Die schwarze Fledermaus 66: Sexy und tödlich - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 66: Sexy und tödlich E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Sexy und tödlich Tony Quinn arbeitet als neu gewählter Distrikt-Staatsanwalt in Vulcan City. Abseits der Stadtgrenzen werden Leichen gefunden. Offenbar handelt es sich dabei um Großkriminelle. Was hat eine junge Frau, die Männern den Kopf verdreht, mit den Morden zu tun? Blutgeld Ein vermögender Geschäftsmann stirbt durch einen Unfall. Er hinterlässt eine gutgehende Firma und eine trauernde Witwe. Als die Polizei den Unfall untersucht, keimen erste Zweifel. Dann gibt es einen weiteren Toten.

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Seitenzahl: 262

Veröffentlichungsjahr: 2024

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In dieser Reihe bisher erschienen

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones

6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones

6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones

6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones

6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones

6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones

6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones

6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones

6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones

6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones

6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones

6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones

6059 – Mörderstadt von G. W. Jones

6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones

6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones

6062 – Unter Druck von G. W. Jones

6063 – Die Liga der gesichtslosen Männer von G. W. Jones

6064 – Verhängnisvolle Erbschaft von G. W. Jones

6065 – Der unschuldige Mörder von G. W. Jones

6066 – Sexy und tödlich von G. W. Jones

6067 – Zwei Fälle für Tony Quinn von A. S. Jones

Sexy und Tödlich

Die schwarze Fledermaus

Buch 66

G. W. Jones

A. S. Jones

Übersetzt vonAlfons Winkelmann

Inhalt

Titelinfo

Vorwort

Sexy und tödlich

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Blutgeld

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Redaktion: Danny Winter

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mark Freier

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-68984-067-9

6066 vom 14.09.2024

Titelinfo

Das Abenteuer Sexy und tödlich erschien im Winter 1953 unter dem Titel Hot, willing and deadly in dem amerikanischen Magazin Black Book-Detective.

Aus dem Amerikanischen von Alfons Winkelmann

Vorwort

Sexy und tödlich ist der letzte Fall von Tony Quinn aus der amerikanischen Original-Serie. Der Roman ist zuvor nie in Deutschland erschienen, vom Umfang her jedoch für ein Taschenbuch nicht ausreichend. Daher haben wir uns entschieden, noch einen neu geschriebenen Fall als Bonus hinzuzufügen.

Blutgeld gab es bereits als Paperback, ist aber schon seit vielen Jahren vergriffen.

Insgesamt erschienen damals drei neu geschriebene Romane. Die anderen zwei Romane Das falsche Opfer und Die Falle finden in Band 67, dem Abschlussband der Serie, ihren Platz.

Sexy und tödlich

Kapitel I

Das Mädchen hätte gut und gern noch ein Teenager sein können. Um ihren Schmollmund gab es keinerlei Linien, unter den dunklen und grüblerischen Augen lagen keine Ringe. Das hübsche Gesicht mit dem leicht beleidigten Ausdruck war jugendlich kantig. Der nach der Mode von High-School-Schülerinnen in das haselnussbraune Haar gebundene hellgrüne Schal stellte einen Kontrast gegenüber den zierlich geschwungenen pechschwarzen langen Brauen und dem Himbeerrot ihres Lippenstifts dar. Nur ihre Figur war Hinweis darauf, dass sie vielleicht erwachsener war, als es auf den ersten Blick erschien.

Wie sie so am Steuer des Chevy saß, zeigten sich unter dem engen, hellgrünen Jerseypulli mit dem hohen Kragen deutlich ihre Brustwarzen, fast, als ob sie nackt wäre. Ihren kurzen lilafarbenen Rock hatte sie über die Knie hochgezogen. Ihre langen, schlanken Beine wurden durch die Nylonstrümpfe, die sie trug, noch betont.

Sie nahm die scharfe S-Kurve kurz vor der Brücke über den East-Fork mit der Lässigkeit von jemandem, der diesen einsamen Teil des Highways gut kannte. Oben auf der langen geraden Strecke, die zum Fluss hinabführte, wurde sie langsamer. Es gab keinen Verkehr. Der Wagen vollführte eine scharfe Wendung um hundertachtzig Grad und fuhr den Hügel bis auf etwa hundert Meter unterhalb der Kuppe wieder hinauf. Sie lenkte ihn rechts in die Böschung und stellte den Motor ab.

