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Garney Mace wird ermordet. Drei Männer behaupten, Augenzeugen des Mordes gewesen zu sein und beschuldigen George Emerson der Tat. In seiner Verzweiflung ruft Emerson Staatsanwalt Tony Quinn zur Hilfe, mit dem er seit vielen Jahren befreundet ist. In der Tarnung als Schwarze Fledermaus versucht Quinn, das Rätsel um den unschuldigen Mörder zu lösen.
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2024
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In dieser Reihe bisher erschienen
6001 – Der Anschlag von G. W. Jones
6002 – Der Sarg von G. W. Jones
6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones
6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder
6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek
6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones
6007 – Die Spione von G. W. Jones
6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones
6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones
6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones
6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones
6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones
6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones
6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones
6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones
6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones
6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones
6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones
6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones
6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones
6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones
6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones
6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones
6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones
6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones
6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones
6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones
6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones
6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones
6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones
6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones
6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones
6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones
6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones
6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones
6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones
6037 – Bunte Steine von G. W. Jones
6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones
6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones
6040 – Regie des Todes von G. W. Jones
6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones
6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones
6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones
6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones
6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones
6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones
6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones
6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones
6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones
6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones
6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones
6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones
6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones
6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones
6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones
6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones
6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones
6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones
6059 – Mörderstadt von G. W. Jones
6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones
6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones
6062 – Unter Druck von G. W. Jones
6063 – Die Liga der gesichtslosen Männer von G. W. Jones
6064 – Verhängnisvolle Erbschaft von G. W. Jones
6065 – Der unschuldige Mörder von G. W. Jones
6066 – Sexy und tödlich von G. W. Jones
6067 – Zwei Fälle für Tony Quinn von A. S. Jones
Die schwarze Fledermaus
Buch 65
Titelinfo
Die Herausforderung
Ein raffiniertes Komplott
Der Hilferuf aus Haverton
Ein eindeutiger Fall
Der Altwarenladen
Gesucht wegen Mord
Der Hinweis
Besucher in Schwarz
Ein gefährliches Unternehmen
Das Alibi der Schwarzen Fledermaus
Quinn in Gefahr
Die blinde Geisel
Der Bruder des Toten
Inspektor McGrath greift ein
Beinahe Mord
Ein raffinierter Trick
Die Entlarvung
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Mühlsteig 10 • A-6633 Biberwier
Redaktion: Danny Winter
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Logo: Mark Freier
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten
www.Blitz-Verlag.de
ISBN: 978-3-68984-066-2
6065 vom 14.09.2024
Das Abenteuer Der unschuldige Mörder erschien im Winter 1952 unter dem Titel The killer who wasn´t in dem amerikanischen Magazin Black Book-Detective
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Der Mann war kräftig gebaut, hatte graues Haar und graue Augen, die jetzt einen etwas stumpfen Ausdruck angenommen hatten, so als langweile sich der Mann noch nicht, wisse aber genau, dass er das bald tun würde.
Er hielt einer Dame in mittleren Jahren die Hand hin, um ihr beim Aussteigen aus der Taxe behilflich zu sein. Der Türsteher schlenderte ihnen entgegen, sah sich dann den Mann genauer an und beschleunigte plötzlich seine Schritte.
„Guten Abend, Mister Emerson“, sagte er in dem Tonfall, den er für diejenigen Gäste zu reservieren pflegte, die die höchsten Trinkgelder gaben. „Sie sind aber lange nicht mehr hier gewesen.“
Emerson nickte und lächelte ein wenig. Er steckte dem Mann einen zusammengefalteten Geldschein hin, bot seiner Frau den Arm und ging dann auf die Tür zu, die der Türsteher mit einer besonders tiefen Verbeugung vor ihm aufriss.
