Die schönsten Märchen der Brüder Grimm zum Vorlesen - Wilhelm Grimm - E-Book
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Die schönsten Märchen der Brüder Grimm zum Vorlesen E-Book

Wilhelm Grimm

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Beschreibung

25 auf einen Streich Direkt aus "den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat" kommt dieses wunderschöne Hausbuch der Grimms Märchen. Mit dem Froschkönig und Aschenputtel, Rapunzel, Schneewittchen, den Bremer Stadtmusikanten, Rotkäppchen, Rumpelstilzchen und insgesamt 25 der beliebtesten Märchen kindgerecht illustriert zum Vorlesen und Angucken.

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Über dieses Buch

Willkommen im Reich der verzauberten Frösche, mutigen Kinder und hilfsbereiten Zwerge. Der Märchenschatz der Brüder Grimm fasziniert Kinder und Erwachsene seit vielen Generationen. Dieses Buch versammelt die 25 beliebtesten Märchen für die ganze Familie und entführt mit magischen Bildern in die Welten von Rotkäppchen, Aschenputtel, Hänsel und Gretel, Schneewittchen und vielen mehr.

Ein Märchenschatz zum Vorlesen und Träumen

Aschenputtel

Einem reichen Mann wurde seine Frau krank, und da sie fühlte, dass ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterchen zu sich ans Bett und sprach: »Liebes Kind, bleibe fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken und will um dich sein.«

Darauf tat sie die Augen zu und starb. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grab der Mutter und weinte und blieb fromm und gut. Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tuch auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau. Die Frau brachte zwei Töchter mit ins Haus, die schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da fing eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. »Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen?«, sprachen sie. »Wer Brot essen will, muss es verdienen! Hinaus mit der Küchenmagd!«

Sie nahmen ihm die schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen alten Kittel an und gaben ihm hölzerne Schuhe.

»Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!«, riefen sie, lachten und führten es in die Küche. Da musste es vom Morgen bis zum Abend schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen. Obendrein taten ihm die Schwestern alles nur mögliche Herzeleid an, verspotteten es und schütteten Erbsen und Linsen in die Asche, sodass es sie wieder auslesen musste. Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, konnte es in keinem Bett schlafen, sondern musste sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.

Es trug sich zu, dass der Vater zum Markt fahren wollte. Da fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen mitbringen solle. »Schöne Kleider«, sagte die eine, »Perlen und Edelsteine«, die zweite.

»Aber du, Aschenputtel«, sprach er, »was willst du haben?«

»Vater, der erste Zweig, der Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, den brecht für mich ab.«

Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Wald ritt, streifte ihn ein Haselzweig und stieß ihm den Hut vom Kopf. Da brach er den Zweig ab und nahm ihn mit. Als er nach Hause kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er den Zweig von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zum Grab seiner Mutter und pflanzte den Zweig darauf und weinte so sehr, dass die Tränen darauf niederfielen und ihn begossen. Er wuchs und wurde ein schöner Baum. Aschenputtel ging jeden Tag dreimal an das Grab, weinte und betete, und jedes Mal kam ein weißes Vöglein auf den Baum. Und wenn Aschenputtel einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte.

Es begab sich aber, dass der König ein Fest vorbereitete, das drei Tage dauern sollte und zu dem alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen konnte.

Als die zwei Stiefschwestern hörten, dass sie auch erscheinen sollten, freuten sie sich, riefen Aschenputtel und sprachen:

»Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe, und mach uns die Schnallen fest. Wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloss.« Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie möge es ihm erlauben. »Du, Aschenputtel«, sprach sie, »bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen?«

Als es aber nicht aufhörte zu bitten, sagte sie endlich: »Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.«

Das Mädchen ging durch die Hintertür in den Garten und rief: »Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,

die guten ins Töpfchen,

die schlechten ins Kröpfchen.«

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vögel unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit den Köpfen und fingen an, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an, pick, pick, pick, und lasen alle guten Körner in die Schüssel. Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und glaubte, es dürfe nun mit auf die Hochzeit gehen.

Aber die Stiefmutter sprach: »Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen. Du wirst nur ausgelacht.«

Als es nun weinte, sagte sie: »Wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche lesen kannst, so sollst du mitgehen«, und dachte: Das kann es nimmermehr schaffen.

Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertür in den Garten und rief: »Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,

die guten ins Töpfchen,

die schlechten ins Kröpfchen.«

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vögel unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen, fingen an, pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an, pick, pick, pick, pick, und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und ehe eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte, nun dürfe es mit auf die Hochzeit gehen.

Aber die Stiefmutter sprach: »Es hilft dir alles nichts; du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müssten uns deiner schämen.« Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort.

Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zum Grab seiner Mutter, stellte sich unter den Haselbaum und rief:

»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,

wirf Gold und Silber über mich.«

Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide und Silber bestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter erkannten es nicht und meinten, es müsse eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem goldenen Kleid aus. An Aschenputtel dachten sie gar nicht und meinten, es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn ging zu Aschenputtel, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch sonst mit niemand tanzen und ließ seine Hand nicht los. Wenn ein anderer kam, um es aufzufordern, sprach er: »Das ist meine Tänzerin.«

Aschenputtel tanzte, bis es Abend war. Da wollte es nach Haus gehen. Der Königssohn aber sprach: »Ich gehe mit und begleite dich.« Denn er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte.

Es entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde Mädchen sei in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte: Sollte es Aschenputtel sein?

Und sie mussten ihm Axt und Hacke bringen, damit er das Taubenhaus entzweischlagen konnte, aber es war niemand darin. Als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, denn es war geschwind aus dem Taubenhaus hinten heruntergesprungen und war zu dem Haselbäumchen gelaufen. Da hatte es die schönen Kleider ausgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen. Dann hatte Aschenputtel sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. Am andern Tag, als das Fest von Neuem begann und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach:

»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,

wirf Gold und Silber über mich.«

Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herunter als am vorigen Tag. Und als Aschenputtel mit diesem Kleid auf der Hochzeit erschien, staunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sagte er: »Das ist meine Tänzerin.« Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen, in welches Haus es ging. Aber es sprang fort in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum, an dem die herrlichsten Birnen hingen. Es kletterte so flink wie ein Eichhörnchen hinauf, und der Königssohn wusste nicht, wo es hingekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach zu ihm: »Das fremde Mädchen ist mir entwischt, ich glaube, es ist auf den Birnbaum gesprungen.«

Der Vater dachte: Sollte es Aschenputtel sein? Er ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum heruntergesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wiedergebracht und sein graues Kittelchen angezogen.

Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zum Grab seiner Mutter und sprach zu dem Bäumchen:

»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,

wirf Gold und Silber über mich.«

Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und glänzend, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren ganz golden. Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wussten sie alle nicht, was sie vor Verwunderung sagen sollten.

Der Königssohn tanzte nur mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sagte er: »Das ist meine Tänzerin.«

Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, dass er nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen. Daran war der linke Pantoffel des Mädchens hängen geblieben, als es hinabsprang. Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden.

Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm: »Keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh passt.«

Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand dabei.

Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht hineinkommen, der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: »Hau die Zehe ab; wenn du Königin bist, brauchst du nicht zu Fuß zu gehen.«

Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging hinaus zum Königssohn.

Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mussten aber an dem Grab vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen:

»Rucke di gu, rucke di gu,

Blut ist im Schuh.

Der Schuh ist zu klein,

die rechte Braut sitzt noch daheim.«

Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester solle den Schuh anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: »Hau ein Stück von der Ferse ab. Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.«

Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiss den Schmerz und ging hinaus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen:

»Rucke di gu, rucke di gu,

Blut ist im Schuh.

Der Schuh ist zu klein,

die rechte Braut sitzt noch daheim.«

Er blickte auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Haus. »Das ist auch nicht die rechte«, sprach er, »habt Ihr keine andere Tochter?«

»Nein«, sagte der Mann, »nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines Aschenputtel da. Das kann unmöglich die Braut sein.«

Der Königssohn sprach, er solle es heraufschicken, die Mutter aber antwortete: »Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen.«

Er wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel musste gerufen werden. Da wusch es sich erst die Hände und das Gesicht rein, ging dann hin und verneigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen.

Und als Aschenputtel sich aufrichtete und der Königssohn ihm ins Gesicht sah, erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief: »Das ist die rechte Braut.«

Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger. Er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei Täubchen:

»Rucke di gu, rucke di gu,

kein Blut ist im Schuh.

Der Schuh ist nicht zu klein,

die rechte Braut, die führt er heim.«

Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.