Aus dem Handschuhfach holte sie ein Blatt raues Schmirgelpapier, ein rotes Netz mit drei Orangen und ein kleines Fernglas. Sie rutschte auf den Beifahrersitz, öffnete die Tür und setzte den rechten Fuß in den braunen Schlamm am Fahrbahnrand. Dann zog sie den Rock hoch und steckte ihn sich unter den Taillenbund, sodass ihr rechter Oberschenkel bis zum knappen Seidenslip bloß lag. Mit dem Schmirgelpapier schürfte sie sich die rosige, zarte Haut ihres Oberschenkels auf.

Ein Lkw mit Anhänger kam über die Kuppe der Anhebung und donnerte an ihr vorüber. Rasch zog sie den Rock herab.

Nach einem Dutzend Zügen an ihrer Zigarette legte sie das Schmirgelpapier beiseite und hämmerte mit kurzen und schmerzhaften Hieben mit den Orangen auf die feuerroten Bereiche ihres Beins ein.

Immer wieder hielt sie inne, drehte sich um und musterte mit dem Fernglas die Straße, die auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Tals in die Höhe führte. Die Sonne des Spätnachmittags fiel auf jeden Wagen, der Richtung Westen fuhr und über den fernen Hügel kam. Das reflektierte Sonnenlicht von der Windschutzscheibe und der Motorhaube war deutlich zwischen den Gold- und Rottönen der Blätter dieses Septembers zu erkennen. Aber es war schwer, sich auf diese Entfernung über Marke und Modell zu vergewissern.

Nachdem sie eine Viertelstunde lang abwechselnd durch das Fernglas geschaut und mit den Orangen auf ihr Bein eingehämmert hatte, fluchte sie unterdrückt, warf das Schmirgelpapier in das Netz und schleuderte das ganze Zeug ins dichte Gebüsch rechts von der Straße. Sie rutschte hinters Steuer und ließ die Beifahrertür offen stehen. Als der Motor wieder lief, fuhr sie den Wagen ein paar Meter höher den Hang neben der Fahrbahn hinauf, sodass die Naben seiner Vorderräder im Gehölz verborgen waren.

Ein Pick-up kam vom Fluss hoch. Er wurde langsamer, als der kräftige Fahrer im Overall sie verloren neben dem Chevy im Graben stehen sah. Der junge Mann bremste und lenkte rechts vor ihr von der Straße.

„Brauchen Sie Hilfe?“

„Nein. Vielen Dank.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mein Mann ist gerade in die Stadt mitgenommen worden. Er wird einen Abschleppwagen holen. Mit mir ist alles in Ordnung.“

Der junge Mann war enttäuscht. „Glück gehabt, dass Sie nicht mit dem Kopf voran durch die Windschutzscheibe geflogen sind.“ Er ruckte mit dem Daumen zum Chevy hin.

„Dem ist nichts weiter passiert“, sagte sie kalt, „außer dieser Vorderachse. Mein Mann wird in zehn Minuten zurück sein.“

„Okey-dokey.“ Er winkte, trat aufs Gas und fuhr weiter.

Wiederum blickte sie durch das Fernglas.

Auf der geraden Strecke jenseits des Tals glitzerte das Sonnenlicht auf einem schnellen Wagen mit viel Chrom, welches das Licht reflektieren konnte.

Sie berührte eine der kleinen wunden Stellen an ihrem Bein mit der Fingerspitze und schmierte sich einen dünnen Streifen Blut über den Wangenknochen unterhalb des rechten Auges. Rasch versteckte sie das Fernglas unter der Polsterung des Vordersitzes. Dann humpelte sie langsam zum Fahrbahnrand.

Der Wagen überquerte die Brücke über den Fluss und kam dröhnend den Hügel hinauf auf sie zu.

Sie begann zu weinen. Ihre Lippen bebten.

Der heranjagende Cadillac lenkte zur Straßenmitte, wurde jedoch nicht langsamer.

Sie konnte den Mann am Steuer deutlich erkennen. Ein Mann mittleren Alters ohne jegliche Dickleibigkeit des mittleren Alters. Stattdessen zeigte das feste, quadratische Gesicht eine harte, von der Wintersonne gebräunte, straffe Haut.

Sie winkte zögernd und wölbte die Schultern, als ob sie sich davor fürchten würde, um Hilfe zu bitten.

Der Cadillac verlangsamte auf etwa zwanzig Kilometer, rollte jedoch vorüber. Der Mann musterte sie misstrauisch mit schmalen Augen, und sein Blick zuckte zu dem verunglückten Chevy hinüber.

Dreißig Meter vor ihr hielt er an. Der große Wagen fuhr langsam rückwärts auf sie zu. Seine White-Wall-Reifen glitten auf den Randstreifen.

