Die schönsten Briefe - Ludwig van Beethoven - E-Book

Die schönsten Briefe E-Book

Ludwig van Beethoven

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Beschreibung

Ein Künstler war er, aber auch ein Mensch: Diese Auswahl an Briefen offenbart die persönliche Seite des weltberühmten Komponisten Ludwig van Beethoven. Was ihn bewegte und was er vor der Welt geheimhielt, hat er seinen Freunden und der Familie in Briefen anvertraut.

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Ludwig van Beethoven

Die schönsten Briefe

an Freunde und Familie

Diogenes

An Eleonore von Breuning

Wien den 2ten November [17]93

Verehrungswürdige Eleonore!1

meine theuerste Freundinn!

Erst nach dem ich nun hier in der Hauptstadt bald ein ganzes Jahr verlebt habe, erhalten sie von mir einen Brief, und doch waren sie gewiß in einem immerwährenden lebhaften Andenken bey mir. sehr oft unterhielt ich mich mit ihnen und ihrer lieben Familie, nur öfters mit der Ruhe nicht, die ich dabey gewünscht hätte. Da war’s, wo mir der fatale Zwist noch vorschwebte, wobei mir mein damaliges Betragen so verabscheuungswerth vorkam; aber es war geschehen; o wieviel gäbe ich dafür, wäre ich im Stande[,] meine damalige[,] mich so sehr entehrende, sonst meinem Charakter zuwider laufende Art zu handeln ganz aus meinem Leben tilgen zu können. freylich waren mancherley Umstände, die unß immer von einander entfernten, und wie ich vermuthe, war das Zuflüstern von den wechselweise gegen einander gehaltenen Reden von einem gegen den anderen Hauptsächlich dasjenige, was alle übereinstimmung verhinderte. jeder von unß glaubte hier, er spreche mit wahrer überzeugung, und doch war es nur angefachter Zorn, und wir waren beyde getäuscht; ihr guter und edler charakter[,] meine liebe Freundin[,] bürgt mir zwar dafür, daß sie mir längst vergeben haben, aber man sagt, die aufrichtigste reue sey diese, wo man sein Verbrechen selbst gestehet, dieses habe ich gewollt. – und lassen sie unß nun den Vorhang vor diese ganze Geschichte ziehen und nur noch die Lehre davon nehmen, daß, wenn Freunde in streit gerathen, es immer besser sey, keinen Vermitteler dazu zu brauchen, sondern der Freund sich an den Freund unmittelbar wende.

sie erhalten hier eine dedication von mir an sie, wobey ich nur wünschte, das Werk sei größer und ihrer würdiger. man plagte mich hier um die herausgabe dieses Werkchens, und ich benutzte diese Gelegenheit, um ihnen, meine Verehrungwürdige E., einen Beweiß meiner Hochachtung und Freundschaft gegen sie und eines immerwährenden Andenkens an ihr Hauß zu geben. nehmen sie diese Kleinigkeit hin, und denken sie dabey, sie kömmt von einem sie sehr verehrenden Freunde, o wenn sie ihnen nur Vergnügen macht, so sind meine Wünsche ganz befriedigt. es sey eine kleine wieder Erweckung jener Zeit, wo ich so viele und so seelige Stunden in ihrem Hause zubrachte; vielleicht erhält es mich im Andenken bey ihnen, bis ich einst wiederkomme, was nun freylich sobald nicht seyn wird, o wie wollen wir unß dann[,] meine L. Freundin, freuen, sie werden dann einen fröhlichern Menschen an ihrem Freunde finden, dem die Zeit und sein besseres Schicksal die Furchen seines vorhergegangenen widerwärtigen ausgeglichen hat.

