Die Schule der magischen Tiere. Endlich Ferien 4: Helene und Karajan - Margit Auer - E-Book

Die Schule der magischen Tiere. Endlich Ferien 4: Helene und Karajan E-Book

Margit Auer

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Beschreibung

*** Auf in die Ferien – mit einem magischen, sprechenden Tier! *** BAND 4: Bonjour, Paris! Helene hat eine Reise zu einer Modenschau gewonnen! Nach Paris – in Kater Karajans alter Heimat! Doch dann läuft nichts wie geplant: Helene landet im Dreibettzimmer statt im Luxushotel und die anderen Mädchen sind total eingebildet. "Einfach schröcklisch", findet der magische Kater. Die zwei sind sich einig: Nix wie weg hier! Ein Glück, dass Karajan sich so gut auskennt in der Stadt ... DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE - Endlich Ferien: In der Schule der magischen Tiere heißt es: Endlich Ferien! Die magischen Tiere packen ihre Koffer – und das Abenteuer beginnt … Ein spannender Ferienkrimi in kurzen Kapiteln – mit echtem magischem Tier. *** Perfekt für die Sommerferien! ***

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Margit AuerDie Schule der magischen Tiere – Endlich Ferien: Helene und KarajanMit Bildern von Nina Dulleck

Bonjour, Paris! Helene hat eine Reise zu einer Modenschau gewonnen! Nach Paris – in Kater Karajans alter Heimat! Doch dann läuft nichts wie geplant: Helene landet im Dreibettzimmer statt im Luxushotel und die anderen Mädchen sind total eingebildet. „Einfach schröcklisch“, findet der magische Kater. Die zwei sind sich einig: Nix wie weg hier! Ein Glück, dass Karajan sich so gut auskennt in der Stadt ...

Die Serie „Die Schule der magischen Tiere – Endlich Ferien“ umfasst bisher vier Bände, dieses ist der vierte Band. Weitere Abenteuer in Vorbereitung!

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Leseprobe

Juhu! In der Schule der magischen Tiere heißt es:

Endlich Ferien!

Die magischen Tiere packen ihre Koffer – und das Abenteuer beginnt …

Was? Du kennst die Schule der magischen Tiere nicht?

So sieht sie aus:

Die Wintersteinschule

Eine fast ganz normale Schule. Gäbe es da nicht das Geheimnis von Miss Cornfield und Mister Mortimer Morrison ...

Miss Cornfield

Lehrerin an der Wintersteinschule. Sie ist lustig, aber auch streng. Und sie liebt Rätsel!

Mister Mortimer Morrison

Inhaber der magischen Zoohandlung. Dort gibt es magische sprechende Tiere. Er selbst hat auch eins: die freche Elster Pinkie.

Mr. Morrisons Omnibus

Damit fährt er um die ganze Welt und sammelt magische Tiere ein. Sprechende Tiere! Und wer ganz viel Glück hat, bekommt von Mr. Morrison einen solchen Gefährten überreicht ...

Viele, viele Kinder aus Miss Cornfields Klasse haben bereits ein magisches, sprechendes Tier von Mr. Morrison bekommen. Einen Freund fürs Leben! Der sie versteht wie kein anderer. Der mit ihnen durch dick und dünn geht. Und – das ist ja wohl klar – der mit ihnen in den Urlaub fährt, wenn es heißt: Endlich Ferien!

Helene ist Schülerin an der Wintersteinschule. Als Karajan zu ihr kam, war sie gerade umgezogen. Aus einer vornehmen Villa in eine kleine dunkle Wohnung! Das fand Helene so schrecklich, dass sie noch nicht mal ihren besten Freundinnen davon erzählte. Doch der magische Kater machte ihr Mut, die Wahrheit zu sagen. Seitdem sind die beiden unzertrennlich!

Klar, dass die zwei zusammen nach Paris fliegen – auch wenn Karajan nie wieder eine Pfote in diese Stadt setzen wollte …

Haare gekämmt? Dann kann es ja losgehen!