Sie ging keinen Schritt zu ihm hin, sondern biss sich nur auf die Lippen, wie um die Tränen zu unterdrücken.

Er stieg aus.

„Hast anscheinend Probleme, Mädel?“

„Einer dieser großen Laster“, jammerte sie. „Ist direkt über den Hügel auf mich zugekommen, mitten auf der Straße. Wollte keinen Zoll zur Seite fahren. Ich musste von der St-Straße runter.“ Schluchzend wandte sie sich ab.

„Mist.“ Mitgefühl schwang in seiner Stimme mit. „Irgendwas kaputt?“

„Ich-Ich glaube nicht.“ Sie blinzelte Tränen davon. „Es hat mich rausgeworfen, als ich in diesen Graben gefahren bin. Eine Weile lang dachte ich, ich hätte mir das Handgelenk gebrochen, aber es war bloß betäubt, schätze ich.“ Sie schüttelte es besorgt.

„Meinte den Wagen. Ist ein Reifen kaputt oder sonst was?“

„Ich weiß es nicht.“ Sie schauderte. „Aber selbst wenn er in Ordnung ist, möchte ich ihn jetzt nicht für eine Million Dollars fahren. Ich bin zu sehr am Zittern. Ich möchte einfach nur zurück in die Stadt. Ich lasse jemanden hier herausfahren und den Wagen holen.“

„Kein Problem. Ich bringe Sie in die Stadt.“

„Oh, das wäre nett!“

„Aber sicher.“ Er öffnete ihr die Tür des Cadillacs. „Sie leben in Vulcan City?“

„Oh, nein.“

Beim Einsteigen zuckte sie zusammen. Ihr Rock glitt hoch und zeigte die blauen Flecken, die Blutergüsse.

„Du liebe Güte“, sagte er, „es hat Sie aber ganz schön erwischt.“

Zaghaft hob sie den Rock, um ihm das Ausmaß der Verletzung zu zeigen. „Ich schätze, ich hatte Glück, dass ich mir nicht den Hals gebrochen habe. Aber ich bin völlig durchgerüttelt worden. Mir ist innerlich ganz zittrig.“

„Tut mir leid, aber ich habe kein starkes Getränk im Wagen.“ Er fuhr wieder los. „Aber vielleicht finden wir etwas unten an der Straße. Ein kleiner Drink würde diese Schmetterlinge in Ihnen ertränken.“

Bescheiden murmelte sie: „Na gut, wenn Sie meinen.“

„Sie haben gesagt, sie wohnen nicht in Vulcan City?“

„Nein, ich komme aus Niles. Ich heiße Lulie Jessop.“

„Miss Jessop?“

„Stimmt genau. Ich bin oben in Easton gewesen und habe ein paar Jagdhunde abgeliefert. Mein Bruder und ich züchten Bassets.“

„Wirklich?“ Er warf ihr einen interessierten Blick zu. „Ich gehe hin und wieder ein wenig auf die Jagd. Vielleicht können Sie und ich uns über einen Ihrer Hunde handelseinig werden.“

Sie strich ihren Jerseypulli über ihren Brüsten glatt und war sich dabei bewusst, dass er sie aus dem Augenwinkel betrachtete. „Kommen Sie aus der Gegend hier?“

Er lächelte. „Ich komme aus Buffalo. Heiße Deland. Ralph für Sie, Lulie. Sagen Sie, wie wär’s mit da vorn?“

„Oh!“ Sie wirkte nervös. „Das ist ein Motel, nicht wahr?“

„Ja.“ Er las das grüne Neonschild vor. „Ravenwood Lodge. Aber sie haben eine Bar und ein Café. In Ordnung?“

„Für mich ja“, sagte sie.

Der Cadillac fuhr auf die Parkbucht.

Der Mann mittleren Alters am Steuer konnte nicht ahnen, dass er direkt in eine Falle fuhr, geködert von den sexuellen Verführungskünsten dieses jugendlichen Mädchens. Oder dass er, als er das nächste Mal gesehen wurde, ein verstümmelter Leichnam wäre.

Kapitel II

Tony Quinn, neu gewählter Distrikt-Staatsanwalt von Vulcan City, kippte seinen Drehstuhl in seinem Büro im dritten Geschoss zurück und konnte so über den Luftschacht hinweg auf die schmalen, vergitterten Fenster des Stadtgefängnisses sehen. Jedes Mal, wenn er dies tat, glitt ihm ein Ausdruck von neugieriger Eindringlichkeit übers Gesicht. Er drehte den Kopf ein wenig zu einer Seite, wie um die Bedeutung eines unbestimmten Gemurmels zu erfassen.

