Die Schattenliga - Elias Schank - E-Book

Die Schattenliga E-Book

Elias Schank

0,0

Beschreibung

Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Straßen der Stadt, als Felix durch die Dunkelheit lief. Sein Atem war schwer, seine Hände zitterten. In seiner Jackentasche lag der Brief – schlicht weiß, mit einem mysteriösen Symbol auf der Vorderseite: drei verschlungene Schlangen, die sich zu einem Kreis formten. Kein Absender, kein Hinweis. Nur eine schlichte Botschaft im Inneren: " Du wurdest ausgewählt. Treffpunkt: Bahnhof Gleis 13, 22 Uhr. Ein Wunsch wird dir erfüllt – um jeden Preis. " Felix konnte sich nicht erinnern, woher der Brief kam. Er hatte ihn vor drei Tagen in seinem Briefkasten gefunden, eingeklemmt zwischen Werbebroschüren und einer Mahnung von der Bank.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Die Schattenliga  
Von Elias Schank  
Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Straßen der Stadt, als  
Felix durch die Dunkelheit lief. Sein Atem war schwer, seine  
Hände zitterten. In seiner Jackentasche lag der Brief – schlicht  
weiß, mit einem mysteriösen Symbol auf der Vorderseite: drei  
verschlungene Schlangen, die sich zu einem Kreis formten. Kein  
Absender, kein Hinweis. Nur eine schlichte Botschaft im Inneren:  
„ Du wurdest ausgewählt. Treffpunkt: Bahnhof Gleis 13, 22 Uhr.  
Ein Wunsch wird dir erfüllt – um jeden Preis. “  
Felix konnte sich nicht erinnern, woher der Brief kam. Er hatte ihn  
vor drei Tagen in seinem Briefkasten gefunden, eingeklemmt  
zwischen Werbebroschüren und einer Mahnung von der Bank.  
Anfangs hatte er ihn ignoriert, überzeugt, dass es sich um einen  
schlechten Scherz handelte. Aber jetzt, wo die Zeit knapp wurde  
und seine Schulden ihn wie ein Würgegriff erdrückten, schien es,  
als hätte er keine Wahl. Als er am Bahnhof ankam, war die  
Plattform leer. Nur der Wind pfiff durch die Gänge, und das  
schwache Licht der Laternen schien gegen die Dunkelheit zu  
kämpfen. Dann hörte er Schritte. Eine wachsende Menge hatte  
sich eingefunden – Männer, Frauen, alle Altersklassen. Felix zählte  
grob, und es mussten Hunderte sein, mindestens 600. Manche  
sahen aus wie Felix: verzweifelt, nervös, abgenutzt. Andere  
wirkten ruhig, beinahe unheimlich gelassen. Eine Frau mit  
schulterlangen, schwarzen Haaren und einem Mantel, der sie wie  
eine Geschäftsfrau aussehen ließ, trat vor. Sie hielt ein  
Klemmbrett in der Hand. „ Willkommen “ , sagte sie mit einer  
Stimme, die weder warm noch kalt klang. „ Ihr wurdet alle  
eingeladen, weil ihr etwas verloren habt. Hoffnung, Geld, Liebe.  
Vielleicht alles. Aber heute könnt ihr es zurückgewinnen – oder  
alles verlieren. “ Felix schluckte schwer. „ Was müssen wir tun? “  
fragte ein großer, breitschultriger Mann aus der Gruppe. Die Frau  
lächelte. „ Steigt ein. “ Ein Zug rollte lautlos heran, seine Fenster  
schwarz, sein Inneres unsichtbar. Die Türen öffneten sich mit  
einem Zischen, und eine unerklärliche Kälte drang hinaus. Felix  
zögerte. Aber der Gedanke an seine Schulden, die bevorstehende  
Räumung und die enttäuschten Gesichter seiner Familie drängten  
ihn weiter. Einer nach dem anderen stiegen sie ein. Die  
AnkunftDas Innere des Zuges war luxuriös, beinahe absurd.  
Plüschsessel, goldene Verzierungen, ein Kronleuchter, der in der  
Mitte hing. Doch niemand setzte sich. Die Spannung war greifbar.  
Plötzlich flackerten die Lichter, und die Türen schlossen sich mit  
einem metallischen Knall. „ Das Spiel beginnt jetzt “ , erklang eine  
Stimme aus unsichtbaren Lautsprechern. „ Die Regeln sind  
einfach: Überlebt. Folgt den Anweisungen. Wer sie bricht, wird  