Der letzte Schultag

Helene stand vor ihrem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden: das rosa Seidenkleid? Zu festlich. Helle Jeans und helle Bluse? Darauf sah man Karajans Katzenhaare! Leggins und T-Shirt? Sehr sportlich.

„Nimm den bünten Rock und die weiße Blüse“, schlug Karajan vor, der schnurrend um Helenes nackte Beine strich. „Ünd dazü die silbernen Ballerinas!“

Es war Freitagmorgen, halb sieben Uhr. Der letzte Schultag vor den Ferien.

„Danke, mein Bester!“ Helene hielt sich Karajans Auswahl bereits vor den Bauch. „Passt! Jetzt nur noch schnell die Haare föhnen!“ Helene und ihr magisches Tier verschwanden im Bad. In der Küche zischte die Espressomaschine.

Es dauerte ewig, bis Helene und Karajan startklar waren. Welcher Haarreif? Welcher Gürtel? Welche Kette? Alles musste perfekt aufeinander abgestimmt sein, sonst fühlte Helene sich nicht wohl. Und Karajans Fell musste sie auch noch bürsten!

Während Helene und ihr Kater das Bad blockierten, standen die Eltern, Melinda und Jürgen May, am Küchentresen und planten die kommende Woche. Für Helene und ihre Mutter war es eine Urlaubswoche, der Vater musste ins Büro.

„Meinst du wirklich, diese Schönheitsfarm im Schwarzwald ist für Kinder geeignet?“, überlegte Helenes Vater, während er sich heißen Espresso in die Tasse kippte.

„Aber selbstverständlich!“ Melinda May griff nach der Nagelfeile und begann, ihre Nägel zu polieren. „Es gibt tolle Kinder-Fitnessprogramme und einen Haarstylisten, der Helene neue Frisuren zeigen kann. Nachmittags gehen wir zusammen shoppen. Ich bin mir sicher, es gefällt ihr!“

Helenes Vater seufzte. „Wenn du meinst. Aber kommt es im Leben nicht auch noch auf andere Dinge an?“

Helenes Mutter legte die Nagelfeile weg und lachte. „Du hast vollkommen recht, Darling!“ Sie hauchte ihrem Gatten einen Kuss auf die Wange. „Auf schnelle Autos, gutes Essen und hilfreiche Kontakte.“ Sie sah sich um. „Eine Yacht und ein schickes Penthouse wären natürlich auch nicht schlecht.“

Familie May wohnte in einer kleinen, dunklen Wohnung im Norden der Stadt. Früher hatten sie zu dritt in einem großen Haus mit großem Garten und großem Swimmingpool gelebt. Doch dann liefen die Geschäfte von Jürgen May nicht so, wie sie sollten.

Helenes Vater hatte wichtige Leute in Gelddingen schlecht beraten.

Danach hatte er geglaubt, die Probleme lösen zu können, indem er sich von falschen Freunden viel Geld geliehen hatte. Sein Plan ging nicht auf: Jürgen May schlitterte von einer Katastrophe in die nächste und seine Familie mit ihm. Sie mussten ihre Villa verkaufen und umziehen. In das Loch am Stadtrand, in dem immerhin eine teure Espressomaschine vor sich hin blubberte. Die Kaffeemaschine gehörte zu den wenigen Dingen, die sie behalten durften.

Während sich Helene dank Karajan an ihr neues Leben gewöhnt hatte, tat sich Melinda May schwer mit dem gesellschaftlichen Abstieg. Nach außen spielte sie noch immer die glückliche Gattin eines erfolgreichen Geschäftsmannes.

„Helene, beeil dich!“ Helenes Mutter klimperte mit dem Frühstücksgeschirr. „Soll ich dir einen Kindercappuccino machen?“

„Ja, bitte!“, tönte es aus dem Badezimmer und endlich, endlich schwebte Helene in die Küche. Dass sie von einem schwarzen Kater begleitet wurde, bemerkten die Eltern nicht. Wie die meisten Menschen nahmen sie magische Tiere einfach nicht wahr. Oder sie hielten sie für harmlose Kuscheltiere.