Falls er jedoch in diesen Augenblicken auf etwas horchte, war es auf sein eigenes Gewissen. Der vage Anblick weißer, verschwommener Gesichter, die sich gegen diese fernen Stäbe drückten. Sie waren dort, weil er sie hinter Schloss und Riegel gebracht hatte, wo sie auf die Verhandlung wegen ihrer Verbrechen warteten, oder weil sie von der Polizei aufgegriffen worden waren und darauf warteten, dass ihre Fälle vor dem großen Geschworenengericht verhandelt wurden, bei dem er ihre Fälle darlegen würde. Doch hätten es das launische Wechselspiel des Schicksals und die Gnade Gottes anders gewollt, wäre er ebenfalls ein Häftling dort. Und kein Staatsanwalt.

Er zeigte jene merkwürdige Konzentration, eine unpassend erscheinende Starrheit auf einem Gesicht, das so flexibel im Ausdruck war, dass ein Reporter des Enterprise dieses Gesicht als das eines Gelehrten, eines Professors oder vielleicht eines Arztes beschreiben konnte. Und das am gleichen Tag ein Kameramann des Record es als das steinharte Gesicht eines Befehlshabers, die grimmige Maske eines gnadenlosen Kämpfers bezeichnete. Zu verdanken war dies der bewussten grimmigen Festigkeit Tony Quinns. „Zeige dich hart bei den großen Bossen der Unterwelt, zeige dich entspannt bei den kleineren Verbrechern.“ Manchmal drückte er es für die Öffentlichkeit andersherum aus: „Stürze dich auf die großen Jungs, und du wirst dir nicht so viele Sorgen wegen der kleinen Lumpen machen müssen.“

Im Endeffekt war er auf dieser Basis gewählt worden, und er wollte sein Amt so ausüben, ungeachtet dessen, wie hart es zuging. Bereits nach drei Monaten war es schon ziemlich schlimm, und es gab jede Menge Anzeichen dafür, dass es noch rauer werden würde.

Die Oberschicht des kriminellen Abschaums, die Männer, die er versprochen hatte, aus der Stadt zu vertreiben oder ins Gefängnis zu bringen, gingen nach wie vor ihren Geschäften nach. Sie sorgten immer noch dafür, dass sich die Rädchen bei der Polizei so drehten, wie sie es wollten. Und bei den Richtern der unteren Gerichtshöfe. Hinter ihnen standen drohend die Mächtigen, die seine eigene politische Partei beherrschten.

Sie hatten ihn im Amt haben wollen, oh ja. Sie hatten dafür gearbeitet, dass er gewählt wurde, gewiss. Sie konnten nicht anders. Oder sie hätten nach den schmutzigen Enthüllungen über seinen Vorgänger im Amt des Distrikt-Staatsanwalts die Kontrolle über die Stadt verloren. Jetzt war er im Amt, und da er ihrem Mann dabei helfen musste, auf dem Stuhl des Bürgermeisters Platz zu nehmen, hofften sie, er wäre vernünftig genug, die Versprechen zu vergessen, die er den Wählern gegeben hatte. Große Worte waren vor der Wahl in Ordnung. Aber niemand erwartete ernsthaft, dass ein Kandidat auch das umsetzte, was er gesagt hatte.

Die Schattengestalten hinter dem Thron hatte ihn so weit bedroht. Anfangs leise, aber jetzt übten sie mehr Druck aus. Tony war unnachgiebig geblieben. Er wollte sein Wort bis aufs i-Tüpfelchen einhalten. Sie hatten ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er es besser nicht versuchte, wenn Mrs. Quinns jüngster Sohn nicht untergehen wollte.

Also herrschte jetzt Krieg, natürlich ohne offizielle Kriegserklärung. Sie würden ihm etwas anhängen, etwas, das ausreichte, ihn völlig zu diskreditieren, damit er ein guter Junge bliebe. Wenn das nicht gelänge, würden sie sich schlicht offen auf ihn stürzen. Und es so aussehen lassen, als ob es das Werk eines jener Gangsterbosse wäre, von denen er die Stadt säubern wollte.

Die Schlaumeier in den Pferdewettbüros und den Billardzimmern, wo die Number Runners die Zettel einsammelten, gaben ihm bereits bloß noch sechs Monate, oder zwei, oder sie wetteten sogar darauf, dass er den Monat nicht überstehen würde. Abgesehen von einer Sache wäre Tony Quinn geneigt, ihnen recht zu geben.