„Ich bin ganz erregt, George“, sagte die Frau. „Es ist schon so lange her, dass wir zuletzt ausgegangen sind. Und dann ein Nachtlokal! Ich hatte schon gedacht, für dich existiert so etwas überhaupt nicht mehr, seit man dich zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Vulcan-Stahlwerke gemacht hat.“
George Emerson lächelte. „Weißt du, ich finde, ein Mann sollte seine Frau so oft wie möglich ausführen, aber zurzeit kann ich das einfach nicht. Regierungsaufträge, Materialknappheit, Personalmangel. Das alles sind Dinge, die mir das Leben schwer machen. Ich bin am Abend immer todmüde.“
„Nun, dann bin ich ja froh, dass Marcel Remy darauf bestanden hat, dass du heute kommst“, erwiderte Mrs. Emerson. „Du hättest sonst ja doch abgesagt. Du brauchst aber wirklich einmal Erholung.“
„Vielleicht“, meinte Emerson. „Aber die Regierung braucht auch Stahl. Jedenfalls verspreche ich dir, dass ich mich gut amüsieren will. Du hast recht, das wird mir guttun. Remy hat es auch gesagt. Wo er nur stecken mag?“
Ein geschniegelter Oberkellner führte sie an einen gut platzierten Tisch. Das Lokal war schon überfüllt, und ein vorzügliches Orchester spielte Tanzmusik. Emerson setzte sich, bestellte Getränke und lehnte sich dann zurück, um sich umzusehen.
„Wenn ich mich etwas verpustet habe“, meinte er gut gelaunt, „tanzen wir. Hoffentlich kann ich es noch. Aber wie dem auch sei, ich werde die hübscheste Frau im ganzen Lokal im Arm halten.“
Edith Emerson lächelte. „Wenn das nach dreißig Jahren Ehe immer noch deine Ansicht ist, George, dann ist das ja sehr schmeichelhaft für mich. Und jetzt wollen wir das Geschäft und alle Sorgen vergessen und ...“ Sie hielt plötzlich inne. Emerson spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie sah ihn an. „George, dieser Mister Mace ist dort links drüben. Du musst mir versprechen, dass du dich nicht um ihn kümmerst.“
„Garney Mace ist hier?“ Emerson blickte zu dem Tisch hinüber. „Hm, schade um den schönen Abend. Heute Nachmittag hätte ich mich beinahe vergessen und dem Burschen eine heruntergehauen. Der Mann ist wirklich unmöglich.“
„Ich weiß“, antwortete sie. „Ich habe dir ja gesagt, wie lästig er war. Und die Frechheit, zu behaupten, du ließest mich zu viel allein, und er fühle sich deshalb verpflichtet, sich um mich zu kümmern! Ich komme sonst mit allen Leuten gut aus, aber diesen Menschen hasse ich.“
Emerson musterte den Mann am Nebentisch. Eigentlich hätte er mit ihm befreundet sein und ihm vertrauen sollen. Garney Mace war Aufsichtsratsmitglied des Stahlwerkes, dessen Präsident Emerson war, und die beiden Männer kamen ziemlich viel miteinander in Berührung.
Mace war ein ziemlich korpulenter, weichlich aussehender Mann von etwa fünfundvierzig Jahren. Er kleidete sich gewöhnlich wie ein Achtzehnjähriger und war von seiner Wirkung auf die Damenwelt überzeugt. Mace hatte sich seinen Posten in den Stahlwerken durch eine namhafte Beteiligung erkauft.
Emerson stellte fest, dass Mace schon etwas angeheitert war. Er fuchtelte mit einem Cocktailglas in der einen und einer langen, teuren Zigarre in der anderen Hand herum, und seine Stimme klang lauter als sonst. Mace liebte es, sich im Mittelpunkt zu sehen.
„Edith“, meinte Emerson, „ich denke, es ist besser, wir gehen.“
„Oh, beruhige dich doch“, meinte sie. „Mace wird dich in Ruhe lassen, wenn du dich überhaupt nicht um ihn kümmerst.“
George Emerson wartete, bis ihnen die Cocktails gebracht wurden, und prostete dann schweigend seiner Frau zu, ehe er das Glas zum Munde führte.
„Wenn ich nur wüsste, weshalb Mace dauernd so auf mir herumhackt. Er muss doch einen Grund dafür haben. Jedes Mal, wenn es zu einer Abstimmung kommt, stimmt er gegen mich. Manchmal hält er den ganzen Aufsichtsrat tagelang von wichtigen Entscheidungen ab, und ich werde den Gedanken nicht los, dass er es nur tut, um mich zu ärgern. In letzter Zeit ist er direkt beleidigend geworden. Ich habe ihm angeboten, ihm seinen Anteil abzukaufen, aber er denkt gar nicht daran, zu verkaufen.“
Edith nippte noch einmal an ihrem Cocktail. „George, sei jetzt bitte vernünftig. Mace hat uns gesehen, und ich glaube, er kommt an unseren Tisch.“
Emersons Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Er provoziert mich schon die ganze Zeit, Edith. Ich hoffe nur, dass es hier keinen Ärger gibt, hier in der Öffentlichkeit und in deiner Gegenwart. Hoffentlich benimmt er sich. Wenn nicht ...“
Edith stand schnell auf. „Ich denke, wir gehen am besten. Ich habe Angst und immer das Gefühl, als wäre Mace zu allem fähig.“
„Feige ist er“, knurrte Emerson. „Setz dich wieder, Edith! Wenn wir gehen, und er schreit uns etwas nach, dann bekommt er eine Ohrfeige von mir, darauf kann er sich verlassen. Nein, sei ganz ruhig. Ich will mein Bestes tun, um eine Szene zu vermeiden und ihn doch loszuwerden.“
Sie setzte sich wieder. „Halte dich zurück, George“, flüsterte sie, denn Mace war jetzt ganz nahe, und man konnte sehen, dass er leicht wankte. „Vergiss nicht, du bist hier eine angesehene Persönlichkeit und kannst dich nicht in eine Keilerei verwickeln lassen.“
Mace stand an ihrem Tisch, ehe Emerson antworten konnte. Er verbeugte sich schwankend und wandte dann Emerson bewusst den Rücken zu, als er Edith ansprach.
