein Junge mit glasigem Blick. Er zittert. Setzt sich.
Haack schiebt ihm eine Karte zu.„Zieh“, sagt er.Der Junge greift zögernd.
Dann, ohne zu lesen, schaut er in den Spiegel.
Langsam beginnt er zu lächeln.
Aber Haack lächelt nicht.
Denn das Spiegelbild des Jungen hat die Augen geschlossen.
Anna trat noch näher. Ihre Hand zitterte nicht – doch ihr Blick wurde starr.
„Ich sehe… etwas“, flüsterte sie.
Faber wandte sich zu ihr.„Was meinst du?“
„Nicht mich. Nicht dich. Etwas Drittes. Es ist... hinter dem Glas. Es weiß, dass wir hier sind.“
Sie hob die Hand, berührte die Oberfläche.Und dann geschah es.
Der Spiegel atmete. Ein sanftes Ein- und Auswölben. Wie Haut.Ein leiser, klagender Laut war zu hören.Nicht von außen. Sondern von innen.
Faber zog sie zurück. „Nicht anfassen!“
Doch Anna war starr. In Trance.„Es kennt meinen Namen“, flüsterte sie.
Später an diesem Tag.Faber war allein hier. Anna war in der Klinik geblieben – zur Beobachtung. Nach dem Vorfall im Pavillon hatte sie den Boden des Raumes geküsst, mit zitternden Fingern das Wort „Zurück“ in den Staub gemalt.
Er suchte alte Unterlagen.Fand einen Hinweis in einem vergilbten Ordner:„Fall #Z-23 – Spiegelvorfälle – Schwanheimer Anstalt, 1969“
Ein Foto war angeheftet.Es zeigte einen zerbrochenen Spiegel in einem dunklen Korridor.Blut an den Scherben.Und im unteren Bildrand: eine kleine Hand. Wie die eines Kindes.
Faber blätterte um.
Darunter eine Notiz in roter Tinte:„Kein Glas. Kein Rahmen. Nur Fläche. Wie Wasser. Aber mit Gedächtnis.“
Er schloss den Ordner.Kalt lief es ihm den Rücken hinunter.
Sie hatte kaum gesprochen, seit sie zurück war.
Doch nun lag sie wach im Bett, die Augen offen.Der Spiegel, den sie auf dem Flur der Klinik entdeckt hatte – ein kleines, ovales Exemplar – stand auf dem Tisch. Sie hatte ihn poliert. Keine Flecken mehr.
Und darin: Bewegung.
Nicht draußen. Nicht in ihr.
Im Spiegel stand ein Mann hinter ihr. Weißer Kittel. Kalte Augen.Dr. Haack.
Sie drehte sich um – niemand da.Aber im Spiegel: Er war noch da.
Sie begann zu sprechen.
„Was willst du?“, flüsterte sie.
Und der Spiegel antwortete – wortlos.Die Worte erschienen im Glas, wie beschlagene Atemschrift:
„Die Grenze ist dünner geworden. Noch drei.“
Faber kehrt allein zurück.Der Spiegel ist verschwunden.
Nur der Staub ist frisch aufgewirbelt.Auf dem Boden: drei Fußabdrücke. Barfuß.Zu klein für Erwachsene.
Und an der Wand – wo der Spiegel hing – steht nun in schwarzer Kreide:
„Was jenseits schaut, darf bald hindurch.“
Das erste Licht kroch über den Korridor wie eine tastende Hand. Anna stand im Flur, den kleinen Spiegel auf dem Tisch vor sich. Sie hatte ihn über Nacht beobachtet, Protokoll geführt, alle zwei Stunden ein Foto gemacht. Nichts. Keine Bewegung. Keine Schrift. Kein Atem.
Doch sie spürte es.Etwas hatte sich verändert.
Faber kam mit zwei Tassen Kaffee.
„Du hast nicht geschlafen.“
„Er auch nicht“, sagte Anna und sah den Spiegel an, als würde er antworten.