Schnell verschwand Karajan unterm Küchensofa.

Der Vater lächelte. Helene war so ein tolles Mädchen! Sie war nicht nur hübsch, sondern auch selbstbewusst. Sie konnte ihre Meinung durchsetzen und ließ sich von niemandem etwas gefallen. Er war sehr stolz auf seine Tochter! Sie würde es weit bringen im Leben, da war er sich sicher.

Während Helene warme Milch mit Kakaopulver trank und dazu ein Knäckebrot knabberte, griff Jürgen May nach der Buskarte. Er musste gleich zur Arbeit und fuhr natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Den Geländewagen überließ er wie immer Frau May.

„Bis heute Abend!“ Er drückte erst seiner Frau, dann seiner Tochter einen Kuss auf die Wange.

Melinda May nickte. „Wir sehen uns im ‚Koi‘, ich hab für 19 Uhr einen Tisch reserviert!“

Helene hob überrascht den Kopf. Das „Koi“ war ihr Lieblingsrestaurant! Sie liebte Sushi!

„Super!“ Sie winkte ihrem Vater hinterher, der mit dem Aktenkoffer in der Hand im Treppenhaus verschwand. „Auf Wiedersehen, Papa!“

Weil Helenes Mutter noch „kurz“ ins Bad musste, verzögerte sich die Abfahrt um weitere zwanzig Minuten.

Das war gut, denn jetzt war Helene mit Karajan allein!

„Lust auf einen Katzencappuccino?“, rief sie in seine Richtung.

Und schon kam Karajan unter dem Sofa hervor.

„Katzencappüccino? Das wäre wünderbar. Danke, Helene!“ Es klang wie „Elenn“.

Normalerweise rührte Helene im Haushalt keinen Finger. Wenn es um ihren magischen Gefährten ging, sah das natürlich anders aus! Am Anfang waren die beiden nicht miteinander klargekommen, aber inzwischen war Karajan Helenes allerbester Freund. Und natürlich konnten die zwei sich miteinander unterhalten!

Helene füllte eine Tasse mit Wasser und gab einen Klecks Naturjoghurt hinein. Sie schäumte alles auf, fertig war der Katzencappuccino! Im Kühlschrank fand sie noch ein wenig Lachs, den sie in schmale Streifen schnitt.

Als Helenes Mutter um kurz nach halb acht aus dem Badezimmer kam, saß Karajan zufrieden schnurrend in Helenes rosarotem Prinzessinnenrucksack.

„Fertig?“, fragte Helenes Mutter.

„Schon lange!“, lachte Helene.

Melinda May brauste mit 60 Stundenkilometern zur Schule. Natürlich parkte sie nicht wie die anderen Eltern am Rand, sondern mitten auf der Straße. Die missbilligenden Blicke der Busfahrer bemerkte sie nicht.

„Machs gut, meine Hübsche!“ Frau May warf ihrer Tochter eine Kusshand hinterher. „Ich hol dich um kurz nach zwölf wieder ab! Bussi!“

Helene marschierte los in Richtung Schulgebäude. Oh, da war Katinka, wie praktisch! Neben ihr stakste Polly, Katinkas Flamingo. In Helenes Klasse gab es viele magische Tiere und jedes Kind konnte sich mit seinem Tier unterhalten. Die anderen magischen Tiere verstanden die Kinder leider nicht, aber die Tiere konnten miteinander reden.

„Willst du meine Tasche tragen?“ Helene winkte die Freundin herbei. „Mein armer, armer Rücken! Gestern, die Tanz-AG, ich spürs total!“ Sie verzog das Gesicht, hatte aber immerhin noch Kraft genug, um die Tasche zu öffnen und Karajan herauszuholen.