disqualifiziert. “ Felix spürte, wie sich eine Hand auf seine  
Schulter legte. Es war die junge Frau neben ihm, kaum älter als  
zwanzig. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „ Was… was passiert  
hier? “ flüsterte sie. Bevor Felix antworten konnte, stoppte der Zug  
abrupt, und die Türen öffneten sich. Sie standen in einem riesigen  
Raum, der wie ein Kinderparadies wirkte: farbenfrohe Wände,  
riesige Spielzeugfiguren, ein gigantischer Springbrunnen in der  
Mitte. Doch etwas daran war falsch. Die Farben waren zu grell, die  
Figuren zu grotesk, und die Stille zu erdrückend. „ Willkommen im  
ersten Spiel “ , sagte die Stimme wieder. „ Treten Sie in das farbige  
Raster in der Mitte des Raumes. “ Felix und die anderen  
gehorchten. Der Boden war in verschiedene Farben unterteilt –  
Rot, Blau, Gelb und Grün. „ Das Spiel heißt: Das letzte Feld. “ Ein  
Summen ging durch die Gruppe. „ Die Regeln: Wählen Sie ein  
Feld. Sie dürfen es nicht verlassen, bis Sie dazu aufgefordert  
werden. Jede Runde wird eine Farbe disqualifiziert. “ „ Was heißt  
das – disqualifiziert? “ rief jemand. Die Stimme lachte leise. „ Das  
werden Sie bald herausfinden. “ Felix trat auf ein blaues Feld, sein  
Herz raste. Einige andere wählten Rot, manche Gelb, wenige  
Grün. Dann ertönte ein schrilles Signal. „ Gelb ist disqualifiziert. “  
Die Lichter im Raum flackerten, und plötzlich stürzten  
Metallstangen von der Decke und bohrten sich in die gelben  
Felder. Die Spieler dort hatten keine Zeit zu schreien. Felix wandte  
den Blick ab, als Blut den Boden färbte. „ Die nächste Runde  
beginnt in zehn Sekunden “ , verkündete die Stimme. Das  
Schreien hörte nicht auf. Felix starrte auf den Boden vor sich,  
unfähig, den Blick zu heben. Die Überreste der disqualifizierten  
Spieler waren bereits von Maschinen, die wie Roboterarme aus  
der Decke herabkamen, in eine unsichtbare Öffnung geschoben  
worden. Es war, als hätte es sie nie gegeben. Doch der  
metallische Geruch des Blutes lag schwer in der Luft. „ Die  
nächste Runde beginnt jetzt “ , verkündete die Stimme. „ Wählen  
Sie erneut ein Feld. “ Felix zögerte. Blau hatte ihn gerade gerettet,  
aber sollte er darauf vertrauen, dass es sicher blieb? Die anderen  
Teilnehmer wirkten genauso unsicher. Manche wechselten  
panisch die Farbe, während andere auf ihrem bisherigen Feld  
verharrten. Felix wagte einen Schritt nach vorne – auf ein grünes  
Feld. „ Die Zeit ist abgelaufen “ , sagte die Stimme. Felix hielt den  
Atem an. „ Rot ist disqualifiziert. “ Wieder ertönte das Klirren der  
Metallstangen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Felix wagte  
einen Blick – mehrere Spieler, die auf roten Feldern gestanden  
hatten, lagen reglos am Boden. Manche Teilnehmer begannen zu  
weinen, andere standen wie erstarrt da. „ Bleiben Sie ruhig “ ,  
forderte die Stimme. „ Die nächste Runde beginnt in zehn  
Sekunden. “ Felix‘ Gedanken rasten. Das Spiel war nicht zufällig.  
Die Farben wurden nicht wahllos ausgewählt – es musste einen  
Hinweis geben, ein Muster. Doch was? Der  
ÜberlebensinstinktFelix beobachtete die anderen Spieler. Ein  
Mann mit einem grauen Anzug, der aussah, als hätte er in seinem  
Leben nie einen Fehler gemacht, trat selbstbewusst auf ein  
blaues Feld. Eine ältere Frau, deren Hände zitterten, blieb auf  
Grün stehen. Felix entschied sich, diesmal auf Rot zu wechseln. „  
Zeit abgelaufen. “ „ Blau ist disqualifiziert. “ Die Metallstangen  
schossen herab. Felix sah, wie der Mann im Anzug gerade noch  
einen letzten Atemzug tat, bevor er fiel. Ein weiteres Dutzend  
Spieler verschwand. Felix spürte, wie sein Herz hämmerte. Es  