„Sie sind schön“, sagte er. „Viel zu schön, um allein mit einem alten Mann an diesem Tisch zu sitzen.“
„Bitte, Mister Mace“, erwiderte Edith verweisend.
Mace ließ sich nicht beirren. „Mit Ihrem Gesicht und Ihrer Figur, Liebste, dürfen Sie sich nicht verstecken. Kommen Sie, tanzen wir und zeigen wir diesen Spießbürgern etwas, Sie und ich. Wir sind das richtige Paar.“
„Mace“, sagte Emerson leise.
Mace machte eine halbe Drehung und lachte. „Nur ruhig, Opa“, sagte er. „Denken Sie an Ihre Jahre, dann werden Sie selbst einsehen, dass Ihre Frau dazu geschaffen ist, mit anderen zu tanzen. Kommen Sie, Edith, jetzt gehören Sie mir. Zeigen wir es ihnen.“
Emerson stand langsam auf. „Mace“, sagte er ein zweites Mal, diesmal eine Spur schärfer.
Mace achtete gar nicht auf ihn. Er packte Edith bei der Hand und zog sie hoch. Plötzlich zuckte Emersons Hand vor, packte den anderen an der Schulter und wirbelte ihn herum.
Mace fluchte daraufhin und holte mit der geballten Faust aus. Weiter kam er nicht. Einst, vor vielen Jahren, hatte George Emerson im Stahlwerk gearbeitet, hatte er mit den schweren Blechen und Stangen hantiert, und die Muskelstränge unter seinem eleganten Smoking waren nie erschlafft. Sein Schlag war wohlgezielt und wuchtig, getrieben von der ganzen Wut, die sich in ihm angesammelt hatte.
Der Schlag riss Mace hoch. Er taumelte zurück, fiel über einen leeren Tisch, der krachend unter ihm wegrutschte, als er zu Boden stürzte. Dann lag er da und starrte mit glasigen Augen zu der bunt dekorierten Decke empor. Garney Mace hatte die Besinnung verloren.
* * *
Jemand tippte Emerson auf die Schulter, und er fuhr herum. Der Mann hinter ihm hatte ein schmales Gesicht, weißes Haar und trug einen vorzüglich geschneiderten Smoking. „Gut gemacht, George“, meinte er anerkennend. „Er hat es ja nicht anders gewollt.“
Emerson zwang sich ein Lächeln ab. „Das Ganze tut mir furchtbar leid, Remy. Sie kennen doch meine Frau? Das hier ist Marcel Remy, Edith. Er hat uns beide für heute Abend eingeladen, aber anscheinend soll aus diesem Abend nichts werden. Tut mir leid, Remy, aber wir gehen jetzt. Trotzdem vielen Dank.“
Auch andere Männer klopften Emerson auf die Schulter und bekannten sich durch ihr Nicken oder Lächeln zu ihm, aber in Emersons Gesicht zuckte kein Muskel, als er sich an der Garderobe schließlich Hut und Mantel geben ließ. Als sie draußen auf der Straße waren, blieb er stehen.
„Tut mir leid, Edith. Ich bin dir nicht böse, dass du dich meiner schämst.“
„Ich bin erschüttert, George“, erwiderte sie lächelnd. „Eine ganz ordinäre Schlägerei! Aber George, welch ein Schlag! Welch ein Schlag!“ Ihre Hand strich über seinen Arm, und sie fühlte, wie seine Muskeln sich langsam entspannten.