„Für dich doch immer“, rief Katinka eifrig und schnallte sich den Rucksack vor den Bauch. Auf dem Rücken trug sie schon ihren eigenen.

Polly schlenkerte tadelnd das Handtäschchen hin und her, das Katinka ihr geschenkt hatte. Es war rosa mit viel Glitzer drauf. Nebenbei klapperte sie wütend mit dem Schnabel. „Aha, diesmal ist es also der Rücken! Überleg dir gut, was du tust, Katinka!“ Das Flamingomädchen mochte es nicht, wenn Helene ihre Gefährtin wie ein Dienstmädchen behandelte.

Katinka sah das anders. Sie war es gewohnt, dass Helene die Anführerin war, und trug gern ihre Tasche. Während Helene an jeder zweiten Stufe stehen blieb, um sich den Rücken zu reiben, stapfte Katinka fröhlich die Treppe hoch.

„Helene sollte mehr Sport treiben!“ Polly drehte ihren langen Hals in Richtung Karajan. „Selbst mit zwei Taschen ist Katinka schneller als sie!“

„Macht sie doch!“, antwortete Karajan verschmitzt. „Sie trägt misch!“ Wie ein kleines Baby lag er in Helenes Armbeuge.

Sie erreichten das Klassenzimmer. Vor der Garderobenbank hüpfte Sydney auf und ab, Finjas Koala. Sydney vertrieb sich die Zeit damit, die Turnsäckchen zu vertauschen, während Finja ihre Hausschuhe anzog. Toffi, Ronjas Hund, half ihr dabei.

„Wie lange müssen wir Helene und Karajan noch ertragen?“, stöhnte Polly.

„Bis Viertel nach zwölf“, verkündeten Sydney und Toffi. Kichernd hängten sie Zacks Turnsäckchen an Elisas Haken. „Keine Sekunde länger!“

Schwatzend betraten die Mädchen und ihre magischen Tiere das Klassenzimmer. „Stell die Tasche neben den Stuhl! Danke, Katinka!“

Helene schwang sich auf das Pult und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Karajan blickte stolz zu ihr auf. Seine Gefährtin sah aus wie eine Königin!

Max war gerade dabei, einen riesigen Bücherstapel vor sich aufzutürmen. Auf seiner Schulter saß Muriel, die Eule.

Helene rümpfte die Nase. „Also ich werde in den Ferien kein bisschen lernen!“ Sie schüttelte ihre langen Haare. „Hefte und Bücher kommen unters Bett. Für mich gibt es in den Ferien nur eins: Shoppen, Shoppen, Shoppen. Nicht wahr, Karajan?“ Sie kraulte den Kater, der auf ihrem Schoß lag, unterm Kinn. „Ich fahr mit meiner Mama auf eine Schönheitsfarm. Vormittags machen wir Wellness, nachmittags gehen wir einkaufen!“

Die anderen Tiere verdrehten die Augen. Sie waren froh, dass sie nicht mit Helene verreisen mussten!

„Oje, oje, oje! Für Helenes Zukunft sehe ich schwarz!“ Muriel schüttelte tadelnd den Kopf. „Warum lernt sie nie? Max ist klug, er kriegt mal den Nobelpreis. In Mathematik oder Chemie! Er trägt nicht umsonst den Spitznamen Professor!“ Stolz tippte sie mit dem Schnabel gegen den Bücherstapel. Das oberste Buch trug den Titel: „Rechnen wie die alten Ägypter – was man beim Bau einer Pyramide beachten muss!“

Die Eule flog zurück auf Max’ Schulter. „Aber Helene? Die kann doch nichts außer sich hübsch anziehen!“

Wie sehr Muriel sich irrte.