waren zu viele Teilnehmer für so ein Spiel. 600 waren gestartet,  
doch nach nur drei Runden blieben vielleicht die Hälfte übrig. Die  
Stimme sprach wieder: „ Noch zwei Runden. Wählen Sie weise. “  
Felix schloss die Augen. Er musste nachdenken. Die Farben – sie  
mussten etwas bedeuten. Aber was? Er dachte an das farbige  
Raster, an das Symbol auf dem Brief: die drei verschlungenen  
Schlangen. Drei Farben, die sich wanden, um eine vierte  
einzuschließen. Blau, Rot, Gelb, Grün. „ Gelb war zuerst dran.  
Dann Rot. Dann Blau … “ , murmelte er. Die Farben schienen sich  
in einer Reihenfolge zu wiederholen. Die Entscheidung fiel: Grün  
war die sicherste Wahl. Er trat auf ein grünes Feld. „ Zeit  
abgelaufen. “ „ Gelb ist disqualifiziert. “ Wieder fielen Spieler. Felix  
hatte recht. Das Muster drehte sich, und die Farben wiederholten  
sich in einer bestimmten Reihenfolge. Doch bevor er jemanden  
warnen konnte, begann die letzte Runde. „ Wählen Sie Ihr finales  
Feld. “ Diesmal gab es keine Panik. Die verbleibenden Spieler  
hatten begriffen, dass sie allein auf ihre Instinkte angewiesen  
waren. Felix schloss erneut die Augen, seine Gedanken wirbelten.  
Die Reihenfolge – Gelb, Rot, Blau … Grün. Grün war jetzt dran. Er  
trat auf ein grünes Feld, das Zittern seiner Beine war kaum zu  
unterdrücken. „ Zeit abgelaufen. “ Ein Moment der Stille folgte,  
dann sprach die Stimme. „ Rot ist disqualifiziert. “ Felix öffnete die  
Augen und sah, wie die Metallstangen zum letzten Mal  
herabfielen. Die wenigen Überlebenden blickten sich atemlos an,  
während der Raum in völlige Stille fiel. Die BelohnungDie Stimme  
kehrte zurück. „ Glückwunsch. Sie haben das erste Spiel überlebt.  
“ Eine Tür öffnete sich an der Seite des Raumes, und die  
Überlebenden wurden angewiesen, in einen weiteren Bereich zu  
gehen. Felix folgte der Menge, sein Herz raste immer noch. Die  
Gruppe war deutlich kleiner geworden, was die Stille im Raum  
noch bedrückender machte. Als sie die Schwelle zur nächsten  
Kammer überschritten, änderte sich die Atmosphäre. Der neue  
Raum war luxuriös eingerichtet, beinahe wie die Lobby eines Fünf-  
Sterne-Hotels. Samtbezogene Sessel standen in kleinen Gruppen,  
Tische waren mit goldenem Besteck gedeckt, und an den Seiten  
des Raumes standen Buffets mit dampfenden Speisen. „ Bitte  
bedienen Sie sich “ , sagte die Stimme. „ Dies ist Ihre Belohnung  
für das Überleben des ersten Spiels. Nutzen Sie die Zeit, um sich  
zu erholen. “ Felix hörte, wie einige Teilnehmer aufatmeten. Eine  
junge Frau begann zu weinen, und ein Mann neben ihr stützte sich  
an der Wand ab, als würden ihm die Knie nachgeben. Felix spürte  
den Duft von frischem Essen, doch der Gedanke daran machte  
ihm Übelkeit. Er sah die anderen, die wie in Trance auf die Tische  
zugingen, sich mit zitternden Händen Teller nahmen und hastig  
anfingen zu essen. Die Stimmen im Raum wurden lauter, das  
Murmeln wurde zu Gesprächen, bis es schließlich wie ein  
Summen klang. Die Unruhe breitet sich ausFelix setzte sich an  
einen der Tische, ohne sich etwas zu essen zu nehmen. Er stützte  
seinen Kopf in die Hände, versuchte, seine Gedanken zu ordnen.  
Neben ihm ließ sich ein junger Mann nieder, vielleicht Mitte  
zwanzig, mit kurzen, zerzausten Haaren und einem nervösen  
Blick. „ Hast du das Muster erkannt? “ fragte der Mann plötzlich.  
Felix zuckte zusammen. „ Was? “ „ Die Farben. Ich hab gesehen,  
dass du gewechselt bist. Du hast’s rausgekriegt, oder? “ Felix  
zögerte. „ Vielleicht. Aber es war knapp. Es könnte auch Glück  
gewesen sein. “ Der Mann nickte langsam, sagte aber nichts