Als die Hochzeit mit dem Königssohn gehalten werden sollte, kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und an seinem Glück teilnehmen. Als die Brautleute zur Kirche gingen, begleitete die älteste Schwester sie an der rechten, die jüngste an der linken Seite. Da pickten die Tauben jeder das eine Auge aus. Danach, als sie wieder aus der Kirche kamen, war die älteste zur Linken und die jüngste zur Rechten. Da pickten die Tauben einer jeden das andere Auge aus. Und so waren sie für ihre Bosheit und Falschheit mit Blindheit für ihr Lebtag bestraft.

Der Wolf und die sieben jungen Geißlein

Es war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein. Die hatte sie so lieb, wie eine Mutter ihre Kinder lieb hat. Eines Tages wollte sie in den Wald gehen und Futter holen. Da rief sie alle sieben herbei und sprach: »Liebe Kinder, ich will hinaus in den Wald. Nehmt euch in Acht vor dem Wolf! Wenn er hereinkommt, frisst er euch alle mit Haut und Haar. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner rauen Stimme und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr ihn gleich erkennen.«

Die Geißlein sagten: »Liebe Mutter, wir wollen uns in Acht nehmen, du kannst ohne Sorge fortgehen.«

Da meckerte die Alte und machte sich getrost auf den Weg.

Es dauerte nicht lange, da klopfte jemand an die Haustür und rief: »Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!«

Aber die Geißlein hörten an der rauen Stimme, dass es der Wolf war. »Wir machen nicht auf«, riefen sie, »du bist nicht unsere Mutter. Die hat eine feine und liebliche Stimme, aber deine Stimme ist rau. Du bist der Wolf!«

Da ging der Wolf fort zu einem Kaufmann und kaufte sich ein großes Stück Kreide. Er aß es auf und machte damit seine Stimme fein. Dann kam er zurück, klopfte an die Haustür und rief: »Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!«

Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote auf das Fensterbrett gelegt. Das sahen die Kinder und riefen: »Wir machen nicht auf! Unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du. Du bist der Wolf!«

Da lief der Wolf zum Bäcker und sprach: »Ich habe mich an dem Fuß gestoßen, streich mir Teig darüber!« Als ihm der Bäcker die Pfote bestrichen hatte, lief er zum Müller und sprach: »Streu mir weißes Mehl auf meine Pfote!«

Der Müller dachte: Der Wolf will jemanden betrügen – und weigerte sich. Aber der Wolf sprach: »Wenn du es nicht tust, fresse ich dich!« Da fürchtete sich der Müller und machte ihm die Pfote weiß.

Nun ging der Bösewicht zum dritten Mal zu der Haustür, klopfte an und sprach: »Macht auf, Kinder, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen und hat jedem von euch etwas aus dem Wald mitgebracht!«

Die Geißlein riefen: »Zeig uns zuerst deine Pfote, damit wir wissen, dass du unser liebes Mütterchen bist.«

Da legte der Wolf die Pfote auf das Fensterbrett. Als die Geißlein sahen, dass sie weiß war, glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, und machten die Tür auf.

Wer aber hereinkam, das war der Wolf! Die Geißlein erschraken und wollten sich verstecken. Das eine sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte hinter den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das siebente in den Kasten der Wanduhr.

Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte eines nach dem andern. Nur das jüngste in dem Uhrkasten, das fand er nicht. Als der Wolf satt war, trollte er sich fort, legte sich draußen auf der grünen Wiese unter einen Baum und schlief ein.

Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Wald wieder heim. Ach, was musste sie da sehen! Die Haustür sperrangelweit offen, Tisch, Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben, Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder, aber nirgends waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander bei ihren Namen, aber niemand antwortete. Endlich, als sie das jüngste rief, antwortete eine feine Stimme: »Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten!«

Sie holte es heraus, und es erzählte ihr, dass der Wolf gekommen war und die anderen alle gefressen hatte. Da könnt ihr euch denken, wie die alte Geiß über ihre armen Kinder geweint hat!

Endlich ging sie in ihrem Kummer hinaus, und das jüngste Geißlein lief mit. Als sie auf die Wiese kamen, lag der Wolf immer noch unter dem Baum und schnarchte, dass die Äste zitterten. Die alte Geiß betrachtete ihn von allen Seiten und sah, dass in seinem vollen Bauch sich etwas regte und zappelte.

Ach Gott, dachte sie, sollten meine armen Kinder, die er zum Abendbrot hinuntergewürgt hat, noch am Leben sein?