Die Klasse hatte erst eine Doppelstunde Mathe, dann eine Doppelstunde Deutsch. 24 Kinder saßen in ihren Bänken, die meisten von ihnen stöhnten. Miss Cornfield, die Lehrerin, dachte gar nicht daran, ihre Schüler am letzten Tag vor den Ferien zu schonen. Sie verteilte sogar Hausaufgaben! Helene starrte auf den Zeiger, der einfach nicht vorrückte.

Und dann kam auch noch Mr. Morrison, der Inhaber der magischen Zoohandlung, vorbei! Die meisten Kinder freuten sich, wenn Mortimer Morrison sie besuchte. Helene fand es einfach nur langweilig. Schließlich besaß sie längst ein magisches Tier! Was wollte er also?

Mr. Morrison hatte einen Koffer dabei, den er auf dem Dielenboden abstellte. Getuschel setzte ein. „Sitzt in dem Koffer vielleicht ein kleiner Hase? Oder ein Waschbär?“, rief Luna aufgeregt.

Helene verdrehte die Augen. War doch klar, dass heute keine Übergabe stattfand! Niemand hatte eine Nachricht bekommen, die meisten Kinder waren längst versorgt. Und der Koffer hatte keine Luftlöcher!

„Ähm, nein …“, stotterte der Besucher. „Ich bin auf der Suche nach Ashanti. Sie ist mal wieder ausgebüxt.“

Helene stöhnte. Ashanti war eine gefährliche Giftschlange, eine Schwarze Mamba. Sollten sie etwa suchen helfen? Darauf hatte sie überhaupt keine Lust!

Im selben Moment ergriff Miss Cornfield das Wort. „Wir gucken später bei Hausmeister Willi Wondraschek nach“, sagte sie. „Bestimmt schläft Ashanti wieder unterm Fernsehsessel. Aber erst habe ich noch etwas zu verteilen.“

Jedes Kind bekam ein Kuvert, dann mussten sie noch das Klassenzimmer aufräumen. Helene wühlte in ihrer Schultasche, damit klar war, dass sie das überhaupt nichts anging. Miss Cornfield verlangte allen Ernstes von ihr, dass sie das Gesamtwerk von William Shakespeare zurück in die Bibliothek schleppte! Vom ersten Stock ins Erdgeschoss!

„Mein Rücken!“, jammerte Helene. „Kann Katinka das nicht machen?“ Doch die erledigte bereits eine andere Aufgabe: Sie wischte zusammen mit Polly die Tafel.

Miss Cornfield deutete unbarmherzig mit dem Zeigefinger zur Tür. „Abmarsch, Helene! Wir gehen erst nach Hause, wenn alles sauber ist!“

Zähneknirschend erledigten Helene und Karajan den Auftrag.

Es gab noch ein wildes Durcheinander wegen der vertauschten Turnsäckchen, dann war endlich, endlich die Schule aus!

Ein Brief aus Berlin

Während sich die anderen Kinder vergnügt auf den Heimweg machten, stand Helene vor dem Schultor. Wie so oft wartete sie auf ihre Mutter, die, wie so oft, zu spät kam.

Max stieg in den Schulbus. Henry wurde von einer schwarzen Limousine abgeholt. Silas kippte Müll in die großen Tonnen und pfefferte die leeren Eimer in die Rosenbüsche. Danach schwang er sich auf sein Rennrad und radelte fröhlich davon. Natürlich mit Rick unterm Arm, seinem magischen Krokodil. Helene blickte neidisch hinterher.

Karajan war auf einen Baum geklettert. „Wo bleibt ünser Taxi?“ Er spähte in alle Richtungen. „Isch sehe nischts!“

„Keine Ahnung!“, antwortete Helene.

Um kurz vor eins bremste Melinda May mit quietschenden Reifen vor der Schule. Sie öffnete die Beifahrertür und wirkte kein bisschen zerknirscht. „Hallo, meine Süße!“ Melinda May strahlte ihre Tochter an. „Stell dir vor: Bei ‚Vinz & Klark‘ habe ich Schuhe im Leopardenlook gefunden!“

Karajan sprang vom Baum. Leopardenlook fand er auch toll. Genau genommen Leoparden. Wie sehr er Leander, Henrys magisches Tier, bewunderte, behielt er aber lieber für sich.