Quinn schwang seinen Bürosessel herum und blickte mit sarkastischer Belustigung auf die deckenhohen Bücherregale, wo seine Regimenter aus fetten Gesetzesbüchern in Reih und Glied in so beeindruckender Würde standen. Es hatte eine Zeit gegeben, und das war noch gar nicht so lange her, da war er beschuldigt worden, die Hälfte der Gesetze in jenen dicken Schinken gebrochen zu haben. Natürlich waren nicht sämtliche dieser Anschuldigungen zutreffend oder ehrlich gemeint gewesen. Einige hatten ihren Ursprung in dem Wunsch gewisser Krimineller gehabt, ihre eigenen Untaten auf eine irrlichternde Gestalt zu schieben, die die Sensationspresse gern als die Schwarze Fledermaus bezeichnet hatte.

Dennoch war die Behauptung in gewisser Weise berechtigt gewesen, dass diese nächtliche Kreatur die Grenzen der Legalität zu zahllosen Gelegenheiten weit überschritten hatte. Ihre Verstöße gegen die Gesetze waren, so die Legende, immer zum Nachteil der kriminellen Elemente erfolgt. Die Diebstähle, Einbrüche, Überfälle, sogar Entführungen, mochten von einem Mann ausgeführt worden sein, der glaubte, dass die kriminelle Oberschicht, die sich ihrer selbst darin sicher war, unerreichbar für das Gesetz zu sein, nur durch Umgehung des Gesetzes erreicht werden konnte.

Er lächelte, ein hartes, ätzendes Lächeln. Die legendäre Gestalt war jetzt tot. Tot und begraben, außer im Gedächtnis einiger weniger, die den Verdacht hatten, dass die Kreatur Tony Quinns anderes Ich gewesen war. Niemand hatte das je bewiesen. Es gab drei, die es wussten, aber jene drei hätten sich lieber die Augen ausdrücken lassen, als es zuzugeben, jetzt, da Tony in einer so beherrschenden Position war.

Eine rubinrote Perle glühte auf einem kleinen Mahagonipaneel. Er berührte einen Knopf. „Ja?“

Silk Kirbys Stimme sagte: „Darf ich einen Augenblick zu Ihnen kommen, Mister Quinn?“

„Natürlich.“

Die schwere Walnussholztür schwang lautlos auf. Der große, dünne, blasse Mann, der leise auf dem dicken Teppich hereinschritt, war völlig kahl, hatte einen missbilligenden Ausdruck wie ein Butler im Film und war scharfäugig wie ein Fuchs. Er war einer der drei, die Tonys Vergangenheit kannten. Ein ehemaliger weltmännischer Hochstapler mit gelegentlichen Ausflügen ins Gebiet des Taschendiebstahls, war er jetzt Tonys offizieller Chauffeur und inoffizieller Sekretär. Er näherte sich dem Schreibtisch und hielt Tony einen Notizzettel hin.

Tony warf keinen Blick darauf. „Jung und hübsch, nicht wahr?“ Seine Stimme war leise.

Silk fuhr herum und sah zur offenen Tür hinter ihm. Niemand war im äußeren Büro zu sehen. Er reckte den Hals und sah Quinn an.

„Ich schätze, sie muss auf diesem Linoleum draußen herumgegangen sein. Hochhackige Schuhe, stimmt’s? Ich weiß, dass diese Zeit ohne Augen Ihre Ohren verdammt empfindlich gemacht hat. Aber ich sollte verflucht sein, wenn ich sie gehört habe.“

„Sie ist nicht herumgegangen“, sagte Tony leise. „Aber der Verschluss an der Handtasche einer Frau verursacht beim Öffnen ein leises Klicken. Und eines dieser Puderdöschen hat ebenfalls ein ziemlich deutliches Klick. Ich habe bloß beides in der entsprechenden Reihenfolge gehört, was darauf hindeutete, dass eine weibliche Person ihre Handtasche öffnete, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Wenn sie sechzig wäre oder schlicht, wäre ihr wahrscheinlich der Eindruck, den sie erweckt, ziemlich egal.“

Silk sah ihn mit aufkeimender Ehrfurcht an. „Ich wette, Sie könnten sagen, welche Karte ein Mann aus einem Stapel zieht, und zwar nur anhand des Geräuschs, das die Punkte machen, wenn sie über die Karte darunter reiben.“

„Ich habe Spieler gekannt, die das konnten.“ Tony grinste. „Wer ist es?“

Silk legte den Zettel auf den Tisch. „Eine Mrs. Mona Prosser. Aus Buffalo. Sie hat jede Menge von diesem alten Elan, wenn Sie mich fragen.“

„Was hat sie für ein Problem?“

„Sie möchte mit Ihnen über diesen Leichnam sprechen, den sie gestern aus dem Saylor’s Creek gefischt haben. Im Leichenschauhaus haben sie ihr gesagt, dass sie zu Ihnen müsste.“

„Oh?“ Erneut trat dieser Ausdruck von Eindringlichkeit in Tonys Augen. „Sie glaubt, es könne jemand sein, den sie identifizieren kann?“

„Ja, Sir. Ihr Ehemann. Sie wissen schon.“

„Coley Prosser? Der Hundeherzog? Ja?“

Silk beugte sich näher heran. „Sie scheint nicht sehr unglücklich darüber zu sein, Sir.“

„Bring sie rein“, wies ihn Quinn an.