„Ein bisschen Mumm habe ich schon noch“, erklärte er lachend. „Offen gestanden, ich wusste selbst nicht, dass es noch so viel war. Aber trotzdem, es tut mir leid.“
„Liebster, er hat es ja nicht anders gewollt. Das hat dir ja auch schon Marcel Remy gesagt. Niemand macht dir einen Vorwurf. Vergessen wir die ganze Geschichte und suchen uns ein anderes Lokal. Wir haben ja noch den ganzen Abend vor uns. Weißt du was? Ich bin stolz auf dich.“
Wieder lachte er. „Du bist großartig, Edith. Vielleicht war es gut so. Das heute Abend war Maces letzter Streich. Morgen werde ich ihn hinauswerfen. Wie ich das mache, weiß ich noch nicht, aber er fliegt! Wenn ich ihn nur verstünde! Der Mann ist ein Tunichtgut, aber selbst ein solcher Mensch muss doch einen Grund haben, sich so mir nichts, dir nichts k. o. schlagen zu lassen.“
„Er ist verrückt“, meinte Edith Emerson. „Er hat mich vier- oder fünfmal angerufen und wollte mit mir ausgehen. Er hätte doch wissen müssen, dass ich so etwas nie tun würde. Und selbst wenn, dann würde ich mir doch bestimmt einen besser aussehenden Mann als ausgerechnet Garney Mace aussuchen.“
Emerson war seiner Frau beim Einsteigen in eine Taxe behilflich und ließ sich dann in die Polster zurücksinken. „Irgendetwas führt er im Schilde, Edith, da bin ich ganz sicher. Ich möchte nur wissen, was er davon hat, wenn er mich dauernd belästigt. Das geht jetzt schon seit Monaten so und wird immer schlimmer.“
Edith lehnte den Kopf an seine Schulter. „Heute Abend darfst du nicht mehr an ihn denken, George. Wenn du dir von ihm den Abend verderben lässt, hat er erreicht, was er ursprünglich wollte.“
„Du hast recht“, meinte Emerson. „Schön, jetzt ist es vorbei. Wir haben noch den ganzen Abend vor uns.“
Die Stadt Haverton wurde von den Vulcan-Stahlwerken beherrscht, wenn es hier auch noch ein gutes Dutzend andere große Fabriken gab. Bei den Bürgern der Stadt handelte es sich zu einem großen Teil um Ausländer, die längst über den Stadtteil hinaus Fuß gefasst und Quartiere bezogen hatten, in denen die Einwanderer sich ansässig machten, um sich den Übergang in eine neue Welt zu erleichtern.
Siedlungen, die zum Bersten mit Menschen einer bestimmten Nationalität angefüllt waren, wurden zu klein, platzten förmlich aus ihren Nähten, bis die ganze Einwohnerschaft der Stadt zu einer homogenen Masse zusammengewachsen war. Jeder hatte zu tun, Arbeitslosigkeit war hier seit Jahren ein Fremdwort, und schmucke neue Häuser und chromblitzende Autos verrieten den Wohlstand der Menschen von Haverton.
Seit kurzer Zeit wurde auch nachts in den Fabriken gearbeitet, denn die Vulcan-Stahlwerke waren weit über ihre Kapazität hinaus mit Aufträgen eingedeckt, konnten also dank George Emersons zielstrebiger Planung einer glücklichen Zukunft entgegensehen.
Am Morgen nach dem Auftritt in der Bar schritt Emerson durch sein Vorzimmer. Er fühlte sich nicht so wohl, wie er aussah. Er hatte gestern Nacht zusammen mit seiner Frau eine ganze Anzahl Lokale abgeklappert und war heute etwas verkatert, da er ein solideres Leben gewohnt war.
In seinem Zimmer warteten vier Männer. Drei von ihnen standen auf, als er eintrat. Garney Mace, der in einem Stuhl lümmelte, regte sich nicht. Sein Kinn sah verschwollen aus.
Emerson hatte von zu Hause aus telefonisch dieses Zusammentreffen veranlasst. Einer der vier Männer war Jed Medford, Prokurist der Vulcan-Stahlwerke und ein tüchtiger Mann, wenn man ihm das auch nicht ansah. Er hatte ein etwas geziertes Wesen, trug einen schmalen, schwarzen Schnurrbart und war von schlankem Wuchs.
Der zweite, Ed Julian, Erster Betriebsleiter des Werkes, war eher der Typ, den man in einem Stahlwerk erwartet. Er hatte ein gerötetes Gesicht, rotes Haar und die Figur eines Schwergewichtsboxers. Er pflegte direkt auf sein Ziel loszusteuern und war sehr selbstsicher. Sein Händedruck ließ sogar George Emerson leicht zusammenzucken.