Weil der Beifahrersitz voller Einkaufstüten lag, nahmen Helene und Karajan hinten Platz.

Helenes Mutter gab Gas, ohne den Blinker zu setzen. „Was dagegen, wenn wir kurz bei ‚Miami Beach‘ vorbeifahren? Ich brauche noch passende Strumpfhosen!“

 

Als Helene und ihre Mutter endlich zu Hause in der Ziegeleistraße ankamen, lag ein Brief im Flur. Er war an Helene May gerichtet. Der Absender lautete: Fashion Company, Berlin.

Helene riss den Umschlag auf. Ihre Augen wurden kugelrund. „Herzlichen Glückwunsch, Helene!“, stand da. „Du hast beim großen Model-Wettbewerb gewonnen. Wir freuen uns darauf, dich bei der Modewoche in Paris zu sehen!“

„Mama!“, kreischte Helene und ließ den Prinzessinnenrucksack fallen, den sie diesmal selbst tragen musste. Die Arme ihrer Mutter waren voller Einkaufstüten.

Helene las weiter. Und konnte es nicht glauben. Die Modewoche startete – MORGEN!

„Mama!“, rief Helene noch einmal.

„Was ist los, meine Hübsche?“ Endlich stellte Melinda May ihre Einkäufe ab. „Wer schreibt dir denn?“ Sie guckte über Helenes Schulter und kreischte ebenfalls laut auf. „Oh mein Gott! Das ist fantastisch! Es hat geklappt!“ Sie umarmte Helene, so fest sie konnte. „Wir haben gewonnen!“

„Wir?“, fragte Helene verblüfft. „Ich hab doch nirgends mitgemacht!“

Sie ließ sich auf das Sofa plumpsen, unter dem bereits Karajan kauerte.

Während Frau May ihre Einkäufe auspackte, berichtete sie, dass sie Fotos an eine Agentur geschickt hatte. Fotos von Helene! Von vorn, von hinten, im Kleid und im Schlafanzug.

„Im Schlafanzug?“ Helene quiekte auf. „Mama, bist du verrückt?“

„Keine Sorge! Du sahst toll aus!“ Melinda May entrollte ihre neuen Strumpfhosen und hielt sie prüfend gegen das Licht. „Passt die Farbe? Oder soll ich sie wieder umtauschen?“

Karajan kroch unter dem Sofa hervor und kletterte auf Helenes Schoß. Frau May hatte eh nur Augen für ihre Strumpfhosen!

„Die Agenturen mögen das!“, fuhr Helenes Mutter fort. „Ein blondes Mädchen mit ungekämmten Haaren!“ Sie stopfte die Strümpfe in die Verpackung zurück. „Die Agentur hat die Fotos an die Fashion Company geschickt. Mit Erfolg!“ Sie strahlte Helene an, die immer noch nicht wusste, was das alles zu bedeuten hatte.

„Fahren wir jetzt in den Schwarzwald oder nach Paris?“, fragte sie vorsichtig. „Machen wir Wellness oder eine Städtetour?“

Die Mutter setzte sich neben ihre Tochter aufs Sofa und legte ihr den Arm um die Schulter.

„ICH fahre in den Schwarzwald. DU, meine Süße, fliegst nach Paris! Du wirst Model!“

Helene schnappte nach Luft und Karajan begann zu zittern.

MODEL! Hatte Frau May eben gesagt, dass Helene Model werden würde?

Das war Helenes Traumberuf, seit sie laufen konnte!

Helenes Mutter zog die nächste Strumpfhose aus der Packung. „Was sagst du dazu?“ Die Strümpfe baumelten vor Helenes Nase. „Eigentlich wollte ich Flieder, aber das hier ist Lila. Ich muss noch mal zurück zu ‚Miami Beach‘. Kommst du mit?“

Helene schüttelte den Kopf. Während die Mutter nach dem Autoschlüssel suchte, packte Helene den Kater und verschwand in ihrem Zimmer.