Er bat sie, sich in den Stuhl neben seinem Schreibtisch zu setzen.

Hübsch war keine angemessene Beschreibung für sie, bemerkte er. Das herzförmige Gesicht, die weiten, dunklen Augen unter leicht schräg stehenden Brauen, das schimmernde, haselnussbraune Haar, die kess nach oben gerichtete Nase, der üppige Mund, das summierte sich zu einer allgemeinen Schönheit. Dennoch war er verwirrt, genauso wie Silk. Sie hätte eine Schönheit in Not sein sollen, war es jedoch eindeutig nicht. Sie war schlicht und einfach wütend.

Er kam gleich zur Sache. „Sie glauben, die sterblichen Überreste, die gestern hier geborgen wurden, könnten diejenigen Ihres Gatten sein, Mrs. Prosser?“

Sie überraschte ihn mit ihrer Erwiderung. „Nein, glaube ich nicht. Aber ich möchte mich vergewissern. Weil es Leute gibt, denen es recht wäre, wenn es Coleys Leichnam wäre.“

„Die Schlussfolgerung ist, dass Ihr Gatte einer dieser Leute ist. Sie haben Grund zum Glauben, dass er ... vorübergehend verschwinden möchte?“

„Vielleicht auf Dauer, soweit es seine Ehefrau und sein Kind betrifft, ja.“ Der Groll in ihrer Stimme war heftig. „Ich muss Sie ein wenig ins Vertrauen ziehen, damit Sie verstehen, warum ich das annehme, Mister Quinn.“

„Dieses Büro hat so einiges gehört, was nicht an die Öffentlichkeit sollte. Wir versuchen, es dabei zu belassen, es sei denn, es wäre gegen öffentliches Interesse.“

„Es wäre gegen mein Interesse, wenn Sie bekannt werden ließen, dass ich hergekommen bin, um mit Ihnen zu sprechen. Mehr als wahrscheinlich würde er versuchen, mich umzubringen. Oder einige seiner befreundeten Ratten täten es, wenn er wirklich tot ist. Sie wissen, dass die Regierung wegen Steuerhinterziehung hinter ihm her ist?“

„Ich weiß, dass sie ihn vor dem Bundesgericht angeklagt haben. Er wartet jetzt auf seine Verhandlung, ist gegen Kaution auf freiem Fuß, nicht wahr? Hinterziehung einer halben Million oder so?“

„Siebenhunderttausend. Sie sehen, warum es sich für ihn auszahlen würde, zu verschwinden, wenn er mit dem größten Teil seines Geldes abhauen könnte.“

„Schwer möglich. Insbesondere für einen Mann, der so gut bekannt wie Coley Prosser ist. Sie müssen einen bestimmten Grund für die Annahme haben, dass er versucht hat, sein Verschwinden zu inszenieren.“

„Habe ich in der Tat.“ Ihre Augen wurden schmal vor Bitterkeit. „Heute ist Freitag. Montagnachmittag verließ er unser Haus in Buffalo, um nach Newport, Kentucky, zu fahren, wo er, wie ich erwarte, auch eine Bande von Freunden und Verbündeten hat. Natürlich hat er mir nie irgendein Detail seiner Geschäfte verraten, aber ich glaube, er besitzt einen Anteil an einem dieser Spielklubs gleich auf dem anderen Flussufer von Cincinnati. Wie dem auch sei, er sagte mir, er wolle Montagnacht in Toledo bleiben, dann am Dienstag durch Vulcan City fahren und Dienstagabend nach Newport kommen. Ich habe nichts mehr von ihm gehört, obwohl er mich immer anruft, wenn er länger als etwa einen Tag weg ist, um nachzuhören, ob es irgendwelche Anrufe oder Nachrichten für ihn gab. Die einzige Nachricht von ihm erreichte mich gestern von einem Bankkassierer in Buffalo. Seine Frau ist eine meiner engsten Freundinnen. Er sagte mir, dass Coley bis auf sechshundert Dollar sein gesamtes Guthaben abgehoben habe. Zweihunderttausend Dollar, um genau zu sein.“