Den dritten Mann, Bert Harris, ein Mitglied des Aufsichtsrates, hatte Emerson noch nie besonders gut leiden können. Allein schon sein Äußeres war nicht gerade dazu angetan, Vertrauen zu erwecken. Sein Gesicht war milchig weiß, und seine Augen flackerten unstet. Er drückte sich gewöhnlich um eine klare Aussage herum und sprach so, dass keiner sich beleidigt fühlen konnte.
George Emerson setzte sich hinter seinen wuchtigen Schreibtisch. „Ich weiß, dass Sie alle viel zu tun haben, und ich will auch keine Zeit vergeuden“, begann er. „Ich habe Sie zusammengebeten, um über Garney Mace zu sprechen. Ich möchte Ihre ehrliche Ansicht hören, weil ich die ganze Sache vor den Aufsichtsrat bringen möchte und mein weiteres Vorgehen von Ihrer Meinung abhängig mache.“
Über Ed Julians derbes Gesicht zuckte ein breites Grinsen. „Mace sagte, Sie hätten ihm gestern Abend eine verpasst, George. Seinem Kinn nach zu schließen, haben Sie ihn nicht gerade liebevoll gestreichelt.“
Emerson nickte. „Ja, ich habe ihn geschlagen. Er hat es verdient, und das nächste Mal breche ich ihm vielleicht das Genick. Und das ist der Grund, weshalb er gehen muss.“
„Versuchen Sie nur, mich loszuwerden“, knurrte Mace. „Ich habe mein Geld in dieses Werk gesteckt, und ich bleibe.“
Emerson schenkte ihm keine Beachtung. „Ich habe versucht, ihm seinen Anteil abzukaufen, ich habe versucht, vernünftig mit ihm zu reden. Es war alles vergeblich. Zuerst hat er sich im Geschäft dauernd gegen mich gestellt, und in letzter Zeit hat das auf die persönliche Sphäre übergegriffen. Ich allein kann ihn nicht aus dem Betrieb entfernen, aber ein Mehrheitsbeschluss des gesamten Aufsichtsrates kann das sehr wohl.“
Bert Harris biss sich auf die Unterlippe. „George, das gefällt mir ganz und gar nicht. Mace hat ein gutes Recht, die sachgemäße Verwaltung seiner Einlage zu überwachen. Er ist als letzter Aufsichtsratsmitglied geworden, und damals haben wir ihn alle gern aufgenommen.“
„Damals kannten wir ihn noch nicht“, erinnerte sie Emerson. „Aber inzwischen habe ich ihn zur Genüge kennengelernt. Aus einem mir unerfindlichen Grund versucht er, wo es nur geht, mein geschäftliches und privates Leben zu stören. Er tut das so offensichtlich, dass er irgendeinen Grund dafür haben muss.“
„Wie ist das, Mace?“, fragte Julian barsch.
Mace sah auf. „Emerson ist verrückt“, erklärte er. „Nur weil ich für seine Frau etwas übrighabe.“
Emerson ballte die Fäuste. „Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel, Mace! Sie will nichts mit Ihnen zu tun haben, ebenso wenig wie ich. Wenn Sie persönlich werden, schlage ich Sie tot. Das ist mein voller Ernst.“
Bert Harris wollte etwas sagen, zuckte aber plötzlich schmerzhaft zusammen. Er fuhr sich mit den Fingern ans linke Auge. „Verdammter Ruß“, murmelte er. „Ich kriege das Zeug doch dauernd in die Augen. George, leihen Sie mir doch bitte Ihr Tuch.“
„Natürlich.“ Emerson riss sich das kleine Tuch aus der Brusttasche und gab es Harris, der sofort zum Spiegel rannte und an seinem Auge herumzuwischen begann.
Jed Medford, der Prokurist, ging nun langsam auf Mace zu. Er hatte eine Hand in der Jacketttasche. „Warum geben Sie keine Ruhe, Mace?“, fragte er.
„Das geht Sie einen Dreck an“, murmelte Mace.
Medford wandte langsam den Kopf und sah sich im ganzen Raum um. Dann wanderten seine Augen wieder zu Mace. „Wissen Sie, Mace, es gäbe schon ein Mittel, Sie zur Räson zu bringen. Ein sehr wirksames Mittel sogar.“
Mace funkelte ihn an und murmelte etwas Unverständliches. Medfords Hand fuhr aus der Tasche. Er hielt ein Paar Handschuhe in ihr. Er begann ruhig, sie überzustreifen.