sollten Sie die B. Koch2 sehen, so bitte ich sie ihr zu sagen, daß es nicht schön sey von ihr[,] mir gar nicht einmal zu schreiben. Ich habe doch 2 mal geschrieben, an Malchus3 schrieb ich 3 mal und – keine Antwort, sagen sie ihr, daß, wenn sie nicht wolle schreiben, sie wenigstens Malchus dazu antreiben solle. Zum Schlusse meines Briefs wage ich noch eine Bitte: sie ist, daß ich wieder gern so glücklich seyn mögte, eine von Haasen-Haaren gestrickte Weste von ihrer Hand[,] meine liebe Freundin[,] zu besitzen, verzeihen sie die unbescheidene Bitte ihrem Freunde, sie entsteht aus großer Vorliebe für alles, was von ihren Händen ist, und heimlich kann ich ihnen wohl sagen, eine kleine Eitelkeit liegt mit dabey zum Grunde, nemlich: um sagen zu können, daß ich etwas von einem der besten, verehrungswürdigsten Mädchen in Bonn besitze. ich habe zwar noch die Erste, womit sie so gütig waren[,] in Bonn mich damit zu beschenken, aber sie ist durch die Mode so unmodisch geworden, daß ich sie nur als etwas von ihnen mir sehr theures im Kleider Schrank aufbewahren kann.

Vieles Vergnügen würden sie mir machen, wenn sie mich bald mit einem lieben Briefe erfreuten, sollten ihnen meine Briefe vergnügen verursachen, so verspreche ich ihnen gewiß[,] so viel mir möglich ist[,] hierin willig zu seyn, so wie mir alles willkommen ist, wobey ich ihnen zeigen kann, wie sehr ich bin

ihr sie

verehrender wahrer Freund

L. v. Beethowen.4

An Eleonore von Breuning5

äußerst überraschend war mir die schöne Halsbinde von ihrer Hand gearbeitet, sie erweckte in mir Gefühle der Wehmut, so angenehm mir auch die Sache selbst war; Vergangenheit voriger Zeiten war ihre Wirkung, auch beschämung auf meiner Seite durch ihr großmüthiges Betragen gegen mich. wahrlich, ich dachte nicht, daß sie mich noch ihres Andenkens würdig hielten. o hätten sie Zeuge meiner gestrigen Empfindungen bey diesem Vorfall seyn können, so würden sie es gewiß nicht übertrieben finden, was ich ihnen vie[l]leicht hier sage, daß mich ihr Andenken weinend und sehr traurig machte. – ich bitte sie, so wenig ich auch in ihren augen Glauben verdienen mag, glauben sie mir meine Freundin (lassen sie mich ihnen noch immer so nennen) daß ich sehr gelitten habe und noch leide durch den Verlust Ihrer Freundschaft. Sie und ihre theure Mutter werde ich nie vergeßen, sie waren so gütig gegen mich, daß mir ihr Verlust sobald nicht ersetzt werden kann und wird, ich weiß, was ich verlohr, und was sie mir waren, aber – ich müßte in Scenen zurückkehren, sollte ich diese Lücke ausfüllen, die ihnen unangenehm zu hören und mir ihnen sie darzustellen sind.

Zu einer kleinen Wiedervergeltung für ihr gütiges Andenken an mich, bin ich so frey, ihnen hier diese Variationen6 und das Rondo mit einer Violin zu schicken. ich habe sehr viel zu thuen, sonst würde ich ihnen die schon längst versprochene Sonate abgeschrieben haben, in meinem Manuscript ist sie fast nur Skizze, und das würde dem sonst so geschickten paraquin7 selbst schwer geworden seyn sie abzuschreiben. sie können das Rondo abschreiben lassen, und mir dann die partitur zurückschicken. es ist das einzige, was ich ihnen hier schicke, was von meinen Sachen ohngefähr für sie brauchbar war, und da sie jetzt ohnedem nach Kerpen8 reisen, dachte ich, es könnten diese Kleinigkeiten ihnen vie[l]leicht einiges Vergnügen machen.

leben sie wohl meine Freundin, es ist mir unmöglich sie anders zu nennen, so gleichgültig ich ihnen auch seyn mag, so glauben sie doch, daß ich ihnen und ihre Mutter noch eben so verehre wie sonst bin ich im Stande sonst etwas zu ihrem Vergnügen beytragen zu können, so bitte ich sie, mich doch nicht vorbeyzugehen, es ist noch dies einzig übrigbleibendes Mittel, ihnen meine Dankbarkeit für ihre genossene Freundschaft zu bezeigen, reisen sie glücklich, und bringen sie ihre theure Mutter wieder völlig gesund zurück. Denken Sie zuweilen

an ihren sie noch immer verehrenden

wahren Freund

Beethowen.9

 