„Schon ziemlich viel Bares für eine kurze Reise.“

„Er hat mir dreißig Dollar in bar hinterlassen“, sagte sie ätzend. „Und das Schulgeld für unseren Jungen ist fällig. Er besucht eine Privatschule in New Jersey, und ich habe nicht genug Geld, um ihn dort zu lassen, es sei denn, ich kann sofort mit Coley Kontakt aufnehmen. Oder herausfinden, was ihm zugestoßen ist.“

„Hatte er das ganze Bargeld bei sich, als er Buffalo verließ?“

„Oh, nein. Er hat einen Scheck über diese Summe hier bei der Vulcan City National eingelöst.“

„Aha! Wann?“

„Mittwochmorgen.“

„Das würde bedeuten, dass er nicht verschwinden wollte, als er von zuhause weg ist, meinen Sie nicht? Es wäre so viel einfacher gewesen, das Geld mitzunehmen, bevor er verschwunden ist. Keine alltägliche Sache, in eine Bank zu gehen und nur deswegen eine Fünftelmillion in Bar mitzunehmen, weil man ein Stück Papier vorweist.“

„Die Bank hier hat meinen Freund, den Kassierer in Buffalo, angerufen, um sich zu vergewissern, dass der Scheck gedeckt war.“ Mona Prosser warf gereizt den Kopf zurück. „Ich werde jedes Mal so wütend, wenn ich daran denke, wie dumm ich gewesen bin. Während seiner ganzen Probleme bei ihm zu bleiben, zu versuchen, nett zu seinen speziellen Freunden zu sein! Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn er auch nur das Geringste um mich gegeben hätte, aber er hat sich nie die Mühe gemacht, zu verbergen, dass ich ihm egal war.“

„Hat er jemals vorgeschlagen, sich scheiden zu lassen? Oder eine Trennung?“

Männer laufen ihren Frauen manchmal als letzte Möglichkeit davon, wenn es die einzige Möglichkeit war, sich von einer ungewollten Lebensgefährtin zu trennen.

„Nein. Ich hatte daran gedacht. Es sogar erwähnt. Aber er wollte nicht, wegen Eddie, sagte er. Er hält große Stücke auf Eddie. Das ist ein Grund, weshalb es mich so bestürzt, dass ich nichts von ihm höre. Ich habe die Schule in New Jersey angerufen, um herauszufinden, ob er mit Eddie telefoniert hat. Aber nichts. Also versucht er entweder, sich zu verstecken, oder etwas ist ihm zugestoßen.“

„Ist es nicht möglich, dass er nach Newport gelangt und, vielleicht wegen der Natur seines Geschäfts, einfach ein paar Tage in Deckung gegangen ist?“

„Das könnte durchaus sein.“ Sie nickte ungeduldig. „Aber er ist nicht in dem Hotel registriert, wo er normalerweise absteigt. Ich fahre nach Newport zu einem seiner Freunde hinunter, der mit Sicherheit etwas von ihm weiß. Aber zuvor möchte ich diese Leiche sehen, von der ich hier in der Zeitung gelesen habe, heute Morgen.“

Quinn gab sein Bestes, mitfühlend zu erscheinen. „Ich fürchte, das würde nicht viel bringen, Mrs. Prosser.“

„Oh!“ Plötzlich wirkte sie erschrocken. „Er wurde ... Sie wurde verstümmelt?“

„Ich würde gern auf Ihre Gefühle Rücksicht nehmen, aber die Wahrheit lautet, dass die Überreste schrecklich zerquetscht wurden. Die Gliedmaßen sind vom Körper abgetrennt worden ...“

„Oh!“ Sie zuckte zusammen. „Davon stand nichts in der Zeitung.“

„Es wäre auch nicht schön zu lesen gewesen. Aber die Finger wurden zum Beispiel derart zerquetscht, dass eine Identifikation über die Abdrücke außer Frage stand.“

„Aber gewiss ...“ Sie sah aus, als wäre ihr übel. „Sein Gesicht? Sein Kopf?“

„Tut mir schrecklich leid, Mrs. Prosser. Sie müssen mir glauben, wenn ich sage, dass nichts Erkennbares mehr vorhanden ist.“

„Seine Kleidung?“

„Wurde vollständig entfernt, bevor der Leichnam verstümmelt wurde. Bisher ist das Einzige, was wir zu bestimmen in der Lage sind, dass der Leichnam der eines Mannes von etwa fünfundvierzig Jahren ist.“

„Coley ist zweiundvierzig ...“

„Wie viel wog er, würden Sie sagen?“ Tony erinnerte sich an die Schätzung des Pathologen, dass der Mann etwa fünfundachtzig Kilo gewogen hatte.