Faber setzte sich. Zog einen Notizblock hervor.„Zeit, das hier ernsthaft anzugehen.“
Sie begannen mit dem Offensichtlichen:
Anna ließ das Band mehrfach laufen.„Kein Zufall.“
Faber nickte. „Und der Rhythmus?“
Sie sah ihn an. Blass.
„Ist der gleiche wie bei Herzstillstand.“
Ein Anruf hatte sie hergeführt.
Die Stimme am anderen Ende war alt, zögerlich – und sie hatte nur einen Satz gesagt:„Wenn Sie leben wollen, hören Sie auf zu schauen.“
Faber hatte trotzdem gefragt: „Wer spricht da?“
Eine Pause. Dann:„Irene Brückner. Ich habe unter Dr. Haack gearbeitet.“
Sie wohnt in einem Altbau in der Dotzheimer Straße. Vierter Stock, ohne Aufzug.Anna und Faber stehen vor der Tür. Sie zögern.
Dann öffnet sich die Tür einen Spalt.
„Sie haben ihn also wiedergefunden“, sagt sie.
Die Wohnung ist dunkel, die Jalousien geschlossen. Nur eine kleine Lampe in der Ecke spendet Licht.
Brückner ist eine Frau Ende siebzig, mager, mit stechenden Augen. Ihre Bewegungen sind langsam, überlegt.
„Ich war Anfang zwanzig, als ich dort anfing. Haack war charmant. Gebildet. Und gefährlich.“
Sie reicht ihnen einen alten Ordner. Darin: Notizen, lose Blätter, vergilbte Fotos.
Ein Bild zeigt den Spiegel – nicht oval, sondern rechteckig.Und ein Kind davor. Die Augen schwarz übermalt.
„Das ist mein Bruder“, sagt Brückner.„Er war Patient. Er… kam nie zurück.“
Anna blättert weiter. Eine Notiz fällt heraus. Handschriftlich.
„Subjekt 5 reagiert auf Raumdrehung. Spiegel scheint Erinnerung zu speichern. Emotion wird verstärkt zurückgeworfen.“– Haack, 12.3.1977
Brückner schaut sie an. Lange. Still.
„Was auch immer dieser Spiegel ist – er ist kein Objekt. Er ist ein Zugang. Eine Membran. Und sie wird dünner.“
„Wohin führt er?“, fragt Faber.
Sie lacht. Bitter.
„Nicht wohin. Wann.“
Stille.
Dann fügt sie hinzu:„Wenn er zu lange offen bleibt, erinnert sich etwas auf der anderen Seite daran, dass wir mal dort waren.“
Zurück in der Klinik. Sie bauen eine Kamera auf. Zeitschaltuhr.Ein Metronom daneben. Um Bewegungen zu visualisieren.
Anna stellt eine Frage in den Raum:„Kann man in Erinnerungen gefangen sein, die nicht die eigenen sind?“
Faber antwortet nicht.
Sie starten die Aufnahme.
Für vier Stunden geschieht nichts.Dann: das Licht flackert.Die Kamera stoppt.Ein Riss zieht sich durch das Spiegelglas – und verschwindet dann wieder.
Sie sehen sich an.Faber flüstert:„Es spielt mit uns.“
Sie kehrt zum Spiegel zurück. Allein. Ohne Faber. Nur eine Taschenlampe. Und ein Diktiergerät.
„Ich will wissen, was du bist“, sagt sie leise.
Dann: ein Flüstern. Nicht laut, nicht direkt – aber deutlich.„Du warst schon einmal hier.“
Anna friert. „Wann?“
Der Spiegel bleibt still.Dann, langsam, formt sich Schrift an der Innenseite des Glases:
„1978. Zimmer 3. Du hast geschrien.“
Sie taumelt zurück.Ein Bild schießt ihr durch den Kopf: Ein Krankenhausflur. Blut auf Linoleum. Ein Spiegel, der sich selbst nicht mehr reflektiert.
Sie beginnt zu weinen.
Frau Brückner sitzt im Sessel. Sie trinkt Tee. Zittert leicht.Dann steht sie auf. Geht zum Schrank.
Darin: ein zweiter Spiegel. Verhängt mit schwarzem Stoff.