Diese Hammernachricht musste sie erst einmal verdauen!

 

Helenes Zimmer war klein, aber gemütlich. Nachdem sie der Klasse gebeichtet hatte, dass sie umgezogen war, hatten ihre Freundinnen ein Wochenende lang geschuftet. Zusammen mit Finjas Mutter waren die Mädchen zum Baumarkt gefahren, um neue Tapeten auszusuchen. Sie hatten Fotos in Goldrahmen gesteckt und Helenes Spiegel so hingestellt, dass das Zimmer größer und heller wirkte.

Für Tage wie diese, an denen es im Hause May kein Mittagessen gab, hatte sich Helene einen kleinen Lebensmittelvorrat angelegt.

In der untersten Schublade des Schrankes befanden sich salzige Cracker und abgepackte Würstchen. Und Dosenfisch für Karajan.

Helene riss die Crackerpackung auf. „Hast du auch Hunger?“, fragte sie Karajan. Der Kater schüttelte den Kopf.

Während Helene die Cracker knabberte, las sie wieder und wieder den Brief. Karajan strich nervös durch das Zimmer. „Paris!“, stieß er hervor. „Die Stadt ist fürschterlisch!“ Der Kater lief zum Fenster, umkreiste den Stuhl und kehrte zu Helene zurück. „Paris ist laut, dreckisch und teuer!“

„Ich weiß!“ Helene legte den Brief zur Seite. Sie ging in die Knie, um Karajan zu streicheln. „Du hast dir geschworen, nie wieder eine Pfote in deine Heimatstadt zu setzen! Weil deine früheren Besitzer, wie hießen sie noch mal, na ja, egal, jedenfalls haben sie dich schlecht behandelt!“ Helene kannte die Geschichte, Karajan hatte sie tausendmal erzählt. „Soll ich dir wirklich keinen Dosenfisch aufmachen?“

„Keinen Hünger!“, wiederholte Karajan. „Familie Legard, so hießen die!“ Seine Barthaare zitterten vor Empörung. „Sie haben so geschimpft! Nür, weil isch das neue Seidensofa zerkratzt habe.“

„Das war wirklich gemein!“ Helene nickte. „Und dann, als du die Tochter angefaucht und gebissen hast, haben sie dich vor die Tür gesetzt!“ Sie fuhr ihrem Gefährten durch das seidige Fell. „Dabei hast du dich nur gewehrt! Das Mädchen roch nach Hund, nicht wahr?“

„Bernstein hieß der Köter“, schnaubte Karajan. „Ünd die Tochter hieß Madeleine. Madeleine mochte Bernstein lieber als misch! Aber dann kam Mörtimer vorbei und hat misch aufgegabelt. Am Eiffeltürm! Der übrigens dürchaus sehenswert ist.“

Helene lächelte. Vielleicht hatte Karajan doch die ein oder andere schöne Erinnerung an Paris?

„Wir müssen nichts überstürzen, Karajan!“ Sie kraulte ihn zärtlich hinterm Ohr. „Unser Platz auf der Schönheitsfarm ist fest gebucht! Ich rede später mal mit meiner Mama. Das kommt alles so furchtbar schnell. Ich weiß ja selbst nicht, was ich von der Sache halten soll.“

Helene stand auf, um sich im Spiegel zu mustern. Nach dem Schultag und der Shoppingtour war sie verschwitzt. Ihre Stirn glänzte, die Haare waren zerzaust. So sah kein Model aus! War sie der Aufgabe überhaupt gewachsen?

Plötzlich stand Karajan neben ihr und blickte ebenfalls in den Spiegel. „Dü schaffst das, Helene!“

„Dü siehst toll aus!“, wiederholte Karajan. „Obwohl …“