„Ich weiß es nicht genau. Etwa achtzig Kilo, glaube ich. War der tote Mann in etwa so schwer?“

Er konnte ihrer Sorge nicht noch mehr aufbürden, ohne etwas Konkretes zu sagen. „Ich bezweifle, ob sie sich seiner Größe oder seines Gewichts sicher sein können.“

„Aber ich muss es wissen!“, rief sie. „Sie müssen einsehen, dass man mich nicht so stehen lassen kann, ohne es zu wissen! Mir wären schlicht die Hände gebunden. Ich könnte an kein Geld kommen. Oder sogar an seine Versicherung, ohne Gewissheit zu haben.“

„Verstehe. Es ist eine schlimme Sache. Wir tun alles, was wir können, um Ihre Sorge so bald wie möglich zu erleichtern, Mrs. Prosser. Aber ich kann Ihnen keine allzu große Hoffnungen machen. Welchen Wagen hat Ihr Gatte gefahren?“

„Einen Cadillac. Schwarz. Das Modell von diesem Jahr.“

Er machte sich Notizen auf einem Block. Menschen in Not war es anscheinend immer eine Erleichterung, zu wissen, dass die offizielle Maschinerie übernahm.

„Kennzeichen?“

„New York KM 916-221. Er hatte White Walls.“

Auch das schrieb er nieder. „Manchmal ist es einfacher, einen solchen Wagen aufzuspüren, als einen Mann.“ Er stand auf. „Wir werden die Wagen unseres Police Departments sogleich darauf ansetzen. Wie heißt der befreundete Kassierer in Buffalo?“

„John Siwenoe. Er arbeitet bei der Drovers Trust. Sie können ihn anrufen und ihm von mir ausrichten, dass er Ihnen helfen soll, wenn er kann.“

„Das könnte notwendig sein. Sie lassen mich wissen, was Sie in Newport erfahren?“ Er ging mit ihr zur Tür.

Nachdem sie gegangen war, kam Silk ins Büro. „Es wird allmählich epidemisch, Sir“, murmelte er.

„Du hast eine weitere gut aussehende Dame draußen für mich warten?“

„Nö. Ich habe einen Anruf von Doc Gresch erhalten. Er hat noch einen.“

„Einen toten Mann?“

„Völlig zerquetscht, als wäre der Leichnam mit einem Stahlhammer bearbeitet worden. Genau wie der, den sie aus dem Saylor’s Creek gezogen haben. Der hier war in Harris Run, dieses kleine Flüsschen draußen bei West Fork. Ein paar Kinder, die dort Hockey spielten, haben ihn gefunden.“

Tony kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Der Pressefotograf, der ihn als einen grimmigen Kämpfer beschrieben hatte, hätte den Ausdruck von Konzentration auf seinem Gesicht wiedererkannt. „Ich frage mich“, sagte er sinnend, „ob andere Herren der Unterwelt während der letzten achtundvierzig Stunden als vermisst gemeldet wurden.“

Kapitel III

Tony Quinn blickte von einem Stapel Dossiers auf und lächelte beim Anblick eines honigblonden Bobs unter einem kecken roten Hut.

„Hallo, Mädel! Habe schon gedacht, dir wäre etwas zugestoßen.“

„Die haben mich ...“ Carol Baldwin, eine seiner drei engsten Vertrauten, grinste. „... unter einem Haartrockner erwischt. Tut mir leid, dass ich zu spät komme.“

„Hmmm.“ Er ließ seine Anerkennung des Ergebnisses durchblicken. Carol, Spezialagentin im Stab des Distriktanwalts, mit sämtlichen Qualifikationen, falls ihr scharfer Verstand jemals so etwas benötigte.

„Sämtliche Mitglieder anwesend“, sagte Tony, „der strategische Rat ist jetzt funktionsfähig.“ Er raschelte mit einem Telegramm. „Ich habe hier eine Nachricht vom Polizeichef in Orristown, Pennsylvania. Es geht um das mysteriöse Verschwinden eines gewissen Jules Verchamps. Darf ich unseren Statistik-Experten fragen, welche Daten er hinsichtlich Monsieur Verchamps zur Hand hat?“

Silk Kirby und Carol sahen Butch fragend an. Butch O’Leary, der Mann, der das Trio von Tonys Assistenten vervollständigte. Butch, ein Höhlenmensch mit Rasur und einem Jackett mit Hahnentrittmuster. Dieses Individuum mit den massigen Schultern sah Tony ausdruckslos an. Dann klickte es bei ihm.