P.S.10 Die V.11 werden etwas schwer zum spielen seyn, besonders die Triller in der Coda, das darf sie aber nicht abschrecken, es ist so veranstaltet, daß sie nichts als den Triller zu machen brauchen, die übrige[n] Noten lassen sie aus, weil sie in der Violin Stimme auch vorkommen. nie würde ich so etwas gesetzt haben, aber ich hatte schon öfter bemerkt, daß hier und da einer in W. war, welcher meistens, wenn ich des Abends fantasirt hatte, des andern Tages viele von meinen Eigenheiten aufschrieb, und sich damit brüstete; weil ich nun voraussahe, daß bald solche Sachen erscheinen würden, so nahm ich mir vor[,] ihnen zu vor zu kommen. eine andere Ursache war noch dabey, nemlich: die hiesigen Klawiermeister in Verlegenheit zu setzen: manche davon sind meine Tod Feinde, und so wollte ich mich auf diese Art an ihnen rächen, weil ich voraus wußte, daß man ihnen die V. hier und da vorlegen würde, wo die Herren sich dann übel dabey produziren würden.

Beethowen.12

An Franz Gerhard Wegeler13

Liebster, bester! in was für einem abscheulichen Bilde hast du mich mir selbst dargestellt! o ich erkenne es, ich verdiene deine Freundschaft nicht, du bist so edel, so gutdenkend, und das ist das erstemal, daß ich mich nicht neben dir stellen darf, weit unter dir bin ich gefallen, ach ich habe meinem Besten edelsten Freund Wochen lang Verdruß gemacht, du glaubst, ich habe an der Güte meines Herzens verlohren, dem Himmel sei dank: nein, – es war keine absichtliche, ausgedachte Boßheit von mir, die mich so gegen dich handeln ließ, es war mein unverzeihlicher leichtsin[n], der mich nicht die Sache in dem Lichte sehen ließ, wie sie wirklich war. – o wie schäme ich mich für dir, wie für mir selbst – fast traue ich mich nicht mehr, dich um deine Freundschaft wieder zu bitten – Ach Wegeler nur mein einziger Trost ist, daß du mich fast seit meine Kindheit kanntest, und doch o laß michs selbst sagen, ich war doch immer gut, und bestrebte mich immer der Rechtschaffenheit und Biederkeit in meinen Handlungen; wie hättest du mich sonst lieben können? – sollte ich den[n] jetzt seit der Kurzen Zeit aufeinmal mich so schrecklich, so sehr zu meinem Nachteil geändert haben – unmöglich, diese Gefühle des Großen, des Guten sollten alle aufeinmal in mir erloschen seyn? Mein Wegeler lieber, bester, o wag es noch einmal, dich wieder ganz in die Arme Deines B. zu werfen[.] baue auf die guten Eigenschaften, die du sonst in ihm gefunden hast, ich stehe dir dafür, den reinen Tempel der heiligen Freundschaft, den du darauf aufrichten wirst, er wird fest, ewig stehen, kein Zufall, kein Sturm wird ihn in seinen Grundfesten erschüttern können – fest, – Ewig – unsere Freundschaft. Verzeihung – Vergeßenheit – wieder aufleben der sterbenden sinkenden Freundschaft – o Wegeler verstoße sie nicht diese Hand zur aussöhnung, gib die deinige in die meine – ach Gott – doch nichts mehr – ich selbst komm[e] zu dir, und werfe mich in deine Arme, und bitte um den verlohrenen Freund, und du giebst dich mir, dem reuevollen, dich liebenden, dich nie vergeßenden

Beethoven

wieder.

jetzt eben habe ich

deinen Brief erhalten,

weil ich erst nach hause gekommen bin –

An Franz Gerhard Wegeler

Wien, den 29. Juni [1800].